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{"created":"2022-01-31T17:02:49.534971+00:00","id":"lit14669","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Home, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 5: 369-374","fulltext":[{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"369\nlntelligenzbla\u00e2-t\u00bb\nI E. Home \u00fcber die Ver\u00e4nderungen des Elu*\ntes bei der Gerinnung. (Phil. Transact. igig.\np. 172. ff.)\nEs ift febr merkw\u00fcrdig, dafs ich bei der erften Vorle-lung diefer Art im Jahr 179\u00b0 der Gefelll\u2019chaft zu bewei-fen luchte, dafs eine Muskeifafer zu klein fey, um vom menfchliehen Auge lelbft durch das hefte damals \u00fcbliche Vergr\u00f6fserun gsg'as gefehen werden zu k\u00f6nnen, und doch in der jetzigen zeigen kann, dafs mittelft der grofsen Verbellerungen im Gebrauch des Mikrof kopes fei bit Fafern, die nicht gr\u00f6fser als etn Blutk\u00fcgelchen find, gefehen werden k\u00f6nnen. Diele r\u00fchren von Hrn. Bauer her, der fein ganzes Leben auf die Unterfuehung von Gegenft\u00e4nden diefer Art verwandte. Vertrauen wir aber nicht den Beobachtungen eines folcben Mannes, wie k\u00f6nnen whims auf die von gew\u00f6hnlichen Beobachtern verlaffen?\nDie rollten Blutk\u00fcgelchen des Men (eben fcheinen, wenn fie unterm Mikrolkop durch den Mikrometer gemef-len werden, vvV\u00f6 Zoll im Durchmeffer zu haben , indem I89000O auf einen Quadratzoll gehen. Ihrer'F\u00e4rbefub-ftanz beraubt, hatten he \u00ee5Vc? Zoll, indem 4,000,000 auf einen Quadratzoll gelten. Hiernach find he, ihres F\u00e4rbe-Mes beraubt, nicht ganz um \\ kleiner. Diefer fcheint licht in ihnen enthalten, fondern lie riur zu umgeben. Hieftir fpriebt die Leichtigkeit der Trennung diefes Stoffs, indem er fogleich von allen Seiten vom K\u00fcgelchen ab\u00bb tritt, und die Noth wendigkett, eine nur febr kleine Blutzeuge m\u00f6glichft d\u00fcnn auf Glas zu ftreichen, damit fo die Feuchtigkeit verdunfte, wenn man lie gef\u00e4rbt erhal-ttuwiil. Dann behalten lie ihre volle Gr\u00f6fse und Farbe\u00bb","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nund v\u00f6llig: runde Geftalt, Wird aber eine gr\u00f6fsere Menge Ebu aofgewagen, fo dafs es nur \u00a7 Minute feucht bleibt, fo trennt lieh der F\u00e4rbeftoff in wenig Augenbhcken und Iwdet einen Kreis um das K\u00fcgelchen, :1t das Blut mit Waller verd\u00fcnnt, fo ift diefe Sonderung das Werk einet A igenblicks. Noch ein Grund ift die grof'se Menge des F\u00e4rbeftofles, der lieh zu den K\u00fcgelchen wie 3 : I verh\u00e4lt,\nDie Bhitk\u00fcgidcher. find nicht in allen Thieren von der-leiben Geftalt und Grobe. Dr. Young hat lie in fett er Einleitung in die nrediemifuhe Literatur aus d'tn Kri'rm. hay als eif\u00f6rmig befchrieben. Herr Bauer fand lie hier in\u00bb Leben eif\u00f6rmig, gleich nach dem Tode platt. Wern fiel\u00bb die menfchlichen Blutk\u00fcgelchen von ihrer F\u00e4rhefub-ftanz trennen, fo fchwurtmen lie fortw\u00e4hrend ira Serum und haben Anziehung gegen einander, indem lie lieh verbinden. Dadurch entheben Linien mit feitlieben Fin-fehl litten an den Vereinigungsftellen. Hieraus wird es wenigftens wahrfch\u00e9inlich, dafs die. Muskelfafern vorz\u00fcglich aus den Bl\u00fctk\u00fcgelchen entftehen, und dafs keine aus ihnen ent flehende kleiner ab fre feibfi feyn kann. Herr Bauer, dem ich di-fe Verrnuthung mittheilte, verfuchle, die feinften Fa fern der Muskeln auszumitteln. Nach einigen vergeblichen Vertuchen wurde eine losgetrennte Fa-fer aus dem gebratnen Schenkel eines Huhns unter das Mikrofkon gebracht, und gefunden, dafs lie in dem Mikrometer in jeder Hiniicht genau denfelben Raum als vier an einander gereihete K\u00fcgelchen einnahin, welche irr dem Serum vor vollendeter Gerinnung des Blutes fchwainmen. Die Muskelfafer konnte in einer grobem L\u00e4nge verfolgt , die Linlehnitte aber nicht weiter unter-fchieden werden.\nBeim Ver folg diefer Unterfuchung der Muskelfafern fand Herr Bauer, tlafs lie licit viel leichter trennen, wenn lie gekocht odet gebraten, und dann eine Woche lang in t\u00e4tlich geweehfeltem Waffer tnacerirt werden, wo er dann den befehriebenen \u00e4hnliche Fafern leicht aus der Muskelhaut de Menfchenmagens, der Keule des Schafs und desKa-ninchens und dem Lachte darfrei len konnte, weiche alle aus l\u00e4nglichen, durch flache hinlclmute getrennten Glieder u beh\u00e4nden,\nDurch","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"371\nDurcli l\u00e4ngere Mac\u00e9ra tien zerfallen elle Fa fern leicht in eine jVlaffe von K\u00fcgefehen von der Giiif-s rl r, il rer H\u00e4ute beraubten, flank ip- !<\u2018li'-n. .Die hee/b'ioinceo That* fachen lind zuvsr'iilbg. Wiefern ne zur Bildung der Meinung veranlagen k\u00f6nnen, dafs die K\u00fcgelchen das Material und die Anziehung zwilchen ihnen das Aiittel ift, wodurch die einzelnen Fa lern und die verfchiedeuen Zufam-mcnftellungen gebildet: werden, welche in den Muskeln Vorkommen, ertorderr eine feinere Unterfuchung. Bemerkenswert h ift , dafs die Blutk\u00fcgelcJien, Io lange fis noch von ihrer F\u00e4rhefuhlianz umgeben find , nicht zufam-menlaufen und vei w.-clden, mithin vermuthlich die Anziehung, welche dies bewirkt, er ft zwilchen ihrer F\u00e4rbe* fubitanz beraubten K\u00fcgelchen eintritt.\nDie Anfieht, dafs die Muskelfafern aus K\u00fcgelchen zufatnrnen ge fetzt lind, wird durch Herrn Bauers Bemerkungen \u00fcber das Gehirn beft\u00e4tigt. Wird diefes Organ gleich nach dem Tode unferfucht, fo lieht man \u00fcberall eine Menge von Fafern in allen feinen Theben, und die ganze Sub-Itanz erfcheint als ein Gewebe von Fafern, welche wieder eine Anh\u00e4ufung von K\u00fcgelchen find, deren Verbindung fo zart ift, dafs die leifefte Ber\u00fchrung fie zerft\u00f6rt und den Anfchein bewirkt, als fey das Gehirn blofs aus K\u00fcgelchen zufamtnengefetzt, welchen eine weniger forgf\u00e4l-tigeoder unter ung\u00fcnftigen Umft\u00e4nden angel'tellte Unterfu* chung gew\u00e4hrt. Anf\u00e4nglich nahm auch Herr Bauer blofs K\u00fcgelchen an. Diefe und die Eiterk\u00fcgelchen lind ganz Ton derfeiben Gr\u00f6fse mit den Blutk\u00fcgelchen, die ihrer F\u00e4rbefubftanz beraubt find.\nBrocha kas I) und Wenzels J), in rler Encyclopaedia britannica 5) enthaltene Angaben beft\u00e4tigen Hrn. Bauers Beobachtungen auf das genauefte, wenn fie gleich in mehreren Hinfichten nicht ganz genau find\u00bb\n1)\tOpp. min. 1. p. 542.\n2)\tDe penit. feructura cerebri, p. 24.\n3)\tVol. 1. part. 2. p. 360. No, 64. und Cf\nM. i. Archiv. V 3\u00bb\t\u00ae \u2019","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"Ich \"elie nun, nachdem ich die Erfcheinungen der, ihre-. Fariiefubftanz beraubten Blutk\u00fcgelchen angegeben 1\t. \u2022, zur Unterfuchung der Art \u00fcber, wie Blut beim\nG\" innen das Gewebe erh\u00e4lt, wodurch es, im lebenden Thiere ergulfen, zur Bildung ein\u00f6V Vereinigung mit dem allgemeinen Kreislauf in den Stand gefetzt, und dadurch mit den feilen Theilen des Thieres eins wird.\nImmer il.t die Art, wie das geronnene und in ver-fchiedenen Theilen des lebenden Thieres in lluhe gebliebene Blut Gehifse erh\u00e4lt, eine unaufgel\u00f6fte Aufgabe geblieben, wenn gleich die Thatfache felbft jedem Beobachter bekannt war, und verfcliiedene Erkl\u00e4rungsver-Buche gemacht wurden. J. Hunter, der viel leicht das Anfehn diefer Gerinnfel, wenn lie von den benachbarten Theilen aus eingefpritzt werden , beffer als irgend ein Phyholog kannte, war nie eine unmittelbare Fortfet-zung verzweigter Aefte von den umgebenden belebten Theilen aus, zum Mittelpunkte des Gerinnfels nachzuweifen im Stande, und erkl\u00e4rte daher diele Erfcheinung aus dem im Blute, mithin auch dem Gerinrtfel, exiftirenden Lebenspiincip, wodurch eine Reihe von Gel\u00e4fsen gebildet w\u00fcrden, welche lieh durch das Ganze fortfetzten, und lieh Vereinigungen mit den umgebenden Gel\u00e4fsen \u00f6ffneten. Seitdem hat man keine andere gen\u00fcgende Meinung vorgetragen. Ich felbft bin in den letzten zwanzig Jahren nicht auf dieferi Gegenftand aulmerkfara ge-wefen, wenn ich gleich zu jener Zeit mich oft damit befch\u00e4-ftigte, und durch keine vorhandene Erkl\u00e4rung befriedigt wurde.\nIm verfloffenen Sommer wurde ich indeffen durch Hrn. Bauer wieder darauf geleitet, der bei feinen Untcda. chungen \u00fcber das Keimen und Wachfen de.\u00ab Waizens, die er Behufs feiner Beobachtungen \u00fcber die Krankheiten des Korns; anltellte, t\u00e4glich einige von ihm ausge-f\u00e4cte Waizenkorner oder Pflanzen bis zur Reife unter-Buchte. f r wurde hier durch das \u00e4ufserft fchnelle Waclisthum des r\u00f6hrenf\u00f6rmigen Haares der Wurzel ei. ner jungen \\V aizenpflanze in den fr\u00fcheften Perioden in Erftaunen gefetzt, und falte dabei, dafs kleine, fehl ei-mige Erhabenheiten muer der Oberhaut an der Ober-fl\u00e4che der jungen Wurzel entltanden, in wenig Augen-","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"375\nblicken ein kleines Lufrbl\u00e4sehen ans der Wurzel in dis fchleimige Sulrftanz drang, und in einem Augenblicke zu der L\u00e4nge atisdehnte, welche das Haar \u00abmnehmen fo'lte, wobei die fchleimige Suhfianz Te*I>f< , die das Gas umgab, foglsicli gerann und einen Kanal bildete. Bei Wiederholung der Vetfaclie an einer andern Pflanze, deren Pubescenz in einem gegliederten Haar beftand, land man dalfeJbc. Ein Bl\u00e4schen trat aus dem jungen \u00bbfiele hervor, dehnte den Schleim in einer kleinen Sh recke aus, und bildete Io das etile Geier,k, das fbgleich gerann und durciilichtig wurde; an feinem Ende h\u00e4ufte lieh ein neues H\u00fcc ker eben deffelben Schleimes an, in welches felir Iraki Luit: aus dem erfreu Gelenke drang, wodurch fogleicJi das zweite Glied gebildet ward. Auf dielelbe Weile entltand nach und nach ein Haar von 10 \u201412 Gliedern.\nDiele, fo merkw\u00fcrdigen und fo einfach und befriedigend eine Art der Kanalbildung und der Vergr\u00f6fse-rung der Pflanzen erkl\u00e4renden Beobachtungen reran-latsten mich, mit Herrn Bauers UnterfUuzijng, Verfu-cbe anzuftel len, um auszumitieln, ob in Thierk\u00f6rpern etwas \u00e4hnliches Statt f\u00e4nde.\nZuerft meiste ausgemittelt werden, ob in dem in den Gef\u00e4isen kreifenden Blute ein Gas enthalten lev, und unter welchen Unih\u00e4nden es lieh von ihm trenne? Dafs das kreifende Venen-und Art\u00f6rienhlut viel Gas enth\u00e4lt, beit\u00e4tigen Herrn Braude\u2019s Vet Iliehe. Blut aus einer Armvene wurde, noch warm, unter die Glocke der Luftpumpe gebracht und geleiten, dais w\u00e4hrend des Auspumperis der Luft eine Menge Gas aus clcndelhcn. trat, fo dafs es zu fch\u00e4umen fchien, und das pueek-ftlber in der Barometerprobe der Pumpe niederdrtickte. Nachher mittelte er aus, dals diefes Gas Kohlerda ne, und im Arterien- und Venenblut in gleicher Menge, zwei Cubikzoll in einer LTnze, enthalten ilt.\nPafs eine Menge diefer Kohlenl\u00e4ure w\u00e4hrend des Gerinnens aus dem Blute tritt, wurde vorher durch Herrn Bauer bewiefen, der zwei Glast obren mit lriti.ii-gelaffenern Blute anf\u00fcllte, mit Blaffe zuhand und um. k\u00fcrzte. Anfangs zeigte lieh kein Gas an der Ouer-\nBb z","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"0/~i\nfl\u00e4che, mit dem Gerinnen des Blutes aber trat diefes ab, und bildete lieh w\u00e4hrend 24 Stunden in betr\u00e4chtlicher Menge.\nNach Ausmittelung diefer Thatfachen wiinfehte ich 2U wiffen, ob, wie bei Pflanzen, das frei werdende Gas die Fliuhgkeit, in welche es getrieben worden, auf eine eigenth\u00fcmliche Weife durchftr\u00f6mt. Deshalb brachte ich einen Impfen Blut von mir in einem Uhrglafe untets IViikrofkop, und betrachtete anhaltend die eintretenden Ver\u00e4nderungen. Zuerft entftaud ein H\u00e4utchen an der Oberfl\u00e4che, indem hier die Gerinnung zuerft eintrat, Nach etwa f\u00fcnf Minuten entwickelte lieh an verleide-denen Stellen des Gerinnfels etwas, und namentlich zuerft da, wo die meiften K\u00fcgelchen angeh\u00e4uft waren, und verbreitete lieh von hier aus nach allen Richtun-gen fehr fchnell durch das Serum, ohne im geringften mit den K\u00fcgelchen, die jetzt alle ihre F\u00e4rbefubftanz\u201dver-loron hatten, etwas gemein zu haben. Wohin diefe ent. wickelte Subfranz drang, bildete lieh fogleich ein Netzwerk, das durch das ganze Gerinnfel hindurch jnach allen Richtungen hin mit lieh fei oft anaftomolirte, und lieh auch nach dem Trocknen unver\u00e4ndert erhielt. Hie und da brachen Bl\u00e4schen durch die Oberfl\u00e4che des Gerinn-fels, wodurch aber die Bildung der Verzweigungen nicht gehindert wurde.\nIft das Blut kalt und mehr Serum auf dem Glafe, fo bildet lieh das Netzwerk nur in Klumpen von Kugel-eben, und, wenn das Serum trocknet, zerreifst es und zerftort diefe Bildung. Dies gefchieht bisweilen mehrere Tage nach Fntftehung des Netzwerkes. Aus reinein Serum ohne K\u00fcgelchen enthebt nichts, das trockne Se-ium aber bricht, und die Riffe k\u00f6nnen dann l\u00e4llchlich. f\u00fcr ein Netzwerk gehalten werden, unterfcheiden lieh indeffen leicht von ihm.\nDiele Thatfachen, zu deren Ausmittelung mich Hert? Bauer in den Stand fetzte, weifen eine wichtige Ver-\u00e4ndeiung nach, welche im ergoffenen Blute vorgeht, und erkl\u00e4ren die Enthebung von Gef\u00e4fsen in ihm bei Thie-ren, da hierzu nur die Aufnahme von rothem \u00dflut in die Kan\u00e4le erfordert wird, woraus diefes Netzwerk behebt.","page":374}],"identifier":"lit14669","issued":"1819","language":"de","pages":"369-374","startpages":"369","title":"\u00dcber die Ver\u00e4nderungen des Blutes bei der Gerinnung: Phil. Transact., 1818, p. 172 ff.","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:49.534977+00:00"}