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{"created":"2022-01-31T17:00:25.191112+00:00","id":"lit14670","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 70-71","fulltext":[{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\ni\u00c4tteraturbericht.\nF\u00e4lle von angeborener motorischer Aphasie. Es handelte sich um zwei Knaben, welche gut h\u00f6rten, normales Begriffsverm\u00f6gen besafsen, und keine, wenigstens keine f\u00fcr das Sprechen in Betracht kommenden Anomalien der Artikulationsmuskulatur darboten. \u2014 Ein anderer Fall betraf ein fr\u00fcher ganz gesundes M\u00e4dchen, welches im dritten Jahre infolge eines heftigen Schreckens Epilepsie acquirierte, von da an zuerst stark stotternd, dann gar nicht mehr sprach und das Sprechen trotz m\u00fchsamen Unterrichts auch nur unvollkommen wieder erlernte. Auch hier mufs eine centrale Affektion angenommen werden, gleichwie auch in einem anderen, ganz analogen Falle eine starke Be\u00e4ngstigung die Veranlassung zu vollst\u00e4ndiger Sprachtaubheit, also \u201eSeelentaubheit\u201c wurde, als deren Konsequenz Stummheit sich einstellte. \u2014 Auf Wurmkrankheit, die \u00fcbrigens eine anerkannte Ursache von Aphasie bei Kindern ist, d\u00fcrfte bei einem anderen Kinde eine angeborene und sp\u00e4ter verschwindende Taubstummheit zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, zu deren Erkl\u00e4rung Verfasser eine reflektorisch vom Darm her ausgel\u00f6ste trophische St\u00f6rung gewisser kortikaler Gebiete und auch wohl gleichzeitig des Labyrinthes annehmen m\u00f6chte. \u2014 Schliefslich wird noch ein Fall von infantiler Stummheit mitgeteilt, der offenbar im Gegensatz zu den obigen auf einer Zungen-und Kachenl\u00e4hmung bulb\u00e4ren oder mesenkephalen Ursprungs beruhte.\nSch\u00e4fer.\nA. Charpentier. Analyse exp\u00e9rimentale de quelques \u00e9l\u00e9ments de la sensation de poids. Archives de Physiologie, 1891, Heft 1, S. 122\u2014135.\nEs werden Versuche mitgeteilt, welche nachweisen sollen, dafs f\u00fcr die Sch\u00e4tzung eines gehobenen Gewichtes neben dem Druck, welchen das Gewicht auf die Haut aus\u00fcbt, noch die Intensit\u00e4t der Innervationsempfindung mafsgebend sei. Dafs gegenw\u00e4rtig wohl kaum noch ein anderer Forscher die Existenz von Innervationsempfindungen annimmt, scheint dem Verfasser unbekannt geblieben zu sein; auch hat er die neueren Untersuchungen, welche sein Problem behandeln, vollst\u00e4ndig unber\u00fccksichtigt gelassen. Die Versuchsthatsachen sind die folgenden.\n1. Dafs die St\u00e4rke des Drucks auf die Sch\u00e4tzung eines gehobenen Gewichtes Einflufs hat, illustriert die erste Thatsache: Hebt man zwei an Gewicht gleiche Metallkugeln, von denen die eine massiv, die andere aber hohl und wesentlich umfangreicher ist, nacheinander mit verbundenen Augen, und zwar einmal so, dafs die Kugeln die Haut der hebenden Hand direkt ber\u00fchren, und darauf in der Weise, dafs beide Kugeln durch eine gleiche leichte Unterlage (etwa von Kork) von der Haut getrennt sind, so erscheinen die Kugeln nur im zweiten Falle gleich schwer, w\u00e4hrend im ersteren Falle die Hohlkugel leichter zu sein scheint.\n2. Wiederholt die Versuchsperson den angef\u00fchrten Versuch bei ge\u00f6ffneten Augen, so erscheint ihr die massive Kugel auch dann als die schwerere, wenn beide Kugeln mit H\u00fclfe gleicher Unterlagen nach einander gehoben werden. Diese Thatsache l\u00e4fst sich leicht aus den von G. E. M\u00fcller und F. Schumann entwickelten Anschauungen (vgl. Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 45, S. 74 f.) erkl\u00e4ren.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n71\n3.\tEin mit einer Hand gehobenes Gewicht erscheint um so leichter, je st\u00e4rkere Muskelspannungen zu gleicher Zeit von einem anderen Gliede vollzogen werden. Durch Kontrollversuche, angestellt mit H\u00fclfe eines Dynamometers und eines Mossoschen Ergograplien, glaubt Verf. nach-weisen zu k\u00f6nnen, dafs das zu sch\u00e4tzende Gewicht bei gleichzeitiger Ausf\u00fchrung anderer Bewegungen nicht mit gr\u00f6fserer Energie gehoben wird. N\u00e4heres \u00fcber die Kontrollversuche wird nicht mitgeteilt.\n4.\tVerf. hob zweimal nacheinander mit der Hand einen Holzstuhl, indem er das erste Mal das obere Querst\u00fcck der Lehne nur mit einer Hand ber\u00fchrte, w\u00e4hrend er das zweite Mal mit beiden H\u00e4nden zufafste und die zweite Hand unth\u00e4tig auf der Lehne liegen liefs. Im zweiten Falle erschien der Stuhl leichter, obwohl derselbe thats\u00e4chlich um das Gewicht der unth\u00e4tigen Hand schwerer war.\nBevor man eine Erkl\u00e4rung der unter 3. und 4. angef\u00fchrten That-saclien versucht, hat man dieselben erst einer sorgf\u00e4ltigen Nachpr\u00fcfung zu unterziehen, da aus der Beschreibung der Versuche nicht ersichtlich ist, wie weit die zahlreich vorhandenen Fehlerquellen vom Verf. eliminiert sind.\tSchumann (G\u00f6ttingen).\nP. Hichei.son. \u00dcber das Vorhandensein von Geschmacksempfindung im Kehlkopf. Virchows Archiv, Bd. 123, Heft 3 (1891). S. 389-401.\nDer Umstand, dafs an der Innenfl\u00e4che des Kehldeckels und an den Stellknorpeln des Kehlkopfs sogenannte Schmeckbecher sich finden, hat bisher nicht blofs vielf\u00e4ltig Verwunderung erregt, sondern auch eine Reihe von Autoren veranlafst, an der Beziehung dieser Gebilde zum Schmecken \u00fcberhaupt zu zweifeln. Verf. stellte nun auf Anregung und unter Beteiligung von Langendorfe mittelst einer mit schmeckenden Substanzen bestrichenen Kehlkopf-Sonde, welche unter Leitung des Spiegels eingef\u00fchrt wurde, Versuche dar\u00fcber an, ob an den erw\u00e4hnten Stellen eine Geschmacks-Empfindung zu st\u00e4nde komme, und fand hierbei, dafs dies in der That der Fall ist. Jedoch mifst er nur den sich auf den Kehldeckel beziehenden Untersuchungen eine sichere Bedeutung bei, weil bei Ber\u00fchrung der Stellknorpel eine reflektorische Konstriktion des Kehlkopfeingangs erfolgt, welche zur Folge hat, dafs beim Herausziehen der Sonde die Innenfl\u00e4che des Kehldeckels leicht gestreift werden kann. Auch durch elektrische Heizung der Kehldeckel-Innenfl\u00e4che konnte Geschmacks-Empfindung (saure, bezw. laugenartige) erzeugt werden. Die Auffassung der \u201eSchmeckbecher\u201c als Endorgane der geschmackperzipie-renden Nerven erh\u00e4lt durch diese Ergebnisse eine neue St\u00fctze.\nGoldscheider (Berlin).\nLombroso. Tatto e tipo degenerative\u00bb in donne normali, criminali ed alienate. Archiv, di Psichiatr., Scieme penal, ed Antrop. Vol. XII (1891).\nS.\t1\u20146.\n1. Unter 100 normalen, d. h. solchen Frauen, die weder bestraft noch irr waren, befanden sich 54, die kein oder nur 1 Degenerationszeichen aufwiesen, d. i. fehlender Typus (T. 0), 38 mit 2\u20143 Degenerationszeichen (halber Typus = T. \u2019/a), 8 mit 4 oder 5 dergleichen (wahrer Typus = Typus).","page":71}],"identifier":"lit14670","issued":"1892","language":"de","pages":"70-71","startpages":"70","title":"A. Charpentier: Analyse exp\u00e9rimentale de quelques \u00e9l\u00e9ments de la sensation de poids. Archives de Physiologie, 1891, Heft 1, S. 122-135","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:25.191117+00:00"}