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{"created":"2022-01-31T15:09:52.105743+00:00","id":"lit14700","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Grassi","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 5: 471-474","fulltext":[{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"len. Der dicke Darm war weniger ger\u00f6thet, eben Io der, durch Luft ftark ausgedehnte Magen. Von dem, in den Haargef\u00e4fsen angeh\u00e4uftem Blute fchienen einige Verdickungen der W\u00e4nde des Darmkanals herzuriihren.\nDie, 8\" lange, verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig dicke Milz, war ziemlich feit und wenig blutreich.\nDie, iiul'serlich violette, im Innern blafsrothe Leber ergofs beim Durchfehneiden viel fchwarzes und dickes Kut aus den Lebervenen , und befonders der Pfortader.\nDie mit dem Zw\u00f6lffingerdarm verwaclifene Gallen-ldafe enthielt etwa 3 Unzen br\u00e4unlicher, tr\u00fcber, fehl' fl\u00fcf-figer Galle.\nIm Bauchfell fand fich kein Waffer.\nDie \u00fcbrigen Unterieihseingeweide waren gef and, aber roll 1\u2019dut.\nAlle Muskeln waren fcrtnierig und roilibraun. Alle Hautirenen, \u00fcberhaupt dss ganze Venenfyftem, waren voll eines iclnvui zen, etwas dicken Blutes.\n2, Beobachtung von Graffi.\nJ, Caftavnan, alt (2 Jahre, lebte zu Bordeaux ais G\u00e4rtner. Seine, im fcohzigften Jahre verfiorbne Mutter hatte in den letzten Lebensjahren an Anf\u00e4llen des feuchten Aftbma gelitten. Kr felhft war mittlerer Statur, mus-knl\u00f6s, arheitfmn und kounte, wenn er lieh nicht zu lehr anftrengie, ziemlich ftark arbeiten. Er als wenig, trank\nt\u00e4-lich eine Flafehe Wein, des Morgen:; etwas Branntwein,\n\u25a0 n\t>\t_\nlaraitfchte lieh alter felir feiten.\nIm 24fhen Jahre bekam er einen leichten apoplekti-fchen Artfall, der eine Befcfc werde in der Sprache zu: iiokliefs, welche bet Statt findender Kr\u00e4nklichkeit ztmahm.\nGegen das 4ofte Jahr wurde er Katarrhen unterworfen, die 2 \u2014 4 Wochen dauerten, j\u00e4hrlich zwei - bis dreimal wiederkehrten, und im Herbft am it\u00e4rkften waren.\nIm 55ften Jahre erlitt er 14 Tage lang einen heiligen afthmatifchen Anfall, wobei fich eine weinhefen-\u00e4hnliche il\u00f6the \u00fcber mehrere Theile des Geheiltes verbreitete. So oft das At innen erschwert war, und heftige Bewegungen die Brufteingewet'-us er lchutterten, nahm die bl\u00e4uliche lh\u00f6tbe zu.","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"Im fioften Jahre verfchlechterte fleh die Gefundlieit noch mehr, die krampfhaften Anf\u00e4lle des llefpirations-lyftems wurden ft\u00e4rker und h\u00e4ufiger.\nIm \u00f4iften J, 1811 waren die Atlnnungshefchwerclcn, H\u00fcften und Beklemmung bleibend geworden, und die Ge-lichtsfarbe ging langfaul in das dunkelviolette, fp\u00e4ter das blaue, \u00fcber, die Augen wurden fchmutzigblau. Auch die ganze Haut, vorz\u00fcglich die Zehen, Finger und N\u00e4gel w\u00e4ret' es. Ein int October an den linken Unterfchen-kei gelegtes Aetzrniltel hatie diefelbe Farbe und fonderte ftark ab. Die Augen fchienen aufgedunfen und thr\u00e4nten, das Geliebt war fchwach. Die Ohren, vorz\u00fcglich die L\u00e4pp, eben, waren bl\u00e4ulich, das Geh\u00f6r gut. Die Geifteskr\u00e4ft\u00ab fchienen bedeutend vermindert und es war beft\u00e4ndigNei. gung zur Bet\u00e4ubung vorhanden, fo dafs lieh der Kranke nie dem Schlafe \u00fcberlie\u00df, ohne Kopf und Bruft in eine geh\u00f6rig erhabne Lage gebracht zu haben. Er war \u00e4ufserft\nfebwitch und die Muskeln vollzogen nur mit grofser Lans-r i *. 7 pi p p\t^\nlarrik-:Ht kraruole i>e weg ungern\nDie fviundhaut und Lippen waren violett, doch das Zahnfirifch feft, die Zunge dick und feucht.\nHunger und D\u00fcrft fehlten, die Verdauung war (ehr befohweriich, der Stuli'gang feiten und fchwer. Der Kran-ke zog PHan/.enfpcifen vor.\nDas Ashmen war hefchwerlich , die Bruftl\u00fciiile Idang heim Anfciilagen. Bisweilen fand Ich waches Herzklopfen Stau, welches beim Liegen und bei Wendung des Kopfes nach der rechten Seile zunalnn. Es traten einige fl\u00fcchtige, unregelm\u00e4\u00dfige FicberbewegUngen ein. Der kleine, fdlwache, unregelm\u00e4\u00dfige Puls fehlug go \u2014 90 Mal in der Minute. Die Venen, vorz\u00fcglich die \u00e4u\u00dfern Halsvenen, waren ftark aalgetrieben.\nDer fafranfarbne, \u00fcbelriechende, der Menge nach regelm\u00e4\u00dfige Harn wurde durch das Erkalten wolkig und liefs einen fchwachen, kreidigen Bodenfatz fallen.\nDem Gef\u00fchl nach war der K\u00f6rper an der Oberfl\u00e4che k\u00e4lter als gew\u00f6hnlich.\nBei allgemeiner Abmagerung waren die Wangen und Augenlider ftark aufgebl\u00fcht, die F\u00fcfse wurden bei aufrechter Stellung \u00f6demat\u00f6s.","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"473\nDiefes Leiden machte in wenig Tagen reifsende Fort-fcliritte. Die Haut wurde dunkler, wenn das Atlimen er-fchwerter und das Gef\u00e4fsfyftem tli\u00e4tiger war, wo licli dann der blauen F\u00e4rbung eine r\u00f6thlich veilchenfarbne zuge-fellte. Diefe verfchwand an der Haut in der Ruhe, w\u00e4hrend trotz der Ruhe der Athmungs - und Kreislaufswerkzeuge, die Schleimh\u00e4ute ihre weinhefenartige F\u00e4rbung behielten.\nVom g ten Junius trat \u00e4ufserfte Kraftlofiglceit, beft\u00e4n-dige Schl\u00e4frigkeit und Bet\u00e4ubung ein, ohne das der Wein ihn ermunterte. Der Harn verminderte lieh und wurde in demfelben Verbaltnifs dunkler, ein leichtes, fl\u00fcchtiges Fieber, ohne vorlaufende Schauder, ohne begleitende W\u00e4rme, trat unregelm\u00e4\u00dfig und in kurzen Zwifehenr\u00e4u-lr.en ein. Dis blaue Farbe nahm im Verh\u00e4l tnifs mit der allgemeinen Schw\u00e4che zu, eben fo das Gedern und die Ath-jnangsbefcliiverden. Endlich erfolgte der Tod am I5ten Junius i;Vt-\nDie Leichen\u00f6ffnung gefchahe nach ungef\u00e4hr 30 Stunden.\nDie Haut des GcSchts, der H\u00e4nde und F\u00fcfse hatte dief\u00ealbe Farbe als im Leben. An Schultern und Bruit fanden Geh l\u00e4ngliche, gevhfiermafsen verzweigte Ekchymo-(en, in der Lendeugegeud und an der Ruthe viele kleine blaue Flecken.\nDie Fafern des Schl\u00e4fenmuskels und das Blut deffel-ben waren ziemlich roth, dagegen drang aus den N\u00f6then, vorz\u00fcglich der Lambdanatli, eben fo der Diplo\", ein bl\u00e4u* lichfchwarzes Blut hervor. Die Hirnblutleiter und Venen, auch das Adergeflecht, waren lehr ungef\u00fcllt, ein Zuftand, der lieh bis in das Gehirn felbft erftreckte.\nDie Bruftrnuskeln waren deutlich entf\u00e4rbt, die Rippen-knorpe! fchwach, die Rippen fehr br\u00fcchig. Die Bruft-fellf\u00e4cke enthielten viel Waller, die Lungen, vorz\u00fcglich die linke, adh\u00e4rirten Lark, und enthielten, zumal in ihrer hintern Gegend, viel fehwarzes Blut. Das fer\u00f6fe Blatt des Herzbeutels war bl\u00e4ulich, das Herz viel zu grot-, weich, die rechte H\u00e4lfte fehr ausgedehnt, ihre W\u00e4nde d\u00fcnn, die linke normal. Der Aortenbogen, eben fo die Lungengef\u00e4fse, waren erweitert, die H\u00e4ute der letztem verd\u00fcnnt. Auch die Hohladcrn waren weiter und","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\nenthielten ein. fclnv\u00e4rzliches, dickes, nicht geronnenes Blut.\nDie Leber war zu klein und fett, ihre Oberfl\u00e4che gr\u00fcnlich, ihre Gef\u00e4fse ftrotzten von einem dicken, fchwarz-violetten Blute. Die Milz hatte eine \u00e4hnliche Farbe. Die W\u00e4nde des D\u00fcnndarms und das Gekr\u00f6fe waren dunkel-violett.\nDas Blut der Schwammk\u00f6rper war etwas klebrig, bl\u00e4u-Jichfchvvarz, r\u00fcthete lieh aber an der Luft.\n3. Zweite Beobachtung von Graffi.\nDer Gegenftand diefer Beobachtung ift ein zehnj\u00e4hriges M\u00e4dchen zu Bordeaux, welche noch leht. In den erften Monaten war ihre Farbe ganz regel m\u00e4fsig, allein bet ihrer R\u00fcckkehr von der Amme am linde des zweiten Jahves war lie bl\u00e4ulich - violett, und blieb es feitdeiu. Es ift krampfhaften Anf\u00e4llen unterworfen, in welchen die blaue Farbe betr\u00e4chtlich zunimmt. Mafern und R\u00f6theln boten keine Eigenth\u00fcmlichkeit dar, in einer llohrepide-mie litt lie auch an dieler Krankheit, und diefe neigte zum afthenifchen Charakter. Einige leichte Weehfelfieber \u00fcberftand lie ohne oder mit H\u00fclfe leichter Miuel.\nAuf die blaue Krankheit hatte keine diefer Krankheiten einen merklichen Eintlufs. Die Farbe wird beim H\u00fcften nach mehr oder weniger angreifen'den Handlungen, in der K\u00e4lte, Barker Hitze u. f. w., lehr dunkel. Die Gern ui hs Kimmung ift heiter. Oft findet Kopffchmerz, bisweilen un\u00fcberwindliche Schl\u00e4frigkeit Statt. Der Schlaf ift ruhig. Sie \u00fcbevki.fst lieh ihm nur mit hochliegendem Kopfe und auf die linke Seite gebognem K\u00f6rper, um die Herzfehl\u00e4ge in\u00f6gliebft zu m\u00e4fstgen. Sie bewegt lieh fclnver, Jangfam und erm\u00fcdet fchnell.\nLippen und Mundhaut find f\u00fchr dunkelblau. Falt immer ift lie d\u00fcrftig, die F.fsluft ift gut. Jede Speife gilt ihr ungef\u00e4hr gleich. Das Kauen und Schlingen bringt bisweilen, wenn es crfchwert ift, eben fo Vollheit d\u00e8s Magens, Erfehwerung des \u00c4thmens, dunklere F\u00e4rbung, ft\u00e4rkercs Herzklopfen hervor.\nDas Ai innen ift immer erfchwert, tief, erhoben. Von Zeit zu Zeit findet ein tieferes linathmen Statt, wel-","page":474}],"identifier":"lit14700","issued":"1819","language":"de","pages":"471-474","startpages":"471","title":"Beobachtung","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:09:52.105749+00:00"}