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{"created":"2022-01-31T17:00:47.949821+00:00","id":"lit14717","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stumpf, C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 197-198","fulltext":[{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturb ericht.\n0. Stumpf. Psychologie und Erkenntnistheorie. Abhandlungen der k\u00f6nigl.\nbayer. Akademie d. Wissenschaften. I. Kl. XIX. Bd. II. Abtl. 1891.\nS. 467\u2014516. (Selbstanzeige.)\nDie Abhandlung richtet sich gegen den Kritizismus, der die Erkenntnistheorie von allen psychologischen Grundlagen zu befreien sucht, aber auch gegen den Psychologismus, der alle philosophischen und besonders auch alle erkenntnistheoretischen Untersuchungen auf Psychologie zur\u00fcckf\u00fchren will. Doch f\u00e4llt der Hauptteil der ersteren Aufgabe zu, da der Psychologismus doch gegenw\u00e4rtig viel weniger ausdr\u00fccklich und prinzipiell vertreten wird. Nach einer \u00dcbersicht des Standes der Streitfrage und der n\u00e4chstliegenden Argumente (I) wird dargelegt, dafs (II) die KANTSche Lehre von der Sch\u00f6pfung der Natur und ihrer Gesetzlichkeit durch den Verstand, welche angeblich auf keinerlei psychologischen Voraussetzungen ruhen soll, in ihren Hauptteilen (Schematismus der Verstandesbegriffe und transscendentale Deduktion) den Anforderungen der Erkenntnistheorie nicht entspricht, und dafs (III) die ihr zu Grunde liegende Lehre von Materie und Form der Vorstellungen den Anforderungen der Psychologie nach allen Eichtungen hin widerspricht. Dem regressiven Plane gem\u00e4fs wird dann noch (IV) der Begriff der Naturnotwendigkeit (synthetischen Notwendigkeit) untersucht, in welchem die Kritik der reinen Vernunft ihre letzte Wurzel hat. Es wird versucht, die psychologische Herkunft dieses Begriffes, ebenso die Garantien seiner objektiven G\u00fcltigkeit aufzuzeigen. Dafs Kant \u00fcberhaupt an dem strengen Begriff der Notwendigkeit festhielt, erscheint als sein wahres Verdienst, die Tendenz zur Ablehnung psychologischer Untersuchungen aber auch hier wieder als eine ungl\u00fcckliche, da nur die psychologische Analyse uns die Konstitution, die letzten Elemente eines Begriffes kennen lehrt. Ich m\u00f6chte hier betonen, dafs dieser Abschnitt das schwierige Problem nat\u00fcrlich nicht ersch\u00f6pfend behandeln, sondern nur zeigen soll, wie auch hier die kriticistische Wendung keineswegs die einzige L\u00f6sung des von Hume gesch\u00fcrzten Knotens ist, wie vielmehr der sonst naheliegende Weg \u2014 psychologische Herleitung des Begriffes aus der Wahrnehmung, Bew\u00e4hrung seiner objektiven G\u00fcltigkeit durch hypothetische Anwendung mit best\u00e4ndiger Verifikation \u2014 auch hier durchf\u00fchrbar erscheint, wenngleich beim wirklichen Aufstieg zum Gipfel noch an manchen Stellen Stufen zu hauen sind. Der letzte Abschnitt (V) sucht, an die","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nLitteraturbericht.\nvorherigen Einzelbetrachtungen ankn\u00fcpfend, allgemein die Aufgaben der Erkenntnistheorie und der Psychologie gegeneinander abzugrenzen, w\u00e4hrend er zugleich den innigen Zusammenhang der Arbeiten in der Durchf\u00fchrung der Aufgaben hervorhebt.\nEin historischer Anhang giebt eine kurze \u00dcbersicht der Ausgangspunkte und Anregungen, die Kants Trennung von Form und Materie des Vorteilens zu Grunde lagen, sowie der Verh\u00e4ltnis- und Notwendigkeitslehre des Nicolas Tetens. Rein historisch hatte ich hier nichts wesentlich Neues zu bieten. Der Zweck war nur, in Erinnerung zu bringen, dafs an Kants verh\u00e4ngnisvoller Unterscheidung mancherlei \u00e4ufsere Einfl\u00fcsse mitbeteiligt waren, sowie zu betonen, dafs die gegen Tetens erhobenen Vorw\u00fcrfe in Hinsicht seines Psychologismus nur zum geringen Teile zutreffen, allerdings immer noch in gen\u00fcgendem Mafse, um Kants Abneigung gegen die Heranziehung der Psychologie zur Erkenntnistheorie begreiflich zu machen.\nF. Ch. Poetter. Psychologie, 2. Aufl. 3. Teil des Philos. Repertor. f\u00fcr Studierende und Kandidaten etc. von A. Vogel. G\u00fctersloh 1891. Bertelsmann. 142 S.\nEin recht d\u00fcrftiges kleines Buch. Dem Verfasser fehlt eine Haupteigenschaft f\u00fcr den Schreiber eines kleinen Kompendiums, die um so notwendiger ist, auf je knapperem Raume er sich ausdr\u00fccken will: er ist nicht warm und voll von seinem Gegenst\u00e4nde. Dagegen hat er ein geradezu ungl\u00fcckliches Talent, immer im allgemeinen zu bleiben und gar nicht zur eigentlichen Sache kommen zu k\u00f6nnen. Man h\u00f6re die Disposition: 64 S. Geschichte der Psychologie, 13 S. Er\u00f6rterungen \u00fcber Beziehungen zur Metaphysik, Wesen der Seele u. s. w., weitere 11 S. Geschichte, dann endlich 41 S. \u00fcber das, was doch schliefslich die Hauptsache ist, das normale Seelenleben. Die Wahrheit von dem Nutzen einer historisch fundierten Kenntnis kann nicht st\u00e4rker in ihr Gegenteil verkehrt werden. 6 S. im ganzen \u00fcber Kant, dessen Psychologie bekanntlich so ziemlich seine schw\u00e4chste Leistung war, und 2lh S. \u00fcber die ganze reichentwickelte Psychologie des Gesichtssinnes, 372 S. \u00fcber die alles kompliziertere Seelenleben bedingenden Reproduktions- und Assoziationsvorg\u00e4nge! Und wenn nur wenigstens dieser geringe Raum ordentlich ausgenutzt w\u00e4re! Aber \u00fcberall (auch in dem historischen Teil) merkt man, dafs dem Verfasser die Dinge und Probleme, von denen er handelt, niemals recht Fleisch und Blut geworden sind, dafs er nicht aus dem Vollen sch\u00f6pft, Immer nur Worte, ganz allgemein gehaltene S\u00e4tze und dazu Citate, vorwiegend aus Planck, Ulrici und Wundt; nirgend konkrete Anschauung, sowie ein Eingehen auf das Einzelne und das, was den Leser fesseln kann.\nKandidaten, die sich ungl\u00fccklicherweise mit dem Buche vorbereiten sollten, m\u00fcssen danach die Pr\u00fcfung in der Psychologie f\u00fcr die \u00f6deste und unsinnigste aller Qu\u00e4lereien halten.\tEbbinghaus.\nGius. Sergi. Psicologia per le scuole con 62 figure. Milano, Fratelli Dumolard, 1891. 213 S.\nVerfasser, Professor in Rom, welcher seinen psychologischen Stand-","page":198}],"identifier":"lit14717","issued":"1892","language":"de","pages":"197-198","startpages":"197","title":"Psychologie und Erkenntnistheorie, Selbstanzeige. Abhandlungen der k\u00f6nigl. bayer. Akademie d. Wissenschaften I., Kl. XIX., Bd. II., Abtl., 1891, S. 467-516","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:47.949827+00:00"}