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{"created":"2022-01-31T16:55:48.324588+00:00","id":"lit14727","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lasson, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 202-203","fulltext":[{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nIAtteraturberichl.\nVerfasser untersucht die pers\u00f6nliche Gleichung in bekannter Weise mit Hilfe eines k\u00fcnstlichen Sterns und findet u. a. folgende Resultate von allgemeinerem Interesse:\n1.\tDie pers\u00f6nliche Gleichung liefert kleinere Werte hei elektrischer Registrierung als bei der Auge- und Ohrmethode; aber die Unterschiede sind nicht sehr bedeutend.\n2.\tWenn das passierende Gestirn einen Durchmesser hat, so registriert man den vorausgehenden Rand durchweg zu fr\u00fch, den nachfolgenden durchweg zu sp\u00e4t. Auf die Gr\u00f6fse des Durchmessers kommt es dabei nicht an.\n3.\tBei l\u00e4ngerer Fortsetzung der Experimente zeigt sich die Tendenz, zunehmend fr\u00fcher zu registrieren.\n4.\tDer Beobachter ist ziemlich gut im st\u00e4nde die relative Genauigkeit seiner Beobachtungen nach dem unmittelbaren Eindruck, den er davon hat, zu beurteilen. Str. notierte sich in einer Anzahl von F\u00e4llen, ob die Registrierung nach seinem Urteil viel zu fr\u00fch, zu fr\u00fch oder ein wenig zu fr\u00fch (bezw. zu sp\u00e4t) erfolgt sei, und fand hinterher als Mittel der zugeh\u00f6rigen Zahlen 0.058, 0.041 und 0.017 Sek.\n5.\tBei der Absch\u00e4tzung von Dezimalen (sowohl bei Sekunden wie bei\nMillimetern) giebt es gewisse subjektive Pr\u00e4dilektionen f\u00fcr einzelne Zahlen, auf die man also vorwiegend h\u00e4ufig verf\u00e4llt. So kommt z. B. die Dezimale 0 bei weitem am h\u00e4ufigsten vor, dagegen 9 bei weitem am seltensten.\tEbbinghaus.\nH. Siebeck. Beitr\u00e4ge zur Entstehungs-Geschichte der neueren Psychologie. (Progr. der Universit\u00e4t biefsen.) Giefsen 1891. 35 S. 4\u00b0.\nVon der Sorgfalt und Umsicht, die wir an dem Verfasser gewohnt sind, erhalten wir in einem neuen wertvollen Beitrag zur Geschichte der Psychologie eine weitere Probe. Seinen Satz, dafs die Zeit zwischen Thomas und den H\u00e4uptern der Renaissance-Philosophie an neuen Erkenntnissen oder Ans\u00e4tzen auf dem Gebiete der Philosophie h\u00f6chst fruchtbar gewesen ist, bew\u00e4hrt Siebeck an zwei sehr disparaten Erscheinungen, an der EcKHARTischen Spekulation und dem Empirismus Buridans. Unzweifelhaft richtig ist seine Ausf\u00fchrung, dafs bei Eckhart und in seiner Schule zuerst mit klarem Bewufstsein der Begriff des Gef\u00fchls als koordinierten dritten Geistesverm\u00f6gens zu Verstand und Wille er-fafst wird, auf Grund allerdings thomistischer Denkweise, aber zugleich nicht ohne ausdr\u00fcckliche Kritik derselben. Die Vertiefung in die Innerlichkeit, wie sie seit Bonaventura und den Victorinern gel\u00e4ufig geworden ist, wirkt in derselben Richtung das ganze sp\u00e4tere Mittelalter hindurch nach, auch bei Duns, bei Occam; am energischsten wird doch die reine Subjektivit\u00e4t als Beziehung des Subjekts auf sich im Gegens\u00e4tze zu der denkenden und wollenden Beziehung auf das Objekt bei Eckhart als der tiefste Grund aller Erscheinungen des Seelenlebens herausgehoben, und Eckhart findet in dem Begriffe des Seelengrundes, des \u201eF\u00fcnkleins\u201c, des \u201eGem\u00fctes\u201c als des Inbegriffs reiner Innerlichkeit auch eine bestimmtere Auspr\u00e4gung f\u00fcr seine Intention. Treffend macht Siebeck darauf aufmerksam, dafs die Ausdr\u00fccke \u201eGeschmack\u201c und \u201eschmecken\u201c, und so","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n203\nauch \u201eMinne\u201c bei Eckhabt geradezu terminologisch dienen, den fehlenden Ausdruck f\u00fcr das, was wir Gef\u00fchl nennen, leidlich zu ersetzen. Die beiden folgenden Abhandlungen besch\u00e4ftigen sich mit Bubidan, seiner Auffassung der Willensfreiheit und den Anf\u00e4ngen der psychischen Mechanik bei ihm. Siebeck nennt Bubidan den eigentlichen psychologischen Fachmann unter den Scholastikern, der die Probleme der inneren Erfahrung eigent\u00fcmlich durchdachte und wie die Wahrnehmung so auch das Wollen nicht ohne Erfolg zum Gegenst\u00e4nde seiner Forschung machte. Buridan unterscheidet den Trieb vom Begehren und Wollen, im Willen ein aktives und ein passives Element; er bezeichnet den engen Zusammenhang zwischen Vorstellen und Wollen; Wille ist ihm nicht eine vom Intellekt verschiedene Kraft, sondern nur eine andere Th\u00e4tigkeitsrichtung der einheitlichen Seele. Gegen \u00dcberweg konstatiert Siebeck, dafs Bubidan die Frage der Willensfreiheit nicht unentschieden gelassen, sondern dem Willen die Th\u00e4tigkeit zugeschrieben hat, den Intellekt zu leiten und sich praktisch nach Willk\u00fcr zu bestimmen, w\u00e4hrend die Tiere determiniert sind. Die Freiheit der Willk\u00fcr dient der ethischen Freiheit als ihrem Ziele, in der dann der Intellekt die Herrschaft \u00fcber den Willen \u00fcbt. Endlich werden noch bei Bubidan Grundlagen zur Assoziationspsychologie nachgewiesen. Es findet sich bei ihm eine Reihe von feinen Beobachtungen \u00fcber die Enge des Bewufstseins, die gegenseitige Hemmung von Empfindungen, die Wirkungen des Kontrastes, eine Farbenlehre, die als Vorl\u00e4uferin der GoETHESchen bezeichnet werden darf. Die Frage, wie diese Theorien weiter gewirkt haben auf die Sp\u00e4teren, bezeichnet Siebeck als eine bedeutsame Aufgabe weiterer Forschung.\nA. Lasson.\nP. Kronthal. Schnitte durch das centrale Nervensystem des Menschen.\nGefertigt, photographiert und erl\u00e4utert. 18 Tafeln mit 29 Heliograv\u00fcren nach Original-Negativen und erl\u00e4uterndem Text. Berlin, Speyer und Peters 1892. Folio. (Selhstanzeige).\nEs war schon seit lange meine Absicht, die Photographien einer gr\u00f6fseren Anzahl von seltenen und besonders instruktiven Schnitten durch das centrale Nervensystem des Menschen zu ver\u00f6ffentlichen. Die betreffenden Schnitte zeichneten sich n\u00e4mlich einerseits durch die Richtung aus, in der sie gef\u00fchrt waren, andererseits durch die Gr\u00f6fse. Was das Erste betrifft, so wurden die Schnittebenen so gew\u00e4hlt, dafs eine ganze Bahn oder ein m\u00f6glichst grofser Teil derselben in den Schnitt fiel \u2014 die Bahn der Pyramiden, der Schleife, der columnae posteriores fornicisj der commissura posterior, der columnae anteriores fornicis, der commis-sura anterior, der brachia conjunctiva und der austretenden Hirnnerven ist dargestellt \u2014 bez\u00fcglich des zweiten Punktes ist mir nicht bekannt, dafs mit Ausnahme des Atlas von Luys je Schnitte durch das ganze Gehirn durch ein photographisches Verfahren ver\u00f6ffentlicht worden sind. Im LuYsschen Atlas sind aber die Photographien sehr detaillos ; ob dies an den Pr\u00e4paraten oder an der photographischen Technik gelegen hat, ist schwer zu beurteilen.","page":203}],"identifier":"lit14727","issued":"1892","language":"de","pages":"202-203","startpages":"202","title":"H. Siebeck: Beitr\u00e4ge zur Entstehungs-Geschichte der neueren Psychologie, Progr. der Universit\u00e4t Gie\u00dfen, Gie\u00dfen 1891","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:55:48.324593+00:00"}