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{"created":"2022-01-31T17:01:03.246342+00:00","id":"lit14737","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Naegele, Fr. Carl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 5: 483-531","fulltext":[{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"Deutfehes Archiv\nf\u00fcr die\nPHYSIOLOGIE.\nF\u00fcnfter\u2019 Band. Viertes Heft.\nI.\nUeber den Mechanismus der Geburt. Vorn Hofrath und Profeffor Dr. Fr. Carl Naegele zu Heidelberg.\nWenn einer nuferer verdienteften Phyfiologen Tagt; \u201e Rien de plus curieux que le m\u00e9canisme par lequel. \u201e le foetus eft expulje ; tout s'y paffe a vec une pr\u00e9cif\u00eeon \u201eadmirable \u201c etc. lf fo ftimrnt ihm Jeder bei, der ficii der Beobachtung der Natur auch von diefer Seite gewidmet hat. So lehr der Aufm\u00e9rkfamkeit werth, fo bewunderungsw\u00fcrdig aber der Mechanismus der Geburt ift, fo wichtig ift die Kenntnijs del\u00efelben. Ihr verdankt der Zweig der iieilkunft, der fich auf die H\u00fclfe bei tchwerer/Geburtsfallen bezieht, fein \u00fcafeyn. \u2014 tn dem Mangel jener Kenntnifs Jag der Grund, dafs die-fer wichtige Theil tier Iieilkunft in feiner Ausbildung fo auffallend lange hinter den \u00fcbrigen zur\u00fcckgeblieben ift; dafs der Geburtshelfer nur mit Wehmuth in die Zeiten zur\u00fcckblicken kann, wo manche Theile tier \u00fcbrigen Heilwiffenfchaft bereits zu einer Stufe von Ausbildung erhoben waren, welche zu \u00fcbertreffen den gr\u00f6fs-\nl) Magendie, Pr\u00e9cis \u00e9l\u00e9m. de phyfiolojie. i Paris 1817. T. II. P- +53-\nAf. d. Archiu, V. 4,\nli","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"434\nten Aerzten fp\u00e4terer Zeit nicht gelungen ift; dafs die Geburtsh\u00fclfe keine Hippokrale, keine Gcdene aufzuweifen hat. ln der unzul\u00e4nglichen Kenntnifs des Mechanismus der Geburt, darin, dafs, als man der Natur bereits auf die Spur gekommen, als fchon ein Theil diefes Geheimniffes entdeckt war, M\u00e4nner von Talent, ftatt die Gelegenheit, die ihnen zu Gebot fand, zur weitern Enth\u00fcllung jenes grofsen Geheimniffes zu beim zen, lieh zu dem Wahne verleiten liefsen, bereits in vollem Befitze deffelben zu feyn; darin, dafs jene M\u00e4nner, ftatt durch fortgeletzte\u00bb forgfuitige Beobachtung die Gefetze der Natur kennen zu lernen, fielt berechtigt hielten, ihr Gefetze vorz\u00fcfehreiben, ftatt aus den unz\u00e4hligen Abweichungen der Natur von dielen Geietzen Mifstrauen gegen ihre VorfteUung zu ioii\u00f6pfen, und fie an dem ewigen Probierfteine tier Wahrheit aller Naturanficht zu pr\u00fcfen, vielmehr geblendet von dem Schimmer ihres Calcul\u2019s, jene Abweichungen f\u00fcr f ehler hielten, die der Knnft zu verbeffern obliege, und fit die Natur aus dem Auge und lieh im Sinnen auf Werkzeuge und Handgriffe verloren, und ftatt die Grundpfeiler der Kunft, deren hochfter Gipfel von Veredlung die reinite Nachahmung der Naturwirkung ift, zu befefti-gen, ilurch ihre voreilige, unzeitigo Th\u00e4tigkeit fielt lelbft um die Gelegenheit brachten, die M\u00f6glichkeit raubten, ihre mangelhafte Anficht von den Gefetzen der Geburtsmechanik zu berichtigen: darin lag der Grund, dafs jene M\u00e4nner f\u00fcr die wahre Vervollkommnung der Wiffenfchaft das nicht leifleten ; dafs die Kunft in der zweiten H\u00e4lfte des vorigen Jahrhunderts fielt nicht \u00fcberall der Fortfchrjtte zu erfreuen hatte, welche der Eifer jener M\u00e4nner, ihre Gaben und die H\u00fclfsmi\u00fcel, die ihnen zu Gebot ftanden, zu erwarten berechtigten.\nNach dem Urtheile denkender Geburtshelfer aller Zeit geh\u00f6rt aber dis Darftellung der Art und Weife, wie","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"485\nLei tier Geburt die Frucht durch die Wirksamkeit der Natur zu Tage gef\u00f6rdert wird, zu den ich wer Iren Aufgaben. Gelegenheit, Zeit, unerm\u00fcdliche Geduld, Unbefangenheit, g\u00e4nzliches Freifeyn von vorgefa\u00dfter Meinung, redlicher offener Sinn f\u00fcr die Wahrheit geh\u00f6ren zu eien wesentlichen Erfordernden f\u00fcr den, der dieies Feld der Naturforfchung betritt. Trotz den r\u00fchmlichen, gl\u00fccklichen Bem\u00fchungen eines Ou/d, Smellip, Matthias Saxtorph, Solayr\u00e9s dp Renhuc, \u00dfauddoeque, Boer u. a. konnte doch nur der jene Aufgabe f\u00fcr er-fch\u00f6pft halten, der den Hergang der Geburt allein aus B\u00fcchern kennt. Vielmehr halte ich es f\u00fcr unerl\u00e4ssliche Pflicht eines Jeden, der die Gelegenheit hat, dafs er nach Kr\u00e4ften zur Erweiterung und Ausbildung der Kenntnifs von dem Mechanisms\u00bb des Geb\u00e4rungsactes beizutragen Strebe; denn fie ift die Grundlage aller richtigen Anficht von den St\u00f6rungen jener Verrichtung und mithin auch alles zweckm\u00e4\u00dfigen V erfahrens am Bette der Kreifsenden. Das ift ja bekanntlich etwas Eigent\u00fcmliches bei der Function des Gebarens, clafs fie im ungefl\u00f6rten, gefundheitgem\u00e4fsen Zuftande ans krankhafte gr\u00e4nzt, grofse Aehnliehkeit damit hat. Es fehlen ihr von den Merkmalen, die bei den \u00fcbrigen Verrichtungen den Unterschied zwifchen krankem und gefunden! Zuftancl auffallender bezeichnen. Diefs Schon macht nat\u00fcrlich die Diagnofe diefer Zuft\u00e4nde dort oft fo ungemein Schwierig. Daher, manches Andere nicht an-zufiihren, kommt es denn, dafs von mehrern Garnillen Lucinen\u2019s die am Bette einer Kreifsenden Zusammentreffen, nicht Selten die einen das Einwirken der Kunf't f\u00fcr f\u00f6 nothwcnclig halten als die anderen f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcffig ja Sch\u00e4dlich. Und doch h\u00e4ngt davon : wer recht hat, Mmfchenleben ab, Etwas, was verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig hier ungleich h\u00e4ufiger der Fall ift, ais im \u00fcbrigen Gebiet\u00ab der Heihviflenfchaft. Es liegt in der Natur der F\u00e4lle,\nI i a","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"486\ndie in den Wirkungskreis des Geburtshelfers geh\u00f6ren, und in der Natur der Mittel, dafs hier alles Handeln fo wichtig, fo grofs in feinen Folgen ift. Das Ob, Was und Wie fetzt aber als erfte Bedingung voraus: eine genaue Kenntnifs nicht nur des gew\u00f6hnlichen Herganges des Geb\u00e4i ungsactes, fondern auch feiner Varie-t\u00e4ten, der Abweichungen von der gew\u00f6hnlichen Weife innerhalb der Gr\u00e4nzen, wo die \u00dfeftimmung der Function ohne Schaden f\u00fcr Mutter und Kind durch die eigene Wirkfamkeit der Natur erreicht wird, eine genaue Kennt-nifs der Gefetze, die die Natur, wenn fie ungeft\u00f6rt wirkt, befolgt, und von denen \u00fce fich auch im kranken Zu* ftande nicht losfagt.\nDer geringe Beitrag, den ich hier liefere, ift rein das Ergebnifs meiner mit der gr\u00f6fsten Sorgfalt und der mir erreichbaren Genauigkeit angeflellten Beobachtungen. Auf Vollft\u00e4ndigkeit macht diele Arbeit nicht den entfernteften Anfpruch. Sie ift und w\u00e4re nichts weiter, als ein Fragment, wenn fie fich auch nicht blofs auf den Mechanismus der Geburten mit vorliegendem Kopfe befchrankte. Eine gefchiclitliche Darftellung oder Kritik der bisherigen Meinungen und Vorftelhingen von dem Geburtshergange war nicht meine Abficht und wenn ich hier und da die Anfichten u. f. w. anderer ber\u00fchrte, fo gefchahe dies hauptf\u00e4chlich nur, um das, was ich der Natur abgefehen zu haben glaube, m\u00f6glichft klar darzuftellen. Wo Meinungen oder Behauptungen anderer und befonders ber\u00fchmter M\u00e4nner angef\u00fchrt werden, da bediente ich mich m\u00f6glichft ihrer eigenen Worte, wodurch denn manches Cit\u00e2t und namentliches Anfuhren zumal f\u00fcr den Kenner tlberfl\u00fcffig wurde.\nNoch glaube ich, nicht unbemerkt Iaffen zu d\u00fcrfen, dafs Einiges von dem hier Folgenden zum Inhalts einer Antwort auf ein Schreiben eines Freundes (eines","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"487\ntalentvollen jungen Mannes, der fleh mit befonderm Eifer der Phyfiologic widmet) geh\u00f6rte, welcher mich unter andern frug, welches Lehrbuch der Geburtsh\u00fclfe nach meiner Meinung die richtigfte Darftellung des Mechanismus der Geburt enthalte. Daher m\u00f6gen ficli hier und da cbftetricifche Kunft-Ausdr\u00fccke oder W\u00f6rter umgangen oder umfehriehen finden, was fur den Geburtshelfer von Profeffion \u00fcberfl\u00fcffiggewefen w\u00e4re u. f. w. Es enthielt auch das Schreiben jenes jungen Gelehrten die Bemerkung : es feheine ihm auffallend, dafs in den Lehrb\u00fcchern und andern Schriften \u00fcber Phyfiologie gerade die Lehre von der Function des Gebarens lieh fo kurz, fo wenig ausf\u00fchrlich (\u201eSicco pede, \u201c wie er fich ausdr\u00fcckte) abgehandeli befinde; dafs fie meift nur kur ze Ausz\u00fcge aus obftetriciichenSchriften enthielten; dafs \u00abs ihm faft vorkomme, als wenn die Phyfiologen und unter ihnen auch die, denen Gelegenheit zum Selbft-beobachten zu Gebot fteht, gerade an tliefem Gegen' ftand niclit jenen warmen Antheil nehmen, welchen lie an andern freilich eben fo wiffensw\u00fcrdigen, aber in mancher Beziehung nicht fo wichtigen Dingen, durch den lebhaften Eifer, den fie ihrer-Bearbeitung widmen, an den Tag legen. Endlich bemerke ich noch, dafs die-fer Auffatz feit zwei Jahren niedergefchrieben da lag, und dafs ich bei der Durchficht vor dem Abtenden in der Hauptfache nichts zu \u00e4ndern fand; obgleich meine Aufmerkfamkeit durch das Ergebnifs der fr\u00fchem Beobachtungen eine beltimmtere Richtung erhalten hatte, wodurch ich dann um fo mehr im Stande war, meine Anficht felbft zu pr\u00fcfen und mich vor T\u00e4ufehung, voreiligen Annahmen u. f. w. zu fiebern. Einige Zul\u00e4tze, die ich zu machen gew\u00fcnfent, durch die verfprochene Ab-fenduna des Auffatzes aber abgehalten worden bin, be-halte ich mir vor, bei einer weitern Bearbeitung diefes Gegenftandes nachzutragen.","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"488\n\u00a7. i. Bei der unter den verfchiedenen Kopflagen am h\u00e4ufigsten vorkommenden i'tellt fich der Kopf nicht mit dem Hinterhaupte, fondern mit dem Scheitel und zwar mit dem rechten Scheitelbeine voraus, die kleine Fontanelle der Gegend der linken Pfanne zugewandt zur Geburt. Bei der Unterfuchung zu Anf\u00e4nge der zweiten Geburtszeit und bei IVIebrgebarenden mit dem Eintritte der Wehen und auch fchon fr\u00fcher, ber\u00fchrt der in tier Richtung der centxifchen oder Mittellinie der BeckenhohJe. im Contact mit dem Kopf gebrachte Finger das rechte Scheitelbein in der N\u00e4he feines H\u00f6ckers, und man findet die beiden Fontanellen meiftens in gleicher Hohe,zuweilen die groise, weniger feiten die kleine, etwas tiefer flehend. Der Kopf hat am Beckeneingang keine gerade, fondern eine ganz fchiefe Stellung, fo dafs der am niedrigften ouer tiefften {teilende Theil nicht der Scheitel oder die Pfeilnaih ift, fondern das rechte Scheitelbein. Die Pfeilnatii ift dem Vorgebirg des Kreuzbeines ungleich n\u00e4her, als den Schoofsbeinea und theilt faft quer fien r\u00fcckw\u00e4rts und gemeiniglich links hin ragenden Muttermund in zwei fehr ungleiche Theile. Oft bildet fich, bald nachdem der Muttermund begonnen hat, fich zu \u00f6ffnen, unter gewiffen Umft\u00e4nden (deren ausf\u00fchrliche Darfteliung hier zu weit abwegs f\u00fchren w\u00fcrde) eine Anfchwellung der Kopfbedeckungen, welche\nl) Doch kann ich nicht umhin, auf einiges hierher Geh\u00f6rige \u2022wenigftens hinzudeuten. Man beobachtet diefe Art Ge\u00bb fchwulft vorz\u00fcglich bei Erftgeb\u00e4renden, jedoch auch bei Mehrgeb\u00e4renuen, in den F\u00e4llen, wo einiges Fruchtwaffer vor* Fanden oder wo diefes zu fr\u00fche abgefioffen ift; \u00fcberhaupt da, wo der Kopf left an fliegt auf dem untern Geb\u00e4rmutter* abfclmitt oder diefer lieh genau an ihn anfehmiegt. Ferner bei einer gewiffen Unnacbgiebigkeit, Spannung des Mutter* munde-, die auch aufser der Wehe fortdauert und auf regelwidriger Th\u00e4tigkeit beruht, durch welche Umft\u00e4nde die Ge-","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"489\nbeim weitern Fortg\u00e4nge der Geburt, wo der Muttermund feinen Stand, feine Richtung und hinwiederum der Kopf feine Lage gegen ihn \u00e4ndert, u. f. w\u00bb allm\u00e4hlich wieder verfchwindet, doch auch bei weiter gediehener Vergr\u00f6fserung der Muttermunds\u00f6ffnung, obgleich weicher werdend, noch einige Zeit f\u00fchlbar ift. Diefe Gefchwulft befindet lieh (bei der Kopflage, wovon hier die Rede ift) auf dem rechten Scheitelbeine nahe am obern Rande cleffelbe\u00ab faft in gleicher Entfernung von den beiden Winkeln; zuweilen erftreckt fie lieh auch mit einem kleinen Theile \u00fcber die Pfeilnath hinaus auf das andere Scheitelbein. Ihr Umfang richtet lieh nach der Weite der Muttermur.ds\u00f6ffnung.\nJe h\u00f6her der Kopf noch fleht, defto mehr n\u00e4hert fiel) fein srofeer Durchmeffer dem Ouerdurchmeffer des Beckens und defto ichieier ift feine Stellung, weshalb auch das rechte Ohr meifterss ohne Schwierigkeit hinter den Schoofsbeinen gef\u00fchlt werden kann, was nicht der Fall feyn w\u00fcrde, wenn der Kopf eine gerade Stellung h\u00e4tte, oder gar mit dem Hinterhaupte voraus fich zur Geburt ftellte (wie noch von vielen angenommen, wird, Unter c'enen Mehrere die Scheitellagen zu den norrnwi-\nfcliwulfc eine gr\u00f6fsere H\u00f6he erk\u00e4lt und fefter, praller wird. Beharret der einen halben, einen ganzen Zoll oder etwas mehr ge\u00f6ffnete Muttermund ungew\u00f6hnlich lange, gleichfam hartn\u00e4ckig\u00bb ohne fich zu erweitern (wie man nicht gar feiten zu beobachten Gelegenheit hat\u00bb wo er fechs, acht und mehrere Stunden, trotz der anfeheinend geh\u00f6rig ftarken Wehen, unver\u00e4ndert bieibt;) folgen dann aber die \u00fcbrigen Ge-burtsftadien aufserordentlich rafch aufeinander, geht befon-ders das Ein-und Du-rchfchneiden ungew\u00f6hnlich fchnell und leicht vor fieh, fo bringt das Kind jene Gefchwulft (die unter den verfebiedenen unter der Geburt fich bildenden An-Ichwellungen der Kopfbedeckungen die erfte Kopfgefcbwnlft genannt werden k\u00f6nnte) mit auf die Welt, und man findet den \u00fcbrigen Kopf von aller Anfuhv: eil ring frei.","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\ndrigen oder doch weniger giinftigen Kopflagen rechnen, die zur gl\u00fccklichen Vollendung durch die Naturkr\u00e4fte ungew\u00f6hnlich vorteilhafte oder weit vorteilhaftere Uml't\u00e4ncle, als die Hinterhauptslagen erfordern). Man kann fiel) von dem Getagten bei Mehrgeb\u00e4renden wegen fr\u00fcherer Oeffnung des Muttermundes leicht \u00fcberzeugen; a llein auch bei Erft geb\u00e4renden ift, bevor noch der Muttermund zum Durchlaflen der Fir.gerl'pitze hinreichend ge\u00f6ffnet ift, bei hinl\u00e4nglich entwickeltem, verd\u00fcnnten untern Ahfchnitte des Uterus, mittelft der Un-teriisohung durch das Scheidengew\u00f6lbe, der vorliegende Scheit\u00fclhoeker gemeiniglich nicht zu verkennen. L\u00e4fst hell ja die Pieilnath zuweilen durch die Geb\u00e4rmutterwand f\u00fchlen.\nBeim weitern, tiefem Eindringen des Kopfes in den Beckeneingang fteigt die kleine Fontanelle meiftentheils in etwas Itaikerm Maalse abw\u00e4rts als die grof.se, doch bei weitem nicht immer, und zuweilen verh\u00e4lt es lieh umgekehrt ohne die mindefte Erfchwerung des Geburts-herganges. Jene Drehung um the Queraxe findet in vorz\u00fcglichem Grade da Statt, wo der Kopf beim Vordringen auch nur einigermafsen mehr als gew\u00f6hnlichen Wider ft and von den weichen oder harten Wegen erf\u00e4hrt, in h\u00f6herni Grade bei ge willen Fehlern des Beckenein-gangs. Hoch dies geh\u00f6rt nicht hierher, da diele Mit-flieh ung fielt auf den nat\u00fcrlichen Geburtshergang be-fchr\u00fcnken loll. Nachdem der Kopf mit der gr\u00f6lsten Cir-cumferenz, die er dem Beckeneingange darbeut, durch denfelben hindu'chgedrungen ift, werden beide Fontanellen gemeiniglich wieder in gleicher H\u00f6he f\u00fchlbar. Nach der fchiefen Stellung des Kopfes coincidirt beim Durchg\u00e4nge die gr\u00f6fste Breite des Sch\u00e4dels (von einem tuber parie/.nie zum andern) wie deffen Grundfl\u00e4che der Breite nach nat\u00fcrlich nie mit den DurchmefTern des Beckeneinganges.","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"49 i\nBeim Hindurchdringen des Kopfes durch den Bek-keneingang und beim Einnehmen der Beckcnh\u00f6hle bleibt in der Regel die kleine Fontanelle ftets dem linken eif\u00f6rmigen Loche zugewandt, und der Kopf behauptet auch dann noch diefe Stellung, wenn er lieh bereits in der Beckenh\u00f6hle befindet, dem Einfehneiden nahe ift. Dafs der Kopf beim ilerabfenken in die Reckenh\u00f6hle in dieler eine folche Stellung annehme: dafs die kleine Fontanelle dem Schoefsbogcn zugewandt, oder unmittelbar hinter der Schambeinfuge lieh befinde, wie durch-gehends in den Lehr-und Handb\u00fcchern der Geburtsh\u00fclfe (unter denen ftatt vieler anderen ich hier biofs das Froriep'\u00efche und Sipbold'fche anf\u00fchre) und andern Schriften gelehrt wird, dies ftirnmt mit meinen Beobachtungen durchaus nicht \u00fcberein. Wenn der Kopf fieh Vollkommen in die Beckenh\u00f6hle herabgefenkt hat und dem Einfehneiden ganz nahe ift* dann befindet fielt noch immer die kleine Fontanelle dem linken eif\u00f6rmigen Loche zugewandt. Die Spitze des Fingers, die man in diefem Zeitr\u00e4ume ungef\u00e4hr in der Mitte der H\u00f6he des Schoofsbogens, in der Richtung der nach aufsen oder vorn fortgefetzt gedachten eentrjfehen Linie der Becken-hohle, ein bringt, it\u00f6fst fait auf die Mitte des hintern obern Viertheils, zuweilen auch beinahe auf die Mitte der hintern H\u00e4lfte des rechten Scheitelbeines. Hatte Geh nicht fchon fr\u00fcher beim tiefem Eindringen des Kopfes in die Beckenh\u00f6hle, durch das fefte Anfchmiegen des untern Geb\u00e4fmutterabfehnittes um denfelben, eine Anfchwelinng der Bedeckungen (bekanntlich an der Stelle, wo die Runzeln lieh kreuzten) gebildet; fo entftehl, wenn der Kopf l\u00e4ngere Zeit in jener Lage und Stellung beharret (wie dies meiltcns der Fall ift und befonders bei Erftgeb\u00e4renden u. f. w.), nun erft eine Gefcbwulft, welche fich am hintern obern Viertheile des rechten Scheitelbeines, der Stelle, die hinter dem Schoofsbogen","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\noder diefem gegen\u00fcber fteht, befindet. Links und aufw\u00e4rts neben diefer Gefchwulft (die der weniger Ge\u00fcbte leicht f\u00fcr den bereits im Einfehneiden begriffenen Kopf zu, halten verleitet werden k\u00f6nnte) und etwas entfernt von ihr f\u00fchlt man deutlich die von aller Hautanfchwel-lung freie kleine Fontanelle, die noch ftets dem linken eif\u00f6rmigen Loche zugekehrt ift.\nBei fortgefetztem Wehendrange bewegt lieh endlich die kleine Fontanelle allm\u00e4hlich, in gleichfam wiederholten Verflachen, von links nach rechts (oft etwas oder mehr oder weniger von oben nach unten), und das Hinterhauptsbein begiebt lieh von der Seite her unter den Schoofsbogen. Allein es ift nicht die Hinter* hauptfpitze, welche zuerft unter den Schoofsbogen tritt, fondern der Kopf kommt in jener Stellung, n\u00e4mlich mit der hintern obern Gegend des rechten Scheitelbeines, ins Einfehneiden, und beharret in diefer Stellung bis er mit dem gr\u00f6fsten Umfange, den er dem Beckenausgang entgegenfiellt, durch d'enfelben hindurchgedrungen ift; wo er Sch dann mit dem Gefichte vollends dem rechten Schenkel der Mutter zuwendet. Verfolgt man bei dem .im Einfehneiden begriffenen Kopfe mit der Spitze des Fingers von der kleinen Fontanelle aus die Pi'eilnath, fo nimmt der unterfuchende Finger die Richtung von dem kerabfteigenden Afte des linken Scboofsbeines zum her-auffteigenden Afte des rechten Sitzbeines. Es ift die \u00absintere obere Gegend des rechten Scheitelbeines, welche heim Ein - und Durchfehneiden vorausgeht. Nach meinen Beobachtungen vollendet der Kopf hierbei nicht die Drehung um feine fenkrechte Achfe von links nach rechts, oder den Uebergang aus der fchr\u00e4gen Stellung in die gerade und lel'bft dann, nicht, wenn er mit der gr\u00f6fsten Circumferenz, die er tier Schamfpalte darbeut, (welches aber nicht die nach feinem Querdtirchmeffer \u2014\u25a0- n\u00e4mlich von einem Scheitelh\u00f6cker zum andern \u2014","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"genommen ift, Sondern ein Umkreis, der den kleinen und grofsen Durchmeffer des Kopfes in einem Spitzen Winkel durchfchneidet), durch diefelbe hindurchdringt. Wenn man bei einer geh\u00f6rig langfam erfolgenden Geburt \u2014 es fey eine Erft - oder Mehrgeb\u00e4rende \u2014 iin Ein-und bis zum Durchfehneiden des Kopfes mit dem Finger in Ber\u00fchrung mit der kleinen Fontanelle bleibt, fo findet man, dafs diefelbe in der Regel links hin gerichtet bleibt bis zum g\u00e4nzlichen Flottwerden des Kopfes. Hiervon kann man lieh noch auf eine andere Weife leicht \u00fcberzeugen, wenn man n\u00e4mlich dann, wenn der Kopf dem Durchfchneideo nahe ift, in einer wehenfreien Zwischenzeit, mit der Spitze des Fingers von der kleinen Fontanelle aus die Pfeilnath verfolgt , wo man alsdann diele Nalh nicht der Direction der Mittellinie des Kreuzbeines folgend, fondera in fchr\u00e4ger Richtung vou links nach rechts findet. Am deutiiehften zeigt lieh das Gef\u00fcgte in den F\u00e4llen, wo (hetenders bei Erstgeb\u00e4renden oder auch bei Perfonen, deren Damm in fr\u00fchem Niederk\u00fcnften unbefch\u00e4cligt geblieben ift) der Kopf im Durchfclmeiden einige Zeit beharret, wo er, von der Schamfpalte in feiner gr\u00f6fsten Circmnferer.z, (n\u00e4mlich die er ihr darbeut) befangen oder umfangen, eine oder zwei Wehenintervallen (Zeitraum zwilchen zwei Wehen) flehen bleibt. Hier findet man die Pfeilnath nicht nach dem hintern oder untern Ende der Schamfpalte (Commis, pofter.) hin gerichtet, fondern von links nach redits, Sich kreuzend mit der rechten Schamlefze in einiger Entfernung von deren unterm oder hinterm Ende; und deutlich lieht man den rechten Scheitelh\u00f6cker fr\u00fcher zum Vori\u2019cheine kommen als den linken. Am heften Eilst iich diefes beobachten in der Seitenlage der Kreifsenden. Unter allen Lagen beg\u00fcnftiget cliefe am meiften die Durchgangsweife des Kopfes durch den Dek-kenausgang, deren eben erw\u00e4hnt worden, und.welche","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"far die Mutter am wohlth\u00e4tigften, am ficherften ift. Un* ter diefen Omft\u00e4nden ift alles Dammunterftiitzen \u00fcber-flrif\u00dfof, und es bleibt fonach die Aufmerkfamkeit des Beobachters ungetbeilt u. f. w. 1\nBleibt der Kopf l\u00e4ngere Zeit gegen die von ihm ausgedehnte Schamfpnlte angeprefst, ohne wirklich unter den Schoofsbogen zu treten oder einzufchneiden; und erfolgt beim rafchen Steigen der Intenfit\u00e4t der Wehen u. f. w. (wie dies zuweilen der Fall ift), das Ein-und Durchfchneiden \u00fcber die Maafsen ichnell: fo be-fchr\u00e4nkt fich die Kopfgefchwulft (wovon vorhin die Rede gewefen ift), die das Kind mitbringt, auf das hintere obere Vieriheil des rechten Scheitelbeines. Erfolgt aber das Ein - und Durchfchneiden auf die gew\u00f6hn-hohe Weife, geh\u00f6rig langfam, fo bildet fich (wenn nicht fchon eine Gefchwulft da war, oder abgefehen von der he rests vorhandenen) w\u00e4hrend des Einfchneidens an der von der wideri\u2019tehenderi Schamfpalte umichlolienen Stelle des Kopfes eine Gefchwulft \u2014 tier gew\u00f6hnliche Vor* r-ipf, \u2014 deren Grundfl\u00e4che zum bei weitem gr\u00fcfsten Tkeiia das rechte Scheitelbein lind zum Th eil das Hinterhauptsbein, deiien rechte H\u00e4lfte, ift, und die gemeiniglich faft nur mit ihrem Rande die kleine Fontanelle bedeckt.\nl) Junge, zum erften Mate kreifsende und in allem, was zum Geburtsgefchlifte geh\u00f6rt, ganz unerfahrene Perfonen, denen geitatict wurde, jede beliebige Lage auf dem (gew\u00f6hnlichen) Eette zu nehmen, kurz die ohne Anweifung in Betreff der Lage gelaffen wurden, fahe ich h\u00e4ufig, und befonders bei Ann\u00e4herung und \"w\u00e4hrend der vierten Geburtszeit, fich auf die Seite legen und \u00f6fter auf iiie linke als auf die rechte Seite. Lief, man fie bei den fogenannten einfehneidenaen Wehen (des Verlache; wegen) iich auf den R\u00f6cken fegen, fo verliehenen fie, dafs die Wehen ihnen weit fchmerzhafter, weit unertr\u00e4glicher feyen als in der vorigen Lage.","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"495\nJohnfan *) hatte eine richtigere Anficht von dem Eindringen des Kopfes in die Beckenh\u00f6hle als viele \u00c4nderte lange nach ihm. \u2014 Jenen Stand des Kopfes in der Beckenh\u00f6hle, wenn er dem Einfehneiden nahe ift, hat meines Wiffens zuerft So/ayr\u00e9s de Renhac ') angegeben. Die fehr\u00fcge Richtung des Kopfes am Beckeingange kannte diefer vortreffliche Beobachter fo gut, als der w\u00fcrdige Saxtorph, mit deffen Abhandlung 3) die feinige zu gleicher Zeit erl'chien: allein den weitern Mechanismus kannte er befler; fo wie \u00fcberhaupt die Art, wie Solayrcs, bei der Scheitellage mit nach vorn und links gerichteter kleinen Fontanelle, den Eintritt und den Durchgang des Kopfes durch das Becken befchreibt, meiner Anficht nach, wenig zu w\u00fcnfehen \u00fcbrig l\u00e4fst.\n\u00a7. 2. Nach der erw\u00e4hnten gew\u00f6hnlichften Art von Kopflage, welche die erj\u2019te genannt wird, wo n\u00e4mlich der Kopf mit feinem grofsen Dnrchmeffer mehr oder weniger im rechten fchr\u00e4gen (n\u00e4mlich von r\u00fcckw\u00e4rts und rechts nach vorn und links hin laufenden) Durcri-meffer des Beckeneinganges und der linken Pf\u00e4nnenge-gend zugewandter kleinen Fontanelle lieh zur Geburt ftellt, foil, wie allgemein angenommen wird, am we-nigfteri feiten diejenige Lage Vorkommen, wo der grofse Dnrchmeffer des Kopfes dem andern Deventerichea Durchmeffer mehr oder weniger gleichlaufend und die kleine Fontanelle tier Gegend der rechten Pfanne zugekehrt ift, welche Art von Kopflage die zweite genannt wird. Und feltener als diele zweite f\u00fcllen die (von den meiften neuern obftetricifchen Schriftftellern Deutfch-lands) fogenannte dritte und vierte Art der Kopf- oder Scheitellage feyn, bei welchen lieh n\u00e4mlich der Kopf ir\u00bb\n1)\tA new Syfteme of Midwifery, in four parrs etc. London I/cp.\n2)\tD de partu viribus maternio abfoluto. Paris 177*\u2022\n}) D. de diverfo partu ob diverfam capitis ad pelvim relationem mutuam. Praes. C. J. Merger. Hava. 1771 2-","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"496\n\u00fcbrigens den beiden vorigen \u00e4hnlicher Lage, nur in umgekehrter Richtung der Fontanellen zur Geburt ftellt, und zwar im erften Falle die grofse Fontanelle der linken und im andern der rechten Plannengegend zuge-kehrt. Von einigen werden die beiden letzten zu den normwidrigen Lagen gez\u00e4hlt.\nIn Betreif der herrfchenden Meinung von dem quantitativen Verh\u00e4itnifi'e (oder der Frequenz oder gr\u00f6-fsern oder geringem H\u00e4ufigkeit des Vorkommens) die-fer verfchiedenen Arten von Kopflagen gegeneinander bedarf es wohl f\u00fcr Sachkundige, die mit der Literatur ihres Faches vertraut find, keiner Citate. Statt vieler befchr\u00e4nke ich mich darum, hier blofs das F/wiep\u2019fche Handbuch der Geburtsh\u00fclfe (\u00a7, 234. und 235.) anzu-fiihren, um fo mehr, als daffelbe unter den neuern Lehrb\u00fcchern befondern Beifall gefunden und vorz\u00fcglich hau-fig als Leitfaden zu den Vorlefungen benutzt wird und als der Herr Verfaffer befonders bem\u00fcht war, die herrfchenden Meinungen, Anfichten u. f, w. darin darzuftel-]en , kurz das Buch dem Standpunkt der VViffenfchaft, wenn auch nicht in formeller Hinficht, doch durch forg-f\u00e4ltiges Aufnehmen alles ihm wiffensw\u00fcrdig fchejnenden Neuen anzupaffen. Von Einigen wird lelbft ein beftimm-tes Verh\u00e4ltnils \u00fcber jene Frequenz angegeben. So glaubte Baudelocque fr\u00fcher, dais lieh die elfte Scheitellage r\u00fcckfichtlich ihrer H\u00e4ufigkeit zur zweiten verhalte, wie 7 oder 8 zu 1 und zur dritten und vierten, wie 80 und \u201e ogar \u201c 100 zu 1 1 ). In der Folge fand er dies Ver-h\u00e4lUiifs aber nicht richtig, und nach fp\u00e4ter mitgetheil-ten Ueberfichten einer lehr grofsen Anzahl von Geburts-f\u00e4ilen * 3) verh\u00e4lt fich die zweite Scheitellage in Bezie-\nl) M. f. die fr\u00fcheren Ausgaben v. d. l'an des accouchement.\n3) L\u2019art des accouchement 5e \u00e9dition. 671. und das dem 2tea bande beigefiigte Tableau des accouchemeus qui fe font fait","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"bung auf ihre Frequenz zur erfien beinahe wie i : 4>,\nhingegen die dritte zur erfien beinahe wie i : 346. _\nNach den von dem w\u00fcrdige\u00ab Lobfiein in dem B\u00fcrger-hofpital zu Strafsburg von eilf Jahren her gefammeltea Beobachtungen *), verhielt fich die Anzahl der vorgekommenen F\u00e4lle von zweiter Scheitellage zu der von erfter wie 1 :\tund die Frequenz der dritten zu die-\nfer wie I : 17-y. \u2014 ln den Ueherfichten der Vorf\u00e4lle in der Entbindung sanftalt zu W\u00fcrzburg von ig 1 2 und 1813 wird angef\u00fchrt, daf.s in 273 oder vielmehr (nach Abzug der 4 unbeftimmteu Kopflagen) in 269 F\u00e4llen von Kopfgeburten, welche durch eigene VVirkfamkeit der Natur vollendet worden find, der Kopf fich 212 Mal in der erfien, in den \u00fcbrigen aber, n\u00e4mlich 56 Mal in der zweiten Lage zur Geburt geheilt habe, weichemnach diefe zu jener fich verhielt, ungef\u00e4hr wie 1 : 4. .\u2014\n\u00a7. 3. D\u00e4efes ftimmt mit meinen Erfahrungen durchaus nicht \u00fcberein. Nach meinen feit mehreren Jahren mit der mir erreichbaren gr\u00f6fsten Sorgfalt und Aufmerk-fnmkeit angel\u2019tellten Beobachtungen, ift n\u00fcclift der eilten Scheitel l\u00e4ge unter allen Gattungen -von Kopflagen, die dritte Scheitel/a ge die bei weitem h\u00fcitfigfie, die fel-tenfte hingegen die f\u00fcr fo h\u00e4ufig gehaltene fogeuannto zweite Kopflage.\nSo z. B. fahe ich im veriloffenen Jahre unter Hundert von dem elften Eintritt wahrnehmbarer Weiten an bis zum Ende forgf\u00e4ltig beobachteten Sogenannten Kopfgeburten die dritte Scheiteliage neun und zwanzig Mal.\n\u00e0 l\u2019hofpice de la maternit\u00e9, depuis le to D\u00e9cembre 1757 jusqu\u2019au si. Julliet igod. inclusivement, l) Observations d\u2019aceouehemens recueillies i la Salle des accouch\u00e9es de l\u2019h\u00f4pital civile de Strasbourg; par Jean Frtdcrie Lobfiein, Dr, en M\u00e8d. etc. itn Journal ie M\u00e9d, r\u00e9dig\u00e9 par Leroux, moie de Juin 1 g>\u00a3.","page":497},{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"498\nUnter den vom Anf\u00e4nge diefes Jahres bisher in der hie-figenAnfta.lt vorgekommenen iechs und dreifsig G>eburts-f\u00e4llen z\u00e4hlte ich 2 2 erfte Scheitellagen, 11 dritte, a Steifslagen und 1 Gelicbtslage. Nach meinen bisherigen Beobachtungen \u00fcberhaupt aber il't das Verh\u00e4ltnifs der dritten Scheitellage riick\u00fcchtiich ihrer H\u00e4ufigkeit zur erjien wie 1 ;\tHie dritte Scheitellage kann dieiemnach in Be-\nZiehung auf Frequenz, neben der erften, mit keiner der \u00fcbrigen Kopflagen verglichen werden. Unter diefen kam mir am wenigfteu feiten rlie Geiichtslage vor. W\u00e4hrend ich fechs und neunzig Mal die dritte Scheitellage fahe, ift mir die vierte zwei Mal vorgekommen, und unter mehr denn zw\u00f6lf hundert vorz\u00fcglich genau von mir beobachteten und aufgezeichneten Gahurtsfallen befindet lieh kein Fall von urfpr\u00fcnglicher zweiter Scheitellage, und nur zwei F\u00e4lle, wo der Kopf lieh in der Conjugata, die kleine Fontanelle der Schoolsfuge zugewandt, zur' Geburt geftellt, welche beide kiinftlicbe H\u00fclfe erforderten. Geburten, die zu rafchen Verlaufes o'der fonfti-ger Umft\u00e4nde wegen nicht geh\u00f6rig beobachtet werden konnten, find in die Rechnung nat\u00fcrlich nicht angenommen worden. Nach meinen bisherigen Beobachtungen w\u00e4ren alfo die iogenannte erfte und dritte Scheitellage als die gew\u00f6hnlichen Kopflagen anzufehen und als ungew\u00f6hnliche die \u00fcbrigen, unter denen weniger feiten die Geficbtslagen w\u00e4ren, feltener die Scheitel-Jagen vierter Art und am feltenften die Stellung des Kopfes in der Conjugata (welche vor noch nicht gar lange f\u00fcr die einzig richtige Kopflage \u2014 Situs capitis rectus et acquits \u2014 gah) und die Iogenannte zweite Kopf-oder Scheitellage.\n\u00a7. 4. So herrfchend jene Meinung von der gr\u00f6-fsern oder geringem Frequenz der verfchiedenen Kopflagen ift; eben fo allgemein ift die Behauptung, dafs in der dritten und vierten Art von Kopf - oder Scheitellage\nbeim","page":498},{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"499\nbeim weitern Eindringen des Kopfes in die Beckenh\u00f6hle, in der Regel, das Hinterhaupt lieh der Aush\u00f6hlung fies Kreuzbeines zuwende, und der Kopf mit dem G di ht nach vorn oder aufw\u00e4rts ins Ein- und Durchfchn -iden komme; dafs der Geburt.siuechanisimis in der II. ei fchwieriger fev *).. <lafs diele Geburtsorten , um ohne Gefahr und Nachtheil durch die Naturkr\u00e4fte vollbracht zu werden, g\u00fc n\u00f6tigere (nach Einigen ungew\u00f6hnliche), r\u00e4umliche Verh\u00e4ltnifie 7,wifchen Kopf und Becken, u.i.w. erfordern, als die erfre u. d. gl.; dafs jedoch bisiveilen, in einigen F\u00fcllen das Hinterhaupt, fiait r\u00fcckw\u00e4rts, och narb vorn drehe, und der Kopf \u00abmf die gew\u00f6hnliche Art zum Ein - und Durchfehneiden komme f). (Lei, er! je-\nj) Znm Belege Namen fu citiren, m\u00f6chte hier wohl am wenigen nothwendbt Heyn, wenn f\u00fcr ihre Anzahl auchuherfl\u00fcl-figer Raum w\u00e4re. Ich befchr\u00e4nke mich, nur die Behauptung eines der erfahrenden , r\u00fchmliclift bekannten Gebnrts-heiter; der hoch lebt, anzaf\u00fchren. \u201ein der dritten- Scheitel-\u201el\u00e4ge lagt'diafer w\u00fcrdige V\u00e9t\u00e9ran \u2014 die noch weit feite-\u201ener vorkijrnmt als die zwei e, tritt der Kopf mit dem Hin-\u201eterliaupte immer zuerft tie 1er in die Beckenh\u00f6hle; dann \u201ef\u00e4ngt er. an mit dem Hinterba, pte in die Aush\u00f6hlung des \u201eKreuzbeines feil zu wenden; das Gefeilt heilt /ich hinter ,y&e Vereinigung der Schambeine feft \u00e4h, w\u00e4hrend fich der \u201eScheitel mit dem Hinterhaupt\u00ab, dann dits Genick bei dein \u201eMitteifleifche vorbei, meiftens unter grofsen fiefchwernif-. \u201efen nnd. fehr \u2022langfa.m entwickelt. \u201c s) Diefer feltenen gl\u00fccklichen Drehung wird von Einigen vorz\u00fcglich oder ausfchliefslich bei der vierten Scheitellage er-Vt\u00e4hnt: man fehedz.-Ai. das Frorieff\u00eeche Handbuch.\nEs. foil,der Maftdarm Schuld feyn, dafs das Hinterhaupt fich zuweilen nicht in die Kreuzbeiiiaushohlmig, fnniiern nach vorn dreht. Ein ber\u00fchmter Lehrer der GeburtsSnllfe, welcher anf\u00fchrt, einige Malty b-fenders hei der vierten Kopflage jenen Uebergang in die gew\u00f6hnliche Lage beobachtet zu haben, ruft dabei aus: \u201eEin Beweis, imiche Schivierigkei-\u201eten die Natur bei manchen normwidrigen Lagen des Ko-\u201epfes zu \u00fcberwinden vermag. \u201c\nM. d. Archiv. V. 4,\tK ^","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"doch, wie z. B. Bcuulolocque bemerkt, zu feiten zum Beften der Mutter und des Kindes! \u2014\u2022 Mit grellen Farben werden von Einigen, die jene Lagen f\u00fcr fehlere halt halten und ohne weiteres k\u00fcnltliche H\u00fclfe anra-then, die Schwierigkeiten gefchildert, die damit verbunden feyn, und die riachtheiligen Folgen),\n\u00a7. 5. Diefes dlleS ftirnmt mit meinen Erfahrungen lo wenig \u00fcberein, als jene Meinung von der gegen-feitigen Frequenz der verfchiedenen Kopflagen. Nach meinen Beobachtungen bin ich vollkommen \u00fcberzeugt, dals in den hallen von dritter und vierter fogenantjter K pr- oder Scheit\u00f6l l\u00e4ge das 'Hinterhaupt beim weiten! Fbitgange der Geburt, fielt in der Regel nicht 'der K uzbeinausli\u00f6h 1 ung zuwende, fondern, dals in der dritten Scheiteiiage beim weitern Fortgange de-r-Geburt, die kleine Fontanelle von der Ge'gefid der recht\u00ebii Kiift-kreuz.beinfnge lieh, dem rech fieri eif\u00f6rmigen Loche j und ui der vierten von dqr_ linken Hilukrquzbginfuge dem linKen,eif\u00f6rmigen-I.oftke zu drehe, und fonder Kopf auf die gew\u00f6hnliche iv cife-ein und durchfcltneide 5 dafs diefes Uebergehen ans der dritten Scheitellage hi die zweite und ans der vierten in dieerftedurchaus,keine be\u00efpnders gimftigen Lhmti'intle erfordere,j.ptiulrials diele Arj^in von Geburten unter: den:- ganz, gew\u00f6hnlichen - Verhaltnifien der .den GeburtsmeohanismuS bedingenden activen und paffiven Momente, durch die Wirksamkeit der Natur ia\ntun anderer berfib\u0153ter GelrartL\u00ebifer, ebenfalls V\u00f4rfteLer einer hntbindpn^sanftalt, \u2014 nachdem er in feinetn Lehr-buche die mit den Geburten, wo der Kopf index dritten und Gelten bare Jicn zur-Geburt.fieitt, verbundenen Schwierig, kalten und Gefahren exponire hat \u2014 peilst es \u201eals ein gw \u201eJses Quick fur die Frauen, dals die erfte und zweiteiKopf.\nl\u00e4ge unendlich viel h\u00e4ufiger vorkomrned als die dritte und ,, vierte, fo aaSs diefe zu den Seltenheiten in der Geburt.-# r lai! Cs ge\u00eeiorea, ie","page":500},{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"50i\nderfelbcn Zeit, mit denselben Kr\u00e4fteaufwand, ohne gr\u00f6\u00dfere Schwierigkeit u. f. w. vollbracht werden, als die Geburten, wo (ich der Kopf in der gew\u00f6hniichiten oder erl\u2019ten Lage zur Geburt ftellt.\nUnter feehs und neunzig Fallen von dritter Scheitellage, die ich vorz\u00fcglich genau beobachtet habe, und in meinem Tagebuche aufgezeichnet fin I, iahe ich drei Mal den Kopf mit dem Geflehte nach oben oder vorn ins Ein-uni Durch fehneiden kommen. Doch fanden in diefen drei Fallen einige \u00dfefonderheiteu Statt, die ich nicht glaube, tibergehen zu d\u00fcrfen. In dem einen waren der Aus- und Eingang des Beckens ungew\u00f6hnlich weit, die Fontanellen grofs, die S.h\u00e4deiknochen ausnehmend weich, wie Knittergold anzunihlen und hatten falle he N\u00e4the ; die Geburt ertolglevlchnell. Der andere Fall betraf eine zum zweiten Male fehwangere gefunde, [tarke Perfon, die glaubte, dafs fie noch 8 bis 10 Tage zu gehen habe; als ihr, nachdem fie eine iebwere Arbeit verrichtet hatte, in der Nacht, ohne es inne zu werden, die Waffer abgingen. Die Erweiterung des Muttermundes bis zu anderthalb Zoll ging auf: erl't iang-fam vor (ich; das dritte und vierte Stadium verliefen aber ungew\u00f6hnlich raleh. Die Nabeifchnur war zwei Mal um den Hals des Kindes gewickelt. Unter der Geburt gingen weiter keine Waffer mehr ab. Das Becken war \u00fcberhaupt, befonders aber am Ausgange, auffallend weit. Der dritte Fall betrar eine gefunde, itarke, wohlgebaute, 22j\u00e4hrige, zum erften Male Schwangere. Sie kam 6 Wochen zu fr\u00fche nieder. Das Kind wog 5 Pfund 12 Loth B. G. Die Sch\u00e4delknochen waren ftellenweifo fciegfam, wie Pergament oder Knittergold anzuf\u00fchlen. Das Kind war \u00fcbrigens gefund und gedieh gut. Der Geburtshergang bot aufserdem nichts Ungew\u00f6hnliches dar. \u2014 In allen den \u00fcbrigen F\u00e4llen erfolgte jene Drehung des Kopfes, und ich fahe denlelben ungeft\u00f6rien\nK k 3","page":501},{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"Hergang un.I gl\u00fccklichen Erfolg bei Erftgeb\u00e4renden wie bei Perionen, die fchon mehrere Male geboren hatten, bei jungen wie bei in den Jahren weiter vorger\u00fcckten, in F\u00e4llen, wo viel und wo wenig Fruchtwaffer vorhanden waren, wo ein H\u00e4ngebanch zugegen und wo dies nicht der Falt war, wo die Wehen hark und wo fie fell wach waren, bei rafchem und bei tr\u00e4gem Herg\u00e4nge der Geburt, in F\u00e4llen mit und ohne Umfchlingung der NaaeJlehnur, bei Itark und bei weniger ausgebildeten Ivin lsk\u00f6pfen ; die ivreifsen.de mochte w\u00e4hrend der Niederkunft (ich in der R\u00fccken - oder Seitenlage befunden haben u. f. w.\nflach meinen. Beobachtungen i\u00df alfa der Hergang, den. man f\u00fcr Regel h\u00e4lt, Ausnahme, und gerade das, was f\u00fcr Abweichung von dem gew\u00f6hnlichen, Gauge, von der :S or nt gilt, ift die Regal.\n\u00a7\u2022 6. Die tut und iueije, t\u00e4te in der dritten. S c h eitel la ge der Ko/f (ich zur Geburt /teilt i und durch die BecKeiut\u00f6hle i./'i/dun ii bewegt wird., ift nach meinen Beobachtungen folgende.\nZu Anf\u00e4nge dar zweiten Geburiszeit und bei Mehr* geb\u00e4renden fchon fr\u00fcher, f\u00fchlt m\u00e4n die grofse Fontanelle der Gegend der linken i'ferme und die kleine Fontanelle der rechten li.'u tkreuzbeinfuge zugewandt faft in gleicher H\u00f6he, zuweilen die eine, zuweilen die andere leichter erreichbar l). Wie in der erften Scheitellagp\ni) Wenigsten\u00ab in His.fklif tier weniger. Ge\u00fcbten, glaube ich Folge mies nicht. miVraeikc laffan zu d\u00fcrfen. Bei h\u00f6herm Kopf-l'tandc k\u00f6nnen die dritte Scheitelt,age und die erfte leicht raft-i einander verv,\u2019echte!t werden, Ft:e Ffeiinath f\u00fcr iich', n\u00e4nt-beli t., lange nur eine zw\u00fceben ihren Enden befindliche Streit-he vorn mitet-fucbcnden Finger erreicht oder verfolgt werden kann, entfobeider d.. fie in beiden F\u00e4llen mit dem rechten Dercniertchen Duvclnnefler gleichlaufend ift \u2014 nat\u00fcrlich nicht. Zur \u00dcnterfcheid\u00fcng ift es nicht hinreichend, mit dam","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"(las rechte Scheitelbein- der vorliegende Tlioil, fo'ift es hier das Unke. Die Spitze des in der Richtung der een-trilchen oder Mittellinie der Reckei-h\u00f6hle in -Ber\u00fchrung mit dem Kopfe gebrachten Fingers trifft auf den H\u00f6cker diefes Reines. Reim weitern Eindringen des Kopfes in den Reckeneingang und beim Durclnu ingan durch den-feiben (wobei das Jir\u00efke Scheitelbein Rets am niedrigsten Jteht) feil kt lieh ehe kleine Fontanelle gemeiniglich in Jwrkerm Maafse abw\u00e4rts, als dies bei. der erften Sciiei-tellage der Fall ilt. Die kleine Fontanelle ift in diel\u2019er Strecke des Weges, den der Kopf zu mach- n hat, leicht erreichbar, die grolsc weniger. (Mehrmals fend ich das Gegentheil ohne die mindeite Erfeh -.venirg der Geburts* DieehaniU . Rei\u00dfi weitern Fin - und beim Durchdrin-gen des Kopses durch den Umgang ideibt, wie in der erften Sc hei te liage die kleine Fontruietie, Io hier die grofse i-tets dem koken cit\u00f6rmigen Loche z u gewandt, und erft, lo-cnti der herd' harms die Rm:kmhi)hh ein -genommen hat, wendet lieh die grofse Fontanelle gegen (fun abftei^enden Alt des linken Sitzbeines hin, und beide Fontanellen worden dann gemeiniglich wieder lu gleicher H\u00f6he gegen einander f\u00fchlbar. Erft wenn der Kopf den \\Viderilarid erf\u00e4hrt, den ihm der Roden der \u00dfeckenh\u00f6h'le oder die fchiefe F Fiche, welche von\nespion reu den Finder bis zu einem der obern Winkel des vorliegenden Scheitelbeines zu gelangen. Diefe beiden Winkel k\u00f6nnen mit einander verwechfelt werden , und ift dies gewifs fchon h\u00e4ufig der Fall gewefen. Der Diagnofe ganz fic her zu feyn, ift f\u00fcr den weniger Ge\u00fcbten unumg\u00e4nglich nmhwen-dig, dafs er die Spitze des Fingers \u00fcber die eine oder andere Fontanelle hin tiberbringe, wobei dann (wenn mit dem Zeigefinger der rechten Hand unter!ucht wird) je nach der Hohe des Ropfftandes der Zweck \u2014 in Beziehung auf die vorn und linkshin gerichtete Fontanelle \u2014 zuweilen nur mitte Ift der Ulnarfeite des Nagelgliedes jenes Fingers erreicht wird.","page":503},{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"dem untern Theile des Kreuzbeines, vom Steifsbein, von iien Sitzkreuzbeinb\u00e4ndern u. f. w. gebildet wird, entgegen [teilt, wodurch er gezwungen wird, fich von hinten nach vorn zu bewegen, dreht er fich allm\u00e4hlich mit dem grofsen Durchmel'ler in den linken i'chr\u00e4gen iJurchmefler der Beckenh\u00f6hle, d. h. die kleine Fontanelle- wendet fich dem rechten eif\u00f6rmigen Loche zu; und wenn der Kopf fich immer mehr und mehr dem Ausgange n\u00e4hert, fo iit es das hintere und obere Viertheil des linken Scheitelbeines, welches in der Beckenh\u00f6hle dem Schoofsbogen gegen\u00fcber fteht, fo dafs die Spitze des, beinah - lenkrecht zur Schoofsbeinfuge, unter diefer eingebraohten Fingers fait die Mitte des hintern und ober\u00bb Viertheils des linken Scheitelbeines ber\u00fchrt. Und eben diefer Theil iit es, der heim weitern Vordringen des Kopfes zwifchen der Scbamfpalte zuerft fiehtbar wird, mit welchem der Kopf einlchneidet und auf dem fich die Kopfgefchwulft bildet. Sowiebeim Ein - und Durohfchneiden des Kopfes in den F\u00e4llen von erjeer Scheit-Hage die kleine Fontanelle durchgehends links hin gerichtet bleibt, fo bleibt fie hier rechts hin gerichtet. Ift der Kopf geboren, fo dreht er fich nach meinen bisherigen Beobachtungen bei diefer Gattung von Scheiteilage ungleich h\u00e4ufiger dem linken als dem rechten Schenkel der Mutter zu.\n7, Jener Uebergang aus tier dritten Richtung in die Querlage und hinwiederum aus diefer in die logenannte zweite Scheitellage (wobei der Kopf den vierten Theil eines Kreifes befchreib! ) gefchieht in mchrmal, gleichfam verfuchsweife, wiederholten Drehungen, fo dais man, wenn man zu verlcbiedenen Zeiten, aufser der Wehe und w\u00e4hrend der Wehe, und hinwiederum in verlcbiedenen Stadien der Wehe unterfucht, den grofsen Durchmeffer des Kopfes bald irn rechten febr\u00e4gen, bald im queren und in tier Folge bald in cliefem, bald im","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"linken fchr\u00e4gen Durchmeffer der Beckenh\u00f6lile nntrifft. Aus einer R\u00fccklicht, die eben gerade hierher geh\u00f6rt, glaube ich nicht unbemerkt laffen zu d\u00fcrfen, clafs die-fes drehende, ichraubenartige Vordringen des Kopfes hei Zeigender Wehe gemeiniglich ungleich ralcher ge* fchieht, als das \u00fcbrigens auf diefelbe Art erfolgende Zu-riickweichen bei abnehmender Wehe, und ifafs der Kopf, wenn die Wehe, fo viel aus den bekannten Merkmalen lieh entnehmen l\u00e4fst, fchon nachgelaflen hat, noch fort-f\u00e4hrt, lieh in feine vorige Lage und Richtung zur\u00dfekzu-ziehen. In dem Zwilebenraume zwilchen zwei Weben fand ich den Kopf gemeiniglich am entfernteften ' von \u2022 der Stelle, die er in der Acrne der vorherigen Wehe eingenommen, unmittelbar vor dem Eintritte der folgenden Welse. Daher wenn man w\u00e4hrend der Wehe \u00bbnterfucht, die Exploration aber mit dem Aufh\u00f6ren derselben, mit dem wahrnehmbaren VerlelnvhiJcu der Spannung im Uterus abbricht, io erh\u00e4lt man eben kein ganz vollft\u00e4ndjges Bild des Herganges. Gewifs hat das Gefagte fchon fehr oft zu T\u00e4ulrhung und Irrungen An* lafs gegeben , zumal, wo man mit dem Reluitate der fr\u00fcher, bei h\u00f6heren Kopfltande, vorgenommenen Un-\u2022terfuchungen nicht, oder nicht ganz im Reinen war, oder fevn konnte, z. I>. wegen des Gefpanutbfeibens der Ria-fe beim Mach laffen der Wehe, oder wo die \u00dcnterfu-chung nicht beharrlich genug fortgefetzt wurde u. d. gl. Und zum Theil fchon hierin liegt f\u00fcr mich die Erkl\u00e4rung der herrfchenden, uer meinigen entgegengefetztea Behauptung, nach welcher n\u00e4mlich die zweite Sehet* tellage (d. h. als urfpr\u00f6ngliche Lage) nicht feiten, ja h\u00e4ufig, die dritte hingegen \u00e4ufsorft leiten fevn loll, fo clafs ich in diefern Wklerfprueh eine Best\u00e4tigung meines Beobachtungsrefultates in Betreff der H\u00e4ufigkeit jener ipontanen V er\u00e4nderung der Kopilage nnden wiir* de, wenn nicht eine mehr ais hinl\u00e4nglich reiche Anzahl","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\nmit der gr\u00f6fsten Aufmerkfamkeit (und zum Theil ge-feJlfcluftlioh mit anerkannten Kunftverft\u00e4ndigen ) ange-fteliter Beobachtungen mir die voiiefte Ueberzeugung gewahrte.\nWenn ein ber\u00fchmter Lehrer der Geburtsh\u00fclfe behauptet, dafs die Geburten in der fogeuannten zweiten Kopflage zuweilen h\u00e4ufiger als in der erften vorkom-* men, und dafs in der Aultalt, welcher er vorfleht, zwei Monate hindurch fait alle Geburten in der zweiten Kopflage erfolgt ley en: fo zweifle ich keineswegs, dafs man den Kopf in diefer Lage wirklich vorgefunden habe, bin aber vollkommen \u00fcberzeugt, dafs diele F\u00e4lle urfpr\u00fcng-lieh, dritte Scheiteilagen waren, und dafs man entweder zu ip\u00e4t unterlucht, oder erft dann Gewifsheit von der Steilung des Kopfes erhalten hat, als jene Drehung, n\u00e4mlich der LJehergang in die zweite Scheitellage, bereits vor lieh gegaugeh war. Diefe T\u00e4ufcbung ift mir feii.ft fr\u00fcher oft genug begegnet. Was \u00fcbrigens jener ber\u00fchmte Lehrer in Betreff der zeitweifen H\u00e4ufigkeit der zweiten Scheiieliage beobachtet, zu haben angiebt, diefes ftinunt vollkommen mit meinen Erfahrungen \u00fcber die dritte SHieitellage \u00fcberein. Zuweilen kommt diefe Scheiteilage im Verludtniffe zur erften fehr h\u00e4ufig vor, zuweilen wechfeln lie mit einander ab, und mit unter folgen mehrere elfte Kopflagen aufeinander, bis eine dritte unterl\u00e4uft. So z. B. z\u00e4hlten wir unter fechszehn Geburten mit vorliegendem Kopfe, die im vorigen Jahre vom 3orten Januar bis Ende Februar\u2019s im biefigen Ge-barhaufe vorkamen, und die ich alle feibft beobachtet habe, \u00ab//dritte und f\u00fcnf elfte Scheite Hagen, und von jenen folg'cn Jeehs ausfchliefslich aufeinander.\nWenn fehr ber\u00fchmte Geburtshelfer behaupten, dafs nach Un en. krfuhruugen die Art von fpontanen loge-naun!en Varbelferungen der Kopflagen, wo das der rechten H\u00fcftkreuzbeinfuge ziigewanute Hinterhaupt lieh nach","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"der rechten Seite, dann nach vorn gegen das rechte Schoofsbein dreht, ungleichJehener fey, als die, wo das nach r\u00fcckw\u00e4rts und links gerichtete Hinterhaupt fioh der linken Seile zuwendet und dann nach vorn, io mufs ich auf das beftimmtefte erkl\u00e4ren, dal's nach meiner vollen Ueb\u00e8rzeugung hier ein grofser Irrthum zum Grunde liege. Und ich hin eben lo vollkommen \u00fcberzeugt, dafs die (obgleich noch fo handgreiflich erfchci-nende) Theorie von dem Einfluffe des Maftdarms, der die letzte Drehung beg\u00fcnftigen, die erfte hingegen er> fchweren foil, rein ans der Luft gegriffen ift. flier ift die Theorie fo falfch als die vorgebliche Thatfache, zu deren Erkl\u00e4rung Ce ausgedacht worden. Es wird einem, ich geflehe es, bitte zugleich aber um Nachficht meiner Offenheit, gar leitfam zu Muthe, wenn man \u00fcber Dinge \u2014 wie eben die Materie vom Geburisme-r.hanismus \u2014 die man fo tagt\u00e4glich vor Augen hat und lieb begeben Geht, und die man eben n\u00e4her kennen zu lernen Geh bem\u00fcht hat, liier und da in den Compendien ganze Paragraphen, ganze Seiten und Bl\u00e4tter trifft, deren Inhalt lo durchaus nicht mit dem \u00fcbereiullimmt, vielmehr geradezu dem entgegen ift, was in der Natur vor fich geilt; wenn man es fo jedem Satze anfieht, wie er am Schreibpnlt rein ausgedacht worden; man wird dann gar zu lebhaft und wider Willen an unfei n vater-l\u00e4mlifchen Swift erinnert, wenn er auf die feltfame Be-inerkung '!es d\u00e4nifchen Prinzen: \u201eEs g\u00e4be eine Menge Dinge im Himmel und auf Erden, wovon nichts in den Compendien der Phylik ltiinde \u201c erwiedert: \u201egut, aber daf\u00fcr flehen auch wieder eine Menge von Dingen in den Compendien, wovon weder im Himmel noch auf Erden etwas vorkommt. \u201c fft\u2019s ja doch hier nicht die Frage, \u201ewie diel\u2019er oder jener den Kopf durch das Becken bewegen w\u00fcrde, wenn er es zu thun h\u00e4tte,\u201c fondent : \u201e Wie die Natur dabei verf\u00e4hrt. \u201c","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"'5. g. Schon fr\u00fcher \u00e4ufserte ich, da fs vorz\u00fcglich die dritte Scheitellage und ihr fpontaner Uebergang in die zweite weit h\u00e4ufiger fey, als es bisher bekannt geworden. Auch der w\u00fcrdige, um die Wiffen-fchaft \u00fcberhaupt und namentlich der Lehre vom Geburtsmechanismus fehr verdiente IV. J. Schmitt tagt in (\u00e0-. nen geburtshiil\u00df. Fragmenten : der Uebergang des fchr\u00e4g-eintretenden Kopfes mit nach vorw\u00e4rts gerichtetem Geflehte in die gew\u00f6hnliche Stellung komme vielleicht h\u00e4ufiger vor, als Manche zu glauben fcheinen. Auch iiefse fich hier und da aus den obftetricifchen Schriften einiges hierher Geh\u00f6rige anfiihren , und als mehr oder weniger geeigneter Beleg des Gefagten aufftellen. Eine gefchichtliche Darftellung war aber meine Abficht nicht. Mitunter find die F\u00e4lle auch unvoJift\u00e4ndig erz\u00e4hlt; wichtige Dinge find \u00fcbergangen, unwichtige hervorgehoben. Andern folcher Entbindungsgefehichten lieht maus deutlich an, dafs fie nach der einmal feftgefetzten Theorie, nach den angenommenen Grund f\u00e4tzen zugeftutzt, oder fo eingerichtet find, dafs das operative Verfahren in feinem vollen Glanze, in feiner ganzen Herrlichkeit erfcheine, oder, dafs fie einen Entfcbuldigungsgrund hergeben f\u00fcr das Aufdringen der Kunfth\u00fclfe, oder f\u00fcr das am lebendigen menfchlichen Leibe, zur Uebung der Sch\u00fcler u. 1. w., gemachte Experiment. Uebrigens find folche unvollft\u00e4ndig befchriebene und entftellte F\u00e4lle doch meift deutbar f\u00fcr den, der mit dem Gange der Natur vertrauter zu werden bem\u00fcht gewefen. Seiner Zeit werde ich .in Beitr\u00e4gen zur Gefchichte der Lehre vom Geburtsme-chanismus, was ich hier\u00fcber gefamrrelt habe, verlegen.\nDafs der Kopf namentlich aus der dritten Scheitellage beim weitern Fortgang der Geburt zuweilen in die zweite \u00fcbergehe und beim Austritt aus dem Becken in die gew\u00f6hnliche, und wie dies gefchehe, diefes hat meines Wiffens vor Solayr\u00e9s de Ren lute keiner fo befiimmc","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"509\nangegeben und gelehrt. Obgleich er auch annahm, dafs bei der dritten und vierten Scheitellage im weitern Verlaufe der Geburt das Hinterhaupt lieh f\u00fcr gew\u00f6hnlich der Kreuzbeinaush\u00f6hlung zuwende, wo er dann die ans der Verfchiedenheit der W\u00f6lbung des Vorderhauptes von der des Hinterhauptes f\u00fcr das Ein - und DurchdrIngen durch den Beckenausgang erwachfende Schwierigkeit, die zur Beendigung der Geburt durch die Naturkr\u00e4fte erforderlichen mehr als gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4lt-niffe u. f. w. anf\u00fchrt (d. o. a. Abhancll, p. 25.).\n\u00a7. 9. Die Aehnlichkeit der Geburtsmechanik bei der dritten Scheitellage mit der bei der erf ten oder ge-w\u00f6hnlichften Kopflage in Beziehung auf das erbe, zweite und vierte Stadium (die umgekehrte Richtung des Kopfes abgerechnet) liefs mich bei der Darftellung ($.6.) k\u00fcrzer feyn, und veranjafst mich, auf das oben (\u00a7. 1.) ausf\u00fchrlicher Angegebene zur\u00fcckzuweifen.\nEben fo macht die Aehnlichkeit des Geburtsherganges bei jener Kopflage mit dem bei der vierten eine detaillirtere Darftellung des Mechanismus von diefer \u00f6berftitffig. Auf cliefelbe Art u. f. w. wird in der Regel hier die Drehung des Kopfes von links nach rechts, oder der Uebergang aus der vierten in die erfte Lage durch die Naturkr\u00e4fte bewirkt, wie dort die Drehung von rechts nach links.\nS. 10. Unter den Umft\u00e4nden und in der Art, wie ich bei der Geburt in der erben Scheitellage eine Ati-jehwellung der Kop\u00dfedei-kttngen bildet am obern Rande des rechten Scheitelbeines fait hj gleicher Entfernung von feinen Winkeln (\u00a7. 1.), fo findet diefes auch bei der dritten Scheiteklage Statt, nur auf dem andern Sei-temvandbeine, Von feibft ift aber erkl\u00e4rbar, warum man hier (nbgefehen von der geringem Frequenz diefer Kopflage gegen jene) noch feltener Gelegenheit erh\u00e4lt, fie am Kopfe eines bereits gebornen Kindes noch zubeob-","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"\n510\nachten, als in jenem Falle 1 ). So wie lieh die dort n\u00e4mlich bei der Geburt in der eilten Scheitellage)-vor\nl) Darum Ichien es mir, daTs hier mehr der Ort fey, die n\u00e4hern Umftande eines Falles anzugeben, den ich erft vor kurzem beobachtet und oben fchon ber\u00fchrt habe. Er betraf wie getagt \u2014 eine zum zweiten Male Ichwangere, grofse, Ifarke, gefunde Perlon von :6 Jahren. Vor , Jahren hatte lie gl\u00fccklich geboren. Die Bewegung des Kindes f\u00fchlte fie,vor* her in der Seite, feit einigen Tagen aber meiftens vorn im Unterleibe. Ihre Niederkunft erwartete lie erft in 8 bis 10 Tagen; als ihr, nachdem lie eine fchwere Arbeit verrichtet hatte, in der Nacht unvermerkt die Waffer abgingen. Am Morgen fpiirte fie Wehen; kam aber, weil lie ihre Niederkunft nicht f\u00fcr fo nahe hielt, erft gegen Mittag in die Anhalt. Bei der gleich vorgenommenen Uuterfuchung fand man den Muttermund in die Quere ge\u00f6ffnet, und zwar von einer Seite zur andern gegen anderthalb, und von vorn nach hinten beinahe einen Zoll im Durchmeffer, und left am Kopfe anliegend. Das Unke Scheitelbein lag vor, und fein H\u00f6cker, der lieh in der centrifelien Linie der Beckenh\u00f6hle befand, war durch die vordere Wand des untern Gebirmutterabfchnitte\u00ab deutlich zu f\u00fchlen. Die nach vorn und links gerichtete gro* ,f;e Fontanelle war leichter als die kleine zu erreichen, und Blieb cs auch in der Folge ft ts beim tiefem Eindringen des Kopfes in die \u00dfeckcnh\u00fchle. Das Becken war \u00fcberhaupt weit, Befonders auffallend aber am Ausgange. Obwohl die Wellen anscheinend geh\u00f6rig ftark waren, fo nahm die Oeffnung des Muttermundes bis gegen halb vier Uhr Nachmittags doch nicht \u00bbBertiich zu. An der feiner Oeitnung entfprechenden Stelle des Kopfes warfen die Bedeckungen anf\u00e4nglich Falten, die bald einer Anfchwellung wichen, welche ftets erhabener, praller, fefter wurde, und deren Umfang jene Oeffnung begrenzte. Jenfeits oder \u00fcber der Anfchwellung war die Pfeil-math deutlich ztt f\u00fchlen. Es hoffen mitunter braungef\u00e4rbte, Funkende Waffer ab. Gegen 4 Uhr hin erhielten die Wehen einen andern Charakter. Schnell erweiterte fich der Muttermund, und ungew\u00f6hnlich rafcli drang der Kopf in der Stellung, die er am Eingang hatte, tiefer in die Bsckenh\u00f6hle und mit dem Geliebte nach vorn pder oben durch den Ausgang.","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"611\nund w\u00e4hrend dem Einfehneiden entftandene Kopfge-fchwulft (der fogeriannte Vorkopf) gr\u00f6fstentheiJs auf das obere hintere Viertheil des rechten Scheitelbeines befebr\u00e4nkt, fo hier auf die genannte Stelle des linken ; und fo wie gleich nach der Geburt in jener Scheitellage die rechte H\u00e4lfte des Sch\u00e4dels erhobener ift, das rechte Scheitelbein h\u00f6her fteht als das linke, fo findet hier das Gegentheil Statt. Diele Verfchiedenheit der Configuration des Kopfes ift auf den erften Blick nicht zu verkennen, und diefe beiden Erfcheinungen (die Form des Kopfes und der Sitz der Kopfgefcluemlft) find fo bezeichnendfo auffallend: dal's man darnach, wenn man auch unter der Geburt nicht unterfucht h\u00e4tte, men ftens im Stande w\u00e4re zu beurtheilen, ob der Kopf (ich io der erlten oder in der dritten Scheitellage zur Geburt geheilt habe, wohl zu merken: wenn der Hergang der Geburt, wie es der Regel oder dem gefunden Zuftande diefer Function gem\u00e4fs ift, geh\u00f6rig langfam war.\nErfolgt \u00fcberhaupt aber die Geburt \u00fcberm\u00e4fsig rafch, iiberfchreitet die Expulfivkraft die Regel, oder ift das Becken verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu weit oder von ungleicher Weite, oder leihen auch die weichen..Theile nicht die angemelTene Retinenz, z, B. wegen Dammriffes von fr\u00fc\u00ab lieren Entbindungen, oder ift der Kopf ungew\u00f6hnlich klein, das Kind z. R. nicht ausgetragen, die Kopfkno-\nDie ,0 Zoll lange Nabelfclmur war 2 Mal um den Hals ge-Teilungen. An der obern H\u00e4lfte des linken Scheitelbeines, nulle am obern Pf\u00e4nde , in gleicher Entfernung von den beiden Winkeln, fand lieh eine, eif\u00f6rmige> ftarke , pjaUe Kopf, gefch.wulft, die von vorn nach hinten Zoll maafs, und I Zpll breit war. Der \u00fcbrige Sch\u00e4del war frei von Anlchwel-lijng der Bedeckungen und zeigt nicht die gew\u00f6hnliche Configuration. Das Kind, ein wohlgebildetes, gelundes JVldd-then, wog 7 Pfund weniger 4. Loth B. G. Gefund verlieis die Mutter mit ihrem Kinde die Anhalt*","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"dien unvollkommen ausgebildet, weich, nachgebend, biegfam, wie Knittergold oder Pergament u. d. gl.; fo dafs der hindurch zu bewegende K\u00f6rper nicht die geh\u00f6rigen r\u00e4umlichen \u00dfefchr\u00e4nkuugen oder Widerft\u00e4nde erf\u00e4hrt u. ci gl.; So umgeht die Natur die mechanifchen Vortheile, he verfchm\u00e4ht gleichfam die Kunftgriffe, die unter den gew\u00f6hnlichen Umlt\u00e4mien ihr zur Erreichung ihres Zweckes Bed\u00fcrfnis find, he verl\u00e4fst die Regel, an die fie fori ft gebunden ift: Und da\u00ab Bild einer nach den G\u00e9fetzen des fublimften Calculs eingerichteten Mechanik wird undeutlich, erfcheint verwifcht. So findet man unter Umft\u00e4nden diefer Art auch zuweilen nach der Geburt keine Spur von Anfchwellung der Kopfbedeckungen. Umft\u00e4nde folcher und mehr oder weniger \u00e4hnlicher, ungew\u00f6hnlicher Art find \u2018es auch, unter denen man bisweilen den in der dritten oder vierten Scheit'el-]age fich zur Geburt ftellendcn Kopf jene Drehung nicht machen, fondera mit der Stirn nach vorn oder oben ein-und durchfehrieiden lieht. Welcher aufmerkfame und erfahrne Geburtshelfer hat nicht fchon beobachtet, dafs die Schultern, oder bei Steifslagen die H\u00fcften, mit ihrer gf\u00f6fsten Breite; im Querdurchmeffer durch den 15 eck \u00e9 n a u g g a n g ' g \u00ebd r u ng en find u. d. gl. ? So wie dann Umft\u00e4nde ariderer Art das Bild hinwiederum anders n\u00fcanciren 1 )\n0 Dafs hier der Beobachtung ein grobes, weites Feld offen hebe, und davon f\u00fcr die Pbyiiologie wie f\u00fcr die Kunft, deren Beftimmung ift, Geb\u00e4renden H\u00fclfe zu leihen, eine reiche Frrtte zu erwarten fey; dies wird keiner in Abrede hellen, der der .Natur nur einigerrr.afsen n\u00e4her getreten, frei von Vorurtheilen ift und es redlich mit der Wifienfchaft meint. Die Gefetzmiilsigkeit, die wir die Natur, bei Verletzung der \u00fcbrigen Functionen, zur Herftellung des Gleichgewichtes befolgen fehen, auch bei der St\u00f6rung der Function des Gebarens nachzuweifen, ift gewifs einer der w\u00fcrdigsten, herr-","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"\u00c7. il, Dei* Raum geftattet es nicht, hier ausf\u00fchrlich das'Ergebnils meiner Beobachtungen \u00fcber das \u2022Veih\u00e4ltnifs u. f. w. der unter der 'Geburt an den Bedeckungen des Kopfes \u00dfeh bildenden Aifchwellu ngern mitzutheilen,\u25a0 obgleich diefeErfcbeinungen in Beziehung auf die Darftellung der Art und Weife, wie fich der Kopf in den verfchiedenen Lagen durch die Beckenh\u00f6hle bewegt, meiner Ueberzeugung nach von grofser Wichtigkeit find. Auch wird einem hierbei, um ohne Weitl\u00e4ufigkeit nicht unverft\u00e4ndiich zu werden, gar zu felir dis Betl\u00fcrfnifs einer feftgeftelhen oder allgemein angenommenen, genauem, detailiintern Topographie des Kindesfch\u00e4dels f\u00fchlbar (ungef\u00e4hr in der Art, wie fie Qul!, freilich zu andern 'Zwecken, entwerfen hat). Doch' erlaube ich mir, noch etwas hierher Geh\u00f6riges in Betreff der fogenannten Gefichts geb\u00fcrten beizuf\u00fcgen, Kotaus zugleich Einiges von dem, was ihre Mechanik Aetltiliches mit der Geburt bei vorliegendem Scheitel hat, hervorgeht.\nBei der unter den beiden Gattungen gew\u00f6hnlicher Gefidhtslage am h\u00e4ufigften vorkorflmenden . 'wo n\u00e4mlich der Kopf mit dem Geflehte voraus, die Stirn dem lin-}fn H\u00fcftbeine zugewandt, fich zur Geburt ftellt, bildet fftli, und zwar vorz\u00fcglich dann, 'Wenn die Blafe vor hin-\nlicliften und wichtigften Gegenft\u00e4nde der Forfehung. Was hier zu gewinnen ftellt, mufs der jN\u00f6jtur aufmerkfaiji abgefe-hen, gteicbfain abgelauert werden. Hier gilt fo ganz vorzug-lieb, was Baco Tagt: \u201eNequc fingendum aut excogitan-,,dum , fed inveniendum, quid natura, faciat aut feral. Um hier etwas Zn leihen, dazu ift neben anderm eine reichliche Gelegenheit Znm Beobachten, die auch ungew\u00f6hnliche Falle darbeut, fchlechtbin nothwendig. Tollk\u00fchnes Ertrotzen von Naturwundern wird nicht erfordert. Es bedarf bei weitem nicht der K\u00fchnheit, mit der andere ihre Kuoft der Natur aufdringen.","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00e4nglicher Er\u00f6ffnung des Muttermundes berftet (wie dies nach meinen Beobachtungen hier lehr h\u00e4ufig der Fall ift), wenn das zweite Geburtsftadium langfatn erfolgt, u. f. w. die erfte Anfehweilung der Bedeckungen am ob'ern Theile der (bei diefer Gattung Gefichts-l\u00e4ge ftets am tiefften ftehenden) rechten H\u00e4lfte des Geliebtes. Das rechte Auge befindet fich faft in der Mitte diefer Anfehweilung. Erfolgt der weitere Verlauf fies dritten Stadiums und das Ein - und Durchfehneiden rafch, oder wird die Entbindung unter dreien Umff\u00e4n-den durch die Kunl't beendigt: fo zeigt fich die Gefichts-, gefchwulft an tier obere il\u00e4ilie der rechten Seite, und das \u00fcbrige Gefleht ift frei von Anfehweilung (wovon ich einen Fall in einem, der .Berichte \u00fcber die Vorf\u00e4lle itji derahiefigen Entbjndungsauftaft ausf\u00fchrlich mitgetheilt habe). Gebt aber .das dritte Stadium langfam. vor fleh, verweilt der Kopf l\u00e4ngere Zeit in der Beckf\u00fcih\u00f6hle,! bis er wirklich, ins .Einfehneiden kommt ; fo bemerkt man nach der Geburt, dafs die untere H\u00e4lfte der rechtenS\u00e7ite; des Geficktes, die Gegend der rechten Wange, der Hauptfitz der Anfehwetllung.ift : 1 ). So wie in der .'er-ften' Scheitell\u00e4ge beim Stande des Kopfes in der Becken-, h\u00f6hle (unmittelbar vor dem Einfehneiden) das obere hin-, tere Viertheil des rechten Scheitelbeines die Stell\u00e9dA, (fie dem Schoofsbogen gegen\u00fcber, unmittelbar hinter der Scliamlpalte fich befindet, und auf welcher fichfiit\u00eee\"f\u00eea\u00ef\u00efP' anfehweilung bildet : f\u00f6 ift es hier die rechte Wange; und fo wie dort die noch immer dem linken eif\u00f6rmigen\nIiioche\ni) Es verfteht fich, dafs r\u00fccktlcht\u00dcch, ,d\u00ear Anfchwellungen, Ver\u00e4nderungen der Form, der Farbe u. d, gl., welche diefer oder jener vorliegende Kindestheit \u00fcberhaupt und vorz\u00fcglich das Gelicht unter der Geburt erf\u00e4hrt, wohl zu unterfchei-den ift, was Wirkung der Geburt und was andern Urfachen zuznfehreiben ift, z. B. einem zu h\u00e4ufigen Unterfuchen, um Sanften oder rohen Betaftungen u. f. w.","page":514},{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"515\nLoche zugekehrte kleine Fontanelle Geh allm\u00e4hlich von links nach rechts bewert: fo itt es hier das inaner noch hinter dem rechten eif\u00f6rmigen Loche befindliche Knie, welches allm\u00e4hlich von rechts nach links und unten lieh bewegend unter den Schoofsbogen lieh begiebt. Bei der zweiten Art von Geiichtslage, die Stirn dem rechten H\u00fcftbeine zugewandt, verhalt es lieh umgekehrt. Unter 22 durch die Naturkr\u00e4fte gl\u00fccklich vollbrachten 1 Geburtsf\u00e4llen mit vorliegendem Geflehte, die ich vorz\u00fcglich genau von Anfang bis zu Ende zu beobachten Gelegenheit hatte, fand Geh in 14 F\u00e4llen die Stirn dem linken und in den \u00fcbrigen dem rechten H\u00fcftbeine zuge wandt.\nIn einer zwanzigj\u00e4hrigen obftetricifchen Praxis ilt mir noch nie der Fall vorgekommen, dafs bei Gefichts-lagen im weitern Fortgange der Geburt, wenn von Seiten der Kunft auf keine Weife meebanifeh eingefchritteu worden (z. \u00df. die Richtung des Kopfes zu ver\u00e4ndern, ihn weiter zu f\u00f6rdern, oder d. gl.), die Stirn lieh nach vorn oder aufw\u00e4rts gewendet, und das Gefleht in der der gew\u00f6hnlichen entgegengefetzten Richtung am Beckenausgange dargeftellt hat. Daffelbe ift mir von mehrern, [ehr aufmerksamen Geburtshelfern nach einer zumTbeil weit langem Kunftaus\u00fcbung verliehe\u00ab worden. Eben fofah ich unter diefen Umft\u00e4nden bei Steifs- oder (fo-genannten) Fufslagen \u2014 die vordere Fl\u00e4che des Kindes mochte urfpr\u00fcnglich nach vorn oder hinten gerichtet gewefep feyn, oiler im weitern Verlaufe der Geburt diefe Richtung angenommen haben \u2014- nie das Hinterhaupt der Kreuzbeinaush\u00f6hlung fich zuwenden. Auch ich fah bei dem ganz gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnifle der den Mechanismus des Geb\u00e4rungsactes bedingenden Momente die Geburten mit vorliegendem Geflehte in der Regel ohne gro\u00dfe;e Schwierigkeit vor (ich gehen, und eben fo gl\u00fccklich enden, als die mit vorliegendem Scheitel, M. d, Archiv. V. 4.\tL 1","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"und bin nach meinen Beobachtungen der Meinung, chfj hierzu keine ungew\u00f6hnlichen Veriuiitniil'e erforder-lieh find,\n\u00a7. 12. Dafs ich vorhin nicht fagte: \u201eeben fo\nleicht/' iondern: \u201eohne gr\u00f6fsereSchwierigkeit,\u201c hiervon lie_t der Grund darin, dafs ja leichte Geburten, ira ei ;i-ntliehen Sinne ties Wortes, h\u00f6chft feltcne Ausnahmen von der Regel find. Neben dem beginnenden Ath-meu des Neugebornen ift wohl mit keiner Function eine fo grofse, m\u00e4chtige Ver\u00e4nderung im Organismus verbunden, wie mit der des Gebarens. Und wenn auch die Erfahrung (was freilich das wichtigste ift) nicht fo laut daf\u00fcr fpr\u00e4che, dafs rafch verlautende, leichte Gehurten immer gef\u00e4hrlich und feiten ohne nachtheilige Folgen find, fo w\u00fcrde von der einen Seite die Analogie, von der andern die n\u00e4here Betrachtung diefes greisen Naturereigniffes zu der An ficht f\u00fchren: dafs ein ge differ Zeitaufwand, gewiffe Schwierigkeiten, dafs eine An-ftrengung der Kr\u00e4fte, ein Kampf u. f. w. zu den wefent-lichen Erforderniffen ties gel'ahrlofen und unfeh\u00e4dliehen, kurz des gefundheitgem\u00e4fsen Herganges dieler Verrichtung geh\u00f6ren.\nWie w\u00e4hrend der Schwangerfchaft die Bedinsrun-gen zur Geburt vorbereitet werden, mit der allm\u00e4hlichen Abnahme des Ern\u00e4hrungsverkehres zwifchen Uterus und \u00efrucht in jenem der Apparat zur Austreibung, von dieler ausgebildet wird: fo werden w\u00e4hrend d\u00e9rGe-hurt des Kindes die Bedingungen zur gel'ahrlofen Lei-, fung und Ansfcliiiefsung der Nachgeburtstheile und zum gefundheitgem\u00e4fsen Verlaufe des Wochenbettes u. f. w. vorbereitet. Die Abficht der Natur (wenn ich mich fo aus ! r\u00fccken darf) beim Geb\u00e4ren ift nicht allein oder fehle- htweg, dafs die Frucht ausgefchloffcn wen le: l'on-dem, dafs dies auf eine f\u00fcr Mutter und Kind gefahriofe, unfch\u00e4diiche Yveile gelchehe. Wie bei den \u00fcbrigen Ent-","page":516},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"Wicklungen, lo gefchieht dies auch hier durch allm\u00e4hliche Vorbereitungen, durch flufen weife Ueberg\u00e4nge u f. w. \u201eQuanto dutcius (fugt Harvey') partum retinent et mo-rantur, tanto facUius et felicius rem exp\u00e9diant. \u201c \u2014 So wie durch den Widerftand, den die Frucht mir! .lie Wege, die zum Durchg\u00e4nge derfelben beftimmt find, dem Uterus entgegenftellen , die Th\u00e4tigkeit in ihm aufgeregt, gefteigert und er zu jener grofsen m\u00e4chtigen Kraft\u00e4ufserung erhoben wird, lo dient der Widerftand auch dazu, dem Uterus Gelegenheit zu gehen, lieh gleich* fam zu verarbeiten, einen Theil feiner Th\u00e4tigkeit durch die Reaction gegen das Object einzubiifsen, und ihn geeignet zu machen, in den Zuftand von Ruhe, von Stillleben zuriickzulreten, in welchem er w\u00e4hrend des Sau* gens beharret, und worauf hinwiederum das Erwachen regerer Th\u00e4tigkeit in andern Gebilden beruhet.\nDas Maafs von Schwierigkeit, von Zeit-, vonKr\u00e4f-teaufwand bei diefer Function ift bekanntlich verfehl > den nach der Individualit\u00e4t der Subjecte. So z. B. haben fettleibige, ftarke, phlegmatifche Perfonen bei der Geburt gemeiniglich mit mehr Schwierigkeiten zu k\u00e4mpfen, als magere, reizbare; in den Jahren weiter vorger\u00fcckte Erftgeb\u00e4rende und zu junge Perfouen geb\u00e4ren Ichwerer, als Weiber io den Zwanzigen. Die Art, wie ein robuftes ftarkes Bauerweib fein Kind zur Welt bringt (welche Geburtsart \u00fcbrigens als Mutter aufgeftel.lt zu werden verdiente), w\u00fcrde lieh f\u00fcr eine weichlich erzogene, reizbare St\u00e4dterin nicht eignen und umgekehrt. Jenes Maafs von Schwierigkeit aber nach der eigen-thiimlichen Conftitution der Kreilsenden zu fch\u00e4tzen, feinen Einfiufs anzufchlagen, in gegebenem Falle zu be-ftimmen, oh und was der Natur zu \u00fcberlaffen feyn und \u00fcberlaffen worden muffe, ob und in welchem Maaise die Ranft einzufchreiten habe: dies erfordert Kenntnifs der den Geburtsmeohanisn.us zun\u00e4chft bedingenden Moll 2","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"518\nmente, Kenntnifs des gew\u00f6hnlichen Herganges diefet Fun lion, l\u00f6 wie der manniohfalngen Variet\u00e4ten innerhalb 1er Gi\u00e4nze, wo die Natur ohne Schaden und Gefahr ihrer Beftimmung zu entfprechen im Stande ift, und Kenntnifs der gegenteiligen actives und paffiveri Beziehung, die Statt hat zwifchen dem Geb\u00e4rungsacte und dem \u00fcbrigen Organismus fowohl im (relativ) gefunden Zuftanrle des letzte\u2122 als hei krankhaften Anlagen, fie feyen allgemeine, oder befchr\u00e4nken lieh auf einzelne (dem F-influffe der Geburt ausgefetzte) Organe oder organi-fehe Apparate, Dies alles fetzt offenbar tiefe Einficht in die Innern Lebensverh\u00e4itmffe im gefunden wie im kranken ZnfUmde voraus, gr-ofse Erfahrung, einen praktifchea Tact, der nur durch eine genaue, forgf\u00e4l-tige, beharrliche Beobachtung erworben wird u. f. w. Im Uebrige\u00ab wie der K\u00fcrze wegen beziehe ich mich hier auf meine. Erfahrungen und Abhandl. Mannh. 1812. I. Entw. ein, fvft. Anordn. ti. f. w. 30 \u2014 42., uud beton der s \u00a7. 40 und 4 1- \u2014\nNimmt man an, wof\u00fcr ich die Gr\u00fcnde angegeben zu haben glaube, dafs ein gewiffes der individuellen Goivftftution entfpr eebend.es iVlaafs von Schwierigkeit, Rr\u00e4fteauftrengung bei der Function des Gebarens we-fentlich, in der Natur diefer Verrichtung begr\u00fcndet ift, io folgt daraus, dafs eine obgleich durch gefchick-te Hand bewirkte Allk\u00fcrzung diefer Function \u2014 wie k\u00fcnftiiehe Entbindung, \u2014 bevor jene die Erhaltung der Gefundbeit bedingende, wohlthatige Ver\u00e4nderung itn Organismus der Mutter vor lieh gegangen ift, dafs ein unzeitiges pl\u00f6tzliches Entfernen jener Schwierigkeit nicht gleichg\u00fcltig Feyri, dafs ein gewaltlaiiies Eingreifen der Art in jene Naturverrichtung nie Statt haben k\u00f6nne, ohne Gefahr einer, wenn fehon nicht gleich, fondent oft erft fp\u00e4rer lieh an den Tag legenden St\u00f6rung der Gefundheit (wof\u00fcr lieh freilich aus dem reichen Gebiete der Aetiologic eine hinreichende Menge von Veranlagungen an Hind en l\u00e4fst, um die Schuld ja nicht der ~ ohne Anzeige, fey es aus Un-","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"519\nk\u00fcnde, oder andern Motiven unternommenen \u2014 ki'mWichen Entbindung zuzufchreiben). Zieht man dies in Erw\u00e4gung und von der andern Seite, dafs durch eine genauere, umfaffendere Kenntnifs des Gelumsmecbanismus manche eingebildete, oder hei Vorliebe zum Operiren, vvillk\u00fchrlich aufgefrellte In-dicationen zu VerbeFferungem dir Fruchtlage, k\u00fcnft-lichen Entbindungen u, d gl. wegfallen; dafs in vielen F\u00e4llen von anfcheinender oder wirklicher Erschwerung der Geburt die Ui fachen lieh nicht mehr mechanifcben Mifsverh\u00e4ltniffen zufchreiben laffen, die Motiv oder Entschuldigung f\u00fcr das operative Eingreifen abgehen *) : fo ift offenbar, dafs zu einem zweekiii\u00e4fsige\u00bb, hei Manien Handeln am Kreifsbette es von der gr\u00f6fsten Wichtigkeit i.Ct, durch das forer-\n_\tO\t\u00bb\tO\nf\u00e4jiigfte Beobachten u. I. w. zu ftreben y das andere deu Geburtstneckanismus mit bedingende Moment: das active, n\u00e4her kennen und Sch\u00e4tzen, den Einflufs beffer anfchlagen zu lernen, den die mit der Geburt wesentlich verbundenen Schwierigkeiten, Kr\u00e4ftean-ftrengungen, Schmerzen u. f. w. auf den \u00fcbrigen \u00dcr-gani tnus haben je nach der individuellen Conftitu-tion \u2014- Alter, Lebensweife, Temperament, Habitus, Erbanlage, Nerven - Gef\u00e4fse- Stimmung, u. f.w., Dinge, von denen wenig in unfern Cornpendien enthalten ift. Dies ift ein Roden, der noch viele Kultur zul\u00e4fst, und den eifrig anzubauen um fo wichtiger ift, als- hoher ergiebiger Ertrag zu erwarten lieht, und ohnehin ja unter Armamentarium Lucinae zur Zeit reichlich heftellt, der Man\u00f6vers und Kunftgriffe die H\u00fclle und F\u00fclle ift u. f.w. Doch ich entferne mich von meinem Gegenhandel.\nl) Wia unzahlich oft haben nicht fchon ungew\u00f6hnliche Kopflagen (wo die Natur aber die Geburt gl\u00fccklich zu vollbringen im Stande gewefen wire) Anlafs gegeben, eine Geburt f\u00fcr regelwidrig zu halten, und zu operativem Verfahren zu fchrei-ten, wo man bei einem andern Stande des Kopfes nicht daran gedacht haben w\u00fcrde? Es greife hier jeder in feine eigene Bruft. Stau vieler Belege, die ich ans den Schriften hier an-f\u00fchren konnte, will ich gern mein eigenes Verfahren in fr\u00fchem Jahren meiner Praxis zum Bcifpiele dienen laffen.","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"SCO\n\u00a7. 13. Was die Art und Weife anlangt, wie in den F\u00e4llen, \u2014 wo der in der dritten Scheuellage\u00dfch zur Geburt feilende Kopf beim weitern Fortgange dei Gebarung die gew\u00f6hnliche Drehung nicht macht, fon-riet n mit dem Gefickte nach oben aus der untern Becken-\u00d6ffnung hervortritt, \u2014 der Kopf durch die Geburtswegs hindurch bewegt wird : fo glaubte ich, trotz der Seltenheit diofer F\u00e4lle, das Ergehnils meiner Beobachtungen doch infofern hier nicht \u00fcbergehen zu d\u00fcrfen und wein'orftens kurz anf\u00fchren zu muffen; als es von der bekannt gewordenen, herrfchendern Vorbei!ung abweicht.\nAuch hier dreht fleh der Kopf beim Herabfenken in die \u00dfeckenh\u00f6hlo und beim Einnehmen derlelben (wie ach gefunden habe) nicht io, wie es in den Lehr - und Handb\u00fcchern ') angegeben ift. Das Hinterhaupt dreht fleh nicht in die Aush\u00f6hlung des Kreuzbeines, fondern es bleibt die grofse Fontanelle, wenn der Kopf fchon dem Einfehneiden nahe ift, wenn ein Theil deffelben fchon zwilchen den Schamlefzen fichtbar wird, noch immer dem linken eif\u00f6rmigen Loche und die kleine, meift tiefer hebende Fontanelle dem recliten Stachelkreuzbeinbande zugekehrt. Unmittelbar vor dem Durch* fchneiden f\u00fchlt man die von aller Anl'chwellnng der Kopflie leckungen freie grofse Fontanelle am innern Rande des absteigenden Altes des linken Schoofsbeines. Wenn hier der Kopf im Begriff ift, ins Einfehneiden zu kommen, fo ift es der obere und vordere Theil des linken Scheitelbeines zum gr\u00f6fsten Theile nehft einer Partie de<; obern Theiies des linken Stirnbeines, welcher dem Scheitel des Schoofsbogens gegen \u00fcber oder hinter demfelben f\u00fchlbar ift, oder der von dem, in faft perpendikul\u00e4rer Richtung zur Schoofsfuge eingebrachten Fin-\nl) Z. B. von Baiidelocque, Capuron, Delpech, Ehermaier, Fro-rtep , Gardien y J\u00f6rg, Sen ff, Siebold, Weidmann u. A.","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"521\nger ber\u00fchrt wird. Beim Durchfchneiden ftemmt ficli die ,onlere Seite des linken Stirnbeines mit feiner (l\u00e4chern W\u00f6lbung gegen den l\u2019tarker ausgeh\u00f6hJteii Schoolsbogen an, und ich habe an jener Gegend eine durch den Druck entltundene rothe Stelle wahrgenommen. Das G lient fane i:.h, wenn der Kopf frei geworden, dem linken Scnenkel der Mutter ii-h zu wen en. Weilt der Kopf liier l\u00e4ngere Zeit im kinDlim-iden bis er '.um U.ncli-fclineiden kommt, er.\u00e4hrt er allu l-.ngere Zeit den Ge-gt\u2019ii Iruck, der fielt feharf an ihn aidinhijefM'ndeu, an-frnmiegenden, ihm eu gegen drehenden \u00f6ch-..mlpalte Io ilt der eigentliche und H.niptfilz der Kopfgeichwu\u00fct ( ie (jas Kind mit auf die vVelt bringt) das ober- un I vordere Viertheil ries linken Scheitelbeines. Diefes Sen eitel.ein geht heim ganzen Durchg\u00e4nge des Kopies durch dir Beckenh\u00f6hle, wie auch beim Ein - und Durchfchnei-den Stets voraus. Es fallt beim Hindurchdriugen des Kopfes durch den B-ckenausgang nie 1 G3V1 Ouerdurch-nieier (von einem Scheitelh\u00f6cker zum andern) in -en Oinnfurchmeifer der uniern Apertur, fonder\u00bb der Kopf seht fchr\u00e4g oder in fchiefer Stellung hindurch So falte ich es befonders (doch nicht ausfchlielslieh) bei Frf geb\u00e4renden. Im \u00fcbrigen erinnere ich hier an die oben (\u00a7 5 und io.) angedeuteten befondern Uinlt\u00e4nde, unter denen ich die Natur diefen ungew\u00f6hnlichen oder feltenern Gang (den ich hinwiederum aber f\u00fcr nicht weniger geictzlich, berechnet, den heiondern Verh\u00e4lt-xiiiien der bedingenden Momente enttpreckeiui halte) befolgen Iah.\n$. 14. Bef ragt man Schwangere \u00fcber das Gef\u00fchl von Bewegung des Kindes, lo antworten bekanntlich die meiften, dafs he folches ausfchliefsliclt oder am f\u00fcirk-ften, am lebhaft iten in der rechten Seite des Unterleibs f\u00fchlen. Fand befes Statt bis zum Beginnen der Geburt, fo fah ich fait immer den Kopf in der er ft en","page":521},{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"Lage (\u00a7. a.) Geh zur Geburt hellen. In der weit gr\u00f6-fsern Mehrzahl der F\u00e4lle von dritter Scheitellage, die ich beobachtet habe, wurde die Bewegung w\u00e4hrend der Sehwangerfchaft vorz\u00fcglich linker Seits und vorn im Unterleibe gef\u00fchlt, zuweilen auch blofs vorn, und in einigen F\u00e4llen diefer Art wurde fie feit vierzehn oder acht Tagen erft in der linken Seite oder auch vorn gef\u00fchlt; da lie vorher ftets in der rechten Seite wahrge-nomrnen worden. Aeufserft feiten wurde die dritte Scheitellage gefunden, wo die Schwangeren bis zur Geburt die Bewegung immer in der rechten Seite gef\u00fchlt hatten. Einige F\u00e4lle von diefer Kopflage find mir vor-gekcmmen, wo die Bewegung ries Kindes die Schwan-gerfrhaft hindurch meiftens in der rechten Seite empfunden worden und wo erft mit dem Eintritte der erften f\u00fchlbaren Wehen, das Gef\u00fchl der Bewegung auf die linke oder zur vordem Seite \u00fcbergegangen ift; io tlafs die Kreifsenden behaupteten, gef\u00fchlt zu haben, wie fich das Kind im Leibe gedreht, eine andere Lage angenommen habe.\nNicht unbemerkt glaube ich laffen zu d\u00fcrfen, tlafs hier beim Fragen und Deuten der Antworten befonders bei ungebildeten Perfoncn einige Vorficht zu gebrauchen n\u00f6thig ift, um Mifsverftandniffen von beiden Seiten auszuweichen.\n\u00a7.15. Zieht man die H\u00e4ufigkeit der dritten Sehet, tell a ge in Erw\u00e4gung, und dafs die Geburten bei diefer Lage des Kopfes unter denfelben Umft\u00e4riden, durchaus ohne gr\u00f6fsere Schwierigkeit und eben fo gl\u00fccklich durch die Wirkiamkeit der Natur beendigt werden, als diejenigen, wo der Kopf in tier erften Lage eintritt : So m\u00f6chte es wohl bei der Anordnung der Kopflagen na-turgem\u00e4fser feyn, jene unmittelbar auf diefe folgen zu laffen als die fogenannte zweite Kopflage (wie mit Bau-delocque die meiften Neuern thun), welche unter allen","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"52j\nLagen, in denen lieh der Kopf zur Geburt ftellen mag, gerade die allerfeltenfte ift.\nHierin ift Solayr\u00e9s de Renhac wieder voran gegangen. Auf die Scheiteil\u00e4ge mit vorn und linkshin gerichtetem Hinterhaupte l\u00e4lst er unmittelbar die mit eben dahin gerichteter grofsen Fontanelle folgen und auf die-fe die andern beiden fchr\u00e4gen Kopfi'tellungen. Dafs er die Stellung des Kopfes in der Conjugata oder die gerade Stellung zuerft anf\u00fchrt, dies gefehah aus Reipect vor tier damals in feinem Lande herrlchentlen Anficht; denn er behauptet ja: diele Stellung des Kopfes ley \u00e4ufserft feiten, obwohl falb alle Sichriftfiell\u00f6r lie Fir die bei weitem h\u00e4ufigfte ausgeben. Auch war dem leharfen Beobachter die Drehung der Schultern, ihre Stellung am B<\u201cckenausgange vor Carl White bekannt. Its w\u00fcrde aut jeden Fall nicht unintereffant, ja vielleicht m\u00f6chte es nicht ohne Folgen gewefen feyn, wenn Baudelaccju\u00e8 auch nur gefchichtlich feine Abweichung von jener Anordnung feines Lehrers angef\u00fchrt h\u00e4tte, zumal da er clef-fen greise Verdienfte um die Darftellung Her Geburts-mechanik fo lehr, mit fo lobenswerther W\u00e4rme hervorgehoben und fonach nat\u00fcrlich die Aufmerkfamkeit der Sachkuntligen auf clenfelben erregt hat. So verfichert er in der Einleitung zu feiner Geburtshiilfe mit eben fo viel Vergn\u00fcgen als Dankbarkeit wiederholt, dafs er zwar aus allen ihm bekannten Quellen gefch\u00f6pft, dafs er aber das Meifte Solayr\u00e9s Vortrage und nach ihm der Ertah-rung zu danken habe; dafs der zweiteTheil leines Werkes, welcher von der nat\u00fcrlichen Geburt handelt, fo Zulagen biofs eine Ueberfetzung der Abhandlung: De partu vir. mat. abs. fey.\nDem Andenken des trefflichen Solayr\u00e9s, keilen.\nVerdienft um die Lehre vom Geburtsmechanismus,\naufser von feinem w\u00fcrdigen Sch\u00fcler, bisher nicht","page":523},{"file":"p0524.txt","language":"de","ocr_de":"geh\u00f6rig angplclilagen worden iff *), glaube ich die Bemerkung f huldig zu feynl dais die Steile in Baude-ltn-qu.es Einleitung mir nicht klar, ja auffallend ilt, wo er n\u00e4mlich von jener Abhandlung Tagt : \u201eLette , th\u00e9fe eft un trait\u00e9 complet fur l\u2019aceouchetnent natu-,,rel, dont le m\u00e9canisme auparavant r.\u2019avoit \u00e9t\u00e9 ,,d\u00e9velopp\u00e9 rpi imparfaitement. Elle pouvoit palier \u201epour un chef d\u2019oeuvre fur cette partie, aux yeux des \u201e pet formes moins attach\u00e9es \u00e0 la diction Inline cpt\u2019a la ,, doc\u2019fine, qa'ehe \u00bbenferme. tc \u2014 Zieht man baude-loccjue\u2019s vortrefflichen Charakter in Erw\u00e4gung, leine grotse Befelieidenheit, fein williges Anerkennen fremder Vorz\u00fcge und Verdiente, vor allem alter die gran-zenlofe Achtung, die er gegen feinen Lehrer, hegte, und hei jeder Gelegenheit an den Tag legte *)t Wer fol'te da wohl zweifeln, dafs gewifs nur ein lehr triftiger Grund ihn habe verm\u00f6gen k\u00f6nnen, einen iUa-kfi, \u2014 oberen h h ofs die Fortn, fias Aeufsere hetref-feftd, \u2014 wenn auch nur teile zu ber\u00fchren ? \u2014 ldte-fes in\u00e4fsigte, ich geftehe es, eiuigermafsen die Fteu-de, mit der mich (nachdem ich mehrere Jahre ver-genlich bem\u00fcht gewefen, mir jene Schrift zu verfchaf-fei\u00bb) die von Paris erhaltene Nachricht von deiner-fehnten Fund erf\u00fcllte. Doch wurde ich, als inti die Schrift zu Ge\u00fccht kam, nicht wenig \u00fclieriaicht: indem ich jene Bemerkung (die in der verdienftvolien Ueherfetzuug \u00fcberdies weniger fchonend als im Originale lieh ausnimmt) durchaus nicht beftiitigt fand. Wenn das, was nach llaudelocque's Behauptung, um f\u00fcr ein Meifterwerk gelten zu k\u00f6nnen, der Solayr\u00e9s-\nl) Riickfichtlich der Coaevcn, ?.. B. eines Lc\u00efloy> Sue u. A., mochte dies wohl weniger auffallend feyn. Allein auch liier und da in neuern von Literatur \u00fcbrig ns ftrntzenden Schriften fucht man, wo vom Geburtshergange die Rede lft, vergeblich auch nur den Namen Solayr\u00e9s ; obwohl man unter den zahlreichen B\u00fcchertiteln unbedeutende Machwerke, Stirn* lerexercitia mit aufgefiihrt findet.\n;) A'i in partit, propt. anguft. pelv. impos, Sy mph. os, puh. Sec, Paris V\u201dy6. $. X.","page":524},{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"felien Abhandlung fehlen foil, im Stande w\u00e4re, he diefes Namens w\u00fcrdig zu machen: dann h\u00e4tte lie meiner Meinung nach in hohem Maafse Anfprucli darauf. Die spr\u00e4che ift fiiefsend, fchon, bl\u00fchend, bilderreich, a'tertli\u00fcmlich. Es weht darin ein Hauch der aiten Latinit\u00e4t. Sprachkenner, denen Uh die Abhandlung vorJegte und denen volle Gom.pereiiz geb\u00fchrt, ftimmten darin \u00fcberein. Im Gebiete der ob-ftetncifchen Literatur, fo weit es mir bekannt ift, m\u00f6chte in der Hinlicht fob wer etwas .Belfere1' aufzu-weifen feyn. Streng genommen ui die Sprache in liinlicht der Conftruction und des Wuiu;ebranches, liier und da weniger correct, als die des greisen Lehrers, den ich ichon Ce!jus inter embi*\\t.dcos habe nennen geh\u00f6rt : dagegen ift lie landlub ber. Ueher einen Gege\u00fcftand , wie der in Rede liebende, heb fo klar, kurz and Ichon in jener Sprache auszudi\u00fck-ken, dt eines Meiiters nicht unw\u00fcrdig *).\ni) Kaum kann ich rnir\u2019s verfa\u00dfen, liier eine Bemerkung beizu-filgen, die lieh mir bei dieler Arbeit oit aulgedrungen hat:\n'Eigen ift. cs, difs der Geburtsh\u00fcUekun '.e zwei Manner in der Bl the des Lebens durch den Tod gerauht wurden, die beide noch zu greisen Erwartungen f\u00fcr diefe Wilfenfchaft berechtigten : Jl\u00f6derer und Solayrcs. Es fey mir verg\u00f6nnt, einiges rielmhclie, was lie mit einander hatten, zu ber\u00fchren; Beide waren reich begabt mit Anlagen, beide waren gr\u00fcndliche Gelehrte und im Befitze der zum Geburtshelfer (im \u00e4chten Sinne de. Wortes') erforderlichen Vorkenntmffe und Ne-benwiflenfehaften. Eine hohe Anlicht von der Wichtigkeit des Berufes, dem he entgegen gingen, war beiden eigen; darum bereiteten he lieh viel und lange vor, bis ne iich der Weihe fur w\u00fcrdig hielten. Sie waren beide Aerzte, beide eifrige Beobachter, und mit gleich warmer Vorliebe f\u00fcr Anatomie und Geburtshilfe erf\u00fcllt. In diefer Kunft ward Solayrcs roch der belehrende Umgang eines Melkers zu Theil, def-fen Unterricht R\u00fcderer genoffen hatte. Auf ihn palst, was Haller von diefem fagt: \u201eVir brevis aevi, qui in ob* \u201eftetricia arte, perinde nt in anatome, magnam fui fpem ex-\u201ecitaverat.\t\u2014 Die Betrachtung einiges verfehledenen zwi-\nfcheu Beiden, befonders r\u00fcckfichtlich der Umftande, die lieh","page":525},{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a7. i6. Was die Urfache feyn mag, dafs das h\u00e4ufige Vorkommen der dritten Scheitellage uncl ihr in der Regel erfolgender Uebergang in die zweite u. f. w. fo lauge iiberfehen worden, dies zu unterfuchen geh\u00f6rt nicht hierher.\nIch erlaube mir nur anzuf\u00fchren, was ich fr\u00fcher ich on an einem andern Orte ge\u00e4ufsert habe, dafs ich n\u00e4mlich \u00fcberzeugt bin: dafs in vielen F\u00e4llen, wo im zweiten und zu Anf\u00e4nge des dritten Geburtsftadiums jene Schmellage wirklich wahrgenommen worden, in der Folge aber das Hinterhaupt nicht \u00fcber den Damm, fondera unter dem Schoofsbogen hervortrat, \u2014 die Er-gebniffe der fr\u00fcheren Unterluchungen f\u00fcr Taufchungen gehalten worden find. Ich wiederhole hier diefe Aeufse-ruug mit um fo mehr Zuverfichtlichkeit, als ich, was ich offen un l gern eingeftehe, fr\u00fcher mich fei bi t oft genug in (liefern Falle befunden habe. Die F\u00e4lle kamen mir endlich aber h\u00e4ufig hinter einander vor, meine Aufmerksamkeit wurde gelch\u00e4rft, und das Mittel, wodurch ich aufs reine kam, war, dafs ich in mehreren F\u00e4llen diefer Ari, befonders vom VVafferfprunge an, faft in fte-ter Ber\u00fchrung mit dem Kindskopfe blieb. Nat\u00fcrlich w\u00fcrden diejenigen um fo leichter in den erw\u00e4hnten Irr-thum fallen, welche \u00fcber das Refultat der in fr\u00fchem Stadien der Gebarung angeftellten Explorationen nicht zur v\u00f6lligen Gewifsheit gelangt find, welche fr\u00fcher nicht mit der geh\u00f6rigen Sorgfalt, nicht lange genug, oder in\nbeftimmend zn ihre? Bildung verhielten, z. B. was Buudt-locaue von Solayrc's lagt: .,11 n\u2019avoit que la nature pout \u201ema\u00eetre \u201c (\u25a0wor\u00fcber aber noch auf an derm Wege einiges N\u00e4here zu meiner Kenntnifs gelangt ift) w\u00fcrde zu nicht unin-tereff\u00e4ncen Bemerkungen fuhren, wof\u00fcr aber hier weder Kaum noch der Ort ift; wenn ich nicht, in beider Beziehung gefehlt zu haben, hier wirklich fchon den Vorwurf bef\u00fcrchten. rnuls.","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"527\nZU grofsen Zwifchenzeiten (<j. 7. ) unterfucht haben, mithin ihren Unterfuchungen lei bit nicht ganz trauen k\u00f6nnen, oder welche die Explorahon zu Anf\u00e4nge der Geburt der Hebamme, dem Ailiftenten \u00fcberlaflen haben u. f. w.\nWas \u00fcbrigens aber noch vorz\u00fcglich geneigt macht, jenem Irrthume Kaum zu geben, ift die Darlteliung des Geburtsmechanhmus bei der dritten und vierten Scheiteilage, wie man lie in den Compendien, in den Lehrb\u00fcchern der Geburtsh\u00fclfe u. f. w. findet, und aus dem Munde ber\u00fchmter Lehrer vernommen hat. Daher r\u00fchrt es denn ganz nat\u00fcrlich, dais man weit geneigter ift, Misstrauen in feine eigenen Unterfuchungen zu fetzen, als in die Ausfpr\u00fcc-he der Koryph\u00e4en. Um1 fo pflanzen ficb denn lrrth\u00fcmer von Geichlechtern zu Gelchlerhtern fort. Der weniger Ge\u00fcbte liihlt immer, was der Mei-fter gefunden hat. ln keinem Fache bleibt man aber, wie der w\u00fcrdige Veteran an der Oltfee richtig fleh ausdr\u00fcckt, der Natur der Sache nach lo lange Anf\u00e4nger, als gerade in item, wovon hier che Rede ift. Es befand ficli hier, jetzt find es drei Jahre, ein ausl\u00e4ndifcher, t\u00fcchtiger Lehrer der Geburtshiilfe, Dr. M\u2014- i, ein w\u00fcrdiger, von dem lebhafteften Eifer f\u00fcr die Kunlt erf\u00fcllter Mann. Als er das Geb\u00e4r haus befalle, traf es lieh, dafs geradeeine dritte Scheitellage vorkam. Er unterluchte in Gegenwart einiger ge\u00fcbten M\u00e4nner vom'Fach und in meinem Beifeyn, und behauptete gar nichts ungew\u00f6hnliches, fondern die erfte Kopflage gefunden zu haben. Als man eben nicht geneigt febien ihm beizupflichten, unterfuch-te er wieder, und erft nach mehrmaligem Unterfuchen \u00fcberzeugte er lieh vom Verhalten der Sache. Obwohl er an der M\u00f6glichkeit einer Drehung des Kopfes bei feinem hohen Stande (die Wafier ftanden noch) nicht zweifelte, [0 fehlen ihm doch die Behauptung eines der Anwefen-den, dafs dies gewifs gefchehen w\u00fcrde, zu gewagt; nicht","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\n\nwenig ftaunte er aber \u00fcber die Zuverl\u00e4ffigkeit, mit welcher man, \u2014 als der Kopf in der Folge bereits in <lie Beckenh\u00f6hle herabgetreten war, und die grofse Fontanelle noch immer hinter dem linken eif\u00f6rmigen Loche seft'ihlt wurde, \u2014 auch er fleh felbft von der mehr als gew\u00f6hnlichen Gr\u00f6i'se das Kopfes und ftarken Ausbildung feiner Knochen \u00fcberzeugt hatte, \u2014 immer noch behauptete, dafs die Drehung in die zweite Lage erfolgen w\u00fcrfle. Und nach kurzer Zeit ward ihm die, feiner Ver-ficherung nach, ihn nicht wenig iiberrafchende Freude zuTheilj dielen Uebergang zu beobachten.\nWas die Macht einer vorgefafsten und befonders einer lange gehegten Meinung \u00fcber den Menfrhen auch beim'beiten vVillen vermag, dies zeigt fich kaum auffallender, als in Dingen, die in die Sph\u00e4re der obftetrici\u00ab fchen Exploration geh\u00f6ren. Man unterfucht, und findet, was zu finden man voraus l'chon gewifs ift. Es ift damit, wie mit dem Sehen durch farbiges Glas. Doch giebt es Dinge, die tier Einf\u00fchrung einer richtigen An-ficht von dem, was in der Natur vor fich geht, oder der Berichtigung einer mangelhaften Vori\u2019tellung noch weit hinderlicher find. Der Wahrheit, die, wie hier, nur durch treues, unbefangenes, forgf\u00e4ltiges Beobachten auszumitteln ift, h\u00e4lt es am fchweiften, Eingang bei denjenigen zu finden, die ganz im Reinen zu fevn w\u00e4hnen; die, das felbft\" gefchaffene Ideal einer normalen Geburtsmechanik im Auge haltend, die Natur \u00fcberall und immer fchuJmeiftern und zurechtweifen, wo fie von jenem Phantome abweicht ; die gleich mit der Hand, mit dem Hebel oder mit der Zange da ein wirken, wo fie die Natur nicht auf dem Wege an treffen, den fie f\u00fcr den einzig richtigen halten. .Diele Leute bringen fich felbft um die M\u00f6glichkeit die Natur kennen zu lernen *).\nl) Es liefseu fich aus den Schriften ber\u00fchmter M\u00e4nner F\u00e4lle nach-weifen, wo die Natur felbft fie auf die Spur f\u00fchrte, ihr lieh","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"Wenn M\u00e4nner von der anerkannt gr\u00f6fsten Erfahrung, unter denen ich, itatt mehrerer, einen Baude-iorijue nenne, behaupten, dafs die zweite Scheiteiiage fo liaibig, die dritte hingegen fo ungemein feiten fey, fo bin ich weit entfernt, in Abrede zu [teilen, und glaube gern, dafs jene M\u00e4nner (denen ich eine gr\u00e4nzeulofe Hochachtung widme) tien Kopf wirklich in der zweiten Lage gefunden Liaben, Allein nach meinen Beobachtungen bin ich gewifs, dafs jene zahlreichen F\u00e4lle urfpr\u00fcng-Hch dritte Scheiteliagen waren, die im weitern Verlaufe in zweite Lagen \u00fcbergegangen find; dafs alfo die ur-fpriingliciie Lage entweder \u00fcberleben, oder die Richtung des Kopfes zu l\u2019p\u00e4t erkannt, oder dals zu fp\u00e4t unter-fucht worden, u. dergl. m> Diejenigen, welche wegen dieier Aeufserung, die das offene Geft\u00e4ndnifs meiner vollen Ueberzeugung ift, fich zu entr\u00fcften geneigt i'eyn m\u00f6chten, bitte ich zu erw\u00e4gen: f\u00fcr wie fchwierig die Diagnofe der Kopflage von den gr\u00f6fsten Meiftern ausgegeben worden; was M\u00e4nner z. B. wie La Motte, Puzos, R\u00f6derer, Berger , Saxtorph u. A. hier\u00fcber gefagt haben. Wenn der verft\u00e4ndjgfte und lch\u00e4rffte Beobachter, -Roderer, von der Kopflage, mit dem Schoofsbeine angewandtem Geliebte l\u00e4gt: \u201eNequit penilius cognofci, \u00e4ftfequam caput eft natum; \u201c wo ein Srnellie frei gefte-\nzu n\u00e4hern, ihre Handlungsweife, ihre Rechte kennen und achten zu leinen. Operierfucht, Starrfinn, oder der Him* met weifs was , hielt lie ab, \u00f6ie erkannte Spur zu verfolgen. Behauptete doch ein feiir ber\u00fchmter Lehrer (deffen Buch eben vor mir hegt), dafs, als der mit teilt der Zange angezogene Kopf ider Erwarten mit nach unten gekehrtem Geiichte zum Vorscheine kam (indem man ihn n\u00e4mlich fr\u00fcher m der ent,eg ugefetzten Richtung vorgefunden hatte), das Anlegen \u201eer /.ange fey an diefer Drehung Schuld gewefen; damit ja ment auf Rechnung der Natur komme, was der Kunft an-geh\u00f6rt,","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\nhet, geirrt zu haben, wer in der Welt m\u00f6chte da Wohl behaupten, dafs er nicht irren k\u00f6nne; dafs der Glaube an die M\u00f6glichkeit, dais auch Andere geirrt haben, ein Verbrechen fey?\nWenn man, weil man den Kopf gew\u00f6hnlich mit dem Hinterhaupte nach vorn und dem Gebebte r\u00fcckw\u00e4rts aus dem Becken hervorkommen fahe, \u2014- fo lange die gerade Stellung am Beckeneingange f\u00fcr die einzig richtige, f\u00fcr Norm halten, und daher die fchr\u00e4ga Stellung des Kopfes, die man doch allt\u00e4glich zu beobachten Gelegenheit hat, \u00fcberfehen konnte, fo ift doch wohl um fo leichter begreiflich, dafs die dritte Scheitellage unerkannt bleiben konnte, als fie feltener wie die erfte ift, und der Kopf in der Regel, wie bei diefer, mit dem Geflehte nach unten aus dem Becken hervortritt. Wollte man diefen Grund nicht f\u00fcr g\u00fcltig paffie-ren laffen, fo m\u00fcfste man die erfahrnen, verdienftvollen M\u00e4nner, die jener Meinung fo lange und felfenfeft an-hingen, der Ungefchicklichkeit zeihen.\nIndem ich fchliefse, bemerke ich wiederholt, dafs ich weit entfernt bin, auch nur \u00fcber den Theil der Lehre vom Geburtsmechanismus, auf welchen lieh die liier mitgeLheilten Beobachtungen zun\u00e4chft beziehen, dis Acten f\u00fcr gefchloffen zu halten; vielmehr bin ich \u00fcberzeugt, dafs noch vieles zu entdecken, noch vieles genauer anzugeben, fch\u00e4rfer zu beftimmen ift u. f. w. (Multtim reftat adhuc operis, multumque reftabit: nec lilli nato poft mille faecula, praeciudetur occalio aliquid adhuc adjiciendi. \u201c Seneca Epift. 64.) Und mit Verlangen feile ich den Belehrungen erfahrner Sachkundigen entgegen. Gewifienhaft werde ich jeden Wink oder Zweifel pr\u00fcfen, und das Refultat bei einer ausf\u00fchrlichem Bearbeitung diefes Gegenftandes fjrgf\u00e4ltig benutzen. Nur glaube ich der Wifienlchaft ichuldig zu feyn,\nden","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"den W\u00efmfch hier nicht unausgedriickt 7.u laffen: dafs es denjenigen, welche dielen geringen Beitrag vielleicht einer Beurtheilung werth halten, da, wo lie fich ycr-aniafst finden m\u00f6chten, die Natur felbft zu befragen, gefallen m\u00f6ge, nicht nach einzelnen oder wenigen, fondera nach mehrmal wiederholten Beobachtungen und in einigen Dingen felbft erft nach einer bedeutenden Zahl von Erfahrungen ihr Urtheil zu fallen. Ueberhaupt ift der VVunfch wohl nicht unbillig, dafs die Beurtheilung von Dingen, die rein das Ergebnifs der Beobachtung find, von demfelben Standpunkte ausgehen m\u00f6ge. Wo erweifslich das Factum noch nicht vollft\u00e4ndig und rein berausgeftellt, ift es fiir die Theorie immer noch Zeit. Diejenigen, welche ihren Calcul, ihre Demonftrationen entgegenftellen ; welche diefa oder jene Drehung des Kopfes beim Durchg\u00e4nge durch das Becken den Gefet-zen der Bewegungslehre nicht ganz entfprechend finden, diejenigen, welche, Maafsftab und Zirkel in der Hand, behaupten, das Hinterhaupt z. B. k\u00f6nne ihren Berechnungen zufolge fich fchlechthiii nicht anders als hier-oder dorthin bewegen u. dergl., m\u00f6chte ich an die vortreffliche Bemerkung Bcico\u2019s erinnern: \u201eA\u2018on arctan-ins eft mundus ad angufiias intellectus, fed expan-dendus intellectus ad mundi imaginent recipiendum, tjimlis inventeur. <c\nM, d. Archiv, V, 4.\nM m","page":531}],"identifier":"lit14737","issued":"1819","language":"de","pages":"483-531","startpages":"483","title":"Ueber den Mechanismus der Geburt","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:01:03.246348+00:00"}