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{"created":"2022-01-31T16:57:07.400847+00:00","id":"lit14745","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Cuvier, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 5: 574-584","fulltext":[{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\ncliefelbe Weife verengen lie hier den. Bauchfellfack des Dotters\u00bb\nDiefe Thal fachen f\u00fchren zum Syftem der Fpigenefe zur\u00fcck, weiches anfangs blofs Hypothefen f\u00fcr lieh hat\u00bb te (?!!). Die von mir f\u00fcr dalfelbe dargefteilten Thatfa-chen lind die erften, die man angef\u00fchrt hat (?!!!!); in-deifen bemerke ich ausdr\u00fccklich, dafs ich unter Bildung keine wirkliche Sih\u00f6pfung, fondern blofs eine Bildmigs-entwi'k/ung verftehe, durch welche die Thiere lieh von der einfachften bis zur zufammengefetzteften Form erheben.\nAufserdetn kann die anf\u00e4ngliche Anwefenheit einer in den Unterleib f\u00fchrenden Oeffnung eine, fchon mehrmals beobachtete, h\u00f6chft auffallende Thatfache zu erkl\u00e4ren dienen, der Anwefenheit eines F\u00f6tus im Unterleibe eines Knaben. K\u00f6nnte nicht durch lie ein felir kleiner Embryo in den Unterleib eines andern gr\u00f6fsern fchl\u00fc-pfe n und hier durch die Verwachfung der Unterleibs w\u00e4nde eingefchloffen werden ? Diefe Erkl\u00e4rung ift freilich nur Hypothek', allein diefe lind erlaubt, wo lieh That-fach\u00f6n darbieten, die mit den allgemeinen Naturgefetzea in Widerfpruch zu ftehn fcheinen\u00bb\nII. G. Cuvier \u00fcber das F. i der S\u00e4ugt liiere.\n(M\u00eam. du Mufcum. T. 3. p. 98 fk)\nIn dem Auffatze von Herrn Diitrochet \u00fcber die F\u00f6tush\u00fcllen find die beiden Typen deutlich und genau angegeben, nach welchen die F\u00f6tush\u00fcllen gebildet lind. Alle diefe Thiere bedurften eine Zeit nach der 1 rennung von der Mutter bis zum Auskriechen aus dem Fi eines Nah-rungsvorrathes, und diefer ward ihnen in dem, entweder mit dem Darmkanal oder durch die ein fangen den Na-belgekr\u00f6sgef\u00e4fse mit dem Gel\u00e4fsfyftein znfammenh\u00e4ngen-den Dotter. Die, deren Athmen nur in elaitifcher Luft-Statt finden konnte, hatten aufserdetn einen Organ n\u00f6-thig, wodurch das Blut oxygenirt wird, und hiezu erhielten lie einen zweiten, mit der Kloak oder der Blafe zufammenh\u00e4ngenden Sack, auf dem die Blutgef\u00e4fse ein zufammengefetztes Netz bilden, und der lieh zwifchen","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"dem Dotter und der \u00e4ufsern Fih\u00fclle ausdehnenden leeren Atmofph\u00e4re m\u00f6gliehfr nahe treten.\nHerr Diitrochet konnte die Beziehung zwilchen die-fen Eiern und denen der S\u00e4ugthiere nicht in voller Allgemeinheit auffaffen, da er nur die H\u00fcllen des Schafes un-terfuchte. lcli habe mit Herrn Diard, dein Zeugen von, Diilrpchet's Arbeiten, die folgenden Unterfuchungen an-gel'tellt, welche lieh \u00fcber eine gr\u00f6fsere Anzahl von Thie-ren erftrecken.\nSchon Galen fcheint diefe Theile forgf\u00e4ltig in einigen Thieren unterfucht zu haben. Er befchreibt vorz\u00fcglich aus den Wiederk\u00e4uern eine \u00e4uf ere Haut, das Chorion als ein Gelifsgevvebe, eine zweite, dem F\u00f6tus eigne, das Amnion, eine dritte, clurm\u00e4hnLehe, zwilchen beid\u00e9n. liegende, mit der Blal\u2019e zufammenh\u00e4ngende, die Allantois. Er befchreibt den Zufammenhang des Chorions mit derGeh\u00e4rmutter durch die Kotyledonen, welche die F\u00f6tus-gef\u00e4fse aulnehmen, und bemerkt Ichon den, nach einigen Statt linderufen Mangel der Kotyledonen beim Weibe. Ee-fal, der ei lte inner feinen Nachfolgern, der ihn nicht ab-fchrieb, gab in feiner erften Ausgabe die F\u00f6tush\u00fcllen des Hundes, wenn er gleich einen menfch\u00fcchen F\u00f6tus hin-einzeiclmen lielk, nahm den Piacenteming f\u00fcr das Chorion, das wahre, mit dem \u00e4ufsern Blatte der Allantois bekleidete Chorion f\u00fcr die Allantois felbft, und tadelt die, f\u00fcr die Wiederk\u00e4uer fehr richtige Bemerkung Galens, dafs die Allantois den F\u00f6tus nicht umgebe. Von der Nabelb!afe lagt er nichts. In der zweiten Ausgabe halt er fie f\u00fcr die Allantois. Columbus bemerkte, dal's das Chorion der Wiederk\u00e4uer eine allgemeine finite, die Allantois ein befonderer Sack fey, beging aber f\u00fcr den \u00c4hnlichen und Hund die\u00ab felben Irrih\u00fcmer als Galen und Veful. Failo'pla berichtigte alle Irrth\u00fcmer des letztem, ftelhe hei allen fhieren dem Chorion leinen wahren Namen her, belegte ztierft den von Vefal Chorion genannten Theil mit dem Namen Placent, ftelhe die eigne Exiftenz der Allantois bei den Wiederk\u00e4uern feft, l\u00e4ugnete lie aber als jene Membran bei den Thieren, deren ganzes Chorion weder Placenta noch Kotyledonen hat, und nahm an, dafs bei ihnen der Harn lieh zwifchen Chorion und Amnion befinde. Hiernach hatte er am Pferde und liunde beobachtet, Eujte.uk","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"576\nbildere (Tab. XIV.) gut die Hauptverfchiedenheiten der Eih\u00fcllen des Menfchen, der Wiederk\u00e4uer und des Hundes ab, Albin aber nannte irrig die Darmblafe Ailantois. Arantius l\u00e4ugnete beim Menfchen die Allantois und die H\u00f6hlung des Urachus. Fabriz von Aquapendente behandelte den Gegenftand zuerft auf allgemeine Weife. Er unterfchied gut die kuchenf\u00f6rmigen Placemen des Menfchen und der Nager, die ringf\u00f6rmigen der Fleifchfreffer, die zerfallenen der Wiederk\u00e4uer, die vielen kleinen K\u00f6rnchen des Pferdes und Schweines ; irrte aber, indem er die Allantois nur bei den Wiederk\u00e4uern und den Nagern annahm und feflfetzte, dafs bei den \u00fcbrigen Thieren und dem Menfchen der Urachus lieh mit mehret n F\u00e4den endigt, und den Harn unmerklich zwifeheu Amnion und Chorion dringen l\u00e4fst. Auch Tagte er beim Hunde nichts von der Nabelblaie, wenn er gleich die Nabelgekr\u00f6sgef\u00e4fse Iahe. Dies that auch Harvey nicht, und erft Needham entdeckte he und ihre Analogie mit dem Dotter, und befchrieb lie und ihre Gef\u00e4fse genau. Auch bemerkt er, dafs bei den Nagern die Allantois von der Nabelblafe, bei den Fieifchfreffern diefe von der erftern umgeben wird, und vermuthet, dafs die Allantois lieh auch beim Menfchenf\u00f6tus finde. Ihm fehlte nur noch die Kenntnifs der Allgemeinheit der Nabelblafe.\nDennoch hielten mehrere feiner Nachfolger, felbft Eoerhaave, Haller, neuerlich Lobftein, diefes Urgan f\u00fcr die Allantois, und erft in unfern Tagen bellten. Blumenbadi und Sommer rin g ihre Analogie mit dem Dotter wieder her.\nNach ihnen fuchte Oken durch mehrere Gr\u00fcnde, die er theils aus eignen Beobachtungen, theils aus altern Schriften entlehnte, die Allgemeinheit derfelben darzuthun. Allein er unterfchied die verfchiednen Membranen nicht immer gl\u00fccklich. So hielt er, trotz Needhai?!^ Beweife f\u00fcr lias Gegentheil, bei den Kaninchen die Ailantois f\u00fcr die \"Nabelblafe, behauptete, dafs diele nicht blofs durch Gef\u00e4fse, fondern einen Gang mit dem Darmkanal zufatn-menhange, und \u201cdafs diefer Gang lieh in den Blinddarm endige, der immer das Ueberbleibfel davon fey, wodurch er eine fchon alte Behauptung von Wolff, dafs der Darmkanal aus der Nabelblafe entltehe, von den V\u00f6geln auf die S\u00e4ugthiere anwenden wollte. Nach ihm fuchte Kiefer da fiel be f\u00fcr den Menfchen nachzuweifen; allein beide","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"577\nwurden von Hochftetter und Emmert wid erbrochen, welche zuerft die Allgemeinheit dieler Blafe darth\u00e4ten, und den Communicationsgang vollkommen verwarfen. Auch gaben lie \u00fcber die Allantois die noch n\u00f6thigen Zuf\u00e4tze, und liehen, einige etwas gewagte Behauptungen \u00fcber die Na-belblafc ausgenommen, wenig \u00fcber dielen merkw\u00fcrdigen ,Gegenftand zu tliun \u00fcbrig, zumal da auch diefe nachher durch Meckel widerlegt wurden.\nHiernach enth\u00e4lt der gegenw\u00e4rtige Auffatz wenig Thatfachen, die nicht fchon irgendwo vorgetragen worden w\u00e4ren , allein vorz\u00fcglich befafs vielleicht Niemand bisher eine fo voliftandige Reihe von Thatfachen, hatte diefelben unter einem fo allgemeinen Gelichtspunkt auf-gefafst und in einer fo nat\u00fcrlichen Ordnung zufammenge-Iteilt, fo dafs wenigftens infofern diefe Abhandlung der Aufmerkfamkeit vielleicht nicht ganz unwerth Ift.\nAls allgemeine Satze glaube ich auffrellen zu k\u00f6nnen dafs die Eier der S\u00e4ugtliiere, wie die der mit Lungen verfallenen Amphibien, beftehen :\n1)\tAus einer allgemeinen H\u00fclle, beim Vogel der Schalenhaut, beim S\u00e4ugthier dem Chorion;\n2)\tdem in dem Amnion, welches nur die \u00e4ufsere umgefchlagne H\u00fclle des Nabeiftranges ift, entlialtnen Films ;\n3)\tder Allantois, die durch den Urachus mit dem Blafengrunde zufammenli\u00e4ngt ;\n4)\tder Nabelblaie, die durch Gef\u00e4fse mit dem Gehilfe des F\u00f6tus und durch I \u2014 2 B\u00e4nder mit dem Chorion zufammenli\u00e4ngt, dem Dotter, fo wie die B\u00e4nder dem Hagel, entfpricht.\nBeide lind S\u00e4cke von vielfach variirender Geftalt, deren einer oft die Stelle des andern anzunehmen fcheint die aber immer, und namentlich zwifchen Amnion und Chorion liegen, fo dafs lie und das Amnion von diefem umgeben werden.\nDie Verfclhedenheiten zwifchen den S\u00e4ugthieren und den \u00fcbrigen, vorher erw\u00e4hnten lind:\nI) Die Nabelgef\u00e4fse der Eierleger verbreiten fleh ganz auf der Oberfl\u00e4che der Allantois, gehen nicht zum Chorion, noch weniger durch daffelbe und find daher keinem andern Einllufs als dem unterworfen, der durch die","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"578\nSchale und ihre innere Haut Statt finden kann.' Bei den S\u00e4ugthieren dringen Ile, nach Bildung eines mehr oder weniger Clarken Netzes um die Allantois, durch das Chorion und wurzeln in der Geb\u00e4rmutter, entweder in ihrem ganzen Umfange oder an einzelnen Stellen, wo lie dicke Geflechte, die Placemen oder die Kotyledonen, bilden.\n2)\tDiefe Verbindung verfchafft dem F\u00f6tus Nahrung, feine H\u00fcllen und das ganze Ei waclifen aus ihm; dagegen w\u00e4chft der F\u00f6tus der Eierleger nur auf Koften eines Thei-les des Eies, und diefes hat daher allen Theilen nach dis volle Gr\u00f6Cse, w\u00e4hrend der F\u00f6tus noch unlichtbar ift.\n3)\tDie Nabelblafe ift den S\u00e4ugthieren nur eine Zeitlang nothwendig, verkleinert .(ich und verfchwindet bei den meiften lange vor der Geburt, tritt nun in den Un-terleib ; der Dotter der Eierleger vergr\u00f6fsert lieh anfangs durch Einfaugung des Eiweifses, fchwindet nachher in demfelben Verh\u00e4ltnifs, als er dem F\u00f6tus Nahrung giebt, ift oft Lei der Geburt noch einem anfehnlichen Theile nach vorhanden, der in die Bauchh\u00f6hle tritt, und hier noch einige Tagelang lichtbar ift.\n4)\tDie anfangs nicht lichtbare Allantois der Eierleger vergr\u00f6fsert lieh faft lichtlich, fo dafs lie das ganze Ei umh\u00fcllt. Die der S\u00e4ugthiere nimmt, wenn ihre Gr\u00f6lse lieh ver\u00e4ndert, von dem erften Augenblicke des Embryolebens an zu, und hat fchon beim erften Sichtbarwerden die verh\u00e4itnifsm\u00e4fsige Gr\u00f6lse und die Verbindungen, welche lieh fp\u00e4terliin finden und die nach den Al ten bedeutend variiren.\nDie einzelne Befehreibung f\u00e4ngt man am beiten mit dem Ei der Fleifchfreffer an, weil hier die Analogie mit dem der V\u00f6gel arn deutliehften ift.\nBeim Hunde und der Katze ift dasEi, beinahe wie bei dem Vogel, oval, die \u00e4ufseie Haut, das Chorion, mit einem leicht abgehenden Ueberzuge bekleidet, den Hunter die hinf\u00e4llige Haut nennt, und der, von der Geb\u00e4rmutter ahgefondert, der Eierfchale entfprieht.\nDie g\u00fcrtelf\u00f6rmige, das Ei in der Mitte umgebend\u00bb Placente ift fleifchartig, an der \u00e4ufsern Fl\u00e4che mit vielen kleinen, weichen Spitzen befetzt, welche in die Vertiefungen eines \u00e4hnlichen. G\u00fcrtels an der Geb\u00e4rmuttei treten.\nDurcit","page":578},{"file":"p0579.txt","language":"de","ocr_de":"579\nDwell diefes Chorion fchinimert der im Amnion enthalrne F\u00f6tus und unter feinem Unterleibe lieht man die lange, d arm f\u00f6rmige, r\u00f6ibliche Nabeiblafe, welche .an beide Enden des Chorion durch die Chalaze geliertet ift.\nVorlichtige Oelfnung des Chorions, der Nabeiblafe gegen\u00fcber, zeigt es l\u00e4ngs diefer Linie einfach, \u00fcbrigens durchaus durch eine Membran bekleidet, welche lieh nachher umbiegt, um ein zweites Blatt zu bilden, das, wie das elfte, hohl ift, und das Amnion und die Nabeiblafe ein-fchliei'st, fo dafs (liefe und der F\u00f6tus von einer grofsen B ale bedeckt und umgeben lind , die lieh wie ein doppeltes Gew\u00f6lbe \u00fcber ihnen kr\u00fcmmt und mit ihnen die ge-meiiifchai'tliche Chorionblafe anf\u00fcllt. Dies iit die Allantois, zu welcher der Urachus aus einem fehr kurzen Na-belftrange tritt. Die Nabelgef\u00e4fse gehn unter dem doppelten Aiiantoisgew\u00f6lbe weg und verbreiten lieh an der ganzen Fl\u00e4che der Allantois, mithin, in Bezug auf die attisera W\u00f6lbung, an der innern Fl\u00e4che des Chorion, in Bezug auf die innere W\u00f6lbung, an der \u00e4ufsern Fl\u00e4che des Amnion. Die Matchen des von ihnen gebildeten. Netzes lind durch ein feines Zellgewebe angef\u00fcllt, welches Siellenweife die Fettigkeit einer zwilchen der Allantois auf der einen, dem Amnion und Chorion auf der andern Seite befindlichen Haut annimmt, und mit der Arachno\u00efde a, verglichen werden k\u00f6nnte.\nDem Placenteng\u00fcrtel gegen\u00fcber dringen viele Gef\u00e4-fse durch das innere Chononbiatt in die Placenta, w\u00e4hrend lie aufserdem nur zwilchen Allantois und Chorion, verlaufen.\nAus dem Nabelftrange treten auch die 2\u2014 3 Nabel-gekr\u00f6sgef\u00e4fse, die aus der Gekr\u00f6sdr\u00fcfe dringen und lieh ungef\u00e4hr an die Mitte der Nabeiblafe begeben, wo lie ein lehr reiches Netz bilden.\nDie Nabeiblafe ift fpindelf\u00f6rmig und wegen der Menge von Gel\u00e4fsen r\u00f6thnch, die \u00fcufsere Fl\u00e4che leicht gerunzelt, die innere etwas zottig, ihre H\u00f6hle beim Hunde mit einer hellen, bei der Katze mit einer Ichleimigen, dottergelben Feuchtigkeit angef\u00fcilt.\nAbgefehn von der Placenta unterfcheidet fich daher diefes Ei von dem Vogelei nur durch l\u00e4ngliche Gefiall des Dotters.\nM. d. Archiv, V. A,\tPp","page":579},{"file":"p0580.txt","language":"de","ocr_de":"580\nDie Nabelblafe befteht w\u00e4hrend des ganzen F\u00f6tut-lebens, wachtt nur verbaltnifsm\u00e4fsig weniger, fo dafs fia am En<le nicht die ganze L\u00e4nge des Eies mifst und dreieckig wird.\nDie Pachydermen n\u00e4hern fich den Fleifchfreffern be-\ndemend.\nLeim Pferde wird die vorz\u00fcglichfte Verfehledenheit dm . h die Lage der Nabelblafe bewirkt. Die \u00e4ul'sere Cho-rionflache iTt ganz mit kleinen, rothen, die Stelle der Piacenten vertretenden K\u00f6rnchen befetzt. Die Nabelse-f\u00e4i.-.e e\u00bb i alten beim Austritt aus dem Nabelftrange eine halb knorplige, fehr dicke Hau!, welche lie \u00fcberall begleitet, bilden an der ganzen innern Fl\u00e4che des Chorion, der \u00e4ulserii des Amnion ein Netz, welches lelbft durch eine mehr innere, d\u00fcnne, fefte, fait gef\u00e4fslofe Allantois bedeckt wird. Die Nabeige.f\u00e4fsft\u00e4mme und ihre Haupt\u00e4fte lind, eite lie lieh ausbreiten, zu einer grolsen S\u00e4ule vereinig!, welche; durch das Amnion zum Chorion geht. Zwilchen ihnen liegt der Urachus, und in der Achle der S\u00e4ule die l\u00e4ngliche, dem ganzen Unterieibe des F\u00f6tus perpejl-dicul\u00e4re Nabelblafe, die r\u00f6thlich, runzlich, bei fehr jungen Embryonen d\u00fcnner und gr\u00f6iser ift, mit der Zeit ab-nimmt, feibft vielleicht vor dem Ende der Tr\u00e4chtigkeit verfchwkidet. Sie hat an ihrem , dem F\u00f6tus ensgegenge-fetzten Ende nur eine Chaiaze, ilt aber auch an ihren Seiten befeftigt, und ihre von den fehr feinenj Nahelgelu\u00f6s-gef\u00e4Tsen ftammenden Gef\u00e4lse fcheinen hier mit denen des Chorion zu anaftomoliren.\nHier ift alfo der ganze Pvaum zwifchen Amnion und Chorion mit der Allantois angef\u00fcllr, welche durch eine innere W\u00f6lbung das Amnion urnfchliefst. Nur ift diele W\u00f6lbung ein Kugelabfchnitt, weil die Nabelblafe gegen den F\u00f6tus perpendicular fteht, bei den Fleifchfreffern Theil eines Cylinders, weil die Blafe dem F\u00f6tus parallel hegt. Uebrigens ift die Analogie mit dem Vogelei diefelbe.\nBeim Schwein bedeckt die Plctcente gleichfalls das ganze Chorion, bildet aber linfenlormige H\u00f6ckerchen. Die Nabelblafe liegt fchief gegen den F\u00f6tus, die Allantois umgiebt das Amnion nicht, iondern liegt neben ihm. Indem he das (.horion durchbohrt, bildet lie die Anh\u00e4nge, welche Herr Oken von der Nabelblafe ableitet, .","page":580},{"file":"p0581.txt","language":"de","ocr_de":"581\nH\u00f6chft wahrfcheinlich findet fi ch beim menfchlichen Embryo eine, einerfeits das Amnion, andrerfeits das Chorion bekleidende Allantois, wie beim Pferde and den Fleifchfreffern, Nur fcheir.t der Urachus obliterirt und nichts in die Allantois zu f\u00fchren, weshalb beide H\u00e4ute lichter an einander liegen. Die nur in den erften Monaten lichtbare Nabelblafe ift rundlich, liegt bald im Nabel-ftrange, bald an feinem \u00e4ufsern Ende, bald etwas weiter lb, und vermuthlieh in einer Vertiefung der Allantois.\nDas Ei der Wiederk\u00e4uer unterfeheidet lieh bedeutend ron dem der Fleifchfreffer und Pachydermen. Die Placemen lind lehr zahlreich und \u00fcber das ganze Chorion verbreitet, die Allantois umfafst durch ihre innere W\u00f6lbung das Amnion nicht, fondent der Urachus erweitert ich nach feinem Austritte aus dem Nabelftrange, biegt \u00fbch auf eine Seite und verwandelt fleh in einen langen Dann, der nur auf einer Seite des Amnion liegt und lieh weiter hinaus zu den beiden Enden des Chorion erftreckt, wo er lieh anheftet. Daher ber\u00fchrt das Amnion zum Theil unmittelbar das Chorion, Die Verbindung zwifchen Allantois, Amuion und Chorion ift lockerer als bei den Fleifchfreffern und dem Pferde, Das Gef\u00e4fsgewehe bekleidet auch hier das Amnion von aufsen, das Chorion von innen, und ihre Hauptft\u00e4mme lind wenigftens anfangs mit einer dicken Haut bekleidet. Unter allen Vierf\u00fcfsern verfchwinden hier Nabelblafe und Nabelgekr\u00f6sgefdfse am Ichnellften.\nIm Wefenflichen kommen auch bei den Wiederk\u00e4uern die wefentlichen Theile des Eies mit denen der \u00fcbrigen S\u00e4uglhiere, mithin der V\u00f6gel, \u00fcberein.\nBei den Nagern findet lieh dagegen eine Art Umkehrung, welche viele Anatomen urn io mehr irre geleitet hat, ils lie fich mit einer andern Eigentli\u00fcinlichkeit, der D\u00fcnne und dem fchneiien Verfchwinden des Chorions, verbindet.\nDie Thatfacbe ift, dafs hier die Nabelblafe gr\u00f6fser als die Allantois ift, die innere Fl\u00e4che des Chorion, die \u00e4ufsere des Amnion bekleidet, diefes mit einer doppelten Haube umgiebt, w\u00e4hrend die Allantois zwifchen F\u00f6tus und Placenta, von derfelben doppelten Haube eings-Ichloffen liegt.\nPp 2","page":581},{"file":"p0582.txt","language":"de","ocr_de":"582\nSehr junge Kanincheneier beweifen dies. Die Placenta befteht aus zwei parallel'en, durch eine Kreisfurche abgegr\u00e4nzten Kuchen, wovon der \u00e4ufsere, mehr weifse, der Geb\u00e4rmutter, der innere, r\u00f6theie dem F\u00f6tus zuge-wandt ift. Von der Kreislurche geh', von der hinf\u00e4lligen Haut umgeben, das Chorion ait. Nach Wegnahme der hinf\u00e4lligen Haut und Oeffnung des Chorions findet man darunter eine dritte, Uhr gei\u00e4lsreiche, an das Chorion durch zwei Chalazen geheftete Haut, das \u00e4ufsere Blatt oder die \u00e4ufsere Haube der Nabelblafe. An der Placenta h\u00e4ngt di des Blatt um die, weit von einander entfernten Nabelge-f\u00e4fse und erhebt lieh dann, um lie einznfohliefsen und das Amnion mit einer zweiten, innern Haube zu bedecken. Sie erh\u00e4lt blofs die N a bei gekr \u00f6sgef\u00fc fse, die von ihrem Austritte aus dem Nabelftrange an durch Ixe treten, um lieh an ihre \u00e4ufsere, oder Chorionshaube zu begeben, wo \u00dfe ein feh\u00f6nes Netz bilden und kch \u00e4ufserlich durch ein, viel-Jeioht mit den Nabelgef\u00e4fsen zufammenmiAndendes Kreis-gef\u00e4fs endigen. Die Nabelgef\u00e4fse entfernen lieh vom Ende des fehr kurzen Nabelftranges an, und gehn zur kreisf\u00f6rmigen, aber in mehrere Lappen getheilten Piacente, zwilchen deren Lappen die flafchenf\u00f6rmige, mit der Grundfl\u00e4che auf der Placenta, der Spitze auf dem Urachus liegende Allantois liegt.\nNeedham und Daubenton erkannten die Natur diefer Allantois vollkommen, und der erfie Iahe, dafs die grofse Biafe die Nabelblafe ift. Oken, duich die Umkehrung der Lage get\u00e4ufcht, wollte behaupten, dafs die kleine Biafe dis Nabelblafe fey, und tadelte Daubenton fehr hart, wird aber vollkommen durch die Amvefenbeit des Urachus und die Vertheiiung der beiden Gef\u00e4fsordnungen widerlegt.\nHochftetter und Emmeri, die vermulhlich nur H\u00fcllen, deren Chorion fchon zerfetzt war, unterfuchten, haben behauptet, cials die Nabelblale eine einfache, an dem Chorion h\u00e4ngende Gef\u00e4fsfchicht fey; indeffen findet lieh das wahre Chorion als gememlchaftliche H\u00fclle auch hier, verd\u00fcnnt fich aber und ift am Ende der Tr\u00e4chtigkeit kaum zu finden.\nDie .Ratten und Meerfchweinchen unterfcheiden fich von den Kaninchen nur durch \u00e4ufserfte D\u00fcnna der Allan-","page":582},{"file":"p0583.txt","language":"de","ocr_de":"583\ntois, Vereinigung ihrer Nabel - und Nabelgekr\u00f6sgef\u00e4fse zu einem langen, d\u00fcnnen Strange, aus deflen Mitte aber die letztem unmittelbar zum \u00e4nfsern Blatte der Nabelblafe gehen, wahrend, die Nabelgef\u00e4fse die fehr kleine Allantois umgeben und lieh bis zur Placenta lortfetzen.\nIm Grunde kommt allo die Verfclriedenheit zwifchen den Nagern und den \u00fcbrigen S\u00e4ugthieren auf ein anderes Verh\u00e4Htiifs zwifchen den beiden, den Unterleib aller Lungenthiere umgebenden liiafen zur\u00fcck, und man findet hier in zwe- (frdnu. gen derfelben Kiafie die beiden Anordnungen, welche die V\u00f6gel in zwei verfchiedwen Perioden des Bebrittens darbieten, Das Nagerei ift das Vogelei im Anf\u00e4nge der Bebr\u00fctung, wo die noch fehr kleine Allantois in einer Verticlung des Dotters Hegt, der allem fait das ganze Chorion entnimmt und das Amnion um-gieht; das FJe\u00e4fchfrefferei ftellt das Vogelei zu einer Zeit dar, wo die ftark entwickelte Allantois Amnion und Dotter umgiebt, und mit feinem \u00e4ufsern Blatte das ganze Chorion, d. li. die Schalenhaut, bekleidet. Unterluchungen lehr kleiner S\u00e4ugthiereier w\u00fcrden vielleicht Verfchieden-lieiten nachweifen, welche die Analogie zwifchen ihnen und dem Vogelei noch auffallender machen w\u00fcrden, indef-fen konnte ich bis jetzt nichts beftimmtes ausmitteln.\nBei fehr jungen Schweinsf\u00f6tus habe ich den Verbin-dungsftiel zwifchen Nabelblafe und Darm, wovon Herr Oken redet, gefunden, aber mich \u00fcberzeugt, ,,dafs er jich an einen, \u00fcber dem Blinddarm befindlichen Theil des Darmkanals lieft et, und der Blinddarm nur durch ein weit d\u00fcnneres Qef\u00e4fs damit verbunden ift. Ob er zwifchen der Hohle der Btafe und des Darms einen Zufummenhang vermittelt, konnte ich nicht ausmitteln. \u201c Bei andern Embryonen konnte ich ihn nicht finden, vielleicht weil ich nicht hinl\u00e4nglich junge Embryonen zu unterfuchen halte. Findet \u00fcbrigens auch diefe Verbindung nicht Statt, fo w\u00fcrde doch die Analogie, ja die Identit\u00e4t des Baues zwifchen Vogel - und S\u00e4ugthierei darum nicht weniger erwiefen feyn.\nOffenbar beliebt die einzisre wefentliche Verfchieden-\nU\nheit darin, dafs bei den V\u00f6geln die Nabelblafe die Nahrung enth\u00e4lt, der lie bis zum Auskriechen bed\u00fcrfen, bei den S\u00e4ugthieren die Nabelgef\u00e4fse das Chorion durchboh-","page":583},{"file":"p0584.txt","language":"de","ocr_de":"584\nren, um die Te Nahrung in der Geb\u00e4rmutter zu Tuchen, wo\nfie lieh einfenken.\nN ach Tiens werde ich das viel einfachere Ei der Eie-menthiere betrachten.\nIII. Dilti-och et \u00fcber das Ei der S\u00e4ugthiere und Herrn Cuvier\u2019s Lehre dar\u00fcber. (Aus den M\u00e9m. de la foc. m\u00e9d. d\u2019\u00e9mulafc. Ann. VIII.\n1817. p. 760.)\nSeit der Bekanntmachung meines erften Auffatzes ') hat Herr Cuvier in Aufl\u00e4tzen, welche der Academie rer Wiffenfchaflen vorgelegt wurden I), und in feinen Vori.\u00e4-gen im Jardin des Plantes feine Beobachtungen \u00fcber das S\u00e4ugthierei bekannt gemacht. Seine Arbeit iit, nach feiner eignen Erkl\u00e4rung, auf Veranlaffung meiner Uriteriuchun-gen, deren Kefuitat ich in einem Auffatze dem Inftitut 1814 mitgetheilt hatte, und worin er zum Berichterftatter ernannt worden war, entftanden. Er li\u00e2t eine betr\u00e4chtliche Menge von Vierf\u00fcfsern unterfucht, mehrere der von mir beobachteten Tim fachen leal t\u00e4tigt, aber zwei verworfen. Die erfte hievon ift die Anaiogie zwifchen der hinf\u00e4lligen Haut und der Schalenhaut des Vogeleies ; die zweite die Anheftung der Nabelblafe au den D\u00fcnndarm durch einen Stiel, wodurch die Analogie zwilchen der Nabel-blsle und dem Dotter vervoiift\u00e4ndigt wird. Herr Cuvier hat im S\u00e4ugthierei zwei, der Gef\u00e4fshaut \u00e4ufsere, gef\u00e4fs-lole H\u00e4me gefunden. Von dielen lieht er die erfte, die er die hinf\u00e4llige nennt, als der Kaikfchale, die zweite als der Schalenhaut analog an, und nennt ite Chorion, ein Name, den ich der \u00e4ufserften Gef\u00e4fsh\u00fclle des S\u00e4ugthier, cies gegeben hatte. Ehe ich durch beftimmte Beobachtun. gen diefe Meinung bek\u00e4mpfe, mache ich auf die ungl\u00fcckliche Verwirrung aufraerkfam, welche dadurch entftehen mufs, dafs diei ber\u00fchmte M\u00e4nner, wie Haller, Hunter und Cuvier, mit dem Namen Chorion ganz verfchied.\n1) S. oben S.\n*/ S. den vorigen AuEniz.","page":584}],"identifier":"lit14745","issued":"1819","language":"de","pages":"574-584","startpages":"574","title":"\u00dcber das Ei der S\u00e4ugthiere: M\u00e9m. du Mus\u00e9um, T. 3, p. 98 ff.","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:57:07.400853+00:00"}