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{"created":"2022-01-31T16:57:30.179813+00:00","id":"lit14763","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lipps, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 219-221","fulltext":[{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Littera turbericht.\n219\nsich in das Pulvinar desselben hineinstreckte. Ein wenig war auch die Faserung der inneren Kapsel beteiligt. Da nun die Gef\u00fchlshahnen unmittelbar dem Herde benachbart liegen, so ist mit grofser Wahrscheinlichkeit zu schliefsen, dafs die Schmerzen durch direkten Kontakt der sensorischen Kapselbahn mit erkranktem Gewebe erzeugt worden sind.\nGoldscheider. (Berlin).\nTh. Lirps. \u00c4sthetische Faktoren der Raumanschauung. Beitr\u00e4ge zur Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Hermann von Helmholtz als Festgrufs zu seinem siebzigsten Geburtstag dargebracht. Hamburg und Leipzig, Leopold Voss, 1891. S. 217\u2014307. (Selbstanzeige.)\nDie Abhandlung f\u00fchrt eine Beihe von optischen T\u00e4uschungen vor, zum Teil bekannte, zum gr\u00f6fseren Teile bis jetzt nicht mitgeteilte, und erkl\u00e4rt sie aus der f\u00fcr jedermann unvermeidlichen \u201e\u00e4sthetischen\u201c Betrachtungsweise sichtbarer Formen. Dabei ist unter \u00e4sthetischer Betrachtungsweise diejenige verstanden, f\u00fcr welche die Formen nicht nur da sind, sondern als Tr\u00e4ger von Kr\u00e4ften sich darstellen, Bewegungen in sich zu verwirklichen scheinen, kurz \u201eSymbole\u201c sind einer inneren Lebendigkeit.\nBezeichnen wir jede einzelne Kraftbeth\u00e4tigung, die uns in einem sichtbaren Gebilde vergegenw\u00e4rtigt erscheinen kann, das Sichaufrichten und Sichgehenlassen, das Aussichherausgehen und Sichkonzentrieren, die Gegenwirkung gegen eine andere Kraft und das Nachgeben u. s. w. mit einem nicht mehr ungel\u00e4ufigen Ausdruck als Funktionen, so ergiebt sich zun\u00e4chst die allgemeine Regel, dafs wir den Erfolg derjenigen Funktion \u00fcbersch\u00e4tzen, die in dem Gesamteindruck eines sichtbaren Gebildes vor anderen hervortritt.\nDiese Regel erf\u00e4hrt ihre n\u00e4here Bestimmung in folgenden spezielleren Regeln. Der Bestand eines sichtbaren Gebildes ist f\u00fcr die \u00e4sthetische Betrachtung jederzeit und in allen seinen Teilen das Ergebnis des Gegeneinanderwirkens von Funktionen oder Kr\u00e4ften. Dabei erscheint jedesmal eine Funktion vorzugsweise als die eigene Th\u00e4tigkeit des Gebildes, w\u00e4hrend dasselbe hinsichtlich der entgegenstehenden Funktion passiv erscheint. Wir haben dann unter im \u00fcbrigen gleichen Umst\u00e4nden von der Th\u00e4tigkeit den lebhafteren Eindruck, \u00fcbersch\u00e4tzen also ihren Erfolg.\nErscheint eine Th\u00e4tigkeit das eine Mal als frei, das andere Mal als gehemmt, gebunden, nur mit Anstrengung sich vollziehend, so wird jene im Vergleich mit dieser in ihrem Erfolg \u00fcbersch\u00e4tzt.\nScheint von zwei, einander im Ganzen einer Form das Gleichgewicht haltenden Funktionen die eine in einem Punkte vorzugsweise wirksam, so tritt jenseits des Punktes die Reaktion ein: die andere Funktion scheint nunmehr ihrerseits freier zur Geltung kommen zu m\u00fcssen; sie wird also in ihrem Erfolg \u00fcbersch\u00e4tzt.\nTreten zwei Th\u00e4tigkeiten aus einem Zustand wechselseitiger Gebundenheit \u2014 in einer Linie oder einem Punkte \u2014 divergierend heraus^ so \u00fcbersch\u00e4tzen wir die Divergenz.","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nLitteraturbericht.\nWir \u00fcbersch\u00e4tzen den Erfolg einer Funktion, da wo sie neu, mit frischer noch ungehemmter Kraft einsetzt und einen vorhandenen Zustand der Enge oder Weite zu \u00fcberwinden beginnt. Sofern die Funktion eben gegen diese Enge oder Weite gerichtet ist, ist diese \u00dcbersch\u00e4tzung mit einer Untersch\u00e4tzung der Enge oder Weite gleichbedeutend. Die T\u00e4uschung geht in ihr Gegenteil \u00fcber, in dem Mafse als die Energie der Funktion abnimmt, dieselbe also durch eine gegenwirkende Kraft gehemmt und \u00fcberwunden scheint.\nWie wir den Erfolg der abnehmenden Kraftwirkung untersch\u00e4tzen, so \u00fcbersch\u00e4tzen wir den der zunehmenden.\nAuch das Auf h\u00f6ren einer Th\u00e4tigkeit erscheint jederzeit als ein \u00dcherwundenwerden. Darum wird der Erfolg der aufh\u00f6renden Th\u00e4tigkeit untersch\u00e4tztim Vergleich zu derjenigen, die sich fortsetzt, also noch Kraft zur Fortsetzung hat.\nDer Erfolg einer Th\u00e4tigkeit scheint gr\u00f6fser, wenn uns die ihr entgegenstehende Kraft ausdr\u00fccklich \u2014 in besonderen Linien \u2014 zur Anschauung gebracht vird.\nAufeinander folgende Th\u00e4tigkeiten, deren Richtungen einen stumpfen Winkel einschliefsen, scheinen einerseits auseinander hervorzugehen oder sich wechselseitig fortzusetzen, andererseits sich entgegenzuwirken. Je nachdem der eine oder der andere Gedanke \u2014\u2022 gem\u00e4fs dem Sinne des ganzen Gebildes \u2014 \u00fcberwiegt, erscheint der Unterschied der Richtungen relativ ausgeglichen oder verst\u00e4rkt. Erlaubt das Gebilde im ganzen verschiedene Deutungen, so kann das Urteil schwanken. Auch Unterschiede der individuellen Auffassung, wie sie vor allem durch die verschiedene Vertrautheit mit Formen bedingt sind, kommen in Betracht-\nWenn Linien, die aus inneren Gr\u00fcnden, d. h. verm\u00f6ge der in ihnen wirksam gedachten Kr\u00e4fte, nicht auseinander hervorgehen k\u00f6nnen, dennoch stetig ineinander \u00fcbergehen, so erzeugt der Gedanke an den notwendigen Konflikt der Kr\u00e4fte entsprechende T\u00e4uschungen.\nAnders geartet, als die sonst in der Abhandlung besprochenen T\u00e4uschungen sind diejenigen, die darauf beruhen, dafs wir Formver\u00e4nderungen, die uns aus inneren oder \u00e4sthetischen Gr\u00fcnden an ihrer Stelle \u201eselbstverst\u00e4ndlich\u201c geworden sind, zu \u00fcbersehen geneigt sind.\nDie Geltung der angef\u00fchrten Regeln wird an einfachen Formen aufgezeigt; zugleich ihre Bedeutung f\u00fcr die Kunst, vor allem die Architektur durch Hinweis auf einige wenige Beispiele angedeutet. Das Interesse des Vorgehrachten, wenn es ein solches hat, ist einerseits ein psychologisch-optisches, andererseits ein \u00e4sthetisches. Ich meine f\u00fcr gewisse optische T\u00e4uschungen eine gesicherte Erkl\u00e4rung gegeben und zugleich die \u00dcberzeugung von der Unvermeidlichkeit der \u00e4sthetischen d. h. belebenden Betrachtungsweise der sichtbaren Formen in m\u00f6glichst wirksamer Weise best\u00e4tigt zu haben. Vielleicht darf ich hinzuf\u00fcgen, dafs die quantitative Bestimmung gewisser \u00dcber- oder Untersch\u00e4tzungen schliefslich sogar eine quantitative Bestimmung der Kr\u00e4fte und Kraftwirkungen erm\u00f6glichen k\u00f6nnte, die wir in sichtbaren Formen wirksam denken. Damit w\u00e4re von einer neuen Seite her der Weg zu einer exakteren Behandlung eines Teiles der \u00c4sthetik er\u00f6ffnet.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n221\nIndessen gehe ich damit \u00fcber den Inhalt der Abhandlung hinaus. Sie seihst erhebt keinen solchen Anspruch. Sie begn\u00fcgt sich einige Thatsachen, wie sie im Laufe der Untersuchung sich ergaben, aufzuzeigen und nach dem bezeichneten Prinzip verst\u00e4ndlich zu machen. Selbst auf eigentliche systematische Anordnung des Gegebenen mufste Verzicht geleistet werden. Noch weniger konnte die Anwendung auf die Kunst irgendwie vollst\u00e4ndig sein. Ich bitte ausdr\u00fccklich in der Arbeit eine Skizze oder eine Reihe von Andeutungen zu sehen. Dies schliefst nicht aus, dafs der Grundgedanke \u00fcberall deutlich heraustritt. Vielleicht dient es diesem zur Empfehlung, wenn ich bemerke, dafs die fraglichen optischen T\u00e4uschungen, soweit sie nicht schon bekannt waren, von mir zum gr\u00f6fsten Teil deduktiv gefunden wurden.\nIch f\u00fcge noch die Bitte hinzu, dafs man sich in F\u00e4llen, wo der Eindruck der T\u00e4uschung zweifelhaft erscheint, nicht ohne weiteres auf die in den Text gedruckten Figuren verlassen m\u00f6ge. Einige Linien sind nicht scharf wiedergegeben, gelegentlich st\u00f6rt auch die zu geringe Gr\u00f6fse oder die zu grofse Nachbarschaft des Druckes. Aufserdem ist in einigen F\u00e4llen, aus Gr\u00fcnden, die ich angedeutet habe, die seitliche oder halbseitliche Betrachtung der Figuren erforderlich oder dem Eindruck f\u00f6rderlich.\nE. W. Scripture. Zur Definition einer Vorstellung. Philosoph. Studien VII. 2.\n(1891.) S. 213-221.\nDas Schwankende des psychologischen Begriffs der Vorstellung sucht Verf. durch eine genaue und brauchbare psychologische Definition dieses Begriffs zu beseitigen, die es zugleich vermeidet, irgend eine metaphysische, erkenntnistheoretische oder auch psychologische Theorie ex-vel implicite einzuschliefsen. Indem er die Vorstellung in Gegensatz zur Empfindung setzt, gewinnt er die Definition: eine Vorstellung ist eine Kombination von Empfindungen. Um aber zwischen Vorstellung und andernMischungen von Empfindungen zu unterscheiden, bedarf es noch eines neuen Merkmals, und dies ist die Einheitlichkeit. Eine Vorstellung ist also die Summe derjenigen Empfindungen, die zu einer Einheit zusammengefafst sind.\tGaupp (London).\nG. Dumas. L\u2019association des id\u00e9es dans les passions. Berne philosophique.\nBd. 31. (1891.) S. 482\u2014505.\nDer Verfasser versteht unter Leidenschaft (passion) jede psychische Gesamterscheinung, in welcher sich ein intensives Verlangen (d\u00e9sir) kundgiebt. Dieses, begleitende Vorstellungen, Lust- und Unlustgef\u00fchle sind die Momente der Leidenschaft. Die Abhandlung besch\u00e4ftigt sich nur mit den beiden ersten.\nVerfasser teilt die Ansicht derer, welche das Verlangen (Wollen) nach der physiologischen Seite in Bewegungen und Bewegungshemmungen, nach der psychischen in jenen entsprechende Empfindungen, zu welchen Vorstellungen hinzutreten, zerlegen. Diejenigen Begehrungen (tendances, das sind eben jene Bewegungen bzw. Bewegungsempfindungen mit","page":221}],"identifier":"lit14763","issued":"1892","language":"de","pages":"219-221","startpages":"219","title":"\u00c4sthetische Faktoren der Raumanschauung, Beitr\u00e4ge zur Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane: Hermann von Helmholtz als Festgru\u00df zu seinem siebzigsten Geburtstag dargebracht","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:57:30.179819+00:00"}