Open Access
{"created":"2022-01-31T17:02:14.656015+00:00","id":"lit14769","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Gaupp","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 228-229","fulltext":[{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nLitteraturbericht.\ngef\u00fchl als Ergebnis eines Erfolgs in einem gemeinsamen Unternehmen erf\u00fcllt ist, \u2014n\u00e4mlich die Spielbewegungen und das rhythmische Schlagen \u2014 ihrerseits die Tendenz haben, jenen Zustand zu erhalten, indem sie ihn durch ihre die Aufmerksamkeit absorbierende Kraft vor allen zerst\u00f6renden Elementen der Wahrnehmung sch\u00fctzen. Er bringt weiter damit den tierischen Schrei der Erregung in Beziehung. Aus ihm allein die Entstehung der Sprache abzuleiten, ist deshalb so schwer, weil der Vorrat an vokalischon T\u00f6nen bei den n\u00e4chsten Verwandten der Menschen so aufserordentlich k\u00fcmmerlich ist, und der Schrei der Leidenschaft in seiner Monotonie \u00e4ufserst wenig entwickelungsf\u00e4hige Keime zeigt. \u2014 Dieselbe Erregung nun, die zum Schreien treibt, treibt auch zum rhythmischen Schlagen und schafft dadurch durch das Geh\u00f6r ein dauerndes Vorbild f\u00fcr die Schreie. Diese verlieren so ihren nat\u00fcrlichen Charakter und athmen die durch das Schlagen erzeugten T\u00f6ne nach. Pafst sich aber der vokalische Apparat des Menschen \u00fcberhaupt einmal der rhythmischen Succession von T\u00f6nen an, so bringt er bald besser musikalische T\u00f6ne hervor als sein Vorbild. Verfasser zeigt dann, inwiefern der Umstand dieser vokalischen Produktion von T\u00f6nen die Begriffsbildung beg\u00fcnstigt. Einmal bringt eben die musikalische Veranlassung eine dauernde Widerholung der vokalischen T\u00f6ne mit sich, wodurch sie geeignet werden, als Erinnerungsmittel f\u00fcr die Handlungen zu dienen, mit denen sie f\u00fcr alle Glieder der Gemeinschaft assoziiert sind, und dann ist es eben das intensiv Lustvolle des ganzen Vorgangs, das es erm\u00f6glicht, dafs vokalische, t\u00f6nende Zeichen sich in dem Bewufstsein von Tieren, die noch nicht die spezifisch menschlichen Geisteseigenschaften besitzen, zu den vagen, mannigfaltigen, pr\u00e4sentativen Begriffselementen fixieren.\nGaupp (London).\nI.\tJ. Mark Baldwin. The c\u0153fficient of external reality. Mind. XVI (1891) Nr. 63, S. 389\u2014393..\nII.\tG. P. Stout. Belief. Ebda. Nr. 64, S. 449-470.\nUnter Koeffizent der Realit\u00e4t der Aussenwelt versteht Baldwin jenes Etwas, das manchen Vorstellungen anh\u00e4ngt, infolgedessen wir ihnen Realit\u00e4t zusprechen. Wenn f\u00fcr die einen (Spencer, Stout etc.) der Koeffizient der \u00e4ufsern Realit\u00e4t eines Vorstellungsbildes seine Unabh\u00e4ngigkeit vom Willen, f\u00fcr die andern (Bain, Pikler) dagegen seine Unterwerfung unter den Willen ist, so sucht Verf. diese diametral entgegengesetzten Behauptungen durch den Nachweis zu vers\u00f6hnen, dafs sie Ergebnisse der Betrachtung ein und desselben Dings von verschiedenen Standpunkten aus sind. \u2014 Die einen gehen vom \u201eSensational Coefficient\u201c aus, d. h. dem Kriterium gegenw\u00e4rtiger sinnlicher Realit\u00e4t. Diese nun steht nicht unter der Kontrolle des Willens. Die psychologische Basis der \u00e4ufseren Realit\u00e4t ist daher hier die Empfindung von Widerstand. Die andern dagegen vom Ged\u00e4chtnis-Koeffizenten der Realit\u00e4t d. h. von dem Etwas im Ged\u00e4chtnis, das uns zu glauben veran-lafst, dafs es eine wirkliche Erfahrung repr\u00e4sentiere; f\u00fcr sie ist das Bild ein treues Erinnerungsbild, das wir imstande sind wieder als eine Empfindung zu erhalten, in dem wir eine Reihe willk\u00fcrlicher Muskel-","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraiurbericht.\n229\nempfindungen wiederholen, die mit ihm in seiner ersten Erfahrung assoziiert waren.\nStout geh\u00f6rt zn der 1. Kategorie. Die Vorstellung realer Existenz h\u00e4ngt nach ihm ah von der Begrenzung unserer Willensth\u00e4tigkeit durch das Material, auf das sie ausge\u00fcbt wird. Er unterscheidet 'Willensth\u00e4tigkeit, insofern sie sich 1. als Bewegung des K\u00f6rpers und 2. als innerer Prozefs der Aufmerksamkeit darstellt. Die Beschr\u00e4nkung der ersteren hat Verf. Mind XV. S. 22, Genesis of the cognition of physical reality dargestellt. Hierzu enth\u00e4lt dieser Artikel nur einige Bemerkungen. Sein eigentlicher Zweck ist die Beschr\u00e4nkung der innern Willensrichtung, der Aufmerksamkeit, durch die Natur der Vorstellungen, auf die sie sich richtet, darzustellen. Verf. untersucht des N\u00e4hern das Reale in den Empfindungen, in den Vergleichungsarbeiten, ferner die objektiven Attribute der Vorstellungen, die Objektivit\u00e4t des Raums und der Raumbeziehungen, die Realit\u00e4t in der Ideenassoziation etc.\n\u00dcberall sucht er dabei die Objektivit\u00e4t in der Beschr\u00e4nkung und der Kontrolle, die durch die innere Natur dessen, auf das sich unsere Aufmerksamkeit richtet, dieser unserer subjektiven Th\u00e4tigkeit auferlegt wird.\tGaupp (London).\nYves Delage. Essai sur la th\u00e9orie du r\u00eave. Bev. Scieniif. Bd. 48. S. 40\u201448. (11. Juli 1891.)\nDie vorliegende Abhandlung untersucht in ansprechender Weise einige Probleme der Traumpsychologie und gelangt dabei zu Resultaten, welche zum gr\u00f6fsten Teile neu sind. Die haupts\u00e4chlichsten sind folgende : Im allgemeinen kehren die Ideen, welche den Geist im wachen Zustande beherrscht haben, im Traume nicht wieder. Die Grundbedingung daf\u00fcr, dafs ein Eindruck einen Traum hervorrufe, ist die, dafs der Geist fast sogleich, nachdem er den Eindruck im Wachen perzipiert hatte, davon abgewendet wurde, oder dafs er im Momente der Perzeption auf nat\u00fcrliche Weise abgezogen wurde. Dieses Abziehen des Geistes kann so weit gehen, dafs dabei die Perzeption v\u00f6llig unbewufst erfolgt ist, so dafs sie keine Spur im Ged\u00e4chtnis zur\u00fcckl\u00e4fst. Demnach giebt es f\u00fcr einen Eindruck um so mehr M\u00f6glichkeiten, einen Traum hervorzurufen, je weniger bewufst und je lebhafter er gewes\u00e7n ist.\nDie soeben angef\u00fchrten S\u00e4tze werden dadurch erkl\u00e4rt, dafs die im Wachen am meisten unterdr\u00fcckten Ideen das gr\u00f6fste Mafs von Energie zur\u00fcckbehalten haben und verm\u00f6ge derselben in der Traumwelt die Oberhand gewinnen. Auch st\u00e4rkere Eindr\u00fccke, bei denen die Hemmung im Wachen eine schwache oder langsame war, k\u00f6nnen Traumbilder her-vorrufen, falls sie noch ein ausreichendes Mafs von Energie besitzen. Daher kommt es auch, dafs wir viel mehr von traurigen als von freudigen Ereignissen tr\u00e4umen: weil die Erinnerung an erstere im Wachen unterdr\u00fcckt worden ist, haben sie ihre Energie konzentriert. Diese Erw\u00e4gungen sind f\u00fcr die an Alpdr\u00fccken leidenden Personen wichtig, denn wenn sie sich vor dem Schlafengehen den schreckhaften Vorstellungen hingeben, so tr\u00e4umen sie sicher nicht davon. Umgekehrt kann man sich den Genufs beliebiger Tr\u00e4ume verschaffen, wenn man die darauf bez\u00fcglichen Eindr\u00fccke in sich hervorruft und sofort wieder unterdr\u00fcckt.","page":229}],"identifier":"lit14769","issued":"1892","language":"de","pages":"228-229","startpages":"228","title":"I. J. Mark Baldwin: The coefficient of external reality, II. G. F. Stout: Belief. Mind. XVI, 1891, Nr. 63, S. 389-393, Ebd., Nr. 64, S. 449-470","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:14.656021+00:00"}