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{"created":"2022-01-31T16:54:10.128242+00:00","id":"lit14770","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 229-230","fulltext":[{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraiurbericht.\n229\nempfindungen wiederholen, die mit ihm in seiner ersten Erfahrung assoziiert waren.\nStout geh\u00f6rt zn der 1. Kategorie. Die Vorstellung realer Existenz h\u00e4ngt nach ihm ah von der Begrenzung unserer Willensth\u00e4tigkeit durch das Material, auf das sie ausge\u00fcbt wird. Er unterscheidet 'Willensth\u00e4tigkeit, insofern sie sich 1. als Bewegung des K\u00f6rpers und 2. als innerer Prozefs der Aufmerksamkeit darstellt. Die Beschr\u00e4nkung der ersteren hat Verf. Mind XV. S. 22, Genesis of the cognition of physical reality dargestellt. Hierzu enth\u00e4lt dieser Artikel nur einige Bemerkungen. Sein eigentlicher Zweck ist die Beschr\u00e4nkung der innern Willensrichtung, der Aufmerksamkeit, durch die Natur der Vorstellungen, auf die sie sich richtet, darzustellen. Verf. untersucht des N\u00e4hern das Reale in den Empfindungen, in den Vergleichungsarbeiten, ferner die objektiven Attribute der Vorstellungen, die Objektivit\u00e4t des Raums und der Raumbeziehungen, die Realit\u00e4t in der Ideenassoziation etc.\n\u00dcberall sucht er dabei die Objektivit\u00e4t in der Beschr\u00e4nkung und der Kontrolle, die durch die innere Natur dessen, auf das sich unsere Aufmerksamkeit richtet, dieser unserer subjektiven Th\u00e4tigkeit auferlegt wird.\tGaupp (London).\nYves Delage. Essai sur la th\u00e9orie du r\u00eave. Bev. Scieniif. Bd. 48. S. 40\u201448. (11. Juli 1891.)\nDie vorliegende Abhandlung untersucht in ansprechender Weise einige Probleme der Traumpsychologie und gelangt dabei zu Resultaten, welche zum gr\u00f6fsten Teile neu sind. Die haupts\u00e4chlichsten sind folgende : Im allgemeinen kehren die Ideen, welche den Geist im wachen Zustande beherrscht haben, im Traume nicht wieder. Die Grundbedingung daf\u00fcr, dafs ein Eindruck einen Traum hervorrufe, ist die, dafs der Geist fast sogleich, nachdem er den Eindruck im Wachen perzipiert hatte, davon abgewendet wurde, oder dafs er im Momente der Perzeption auf nat\u00fcrliche Weise abgezogen wurde. Dieses Abziehen des Geistes kann so weit gehen, dafs dabei die Perzeption v\u00f6llig unbewufst erfolgt ist, so dafs sie keine Spur im Ged\u00e4chtnis zur\u00fcckl\u00e4fst. Demnach giebt es f\u00fcr einen Eindruck um so mehr M\u00f6glichkeiten, einen Traum hervorzurufen, je weniger bewufst und je lebhafter er gewes\u00e7n ist.\nDie soeben angef\u00fchrten S\u00e4tze werden dadurch erkl\u00e4rt, dafs die im Wachen am meisten unterdr\u00fcckten Ideen das gr\u00f6fste Mafs von Energie zur\u00fcckbehalten haben und verm\u00f6ge derselben in der Traumwelt die Oberhand gewinnen. Auch st\u00e4rkere Eindr\u00fccke, bei denen die Hemmung im Wachen eine schwache oder langsame war, k\u00f6nnen Traumbilder her-vorrufen, falls sie noch ein ausreichendes Mafs von Energie besitzen. Daher kommt es auch, dafs wir viel mehr von traurigen als von freudigen Ereignissen tr\u00e4umen: weil die Erinnerung an erstere im Wachen unterdr\u00fcckt worden ist, haben sie ihre Energie konzentriert. Diese Erw\u00e4gungen sind f\u00fcr die an Alpdr\u00fccken leidenden Personen wichtig, denn wenn sie sich vor dem Schlafengehen den schreckhaften Vorstellungen hingeben, so tr\u00e4umen sie sicher nicht davon. Umgekehrt kann man sich den Genufs beliebiger Tr\u00e4ume verschaffen, wenn man die darauf bez\u00fcglichen Eindr\u00fccke in sich hervorruft und sofort wieder unterdr\u00fcckt.","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nLitteraiurbei-icht.\nBei der Verschmelzung zweier oder mehrerer Eindr\u00fccke ist die Phantasie nicht th\u00e4tig, sie verschmelzen vielmehr von selbst, weil die Urteilskraft sie nicht auf die Dauer auseinander h\u00e4lt. Dagegen ist die Phantasie bei denjenigen Traumscenen, welche reicher sind an Handlung, ohne Zweifel wirksam. Von den psychischen Funktionen schl\u00e4ft der Wille zuerst ein, hierauf das Urteil, sodann die Phantasie: das Ged\u00e4chtnis bleibt zuletzt \u00fcbrig zusammen mit der Empfindung.\nDen Ausgangspunkt der Abhandlung bildet die Thatsache, dafs wichtige Lebensereignisse, wie Todesf\u00e4lle, Verlobungen, Ungl\u00fccksf\u00e4lle, welche den Geist vollst\u00e4ndig beherrschen, w\u00e4hrend dieser Zeit kein darauf bez\u00fcgliches Traumbild hervorrufen. Aus dieser Thatsache, welche richtig ist, aber auch noch auf andere Weise erkl\u00e4rt werden kann, hat der Verfasser zwei Folgerungen abgeleitet, eine Erweiterung und einen Schlufs auf das Gegenteil, welche zwar beide logisch mit der gegebenen Erkl\u00e4rung der zu Grunde gelegten Thatsache zusammenstimmen, aber der Erfahrung nicht entsprechen. Die Ideen, welche den Geist am Tage nacheinander beherrscht d. h. ihn mit Ausschlufs heterogener Vorstellungskreise einige Zeit hindurch besch\u00e4ftigt haben, sollen im Traume im allgemeinen nicht wiederkehren! Gerade sie bilden in Verbindung mit den ihnen assoziierten bei mindestens der H\u00e4lfte der F\u00e4lle die psychische Basis, aus welcher die Traumideen hervorgehen. Ferner soll ein weniger bewufst erfolgter Einzeleindruck die gr\u00f6bsten M\u00f6glichkeiten haben, einen Traum hervorzurufen! Auch diese Behauptung erscheint mir unhaltbar. Bei meinen Tr\u00e4umen wenigstens hat es sich herausgestellt, dafs, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, solche Einzeleindr\u00fccke bewufst und in aller Buhe vom Geiste am Tage aufgenommen worden waren, w'orauf letzterer, ohne eine gewaltsame Ablenkung erfahren zu haben, sich anderen Eindr\u00fccken oder Vorstellungen \u00fcberlassen hatte.\nOb man ferner h\u00e4ufiger von traurigen als von freudigen Ereignissen tr\u00e4umt, das h\u00e4ngt meiner Ansicht nach von k\u00f6rperlichen Zust\u00e4nden ab, namentlich von der Art des Verdauungsvorganges. Dafs man endlich auf die oben angegebene Weise Tr\u00e4ume von bestimmter Art willk\u00fcrlich erzeugen kann, glaube ich nicht recht, da der Traum ein zu gewissenhafter Interpret der wirklich vorhandenen psychischen Dispositionen ist.\nIm \u00fcbrigen stimme ich mit den erw\u00e4hnten Ausf\u00fchrungen des Verfassers \u00fcberein. Namentlich haben mich die drei zuletzt aufgestellten Gesetze \u00fcberrascht, in denen der Verfasser eine feine Beobachtungsgabe bekundet.\tMax Giessler (Erfurt).\nvon Frankl-Hochwart. Ueber den Verlust des musikalischen Ausdrucksverm\u00f6gens. Deutsche Zeitschrift f\u00fcr Nervenheilkunde. Bd. L, Heft 3 u. 4. S. 283.\nMan hat beobachtet, dafs es Kinder giebt, die fr\u00fcher singen als sprechen lernen und dafs zuweilen bei angeborenem oder erworbenem Idiotismus der Sinn f\u00fcr Musik, ein gutes musikalisches Geh\u00f6r und Ged\u00e4chtnis f\u00fcr Melodien selbst da, wo die Sprache fehlt, vorhanden ist. Bekanntlich k\u00f6nnen V\u00f6gel (z. B. Gimpel), die nie sprechen lernen, doch","page":230}],"identifier":"lit14770","issued":"1892","language":"de","pages":"229-230","startpages":"229","title":"Yves Delage: Essai sur la th\u00e9orie du r\u00eave. Rev. Scientif., Bd. 48, S. 40-48, 11. Juli 1891","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:54:10.128248+00:00"}