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{"created":"2022-01-31T17:01:26.556843+00:00","id":"lit14773","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Peretti","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 232-233","fulltext":[{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nLitteraturbericht.\n\u2022vor uns, die mit Ohrvorstellung (nach Stricker mit dem Tensor tympani) arbeiteten, so dafs sich dieses Centrum erhielt, w\u00e4hrend das der Sprach\u00bb Vorstellung zu Grunde ging. Es kann auch Leute geben, die doppelte Vorstellungsmodalit\u00e4ten haben und bei Verlust der einen doch mit der anderen (vielleicht \u00f6fters nur teilweise) Vikariieren.\u201c\nPeretti (Merzig).\nJ. Mark Baldwin. (Toronto). Suggestion in infancy. Science (New-York), XVII. No. 421, 27. Febr. 1891.\nAuf Grund von Beoachtungen am eigenen Kinde kommt B. zu folgender Einteilung der Arten der Suggestion. Physiologische Suggestion ist das Bestreben eines BefLexes oder eines automatischen Vorganges,, mit einem anderen Empfindungs- oder Vorstellungsprozesse sich zu verkn\u00fcpfen und von ihm beeinflufst zu werden. Sensori-motorische Suggestion ist das Bestreben aller nerv\u00f6sen Reaktionen sekund\u00e4r automatisch und reflektorisch zu werden. Deliberative Suggestion ist das Bestreben verschiedener, im \u201cWettstreit befindlicher sensorischer Vorg\u00e4nge, in eine einzige motorische Reaktion auszugehen. Persistente imitative Suggestion ist das Bestreben eines sensorischen Vorganges, sich durch eine solche Anpassung seiner Reaktionen zu behaupten, dafs sie ihrerseits neue Reize abgeben. Von seiten des Bewufstseins ist Suggestion im allgemeinen die Neigung eines Empfindungs- oder Vorstellungszustandes, von einem motorischen Zustand gefolgt zu werden.\nAsher (Heidelberg).\nvan Deventer. Die Rolle der Suggestion in wachem Zustande, vom forensischen Standpunkte aus beleuchtet. Centralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde und Psychiatrie. September 1891. S. 385.\nSicherlich hat man die Bedeutung der Suggestion in der Hypnose f\u00fcr die M\u00f6glichkeit, jemandem das Begehen einer mit seiner ganzen Pers\u00f6nlichkeit in Widerspruch stehenden Strafthat zu suggerieren, \u00fcbersch\u00e4tzt, aber es giebt doch unzweifelhaft F\u00e4lle, in denen der Hypnotisierte gegen seinen Willen strafbare Handlungen begeht. Unter gewissen Umst\u00e4nden kann die Suggestibilit\u00e4t auch im wachen Zustande ebenso stark sein, wie in der Hypnose; so kommt es vor, dafs ein eindrucksf\u00e4higes Individium vor dem Untersuchungsrichter infolge unbe-wufster Suggestion, indem es dem Gedankengange des Inquirenten folgt, in gutem Glauben ein falsches Zeugnis abgiebt, ebenso wie es auch m\u00f6glich ist, dafs unter dem doppelten Einflufs von Suggestion und psychischer Emotion von einem neuropathisch veranlagten Menschen Handlungen begangen werden k\u00f6nnen, die mit seiner Pers\u00f6nlichkeit in vollem Widerspruch stehen.\nZum Beweise, welchen nachteiligen Einflufs eine inkorrekte Untersuchungsf\u00fchrung auf eine Person von unbescholtenem Betragen aus\u00fcben kann, erz\u00e4hlt v. D. ausf\u00fchrlich einen Fall, in welchem ein in seinem Wesen unselbst\u00e4ndiger, leicht deprimierter und affektierter Postbeamter, der mit 12 Jahren an einer L\u00e4hmung der Nackenmuskulatur und der Extremit\u00e4ten gelitten und sp\u00e4ter einmal nach einer Aufregung einen Krampfanfall gehabt hatte, infolge der ihm in heftigster Weise vorgeworfenen (falschen) Beschuldigung, er habe einen Brief wider-","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturiericht.\n233\nrechtlich ge\u00f6ffnet, in eine derartige Gem\u00fctsersch\u00fctterung geriet, dafs er sich des Vergehens f\u00fcr schuldig erkl\u00e4rte und auch ohne \u00e4ufseren Zwang Briefe, aus denen seine Schuld gefolgert werden mufste, schrieb. In einem weiteren Verh\u00f6re wurde er bewufstlos, hatte einen Krampfanfall mit folgender (wochenlang dauernden) Extremit\u00e4tenl\u00e4hmung und war ersteineWoche sp\u00e4ter wieder hei klarem Bewufstsein; von da ah heharrte er dahei, dafs er durch Drohungen und Versprechungen im ersten Verh\u00f6r dazu gedr\u00e4ngt worden w\u00e4re, ein falsches Gest\u00e4ndnis ahzulegen und dafs er von den Briefen keine Erinnerung habe. \u2014 Auf Grund eines Gutachtens v. D.s, nach welchem der Betreffende bei seinem Verhalten \u201eunter dem Einflufs psychischer Emotionen und h\u00f6chst wahrscheinlich auch bewufster oder unhewuftser Suggestion stand, ein Umstand, der die Vorg\u00e4nge, wie sie hier in Betracht kommen, beg\u00fcnstigt\u201c, wurde derselbe freigesprochen.\tPeretti (Merzig).\nP. B. Observations d\u2019hallucinations individuelles et collectives. Revue scientif., 1891, Bd. 48, Nr. 10, S. 303.\nAnscheinend vertrauenswerte Mitteilungen eines franz\u00f6sischen Milit\u00e4rarztes \u00fcber eine Illusion und eine Hallucination, die ihm in Zust\u00e4nden grofser k\u00f6rperlicher Schw\u00e4che und nerv\u00f6ser Ersch\u00f6pfung, \u00fcbrigens aber geistiger Gesundheit, begegneten. Angeschlossen ist ein Bericht \u00fcber eine durch einen Euf geweckte und dann bei zahlreichen Individuen in derselben Weise aufgetretene Illusion.\tEbbinghaus.\nI. E. Wallaschek. On the origin of Music. Mind XVI. (1891.) Nr. 63, S. 375\u2014386.\nII. J. Mck. Cattell. Ebenda S. 386\u2014389.\nIII. H. Spencer. Ebenda Nr. 64, S. 535\u2014538.\nWall, sucht den Ursprung der Musik in einem rhythmischen Impuls im Menschen. Den Sinn f\u00fcr Ehythmus f\u00fchrt er zur\u00fcck auf den allgemeinen Spieltrieb (appetite for exercise), wobei er aus soziologischen und psychologischen Bedingungen heraus zu erkl\u00e4ren sucht, warum sich dieser in rhythmischen Formen \u00e4ufsert. Die Ursache des allgemeinen Spieltriebs selbst findet er mit Spencer in einem \u00dcberschufs von Kraft in den h\u00f6her entwickelten Wesen, der, was f\u00fcr die unmittelbaren Lebensbed\u00fcrfnisse n\u00f6tig ist, \u00fcberschreitet. Er sucht nun des n\u00e4hern nachzuweisen, wie der Ehythmus an und f\u00fcr sich zu musikalischen T\u00f6nen und auf diesem Weg zur W\u00fcrdigung von Intervall und Melodie f\u00fchrt.\nEr wendet sich dann ausf\u00fchrlich gegen die schon von Spencer bek\u00e4mpfte Theorie Darwins, die den Ursprung der Musik in dem sich in T\u00f6nen \u00e4ufsernden Liebeswerben der M\u00e4nnchen sucht, um sich dann zum Schlufs mit Spencers Theorie, die er als Sprechthorie (Speechtheory) bezeichnet, auseinanderzusetzen. F\u00fcr Spencer ist Musik die idealisierte nat\u00fcrliche Sprache der Leidenschaft, den Ursprung der Musik haben wir nach ihm also in der entwickelten Sprache der Emotion zu suchen. W\u00e4hrend Spencer so den Ursprung der musikalischen Modulation in den Modulationen des Sprechens suche, will Verf. ihn direkt aus dem rhythmischen Impuls ab-","page":233}],"identifier":"lit14773","issued":"1892","language":"de","pages":"232-233","startpages":"232","title":"Deventer v.: Die Rolle der Suggestion in wachem Zustande, vom forensischen Standpunkte aus beleuchtet. Zentralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde und Psychiatrie, Sept. 1891, S. 385","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:01:26.556849+00:00"}