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{"created":"2022-01-31T16:57:10.810846+00:00","id":"lit14775","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Gaupp","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 233-234","fulltext":[{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturiericht.\n233\nrechtlich ge\u00f6ffnet, in eine derartige Gem\u00fctsersch\u00fctterung geriet, dafs er sich des Vergehens f\u00fcr schuldig erkl\u00e4rte und auch ohne \u00e4ufseren Zwang Briefe, aus denen seine Schuld gefolgert werden mufste, schrieb. In einem weiteren Verh\u00f6re wurde er bewufstlos, hatte einen Krampfanfall mit folgender (wochenlang dauernden) Extremit\u00e4tenl\u00e4hmung und war ersteineWoche sp\u00e4ter wieder hei klarem Bewufstsein; von da ah heharrte er dahei, dafs er durch Drohungen und Versprechungen im ersten Verh\u00f6r dazu gedr\u00e4ngt worden w\u00e4re, ein falsches Gest\u00e4ndnis ahzulegen und dafs er von den Briefen keine Erinnerung habe. \u2014 Auf Grund eines Gutachtens v. D.s, nach welchem der Betreffende bei seinem Verhalten \u201eunter dem Einflufs psychischer Emotionen und h\u00f6chst wahrscheinlich auch bewufster oder unhewuftser Suggestion stand, ein Umstand, der die Vorg\u00e4nge, wie sie hier in Betracht kommen, beg\u00fcnstigt\u201c, wurde derselbe freigesprochen.\tPeretti (Merzig).\nP. B. Observations d\u2019hallucinations individuelles et collectives. Revue scientif., 1891, Bd. 48, Nr. 10, S. 303.\nAnscheinend vertrauenswerte Mitteilungen eines franz\u00f6sischen Milit\u00e4rarztes \u00fcber eine Illusion und eine Hallucination, die ihm in Zust\u00e4nden grofser k\u00f6rperlicher Schw\u00e4che und nerv\u00f6ser Ersch\u00f6pfung, \u00fcbrigens aber geistiger Gesundheit, begegneten. Angeschlossen ist ein Bericht \u00fcber eine durch einen Euf geweckte und dann bei zahlreichen Individuen in derselben Weise aufgetretene Illusion.\tEbbinghaus.\nI. E. Wallaschek. On the origin of Music. Mind XVI. (1891.) Nr. 63, S. 375\u2014386.\nII. J. Mck. Cattell. Ebenda S. 386\u2014389.\nIII. H. Spencer. Ebenda Nr. 64, S. 535\u2014538.\nWall, sucht den Ursprung der Musik in einem rhythmischen Impuls im Menschen. Den Sinn f\u00fcr Ehythmus f\u00fchrt er zur\u00fcck auf den allgemeinen Spieltrieb (appetite for exercise), wobei er aus soziologischen und psychologischen Bedingungen heraus zu erkl\u00e4ren sucht, warum sich dieser in rhythmischen Formen \u00e4ufsert. Die Ursache des allgemeinen Spieltriebs selbst findet er mit Spencer in einem \u00dcberschufs von Kraft in den h\u00f6her entwickelten Wesen, der, was f\u00fcr die unmittelbaren Lebensbed\u00fcrfnisse n\u00f6tig ist, \u00fcberschreitet. Er sucht nun des n\u00e4hern nachzuweisen, wie der Ehythmus an und f\u00fcr sich zu musikalischen T\u00f6nen und auf diesem Weg zur W\u00fcrdigung von Intervall und Melodie f\u00fchrt.\nEr wendet sich dann ausf\u00fchrlich gegen die schon von Spencer bek\u00e4mpfte Theorie Darwins, die den Ursprung der Musik in dem sich in T\u00f6nen \u00e4ufsernden Liebeswerben der M\u00e4nnchen sucht, um sich dann zum Schlufs mit Spencers Theorie, die er als Sprechthorie (Speechtheory) bezeichnet, auseinanderzusetzen. F\u00fcr Spencer ist Musik die idealisierte nat\u00fcrliche Sprache der Leidenschaft, den Ursprung der Musik haben wir nach ihm also in der entwickelten Sprache der Emotion zu suchen. W\u00e4hrend Spencer so den Ursprung der musikalischen Modulation in den Modulationen des Sprechens suche, will Verf. ihn direkt aus dem rhythmischen Impuls ab-","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nLitteraturbericht.\nleiten. Die Menschen kamen nicht zur Musik durch T\u00f6ne, sondern sie kamen zu T\u00f6nen und Liedern durch rhythmischen Impuls. Ferner sei Musik der Ausdruck des Gef\u00fchls, Sprache der Ausdruck des Denkens. Nehmen wir also an, dafs Musik aus dem Sprechen sich entwickelt habe, so m\u00fcfsten wir auch annehmen, dafs Gef\u00fchl sich aus dem Denken entwickelt habe. (?)\nII.\tProf. Catt. wendet sich gegen den Abschnitt in Spencers Aufsatz: The origin of music, Mind. 60, der von der Harmonie handelt. Er will zeigen, dafs Harmonie sich aus der Melodie entwickelt hat und dafs die emotionelle Wirkung der Harmonie auf derselben Grundlage beruht wie die der Musik \u00fcberhaupt. Er sucht zu diesem .Zwecke nachzuweisen, dafs der Kombination von T\u00f6nen in der Harmonie schon im einzelnen Ton die Harmonie der Obert\u00f6ne entspricht. Alle Kombinationen der Musik sind nach ihm latent in den T\u00f6nen der Natur.\nIII.\tSpencer wendet'sich kurz gegen obige Ausf\u00fchrungen. Er findet den Hauptmangel der \u00dfhythmustheorie in der Ansicht, dafs Musik ihren wesentlichen Charakter durch einen Zug, den sie mit andern Dingen gemein hat, erhalte, statt durch einen Zug, den sie allein besitzt. W\u00e4hrend Musik als eines der verschiedenen rhythmischen- Produkte zu klassifizieren sei, werde sie Musik allein durch das, was sie von andern rhythmischen Produkten unterscheide. Der Name \u201eSpeechtheory\u201c sei mifsleitend; er lehre nur, dafs Musik aus dem Gef\u00fchlselement der Sprache sich entwickelt habe. \u2014\nGegen Prof. Catt. bemerkt er, er w\u00fcrde der Lehre, dafs Harmonie sich aus der Melodie entwickelt habe, gerne zustimmen, wenn nachweisbare \u00dcberg\u00e4nge zwischen den Tonkombinationen, die die Klangf\u00e4rbung konstituieren, die wir aber nicht als Harmonie wahrnehmen, und den Tonkombinationen, die f\u00fcr unsere Wahrnehmung eine Harmonie bilden, gefunden werden k\u00f6nnten. \u2014\u2022\tGaupp (London).\nE. Grosse. Ethnologie und \u00c4sthetik. Vierteljahrsschrift f\u00fcr wissenseh. Philosophie XV. H. 4 (1891) S. 392\u2014417.\nYerf. bezeichnet es als Zweck seiner Ausf\u00fchrungen, die Wichtigkeit der ethnologischen vergleichenden Methode, der alle \u00fcbrigen Geisteswissenschaften so viel verdanken, f\u00fcr die empirische \u00c4sthetik darzuthun. Er giebt zuerst eine kurze historische \u00dcbersicht \u00fcber die Beziehungen zwischen Ethnologie und \u00c4sthetik seit Abb\u00e9 D\u00fcbos und deutet dann n\u00e4her an, in welchen Fragen die \u00c4sthetik von der Ethnologie H\u00fclfe und Aufkl\u00e4rung zu erwarten hat. Jedes \u00e4sthetische Gef\u00fchl setzt ein Subjekt, in dem es erregt wird, und ein wahrgenommenes oder vorgestelltes Objekt, von dem es erregt wird, voraus. An die letztere Bedingung kn\u00fcpft die Frage nach den objektiven Bedingungen f\u00fcr das \u00e4sthetische Gef\u00fchl an. Verf. zeigt, wie alle Theorien hier fehlgehen, wenn sie die ethnolog. vergleichende Betrachtung vernachl\u00e4ssigen. Aber auch in Beziehung auf den subjektiven Faktor wirkt die ethnolog. Methode aufkl\u00e4rend. Gerade indem sie uns einfachste und primitivste Verh\u00e4ltnisse vorf\u00fchrt, erm\u00f6glicht sie uns, in den komplizierten Fragen nach den Gr\u00fcnden der verschiedenen \u00e4sthetischen Empf\u00e4nglichkeit der einzelnen V\u00f6lker","page":234}],"identifier":"lit14775","issued":"1892","language":"de","pages":"233-234","startpages":"233","title":"I. R. Wallaschek: On the origin of Music, II. J. Mck. Cattell, III. H. Spencer. Mind XVL, 1891, Nr. 63, S. 375-386, Ebd., S. 386-389","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:57:10.810852+00:00"}