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{"created":"2022-01-31T17:00:18.720785+00:00","id":"lit14803","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman, C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 245-246","fulltext":[{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n245\nden ihnen anvertrauten Kindern eine gr\u00f6fsere und bessere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Geschieht dies alsdann mit der Sachkenntnis Ufers, dann wird auch hoffentlich der Erfolg nicht ausbleiben. Jedenfalls ist schon viel gewonnen, wenn die Anschauung in breiteren Kreisen zur Geltung kommt, dafs manches von dem, was jetzt als Ungezogenheit bei den Kindern aufgefafst und dementsprechend bestraft wird, ein krankhaft bedingtes Nichtk\u00f6nnen, kurz wirkliche Krankheit ist, wof\u00fcr das eigene Wissen und K\u00f6nnen des Lehrers nicht mehr ausreicht und die Th\u00e4tigkeit eines Arztes einzutreten hat.\nUfer belegt seine Ausf\u00fchrungen mit 13 Krankenbildern, die er gr\u00f6fstenteils der psychiatrischen Fachlitteratur entnommen hat.\nWie schwer es dem Nicht-Psychiater bei allem guten Willen wird, eine richtige Deutung \u00e4hnlicher Krankheitszust\u00e4nde zu gewinnen, zeigt u. a. eine andere, an sich h\u00f6chst interessante Schrift, auf die ich hier ebenfalls aufmerksam machen m\u00f6chte, n\u00e4mlich \u201eG. Siegert, Problematische Kindesnaturen\u201c. Um so mehr ist den Bestrebungen Ufers ein guter Erfolg zu w\u00fcnschen.\tPelman.\nHolst. Die Behandlung der Hysterie, der Neurasthenie und \u00e4hnlicher allgemeiner funktioneller Neurosen, 3. Aufl. Stuttgart, Enke. 1891. 9SS. Levillain. Hygi\u00e8ne des gens nerveux. Avec gravures dans le texte. Paris. Alcan. 1891. 308 S.\nDiese beiden B\u00fccher haben im Grunde nichts miteinander gemein, als dafs sie so ziemlich denselben Gegenstand behandeln. W\u00e4hrend Holst ganz auf dem Boden der eigenen Erfahrung steht, und diese Erfahrung seinen Eachgenossen zur Beurteilung vorlegen will, ist es mir nicht recht klar geworden, f\u00fcr welche Kreise Levillain sein Buch bestimmt hat. Allem Anschein nach f\u00fcr Laien, aber hierf\u00fcr ist es eigentlich zu umfangreich und auch mit zu vielem gelehrten Beiwerke umgeben, obwohl dieses Beiwerk wiederum f\u00fcr \u00c4rzte allzu d\u00fcrftig und unzureichend ist.\nBei alledem liest sich das Buch leicht, und die allen Franzosen gel\u00e4ufige Kunst des Stils l\u00e4fst uns \u00fcber manche oberfl\u00e4chliche Schilderung hinwegsehen. Dementsprechend ist die Darstellungsweise klar, und wenn uns auch kaum etwas Neues geboten wird, so ist das Bekannte doch mit Geschick zusammengestellt, und der Verfasser zeigt sich \u00fcberall als ein n\u00fcchterner und verst\u00e4ndiger Beurteiler der obwaltenden Verh\u00e4ltnisse. Besonders eingehend behandelt er die di\u00e4tetischen Verhal-tungsmafsregeln, und wenn er als Franzose seinen Rotweinen schon das weitgehendste Mifstrauen entgegenbringt, so d\u00fcrfen wir in Deutschland sicherlich noch weniger von ihnen erwarten. Wer sich \u00fcber die Hygiene der Nervosit\u00e4t unterrichten will, wird in dem Buche so ziemlich alles zusammengetragen finden, was zur Zeit \u00fcber diesen Gegenstand bekannt und ver\u00f6ffentlicht ist. Wenn Levillain aber und mit Recht den Grundsatz aufstellt, primo non nocere, so k\u00f6nnte man, und vielleicht auch mit Recht, daran die Frage kn\u00fcpfen, ob nicht eine zu weit gehende Belehrung der Laien schon zu den Sch\u00e4dlichkeiten geh\u00f6re, die man besser zu vermeiden h\u00e4tte. Der Rat, den Arzt zu gebrauchen, wird","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\nLi it\u00e9ra turberich t.\ngerade von den Nerv\u00f6sen gar zu gerne \u00fcbersehen, und das Kurieren auf eigene Faust mit allen seinen Gefahren tritt nirgends mehr zu Tage, als gerade hier.\nWie schon bemerkt, ist das Buch von Holst auf einen engeren Kreis von Lesern berechnet. Mit Recht hebt der Verfasser hervor, dafs die allgemeinen funktionellen Neurosen diagnostisch ohne feste Grenzern ineinander \u00fcbergingen. Auf dem Gebiete der Neurosen giebt es nur fliefsende Unterschiede. Es ist daher nat\u00fcrlich, wenn er sie auch bei der Behandlung zusammenfafst und nach einer einheitlichen Methode verf\u00e4hrt.\nAuch hierin hat der Verf. Recht, dafs diese Krankheiten nicht die Arznei heile, sondern der Arzt, und zwar nur der Arzt, der es versteht, seinen Willen an die Stelle des krankhaft geschw\u00e4chten Eigenwillens seiner Patienten zu setzen und sie an Regelm\u00e4fsigkeit, Konsequenz und Ausdauer zu gew\u00f6hnen.\nWeitaus in den meisten F\u00e4llen wird dies nur in eigenen Anstalten zu erm\u00f6glichen sein, und Holst fordert demnach spezielle Anstalten f\u00fcr Nervenkranke. Was er \u00fcber die hypnotische Therapie sagt, die im g\u00fcnstigsten Falle nur die Symptome beseitige, niemals aber die Erkrankung, seine Ansichten \u00fcber das Bedenkliche einer gyn\u00e4kologischen Behandlung bei Hysterischen k\u00f6nnen mit Sicherheit auf den Beifall seiner engeren Fachgenossen rechnen. Bei beiden mahnt er zur gr\u00f6fsten Vorsicht.\tPelman (Bonn).\nTanzi. Diffusione sistematica dei reflessi uell\u2019 uomo. Biv. di Freniatria. XVII. 1-2.\nT. er\u00f6rtert den \u201eseltenen\u201c Fall eines Geisteskranken, bei dem Stupor mit luciden Intervallen wechselte und wo im stupor\u00f6sen Zustande das von Pfl\u00fcger beim enthaupteten Frosche gefundene Gesetz der Verbreitung und Irradiation der Reflexbewegungen bei Summation der Reize in volle Geltung trat, w\u00e4hrend im luciden Zustand die Irradiation verschwand. \u2014 2 mg Strychnininjektion, Chloroformnarkose oder mittlere Gaben von Bromkali beseitigten die Sehnenreflexe. Der Gang der Erscheinungen war in K\u00fcrze folgender: 1. Bei einmaligem leichten Anschl\u00e4gen auf die Tricepssehne unterhalb der Patella \u2014 sofort lebhafte fast epileptoide Bewegung des Triceps; 2. bei einem 2. und 3. Anschlag zugleich Kontraktion anderer Unterschenkelmuskeln, nie aber des Fufses; 3. bei \u00f6fterem Anschl\u00e4gen auf die Patellarsehne Kontraktion derselben Muskeln des andern Beines; 4. endlich wurden beide K\u00f6rperh\u00e4lften wie von einem epileptischen Anfall in allerdings nur momentane Bewegung versetzt. \u2014 Die Frage, ob hier die Erregbarkeit des R\u00fcckenmarkes zu Reflexbewegungen in letzterm selbst\u00e4ndig ist, oder ob sie von der Gehirnkrankheit abh\u00e4ngt, entscheidet Verfasser zu Gunsten der letztem, \u2014 weil 1. die Erregbarkeit des R\u00fcckenmarkes so gering war, dafs sie auf eine schwache Gabe Bromkali verschwand ; 2. weil sonst jedes Zeichen von organ- oder funktioneller St\u00f6rung des R\u00fcckenmarkes fehlte; 3. weil die Irradiation des Patellarreflexes mit der Pr\u00e4zision eines Uhrwerkes bei Stupor eintrat und bei der Remission verschwand.\tFrankel (Dessau).","page":246}],"identifier":"lit14803","issued":"1892","language":"de","pages":"245-246","startpages":"245","title":"1. Holst: Die Behandlung der Hysterie, der Neurasthenie und \u00e4hnlicher allgemeiner funktioneller Neurosen. 3. Aufl. Stuttgart, Enke, 1891, 2. Levillain: Hygi\u00e8ne des gens nerveux. Paris, Alcan, 1891","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:18.720790+00:00"}