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{"created":"2022-01-31T16:58:19.598940+00:00","id":"lit14817","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Meyer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 37-49","fulltext":[{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"iV.\nFortfetzung tier Abhandlung \u00fcber das Ein-faugungsverm\u00fcgen der Venen und den Uebergang von fremden in das Blut auf-genommenen Stoffen, aus demfelben in verfchiedene thierifche Theile, von Dr* Meyer, Profeffor der Anatomie und Phy-fiologie in Bonn.\nIn clem 4ten Hefte des 3ten Bandes des deutfcben Archives f\u00fcr Phyfiologie, habe ich dem Publicum eine Abhandlung \u00fcber das Einfaugungsverm\u00f6gen der Venen des grofsen und kleinen Kreislaufes vorgelegt. Unter den in diefer Abhandlung angef\u00fchrten Verhielten gew\u00e4hrten diejenigen, welche mit der Application des blaufauren Kali\u2019s auf die L uftr\u00fchre der Thiere angeftellt wurden, die auffallendften und entfeheidendften Refultate, daher ich diefelbe zu wiederholen, fortzufetzen und zu erweitern mich entfchlofs.\nDas hauptf\u00e4chlichfte Refultat diefer Verfuche war kurz Folgendes. Die Venen des grofsen und kleinen Kreislaufes fangen die Aufi\u00f6fung des blaufauren Kali\u2019s in Wafferein. Man findet diefe Subftanz, wenn lie in die Luftrohre der Thiere eingefl\u00fcfst wurde, irn arteri\u00f6-fen und ven\u00f6fen Blute, in den verfchiedenen Secretions-fliifGgkeiten, ja felbft in mehreren, jedoch nicht allen festen Theilen. Sie gehet fei bit aus dem Blute der Mutter auf die Eih\u00e4ute und die Theile des F\u00f6tus \u00fcber.\nObwohl die Quantit\u00e4t des bei diefen Verhieben auf-genommenen und in die Theile des thierifchen K\u00f6rpers abgefetzten blaufauren Laugenfalzes fehr betr\u00e4chtlich war und nicht nur fait alle thierifchen Fi\u00fcffigkeiten, fon-dern auch mehrere fefte Organe, z. \u00df. das Zellgewebe, die fibr\u00f6fen und fer\u00f6fen H\u00e4ute u. f. w., durch \u00dfegiefsung","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"58\nmit Aufl\u00f4fvmgen von Eifenfalzen ganz Wau gef\u00e4rbt werden konnten; fo blieb doch die Subitanz einiger fefter Organe, n\u00e4mlich die der Knochen und Muskeln, das Mark der Nerven, das R iokenmark un i che Snbftanz des Gehirnes unver\u00e4ndert. Auc h die ..iriifigten und liaib-dr\u00fcfigten Organe bueto-n nie\u00fctens ungef\u00e4rbt rfickSichtlich ihres eigenth\u00fcmlichen Parenchyma's, un I nur der Zull ft off und die Gel\u00e4fse in ihnen wurden blau gef\u00e4rbt.\nEs fehlen alio, dels diele letztem Organ \u2022 in einem ganz andern Zniummenh.mge mit dem Gef\u00e4fsfyftein hellen, als die er item Organe, n\u00e4mlich als das Zellgewebe , die fer\u00f6len, hbr\u00f6fen und muc\u00f6len H\u00e4ute, indem der Abfatz von (liefern Stoffe aus dem Blute in verfchie-dene Organe ein ganz verfehle lener war.\nIch fchlofs daher darum; \u201edie Organe der erftern Klaffe, das Zellgewebe, die ieroieti, leriAfibr\u00f6fen, fibroid n und mtSCiileii il\u00e4aie imd \u00abvahrfch-uinJich hloi'se Fort* fetzungen des iiyjrgplaUlylivmes und der Uebergang des Hlu!wallers un I der darin eidhaiteuen Stoffe in ihr Pa* renchyrn fchei'nt lehr leicht Statt zu linden. Die Organ* der zweiten Klaffe\u00bb deren Gewebe meiitens mit einer eigentlitimlichen Breimall- oder Kugel: lien ausgeftilil ift, Eh einen vom Geiafslyhem m hr aiigefchnilten zu feyn, fo, dals ihre Ern\u00e4hrung vielleicht als ein eigen!linniJi-ches Waehsthum vom Gei\u00e4isfyltem aus, nicht als blofser nieclianifclier Abfatz angefehen werden mufs. \u201c\nDa aber den hisli l igeu Verhieben immer der Vorwurf gemacht werden konnte, dafs die genannten Organe deswegen fich nicht blau durch die Eifenfalze f\u00e4rben liefsen, weil die Onaniit\u00e4t des in\u2019s Blut aufgenommenen blaufauren Kali\u2019s nicht betr\u00e4chtlich eemur ffewe* fen war, und da di f\u00fcr Einwurf die fo eben daraus gezogenen Refultate unficher macht, fo luchte ich durch neue Verfuclie deinlelben zu begegnen, und jene obige Schluffe ioviel mir m\u00f6glich war, fefuufteilen. Es ftandea","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"39\nmir f\u00fcnf Wege offen, auf welchen ich den Zweck, eine abfolut oder relativ gr\u00f6lsere Quantit\u00e4t von blaufau-rein Kali in den K\u00f6rper von Tliieren zu bringen, erreichen konnte.\nEr [tens konnte ich eine mehr faturirte Auflofung des blaufaurcn Kali\u2019s w\u00e4hlen. Allein ich hatte in diefer Hinficht das Maximum der S\u00e4ttigung- des Wallers mit dem Kali in fo fern felbe noch nicht als giftige Subftanz wirkt, erreicht. Eine mehr gef\u00e4ttigte Auflofung wirkte giftig auf das Thier und t\u00fcdtete daffelbe unter \u00e4hnlichen Erfcheinungen, wie die Blaui\u00e4ure felhft.\nZweitens konnte ich die Einflofsung des blaufau-ren Kali\u2019s l\u00e4ngere Zeit als foult, alfo mehrereTage lang, fortfetzen.\nDrittens konnte ich um die Wiederausfeheidung und Entfernung des blaufaurcn Kali\u2019s aus dem K\u00f6rper durch die Urinwege zu verh\u00fcten, die Harnleiter unterbinden und l\u2019o die Anh\u00e4ufung deffelben inniliutc bewirken.\nViertens konnte ich die Aorta defeendens in der Brufth\u00f6hle unterbinden, wodurch eine Anh\u00e4ufung des blaufaurcn Kali's im Blute der aufi'teigenden Aorta be-iverkftel\u00dcget w\u00fcrde.\nF\u00fcnftens endlich konnte ich die Auflofung des blaufauren Laugenfalzes unmittelbar in die Blutadern einfpritzen.\nA!ie diefe Wega habe ich betreten und folgendes als Refultat diefer neuern Ver fache erhalten:\ni) Gew\u00f6hnlich bediente ich mich einer Auflofung von blaufaurern Kali, worin lieh dieles zum W a fier wie I ; 16 und 1:32 verhielt. Wurde die Auflofung mein* mit blaufaurern Kali gef\u00e4ttiget, fo dais es iich zum Waller wie i:g und 1:5 verhielt, fo ftarb das Thier bald, nachdem es ohngef\u00e4hr fechs Drachmen von der Aufi\u00f6-fung erhalten hatte. Die Unterfuchung des Thieres","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nlehrte naffelbo, wie die fr\u00fchem Verfuche. Das Blut, der Urin, die l'erufen Pfiffigkeiten konnten tiiikblauer gef\u00e4rbt werden als fonft, enen io das Zellgewebe, die berufen und iibt\u00f6feu H\u00e4ute u. f. f. Dagegen blieben die Knochen, die Muskelfnbltanz, das Nervenmark, das K\u00fccken mark und Gehirn ungef\u00e4rbt. Eine Auid\u00f6fung, worin lieh das blaulaure Kali zum Waffer wie i : 5 verh\u00e4lt, t\u00f6dtete in 2 bis 3 Minuten nach der 1 nf;illation in die Luftr\u00f6hre, fo dais hiebei gar kein Refultat zu unfern) Zwecke lieh ergeben konnte.\n2)\tDer zweite Keg, weichen ich einfehlagen konnte, war, die lnftiilatiou 1er Aufl\u00f6fuug des bJaufauren Kali\u2019s l\u00e4ngere Zeit fortzufetzen. Auf (liefern Wege gelangte ich aber am vveniglten zu meinem Zwecke. Ich fetzte die Eiml\u00f6isung i>ei Kanin dien 3 Tage, bei T\u00e4ubin 13 Tage in kleinern Dolen, fo wie leibe tlie Thiere ohne grofse Nacht heile vertrugen, fort. Bei der Section zeigte lieh aber, dafs (.las eingegebene blaufaure Kali w\u00e4hlend diefer Zeit fich durch den Urin wieder ausgcfehie\u00e4en habe, und dafs die feiten Tiieile, lei bit das Blut, fall keine Spur davon enthielten. Eine Ichntdle 2 \u2014 4 Stunden lange Emfloisung von einer geringem Menge \u00abieflclben brachte daher eine Ueberf\u00e4ttigung des Blutes und Urines damit, und einen Ablatz in die feiles Xbeile hervor, was die allm\u00e4hliche langfortgefetzte Einfl\u00f6fsung von einer gr\u00f6lsern (Quantit\u00e4t deffelben nicht vermochte.\n3)\tDer dritte Weg, welcher mir offen blieb, war die Unterbindung der Harnleiter. Zweimal Hellte ich dielen Verlach an Kaninchen an. Das Refultat deffelben war in beiden F\u00e4llen im Ganzen gleich, und zwar Folgendes.\na) Bei -dem erften Verfuche ftarb das Thier unter Convuktoneu, nachdem es in drei Malen eine Unze von der Aufl\u00f6fung erhalten hatte, von felbft und ohne","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"durch Lufteinblafen gerettet werden zu k\u00f6nnen, 51 Minuten nach der Unterbindung und 48 Minuten nach der eriten Injection.\nAls die Bauchh\u00f6hle ge\u00f6ffnet wurde, waren die Ged\u00e4rme durch gallertartige F\u00e4den etwas zufammengeklebt. Die Harnblafe, welche w\u00e4hrend der Operation entleert worden war, enthielt keinen Harn und ihre innere Fl\u00e4che f\u00e4rbte ficb durch das Reagens nicht. Dagegen wurde die \u00e4ufsere Oberfl\u00e4che aller Theile in der Bauchh\u00f6hle, the Harnblafe nicht ausgenommen, dunkelblau, i'o wie man etwas Eifenfalz hinzugofs. Beide Ureteren waren oberhalb der Ligatur aulgefchwollen, drei Mal fo dick als Ion ft und ganz rothbraun. Sie fchienen eine braunrotlie Fl\u00fcffigkeit zu enthalten. Die Nieren waren aufgetrieben und man f\u00fchlte die Fluctuation des Harnes in dem Nierenbecken, Als die Ureteren ge\u00f6ffnet wurden, ftr\u00f6mte ein mit Blut vermiichter Urin heraus, der durch das Reagens ganz blau wurde. Die Nieren wurden fowohl \u00e4ufserlich als innerlich blau gef\u00e4rbt. Die Milz wurde es \u00e4nfserlich, aber nicht lehr merkbar in ihrem Innern. Die Leber wurde blau an den B\u00e4ndern, und innerlich nur da, wo grofse Gef\u00e4lse lagen. Sie war mit vielen weifsen verh\u00e4rteten Driifen-k\u00f6rnern \u00fcberf\u00e4et, welche alle eine bl\u00e4uliche Farbe an-nahmen.\nAlle Organe des fibr\u00f6fen Syftemes, die Dura mater, Sclerotica, die Ikinhaut u. f. w., konnten ganz blau gef\u00e4rbt werden. Ungef\u00e4rbt aber blieb die Subftanz des Gehirnes, des R\u00fcckenmarkes, die der Muskeln und der Knochen. Auch das Knochenmark f\u00e4rbte lieh nicht betr\u00e4chtlich.\nDas Blut im linken Vorhof wurde vollkommen blau. Das des rechten Vorhofes zeigte nur eine ich wache Spur von gr\u00fcner F\u00e4rbung. Das Serum des Herzbeutels wurde vollkommen blau gr\u00fcn.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"b) Bei einem zweiten Verfuche mit Unterbindung der Ureiereu wurde einem entwachfenen Kaninchen in einer Zeit von einer .Stunde 15 Minuten auf fechsmal \u00fcber zwei Unzen von der Aufi\u00dflung des bJaufauren Kali\u2019s in die Luftr\u00f6hre gesoffen. Es erhielt l'omit olinge-f\u00e4hr eine halbe Drachme hlaufaurcs Laugenfalz. Das Xhier ftarb unter Convul\u00dfonen.\nDie Section und chemifche Behandlung der Theile mit falzfaurem Eil'erioxyd gab folgende Auflchl\u00fcffe:\nAlle ['heile des Zellgewebes, des fer\u00f6fen und mue\u00f6-fen Svftemes wurden lehr gef\u00e4itigt blau gef\u00e4rbt, und viel ft\u00e4rker als in allen vorigen Verfuchen. Alle Gef\u00e4fse des Gehirnes, und namentlich auch tier Plexus choroideus wurden ganz blau, das Waller in den Hirrih\u00fchlen wurde blaugr\u00fcn. Die Arachnoidea an der Grundfl\u00e4che des Gehirns wurde ebenfalls gef\u00e4rbt. Die Subftanz des Gehirnes aber blieb im Ganzen weils, lind leinen nur hie und da bl\u00e4uliche Striche zu haben, wo Gef\u00e4fse auflagen. Ganz ungef\u00e4rbt erhielt lieh die Muskelfubftanz. Dagegen fab man alle Gef\u00e4fse derfelben wie fie ficb in ihr verzweigten, bis an ihre Endigungen blau werden.\nD ie Knochenlubftanz blieb v\u00f6llig ungef\u00e4rbt, und auch das Mark der Knochen ver\u00e4nderte Geh anfangs nicht, nur mit L\u00e4nge der Zeit fehlen es etwas blaulicht zu werden. Das Parenchym der I.eber und Milz wurde, die Gef\u00e4fse darin ausgenommen, nicht blau. Was das Auge betrifft, fo wurden nicht nur die Sclerotica und Cornea ganz blau, hindern auch der Humor aqueus und rlie Membrana hyaloulea nahmen eine gr\u00fcnliche Farbe an. Die Netzhaut blieb ungef\u00e4rbt,\nleb fchritt nun zu dem vierten Wege, meine Verfuche zu gr\u00f6fserer Vollkommenheit zu bringen, n\u00e4mlich zur Unterbindung der Aorte. Diefes Experiment wurde drei Mai wiederholt. Der Erfolg diefer Verbuche war kurz Folgender:","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"45\nErft er Ver fach. Einem halhgowachfenen Kaninchen ward die Aorta defoendens thoracica zwilchen der iiten und I2len Rippe unterbunden. Diele (Operation wurde aut' folgende Art ausgenihrt. Eine belon-ders dazu verfertigte gekr\u00fcmmte etwas Rumpfe Nadel ward auf dem R\u00fccken zwifclie\u00bb tier 11 ten und i 2 teu Rippe, nachdem die flaut eingefcbniften worden war, durch die Muskulatur und das Brulifell hindurchgeftochen, um die Wirbeluiule herumgeleitet, und zwilchen denlei-ben Rippen der andern Seite berausgefithrt. Die Ligatur wurde eingef\u00e4delt und bei der Zun'iekiutirung der Nadel hindurch geleitet. Die Unter bin hing geiehaii aus Vor\u00fccht durch zwei nach einander geKntipfte Ligaturen. Der Erfolg diefer Unterbindung war eine pi\u00fctz-liche und v\u00f6llige L ihmung der hintern Extremit\u00e4ten. Es ward ihm inmeine lehr gef\u00e4ttigte Aufl\u00f6fun \u2022 von blau-faurem Kali in die Luftr\u00f6hre eingegofi'en. Sie erregte bald die Zuf\u00e4lle, wie fie durch Blau Dure enl Irenen, und das Thier i'tarb unter Lui'teinblai'en nach i. Minuten.\nAile Thcile, welche iich bei den von.en Vertu-chen blau oder gr\u00fcn f\u00e4rben lief-en, wurden cs auch hier.\nIusbefondere aber ift zu bemerken, dafs die Muskulatur der obern Extremit\u00e4ten, this Mark der Nerven, das R\u00fcckenmark und die Knocheufubl'Uaiz nicht gef\u00e4rbt werden konnten. Das Blut im Gehirn ward gr\u00fcnlich, die Gef\u00e4l'se und die Hirnh\u00f6hlen ebenfalls. Im Innern des Gehirnmarkes erb bienen hie und da blaugriine Streifen. Das Blut im linken Sinus des Herzens enthielt eine Menge Berlinerblau. Das Blut im rechten Sinus wurde etwas gr\u00fcn gef\u00e4rbt. Der Urin wurde, wie es fich erwarten liefs, blofs braun.\nZ w et ter Verfuch. An einem zweiten erwach-fenen Kaninchen wurde diefelbe Oper ation verrichtet. Es erhielt nur zwei Drachmen der gew\u00f6hnlichen Auf-l\u00f6fung von blaufaurom Kali. Es I\u2019tarb aber trotz der\u00bb","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"Lufteinhlafen nach 5 Minuten. Das Blut im rechte* Vorhci\u2019 zeigte keine Spur von blauer F\u00e4rbung : dagegen wurde das Blut im linken Vorhof ganz blau, die harte Hirnhaut und der Sinus longitudinale wurden b\u2019au. Der Plexus choroideus ebenfalls ; ungef\u00e4rbt blieb die HirnfuGftanz lelbit.\nDritter Verfuch. Bei einem dritten Verfu-che wurde einem m\u00e4nnlichen erwaclifenen Kaninchen die Aorte in der Brufth\u00f6hle unterbunden und in zwei Dofen fechs Drachmen der genannten FliifGgkeit inji-ciit. Es Itarb aber trotz un ausgefetzten Lufteinblafens iclion nach 24 Minuten.\nDie verfchicdenen Theile des K\u00f6rpers liefsen hell nur fehr feil wach f\u00e4rben. Das Gehirn, die Muskeln und die Knochen blieben wieder unver\u00e4ndert. Auch das Blut gab mir ein unbedeutendes gr\u00fcnes Pr\u00e4cipifat.\nVierter Verfuch. An einem weiblichen fehr ftarken Kaninchen wurde diefelbe Operation gemacht. Es lebte 40 Minuten lang, w\u00e4hrend welcher Zeit ihm eine Unze, der bekannten Aufl\u00f6fung beigebracht wurde.\nDie Befultate waren gen\u00fcgender als im vorigen Verbuche. Das arteri\u00f6fe Blut ward ganz blau, das ve-n\u00f6fe gr\u00fcnlich. Alle Theile, welche Geh bei den vorigen Experimenten gr\u00fcn oder blau f\u00e4rben liefsen, wurden es auch hier, jedoch nicht fehr betr\u00e4chtlich. Das Gehirn , das Muskelfleifch und die Knochenfubftanz blie-ben unyer\u00e4ndert.\nDie Verbuche mit Unterbindung der Aorte entfpra-chen nicht der Erwartung, die ich mir von ihnen machte. Die Einfaugung ging nicht wie fonft von Statten, und fee \"'mit durch die Unterbindung der Aorte vielmehr gehindert als bef\u00f6rdert zu werden, Die Urfache davon mag f olgende l'eyn. Bei allen diefen Verbuchen fand ich das Harz aufseronlentlich grofs und ausgedehnt. Die Vorh\u00f6fe u.nd Herzkammern waren voll Blut. In einem","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"45\nFall war c!aS Herz faft doppelt io grofs als gew\u00f6hnlich. Alle Gef\u00e4fse des obern Theiies vom K\u00f6rper waren mit Blut \u00fcberf\u00fcllt. Diefe IJeberf\u00fcllung des Herzens und der Gef\u00e4fse mit Blut fcheint die Eirdaugung durch die Venen zu verhindern und wahrlcheiniich beruht die Kin-faugung felbft auf einem hydrauli feilen Ge fetz, oder wird vvenigftens durch die hydraulifch- organifchen Verrichtungen im Venenfyl'tem betr\u00e4chtlich erleichtert.\nEndlich blieb mir noch der letzte Weg zu meinem Zwecke zu gelangen \u00fcbrig, n\u00e4mlich die unmittelbare Injection in das Venenfyftem.\nEr ft er VerJ'uch. Einem grauen fehr ftarken Kaninchen ward von einer Auflofung des blaufauren Lau-genfalzes, worin diefes zu Waffer wie 1:16 lieh verhielt, eine halbe Drachme in die rechte Vena jugularis injicirt. Nach zwei Minuten bekam es Kr\u00e4mpfe, iperrte \u00f6fters den Mund auf, und war nach drei Minuten todt. Es wurde noch ein Paar Minuten lang Luft ohne allen Erfolg eingeblafen.\nDie chernifche Unterfuchung nach dem Tode ge-w\u00e4hrte kein gen\u00fcgendes Refultat. Das Blut zeigte nur eine lehr geringe blaue F\u00e4rbung, die \u00fcbrigen fliiffigen und die feiten Theile lief.sen keine Spur einer folchen Farben\u00e4nderung bemerken.\nZweiter Verfuch. Einem harken grauen Ka-ninchen wurden anderthalb Drachmen von der genannten Aufl\u00f6fung des blaufauren Kali\u2019s in die Vena jugularis injicirt. Es ftarb nach vier Minuten unter Convul-fionen. Noch vier Minuten nach dem Tode ward Luft, aber ohne Erfolg eingeblafen.\nDas Blut in den rechten und linken H\u00f6hlen des Herzensreagirte auf Eifenoxvde l'ehrftark blau ; das Waf-fer des Herzbeutels und der Bruftfellf\u00e4cke ward durch diefes Reagens gr\u00fcn gef\u00e4rbt. Die Gef\u00e4fse der Leber und Milz wurden blau, eben fo die harte Hirnhaut und die","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nGef\u00e4fse das Gehirns; ungef\u00e4rbt blieben da*? Gehirn, und feibft dir Ligamente des lvnies u.f. f. D r Urin im 'Nierenbecken kann blau gef\u00e4rbt werden, der in der iiani-biale aber nicht.\nDritter Ver fueli. > W\u00e4hrend einem Zeitraum von \\ 7 Minuten wur len einem grofsen Kaninchen in die Vena jugularis luvg'\u00c4ahr 2 bis 3 Drachmen von der mehr gef\u00e4ttigten Aufl\u00f6fung des biaufauren Kalks allm\u00e4hlich un i mit der gr\u00f6bsten Votficht eingefpritzt. Hei jedem Druck auf die Spritze wurde die Refpiration ro\u00fch-farrier und die Kinfpritzurjg wurde jedesmal fo lange ausgefetzt, bis die Respiration wieder heruhiget war. Nach der 17lfm Minute brachen Gonvullionen aus und das Thier har b.\nBei der gew\u00f6hnlichen chemifchen Behandlung der einzelnen feften und rl\u00fclhgcn L heile zeigte heb, dal\u2019s die harte Hirnhaut, die harte liant des R'ickenm.u kes, alle Theiie dev fibr\u00fcfen, lVr\u00f6len und ZelJgewebelyltemes, und feloft das Knochenmark ganz blau lieh f\u00e4rben liefsen. Der Urin, das Blut im linken und reihten Vorhof des Herzens und das in allen Gei\u00e4isen gab ein n blauen Nie-rlerfchkg. Dagegen die Markfubfianz der Nerven, des Piiickeianarkes und des Gehirnes blieb ungef\u00e4rtjt und weifs, oh feil 011 das Neurilem, die Ararhuaidea, und a|ie Ge.\u00e4i\u2019se des Gehirnes ganz blau wurden. Li.-en lo verhielten Geh die MuskeifubinmZ und das Ktn.chungewebc. lu den djiiligien Kingewekien wurden nur der Zell-ftoff und die Gef\u00e4fse blau, und in den Lungen die Luft-r5,traite, die G* false und der Zeli\u00eelof 1\u00bb Da in dielern Falle der h\u00f6d nicht folge der Ausdemiung des Herzens durch die Injection war, km,lern von dem im Blute Sich vorfindenden biaufauren Kali verurfadit worden zu feyn Jchien, fo Iah icli denfelben als vollkommen gelungen, und das lleiuhat als vollkommen be weilend an.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"47\nWir wollen nun die aus den aufgez\u00e4hlten Verfu-ehen hervorgehenden Ergebniffe kurz zufammenfaffen.\ni) Wenn man bei den Verfuchen mil: Einfl\u00f6fsung einer Aufl\u00f6fung von blaufaurem Kali in die Luftr\u00f6hre der Tliiere dadurch, dafs man entweder eine lehr f'aiu-rorte Aufl\u00f6fung deffelben w\u00e4hlt, oder dadurch, dafs man die Ureleren des Thicres vor der Injection der Fl\u00fcf-fjgkeit unterbindet, eine vermehrte Aufnahme von blaufaurem Kali und eine Anh\u00e4ufung del'ielhen im Blute bewirkt, fo dafs das Blut im linken Sinus des Herzens auf Hinzugiefsung von falziaurem Elfen ganz blau wird, fo weicht dennoch der Erfolg nicht fehr von dem der fr\u00fcheren Verhiebe ab.\nDas Zellgewebe im ganzen K\u00f6rper, die fer\u00f6fen H\u00e4ute und die fer\u00f6s fibr\u00f6len H\u00e4ute, namentlich die Arach-noidea, die Synovialhaut der Gelenke, die Pleura, das Peritoneum, die Abrufen Organe, als: die Aponeuro-i'en, die Sehnen, B\u00e4nder, dieBeiniiaut, Knorpelhaut, die harte Hirnhaut, die Sclerotica, die mue\u00f6fen H\u00e4ute, u. f. f. ; die Schleimhaut des Darmkanales, die Conjunctiva und felbft die Cornea, wurden gr\u00fcn oder blau gef\u00e4rbt.\nUngef\u00e4rbt r\u00fcckfichtlich ihres Parenchyma\u2019s blieben im Ganzen: die Knochen, die Muskeln, das Gehirn, das R\u00fcckenmark, das Nervenmark, die Netzhaut. Die Leber und Milz, die gek\u00f6rnten Driifen und felbft das Fett fchienen blofs rflcldichtlich ihres Zellgewebes gef\u00e4rbt zu werden. Die Nieren und Lungen wurden , wie es von felbft einleuchtet, immer blau.\nAuch das Knochenmark wurde mehr oder weniger deutlich blau gef\u00e4rbt, wenigftens der leine Fett* k\u00fcselchen zufammenfaffende ZellftoU.\nWas die Fl\u00fcffigkeiten betrifft, fo f\u00e4rbten Geh gr\u00fcn und blau : der Urin, das arteri\u00f6fe Blut, weniger das","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nven\u00fcfe, die fer\u00f6fen Fl\u00fcffigkeiien in (Jen Hirnh\u00f6hlen, in tien Bruftfelllacken, im Herzbeutel, im Bauchi\u00fcH\u00e4ek, der Gekmkfaft, die w\u00e4iferichte Ffi'ifii^keit des Auges u.i'.f.\nEs i'cheint alfo der Satz : dafs das in s arteri\u00f6fe Blut gebrachte blaufaure Kali lehr leicht in diejenigen Organe abgehetzt werde, weiche man als Fortfelzungen und Verwicklungen der Haargef\u00e4fse anfeiien kann, dagegen nicht in diejenigen Organe eindringe, die ein ejgen-tb\u00fcmliohes aus dem Blutcruor gebildetes Parenchvm be-fitzen, aufs neue ficb zu beft\u00e4tigen.\n2)\tDie Verbuche mit mehrere Tage lang fortgefetzter Ein\u00fc\u00f6fsung von blaufaurem Kali in kleinern Do-fen haben keinen bedeutenden Erfolg, weil die jedesmal eingefl\u00f6fste geringe Quantit\u00e4t lbgleich wieder durch den Urin ausgefchieden wird.\n3)\tDie Verfuche mit Unterbindung der Aorte in der Brufth\u00f6hle geben auch feiten einen belfern Erfolg, \u25a0weil wegen der Ueberf\u00f6llung des Herzens mit Blut die Abl'urption der Venen nur lehr geringe ift,\n4)\tDio Verfuche endlich mit Injection von der genannten Findigkeit in die Vena jnguiaris geben, kann fie vollkommen gelingen, dafielbe Kel ultat, und flimraen ganz mit dem, was die angef\u00fchrten Beobachtungen aus-fagen, \u00fcberein.\n5)\tEs fcheint daher aus allem bisher gef\u00fcgtem, ioi-gencler Satz hervorzuaehen.\n\u00f6\tv:>\nEs riebt zweierlei Organs im thierifchen K\u00f6rper: folche, welche gr\u00fcl'stentheils und hauptf\u00e4chiicn aus Haar-geiafsen beltehen, und ein Gonvolut derlelben find (dahin geh\u00f6ren die Organe des Zellgewebefy items, die des ler\u00f6-l'en, muco len und fibr\u00f6fen Svftemes). und folche, weiche ein eigent\u00fcmliches, aus organifchen K\u00fcgelchen oder Biei behebendes, Parenchym haben, und vorzugswefie daraus beltehen (dahin geh\u00f6ren die dr\u00fcfigten Eingeweide, die Knochen, iVluskein, Nerven, das R\u00fcckenmark und Gs-\nhiru).","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"49\nhim). Jene Stehen mit dem Blutgef\u00e4fsfyftem in conti\u00bb nuirli -her Verbindung, diele find von dem leiben mehr abgefehnitten, q.ier ifolirt; in jene gehen fremde ins Blut gebrachte Stoffe unmittelbar und mit fait unglaublicher Subneliiekcit und Leichtigkeit Ober; jndasParen-rhvm der leLztern dringen fie \u00fcber gar nicht oder vvabr-fcheinlich nur fe!.r fp\u00e4t, und auf ganz andere Weife ein. Jene fcheineu im Allgemeinen zum Secretionsfyitern zu geh\u00f6ren. Dief- aber iVcerimm nicht, aufser in (ich feil)ft hinein, w\u00e4hrend ihrer Krn\u00e4hrung. Jene fcheinen im Ganzen ern\u00e4hrt zu werden, durch fchnelle unmittelbare und ununterbrochene Geberftr\u00f6mung der Satte aus dem Blute; diele vielleicht durch langfamen periodifchen Ah-latz von lilutkiigelchen und durch Verwandlung von Gef\u00e4fsb\u00fcfcheln lammt ihrem Blute in die Subftanz der-felben.\nH\u00e4tten wir eine getreue Gefehichle des Reproductions-Verm\u00f6gens der einzelnen thierifchen Theile, fo \u2022w\u00fcrde dielelbe fiber (liefen Gegeni'tand mehr Licht verbreiten, und wir w\u00fcrden den Faden weiter fortzufpin-\u2022ncn im Stande fevn.\n' _____________\nV.\nKleine Beitr\u00e4ge 7.ur vergleichenden Anatomie und Physiologie, von \u00df. Cl. Greve.\na) Zu r Oft e olg gie.\nWlu\u00dfpla Putorh/s. An den in meiner Sammlung befindlichen lltisfch\u00e4dtdn, finde ich bei hieben, fei bit bei denen von jungen Subjected alle IN\u00e4the durchaus verpachten, fo dal\u2019s die Sch\u00e4del auslehen, als wenn fie aus jsinem einzigen St\u00fccke geformt w\u00e4ren, Ueberhaupt habe (ch bis jetzt noch nie an einem einzigen litisfch\u00e4del ir-Al. d. Archiv. VI. I.\tD","page":49}],"identifier":"lit14817","issued":"1820","language":"de","pages":"37-49","startpages":"37","title":"Fortsetzung der Abhandlung \u00fcber das Einsaugungsverm\u00f6gen der Venen und den Uebergang von fremden in das Blut aufgenommenen Stoffen, aus demselben in verschiedene thierische Theile","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:58:19.598946+00:00"}