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Bemerkungen: Nachtrag zu einem im vorigen Bande des Archivs (Heft 1. p. 113) gelieferten Aufsatze von Jäger über den Herzknochen des Hirsches und den Zwerchfellknochen des Dromedars und des Vicunna

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{"created":"2022-01-31T16:56:40.889826+00:00","id":"lit14825","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Leuckart, F. S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 136-154","fulltext":[{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"XII.\nBemerkungen, vom Dr. F. S. Leuckart.\n1)\tNachtrag zu einem im vorigen Bande des Archivs (Heft i. p. 11 3 .) gelieferten Auf atze von J\u00e4ger \u00fcber den Herzknochen des Hirfches und den Zwerch-fellknochen des Dromedars und des Vwunna.\nDas Vorkommen von einigen eigent\u00fcmlichen normalen Knochengebilden bei manchen S\u00e4ugthieren, ift wohl genauerer Unterfuchung nicht unwerth. Obgleich bei ihnen einestheiJs die Bedeutung und der Nutzen Jerfel-ben noch nicht beftimmt ausgemittelt find, fo fallt bei manchen doch beides bei n\u00e4herer Betrachtung leicht in die Augen. Man kann diele Knochen eintheilen i) in foi che, die mit dem \u00fcbrigen Skelette verbunden, und\n2)\tin folche, die nicht damit verbunden find. Es geholt zu denfelben zum Beifpiel der bei vielen Nagern und auch bei andern S\u00e4ugthieren lieh zwilchen dem II interhauptsbeine und den Scheitelbeinen findende kleine Knochen, den Meyer Os transverfum, Wiedemann ') Zwickelbein, Spix 1 2 3) Os Wormiamnn regul\u00e4re, G. Fi jeher 3 ) Os epactale oder Gnethiamnn benennen, und wof\u00fcr wohl der Name Os occipito - parie-\n1)\tArchiv, an mehrern Orten,\n2)\tCephalogen. p. 21.\n3)\tObfervata quaedam de Offe Epactali five Goethiano Palmi-gradorum. Prodrorno infervientia Craniologiae comparatne. Anatomicis celeberrimis Flu rneiih eich , Ciiuier, S\u00f6mnicrriug dicata a Gotthclf Fifcher. C. Tab. III. aen. Mosq. iflu. Fol. Aufs neue abgedruckt in Fifcher s AdveiTariis zoologicis. Fafc. I. et I\u00ee. C, VIL Tab, aen. Mosq. 1819, 4, p\u00bb 97, fq* Tab. VII.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"137\ntalc, den auch fr\u00fcher Fifcher tj gebrauchte, am paf-fendften feyn d\u00fcrfte. Ferner geh\u00f6ren hieher der dornf\u00f6rmige Knochen (Os J'pinofum) vorn in der Flughaut des Gen. Pteromys Cuv., und der in vieler Hinficht \u00e4hnliche jlchelformige Knochen (Os falcifonne) an den Vorderf\u00fcfsen ties Maulwurfs, an rieften hlinter-f\u00fcfsert Jacobs J) ein diefem Knochen \u00e4hnliches Rudiment gefunden hat; die ionderbaren Offa marjiipmlicu der Beutelthiere und Monotrernen ; die fogenannten Herzbeinchen (Offa cordis), die vorz\u00fcglich bei manchen Wiederk\u00e4uern fich finden, die befonders aus dem Ochfen und Iiirl'che feit langer Zeit bekannt find, und bei diefem von den Weidm\u00e4nnern Hirfchkreuz genannt werden; die Offa penis und clitoridis, wovon befonders erftere bei fo vielen S\u00e4ugthierarten, von den Affen an bis zu den Cetaceen, verkommen, nur bei einigen Ordnungen g\u00e4nzlich fehlen, die bei manchen Arten aber, namentlich bei dem Wallrofs, io bedeutend find, dafs die Kamfchadalen fie von dielem Thiere nach S teller's Ver\u00fccherung 1 2 3) vormals im Kriege und fonftigen Hand gemenge als Keulen gebrauchten. Dies Os penis verglich Autenneth 4 * 6) mit dem Zungenbeine und Oken ?) nannte es geradezu Gefchleohtszimgenbein. (Fr\u00fcher hatte fchon einmal der achtbare Bartholin bei Gelegenheit feiner Anatome Foetus mafeuli Turfionis \u00f6) die liek-\n1)\tM\u00e9moires de ia Soc. impea. des Natnraliftes de Moscou. T. II. 1809. p. 265. (Sur 1\u2019Elasmothermm et Je Trogon-therium deux animaux fofiiles de la Rullie.)\n2)\tAnatome Talpae europaeae. C. III. Tab. aen, Jen, 1816. 8. p. 29. Tab. I. 1, 2d. 4.\n3)\tBelchreibung von Kamtchatka u. f. w. Frankf, und Leipzig 1774. 8. p. 107.\n4)\tlieil\u2019s Archiv, Bd. VII. p. 43.\n3) Naturphilofopbie, Bd. III. p. 130.\n6) Hift. Anat. Cent. 11. No. 25. p. 216,","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nkenrmiimente clefielben mit dem Zungenbeine verglichen, wo er lagt: l'enis longiusculus partim extra prominu-lus, partim intra latitans, duobus ligamentis nerveis conftans, unotenui, altero craffiore, circa radicem offe canilaginojb fulcitur, hnfiar n/jis Invidis. Auch Oken ') hielt fr\u00fcher Becken und Zungenbein f\u00fcr Homotypen,) Es fcheint mir, wenn man einmal Aehnlichkeiten auffuchen will, nicht entfernter zu liegen, diefen Knochen mit der Wirbelfaule zu vergleichen und ihn Ge-fchlechtswirbel\u00dftitle oder Grjchleditsgeripp zu nennen; wobei das wohl auch ber\u00fcckfichtigt werden kann, dafs die Wirbel! au Je urfpr\u00fcnglich m\u00f6glichft einfach hervorgeht, und dafs das ganze \u00fcbrige Knochengeb\u00e4ude eigentlich nur durch Wiederholen, Ansftrahlen und Zerfallen derfelben entftanden iit. Auch lind meiner Meinung nach d;e mit einem Ruthenkuachen verlcheneri \u00e4ufsern Ge-ichlechtstlieile nach einem h\u00f6hern Typus gebildet als die nicht damit verfeheneri, und zwar gerade deswegen, weil fielt bei jenen darin ein deutliches Skelett zu gehalten ftrebt, das bei einigen Thieren, z. B. Fiber zibethi-cus, in mehrere Kn\u00f6chelchen zerfallen ifti) 2); auf welche Weife denn auch felbft die Ruthe und der Kitzler des Menfchen in diefer llinficht niedriger zu flehen fchei-nen, wof\u00fcr mir das noch ein Beweis mehr ift, dafs man nie als krankhafte Formationen einen \u00e4hnlichen Knochen in denfelben gefunden hat, diefe alfo nicht im Stande zu feyn fcheinen, folchen in lieh zu bilden 3). Eben\ni) Ueber die Eedeutung der Sch\u00e4delknoclien. p. 16.\ni\": Sarrafiu in Mein, de la Soc. roy. des Sc. 1725. Ueberf. in Vroriep's Bibliothek. Bd. I. p. I 68. (Bifamratte.)\n3) Man bat wohl die Clitoris zuweilen fehr verh\u00e4rtet gefunden, doch das geh\u00f6rt hier nicht her, da dies ganze Glied daun gewifs immer durch Scirrhus degenerirt war. S. T, Bartholin Anatom, p. 187.. der den Kitzler fo bei einer","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"It) crut aber, wie ich das Os penis f\u00fcr ein eigenes Skelett halte, eben fo gut halte ich auch das Os hyoideum daf\u00fcr, und beide Knochen k\u00f6nnen allerdings nach jener uri\u2019priinglichen Bedeutung ganz paffend mit einander verglichen werden, wie man die Ruthe mit der Zunge lehr i'charfiinnig verglichen hat. So auch Meckel 1 ), Auf eine h\u00f6chft. auffallende Weife geh\u00f6rt zu jenen eigen-th\u00fcmlichen Knochengebilden bei S\u00e4ugthieren noch der Kehlkopf des, fo viel bekannt ift, ftummen, zweizeiligen Ameifenfreffers (Myrmecophaga didactyla), der nach \u00dflumenbach\u2019s 2 ) und Meckel's 3) Unterfuchungen v\u00f6llig kn\u00f6chern ift 4).\nIch will mich jedoch f\u00fcr jetzt mit diefen gegebenen Andeutungen hier begn\u00fcgen, und verfpare ausf\u00fchrlichere Bemerkungen \u00fcber jene genannten und noch einige andere hierher geh\u00f6rige Knochen f\u00fcr eine eigene Abhandlung auf; f\u00fcge aber nun noch Einiges \u00fcber den Herzknochen und den von Herrn J\u00e4ger im Zwerchfelle des Dromedars und des Vicunna zuerlt befchriebenen interclfanten Knochen, der, wie es icheint, auch zu den eigenthiimlichen S\u00e4ugLhierknochen geh\u00f6rt, hier an.\nVenotianifchenHure fand. Der Fall von einer ganz knochig-ten Ruthe, den Paullini Mifc. Nat. cur. Dec. It. An. V. Append. J. obs. nfi. (S. Voigtei pathol. Anat. t\u00eed. III. p. 581.) erz\u00e4hlt, geh\u00f6rt ohne Zweifel auch hierher. Monro fall auch Verkn\u00f6cherung der elaftifchen ligament\u00f6fen Scheide des Pesos, (S. Morbid anatomy of the human gullet etc. Kdinb-\u00ef8\u00eel, 8. p. -54..), welche man aber durchaus nicht mit dem Rnthenkuoclien der Thie:e vergleichen kann.\n1)\tHamlb. der menfchl, Anat. Ed. I. p, ja.\n2)\tVergl, Anat. ifte Ausg. p. 274.\n5) Archiv. Bd, V. Heft 1, p. 61.\n4) Krankhaft findet man nicht feiten bei Menfchen, befonders Alten, den Kehlkopf theilweife oder auch ganz verkn\u00f6chert. Mehrere Ecifpiele der Art fab ich imlWec\u00c4ei\u2019fchen Kabinette,","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nBei vielen unterfuchten Herzen von Bos Taurus, fow\u00f6h! m\u00e4nnlichen als weiblichen Gelchlechts, fand ich den Herzknochen, bei (liefern aber immer fchw\u00e4cher; lehr oft fogar zwei, jedoch meiftens an verfchiedenen Stellen. ln mehrern Schweineherzen fand ich ihn nicht ; eben fo wenig auch im Herzen der Antilope Dorcas, zweier Ziegen und einer Ovis Aries var. guineenfis. Bei einem m\u00e4nnlichen Dromedare, welches mein geliebter Lehrer und Freund Meckel f\u00fcr fein herrliches Kabinett k\u00fcrzlich unterfuchte, fand ich auch nicht den eigentlichen Herzknochen mehrerer S\u00e4ugthiere in der Scheidewand der Herzventrikel, wohl aber drei Kn\u00f6chelchen im linken Ventrikel am Anfang der Aorta. An jedes derfelben fetzt fielt eine halbmondf\u00f6rmige Klappe feft. Diefe Kn\u00f6chelchen find einen Zoll lang, etwa zwei Linien breit, fehr d\u00fcnn, wie Rippen oder Gr\u00e4ten, gebogen, fichelf\u00f6rmig. Ihr convexer Rand ift nach der Herzfpitze, der concave nach der Aorta hin gekehrt. An erftern fetzen fielt Muskelfafern des Herzens feft, an letztem die H\u00e4ute der beginnenden Aorta, an ihrer innern Fl\u00e4che und mehr nach dem untern Rande hin fitzen die Klappen. Sind diefe Knochen bei den Kamee-len conftant, oder find fie, wie fite an cliefem Orte bei Menfchen h\u00e4ufig Vorkommen, krankhafte Knochenge-b\u00fcde? Dies m\u00f6gen fernere Unterfuchnngen entfehei-uen. Ich m\u00f6chte, c!a fielt durchaus weiter keine abnorme Knorbenmaffe fand, und da jene Kn\u00f6chelchen io yegelm\u00e4fsig geformt und gelagert waren, wohl f\u00fcr das er-ftere ftirnmen; allein unter beiden Bedingungen kommen diefelben doch auch abnorm in Menfchenherzen vor. Ihre Function ift offenbar, betrachten wir fie als normale Theile, St\u00fctzen der Valveln zu feyn. In Pferdeherzen fand ich den Herzknochen nie; jedoch einmal bei einem etwa 20j\u00e4hrigen Pferde, an der Steile deflelben einen ziemlich bedeutenden knorpligen Theij. \u2014 Schon Plinius","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"141\nerw\u00e4hnt des Herzknochens beim Pferde (H. N. I. 626. I. II. 474. 25. eel. Hard.) und Con. Gesner verglich ihn hier mit den Hundsz\u00e4hnen (de Quadrup. I. p. 538.). Artftoteles kannte ihn fchon bei Ochfen (Hift. anim. If. c. 15.) und Galen beim Elephanten ( Adminiftr. anat. L. VII. c. 10.), wo feiner auch Hartenfels (Elephant! defcript. p. 52.) gedenkt, l\u2019allas fand ihn weder beim Mofchus molchiferus (Spie, zooleg. XIIf. p. 42.) noch beim Argali oder Ovis Ammon (ib. XI. 29.). Er giebt auch den Mangel des Herzknochens bei Antilopen mit als Unterfcheidungszeichen derfelben von den Hir-Ichen an (ib. Fafc. I. p. 4. Mifcell. zool. p. 2.). Der wackere v. Flemming (Deutfcher J\u00e4ger p. 128-) fast, dafs das Hirfchbeinlein nur bei alten Hirfchen gefunden wird. Nach Greve kommt er auch beim Ilennthi'ere und Dammhirfche vor. Er fand ihn einmal auch bei, einem Rehe ( \u00dfruchftiicke zur vergl. Anat. und Phvfioi. u. f. w. p. 21.). Fr\u00fcher waren diefe fogenannten Hirlchkreuze lehr ber\u00fchmt und officinell; wurden als herzft\u00e4rkendes Mittel, auch gegen Kardialgie, Ohnmacht, H\u00e4morrhoiden, Unfruchtbarkeit, Herzklopfen und Melancholie angewendet, und als Amulet gegen den Bjfs giftiger Thiere getragen (Lanzoni Opera i. p. 279. und 387-), kamen meiftens aus Italien und wurden lehr oit ver-f\u00e4lfcht, fo dafs man zweierlei Sorten, wahre und fal-fchc, letztere aus Ochfenherzen, hatte ( iVoyt's Gazo-phylac. p. 665.).\nDer Nutzen diefes Herzknocliens ift mir noch fehr problematifch; doch dient er vielleicht dazu, als feiler Punkt mechanifch das Blut ans dem Herzen in die Gef\u00e4fse kr\u00e4ftiger treiben zu helfen, und wohl nicht oder nicht allein zur St\u00fctze der Valveln, wie in feiner fleifsigen Differtation Keuchen (de ofhouljs e eor-clibus animaliurn. Gr\u00f6ning. 1772. 4. p. 28.) nach Galen annimmt. Analoge Wirkung alfo, wie dm","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"des faft dreieckten Muskels im rechten Ventrikel der V\u00f6srel, die aber dynamifch ift. Bei niederem Filieren, als die Siiugthiere find, fit, i'o viel ich weiis, nie ein \u00e4hnlicher Knochen im Herzen gefunden 1 '). Bei manchen Thieren, z. B. Hirfchen, Ochl\u2019en, mufs er als normal angenommen werden, hei andern ift dies noch zweifelhaft. Bei mehreren, z. B. beim Elephanten (P. Camper defcript. anatom, d\u2019un Elephant m\u00e2le. Av. PI. Paris 1802. fol. p. 42.), Schweine, Pferde, fcheint er nur abnorm lieh zu bilden, wie dies auch bei Menfchen zuweilen der Fall ift, wo ihn fr\u00fcher Galen\u2019s Nachbe-ter 2) auch f\u00fcr normal hielten.\nMehrere Beifpiele \u00fcber das Vorkommen von Herzknochen, fammelte aus \u00e4lteren Schriftl'tellern noch der unfterbliche v. Haller (Eiern, phyfiol. F. I. p. 348 !<}\u2022)\u2022 F\u00e4lle von Verkn\u00f6cherungen im merachlichen Herzen finden wir z. B. gefammelt in J. F. Meckel's Dil\u00efert. de cordis conditionibus abnorm.bus. Halae 1802. 4. p. 68. Dejjen pathol. Anat. Bd. II. Abthl.2. p. 172. u.tn. a. \u2014 Bei einem alten m\u00e4nnlichen Dromedare, das in der Sch\u00f6nbrunner Menagerie lange gelebt hatte, und welches ich nach feinem Tode im Jahr igtS mit unter-fuchen half, wurde auch von mir der bemerkenswer-the kleine Knochen im fogenannten Specuio Helmontii oder Centro tendineo des Zwerchfells, mehr nach der Wirbelf\u00e4ule hin als in der Mitte deffelben, gefunden. Er hat manche Aehnlichkeit mit der Kniefcheibe, und ift lehr gut, wie (liefe mit einem Sefambeinchen zu vergleichen. Seine Gr\u00fci'se und Form kommt faft ganz mit der\nX) JJie Beifpiele von verkn\u00f6cherten V\u00f6gelherzen, f. Meckel's pathol. Anat. 11. 2. p. 175-, geh\u00f6ren nat\u00fcrlich nicht hieher.\n2) Bemerkenswerth ift es, dafs diefelben den Herzknoclien, als leiten funkt, mit dem Zungenbeine verglichen. S. l\u2019ejal Opera omn, anatom, cur, Boernaavi et Albin, 'lum. I. L. ..\nC. 20. p, V !","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"von Jager gegebenen Befchreibung \u00fcberein. Der Knochen ift an der einen Seite viel dicker als an der andern. Am Rande jenes dicken Theils findet lieh eine ziemlich tiefe Ouerfurche. Die obere und untere Fl\u00e4che lind etwas gew\u00f6lbt, jedoch findet lieh in der Milte nicht der von J\u00e4ger erw\u00e4hnte kleine H\u00f6cker. Auch bei dem fchon erw\u00e4hnten, von unferm Meckel unterfuch-ten, Kameele fand fick, als weitere Bet\u00e4tigung des normalen Vorkommens, dies Os diaphrcigmatis, und ich konnte hier genauer feine Lage ausmitteln. Diele ift allerdings auch hier im tendin\u00f6fen Theile des Zwerchfells, zwifchen dem foramen oefophageum und quadri-lateruin f. quadratum, jedoch diefern ganz nahe, l'o dafs an dem daran liegenden Rande unmittelbar die vena cava adfeendens l\u00e4uft. Der Knochen felbft ift an feiner obern Fl\u00e4che fehr wenig convex, an der untern fehr wenig concav, d\u00fcnn, platt, ohne die von J\u00e4ger erw\u00e4hnten kleinen H\u00f6cker. An feiner untern Fl\u00e4che befel'tiat Geh das Ligamentum eoronarium hepatis. L\u00e4nge defl\u2019el-ben\tgr\u00f6fste Breite in der Mitte to'\", das an\nder Hohlvene Fegende Ende etwa 6'\", das entgegengefetzte etwa 7breit. Kaum einige Linien dick. In der Mitte am dickften. An dein nach der Vene gekehrten Rande ift im Knochen eine Vertiefung, \u00fcber die das obere fehr d\u00fcnne Knochenblatt mehrere Linien wen und in die Hohlvene, jedoch von den H\u00e4uten bedeckt, hineinragt. Der Knochen ift ohne fcharre Ecken, l\u00e4nglich- rundlich. Es verdient wohl, dafs man genau aus-zumitteln fucht, ob diefer Knochen, wie er doch fcheint, wenigftens einigen, vielleicht auch allen Kameelarten, con* ftant zuk\u00f6mmt. Als ich denfelben fand, hielt ich ihn f\u00fcr eine krankhafte Knochenconcretion, glaube jedoch jetzt, mit J\u00e4ger, dafs derfelbe als eine dem Dromedar normal zukommende, eigeuth\u00fcmliche Knochenbilduug, wie der Knochen im Herzen, im m\u00e4nnlichen Giiede u. a., an-","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"zufehen ift. Ohne Zweifel kommt er aber wohl nur bei \u00e4lteren Individuen vor. Schwer zu baftirmnen ift es, wozu er nutzt. Um, als ein fefter Punkt, eine ft\u00e4rkere Anfpannung des Zwerchfells bewirken zu helfen? Warum aber gerade bei diefen Thieren? Ift vielleicht hierbei die fo h\u00f6chlt eigent\u00fcmliche Lebensart derfeiben mit 5m Spiele? Wenn lieh diefer Zwerchfellknochen (Os diaphragmatis) als normaler Theil zu der Function des Zwerchfells hei den Kameelen ferner, wie ich glauben inufs, beit\u00e4tigt, fo ift er allerdings als eine auffallende, fin-gul\u00e4re Bildung zu betrachten, daman, fo viel ich weifs, etwas Aehnliches bei keinem andern Thiere gefunden hat.\nV erkn\u00f6cherungen im menfehiiehen Zwerchfelle lind gewifs fehr feiten. Th. Bartholin 1 ) fand in der Leiche eines leberkranken Engl\u00e4nders einen Knochen im flei-fchigen Theile des Zwerchfells. Morgagni 2) fand einen Knochen der Art bei einem 50j\u00e4hrigen Manne, im f\u00f6hnigen Theile oder fogenannten Speculo Helmontii, und befchreiht ihn auf folgende Weife: Omittere ne-queo, diaphragma in centri fui, ut vocant, nervei parte dextra factum fuiffe offeum, aut certe ibi inter pleurant ct peritonaeum offeam laininam fuiffe non adeo tenuem, l\u2019esquidigitum transverfam longam, fed angultam quo-dam p reefer tint prope alteram extremum loco; ad extremum autem aiterum quo magis accedit, eo iatior fit, fed nusquam latitudin\u00e9m fuperat apicis digiti minimi. Lei dem von Morgagni genauer belchriebenen Falle ift es intereftant zu bemerken, dafs der Mann im Leben ein fehr feharfer Trinker (bihaciffmius) gewefen war, und dal\u00bb fein Magen aufserordentlich verl\u00e4ngert gefunden wurde; denn er erftreckte fielt hinunter bis zum Os pubis\n1) Rift. Anatom. Cent. II, No, 83. p. 3:;.\n2 ) De Seclib. et Cauf. Moibor. Tom, II. EpLft, LKX. No, 5, p. 430.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"bis und bog fich dann wieder nach aufw\u00e4rts, bevor er ins Duodenum \u00fcberging. \u2014 Finden wir hier nicht in. beiden angegebenen Momenten einige Aehniichke.it beim Karneole? Aufserordentlich viel kann das Kamee! auf einmal faufen, und fich f\u00fcr mehrere Tage mit Getr\u00e4nk verleben, fo dels es fich bei Waflermangel in Wiiften von innen aus den D\u00fcrft l\u00f6fcht. Auch die auffallende L\u00e4nge des nach Daubenton 1 ) unrichtig aus 5 aber richtig aus 4 Abtheilungen behebenden Magens finden wir beim Kameele wieder. Man follie doch wirklich genauer nachfehen, ob nicht \u00f6fter bei ausgemachten S\u00e4ufern vielleicht ein \u00e4hnlicher Knochen im Zwerchfell vork\u00e4me; denn w\u00e4re dies der Fall, fo w\u00fcrden gewifs in kurzer Zeit viele pathologifche \u00dfeifpiele der Art aufzuweifen feyn. \u2014 Lieutaud 1 2 3 *) f\u00fchrt aus den Actis Petropolitanis einen Fall an, wo man in der Leiche eines alten Mannes, deflen Lungen kalkartige Tuberkeln enthielten, das Zwerchfell verkn\u00f6chert fand. Diaphragma inter pul-monem dextrum, ilJi continuum, et hepar totum tan-gebatur cardiaginewn vel ojjfeum; adeo ut\u00dfexum fran-geretur cum fonitu. In Halle/\u2019s Difputationibus ad morborum hiftoriam et curationem pertinentibus 5) findet man von R. G. H\u00f6rnigk (de indurations partium praeter naturam. Lipf. 1750.), auch die \u00dfefchreibung eines Knochens im Zwerchfell mit einer Abbildung Tab. XXIX. fig. 2- a. Eine H\u00e4lfte des Knochens befand fich im f\u00f6hnigen, die andre im muskul\u00f6fen Theile des Zwerchfells. Er lag an der rechten Seite deffelben, etwa einen Zoll vom foramen quadrilaterum. War\n1)\tHift. natur. Tom, XI. 4, p. 255. Tab. XI. und XII.\n2)\tHiftor. anatom, medica. Tom. II, Obt. 789. p, 99.\n3)\tTom. VI. No. CCVII. p, 344.\nM. d. Archiv, VI, 1,\nK","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"3| Zoll lang, 2V' breit, einige Linien dick. Er hing oberhalb mit der pleura, unterhalb mit dem peritoneo zufammen. Cruveilhier 1 ) erw\u00e4hnt auch eines neueren Falles, wo in einer Leiche der aponeurotifche Theil des Zwerchfells ganz verkn\u00f6chert und drei Linien dick gefunden wurde; ferner gedenkt er eines andern Falles, wo Lcve'dle bei einem fehr alten Manne die rechte Seite des Zwerchfells kn\u00f6chern und an einer Seite feft mit der Leber, an der andern mit dem Bruftfell und der Lunge vereinigt fand.\nEs mufs noch die Bemerkung hinzugef\u00fcgt werden, dafs es fich bei einigen nur ganz kurz angef\u00fchrten bie-her geh\u00f6renden F\u00e4llen nicht entfcheiden l\u00e4fst, ob die Verkn\u00f6cherungen wirklich im Zwerchfelle waren, oder ob nicht der dar\u00fcber liegende Theil der pleura, oder der darunter liegende des Bauchfells, die beide als fertile Haute leichter und \u00f6fter verkn\u00f6chern, vorzugsweife die-felben enthielten, und durch ne den ber\u00fchrenden Theil des Zwerchfells mehr verdr\u00e4ngten.\n2) Biber herz en.\nln Wien hatte ich Gelegenheit, 5 Biberherzen zu unterfuchen, hoi welchen allen das Foramen ovale ver-fehl offen war. Eine flache Vertiefung deutete jedoch noch die Stelle, wo es fr\u00fcher war, an, und es fand heu bei allen noch ein bedeutendes Rudiment der Eubach leben Klappen. Bei 4 Ilerzen diefer Art fand fich auch der Ductus arteriofus feft verfchloffen ; nicht fo aber bei einem Herzen aus einem m\u00e4nnlichen Biber, wo ich diefen Botallifchen Gang deutlich offen fah, fo dafs ohne M\u00fche ein barker Nadelknopf durchgef\u00fchrt wer-\n1) Effai far l\u2019anatomie pathologique en general etc, Tom, II, Fans \u00eeSi\u00e2. p. 7-i.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"den konnte. Der Gang felbft war kaum einige Linien lang. ln dem herrlichen, auf die lib\u00e9ralit\u00e9 Weife mir ge\u00f6ffneten, Kabinette unteres Meckel, konnte ich 6 \u00dfi-berherzen unterfuchen , bei denen, bis auf eins, auch das eirunde Loch, bei allen der \u00dfolailifche Gang ver-fchloffen waren, obgleich fich hierunter this kleine Herz eines jungen Bibers, wobei ich jedoch auch Loch und Gang verfchiollen fah, fand. Die fchwache Vertiefung an der Stelle ries eirunden Loches war auch bei (liefen Herzen eben fo, wie die noch lehr beftimmt erfcheinende Euftach\u2019fche Klappe. Das noch offene Foramen ovale des einen Herzens war i'o weit, dafs ich fehr leicht einen Strohhalm durchbringen konnte, \u00fcber eine Linie im Durchmeffer. An dem etwas tiefer liegenden Ausgange im linken Herzohre, fchien dul\u00efeibs etwas enger als beim Eing\u00e4nge im rechten Herzohre; die Euftach\u2019fche Klappe war wenig darker noch vorhanden als bei den \u00fcbrigen Biberherzen. \u2014 Bei dem Herzen eines weiblichen Delphins im Meckel'fchen Mufeum, ift auch das Offenfein des kurzen Botallifchen Ganges bei verfchlol\u2019fenem, eirundem Loche bemerkenswert!].\nMan mufs fonder Zweifel die Falle, wo bei Bibern und anderen S\u00e4ugthiertauchern im v\u00f6llig erwacbfenen Zuftande das Foramen ovale oder der Ductus arteriofus offen gefunden werden, eben fogul als eine krankhafte Bildung, eLnetiemmungsbildung, anfehen, als beim Menfchen und den \u00fcbrigen S\u00e4ugthieren, bei welchen letzteren wir jedoch weniger Beifpiele der Art haben 1 ), die aber bei je-nenThieren wohl deswegen bef\u00f6rdert wird und h\u00e4ufiger als bei anderen Vorkommen mag, da fie im WalTer leben und oft l\u00e4ngere Zeit unter demfelben verweilen; indem\nK 2\nl) Keuchen de officulis e cordib. animal, p 8. fand z. R, bei einem f\u00fcnfj\u00e4hrigen O\u00e7hfen das foramen ovale des Herzens noch offen-","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\neo ipfo dadurch, felbft nach der Geburt, jene eigent\u00fcmliche vorgeburtliche Blutcirculation begiinftigt wird. Deshalb bleiben denn auch wohl bei den Jungen diefer S\u00e4ugthiere der Botallifche Gang und das eif\u00f6rmige Loch eine l\u00e4ngere Lebenszeit normal offen als bei andern S\u00e4ugthieren, ichliefsen fich eben deshalb auch \u00f6fter nie, und miiffen dann , wie gefagt, als regelwidrige Bihlung angefehen werden. Man kann annehmen, clafs fich z. B. beim Biber das Verlchloffenfein des Ganges wie des Lochs zu dem Offenbleiben deifeiben wenisrltens wie I\nO\nzu 6 \u2014 io verh\u00e4lt.\nIntereffant w\u00e4re es, zu beobachten, oh nicht vielleicht bei folchen Thieren bedeutende oder auch fchw\u00e4-chere Zuf\u00e4lle und Erfcheinungen vom fogenannten Morbus coeruleus, befomlers wenn die Oeffnungen bedeutend genug w\u00e4ren, Statt f\u00e4nden; ob man nicht z, B. eine vom Normalen verichiedene Haut-, ja felbft Haarfarbung, oder eine ungew\u00f6hnlich grofse und dicke Form der letzten Glieder der Zellen oder Finger 1 ), worauf bei Blau T\u00fcchtigen befonders Meckel und Naj]e aufmerkfam machten, antreffen k\u00f6nnte.\n3 ) A n g eher e e M ifsbil d u n g.\nEin ehrlicher Fleifchermeiiter in meiner Vaterftadt Helmft\u00e4dt befitzt einen grofsen Fleifchei liund weiblichen Gefchlechts, der mit einem abgeftutzten, zu kurzen Schw\u00e4nze geboren ift, von defien Eltern ich aber nichts erfahren konnte. Der Schwanz deffelben ift ge-\nl) Es ift jedoch nicht immer der Fall, dafs die letzten Glieder tier Finger bei Blaui\u00fcchtigen iibermafsig ftark Find, So fand fie neuerdings Sch all gr\u00fcbe r z. I\u00ce. (\u00fcber die Blaufucht) in einem Falle ganz normal. S Rlieinifche Jalirb. f\u00fcr Medic, und Obir, Herausgeg, von Uarlefs. Bd. i. Bonn 18p, 114.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"gen 4\" lang. Diefe Htindinn nun hat bis jetzt drei Mal, in der Regel 8 \u2014 9 Junge, geworfen, unter denen, nach der Verlicherung jenes Mannes, jedesmal wenigftens die Hallte mit \u00e4hnlichen Stummelfchw\u00e4nzen, wie der der Mutter ift, ja einige ganz fchwanzlos zur Welt kommen. Jene H\u00fcndinn war immer von einem Hunde mit normal gebildetem Schweife belegt. Im Sommer 1819 erhielt ich zwei von diefem Thiere geworfene todte Junge, von denen das eine durchaus normal gebildet war; 10\" lang (Kopf 2^\", Hals 1\", K\u00f6rper 5\", Schwanz i\\\u201c, Vorderfufs 3 \"4'\", Hinterfufs 3\" 5 \u2014 6\"'). Das andere war folgender weife geftaltet: Sein Kopf war dicker als der des andern; Hals k\u00fcrzer und dicker; der Bruftkaften fehr weit und befonders nach vorn oder unten fehr vorragend, gew\u00f6lbter und k\u00fcrzer; der Leib fehr dick; die Vorderf\u00fcfse verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig, normal, jedoch ft\u00e4rker als heim gefchw\u00e4nzten Exemplare; die Hinterf\u00fcfse waren zu kurz, breit, zui\u2019ammengedr\u00fcckt, die Sohlen nach innen gekehrt, Robbenf\u00fcfsen nicht un\u00e4hnlich; Reft der Nabelfchnur V\u2018 lang, fehr dick, ko-nifch. Schwanz fehlte g\u00e4nzlich, ln der Gegend des Heiligenbeins oberhalb eine von aufsen weich und fchwap-pig anzuf\u00fchlende Erh\u00f6hung. Die L\u00e4nge dos ganzen Thie-res \u00fcber 7\" (Kopf 2-J\", Hals etwa 9'\", K\u00f6rper 4\" und. einige Linien, Vorderf\u00fcfse 3\", Hinterf\u00fcfse 2\" lang und 9'\" breit). Das Gefchlecht beider Jungen m\u00e4nnlich. Nachdem ich die erw\u00e4hnte Wallnufs grofse Gefchwulft ge\u00f6ffnet hatte, flohen mir etwa anderthalb Drachmen einer r\u00f6thlichen Fl\u00fcffigkeit entgegen, und ich fand die innern glatten W\u00e4nde diefer H\u00f6hle mit einer aufseror-dentlichen Menge kleiner, mehrfach Geh anal\u2019tomofiren-der Gef\u00e4fschen verfehen. Bei n\u00e4herer Unterfuchun? zeigte fleh vom Anfang bis zum Ende des Heiligenbeins fpina bihda, etwa einen i~'\" breiten ZwiCchenraum bildend. Diefer fpina bilida gegen\u00fcber, befand Gell an der","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nBauchfeite ein kleiner Nabelbrnch. Es Ligen n\u00e4mlich in dem Nabelreftc der Endtlieil des D\u00fcnndarms, das coecum und der Anfang des Dickdarms. Die Knochen der k\u00fcrzeren, in ihrer Bildung durch die fpina bifida ohne Zweitel gehemmten, Ifintcrf\u00fcfse, waren ziemlich ffark zufanimengedr\u00fcckt. Uebrigens fand heb nichts Bemerkens wer thus, als d-af\u00ab die Rippen bei (liefern Individuum l\u00e4nger und ft\u00e4rker war\u00dfn als bei dem normal gebildeten H\u00fcnllehi. Ueberhaupt war die ganze Vorder-b\u00e4lfte der befchriebenen Milsgeburt lehr hark ausgebildet, geuifs auf Kulten der mehrere abnorme Bedingungen darbietenden hintern K\u00f6rperh\u00e4lfte. \u2014\nIch kann bei diefer Gelegenheit nicht unterlaffen, einige .Bemerkungen \u00fcber die angeborenen Mii\u2019sbiJdun-gen einfhefsen zu lallen. Diele feheinen mir wirklich bis fetzt nicht genug gew\u00fcrdigt zu ieynj denn ohne Zweifel Und lie auch io naimhifiurifcher Bin licht von Wichtigkeit, da wohl ui'.h! allem Variet\u00e4ten, fou lern auch Arten, ja vielleicht feibfit Geichlechiar ihren Urfprung lolchen MifsDildungen, durch Lebensweife und Klima begiinftigt, zu danken haben. Mo war mir eine Bemerkung meines trefflichen Lehret s und Freundesi\\/iz\u00dfliinterefl\u00e4nt, nach welcher der Schnabel nuferer Kreuzfchn\u00e4bel (Loxia) urlpr\u00fcnglich vielleicht eine Munftroiit\u00e4t gewefen il't, die lieh nachher als zweckm\u00e4\u00dfig f\u00fcr ihre Lebensweife durchaus erhalten haft Angeerbte Mi\u00dfbildungen bei Thieren finden wir ohne Zweifel fehr viele; fo geh\u00f6ren gewifs hieher z. B. die Schweine mit Hufen, die fmvuxts vts des Arifmtgies\tVarie tas Suis ferofae\nmonungula von Linn\u00e9 l) 2), die h\u00e4ufig in Ungarn, Polen und Schweden Vorkommen follen ; ferner die Schweine mit den aufscrordentlich langen Klauen auf Cubagua.\nl) Hift. animal, T,. II. c. z. cd. Schneid,\nz) Amoen, acad. T. V, p. 465. cd. Schreb.","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"151\nMan kann auch die ungeh\u00f6rnten Individuen von Wiederk\u00e4uern, deren Arten urfpr\u00fcnglich geh\u00f6rnt find, als Hemmungsbildungen anfehen, die io oft erblich werden. Biiffon 1 ) glaubte felbft, was jedoch nicht erwiefen werden kann, dafs die Schwielen des Kameels an Bruftund F\u00fcfsen erft durch Unterjochung entftanden w\u00e4ren, und J\u00e4ger i) 2) h\u00e4lt auch nach BiijYon den H\u00f6cker des Zebu f\u00fcr eine angeerbte Mifsbildung. Von V\u00f6geln kann man liier z. B. noch die Hauben - oder Hollenhiihner anf\u00fchren, deren eigenthtimliche Monftrofit\u00e4t am Sch\u00e4del und Hirn fo h\u00e4ufig und erblich ift 3), fo wie auch die foge-nannten Kluthnhner. Auch bei Menfchen kommen nicht feiten, wie wir erbliche Krankheiten, z. B. Cre-tinismus, Lungenfucht, Blutungen4 5), Gicht, Epilep-fie, Wahnfinn, u. v, a. bei ihnen finden, folche angeerbte Mifsbildungen an verfchiedenen Organen vor. So f\u00fchrt mein hochverehrter Lehrer Blumenbach *) an, dafs die Judenkinder oft mit einer aufseror-dentlich kurzen Vorhaut zur Welt kommen. Auten-rieth 6) fuchte die Bedeutung diefer angeborenen Ver-ft\u00fcmmlung dadurch zu widerlegen, dafs auch nicht ganz feiten Chriftenkinder mit einer \u00e4hnlichen Vorhaut zur Welt kommen f\u00fcllen. Doch fein Gegenbeweis fcheint mir durchaus ungen\u00fcgend. Er f\u00fchrt n\u00e4mlich an, dafs bei F\u00e4llen der fogenannten Hypofpadia die Vorhaut zu kurz gewe-fen fey, wogegen \u00fcch allerdings nichts lagen l\u00e4fst. Ich\ni) Hift. natur. T. XT.\ni) Meckel's Archiv, fid. VI. Heft r. p. 14.\n3)\tBlumenbach de anomalis et vitios. quibusd. nifus formativi' aberrationibus. Gott. 1813. p. 19. \u00efab. II. f. 2. 3.\n4)\tNaffe von einer erblichen Neigung zu t\u00f6dtlichen Blutungen. S. Archiv f. med. Erfahr, von Horn, Najje u. Henke. Jalirg. ItJO. Mai. Juni. p. 385 fq.\n5)\tUeber Kiinfteleien oder zuf\u00e4llige Verft\u00fcmmlungen u. f. vv. S. Voigt\u2019s Magaz. Ed. VI. 178y. p. 13.\n<) Ueber befclniitten geborne Judenkinder, Reifs Archiv, \u00dfd. VII. p. 2?*.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"153\nhabe felbft im allgemeinen Kranken h\u00e4ufe zu Wien in der Abtheilung, welcher der gef\u00e4llige Dr. Schiff tier vor* fteht, einen loichen Fall gefeiten, wo die Vorhaut zu kurz war und mir eine harke Wuift oberhalb am m\u00e4nnlichen Gliede bildete. Hei der Hypofpadia ift aber das m\u00e4nnliche Glied \u00fcberhaupt einer bedeutenden Deformit\u00e4t unterworfen, und die zu kurze Vorhaut nur durch jene bedingt. Bei den Juden foil nun aber oft die Vorhaut zu kurz feyn, und man kann nicht an-nehmen , dafs liier immer zugleich die feltene Hypofpadia vorhanden ieyn muis. Diele MifsbUdung w\u00fcrde ja auch wohl dem unge\u00fcbtel\u2019ten Beobachter nicht entgangen feyn. Soil nun aber auch bei Chrifteokindern ohne Hypofpadia eine zu kurze Vorhaut Vorkommen, fo fragen wir, ob man denn beltimmt weifs, dafs lieh die Frau Mutter nicht mit: einem Juden cingelalTen li\u00e2t, oder, wenn auch dies nicht ift, ob nicht; der Herr Vater oder Grcirvater vielleicht durch einen ungl\u00fccklichen Zufall feine Vorhaut einb\u00fcfsten? Uebrieens ift die Beobachtung folcher kurzen Vorhaut bei Judenkindern nicht ganz neu, denn ich fand, fchon vor J\u00fcngerer Zeit, bei i h. BarihoUnus de rnorbis hibjicis. iiafuiae. g. (dies Buch ift mir jetzt nicht zur Hand y , tlcrfelben erw\u00e4hnt und zugleich die durch mehrere Worte a use,'-'dr\u00fcckte liebr\u00fciichs Benennung da-f\u00fcr beigef\u00fcgt. Nach Meckel *), der zugleich einen Fall vou tieuennauu ant\u00fckrt, haben gewille Familien oder Individuen die Neigung Zwitterbildungen zu product* reu. Nicht feiten lind die Falle, wo erbliche Verunstaltungen der Extremit\u00e4ten lieh fanden. So f\u00fchrt z. B. Kellie i) 2j) an, dafs in einer Familie fchon feit io Generationen nur der Daumen volift\u00e4ndig war. Carlisle 3)\ni) Ueber Zwitterbildungen. Ebenda!. Bd. XI. p. 284.\ne) Edinb. ined. and furg. journ. Vol. VII. 18II. p. 124. Meckel's Archiv, ltd. I. p. i5\n5) Phil. Transact. 1814. p-94- Meckel\u2019s Archiv. Bd. IV. p. 152.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"erz\u00e4hlt von einer Familie mit \u00fcberz\u00e4hligen Fingern und Zehen, wo die Abweichung fich bis in die vierte Generation fortpflanzte. Mein trefflicher Landsmann lind Freund Remet- *) erw\u00e4hnt eines Falles, wo in einer Familie ganz allgemein krumme kleine Finger an beiden H\u00e4nden find. K\u00fcrzlich h\u00f6rte ich von einer Familie, in der immer einige Individuen mit 4 Fingern Vorkommen feilen. \u2014 Im geringem Grade geh\u00f6ren zu erblichen Fami-lienbefchaffenheiten manche phyfifche \u00c4rmlichkeiten und Eigenheiten der Eltern bei Kindern, fo z. JB. an Haa ren, Augen, Nal\u2019e u. f. w., die gewifs einen \u00e4hnlichen Grund, n\u00e4mlich den des grofsen Einiluffes der Erzeuger auf das Erzeugte, haben. Die Erblichkeit folchcr phyfifcher Eigenheiten (bei den pfychifehen kann man Tagen, lie werden anerzogen), fo wie mancher Ver-ft\u00fcmmeiungen, die manche haben wegl\u00e4ugnen wollen, ift wohl keinem Zweifel unterworfen, und es liefse fich noch fehr viel f\u00fcr fie fagen, wenn uns dies hier nicht zu weit f\u00fchrte 1 2).\nMehrere Beifpiele von erblichen Verft\u00fcmmliin-gen 3) bei Menfchen und Thieren f\u00fchrt noch Blumen-bach 4) an. Die gew\u00f6hnlichften find; abgenutzte\n1)\tMetzgers Syftem der gerichtlichen Arzneiwiffenfchaft. Erweitert von Renier. F\u00fcnfte Auflage. K\u00f6nigsb. und Leipz. 1820. p. 367.\n2)\tNicht am Unrechten Orte fcheint mir liier jedoch noch die an Fiei den , Rindvieh und Hunden gemachte Bemerkung von Sturm zu ftehen, dais der Kopf in der Regel im Jungen nach dem Vater und die Hintertheile nach der Mutter gebildet werden. S. Andeutungen der wichtigften Ragenzeichen beiden ver-fehiedenen Hausthieren. VonK.C. G. Sturm. Jen. iSie.g.p. 15.\n3)\tMan f\u00fcllte docli genaue Verfuche an Thieren, befonders fitter geb\u00e4renden, anftellen, um knuftliche Ve: ftiiinmiungen fclinell erblich zu machen. So pafsten lieh wohl gut dazu K\u00e4ufe, denen man mehrere Generationen hindurch den Schwanz ver-ftiimmlen , Kaninchen, denen man auf diete Weife die Ohren abfehneiden k\u00f6nnte, u. a. in.\n4)\tHeber Kiinfteleien u. f. w. S. vorh.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nOhren, fo bei Hunden; zu kurzer Schwanz, z. B. bei Pferden, Hunden. Dr .Martin1') liefert ein \u00dfeifpiel, wo Katzen ohne oder mit kurzem Schw\u00e4nze geboren wurden. Die Mutter foil fich an einem Fleilcherhunde mit abgeltutztem Schw\u00e4nze verleben haben. Wahr* fcheinlich geh\u00f6rt cliefor Fall aber in die Kategorie der erblichen Verlt\u00fcrnmlungen ; denn mit dem Verleben ift es doch eine eigne Sache, obgleich io viele fich daf\u00fcr zu erkl\u00e4ren geneigt find. Neuerdings hat dieles loge* nannte Verleben vorz\u00fcglich Feiler a) fehr weitl\u00e4uttig, und, meiner Meinung nach, fehr genau und mit Recht, theils fich auf andere, bef\u00f6riifrsS\u00fcmmerri/ig, ftiitzend, zu widerlegen fich bem\u00fcht, und cs ift fehr zu bedauern, dafs er nicht eben l'o gut und gen\u00fcgend fich gegen die Hemmungsbildungen geankert hat. Fr fagt zwar recht viel dagegen, jedoch durchaus gar nichts Ueberzeugen-des. Was k\u00f6nnte er aber auch dagegen lagen? Jeder, der die Reihen der Thier e, io wohl \u00e4u\u00dferlich als innerlich betrachtete, der den \u00e4ufsern Menfchen von feinem Entftehen an , vorz\u00fcglich aber feine einzelnen Organe vergleichend anfehaute, wird fich leicht \u00fcberzeugen, dais nicht durch fl\u00fcchtig aufgegriffene S\u00e4tze, fondern fowohl durch geift-reiche, als auch genaue und \u00fcberzeugende Cnterfuchun-gen treffliche Teiitfcb\u00df darthaten, wie ileminungsbil-dungen (in ihrer weitern Entwicklung gehemmte Bildungen oder Gebilde) und Stehenbieiben auf einer nie-dern Stufe der Qrgauifation nicht ohne Grund und Bedeutung find.\nJ) Zwei F\u00fclle, die bsweifen fallen, \u00c4afs das Verteilen der Mutter aut'die Foiclit l\u00e4njlufs hat. Mit Bemerkungen vom Prof. Meyer S. Nati.irwil\u00efenfchaf11. Anzeiger der allgt-m. Sch\u00bb eiz. < tel\" 1 if 1 ). tiir Natur\u2019,-, i tin ilciia U. Von Meisuer. Jal\u00eerg. II. No. 7. p. (r.\ns) lieber angtiborne m\u00e7nfchl. Mifsbildungen im Ailgem. und Her-inaphrod.ceu imieiuiuiere. Landshut i&ro- . p, l\u00ee- u- f.","page":154}],"identifier":"lit14825","issued":"1820","language":"de","pages":"136-154","startpages":"136","title":"Bemerkungen: Nachtrag zu einem im vorigen Bande des Archivs (Heft 1. p. 113) gelieferten Aufsatze von J\u00e4ger \u00fcber den Herzknochen des Hirsches und den Zwerchfellknochen des Dromedars und des Vicunna","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:56:40.889832+00:00"}

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