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Betrachtungen über die Milz

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{"created":"2022-01-31T16:33:00.408693+00:00","id":"lit14826","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"D\u00f6llinger","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 155-159","fulltext":[{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"155\nXIII.\nBetrachtungen \u00fcber elle Milz, von Dr. J.\nDollinger.\nIch habe in meiner Naturlehre des merifchlicben Organismus (1805) ge\u00e4ufsert, dafs cli& Milz eine unvollkommene paarichte Bildung der Leber fey. Darauf hat nun Niemand geachtet, und ich lebte immer in der Hoffnung, dafs endlich doch Jemand uns etwas Erkl\u00e4rliches \u00fcber die Verhiiltnilfe diefes Organs zu dem thieriiehen Lebensproceffe fagen werde. Bei Durcblefung der lch\u00f6-nen Monographie von C. F. Heitfinger, dachte ich nun wieder der Sache nach, und wage es hier meine Meinung noch zur Sprache zu bringen. Heufinger lagt zwar, nachdem er eine Menge Meinungen \u00fcber die Verrichtung der Milz angef\u00fchrt hat, er habe jene \u00fcbergangen, welche als ganz gegen unfere gegenw\u00e4rtigen Kenntniile vom Baue des thieriiehen K\u00f6rpers ft reitende Hypothe-fen ansiefehen werden m\u00fcfsten, und ich kann nicht willen, oh er die uneinige unter diele Rubrik bringe: nur fehe ich auch nicht recht ein, wo eigentlich der Wider-fpruch, falls man wirklich einen wollte gefunden haben, liegen follte. Es ift mir fonft nicht fehr um meine Meinungen zuthun; denn in einer Wiffenfchaft, dergleichen die Phyuolcgic ift, ift es keine Schande zu irren, und die Hinficht auf das, was noch zu leihen ift, k\u00f6nnte einen wahrlich, wenn er es lieh recht zu Gemiithe f\u00fchrt, \u00fcber den Wechfel der Meinungen tr\u00f6ften. Im gegenw\u00e4rtigen Falle haben 15 Jahre nicht vermocht, mich zur Annahme einer andern Meinung zu beftimmen, und fo m\u00f6chte ich gerne anfragen: was l\u00e4fst fich denn gegen die Behauptung, die Milz fey die Leber der linken Seite, aber unausgebilclet, gleichfam abfallend vom Organismus, alfo ohne bel'ondere Function, einwenden?","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"15 6\nx) Alle Theile des menfchlichen Leibes find pna-rieht, allo ii\u2019t ein allgemeines \u00dfiklungsgefetz' hier\u00fcber da, davon kann lieh peine Bildung ausnehmen, es fey dann c* ; trete in dem Verlaufe der Entwicklung eine Hemmung des fturichlfsyns ein, Vom Darmkanal kann hier gar ni-ht die Hede feyn, denn die Gefchichte feiner Entwicklung im Thierreiche belehrt uns, dafs er xirfpriinglich die innere flache des thierifeben Leibes ley. Das Merz allein ift ein unpaariges Organ, denn die \u25a0wenigen Ausnahmen verdunkeln dielen Typus nicht.\n2)\tDer Begriff eines vom Organismus abfallenden Organs wird durch die vergleichende Anatomie gerechtfertigt; wir finden h\u00e4ufig Beifpiefc, z. B. die Schl\u00f6ffel* keine der Katzen, dafs ein hei einer Thierreihe m\u00e4chtiger, vollkommen ausgebildeler Theil, bei einer andern Thierreihe vcrfchmnxpft, zur Verrichtung untauglich wird, und nur noch in Rudimenten fich nachweifen .l\u00e4fst; ein i\u2019olcher Tiieii nimmt dann auch feinen An theil ran Leben, aber er fpielt in dem Lebensproceffe keine eigene Holle, er hat nur parenchvmat\u00f6fes Leben, keine vita propria.\n3)\tBei den Hennen k\u00f6mmt wirklich der Fall vor, dafs auf einer Seite ein vollkommen ausg\u00e7bikieter Eiergang ilt, auf der andern, rechten, aber ein zu einer caruncttla ver feil r\u00fcmpft er.\n4)\tSo viel man vorn bebr\u00fcteten Eie auf die Bildung der S\u00e4ugtiiiere fchliefsen kann, fo bat auch eine wrfprnnglichs Anlage oder Bedingnifs zur paarichten LeberbiJdung Statt, die Leber entwickelt fich n\u00e4mlich aus den Venen, welche fich nach und nach zu den beiden Arterien des Gof\u00fclshofs hinzngefelien. Man fehe: Bermunn de itructura hepatis.\n5)\tDie Leberbildung auf der linken Seite wird verdr\u00e4ngt durch den Magen und feine Speicheldr\u00f6fe.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"157\n6)\tDie arteria hepatica und art. lienalis, find eine wahre Dichotomie, die art. coron, ventr. kommt zwilchen zwei Haupt\u00e4ften heraus, olingef\u00e4hr wie die arteria facral is media, zwilchen den zwei iliacis, foult gehen auch von der art. liepat. und art. lienalis Aefle an den.Magen, blofs weil er zwilchen der Leber und der Milz ein mittleres Organ ift.\n7)\tDas Gewebe der Milz ift dein Gewebe der Leber \u00e4hnlich, nur unvollkommener. Nach Mnppes giebt es in der Leber eine Subftantia propria acinoi'a, deren einzelne K\u00f6rnchen von den feinften Gef\u00e4fsen innfponnen find, und Heufwger fagt (p. 45.): ,, Aus dielen Vcr-fuchen glaube ich den Schlafs ziehen zu d\u00fcrfen, dafs es abgefonderte, h\u00e4utige, einer gr\u00f6fsern oder geringem Ausdehnung f\u00e4hige K\u00f6rperchen (Bl\u00e4schen? Dr Lisch en V) find, zu welchen viele lehr feine pinfelf\u00f6rmig \u00fcber fie vertheilte Arterien und Venen gelangen. \u201c\n8)\tDas Verh\u00e4ltnifs der Milz zum K\u00f6rper nimmt von Klaffe zu Klaffe mehr ab, ein ablterbendes Organ Wird immer ohnm\u00e4chtiger, je fchw\u00e4cher die Individualit\u00e4t dej Ganzen ift.\n9)\tJe gr\u00f6fser die Leber, defto kleiner ift die Milz.\n10)\tDie Milz verfchwindet,\na)\twenn die Symmetrie des ganzen Leibes fich aufl\u00f6ft, z. \u00df. in den Schnecken ;\nb)\twenn die Leber felbft fymmetrifch auftritt, z. B. bei den Krebfen, Infekten, Acephalen, als H\u00fclle um Magen ;\nc)\twenn keine Leber mehr da ift.\nDer Schlufs, welchen ich hieraus ziehe, ift: Verm\u00f6ge der Bildungsgefetze des r\u00fcckgrathigen Thierleibes will fich eine rechte unit linke Leber bilden, der Magen legt lieh zwilchen beide ein ; ein urlpr\u00fcngiicher","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nUmftand, von dem ich in der Folge in der Phyfiologie des bebr\u00fcteten Eies das N\u00e4here und Gen\u00fcgende lagen werde, dr\u00e4ngt den Magen gegen die linke Seite, und dorthin macht auch das blafenf\u00f6rmigs Eingeweide leine gr\u00f6fste Ausdehnung; fchori durch diele Expanfion wird die Leber der linken Seite beengt, und in ihrer Entwicklung gehemmt; tes verliert aber auch der Magen, da wo (ich fein Grund bildet, und ei damit feine eigene Bedeutung, Bewahrung der Speifen, gewinnt, an feiner Beziehung auf die \u00fcbrigen Organe, welche gerade da, wo er lieh wieder \u00f6ffnet, und in den Darmkanal \u00fcbergeht, am meil\u2019ten lieh geltend macht; dadurch k\u00f6mmt die Leber der linken Seite von ihrer Bedeutung als Secretiousorgan ab, w\u00e4hrend die auf der rechten Seite in diefer Bedeutung vorriiekt, denn es ift nichts deutlicher, als dafs ein Organ nicht aus innerer Natur allein, fondera vorz\u00fcglich durch die Beziehung auf etwas ihm \u00e4utseres Abfunderungsorgan fey.\nDie durch die Lage und Form des Magens verdr\u00e4ngte Leber der linken Seite, indem \u00dfe dabei auch ihr Veih\u00fcltnifs zu dem Magen und namentlich ihre Be-Ziehung auf die Forlfetzung des Magens, den Anfang n\u00e4mlich des Darms, tun fo mehr verliert, als ein anderes Organ, die Speicheldriife, ohnehin diefelbe erhallen hat, bildet fielt unvollkommen aus, kann nichts ab-fondent, verleb r\u00fcmpft, und ill als eigens begr\u00e4nztes Parenchyma nur noch da, um von einem herr lohenden Biidungsgefetze zu zeugen,\nTJebrigens, da es der Magen vorz\u00fcglich ift, welcher die Milz in ihren Zuftand verletzte, fo m\u00f6gen wirklich nach den verlchiedenen Ver\u00e4nderungen, welche derfefbe, fey cs in dem nat\u00fcrlichen Cyclus feiner Function, oder in feiner Beziehung zu dem \u00fcbrigen Organismus, oder endlich in Krankheiten erleidet, auch in","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"159\n\u00ablei Milz Ver\u00e4nderungen vor fich gehen; ja ich m\u00f6chte nidit gerne glauben, dafs nicht \u00fcberhaupt die Milz eini-geReaction atf den Magen \u00e4uisere, allein in allein \u00abliefen ift der Grind ihres Dafeyns nicht zu fachen, und dei will doch eigentlich der Phyliolog willen, Sooft nug auch zwifchen der Milz und der Leber einiger Ge-geifatz obwalten, welcher zuweilen in die Erfcheinung trit; oder amh in Krankheiten mag die Milz Antheil nennen, an len pathologifchen Verh\u00e4ltniffen der rechte\u00bb und linkei H\u00e4lfte des K\u00f6rpers.\nILrkUrung der Kupfertafel.\n2 r f t o Tafel.\nFig. i.\nA.\tLinke untere Gliedmaafse.\nB.\tRechte liniere Gliedmaafse.\nC.\tRudinint von Schwanz.\nD.\tNabelfhnur.\nF. F. G. Giene, von der Haut nicht \u00fcberzogene Stelle. II. I. K. Drink anal.\nH.\tDimnArni.\nI.\tDickdam.\nJv. Harnfc.nur vom Darmkanai auslaufend. h. Nabelaterie. e. Nabelveie. u. Uraclui!\nF i g. 2.\na. Theilun; der Arterie in zwei Bauptiifte.\n1\u00bb. Kleinerrecliter Alt.\ne. Linker r\u00f6fserer Ali.\nd. Zweig ii den R\u00fcckenmarkskanal.","page":159}],"identifier":"lit14826","issued":"1820","language":"de","pages":"155-159","startpages":"155","title":"Betrachtungen \u00fcber die Milz","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:00.408698+00:00"}

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