Open Access
{"created":"2022-01-31T16:54:14.116272+00:00","id":"lit14836","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Saxtorph, J. S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 274-279","fulltext":[{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"fand ich nicht ausgedehnt. Linkerfeits hing die Trompete an der hintern Fl\u00e4che der Geb\u00e4rmutter und des Eieri'tok-kes, to dal's he im Leben die genaue Ber\u00fchrung cliefer Thei-le verhindert haben mufste. Diefe Vereinigung war nicht eng, fondern durch l\u00e4ngliche, d\u00fcnne, netzf\u00f6rmig angeordnete Schichten geronnener Lymphe bewirkt. Dies habe ich oft, besonders bei \u00f6ffentlichen M\u00e4dchen, ver-muthlich in Felge der \u00fcftern Erregung, gefunden ; eben fo bei unfruchtbaren verheiratheten Frauen, und halte daher diefe Verwachfungen f\u00fcr einen Hauptgrund der Unfruchtbarkeit. Ich befitze mehrere Pr\u00e4parate, welche die verfchiednen Grade, auf welchen durch diefe Verwachfung die Uinfaffung der Eierft\u00f6cke durch die Trompeten verhindert wird, darftellen. Bei einigen h\u00e4ngt das Unterleibsende derfelben an der hintern oder vordem Wand des breiten Bandes der Geb\u00e4rmutter; bei andern finden lieh Verwachfungen zwifchen den Trompeten und dem, von der Geb\u00e4rmutter \u00fcber den Maftdarm zuriickgefchlagnen Theile des Bauchfelles oder der hintern Blafenwand. Bisweilen fand ich auch die Geb\u00e4r-mutterm\u00fcndiihgen der Trompeten verlchloffen.\n3) J. S. Saxtorph Gefchichte einer Trompeten\u00ab fchwangerfchaft. (Act. reg. foc, Havn. Vol. V. p. I ff.)\n.Am soften Augiift 1812, Abends 7 Uhr, kam eine ftarke, zum erften Mal fchwangere Frau von 25 Jahren in das Geb\u00e4rhaus. Sie klagte \u00fcber Wehen, gab an, dafs beim Heraufgehen auf der Treppe das Waffer abgeflof-fen fey und wirklich wurde das Hemd nafs gefunden. Der Muttermund war feiner hohen Stellung wegen Ich wer zu erreichenbefand (ich in der Mitte des obern Theiles der Scheide, und war weich, feft, nicht offen,","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"275\nungef\u00e4hr wie im fiebenten Schwa'ngerfchaftsmonate. Durch eine halbkreisf\u00f6rmige Gefchwulft, die fiir den Hals gehalten wurde, f\u00fchlte man einen kleinen Kinds-theil. Der, wie gew\u00f6hnlich, runde Unterleib war rech-terfeits, wie bei einer etwas fchiefen Steilung der Geb\u00e4rmutter, etwas lt\u00e4rker angefchwollen, und durch die Haut f\u00fchlte man deutlich die Geftalt einer neun Monate fchwangern Geb\u00e4rmutter und die Bewegung des F\u00f6tus, wobei die Perfon beim Ber\u00fchren \u00fcber Schmerzen klagte. W\u00e4hrend der ganzen Schwangerfchaft hatte fie ge-kr\u00e4nkelt, vorz\u00fcglich an Unterleibsfchmerzen gelitten. In der Nacht fchiief fie wenig, w\u00e4hrend hin und wieder Wehen eintraten. Am folgenden Tage keine Ver\u00e4nderung. Am zweiten aber wurde vorz\u00fcglich das rechte, gegen Abend dagegen das linke Hypochondrjum fchmerz-haft, zugleich erfolgte galliges Erbrechen, der Unterleib blieb verftopft, der Puls war fchnell und hart. Es wurde ein Aderlafs, dann eine Gabe Laudanum, hierauf ein Klyftier verordnet. Nach einigen Stunden Schlafes empfand fie heftige Schmerzen im ganzen Unterleibe, vorz\u00fcglich den Hypochondrien, und ungew\u00f6hnlich ftarke Bewegungen des Kindes, die von nun an ganz aufh\u00f6rten. Am dritten Tage dauerten die Schmerzen fort, ohne dafs ein Zeichen des Anfangs der Geburt eintrat, indem der Muttermund verfchloffen und unver\u00e4ndert blieb. Es wurde, da nur eine geringe Oeffnung Statt gefunden hatte, Ricinus\u00f6l, dann ein zweites Klyftier gegeben , worauf ein ftarker Stuhlgang, aber kein Schlaf erfolgte. Am vierten und f\u00fcnften Tage nahmen alle Zuf\u00e4lle zu, es traten heftige \u00dfruftfchmerzen und Befchwerden hinzu, und endlich erfolgte der Tod.\nBei der Leichen\u00f6ffnung fand man zuerft im Unterleibe eine Menge theils fliiffigen, theils geronnenen Blutes, dann einen grofsen, h\u00e4utigen, einige Linien dicken, aufsen glatten, nicht gefaferten Sack von der Grof?s\nS a","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"27 6\nund Geftalt einer neun Monate fchwangern Geb\u00e4rmutter, der zum Theil mit dem Netze verwachfen, \u00fcbrigens von den Ged\u00e4rmen umgeben war, aus der obern, ganz von ihm angefiiliten, .Becken\u00f6ffnung aufftieg und den F\u00fctuS enthielt. Unter ihm und der obern Becken\u00f6ffnung lag die Geb\u00e4rmutter fo zur rechten Seite gewandt, dafs fie eine faft quere Richtung hatte, indem ihr Grund den Beckenrand ber\u00fchrte, der Mund fich in der Mitte befand. Ihre Geftalt und Gr\u00f6\u00dfe waren vollkommen jungfr\u00e4ulich.\nDer Sack war die linke Trompete, die fich in geringer Entfernung von der Geb\u00e4rmutter, wo fie etwas gelafert war, w\u00e4hrend der Sack \u00fcbrigens einen blois h\u00e4utigen Bau hatte, auszudehnen anfing. Das Unterleibsende der Trompete war offen und liefs eine Sonde jn den Sack dringen. Nachdem der Sack wieder in feine Lage gebracht worden war, f\u00fchlte man deutlich durch die Scheide feinen untern halbkreisf\u00f6rmigen Theil, der fo weit herabgefunken war, dafs er den Hals einer beinahe neun Monate fchwangern Geb\u00e4rmutter darltell-te. Da wegen der regelwidrigen Lage der Geb\u00e4rmutter der Mund genau an der Mitte diefer Halbkugel lag, und an fie fo angedriickt war, dafs er zu ihrer Subftanz zu geh\u00f6ren fchien, fo waren wir hiedurch ver-anlafst worden, w\u00e4hrend des Lebens nichts Regelwidriges zu vermuthen.\nDie innere Geb\u00e4rmutterfl\u00e4che war mit einem wei-fsen, z\u00e4hen, feft anh\u00e4ngenden Schleime \u00fcberall bekleidet, und die H\u00f6hle etwas vergr\u00f6\u00dfert. Durch die rechte Trompete drang eine feine Sonde ein, durch die linke durchaus nicht, ungeachtet nicht auszurnitteln war, ob Verwachfung oder anderweitige Verftopfung vorhanden fey.\nIm Sacke fand fich unten und hinten der Mutterkuchen von ganz normaler Befchaffenheit, feit an den","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Sack geheftet. Das Ei beftand aus den normal befchaff-nen Chorion und Amnion. Das Kind,swaffer, der Na-belftrang und der reife F\u00f6tus felbft, der die regelm\u00e4fsige Lage zur Geburt hatte, und ganz frifch war, hatte gleichfalls die v\u00f6llig gefundheitsgem\u00e0'fse \u00dfel'chaffenheit.\nDie Trompetenfchwangerfchaft ift unter allen Ex-trauterinalfchwangerfchaften die h\u00e4ufigfte, kommt aber am feitenften zur Reife, indem, am gew\u00f6hnlichften, fchon fr\u00fch der Sack einreifst und der Tod durch Blut-verluft erfolgt, oder, feltner, Vereiterung eintritt, wobei entweder der F\u00f6tus ft\u00fcckweife abgeht und die Mutter erhalten wird, oder diefe, wegen der Gr\u00f6fse der Eiterung am hektifchen Fieber ftirbt. Am feltenften \u2022wird die Schwangerfchaft verl\u00e4ngert und der F\u00f6tus in ein Lithop\u00e4dion u. f. w. verwandelt. Vorz\u00fcglich nach B\u00f6hmer unterfcheidet man die Trompetenfchwanger-fchaft innerhalb der Trompete und die, wo das Ei nur an ihrem Unterleibsende auffitzt, vorz\u00fcglich weil dort die Schwangerfchaft h\u00f6chftens bis zum f\u00fcnften oder fechsten Monate dauert, hier dagegen leichter bis zur Reife gelangt; indelfen war hier wirklich der erlte Fall vorhanden, und doch der F\u00f6tus ohne Verletzung des Sackes zur vollen Reife gediehen.\nNach allen Schriftftellern find die Zeichen der Ex-trauterinall'chwangerfchaft lehr unficher. Die gewiffe-ften find, die ungleiche Ausdehnung des Unterleibes und die Bewegung des F\u00f6tus an einer ungewohnten Stelle, auch nur etwa im f\u00fcnften oder fechstenMonat, ehe derSack den ganzen vordem Theil des Unterleibes eingenommen hat, indem Geh der Unterleib nun, vorz\u00fcglich gegen das Ende der Schwangerlehaft, gleichm\u00e4fsig rund ausdehnt, und die Bewegungen des F\u00f6tus nichts ungew\u00f6hnliches zeigen. Auch aus einer, wie in unl'erm Falle, miglei-","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nchen Gefchwulft kann man aber doch nicht auf Extrau-terinalfchwangerfchatt lchliefsen, da jene auch bei Schwangerfchaft in der Geb\u00e4rmutter Statt findet.\nNach Baudelocque foil man eine reife Extraute-rinalfchwangerfchaft durch die Scheidenunterfuchung leicht erkennen, weil Hals und Mund der Geb\u00e4rmutter unver\u00e4ndert find und der F\u00f6tus fich deutlich bewegt. Auch glaube ich dies, wenn man jene Theile genau un-terfuch\u00e8n kann. Unfer Fall aber beweift, dafs bei der vollkomtnnen Trompetenfchwangerfchaft die Lage der Geb\u00e4rmutter fich fo ver\u00e4ndert, und fie fo verborgen werden kann, dafs man nur, und auch dies kaum, den Muttermund f\u00fchlen kann. Offenbar aber kann inan aus der blofsen Befcbaffenheit des Muttermundes, zumal wenn er fchwer erreichbar ift, nicht mit Sicherheit auf die \u00fcbrige \u00dfelchaffenheit der Geb\u00e4rmutter fchliefsen.\nEben fo glaube ich nicht mit Baudelocque, dafs man felbft die Art der Extrauterinalfchwangcrfchaft erkennen k\u00f6nne.\nNach B\u00f6hmer, den alle ausgefchricber. zu haben feheinen, ift auch der Mangel von Wafferabflufs ein Zeichen diefer Schwangerfchaft ; allein hier fand fich die-ler, und warum foil nicht durch den Uterus in Folge eines kleinen Einrifles der Eih\u00e4ute aus der Trompete Waller abfliefsen, da bei Trompetenwafferfucht das Waf-fer diefen Weg nimmt?\nDie Veranlaffung zur Trompetenfchwangerfchaft war wohl die Verfchliefsung der Trompete.\nDa nirgends ein Einrifs im Sacke vorhanden war, fo ift wohl die Menge Blutes im Unterleibe durch die Annahme zu erkl\u00e4ren, dafs durch das Ei die Unter-leibsgef\u00e4fse hier gedr\u00fcckt, dort ausgedehnt und zuletzt zerriffen waren.","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Merkw\u00fcrdig ift, dafs, gegen die gew\u00f6hnlichen Angaben, die Geb\u00e4rmutter fleh durchaus nicht ver\u00e4ndert hatte.\nDagegen war wohl der in ihr befindliche Schleim die hinf\u00e4llige Haut.\nIn Bezug auf die H\u00fclfe fcheint mir der Vorfchlag, den Bauchfchnitt zu machen, nicht annehmlich. Theils kenne ich kein Beifpiel, wo dies, mit Erhaltung der Mutter, gefchahe; theils fcheint mir ein gl\u00fccklicher Erfolg des nicht zu ftillenden Blutfluffes aus den W\u00e4nden des Sackes wegen unm\u00f6glich ; theils ift die Hoffnung da, dafs durch Vereiterung der F\u00f6tus abgehen, oder er fich in ein Lithop\u00e4dion verwandeln werde; theils find die Zeichen h\u00f6chft utigewifs, und die Erhaltung des Lebens des Kindes ift immer fehr unficher. Aus diefen Gr\u00fcnden fcheint es mir Unrecht, die Mutter durch die Operation der Gefahr eines iichern Todes auszufetzen, da die Natur fie vielleicht erhalten h\u00e4tte.\n4) J. S. Saxtorfh Gefchichte einer Unterleibs-fchwangerfchaft. Ebendaf. S. 18 ff-\nUngeachtet die F\u00e4lle von Extrauterinalfchwangerfchaft weder neu, noch praktifch n\u00fctzlich find, ift doch ihre Mittheilung nicht unwichtig, weil ihre Zufammenftel-lung vielleicht dereinft einem fcharffinnigen Manne Gelegenheit zu Aufkl\u00e4rungen \u00fcber das Zeugungsgefch\u00e4fte geben kann. Deshalb mag hier auch der folgende flehen.\nEine Frau von 36 Jahren , Mutter von 7 Kindern, fragte mich im M\u00e4rz 1814 tun Rath wegen Harnbe-fchwerden, die bisweilen in v\u00f6llige Harnverhaltung \u00fcbergingen und woran fie ich on feit 6 Wochen litt. Da feit","page":279}],"identifier":"lit14836","issued":"1820","language":"de","pages":"274-279","startpages":"274","title":"Geschichte einer Trompetenschwangerschaft: Act. reg. soc. Havn., Vol. V, p. 1 ff","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:54:14.116278+00:00"}