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{"created":"2022-01-31T16:55:57.140431+00:00","id":"lit14837","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Saxtorph, J. S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 279-281","fulltext":[{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Merkw\u00fcrdig ift, dafs, gegen die gew\u00f6hnlichen Angaben, die Geb\u00e4rmutter fieh durchaus nicht ver\u00e4ndert hatte.\nDagegen war wohl der in ihr befindliche Schleim die hinf\u00e4llige Haut.\nln Bezug auf die H\u00fclfe fcheint mir der VorCchlag, den Bauchfcbnitt zu machen, nicht annehmlich. Theils kenne ich kein Beifpiel, wo dies, mit Erhaltung der Mutter, gefchahe; theils fcheint mir ein gl\u00fccklicher Erfolg des nicht zu ftillenden Blutfluffes aus den W\u00e4nden des Sackes wegen unm\u00f6glich ; theils ift die Hoffnung da, dafs durch Vereiterung der F\u00f6tus abgehen, oder er fich in ein Lithop\u00e4dion verwandeln werde; theils find die Zeichen h\u00f6chft utigewifs, und die Erhaltung des Lebens des Kindes ift immer fehr unficher. Aus diefen Gr\u00fcnden fcheint es mir Unrecht, die Mutter durch die Operation der Gefahr eines iichern Todes auszufetzen, da die Natur fie vielleicht erhalten h\u00e4tte.\n4) J. S. Saxtorph Gefchichte einer Unterleibs-fchwangerfchaft. Ebendaf. S. 18 ff-\nUngeachtet die F\u00e4lle von Extrauterinalfchwangerfchaft weder neu, noch praktifch n\u00fctzlich find, ift doch ihre Mittheilung nicht unwichtig, weil ihre Zufammenftel-lung vielleicht dereinft einem fcharffinnigen Manne Gelegenheit zu Aufkl\u00e4rungen \u00fcber das Zeugungsgefch\u00e4fte geben kann. Deshalb mag hier auch der folgende ftehen.\nEine Frau von 36 Jahren , Mutter von 7 Kindern, fragte mich im M\u00e4rz 1814 um Rath wegen Harnbe-fchwerden, die bisweilen in v\u00f6llige Harnverhaltung \u00fcbergingen und woran fie fcbon feit 6 Wochen litt. Da fett","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\n3 Monaten die Menftruation fehlte und ihre gew\u00f6hnlichen Schwangerfchaftszuf\u00e4lle vorhanden waren, fo glaubte fie fich feit diefer Zeit fchwanger. Ich fand den Muttermund kaum erreichbar, \u00fcbrigens normal, und vermuthete wegen diefer Ortsver\u00e4nderung, der Zeit der Schwangerfchaft und der Ifchurie eine Umbeugung der Geb\u00e4rmutter. Meines Abrathens ungeachtet, kehrte die Frau fogleich auf das Land zur\u00fcck, und ich erfuhr erft am 4ten Junius wieder etwas von ihr, wo fie, h\u00f6chft gefchvv\u00e4cht und abgemagert, an einem anhaltenden Fieber und beft\u00e4ndigen Unterleibsfchmerzen , welche aber durchaus keine Aehnlichkeit mit Wehen hatten, leidend, auf das Geb\u00e4rhaus kam. Des letztem Umftan-des wegen liefs fie die innere Unterfuchung nicht zu, bei der \u00e4ufsern aber fand ich den Unterleib wie bei einer Schw\u00e4ngern von 6 Monaten, nur etwas weicher, und die Geb\u00e4rmutter, wie ich glaubte, durch die Bedeckungen f\u00fchlbar. Sie litt noch etwas an Ifchurie, liefs aber unwillk\u00fchrlich t\u00e4glich etwas Harn abgehen, und hatte nicht mehr fo betr\u00e4chtliche Schmerzen in der Blafenge-gend. Die ungew\u00f6hnliche Weichheit des angefclnvoll-nen Unterleibes leitete ich daher von Anh\u00e4ufung des Harns und darin begr\u00fcndeter Ausdehnung der Blafe ab. Bewegungen des Kindes nahm die Kranke nicht wahr. Drei Tage nach dem Eintritt in das Geb\u00e4rhaus ftarb fie.\nBei der Leichen\u00f6ffnung fand ich:\n1)\tdie Blafe bis zum Nabel reichend, ungeachtet fie nicht ganz mit Harn angef\u00fcllt war;\n2)\thinter und \u00fcber der Blafe die Geb\u00e4rmutter, deren Breite zwifchen den Trompeten Zoll, die L\u00e4nge vom Grunde zum H\u00e4lfe z\\ Zoll betrug. Etwa 5 Zoll \u00fcber der Schamfuge fchlug Geh das Bauchfell an der hintern Blafenwand zum obern Geb\u00e4r-","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"281\nmutterabfchmtte um, fo dafs der Geb\u00e4rmutterbais und obere Theil der Scheide erft nach Durch-fchneidung deffelben zum Vorfchein kamen.\n3)\tUeber, hinter und neben der Geb\u00e4rmutter lag ein h\u00e4utiger Sack, der einen etwa 6 Monate alten, todten, aber nicht faulen F\u00f6tus mit der Placenta und einer eignen, einem Blutklumpen \u00e4hnlichen Gefchwulft enthielt. Er war von der Geb\u00e4rmutter, den Ovarien und Trompeten, dem grofsen Netz und dem Ouergrimmdarm theils bedeckt, theils mit ihnen verwacbfen, und, wo er mit dem letzten verbunden war, brandig. Bei einem Verfuche, ihn zu trennen, zerrifs er, es flols etwas fchw\u00e4rz-liche, \u00fcbelriechende Fl\u00fcffigkeit aus, und zugleich fanden fich im Mefokolon und dem kleinen Netze Blutklumpen. Die hintere Wand hing, vorz\u00fcglich links, mit dem Maftdarme und dem S. romanum enge zufammen.\n4)\tDer Sack beftand aus Amnion und Chorion, und fchien aus der Douglas'fchen Vertiefung zu entliehen.\n5)\tDer Geb\u00e4rmutterhals war zwei Zoll weit ausgedehnt und der Mund ganz ge\u00f6ffnet. Der Anfang der linken Trompete, die Geb\u00e4rmutter an diefer Stelle und der Sack waren brandig.\nHiernach feheint es mir, dafs das von der Trompete nicht aufgenommene Ei zwifchen Mal'tdarm und Geb\u00e4rmutter Wurzel gefafst, durch feine Vergr\u00f6fserung aber den Muttergrund nach hinten gezogen, dadurch die Umkehrung, und fo die Harnbefchwerden veranlafst hatte. Die \u00fcbrigen Symptome erkl\u00e4ren fich leicht aus dem Drucke und der Reizung der Unterleibseingeweide.","page":281}],"identifier":"lit14837","issued":"1820","language":"de","pages":"279-281","startpages":"279","title":"Geschichte einer Unterleibsschwangerschaft: Act. reg. soc. Havn., Vol. V, S. 18 ff.","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:55:57.140436+00:00"}