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Etwas über Echinococcus hominis Rud.

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{"created":"2022-01-31T17:01:14.755928+00:00","id":"lit14839","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Bremser","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 292-302","fulltext":[{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"293\nX.\nEtwas \u00fcherEchinococcus hominis Rud. Von Dr. Bremser.\n(Hierzu die KapTertafel.)\n]Mit Ausfcb\u00e4lung von Blnfenw\u00fcrmern aus Lebern von Schafen, Kindern und Schweinen begann mein Studium der Helminthologie. Der verfchiedene Zull and, in welchem dicfelben gefunden werden, iiinfstemichnoth-wendig aafreizen, Nachforschungen airzufielJen, \u00fcber ihre Enlftehuugs - und Fortpllanzimgsweiie lowohl, als Ober die Ver\u00e4nderungen, welche lie erleiden, wenn lie in dem Organe, in welchem lie erzeugt wurden, ab-fterben. Was ich \u00fcber das Letzte beobachtet habe, fleht kurz znfammengedriingt in meinem Buche \u00fcber lebende W\u00fc rmer im lebenden Menfciien, S. 236- Verinuthun-gen \u00fcber die Enl'delmngsweile gab icii S. 252, und \u00fcber die Fortpilanzuiigswcife \u00e4ufserte ich mich. S. 62 *).\nAllem, was ich an belegten Stellen behauptet habe, wurde bisher nicht widerfprochen. Nur darin fand ich an Herrn Rudolph! einen Gegner, rvenn ich behauptete, die H\u00fclfenwiirmer, welche man bereits in mehreren Eiii-geweiden und anderen Organen des Menfchcn gefunden li\u00e2t, mochten wohl gleicher Natur l\u2019eyn mit jenen, welche in tien Lebern und Lungen der Kiauenthisra Vorkommen. Freilich itiitzte f;ch meine Behauptung nur auf Analogie und direclcn Beweis zu geben, war ich bis jetzt nicht verm\u00f6gend, wiewohl icii faft jn meinem Inneren \u00fcberzeugt war, tlafs ich recht gelehen und richtig gefchloffen hatte.\nAllein folche innere Ueberzeuguiig gilt bei Gegen-ft\u00e4nden, wo es auf Anfc'iauung ankommt, einem Dritten gar niebts, und er hat vollkommen liecht, wenn er\nD \u201ctan lf-fc auch, was ich von Seite 244 bis 249. gef\u00fcgt habe.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"fie als Beweis nicht gelten l\u00e4fst. Dafs es aber ein h\u00f6clift peinliches Gef\u00fchl ift, von einer Wahrheit innigft \u00fcberzeugt zu l'cyn, ebne den Andern gleichfalls \u00fcberzeugen zu k\u00f6nnen, wird mir gewi\u2019s Jeder, der jemals in \u00e4hnlicher Lage lieh befunden hat, gern zugefteben. liidefs halte ich in der Schule gelernt, Tempus docebit, und hiermit mich tr\u00f6fleud bet\u00e4tigte (ich auch die Wahrheit des Spr\u00fcchelchens: Accidit in puncto, qued non ipe-ratur in anno, wie itdebes der geneigte Leier aus dem ferneren Verlaufe dieies Aufiaizleins zu entnehmen belieben wird.\nln dem Jahre i Sog oder 1809 wurde mir eine ungeheuer grofse Ochfenleber, durch und durch mit Ily-datiden befetzt, gebracht. Alle in clerfelben enthaltenen H\u00fclfenw\u00fcrmer waren durchg\u00e4ngig von der zweiten oder dritten Generation. Kein einziger Urwurm fand fich vor, dergleichen ich fr\u00fcher faft ausfchliefslich zu finden gewohnt war. Tinter Urwurm oder Urhyitalic! e verliehe ich eine folche, welche einzeln in einem eigenen Sache, der durch das von ihr bewohnte Organ gebildet wird, liegt, welche Urhydatide dann immer die Fi g. 3. abgebiideten kleinen W\u00fcrmchen enth\u00e4lt. Diefe W\u00fcrmchen verlieren meinen Beobachtungen zufolge nach und.nach die Haken und Saugm\u00fcndungen, und werden felbft zu glatten Bial'en, che allm\u00e4hlich grofser werden, auch \u00f6fters eine ziemlich betr\u00e4chtliche Gr\u00f6fse erreichen, gew\u00f6hnlich aber nichts weiter als wieder andere gr\u00f6fsere oder kleinere Bl\u00e4schen enthalten; nur feilen findet man in ihnen die mit Hukenkr\u00e4nzen be fetzten Thiercherj, die eigentlichen Echinococci.\nBald darauf als ich diefe Ochfenleber erhallen hatte, theilte mir der nunmehr verdorbene Hofpitakiirector von Hildebrand einen Hydatidenfack mit, der in der Bauchh\u00f6hle einer kerbend in das Krankenhaus gebrachten Frau gefunden worden war. Dielcr Sack enthielt","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\neine unz\u00e4hlige Menge von Hydatiden, in denen aber gleichfalls nichts anderes zu finden war, als wieder fehr kleine Hydaticlen oder mir Waffer gef\u00fcllte K\u00fcgelchen, wie ich fie auf der vierten Tafel meines Buchs habe abbilden laffen, Emou wahren mit Haken befetzten Echinococcus konnte ich darunter nicht gewahren, obwohl es mir vorkam, als zeigte lieh hie und da noch eine leife Spur davon. Ganz Io verhielt es fich mit denen, welche mir Herr Geheimerath von S\u00f6nmierring aus M\u00fcnchen und mehrere meiner hieligen \u00e4rztlichen Herrn Collegen aus verfchiedenen Eingeweiden des Menlcben zuzufenden die G\u00fcte hatten.\nAm fiebenten December 1819 hatte der Herr Hof-, medicus von Bieber die Gef\u00e4lligkeit, mir mehrere Hy-datiden mitzutheilen, die bei Oeffnung eines vermeinten Leberabfoeffes zu hunderten hervorgedrungen waren, und zwar von fehr verfchiedeoer Gr\u00fcfse. Doch waren die gr\u00f6fsten alle zerrillen, weil fie anders nicht aus der Wund\u00f6ffnung herauskommen konnten. Der Inhalt derfelben war gleichfalls verfchieden, einige enthielten blofs kleine Bl\u00e4schen, andere kleine Bl\u00e4schen mit kleinen fpies\u00e4hnlichen K\u00f6rperchen vermifcht. Eine einzige enthielt kleine K\u00f6rperchen, deren Form fich fchon viel der des eigentlichen Echinococcus n\u00e4herte. Noch drei oder vier fanden fich vor, wo an der innern Wand der Blafe die W\u00fcrmchen gleichfam als ausgefchoffene Knospen feftfafsen. Die ganze Krankengefchichte nebft den Abbildungen diefer Hydatiden wird Herr v. Bieber in den Beobachtungen und Abhandlungen aus dem Gebiete der gefammten praktifchen Heilkunde von \u00f6fter-reichifchen Aerzten geben.\nIm n\u00e4mlichen Monate noch brachte mir der Medi-cinae Candjdatus, Herr Fifcher, der einft etwas T\u00fcchtiges in der Helminthologie zu leiften verfpricht, einige Hydatiden, welche in einem mehr als fauftgrofsen Sacke","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"295\nin der Lumbargegend einer Leiche gefunden worden waren. Diefe Hydatiden lieferten unter dem Mikroi kope das Fig. i. gezeichnete Refultat, wobei zu bemerken ift, tlafs fie fchon in Weingeift gelegen hatten. Die Spur von urfpr\u00fcnglichen Ecbinococcis ift daran nicht zu verkennen. Allein zu einem \u00fcberf\u00fchrenden \u00dfeweife find fie doch nicht geeignet, zumal wenn der Gegner eLwas hartgl\u00e4ubig ift, und fich nicht leicht ein X f\u00fcr ein U vormachen l\u00e4fst. Indefs vertrauend auf das alte Sprilch-wort \u201eder liebe Gott verl\u00fcfst einen Deutfchen nicht\u201c harrte ich in Geduld der Zukunft. Auch hat mich mein Glauben nicht laffen zu Schanden werden. Denn am 2lften Februar fchickte mir Herr LeibchirurguS Kern, Profeffor der chirurgifchen Klinik, dem ich fchon manche intereffante Mittheilung im Fache der Helminthologie verdanke, durch einen feiner chirurgifchen Z\u00f6glinge, Herrn Feith, einen Hydatidenfack, welchen diefer unter dem Schl\u00fcffelbeine einer Frau ausgefchnit-ten hatte.\nBei dem Ausfehneiden felbft war die Hydatide verletzt worden, und es quollen mehrere gr\u00f6fsere und kleinere Blafen, wie man fie in der zweiten Figur in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6fse abgebildet lieht, in der Zahl von einigen dreifsig hervor. Der Hydatidenfack hatte die Gr\u00f6fse eines kleinen H\u00fchnereies *) und enthielt noch einiges von der urfpr\u00fcnglich in ihm befindlichen Fl\u00fcffigkeit.\nEinige Scheu tragend gegen mikrofkopifche Un-terfuchungen, wodurch meiner Augen Licht fchon feit\nl) Die Inhaberin delTelben hatte ihn zuerft vor etwa zwei Jahren bemerkt, wo er, felbft durch die allgemeinen Bedeckungen anzuf\u00fchlen, nur die Gr\u00f6fse einer kleinen Hafelnufs erreichte. Irgend eine Gewaltth\u00e4tigkeit an diefer oder an irgend einer anderen nahgelegenen Stelle erlitten zu haben, weifs fie lieh nicht zu erinnern.","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nlange her fehr gcfchw\u00e4cht worden ift, und fie daher vermeidend l'o viel ich kann, erfuchte ich den gerade gegenw\u00e4rtigen Herrn Dr. Schmidt: aus Bremen, den Inhalt d s Hydatidenfacks fmvohl, als der kleinen in ihm enthalten gewefenen B!a>en mikr fkopifch zu unterfu-chen. Dafs ich den rechten Mann zu w\u00fchlen wufste, cvgiebt fich nicht nur aus der Unterfuclumg felhft, fontlern wird fich bald lun iuleutlicher zeigen aus einer von ihm zu erfoheinenden Monographie \u00fcber die Gefchiechts-verfchiedenheiten der Spulw\u00fcrmer.\nHerr Dr. Schmidt hatte kaum einige Tropfen von der in der grofsen 1 \u00ab la fe noch enthaltenen Fliiffigkeit unter das Compcfitum gebracht, als er mir mit grohem Freudcngefchrei ein ivory.a zurief. Ihm war n\u00e4mlich bekannt, dafs ich fchon feit wenigftens 10 Jahren nach einem autoptifehen Be weife, denn vom Handgreiflichen ift in diefcr Region des menfchiichen Rrkemitnifsver-' in\u00f6gens nicht viel zu erwarten, meiner Behauptung, dafs die, m Kingeweiden des Menfchen gefundenen Hy-datiden eben fo gut iliiere find, als die in den Klauen-thieren vorkornmenden, mich vergeblich gefehnt hatte.\nSo fehnell als es mir mein Afthma erlaubte, erhob ich mich von meinem Dreifufs, der aber mit dem von dem Dclphilchen Orakel gar nichts gemein hat, fondern ein ganz gew\u00f6hnlicher dreibeiniger Stuhl ift, und rannte zu dcmMikrofkope, wo ich denn zu meiner ganz gr\u00fcn-zcnloferi Freude \u00e4chte wahre und leibhafte Echinococci vor mir Iah. Schade nur, dafs ich keine hundert Och-fen zu fchlachtcn hatte, wie einft die Sch\u00fcler des Pythagoras! Allein folche Hekatombe, beft\u00fcnde fie auch nur aus K\u00e4lbern, w\u00fcrde meine Finanzen total erfeh\u00f6pfen!\nWenn ich auch nun durch folehen Rauch und Dampf die rauch-und dampfluftige Welt nicht zu erg\u00f6tzen vermag, fo habe ich doch den Lefern cliefes Archivs die Freude uicht vorenthalten wollen, an meiner gro-","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"1297\nfsen Freude Thei! zu nehmen. Deshalb habe ich das, was wir gefunden haben, abzeichnen, und in Kupfer frechen lallen. Man fehe Fig. 3., denn ielbft die i)efte Befchreibung kann hier nicht gen\u00fcgen. Aus dem Bilde aber wird man leicht erfehen, wie diefe kleinen Wiirm-chen mehr oder weniger mit denen von Gx\u2019eseTab XX. B. Fig. 12. und denen von Herrn IXudulphi Tal). XL Fig. 4\u2014 7. abgebildcten \u00dcbereinkommen.\nIndel\u2019s wurden diele eigentlichen Echinococci nicht blofs in der \u00dcrhydatide, fondern auch in. zwei der kleineren Fig. 2-, Kindern alfo der \u00dcrhydatide, gefunden. Die eine hatte gleichfalls Herr Dr. Schmidt, d e andere Herr Dr. MpIi/\u00ees aus Klausthal, der uns n\u00e4chfiens eine fehr fch\u00f6ne Abhandlung Ober die Leberegeln liefern wird, ge\u00f6ffnet. Nocli einige andere der kleinen BJali n, welche der Unterfuchung geopfert wurden, enthielten entweder blofs Waller, oder auch ganz kleine K wichen, an denen aber nichts mehr von Hakenkreuz oder Sausurmn-d\u00fcngen wahr/.unehmen war. Die \u00fcbrigen wurden un-aufgefehnitten nebft der \u00dcrhydatide in Weiugeift aufbewahrt.\nSo w\u00e4re nun meine fr\u00fchere Behauptung, dafs die Blafenwiirmer, d. h. die der letzten Ordnung, welctie in dem Menfchen Vorkommen, gleicher Natur find mit denjenigen, weiche in den Eingeweiden der Kiauen-thiere gefunden werden, gerechtfertigt. Nur darin hatte ich geirrt, wenn ich Seite 249. meines Buchs vor-fchlug, f\u00fcr cliefe W\u00fcrmer den Gattungsnamen Splanch-nococcus zu w\u00e4hlen, und dis eine Art eehinatus, die andere laevis zu nennen. Denn diele letzte Erfahrung beweift, dafs in der \u00dcrhydatide des Menfchen die kleinen W\u00fcrmchen eben fo gut bewaffnet lind, als die bei dem Rinrlviehe voi kommenden. Wie viel doch der Menfcli mit den Pecorihus gemein hat! Wie (ich foiches leicht findet, wenn man bei allen Dingen auf den eriten","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a398\nUrfprung zur\u00fcck geht. Ich erfuche auch daher die Herrn Aerzte, welche in Zukunft folche Hydatiden in Men-fclien finden follten, nicht, biofs die fchon gebildeten Wafferblafen, fondern auch die Fl\u00fcffigkeit, welche in dem Hydatidenfack, dem eigentlichen Urahn aller \u00fcbrigen, enthalten ift, unter dem Mikrofkope genau zu un-terfucheri, und ich wette, dafs man die eigentlichen Echinococci gewifs \u00f6fters finden wird.\nWas \u00fcbrigens die Wahrheit der hier mitgelheilten Entdeckung und die Richtigkeit der Abbildungen betrifft; io k\u00f6nnen diefelbs bezeugen: der Naturalien - Cabinets- Director, Herr Ritter Carl von Schreibers, mein College, Herr Cuftos Jofeph Natterer, und aufser den obgenannten Herrn Doctoren Schmidt und Mehlis, die Herrn Doctoren Murray aus G\u00f6ttingen und Weftrumb aus Hameln, von welchen beiden der erftere in dielem Sommer eine naturhiltorifche Reife nach Ungarn und Siebenb\u00fcrgen gemacht hat, letzterer aber noch im Verlaufe dieies Jahres eine lehr intereffante Abhandlung \u00fcber das Genus Echinorhynchus drucken laffen wird ; endlich noch obgenannter Herr Fifcher. Alle hier genannten Herrn haben diefe W\u00fcrmchen mit eigenen Augen durch dasMikrofkop beguckt. Hiezu k\u00f6mmt nun noch der Zeichner, als der achte Zeuge, und nach dem alten r\u00f6mifchen Gefetz bedurfte es zur Beglaubigung i'elbft der wichtigften Urkunden nicht mehr als lieben. Hin\u00ab fichtlich der G\u00fcltigkeit diefer Zeugen l\u00e4fst fich auch nichts einwenden. Es ift keiner derfelben mit mir durch Blutsfreundfchaft verwandt, fie find alle grofsj\u00e4hrig u. f. w. Was aber ihrem Zeugniffe ganz belonders Gewicht giebt, ift, dais fie Augen haben, die fehen, wie man folches aus den oben angek\u00fcndigten Schriften bald erjeken wird.\nSo weit f\u00fcr Naturforfcher und Naturforfchung liebende Aerzte. Nun aber noch ein Wort an jene Leute,","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"299\nund deren giebt es in allen St\u00e4nden, welche von dem Betriebe irgend einer Kunft oder Wiffenfchaft jedesmal einen unmittelbaren palpabeln Gewinn zu fehen verlangen und nicht aufh\u00fcren zu fragen: Cui bono? Zu was Nutz und Frommen der menfchlichen Gefellfchaft? Za was Zweck und Ende das Studium der Helminthologie \u00fcberhaupt? Ja! nicht j\u00fcngft \u00e4ufserte noch ein reifender Engl\u00e4nder 1 ) die Helminthologen miilsten grofsen Mangel an einer anft\u00e4ndigen Befch\u00e4ftigung haben, und unter diefe ftinkenden Unterfuchungen k\u00f6nnte man nur noch eine Stufe tiefer herabfteigen.\nDergleichen nach Stand, Verftand und W\u00fcrden geb\u00fchrend zu ehrende Fragen m\u00f6gen einftweilen Folgendes als Antwort hinnehmen.\nDas Studium der Helminthologie, d. i. die Lehre von den Eingeweidew\u00fcrmern, und die wichtigften in diefem Fache gemachten, oder noch zu machenden Entdeckungen t ragen freilich nicht im mindeften etwas dazu bei, dafs das Brod fchwerer ausgebacken, das Rind-fleifch wohlfeiler verkauft wird, oder fchlecht gen\u00e4hte Schuhe aus fchlecht gegerbtem Leder l\u00e4nger ausdau-ern. Indefs n\u00fctzt l\u2019olches Studium tien Menl'clien iloch. Jedermann weifs, dafs man nicht feiten von W\u00fcrmern bel'efl\u2019en wird, und die Aerzte aller Zeiten haben viele B\u00fccher dar\u00fcber gefchrieben, dicke und d\u00fcnne, jedoch wenig gute, was indefs fehr leicht begreiflich ift. Denn eben weil diefe lieben Herrn nur einzig die W\u00fcrmer, welche fie von Menfchen abeehen fahen, vor Augen hatten, ihnen \u00fcbrigens das eigentliche Studium der Helminthologie ganz fremd war, io konnte es nicht fehlen, dafs fie in taufend Irrth\u00fcmer gerathen mufsten.\nl) Travels in the North of Germany, defcribing the pre-fent ftate of the focial and political inftitutions, by, TA. Hoc!gsin, Efij. Edinb, 1830, g.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"Daher cs denn auch kam, um mir einige folcher Mifs-griffe zu erw\u00e4hnen, dafs ein bereits l\u00e4ngft verdorbener Doctor, Geheim nifskr\u00e4mer fieben Arten von T\u00e4nien im Menfehen wohnend auffiilirt\u00ea, welche jedoch alle due und diefelbe Art lind; dais wir ferner ein Buch haben \u00fcber Taenia lala, die aber, wie Herr Geheime-vr.ih Ritdo/f\u00dfhi lehr h in bemerkt, mir auf dem Titel vorkommt, indem Te::t und Figur lehren, dafs der Verfaffer blufs Taenia Solium vor lieh liatle; hundert anderer \u00e4hnlicher Mifsgiiffc, wo fogar Infektenlarven und mehr anderes Zeug f\u00fcr Eingeweidew\u00fcrmer gehen muffen, und wodurch felbft in den neueften Zeiten die Aerzte mehr verwirrt, als belehrt worden find, nicht zu gedenken.\nH\u00e4tte ich nicht Taufende von Thieren unterfuclit, h\u00e4tte ich nicht Taufend?- von W\u00fcrmern verglichen, nicht ihren inneren Haushalt in den Thieren fleifsig ftudiert ; io w\u00e4re ich sie uu Stande gewefen, mein oben ber\u00fchrtes Buch zu fehreiben, lieber diefes Buch find mir bis jetzt mir die giinftigften Urtheile, und zwar von fachkundigen M\u00e4nnern gefchrieben, zu Geflehte gekommen. Dafs ich an die Wahrheit folcher Urtheile glaube, dafs fie mir Freude machen, wird wohl gewifs Niemand in Zweifel ziehen, denn welcher Vater liebt nicht fein eigenes Kind? Alle Tugenden aber diefes Kindes mit kbprei lenden Worten der Weit zur Schau auszuftsllen geziemt nicht mir. Doch Nachftehendes glaube ich ohne Verletzung der Be-lcheklenheit von ihm Tagen zu d\u00fcrfen.\nDie Aerzte werden daraus einfehen, was fo eigentlich von den fogenannten Wurmkrankheiten zu halten ift. Wenigfteiis werden fie nicht mehr mit den lief lieft wirkenden Arzneimitteln gegen die fo fibelbe-r\u00fcchtirte Taenia k\u00e4mpfen, uncl dadurch ihre Patienten zu Grunde richten in F\u00e4llen, wo vielleicht feit","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"30 t\nJahren fchcn kein folches Thier mehr im K\u00f6rper h\u00e4ufet, vielleicht nie gehaufet hat. Sie werden nun nicht mehr an das Vorhandenfeyn einer Taenia glauben, wofern keine Glieder mehr abgehen, oder feit drei Monaten abgegangen find. Wir werden daraus lernen , dafs die Gr und ur fache derjenigen Krankheiten, welche man gew\u00f6hnlich auf Rechnung der W\u00fcrmer zu fehreiben pflegt, dem gr\u00f6fstcu Theiie nach, in den wurmerzeugenden Gelogcnhsitsurfschen fclblt zu fliehen il't. Sie werden hinfort nicht mehr einem jeden aus Rn island' oder der Schweiz kommenden Marktfchreier geneigtes Ohr verleihen, wenn er ihnen ein l\u00e4ngft bekanntes ,Mittel als ein ganz neu erfundenes gar wundert\u00e4tiges Arcanum verkaufen will, welches binnen drei Stunden die Taenia ficher abtreibt, die aber nach drei Monaten wieder nbzu-treiben ifl ; denn fia werden min willen, dafs der Neffdwurm, welcher in den D\u00e4rmen der Deutfchen niftet, nicht nur der Art, fondera felbft der Gattung nach ganz verfchieden ift von dem bisher gleichsinnig m Darmbewohner der Ruffen und Schweizer, und dafs folglich auch die Beh\u00e4nd lungs weife verfchieden eingerichtet fevn mufs. Aus folchen Berichtigungen fallet]er Anfichten mag doch die menfchliche Gefellfchaft, wozu unftreitig auch die Wurmbehafteten geh\u00f6ren, einigen Nutzen ziehen k\u00f6nnen. Und folchen verdankt lie doch einzig und allein dem.eifrigen Studium der Helminthologie. Zwar bin ich f\u00fcr jetzt nicht im Stande, von der oben angef\u00fchrten Entdeckung einen clirecten Nutzen anzugeben. Aber ich frage, welchen directen Nutzen hatte im erften Augenblicke die \u2018Entdeckung der Gallen-, Nieren- und Blafenfteine, oder clcr Anh\u00e4ufung von Waffer in den Gehirnh\u00f6hlen. Gewifs keinen andern, als dafs man um das Factum wulste. Den veranlaffenden Urla-","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nchen, den Zeichen, welche die Gegenwart derfelben im lebenden Me nie he n verra u then lullen, nachzufp\u00fc-ren, Mittel aufzufmden, wie folche krankhafte Er-zeugnifl'e unfch\u00e4dlich gemacht werden k\u00f6nnen, blieb fp\u00e4teren Zeiten aufbewahrt. Oitne Kenntnifs zu haben, dafs es wirklich folche Dinge giebt, w\u00fcrde ge-wifs Niemanden eingefallen feyn, fielt auf folche For-fchungen zu legen.\nSo viel alfo einftweilen, denn mehr k\u00f6nnte ich leicht hinzuf\u00fcgen, als Befcheid f\u00fcr diejenigen, welche da glauben, das helminthologifche Studium w\u00e4re eitel Guriofit\u00e4t, und die. Aufftellung einer reichhaltigen Sammlung von Helminthen blofse Prahlerei uni dem gaffenden Publicum einige taufend Gl\u00e4fer, in denen es dem gr\u00f6fsten Theile nach nicht viel fleht, zur Schau auszui\u2019tellen. Dixi et falvavi animam meant.\nXL\nDr. A. Jacob, Lehrer der Anatomie zu Dublin, \u00fcber eine noch nicht befchrie-bene Haut im Auge. *) (Philof. Transact. 18 * 9. P- 3\u00b0\u00b0 ff-)\nDie Anatomen befchrieben die Netzhaut als aus zwei Theilen, der \u00e4ufsern markigen Ausbreitung des Sehnerven und einer innern membran\u00f6fen oder Gef\u00e4fslage gebildet; alle aber, mit Ausnahme Albin's und einiger Sch\u00fcler von ihm gaben an, dafs die erfte nicht als\n1) Eine Anzeige diefer Entdeckung f, in diefem Archiv, Bd.\nS. 6o8,","page":302}],"identifier":"lit14839","issued":"1820","language":"de","pages":"292-302","startpages":"292","title":"Etwas \u00fcber Echinococcus hominis Rud.","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:01:14.755934+00:00"}

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