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{"created":"2022-01-31T16:56:22.908490+00:00","id":"lit14840","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Jacob, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 302-308","fulltext":[{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nchen, den Zeichen, welche die Gegenwart derfelben im lebenden Menfcben vernmlhen lullen, nachzufp\u00fc-ren, Mittel aufzufinden, wie folche krankhafte Er-zeugnifle unfch\u00e4dlich gemacht werden k\u00f6nnen, blieb fp\u00e4teren Zeiten aufbevvabrt. Ohne Kenntnifs zu haben, dafs es wirklich folche Dinge giebt, w\u00fcrde ge-wifs Niemanden eingefallen feyii, ficii auf folche For-fchungen zu legen.\nSo viel alfo einftweilen, denn mehr k\u00f6nnte ich leicht hinzuf\u00fcgen, als Befcheid f\u00fcr diejenigen, welche da glauben, das helminthologifche Studium w\u00e4re eitel Curiofit\u00e4t, und die Aufftellung einer reichhaltigen Sammlung von Helminthen blofse Prahlerei um dem gaffenden Publicum einige taufend Gl\u00e4fer, in denen es dem gr\u00f6fsten Theile nach nicht viel fleht, zur Schau auszul\u2019tellen. Dixi et falyavi animam meam.\nXL\nDr. A. Jacob, Lehrer der Anatomie zu Dublin, \u00fcber eine noch nicht befchrie-bene Haut im Auge. *) (Philof. Transact. i8>9. p. 3\u00b0\u00b0 ff.)\nDie Anatomen befchrieben die Netzhaut als aus zwei Theilen, der \u00e4ufsern markigen Ausbreitung des Sehnerven und einer innern membran\u00f6fen oder Gef\u00e4fslage gebildet; alle aber, mit Ausnahme Albin's und einiger Sch\u00fcler von ihm gaben an, dafs die erfte nicht als\nl) Eine Anzeige diefer Entdeckung f, in diefem Archiv, Bd. 4. S. 60g.","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"303\neine eigene Haut getrennt werden k\u00f6nne, wenn man fie gleich fo abfchaben kann, dafs die Gef\u00e4fslage als eine eigne Haut \u00fcbrig bleibt. Dafs die Markausbreitung durch eine Gef\u00e4fslage geftiitzt ift, kann wohl nicht bezweifelt werden, allein ich glaube, dafs Albin in feiner Angabe irrte, wenn gleich grofse St\u00fccke der Markausbreitung, vorz\u00fcglich wenn fie in S\u00e4uren oder Weingei ft erh\u00e4rtet wurden, dargeftellt werden k\u00f6nnen.\nAufser diefen beiden Schichten fand ich an der \u00e4ufsern Fl\u00e4che der Netzhaut eine zarte, d\u00fcnne, mit ihr durch Gef\u00e4lse und Nerven verbundene Haut, die ich im. Fr\u00fchjahr des vorigen Jahres, und feitdem fo oft fahe, dafs ich fie f\u00fcr belt\u00e4ndig und den fer\u00fcfen H\u00e4uten analog halte. Um fie darzuftellen, bringt man an einem menfchlichen Auge, ungef\u00e4hr 48 Stunden nach dein Tode, einen Faden durch die Schichten der Hornhaut, um das Auge unter Wafler auf Wachs zu befeftigen, nachdem man vorher die hintere H\u00e4lfte der harten Haut entfernt hat. Hierauf zerreifst man an zwei Punkten die Gef\u00e4fshaut vorfichtig und kehrt fie um. Betrachtet man nun die blofsgelegte Fl\u00e4che, fo bemerkt ein ge\u00fcbtes Auge, dafs man nicht das gew\u00f6hnliche Anfehn der Netzhaut vor fich hat: ftatt einer bl\u00e4ulichweifsen, netzf\u00f6rmigen Fl\u00e4che, zeigt fich ein einf\u00f6rmiger, zottiger, mehr oder weniger mit dem Pigment gef\u00e4rbter Theil. Durch das Ende eines Scalpel-ftiels, welchen man gegen diefen ft\u00f6fst, zerreifst er und kann als eine fehr zarte Membran getrennt, und in Falten \u00fcber die Gef\u00e4fshaut gefchlagen werden. Oeff-net m^n fie ein wenig, fo kann man das ftumpfe Ende einer Sonde darunter fchieben, und fie g\u00e4nzlich trennen ohne fie uinzufchlagen, fo dafs fie locker auf der Netzhaut liegen bleibt. Legt man jetzt ein St\u00fcckchen Papier oder ein Luftbl\u00e4schen dazwifchen, fo wird fie dadurch fp in die H\u00f6he gehoben, dafs fie gegen das","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nLicht gefchen werden kann. Bisweilen ift fie fo ftark, d.ifs kleine Oueckfilberkiigelcheu zwilchen lie und die Netzhaut, ohne dafs fie zerril\u00efe, gebracht werden k\u00f6nnen, wodurch ihre meinbran\u00f6fc Befchaffeuheit 110J1 deutlicher wird. Durch den Zu (atz von etwas S\u00e4ure zu dem Waffer, nachdem fie getrennt worden ift, wird lie undurcltfciieinend und weit left er, und man kann fie fo mehrere Tage lang, ohne fie in Vveiugeift zu tnuu, aufbewahren.\nDie oberfi\u00e4chljchftc \u00fcnterfuebung zeigt, dafs ich nicht elite NlarKicbicht trenne,\n1)\tweil diele nicht io getrennt werden kann, dafs das befchriebene Anf\u00e4llen eutfteht, fovvie die Anatomen lie befchreiben;\n2)\tweil ich die Netzhaut unverletzt, und namentlich den gelben Fleck kiffe, der vor Wegnahme diefer Haut nicht deutlich iichlbar ift. Daher wird lelbft diele Anwendung, und befonders der faierige Bau der Netzhaut einiger Thiere durch Aufenthalt in Waffer deutlicher, indem dadurch diele Membran zerft\u00f6rt wird.\nDiefe Haut reicht vom Sehnerven bis zu den Strahlenfortl\u00e4tzen.\nln den verfebiedenen Thierklaffen und beim Men-fchen bietet fie periodiiehe und individuelle Verlclne-denheiten dar.\nBeim reifen F\u00f6tus ift fie fehrdiinn und fchwer dar-ftellbar, in der Jugend durchfichtig, und kaum durch das Pigment gef\u00e4rbt, im Erwachsnen fefter, und <^rch das feft anh\u00e4ngende Pigment faft fo dunkel als die Aderhaut gef\u00e4rbt und wer fie in diefem Zuftande gefehen hat, mufs fich wundern, dafs lie nicht fr\u00fcher entdeckt wurde. In einem f\u00fcnfzigj\u00e4hrigen K\u00f6rper fand ich fie fo feft, dafs ich eine Sonde darunter bringen, und fo unter ihr und der Netzhaut den Glask\u00f6rper von einer Seite des Beckens zur andern fchieben konnte, und\nbei","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"hei einer jungen Leiche war \u00dfe von der Netzhaut durch ergoffene Fl\u00fcffigkeit entfernt. Bei den Wiederk\u00e4uern und dem Pferde, \u00fcberhaupt bei aJIen S\u00e4ugt liieren, die ich unterfuchte, fand ich fie wie beim Merkchen, doch weniger gef\u00e4rbt, fefter an der Netzhaut h\u00e4ngend, einf\u00f6rmiger und zierlicher. Bei den V\u00f6geln ift fie dunkel-gelbbraun, von der bl\u00e4ulichen Netzhaut leicht zu unter-fcheiden, aber fchwcr zu trennen. Bei den Fifchen ift ihr Bau eigenth\u00fcmlich. Hier haben fie fchon tuilier und Cuvier als die Marklage, aber unrichtig, befchrie-ben, fofern fie nicht nervig ift und die Netzhaut vollkommen darunter liegt. Wird die harte Haut hinten mit Aderhaut und Driife weggenommen, fo findet man das Pigment an einen weichen, zerreiblichen, dicken K\u00f6rper geheftet, der nur in kleinen St\u00fccken weggenommen werden kann, weil er leicht zerreifst. Eben fo kann, wenn die Hornhaut und Blendung vorn entfernt und der Glask\u00f6rper und Linfe weggenommen find, die Netzhaut von diefer Membran getrennt werden, die dann an der Aderhaut fitzen bleibt, und deren innere Fl\u00e4che nicht durch das Pigment gef\u00e4rbt erfcheint.\nAufser der Netzhaut ift diefe Membran auch ver-muthlich durch Zellgewebe und Gef\u00e4l\u2019se an die Ader-haut geheftet, bleibt aber, weil die erftere Verbindung fetter ift, gew\u00f6hnlich an jener fitzen, wenn gleich einzelne L\u00e4ppchen zuweilen mit der Aderhaut abgehen.\nHiernach ift die bisher gegebene Darftellung der Theile nicht ganz richtig.\nNach den beften Anatomen ift die \u00e4ufsere Fl\u00e4che der Netzhaut mit der Ader haut, wie die innere mit der Glashaut blofs in Ber\u00fchrung, beide aber find nicht durch Zellgewebe oder Get\u00e4fse verbunden, ja feibft durch eine Fl\u00fcffigkeit getrennt, und wenn einige fchwankend und allgemein von Verbindungsgef\u00e4isen fprechen, fo gefchieht dies, glaube ich, nicht nach M. d. Archiv, FL 2.\tU","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\neigner Beobachtung, indem fchwer!ich jemand Gef\u00e4fse zwifchen Ader- und Netzhaut gefehen hat.\nNach meinen Beobachtungen fchliefse ich, dafs \u00fcberall die einander ber\u00fchrenden Theile des Auges auch durch Zellgewebe, mithin durch Gef\u00e4fse, verbunden find, indem das Mifslingen der Einfpritzung wohl nichts gegen die Anwefenheit von Gef\u00e4fsen in zarten und durchfichtigenTheilen beweift, ungeachtet manche Anatomen diefer Meinung find, \u00f6nftreitig ift diefe Verbindung fehr zart, und wird daher durch die gew\u00f6hnliche Unterfuchungsweife zerft\u00f6rt, l\u00e4fst fich aber doch folgen-dermafsen beweifen.\nIch nehme das Auge eines, an demfelben Tage ge-t\u00f6dteten Schafes, befeftige die Hornhaut an ein St\u00fcck Wachs unter Waffer und entferne vornchtig den hintern Theil der harten Haut. Dann fteche ich die Spitze einer fcharfen Scheere durch die Aderhaut, ungef\u00e4hr -*\u2022 Linie tief in den Glask\u00f6rper, durchlchneide alles, fo dafs eine viereckige Flache von jeder Membran getrennt wird, wobei die R\u00e4nder frei bleiben, mithin, mit Ausnahme der einander entgegengewandten Fl\u00e4chen, keine Verbindung \u00fcbrig bleibt. Hiebei trennt fich nun weder die Aderhaut von der neubefchriebenen, noch diefe von der Netzhaut, eben fo wenig diefe von der Giashaut. Wird nun das Ende des Aderhautft\u00fcckes mit einer Pincette halb umgedreht, und durch den Rand eine Nadel gebracht, fo reicht das Gewicht von diefer nicht hin, die Verbindung zu trennen. Meine Membran wird auf-diefelbe Weife abgel\u00f6ft, allein zwifchen der Netzhaut und Glashaut ift die Verbindung fo eng, dafs ich fie kaum trennen kann,\nDiefelbe Thatfarhe wird durch einen queren Ein-fchnitt durch das Auge, die Wegnahme des Glask\u00f6rpers aus dem hintern Abfchnitte, das Faffen der Netzhaut mit der Pincette, und das leife Abziehen derfelben","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"von der Aderhaut, bewiefen, wobei eine Verbindung zwifchen ihnen aufser Zweifel gefetzt wird.\nGew\u00f6hnlich befchreibt mau die zarte Netzhaut als zwifchen Ader und Glashaut, vom Sehnerven bis zu den Strahienfortf\u00e4tzen ohne Verbindung, blofs ausgebreitet, und die Markfafern in Ber\u00fchrung mit einem Schleim , der nur durch feine Feftigkeir in f hier Lage erhalten wird. Diele Darftellung weicht aber von sen allgemeinen Bedingungen des thierifchen K\u00f6rpers ganz ab. Nirgends finden wir hier fo verfchiedenartige Theile wirklich in Ber\u00fchrung, fondern \u00fcberall, wo diele ohne Verbindung Statt findet, ift jede Fl\u00e4che durch eine ab-fondernde Membran bekleidet, und wo Verbindung Statt findet, gefchieht fie durch Zellgewebe, wovon die fer\u00f6fen H\u00e4ute als eine Ab\u00e4nderung angefehen werden k\u00f6nnen. Ift die Netzhaut mit der Ader-und Glashaut blofs in Ber\u00fchrung, fo weift uns die Analogie auf eine, an der \u00e4ufsern und innern Fl\u00e4che befindliche, mit einer fer\u00f6fen Haut bekleidete Zwifchenh\u00f6hle, die fich aber in der That nicht findet. Im Auge war eine Sonderung der Theile erforderlich, hiezu aber bedurfte es keiner fer\u00f6fen Haut. Diefe ift nur da n\u00f6thig, wo eine grofse Genauigkeit in der Bewegung der Theile wie in Kopf, Bruft, Unterleib unumg\u00e4nglich nothwendig ift, liier reicht eine einfache Haut, mit dazwiichenliegendem Zellgewebe hin.\nDurch diefe Darftellung wird auch die unphilofo-phifche Vorl'tellung, dafs \u00ablas Pigment auf der Aderhaut liege, und durch feine Klebrigkeit befefiigt werde, be-feitigt, indem, wenn jene richtig ift, folgt, dafs das Pigment in den Zwifchenr\u00e4utnen eines feinen Zellgewebes, wie auf dem Strahlenkr\u00e4nze, dem R\u00fccken der Blendung, dem Kamme im Vogelauge, unter der Bindehaut, am Rande der Nickhaut, der Hornhaut und der Scheide des Sehnerven vieler Thiere abgefondert wird.\n\u00dc a","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\n>\nDie bisweilen bei Leichen\u00f6ffnungen gefundene Anh\u00e4ufung von Fl\u00fcffigkeit zwifchen der Ader und Netzhaut, wodurch diefe zerft\u00fcrt wurde, erkl\u00e4rt lieh aus der Annahme, dafs hier die Th\u00e4tigkeit diefer l'erufen Zwifchenhaut erh\u00f6ht war.\nBei diefer Gelegenheit glaube ich meine Methode zur Unterfuchung und Entfaltung diefer und anderer thierifcher und Pflanzentheile angeben zu d\u00fcrfen. Ich nehme eine hohle gl\u00e4ferne Halbkugel von 2 \u2014 3'\" Durchmeffer, fchneide aber ein Viertheil davon da, wo fie offen ift, ab, und reibe den Rand ab, fo dafs er genau auf eine, gleichfalls abgeriebene Glasplatte palst. Der zu unterfuchende Gegenftand wird auf eine Wachs-platte geheftet, die an die Glasplatte befeftigt ift, mit der dar\u00fcber befindlichen, mit Waffer angef\u00e4llten, durchfchnittenen Glaskugel in Waffer gebracht, und das Ganze aus dem Becken genommen. Auf diefe Weife wird der Theil unter den g\u00fcnftigften Bedingungen unterfucht, indem er im Waffer fchwimmt, die Kugelform des Gef\u00e4fses die Stelle einer fehr ftarken Linfe vertritt, Licht in jeder Menge und Richtung ein* l\u00e4fst, und, was \u00e4ufserft wichtig ift, ein Pr\u00e4parat von der gr\u00f6fsten Feinheit v\u00f6llig ficher in einem ganzen H\u00f6rfaal herumgegeben werden kann.\nXII.\nBefchreibung der Z\u00e4hne des Delphinus Gan-geticus. Von E. Home. (Philof. Transact. 1818. p- 4\u20187.)\nDer Delphinus Gangeiicus ift von dem verdorbenen Dr. Roxburgh im fiebenten Bande der Afiatic refearches 1781 befehdeten, dabei aber von den Z\u00e4hnen nur er-","page":308}],"identifier":"lit14840","issued":"1820","language":"de","pages":"302-308","startpages":"302","title":"\u00dcber eine noch nicht beschriebene Haut im Auge: Philosof. Transact., 1819, p. 300 ff.","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:56:22.908495+00:00"}