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{"created":"2022-01-31T16:53:04.986649+00:00","id":"lit14849","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Anonymous","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 337-342","fulltext":[{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"357\nfeftem Leder oder Blei, nicht der Haut zu nahe, fon-dern \u00fcber die letzte Binde, angelegt werden, Nachdem der Fufs verbunden und hefeftigt ift, mufs dt pf der letzten Binde in der Gegend der f\u00fcnften Zt-h* n dw\u00fcbrigen geheftet, dann die Binde nach ouen g. i* gen werden, damit Ge, w\u00e4hrend der Fufs gerade zu e > hen fcheint, \u00fcber den fleischigen Theii der Wade gef\u00fchrt und fo genau bcfeftigt werde.\nIV.\nUeber die Pfanne. (Ebendaf. p. ff)\nUnterfucht man, vorz\u00fcglich in Bezug auf die Entfte-linng der Verrenkungen des Oberfchenkels,' den Bail der Pfanne, fo ergiebt Gcli, dafs die harten und feiten Theile diefes Gelenkes nicht fo feft und voll\u00fb\u00e0ndig find, tm das Ausweichen des Oberichenkelkopfes lehr zu erfchweren.\nIn der That ift die H\u00f6hie der Pfanne im Verh\u00e4lt-nifs zu dem Oberfchenkelkopfe fehr grofs, und entspricht ihm nicht genau, fo dafs beide einander nicht flberall ber\u00fchren, und fchon deshalb ift die Verbindung flicht fo genau und feft als man gew\u00f6hnlich annimmt.\nUm mich genauer zu unterrichten, habe ich oft litis H\u00fcftbein einer Seite mit dem Oberschenkelbein ner-\u00e4usgenommen, und von der innern Fl\u00e4che des H\u00fcftbeins aus die Pfanne ge\u00f6ffnet, fo dafs dadurch bald mehr, bald weniger, bald von unten, bald von oben, ein betr\u00e4chtlicher Theii des Oberfcbenkelkopfes in der PPan-\u25a0p zum Vorfchein kam, ohne dafs die umgebenden B\u00e4nder und Muskeln verletzt wurden.\nMerkw\u00fcrdig und angenehm ift hier die Betrachtung der verfchiednen Stellungen und Bewegungen des","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nOberfchenkplkopfes in tier weifen H\u00f6hle und der vielfachen Drehungen des runden Bandes.\nVorz\u00fcglich beobachtete ich Folgendes.\nDer Oberfchenkeikopf ber\u00fchrte den Grund der Pfanne, wenn der Fufs auf dem Boden fel'tgeflellt wurde; h\u00e4ngt aber das Glied frei, i\u00f6 fcheint er von dent Grunde der Pfanne fich um 2* Linien zu entfernen. Bei liegendem Oberfchenkel reicht der lvopf nach hinten, fo dals vorn zwilchen ihm und der Pfanne ein Zwilchenraum von einer Linie bleibt. Wird jetzt der Oberfchen-kel nach aufsen gebogen, fo belchreibt der Kopf eine halbe Drehung um die Achfe, fpaunt das innere Band und l\u00e4fst im vordem Theile der Pfanne eine L\u00fccke. Beim Anziehen belchreibt der Oberfchenkeikopf einen, dem vorigen entgegengefetzten liaibkreis, das runde Band erfchlafft und der Kopf entfernt fich eine Linie weit vom \u00e4ufsern Pfannenrande. Das innere Band wird gefpannt, gleichviel, oh das Glied herabh\u00e4ngt, oder der Oberfchenkel gebogen ift. Bei der Erfchlaffung diefes Bandes wird feine Membran in l\u00e4ngere Furchen gefaltet, wodurch die Richtung deffelhen, die gew\u00f6hnlich etwas fclir\u00e4g von innen nach aufsen verl\u00e4uft, etwas abge\u00e4ndert wird.\nDiele verli\u00e4ltnifsm\u00e4fsig anfehnliche Weite der Pfanne enth\u00e4lt nun den Grund des nicht leltnen \\ orkoin-mens der Verrenkungen des Oberfchenkels, indem aulserdem vielmehr der Hals deflelben zerbrechen w\u00fcrde, w\u00e4hrend er fo, indem er fich bewegt, als Hebel gegen den Rand der Pfanne, der enger als die H\u00f6hle felbft ift, wirkt, und nach \u00fcberwunetnem Widerftande derlei be n ausf\u00e4llt.\nWegen diefer Weite wird auch nach einem Stofse oder Falle das Glied etwas l\u00e4nger, wodurch die Diagno-fe vorz\u00fcglich dann erfchwert vvird, wenn die Verl\u00e4ngerung nicht fo betr\u00e4chtlich als gew\u00f6hnlich bei Verren-","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"339\nkungen ift. Nach einigen Tagen fchwindet (1er Zweifel, indem das Glied allm\u00e4hlich feine erfte Geftalt wieder an-nimmt. Werden dagegen die Muskeln durch einen Reiz oder Schmerz zur Zufammenziehung gereizt, fu verk\u00fcrzt fich das Glied, bis jene weggefchafft find. Zu die-fer, andern Knochen der Gliedmaaisen nicht Zukoin-aienden Ab - und Zunahme an Lange des Oberfchenkels, welche blofs durch die Muskeln bewirkt wird, ift offenbar ein Raum erforderlich, in welchem der Kopf des Oberfchenkelbeins aufgenommen werden und den er ver-laffen kann. Die Meffungen der Zwifchenr\u00e4ume in der Pfanne, welche durch die verfchiednen Bewegungen des Oberfchenkelkopfes entftehen, habe ich nicht mit der geh\u00f6rigen Sorgfalt angeftellt, indem fie von mehrern K\u00f6rpern halten genommen werden muffen, um, wegen ihrer Verfcliiedenheit in den verfchiednen Altern, eine Mittelzahl zu erhalten; indeffeu glaube ich, dafs die Unterfchiede der freien Zwifchenr\u00e4ume, welche in der viel weitern Pfanne beobachtet werden, iin Verh\u00e4ltnil\u2019s zu der geringem Dicke und den verfchiednen Bewegungen, welchen der \u00fcberichenkelkopf unterworfen ift, zu Erkl\u00e4rung der oben angef\u00fchrten Ericheinungen hinreichen.\nEin andrer Grund gegen die Leichtigkeit diefer Verrenkungen wird von den B\u00e4ndern entlehnt, kann in-deffen leicht widerlegt werden. Das Kapfelband ift zwar fehr ftark, aber nicht fo ftraff, dafs es nicht nachg\u00e4be und die Bewegungen des Oberfchenkels unterftiitzte. Dazu ift es weit von dem Gelenke angeheftet, indem es ziemlich weit von dem Rande der Pfanne ent-fpringt und fich erft an das untere Ende des langen Oberfchenkelhalfes heftet, wodurch offenbar feine W\u00cf-derftaudskraft gegen Verrenkungen vermindert wird.\nDa nun auf die vorher angegebne Weife jlas Kapfelband die verfchiedenartigen Entfernungen des Ober-","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\nfchenkelkopFes vom Pfannengrunde nicht verhindert, fo folgt auch ich on hieraus, dafs es nicht fo gefpannt ift, um den Kopf genau in feiner H\u00f6hle zu erhalten: vielmehr befindet fich zwifcheu der Knorpellippe der Pfanne und der Anheftung der Kap fei eine zur Aufnahme des Kopfes hinreichende L\u00fccke, ohne dafs Zerreifsung vor-angegangen w\u00e4re. Verfucbe und Beobachtungen von SJLrkland beweifen auch . dafs bei Verrenkungen das Kapfelband des H\u00fcftgelenks nie durch den Kopf des Ober-Icht ikeis zerriffen wird, fondern nur bisweilen vom H\u00e4lfe abreifst j weil es hier zu ftark ausgedehnt wird.\nAm meiften, glaubt man, fpricht gegen die Ober-fchenkelverrenkungen das runde Band, welches man als eines der Hauptmittel der Befeftigung des \u00dcberfchen-kelkopfes anfieht, und annimmt, dafs es fich nicht nur der Verrenkung kr\u00e4ftig widerfetzt, fondern auch diefe nie ohne feine Zerreifsung entfteht.\nHiegegen aber fpricht fchon feine aufelinlichc Lunge. Durchfchneidet man die umgebenden Muskeln und das Kapfelband, und treibt nun den Kopf aus der Pfanne, fo zerreifst diefes Band nicht und hindert den Austritt nicht. Beim Zur\u00fcckfchieben des Kopfes dagegen erfchiaff't es und faltet fich etwas.\nHier kann man nun bemerken, dafs diefe zu grofse Large des runden Bandes nur bei den Verrenkungen nach unten und innen in Betracht kommt, mufs danu aber zugeben, dafs es aus diefem Grunde wenigftens diefe Verrenkungen nicht verhindern kann. Allein es hindert auch die h\u00e4ufigeren nach oben nicht, und zerreifst dann, Ctatt den Ouerfchenkelkopf zu halten. Zu bemerken ift. dafs diefes, wenn es unter dielen Umft\u00e4nden zur\u00fcckgebracht wird, nicht weiter austiitt, ungeachtet man vermuthen mufs, dafs das runde Band zerriffen\nwar.","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"341\nwar. Es ift daher zu Erhaltung des Oberfchenkelkopfs in der Pfanne nicht erforderlich, indem fich, auch wenn es unverletzt ift, das Oherfchenkelbein verrenkt, und, wenn es durchfchnitten ift, der Kopf diefes Knochens in der Pfanne bleibt.\nDiele S\u00e4tze laffen fich leicht durch mehrere Erfahrungen bet\u00e4tigen. Ich behandelte in dem hiefigen Ho-fpitale einen Menfchen von 17 Jahren, dem vor wenig Stunden der Oberfchenkel nach oben und aufsen aus der Pfanne getreten war. Er wurde fogleich wieder eingerenkt, und in der dritten Woche war der Kranke fchon fo weit hergeftellt, dafs er alle Bewegungen vornehmen konnte, llieher geh\u00f6rt auch die von Plainer angef\u00fchrte, und von Walcher gemachte Beobachtung *). Ein Arbeiter fiel vom Ger\u00fcfte und lenkte fich den- Oberfchenkel nach innen und unten aus, worauf er wieder eingerenkt wurde. Bald nachher ftarb er an einer heftigen Kopfwunde, und bei der'Section wurde der Oberfchenkelkopf in der Pfanne, das runde Band aber zer-riffen gefunden.\nAuch aus andern Thatfachen ergiebt fich die M\u00fcg-lichk\u00e8it, dafs der Oberfchenkelkopf ohne das runde Band in der Pfanne feftfitzen kann. Ich habe bei meh-rern Leichen diefes Band fehlen gefehen, ungeachtet der Kopf in der normalen Lage war. Eben fo fahe Caldani hei einem Manne, der nicht gehinkt hatte, das Band und die Grube am Oberfchenkelkopf fehlen. Eben fo fanden Sandfon 3), Salzmann 4), Bann 3), und fr\u00fcher als Alle, Genga 6), Mangel des runden Bandes ohne Verrenkung.\nl) Initie, chiturg. $. 1194. No. A.\n3) In einem Briefe an mich.\n3) Obferv, anatom, pathol. L. 3. Cap, io.\n4} Waller DifTert. anatom. Vol. VII,\n5)\tThe!, oil. morbos. a, at, 43. 47.\n6)\tAnatom, chirurg.\nM, d, Archiv, VI, 3.\tZ","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\nWo diefes Band fehlt, findet ficli oben am Ober-fchenkelkopfe ein r\u00f6thlicher Fleck, \u00fcber welchen ein d\u00fcnnes H\u00e4utchen verl\u00e4uft, welches die Infertionsftelle des runden Bandes andeutet, in der Pfannengrube aber nur ungeformtes Fett.\nEntfteht nun hiedurch nicht nothwendig Verrenkung, fo ift doch wohl da, wo der Mangel auf beiden Seiten Statt findet, Hinken zu bef\u00fcrchten. Gewifs m\u00fcf-fen wenigftens beide Knochen durch einen Zwifchen-k\u00f6rper etwas von einander entfernt werden, und die Bewegungen werden daher delto freier feyn, je weniger eng der Kopf umfchloffen wird, und je mehr das Band das Anftofsen an die Pfannenw\u00e4nde hindert. Doch m\u00fcffen diefe Vermuthungen durch Unterfuchung fol* eher Perfonen beft\u00e4tigt werden, welche blofs des Mangels diefes Bandes wegen zu hinken fchienen.\nWenn alfo die Pfanne gr\u00fclser als der Gelenkkopf ift, die B\u00e4nder und Muskeln nicht fo kr\u00e4ftig als nach der gew\u00f6hnlichen Annahme die Verrenkung hindern, fo mufs der Kopf durch ein andres Mittel in feiner Lage erhalten werden. Dies fcheint mir die lehr elaftifche Knorpellippe, welche den oberften Theil des Halles umfafst und kr\u00e4ftig umfehniirt, zu bewirken. Hat man daher die Kapfel durchfchnitten, und will nun den Kopf aus der Pfanne, ziehen, fo empf\u00e4ngt die Knorpellippe allein die angewandte Gewalt, und fobald ihre Elafticit\u00e4t \u00fcberwunden $ ift, fpringt der Kopf mit einem fchw\u00e4chern oder ft\u00e4r-kern Ger\u00e4tifch heraus, das fowohl von dem Weggleiten, \u00fcber den Knorpel als der einftr\u00f6menden Luft herr\u00fchrt., Da aifo die Knorpellippe und das Umfaflen des Kapfi'lban-des das Haupthindernifs der Ausrenkung des Oberfehenkelkopfes ift, fo mufs das runde Band eine andre Beftun-mung haben, \u00fcber welche mich, wie fich fogleich ergeben wird, eine genaue anatomifche Unterfuchung Folgendes gelehrt hat.","page":342}],"identifier":"lit14849","issued":"1820","language":"de","pages":"337-342","startpages":"337","title":"\u00dcber die Pfanne: Aus Pallettas Exercitationes pathologicae. Mediol., 1820, p. 65 ff.","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:53:04.986655+00:00"}