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{"created":"2022-01-31T16:52:55.904515+00:00","id":"lit14854","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Henry, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 351-365","fulltext":[{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"351\nVIII.\nW. Henry \u00fcber Harnfteine und andere Concretidnen, (Med. \u00e7hir. Transact. X* p. \u00bb25 ff.)\nDie Analyfe der Harnfteine ift fchon mit fo vieler Ge-fchicklichkeit und Gl\u00fcck angeftellt worden, dafs man immer nur einige einzelne Thatfachen liefern kann, welche vielleicht dem Fleifs fr\u00fcherer Unterfucher entgangen waren. Meine Verfuche wurden meiftens fchon vor l\u00e4nger als 12 Jahren angeftellt, und die Refultate, welche ich nicht fchon in meiner, 1807 erfchienenen Differtation \u00fcber die Harnf\u00e4ure bekannt machte, war f\u00fcr ein gr\u00f6fseres Werk \u00fcber Stein und Gries beftimmt, welches ich damals ausarheiten wollte. Dies aber ift durch Manet's vortreffliche Arbeit ganz iiberfl\u00fcflig gemacht worden. Durch mein Z\u00f6gern habe ich veranlafst, dafs ein anderer Schriftfteller in der Bekanntmachung mehrerer, von mir gefundener Thatfachen mir zuvorgekommen ift; indel\u2019fen ift es immer noch zweckm\u00e4fsig, einige derfelben auch jetzt allgemein aufzuftellen, da fie \u00fcber ftreitige Punkte zu entlcheiden dienen.\nIch habe im Ganzen 187 Blafenfteine unterfucht, von denen 117 von den Herrn lngham, White, Hey, Gibfac und Ainsworth herausgefchnitten waren, und die \u00fcbrigen yomir durch verfchiedenePraktiker des Reiches mitgetheilt wurden. Die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige Menge der verschiedenen Arten zeigt die beikommende Tabelle in einer Art von nat\u00fcrlicher Anordnung, die von der chemifchen Befchaffenheit abweicht, welche ich an einem andern Orte geli\u00e8fert habe, und die ich noch jetzt in den meiften Hinlichten als Eintheilungsprincip vorziehe.","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"Ueler die Zahl jeder Art von Steinen in verfchiedenen Sammlung\n352\n1 & 3 \u25a0 *\u2019tO 1\t\t-f- in 'o to o . tO to \u00ab\u2022 01 t>\t30\nGefchichtj^te Steine.\t|\t\u00ab\tvt O H tl O\t\n\tKleef. und Harnf.\ttc M O M ^0\tM\n\tKleef, u. phos-phorf. Kalk, j\tto N Ci CI\tCO M\n\t\u00e0 , \u00e0 \u00ab\u00e0 's 1*2 .a SC c-E\tM\tCD K>\nJ s 3 2 \u00a3\t\to o o 0 2\tc*\nZufam- menge- fetztes. \t:\t\tm O O *-< CD\t30\nKleef. Kalk. 1\t\tO to CI N vT\tM M\nErdige phosph. Salze,\t\tH t-Vf Ct oej\t<M CI\nHaupt- fnchlich Harnf.\t\t\u00bbO CD <Dt> IH MM\tCi\tM\n\t\tierr Ingham ,\t. -\tWhite . .\t. -\tHey .... -\tAinsworth . -\tHenry . . .\t\nNach diefer Tabelle habe ich die folgende berechnet, welche das Verh\u00e4ltnis jeder Steinart zu der ganzen Summe in den verfchiedenen Sammlungen angiebt. So z. B. ift in der Ingham\u2019-fchen Sammlung das Verh\u00e4ltnis der vorz\u00fcglichften aus HarnX\u00e4ure gebildeten Steine zu der. ganzen Summe, wie i:i{; in der White\u2019fchen wie i:i4.","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber das Verh\u00e4ltnifs jeder Steinart zu der ganzen Summe in\nverfchiedenen Sammlungen.\n553\ng E\nS a\n15 3 tn\n<\u00a3> \u00bbA lo W 00 tV K5\n\u25a01 Ci\n\u00bbfl 00 I\u00df cT^ \u00ab t-.\n\u00bbfl \u00bbfl\nVD OO ci <r>\ng.\niS\nCI 00 \u00bb 00 to cc i-T\nvf vf \u00ab oo \u00ab vf cT \u00ab\n\u00ab\nf \u00ab\n* 8-3\n\u00a3 I\n<____\nte *0 *e\nto ^ te\n^ ~ Cl\n\u00bbo\t\u00bbo\nCI x \u00bbr ^\n** \u2022* **\ttc\tM\nCl to M\tCI\t\u00ab\ns '\u00f6\ncT <s \u2022\nVf Vf\ncT Ifl <M \u2022 Vf\n. . M . \u00ab\n\t\t\t\t\t\t\t\n** \u00ab u \u00ab H 3 \u00a3\t00 M VO\t*-\u00bb\t\tn Vo io te\ti^n\t\t*\t\n\u0152\t\u00fc r\ta\t. .\t11\t\u2022\t\tte\t.\t\n* s\tM *-\u00ab\tM\t*\t\u00ab M *-<\t\u00bb-H\t\u2022\t\n5 2\tCI\t\t\tCC CI\tCI\tve\t\na s \u00ab N P o > % \u00ab - 5\tcF vite\t\tvi- te\tci vf *S \u25baH\t\u25baH\too\t\n\t\u00bb-\u00bb M\t\tM\t\u2022* M IN\t-\tM\t\nh\n\u00ab\nC\nN ^ jj w\n3.3 s|\n\u2022auiajg \u201c Wltfoujojar) g","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nDie gr\u00f6fsere Menge barnfaurer Steine in der Whi-fe\u2019fchenals der Gibfon\u2019tchea und Ainsworik'l'chen Sammlung kann auf den erften Anblick befremden, da alle drei in derfelben Stadt lebten. Sie wird aber in der vereinten Sammlung der beiden letzten durch die gr\u00f6fsere Menge der Art alternirender Steine erfetzt, welche aus Harnf\u00e4ure und phospliorl'auren Salzen in ver-fc\u00fciedenen Schichten beftehen. Auch wurden White's meil'te Operationen in der l\u00e4ngft verfloffenen Zeit gemacht, in welcher der nat\u00fcrliche Fortgang der Ki ank* heit wenig durch alkalifche Mittel unterbrochen wurde, und feine Kranken lebten meiftens in einiger Entfernung von der Stadt. ludeffen kommt, wegen der Menge von Hofpit\u00e4lern in den benachbarten Grafschaften, der Steinfchnitt verhaltnifsm\u00e4fsig fehr feiten in dem Manchefter Krankenhaufe vor, nur die Stadt und die n\u00e4chfte Umgegend liefern deren einige, ungeachtet, foviel ich urtheilen kann, Gries fo h\u00e4ufig als in andern entfernten Diftricten vorkommt. Uebrigens ift es beftimmte und f\u00fcr Kranke diefer Art beruhigende Thatfache, dafs Gries fehr h\u00e4ufig abgeht, ohne in Stein \u00fcberzugehen, und dafs er feibft in Gegenden endemifch ift, wo der Stein fehr feiten vorkommt *).\nIn der lngham'fchen Sammlung ift die Zahl der ganz aus phosphorf\u00e4urer Erde beftehenden Steine ver-li\u00e4ltnifsm\u00e4fsig ungew\u00f6hnlich klein, wird aber durch die alternirenden Steine aus phosphorfauren Salzen und Harnf\u00e4ure erfetzt. Im Ganzen findet fich in der That eine grofse Einf\u00f6rmigkeit in der Zufammen-fetzung der, in fehr weit von einander entfernten Gegenden gebildeten Steinen, woraus fich ergiebt, dafs\nl) Bcverwyk de Caleulo, p. 78* Carleton de Litbia\u00df, p. 11g. Heberden. Comment, p. 78..","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"355\ndie Urfachen, welche den Stein in gewiffen Gegenden endemifch machen, nicht, wie man i'onft glaubt, durch unmittelbare Lieferung des Materials, woraus er be-fteht, fondern durch Umwandlung der Cunititution erzeugen.\nNach mehrern altern Scbriftftellern entftehen alle Steine, die ausgenommen, welche fich um zuf\u00e4llig in die blafe gelangte K\u00f6rper bilden, urfpr\u00fcng-lich in den Nieren, fteigen in die Blafe herab und ver-gr\u00f6fsern fich hier nur durch Anziehung feiler Theile aus dem Harne. Diefer, vorz\u00fcglich von Fernei *) gut dargeftellten Meinung hat man entgegengefetzt, dafs dem Blafenfteine h\u00e4ufig durchaus keine Nierenfehmerzen oder Symptome, die auf ein Herabfteigen des Steins durch den Harnleiter deuten, vorausgehen\nIndeffen J\u00e4fst es fich wohl denken, dafs ein kleiner Stein diefen Weg, ohne Schmerzen zu veranlaf-fen, machen kann. Jene Meinung finde ich auch durch das Anfehen der durchgef\u00e4gten Steine beft\u00e4tigt, indem fie, fehr feltene F\u00e4lle ausgenommen, felir deutlich einen mittleren ivern enthalten, der lelbft durch den nicht erweiterten Harnleiter herabgeftiegen feya konnte. Man mufs daher den Stein welentiich und urfpriinglich als eine Krankheit der Nieren anfehen. In der Blafe kann er fich entweder dadurch vergr\u00f6-fsern, dafs er fich im Harn befindet, Welcher ein Ueber-maafs derfelben Beftandtheile als fein Kern enlh\u00e4lt, wo er dann durchaus diefelbe Mifchung haben wird ; oder dafs er, wie jeder fremde, in die Blafe gelangte K\u00f6rper, eine H\u00fclle aus phosphorfauren Erden bekommt, wenn durch fpontane oder durch Arzneien\ni) Rau hat (Denys de calculo etc. p. 14. ^ durch einen Verfitch gezeigt , dafs Eiter den Kern von Harnfteinen bilden kann.","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"35 6\nhervorgebrachte Um\u00e4nderung der Nierentli\u00e4tigkeit die, den Kern bildende Subftanz in geringerer Menge als gew\u00f6hnlich abgefondert wird.\nUnter diefem Gefichtspunkte wird die Ausmittlung der Befchaffenhcit des Kerns in den meiften F\u00e4llen fehr wichtig , indem die n\u00e4chfte Uriache der Krankheit offenbar in der Tendenz der Nieren, diefe Subftanz zu bilden, begr\u00fcndet ift. Von jenen 187 Steinen fand ich 17 um Kerne, die vorz\u00fcglich aus kleefaurem Kalk beh\u00e4nden, 3 um \u00dflafenoxyd, 4 um phosphor-laure Erden, 3 um fremde K\u00f6rper gebildet, und in 3 an der Stelle des Kerns eine kleine, vermutlich durch das Schwinden einer thierifchen Subftanz, um welche fich die \u00dfeftandtheile des fchmelzbaren Steines angelegt hatten, entftandene H\u00f6hle. Die \u00fcbrigen 158 Steine haben einen, vorz\u00fcglich aus Harnf\u00e4ure gebildeten, Kern. Hiernach fcheint in den bei weitem meiften F\u00e4llen die Neigung zur Bildung eines Uebermaafses von Harnf\u00e4ure die wefentliche Urfache der Steinbildung zu feyn, und die Nachforfchung nach den Umft\u00e4nden, die zudiefem ver-anlafste, fo wie die Art der Di\u00e4t und Therapie, welche es am beften befeitigen kann, h\u00f6chft wichtig zu feyn. Diefe Unterfuchung aber liegt aufser den Gr\u00e4nzen diefes Auffatzes, der fich blofs auf die Mifchung der fchon gebildeten Steine befchr\u00e4nkt.\nHa rnfaure Steine.\nNoch nie habe ich einen harnfauren Stein in voll-kommner Reinheit zu unterfuchen Gelegenheit gehabt. Eine betr\u00e4chtliche Zahl derer, welche ich in diefe Klaffe gebracht habe, Jiefs nach der Einwirkung des reinen Kali einen aufl\u00f6slichen R\u00fcckftand von phosphor-fauren Erden zur\u00fcck, und felbft aus der Aufl\u00f6fung folcher, welche fich ganz in der reinen Kalilauge auf-\nl\u00f6fen,","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"3 57\nl\u00f6fen, konnte ich durch Zufatz von S\u00e4uren nie eine, dem Gewichte des Steines v\u00f6llig entfprechende Menge von Harnf\u00e4ure erhaiten. Die gr\u00f6fste Menge betrug 9a von 100 des Steines. Hierin ftimmt meine Erfahrung mit der von Brande nicht v\u00f6llig \u00fcberein \u2019). Der Verluft r\u00fchrt unftreitig von der Zerfetzung einer thie-ril'chen Subftanz durch das Alkali her. Diefe ift zum Theil Harnftoff, welcher durch Digeftion des gep\u00fcl-verten Steines in Alkohol und Verdunftung der Auf-l\u00f6fung abgefondert werden kann l) * 3). Die Farbe der harnl'auren Steine r\u00fchrt aber nicht vom Harnftoff, fon-dern den andern Subftanzen her, welche fie im Harn gew\u00f6hnlich begleiten, indem, nach der Unterfuchung von Berzelius und Proue, reiner Harnftoff farblos ift. Nur einmal fand ich einen vorz\u00fcglich aus Harnf\u00e4ure beftehenden Blafenftein fo weifs als Kalk, und aus die-fem zog Alkohol durchaus keinen Harnftoff aus. Gallert konnte ich durch Anwendung ihres .Pr\u00fcfungsmittels auf Wafl\u2019er, womit ein gepulverter Stein digerirt worden war, nie entdecken; dagegen fcheint mir die Anwefenheit von Eiweifs durch leichte Flocken angedeutet, welche bisweilen \u00fcber der durch S\u00e4ure aus ihrer alkalifchen Aufl\u00f6fung niedergefchlagnen Harnf\u00e4ure fchwimmen. VVahrfcheinlich aber bedarf der cha-rakteriftifche Beftandtheil der Harnfteine keines Kottes, fondern die Anziehung feiner Theilchen reicht zur Verbindung derfelben zu einer compacten Maffe hin. Alle Heilmethoden, welche die Entftehung eines folchen K\u00fcttes ber\u00fcckfichiigen, und nach welcher Anficht Haller und Hartley die Wirkung der alkalifchen Aufl\u00f6fungen\nl) Pbilof. Transact. I8\u00ae8. Diefes Archiv, B. a. S, 688.\na) Meine InauguraldilTertation, p. 39.\nM. d. Archiv, VL 3*\t^a","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\nerkl\u00e4rten, fclieinen mir daher keinen behindern Erfolg haben zu k\u00f6nnen.\nMit Herrn Brande glaube ich, dafs harnfaures Ammonium irrig von Fourcroy und Vauquelin als Be-ftandtheil der Harnfteine angefehen worden ift. Wenig-ftens fand ich nie Spuren davon in Steinen, die vorher in Alkohol, dann in Effigf\u00e4ure gelegt worden waren, wodurch die Harnf\u00e4ure und die phosphorfaure Ammoniakmagnefia, nicht aber, in der angewandten Menge, das harnfaure Ammonium entfernt worden feyn w\u00fcrde.\nMehrmals habe ich Harnfteine unterfucht, welche Kranken, die lange \u00e4tzende Kalilauge eingenommen hatten, ausgefchnitten worden waren. Die Oberfl\u00e4che des einen fchien auf den erften Anblick angefreffen, in-deffen ergab fleh bei n\u00e4herer Unterfuchung, dafs diefes Anfehen nicht davon, fondern von einem, wahrfchein-lich durch das Mittel verurfachten, unregelm\u00e4\u00dfigen Ab-fatz von phosphorfauren Erden, herr\u00fchrte. Ein anderer Stein von einem Kranken, der lange Perry\u2019s Mittel gebraucht hatte, war fo br\u00fcchig, dafs er bei einem Ver-fuche, ihn zu zerf\u00e4gen, in concentrifche Lagen zerfiel, die aus Harnf\u00e4ure mit einem reichlichen Gehalt von phosphorfauren Erden beh\u00e4nden. Der dritte ift ein fchmelzbarer Stein, fein* weifs und dicht, der keine merkliche Menge von Harnf\u00e4ure enth\u00e4lt. Im vierten Falle beftand ein Stein, der von einer Perfon genommen worden war, die durch reichlichen Gebrauch von Alkalien felbft ihre allgemeine Gefundheit gefchw\u00e4cht hatte, vorz\u00fcglich aus phosphorfaurer Ammoniakmagnefia und war fo br\u00fcchig, dafs er durch die Zange faft in Pulver zerfiel, und daher mit dem Spatel herausgenommen wurde.\nDisfe und andere \u00e4hnliche F\u00e4lle machen es wohl , h\u00f6chft unwahrfcheinlich, durch Alkalien einen etwas","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"359\ngrofsen Blafenftein aufzul\u00f6fen, und der einzige Erfolg diefer Mittel befteht wohl, nach Brande, in der Bewirkung eines Niederfchlagesvonphosphorfauren Erden aus dem Harne auf den Stein, wodurch er fich weit fchneller als der blofse harnfaure Stein vergr\u00f6fsert. Die Leichen\u00f6ffnungen l'olcher Kranken, von welchen man annahm, dafs Steine durch Alkalien aufgel\u00f6ft worden feyen, veranlafsten denfelben Schlufs, indem man hier immer den Stein nur durch einen Sack oder durch eine Vergr\u00f6fserung der Proftata verborgen fand. Die erfte Urfache der T\u00e4ufchung wurde in einem der F\u00e4lle gefunden, die der Frau Stevens die Parlamentsbelohnung von 5000 Pfund eintrugen *), und \u00dfeifpiele der zweiten haben Heberden und Home erz\u00e4hlt.\nIch kenne zwei F\u00e4lle, wo Perfonen eine gr\u00f6fsere Menge von Harnf\u00e4ure ausleerten, als ich je erw\u00e4hnt finde. In dem erften , den ich Herrn Profeffor Memo von Edinburgh verdanke, fchlug fich aus jedem N\u00f6fsel bei einem Manne von etwa 40 Jahren, der am Gries litt, etwa ^ij ziegelfteinfarbner Bodenfatz nieder, den ich vorz\u00fcglich aus Harnf\u00e4ure mit fehr wenig phosphor-faurer Erde gebildet fand. In einem andern Falle nahm eine Frau von mittlern Jahren, die gleichfalls an Gries litt, fo oft fich ein Anfall einznftellen drohte, eine geheime, wahrfcheinlicli nur aus Terpentin\u00f6l und etwas Stein\u00f6l und Opium beftehende Arznei, worauf jedesmal fo viel Harnf\u00e4ure mit wenig phosphorfauren Salzen ausgefondert wurde, dafs ihre Menge bisweilen in zwei bis drei Tagen \u00fcber 4 Unzen betrug. Seitdem ift mir ein anderer Fall vorgekommen, wo diefelbe Arznei, vermuthlich durch Erregung der Nierenth\u00e4tigkeit\nA a 2\n1) Newman's Inquiry into the Merits of Solvens. London, 1781,","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nund durch Reinigung diefer Theile mittelft reichlichen* Harnflufs von dem Sande, der in die Harng\u00e4nge und das Nierenbecken abgefetzt worden war, denfelbea Erfolg, wenn gleich in geringerm Grade, hatte.\nSteine, die vor zu glich aus phos phorfauren Erden b eftehen.\nDen blofs aus phosphorfaurem Kalk gebildeten Harnftein habe ich in keiner der von mir unterrichten Sammlung finden k\u00f6nnen, ungeachtet ich durch die fehr deutliche Erinnerung an einen mir von Dr. Wollafton fr\u00fcher gezeigten unterft\u00fctzt wurde. Eben fo wenig fand ich die ganz reine phosphorfaure Ammo-niakmagnefia einen ganzen Stein bildend, ungeachtet fich in der IP/zize\u2019fchen Sammlung einer findet, der diefes Salz in einem Verh\u00e4ltnifs von 90 P. C. enth\u00e4lt. Von diefem Verh\u00e4ltnifs an abw\u00e4rts habe ich es bis auf 20, felbft 10 P. G. gefunden. Mit phosphorfaurem Kalk bildet es in fehr ver\u00e4nderlichen Ver-h\u00e4ltniffen den fchmelzbaren Stein, und aus diefem Gemifch beftehen vorz\u00fcglich die fich um fremde K\u00f6rper bildenden Steine. Ein Stein in der White\u2019lchen Sammlung, der fich um ein St\u00fcck Bougie gebildet hatte, befteht aus\nphosphorfaurem Kalk .\t.\t.\t.\t20\nphosphorfaurer Ammoniakmagnefia 60\nUarnf\u00e4ure.......................IO\nThierifcher Subftanz............10\n100\nNur in vier F\u00e4llen unter 187 beftand der Stein ganz aus phosphorfauren Erden, und in diefen konnte ich keinen Kern von irgend einer andern Subftanz finden. Ich halte es daher f\u00fcr ausgemacht, dafs,","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"361\nwenn gleich verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig fehr feiten, eine Neigung zu fiberm\u00e4fsiger Abfonderung phosphorfaurer Erden die Urfache der Steinbildung erft in den Nieren, dann wahrfcheinlich in der Harnblafe ift, Diefe Neigung offenbart fich bekanntlich durch Ausftofsen Von Harnfand, der entweder blofs aus phosphorfaurer Ammoniakmagnefia oder aufserdem aus phosphorfau-rem Kalk befteht.\nVor einigen Jahren wurde ich von einem Prediger wegen mehrerer fchlimmen Zuf\u00e4lle, von denen einige eine betr\u00e4chtliche Krankheit der Nieren andeu-deten, zu Rathe gezogen. Der Harn war bisweilen v\u00f6llig hell, bisweilen aber fo mit einer weifsen Sub-ftanz beladen, dafs er die Dicke der Milch h\u00e4tte. Durch Ruhe fchlug fich ein ftarker Bodenfatz nieder, der ganz weifs und h\u00f6chft fein war, und aus unge-ffihr gleichen Mengen von phosphorfaurer Ammoniak-magnefia und phosphorfaurem Kalk beh\u00e4nd. Immer gingen dann heftige Uebelkeiten und Erbrechen voran, und die Menge nahm beft\u00e4ndig durch Alkalien zu. Der Tod, der einige Monate nachher erfolgte, wurde vermuthlich durch eine aufserdem vorhandene bedeutende Krankheit der Harnwerkzeuge veranlafst. Merkw\u00fcrdig war, dafs der K\u00f6rper in einer ziemlich kurzen Periode von 187 auf 100 Pfund, ohne bedeutende Abmagerung herabgekommen war, was unftreitig von der fchlechten Ern\u00e4hrung der Knochen wegen Ausleerung des phosphorfauren Kalkes, herr\u00fchrte.\nMaulb e erftein.\nImmer habe ich in diefen Steinen aufser dem klee-fauren Kalk eine andere Subftanz, wie Herr Wollafton und Brande, gefunden. Einer der am deutlichften be-zeicbneten Steine der rauhen Art enthielt in 10 Granen 5,3 Gran kohlenfauren Kalk; 6,6 kleefauren Kalk;","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\n1 Gran Harnf\u00e4ure, 0,3 phosphorfauren Kalk und dunkelgef\u00e4rbte Flocken von thierifcher Subftanz, die nicht mit der Harnf\u00e4ure herabfanken, wenn diefe aus ihrer alkalifchen Aufl\u00f6fung niedergefchlagen wurde. Diefe Flocken l\u00f6ften fich weder in reinem Kali, noch im Alkohol oder verd\u00fcnnter S\u00e4ure auf. Die F\u00e4rbe-fubftanz diefer Steinart theilt ficli fowohl kauftifchen Alkalien, als concentrirter Salzf\u00e4ure mit, welche letztere die Farbe eines ftarken Kaffee\u2019s dadurch erh\u00e4lt. Wird die Aufl\u00f6fung verd\u00fcnnt, fo fchl\u00e4gt fich ein Theil des kleefauren Kalkes nieder, die F\u00e4rbefubftanz aber bleibt aufgel\u00f6ft. Vermuthlich r\u00fchrt fie urfpriinglich von ergoffenem Blute her, indem der glatte Stein diefer Art diefe dunkle Farbe nicht hat.\nB lafenoxy dftein.\nZwei Steine diefer Art, die ich befitze, mit deren Gefchichte ich aber ganz unbekannt bin, wurden be-ftimmt ausgefchnitten. Der eine wiegt 660, der andere 334 Gran. Der Kern ift in beiden von gleicher Subftanz mit dem Steine. In einem dritten bildet eine fchr kleine Kugel von Blafenoxyd den Kern eines m\u00e4fsig grofsen, .harnfauren Steines. Hiernach fcheint diefes Oxyd, wie fchon Marcet bemerkte, nicht in der Blafe, fondent in den Nieren zu entftehen.\nAl ternir ende Steine.\nVon diefen fagt die erfte Tabelle faft alles aus, n\u00e4mlich, dafs Steine aus Schichten von Harnf\u00e4ure und phosphorfauren Erden die h\u00e4ufigften alternirenden in den von mir unterfuchten Sammlungen find, auf diefe die aus kleefaurem Kalk und phosphorfauren Salzen gebildeten, dann die aus kleefaurem Kalk und Harnf\u00e4ure folgen, am feltenften die Vorkommen, in welchen diefe drei Subftanzen alterniren.","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"363\nEinen aus vier alternirenden Subftanzen gebildeten Stein fahe ich nie, und dies fcheint, \"nach anderer Zeugniffe eine fehr feltene Erfcheinung zu feyn.\nFremde, mit dem Harri, ab gehende Subftanzen.\nIch habe fr\u00fcher *) einen Fall eines \u00e4ltlichen Mannes erz\u00e4hlt, mit deffen Harn die lebendigen und munteren Larven eines K\u00e4fers abgingen. Unftreitig war, ungeachtet der Kranke fich nicht fondiren liefs, hier Bla-fenftein und vermuthlich bedeutende Krankheit der Blafe und der Vorfteherdr\u00fcfe zugegen. Der Tod erfolgte* apoplectifch und die Section wurde, wie ich glaube, nicht gemacht.\nK\u00fcrzlich erfuhr ich von einem v\u00f6llig zuverl\u00e4fGgen Mann von mittleren Jahren, dafs er oft in feinem Harne viele kurze Haare bemerkte. Diefe ftammen von der Blafe oder einem andern Theile der Harnwege, waren von der L\u00e4nge A \u2014 i Zolles und gehen }etzt ohne Befchwerden ab, ungeachtet diefe fr\u00fcher durch Abgang von harnfaurem Sande veranlafst wurden. Einmal waren die Haare mit einem harnfauren Ueberzuge bekleidet. Da einmal ein Verdacht von Harnr\u00f6hrenverengerung entftand, wurde zweimal eine Bugie ohne Befchwerden eingebracht. Auch wurde dadurch der Haarabgang nicht vermehrt, was vielleicht der Fall gewefen w\u00e4re, wenn fie in der Harnr\u00f6hre gewachfen w\u00e4ren.\nDie Mifchung diefer Haare fcheint v\u00f6llig mit der gew\u00f6hnlichen \u00fcberein zu kommen, durch den Bau aber unterfcheiden fie fich nach Wollafton von den \u00fcbrigen, fofern fie nicht die kleinen Rauhigkeiten in einer Richtung haben, wovon die M\u00f6glichkeit des \u2018 Filzens abh\u00e4ngt. Diefe Befchaffenheit der Haare erkennt man fehr deut-\ni) Edinb. med, Journ. Tom. VII.","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nlieh, wenn man fie zwilchen den Fingern dr\u00fcckt, und zugleich die Finger in der Richtung des Haares \u00fcber einander fchiebt, wo dann das Haar, mit der Wurzel voran, fortr\u00fcckt. Der Finger, der fich von der Wurzel abw\u00e4rts bewegt, gleitet frei l\u00e4ngs dem Haare herab, der andere wird hieran durch eine auf diefe Weife f\u00fchlbare, durchaus aber nicht fichtbare Rauhheit gehindert, bewegt fich aber feinerfeits auch von der Wurzel aus, wenn man das Haar gegen den andern Finger ruhen l\u00e4fst. Auch ift, wie Wollafion gleichfalls bemerkte, gew\u00f6hnliches Haar nicht r\u00f6hrenf\u00f6rmig, wohl aber find es diefe Fafern.\nConcretionen aus andern Theilen.\nLungenfteine. Ein, vor mehreren Jahren von einem kranken Dr. Ferriar's ausgeworfner Lungenftein beftand vorz\u00fcglich aus phosphorfaurem und fehr wenig kohlenfaurem Kalk. Diefelbe Zufammenfetzung zeigten andere, die ich von Dr. Baron zu Gloucefter erhielt, ein fehr grofser aber, den Herr Ainsworth hat, der 51 Gran wiegt und einen vollft\u00e4ndigen Abgufs der Bronchialzellen darftellt, befteht hauptf\u00e4chlich aus phos-phorfaurer Ammoniakmagnefia, wenig phosphorfaurem und noch weniger kohlenfaurem Kalk. In einigen , von Herrn Burns aus den Lungen genommenen Steinen, findet fich etwa -- fchwefelfgure Ammonj^k-magnefia, \u00a3 phosphorfaurer Kalk und fehr wenig koh-lenfaurer Kalk. Die Perfon war ein f\u00fcnfzehnj\u00e4hriges M\u00e4dchen, das an heftigen H\u00fcften litt, nie aber dergleichen Steine ausgeworfen hatte. Die Wirbelf\u00e4ule war fo gekr\u00fcmmt, dafs zuletzt das Antlitz mehr eine horizontale als eine fenkrechte Linie bildete. Die Lungen enthielten harte Knoten von der Gr\u00f6fse einer Erbfe bis zu der einer Hafelnufs und im linken Luftr\u00f6hrenafte. fafs, nahe an feinem \u00dcrfprung, einer von der Gr\u00f6fse ei*","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"365\nner grofsen Flintenkugel. Jeder Stein fafs in einer Bronchialzeile in einem eignen , von der Membran der 'Zelle leicht trennbaren Balge. Ueberhaupt fand Herr Burns bei allen Concretionen in weichen Theilen eine eigne weiche, die harte umgebende Subftanz und dar\u00fcber eine H\u00f6lle von einer dichten Membran. Er ver-muthete, dafs die innere H\u00fclle der Concretion we-fentlich angeh\u00f6re, die \u00e4ufsere durch die von ihr verursachte Reizung entftehe.\nMilzfteine. Auch diele und die folgende Subftanz erhielt ich von Herrn Allan Burns. Sie war klein, erbfen\u00e4hnlich, gelbweifs, und beftand aus phosphor* faurem Kalk ohne phosphorfaure Arnmoniakmagnelia.\nKleine Kryftalle an der Oberfl\u00e4che eines kreb-figen, in Terpentin\u00f6l aufbewahrten Theiles. Ich erw\u00e4hne diefer Subftanz hier wegen ihrer eigenthiim-lichen Mifchung. Sie bildete fehr kleine Parallelopi-peda, fchmolz auf Eifen unter der Gl\u00fchhitze und verflog als ein aromatifcher Rauch. ln VValfer l\u00fcfte fie lieh wenig, mehr in Alkohol auf, und die letzten Aufl\u00f6fungen r\u00f6theten, wenn fie concentrirt wurden, das Lackmuspapier. Sie kommen daher mit der Kampferf\u00e4ure \u00fcberein, und liefern ein Beifpiel der Bildung diefer Subftanz unter fr\u00fcher nicht bekannten Umft\u00e4nden. Ob fie vorher Kampfer war, der bekanntlich aus Terpentin\u00f6l gewonnen werden kann, l\u00e4fst fich jetzt nicht ausmitteln ; von Herrn Burns weifs ich aber, dafs fie nicht ganz feiten an Pr\u00e4paraten in diefer Fl\u00fcffigkeit vorkommt, immer aber nur, wenn die Theile vor dem Einbringen in diefe un-vollkommnen getrocknet waren. Wahrscheinlich wird man fie daher unter \u00e4hnlichen Umlt\u00e4nden auch in andern Sammlungen finden.","page":365}],"identifier":"lit14854","issued":"1820","language":"de","pages":"351-365","startpages":"351","title":"\u00dcber Harnsteine und andere Concretionen: Med. chir. Transact., X, p. 125 ff.","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:52:55.904521+00:00"}