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{"created":"2022-01-31T16:58:40.076906+00:00","id":"lit14855","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Prout, William","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 366-370","fulltext":[{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"3 66\nIX.\nW. P R o u T \u00fcber1 * einen Harnftein ans ham-faurem Ammonium. (Med. chir. Transact; X. p. 389 ff.)\nFourcroy hatte feftgefetzt, dafs harnfaures Ammonium nicht nur h\u00e4ufig in Harnfteinen vorkommt, fondera fie bisweilen felbft ganz bildet 1 ). Herr Brande dagegen fchlofs einige Jahre nachher aus feinen Unter-fuchungen, dafs kein harnfaures Ammonium in Steinen vor komme 3). Hierbei haben fich, wo ich nicht irre, die meiften englifchen Chemiker beruhigt, und auch nach Herrn Marcet ift die Anwefenheit diefer Subftanz in Steinen zweifelhaft, da fie fo leicht in dem Harn der Boa conftrictor entdeckbar und es daher glicht wahrfcheinlich ift, dafs die englifchen Chemiker fie fo lange in den fo oft und fo gl\u00fccklich unter-fuchten menfchlichen Steinen h\u00e4tten iiberfehen follen\nNach diefen beftimmten Ausfpr\u00fcchen fo vorz\u00fcglicher Chemiker muffen wir diefe Art von Steinen als fehr feiten anfehen, indeffen wird diefer Auffatz be-weifen, dafs es wirklich dergleichen giebt, die ganz aus diefer Subftanz beftehen.\nDiefer Stein, den ich von Herrn Elliotfon erhielt, wurde durch Herrn Cline II. einem ungef\u00e4hr zwei Jahr alten Knaben im Thomashofpital ausgefchnitten. Er wog 50 Gran, war eif\u00f6rmig und etwas plattge-driickt, gr\u00fcnlichgrau, ungef\u00e4hr wie Werner's wachsgelb. Er beftand aus d\u00fcnnen concentrifchen Lagen,\nl) Sylt, des coun. chim. T. X. p. 2\u00ce4.\ns) Phil. Tr. Vol. 9g. p. 231 diefes Archivs.\n3) Efiay on th. chemical hift.etc. of calculons discordes, p. 140\u00ab S. auch Henry\u2019s Auflatz u. f. oben S. 35g.","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"367\nwelche fich leicht trennten und in fcharfeckige St\u00e4be von einem feften erdigen Bruche zerbrachen. Die innere Farbe unterfchied fich qualitativ und quantitativ von der \u00e4ufsern, war betr\u00e4chtlich grau, ungef\u00e4hr wie Werner's Holzbraun. Doch hatten die verschiedenen Lagen eine etwas verfchiedene Intenfit\u00e4t, wodurch der gefchichtete Bau fichtbar wurde, was noch mehr durch phosphorfaure Erden, die zwifchen einigen Schichten liegen, bewirkt wird. Der Kern hatte daflelbe An-fehen, nur beftand er aus einem feinen Pulver und einigen wenigen, locker zufammengeleimten gr\u00f6fsern K\u00f6rnern.\nDer Stein l\u00f6fte fich wenig in kaltem, leicht, vorz\u00fcglich fein gep\u00fclvert, in kochendem Waffer auf, indem dann nur dreihundert Theilc feines Gewichtes dazu erfordert wurden. Beim Erkalten trennte fich die Stein-fubftanz nicht gleich, nach einigen Tagen dagegen fchlug fich ein grofser Theil nieder.\nDie Excremente der Boa confer ictor-S&nd ich, vermutlich wegen ihrer gr\u00f6fsern Lockerheit, etwas leichter aufl\u00f6slich, indem fie bei\n6o\u00b0 etwa 480; bei 900 \u2014\t30\u00b05 bei\n212\u00b0 \u2014\t240\nTheile Waffer erforderten.\nln Aufl\u00f6fung von fixen Alkalien wurde Steinfchale aufgel\u00f6ft und zugleich ein ftarker Geruch von Ammonium entwickelt. Durch Zufatz von Salzf\u00e4ure, vorz\u00fcglich mit H\u00fclfe der W\u00e4rme, zu diefer Aufl\u00f6fung wurde Ilarnf\u00e4ure niedergefchlagen.\nSalpeterf\u00e4ure l\u00f6fte ihn gleichfalls leicht auf, und es entftanden hierbei diefelben Erfcheinungen, als wenn Harnf\u00e4ure auf \u00e4hnliche Weife behandelt wird.","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nSalzf\u00e4ure, worin er digerirt wurde, fand lieh in falzfaures Ammonium umgewandelt.\nVor dem L\u00f6throhr verpuffte er fo fchnell, dafs der dadurch bewirkte Erfolg fchwer auszumitteln war. Gepulvert und dann der Hitze ausgefetzt, ftiefs er erft Ammonium aus, und brannte dann mit denfelben Er-fcheinungen als Harnf\u00e4ure. Ein kleiner Riickftand f\u00e4rbte Kurkumapapier ftark roth, und fchien theils aus Kalk (und Alkali), theils aus phosphorfauren Erden zu beftehen. Hiernach beftand der Stein vorz\u00fcglich aus harnfaurem Ammonium *).\nl) Folgende\u00ab ift Fourcroys' Befchreibung diefer Steinart, welche faft ganz mit der meinigen \u00fcbereinkommt. \u201eThe following is Fourcroy\u2019s defeription of this fpecies of calculus, which does not differ much from the above. Les calculs d\u2019urate d\u2019ammoniaque, bien charact\u00e9rif\u00e9s par leur diffolubilit\u00e9 dans les leffives d'alcalis fixes cauftiques, mais avec un d\u00e9gage\u00ab ment ab rndant d\u2019ammoniaque, font ordinairement petits d\u2019une couleur p\u00e2le de caf\u00e9 au lait, ou d'un gris tirant fur cette nuance, form\u00e9s de couches fines qu\u2019on d\u00e9tache fact* lement les unes des autres, et qui font lilies par les fur\u00ab faces qui fe touchent; presque toujours contenant un noyau dont on f\u00e9pare aif\u00e9ment l\u2019enveloppe. Leur forme la plut ordinaire, eft fph\u00e9roidale, along\u00e8e, comprim\u00e9e, quelque\u00ab fois amygdaloide; leur furface eft ordinairement liffe, jamais tnberculeufe, quelquefois brillante et cryftalline ; leur pefanteur fp\u00e9cifique va de I. 225 \u00e0 I. 7:0, l\u2019eau feule les diflout, furtout quand elle eft chaude, et quand ils font divif\u00e9s et en poufl\u00ef\u00e8re fine. Les acides, le muriatique fur-tout, leur enl\u00e8vent l\u2019ammoniaque, et laiffent feul l\u2019acide urique, qui fe diffout enfuite dans la potaffe fans effervescente : ils fe trouvent quelquefois recouverts d\u2019acide urique pur: la couche ext\u00e9rieure de celui-ci eft ordinairement peu \u00e9paiffe, et la plus grande quantit\u00e9 du calcul eft de l\u2019urate d\u2019ammoniaque. Sur les 600 calculs examin\u00e9s la proportion du nombre d\u2019individus de cette efp\u00e8ce a \u00e9t\u00e9 une des plus foibles,\u201c","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"3 69\nDer Knabe litt an \u00e4ufserfter Reizung, und feine Gefundheit hatte fehr gelitten. Drei bis vier Wochen tor def Operation unterfuchte ich den Harn und fand jhn blafs und von demfelben Anfehn, was er bei An\u00ab \u2022wefenheit eines Blafenfteins oder anderweitiger Alienation der innern BJafenhaut annimmt. Seine fpecififche Schwere war 1023,8\u00bb und er enthielt viel Harnftoff und pbosphorfaure Ammoniakmagnefia. Er r\u00f6theteKurkuma-papier, konnte aber diefe Eigenfchaft erft nach dem Ausfchnitte aus der Blafe angenommen haben, da ich ihn erft nach einigen Tagen unterfuchen konnte.\nAufserdem befitze ich ein St\u00fcck eines andern kleinen Steins, das genau diefelbe Farbe und Eigenfchaften hat, gleichfalls von einem jungen Knaben genommen und von hoher Reizung begleitet gewefen war. Es ift etwa Zoll dick, und fcheint die \u00e4ufsere Rinde gebildet zu haben. Die \u00e4ufsere Fl\u00e4che ift rauh von zitzenf\u00f6rmigen Erhabenheiten. An einem Theile der innern Fl\u00e4che fitzt ein St\u00fcck gew\u00f6hnlichen harnfauren Steines, und vermuthlich beftand daher der ganze innere Theil aus diefem.\nBeide Knaben genafen, und hatten, glaube ich, keinen R\u00fcckfall.\nDie charakteriftifchen Merkmale diefer Steinart leheinen mir folgende:\n1)\tFarbe und Anfehen, welche eigenth\u00fcmlich find;\n2)\tAufl\u00f6slichkeit im Waffer;\n3)\tEntwicklung von Ammonium, wenn fie mit fixen Aetzalkalien behandelt werden ;\n4)\tvielleicht ihr Verpuffen vor dem L\u00f6throhre.\nVerpuffende Steine enthalten nach der gew\u00f6hnlichen Anficht etwas kleefauren Kalk, und vielleicht war dies in beiden Beifpielen der Fall, wenn mir gleich das Verpuffen hier vielmehr von dem Entweichen von Ammonium abzuh\u00e4ngen fchien.","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nDer Kleinheit und anderer Umft\u00fcnde wegen ift es ferner lehr wahrfcheinlich, dafs diefer Stein unmann-baren Kindern eigenthiimlich ift. So enth\u00e4lt der Harn von Kindern zwar- meiftens viel phosphorfaure Erden, in feltnen F\u00e4llen aber findet ein lehmfarbner Bodenfatz nach dem Erkalten Statt, den ich zum Theil fiir harn* faures Ammonium halte.\nAuch glaube ich, dafs diefer Stein mit grofser St\u00f6rung der allgemeinen Gefundheit und dem h\u00f6chl'ten Grade von Reizung verbunden ift.\nDie \u00e4rztliche Behandlung deffelben kann fich wohl, wenigftens gewifs nicht aus dem chemifchen. Gefichts* punkte, durchaus nicht von der des gew\u00f6hnlichen harn-fauren Steins unterfcheiden.\nX.\nJacobsen \u00fcber die Anwefenheit von Nie* ren in den Mollusken. (Aus dem Journal de Phyfique. Tom. 91. p. 318 ff.)\nBis jetzt fchrieb man nur den Wirbelthieren Nieren zu. Durch die Unterfuchungen \u00fcber das Venenfyftem der niedern Thiere, wurde ich zu der Vermuthung veranf lafst, dafs der von Swammerdam, Poli, Blumenbach u. a. f\u00fcr das Abfonderungsorgan der Kalkfubftanz der Schalen gehaltne Theil, der Kalkfuck, oder die Kalk-dr\u00fcfe, den Nieren der Wirbelthiere entfprechen m\u00f6ge. N\u00e4chftens werde ich die anatomifchen Gr\u00fcnde f\u00fcr diele Meinung auseinander fetzen. Jetzt nur einige chemi-fche Verfuche mit der, in diefem Organe enthaltnen Fliif* fjgkeit, die aus einer grofsen Gartenfchnecke im Win* terfchlafe, wo fie fich in der gr\u00fcfsten Menge findet, genommen wurde. Sp\u00e4ter wurden fie aufser dem Winter-","page":370}],"identifier":"lit14855","issued":"1820","language":"de","pages":"366-370","startpages":"366","title":"\u00dcber einen Harnstein aus harnsaurem Ammonium: Med. chir. Transact., X, p. 389 ff.","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:58:40.076911+00:00"}