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{"created":"2022-01-31T13:48:48.167567+00:00","id":"lit14872","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Meckel, J. F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 453-458","fulltext":[{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"453\nvielleicht folgendermafsen zum vollltommnen \u00fcbergehen. Bei alienwahren S\u00e4ugthieren erh\u00e4lt der F\u00f6tus, ehe er ganz felbftft\u00e4ndig lebt, auf doppeltem Wege, durch die Geb\u00e4rmutter und durch die Br\u00fcfte Nahrung von der Mutter. Je l\u00e4nger die eine Ern\u00e4hrungsweife, defto k\u00fcrzer dauert die andere. Nun k\u00f6nnte eine allein gen\u00fcgen, und der neue Organismus faft als Ei auslreten, wo dann blofs die Bruftern\u00e4hrung Statt f\u00e4nde. Dies w\u00e4re \u00ab1er l'ail der normalen Didelphen, und diefe brauchten dann kein Nabelgef\u00e4fsfyftem. Dauert dagegen die Geb\u00e4rmu! ter-verbindung und Ern\u00e4hrung fehr lange, fo k\u00f6nnte der F\u00f6tus im . Stande v\u00f6llig unabh\u00e4ngig zu leben austreten, und dann w\u00e4re keine Zitzenern\u00e4hrung, mithin keine Br\u00fcfte, nothwendig. Vielleicht findet dies bei den Ornithorynchen und Echidnen Statt, und die Anordnung und Oeffnung jedes Geb\u00e4rmutterhornes in die Scheide fpricht f\u00fcr diele Anficht.\nUeber die Art, wie ein fo unvollkommner Embryo an die Zitze gelangt, giebt es vier bis f\u00fcnf Anfichten, deren jede nicht vor ftarken Ein w\u00fcrfen gefichert ift. Die wahrfcheinlichfte ift, dafs er unmittelbar aus der Geb\u00e4rmutter an die Zitze gelangt, und vielleicht ift das, feiner Beftimmung nach unbekannte, runde Band der Weg, fofern der Beutel bis auf einen gewiffen Grad dem Hodenfacke des M\u00e4nnchens entfpriclit.\nXXV.\nJ. F. Me CK ei. \u00fcber einige merkw\u00fcrdige Gef\u00e4fsabweickungen.\n(Hierzu die Ku pfe r ta f el. )\nIm verfloffenen Winter wurden an der Leiche eines neun Monat alten m\u00e4nnlichen Rindes mehrere merkwiir-M. d. Archiv. VI. 3\u00bb\t\u00ae S","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"di\u00e7e Abweichungen des Gef\u00e4fsfyftems, namentlich feines arteri\u00f6fen Theiles, gefunden.\nDie feltenfte und betr\u00e4chtlichfte bietet das untere Ende der Bruftaorte dar. Hier entfpringt vorn und links, einen halben Zoll \u00fcber ihrem Durchg\u00e4nge durch das Zwerchfell ein anfehnliches, vier Linien iin Durchmel'fer haltendes Gef\u00e4fs, das anderthalb Zoll lang, einen, nach rechts gew\u00f6lbten, nach links ausgeh\u00f6hlten Bogen bildend, herabfteigt. und bis zum \u00e4ufsern Rande der untern Fl\u00e4che der linken Lunge verl\u00e4uft. Hier foultet es fich in zwei Haupt\u00e4fte, deren innerer, gerade auffteigend, den innern, fo wie der \u00e4ufsere, anfangs quer verlaufend, den \u00e4ufsern Theil des untern Lungenlappens verfieht. Andere Theile verlieht es durchaus nicht. Rechterfeits fand fich auch nicht die leifefte Spur eines folchen Gef\u00e4fses, und eben fo wenig gab das vorhandne Zweige an die rechte Lunge. Die, diefen Zweigen entfprechenden Blutadern traten blofs in die untere linke Lungenblutader.\nAndere Abnormit\u00e4ten finden fich in der Anordnung der Lungengef\u00e4fse eben fo wenig. Die Lungen-pulsader und Aorte, eben fo die Lungenblutadern und Hohladern haben ihre normale Gr\u00f6lse, wenn gleich die accefforifche Lungenpulsader f\u00fcr den linken Aft der Lungenpulsader bedeutend vicariirt, fofern nur der kleinere obere Theil des untern linken Lungenlappens durch feinen untern Zweig, gemeinfchaftlich mit dem untern Rande des obern Lappens, verfehen wird.\nDie Bronchialgef\u00e4fse verhalten fich ganz wie gew\u00f6hnlich.\nAuch das Herz und die Lungen zeigten bei der genaueften Unterfucliung keine Abweichung von der Regel, der Umftand ausgenommen, dafs der untere linke Lungenlappen vorn und oben einen kleinen An-fatz zur Bildung eines mittlern Lappens zeigte, der","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"455\nfeine Gef\u00e4fse blofs von der gew\u00f6hnlichen Lungenpuls-ader erhielt, dagegen der rechte mittlere Lappen etwas weniger als gew\u00f6hnlich von den \u00fcbrigen getrennt war.\nEben fo fand ich auch die \u00fcbrigen Eingeweide v\u00f6llig regelm\u00e4fsig gebildet, und ohne Zeichen fp\u00e4ter ein-getretner krankhafter Ver\u00e4nderungen,\nDiefer Fall ift fchon feiner Seltenheit wegen fehr merkw\u00fcrdig.\nDie gew\u00f6hnliche Lungenpulsader ift fchon an fich nicht h\u00e4ufig ein Aft der A\u00f6rte, den diefe bald nach ihrem Urfprunge aus dem Herzen abfendet, noch weit ungew\u00f6hnlicher aber ift eine folche neben der regelm\u00e4fsig entfprungenen Lungenpulsader vorhanden, fofern, wenigftens meines Willens, bis jetzt nur zwei F\u00e4lle, ein von Huber, und ein anderer, von Maugars beobachteter bekannt find, welche ich in meiner patholo-gifchen Anatomie vollft\u00e4ndig angef\u00fchrt habe 1 ).\nIntereffant ift es daher, dals der meinige dritte fich von den beiden \u00fcbrigen bekannten bedeutend un-terfcheidet.\nMit dem Hwierfchen kommt er zwar durch den Urfprung der accefforifchen Pulsader aus der Bruftaorte \u00fcberein, unterfcheidet fich aber doch von ihm durch gr\u00f6-fsere Tiefe der Entftehung, indem das Gef\u00e4fs im Huber-fchen Falle dem fechsten R\u00fcckenwirbel gegen\u00fcber abging. Noch gr\u00f6fser ift die Verfchiedenheit der Verbreitung, indem dort das Gef\u00e4fs zuv\u00f6rderft Zweige an die Bronchialdr\u00fcfen und die Speifer\u00f6hre gab, und hierauf in die rechte Lunge trat.\nVon dem MaugarsTchen weicht er infofern ab, als l) hier das Gef\u00e4fs aus der Unterleibsaorte enl>\nGg 3\nt) Bd. s. 6. 134\u2014136.","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nftarul, und durch das Zwerchfell zur\u00fcck trat; a) die Zwerchfellpulsadern abgab; 3) fichfaft unmittelbar \u00fcber dem Zwerchfelle in zwei Aefte theflte, die fich in dem untern Theile beider Lungen verbreiteten ; 4) die linke normale Lungenpulsader kleiner als die rechte \u2022war.\nMit dem Maz/gnrs\u2019fcben Falle kommt indeffen der meinige infol'ern \u00fcberein, als 1) dort der linke Aft zwar nicht allein vorhanden, aber doch gr\u00fcfser als der rechte war; 3) keine entfprechende eigne Vene vorhanden war.\nVielleicht verhielt es fich in dem Huber'fchen, in Hinficht auf die letzte Bedingung eben fo.\nFr\u00fcher fchon habe ich diefe merkw\u00fcrdige Abweichung als ein Stehenbleiben auf einer fr\u00fchem Bil-dungsftufe nachgewiefen 1 ), und mich feitdem durch die Unterfuchungen mehrerer xnenfchlichen und S\u00e4ug-thierembrvonen noch mehr von der Richtigkeit diefer Anficht \u00fcberzeugt. Eben fo habe ich fchon bei der Anf\u00fchrung fremder F\u00e4lle auf die Uebereinkunft diefer Bildungsabweichung mit der regelm\u00e4fsigen Anordnung bei der Schlange aufmerkfam gemacht. Merkw\u00fcrdig ift es vielleicht in diefer Hinficht, dafs, fo wie fehr allgemein die eine Lunge der Schlangen bedeutend ft\u00e4rker entwickelt ift als die andere, in allen bekannten F\u00e4llen entweder die accell\u2019orifche Lungenpulsader nur eine Lunge oder wenigftens die eine ft\u00e4rker als die andere verfah.\nUeber das Befinden des Kindes konnte ich nichts ausmitteln.\nAufserdem entfernte fich noch die Armpulsader beider Seiten durch ungew\u00f6hnlich hohe Theiiung von\nl) Dielet Aicliiv, Bd. 2. S. 419. 434,","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"45?\nder Regel. Diefe findet in beiden Armen fchon in der Achlelpulsader, auf der rechten Seite zwei, auf der linken fechs Linien \u00fcber dem Abgang der Schulterblattpulsader Statt.\nAuf der rechten Seite find beide dadurch entgehende St\u00e4mme ungef\u00e4hr gleich grofs, wenigftens ift der vordere und oberfl\u00e4chlichere nur wenig ft\u00e4rker als der tiefere hintere. Jener ift der gemeinfchaftliche Stamm der Speichen - und Ellenbogenpulsader, in welche er fich am untern Ende des Oberarms, abermals um einen guten Zoll h\u00f6her als gew\u00f6hnlich, fpaitet. Die Ellenbogenpulsader ift bedeutend kleiner als die Speichenpulsader.\nDer zweite Stamm ift die Zwlfchenknochenpuls-ader, eigentlich die Fortfetzung des Stammes der Oberarmpulsader, wenigftens der Richtung nach. Aus ihr entftehen die umgefchlagne Oberarmpulsader, die tiefe Oberarmpulsader, die Zweige f\u00fcr den Ellenbogenbeuger, die untern anaftomofirenden Gef\u00e4fse, am Vorderarm nicht blofs die zur\u00fccklaufende Zwifchenknochenpulsader, fondern auch die zur\u00fccklaufende Ellenbogenpulsader.\nAuf der linken Seite ift die Fortfetzung des Ge-f\u00e4fses der gemeinfchaftliche Stamm der Speichen - und Zwifchenknochenpulsader, in welche er fich an der gew\u00f6hnlichen Stelle theilt. Die Zwifchenknochenpulsader ift ungef\u00e4hr fo grofs als die Speichenpulsader, undfchickt auch hier die zur\u00fccklaufende Ellenbogenpulsader ab. Die, hoch oben allein entftehende Ellenbogenpulsader ift, weil diefes Gef\u00e4fs und einige andere, fonft von ihr flammende Zweige aus der Zwifchenknochenpulsader entfpringen, auch hier kleiner als gew\u00f6hnlich.\nAuch hierdurch wird all'odasGefetz beft\u00e4tigt, dafs auch im Gef\u00e4fsfyftem, und nicht blofs in den Organen des aniinalifchen Lebens \u00e4hnliche Auomalieen auf beiden","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nSeiten zugleich vorzukommen pflegen, wenn gleich beide nicht v\u00f6llig nach demfelben Typus angeordnet find, eine Bedingung, welche vielleicht mit der, auch im regelm\u00e4fsigen Zuftande Statt findenden Verfchieden-heit zwilchen beiden K\u00f6rperh\u00e4lften zufammenh\u00e4ngt.\nXXVI.\nDesmoulins \u00fcber den Zuftand des Ner-venfyftems in Bezug auf Umfang und Maffe bei dem nicht vom Alter abh\u00e4ngigen Marasmus und den Einflufs diefes Zuftandes auf das Nervenleben. (Journal de Phyfique. T. 90. p. 442 ff.)\nDie meiften Phyfiologen und Aerzte fuchen die Urfa-chen der beft\u00e4ndigen aufserordentlichen Reizbarkeit des Nervenfyftems in dem, acute und chronifche Krankheiten begleitenden Marasmus in der Schw\u00e4che deffelben, welche fie aus der durch die Ausleerungen bewirkten Erfch\u00f6pfung der Gewebe und Fl\u00fcffigkeiten herleiten. Hier-bei wird nat\u00fcrlich vorausgeletzt, dafs das Nervenfy-ftem an der Abmagerung der \u00fcbrigen Gewebe Theil nimmt. Indeffen kenne ich, ungeachtet man diefer Anficht nach die Behandlung einrichtet, keine bewei-fende Thatfache, im Gegentheil glaube ich, dais fie durch Thatfachen widerlegt wird, welche dagegen die wichtigften materiellen Bedingungen diefes phyfiologi-fcheri Ph\u00e4nomens liefern. Aus ihnen fchliefse ich, dafs jene Erfcheinungen von der Integrit\u00e4t des Nervenfyftems bei Abmagerung aller \u00fcbrigen Organe herriihren.\nZwei Beobachtungen haben mich zur Entdeckung diefer Thalfache geleitet.","page":458}],"identifier":"lit14872","issued":"1820","language":"de","pages":"453-458","startpages":"453","title":"\u00dcber einige merkw\u00fcrdige Gef\u00e4\u00dfabweichungen","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:48:48.167573+00:00"}