Open Access
{"created":"2022-01-31T16:57:33.271668+00:00","id":"lit14878","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Volkelt, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 334-338","fulltext":[{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberickt.\nTh. Flournoy. (Priv.-Doc. de Philosophie \u00e0 l\u2019Universit\u00e9 de Gen\u00e8ve)-M\u00e9taphysique et Psychologie. Genf, H. Georg, 1890. 133 S.\nIn lebhafter und anziehender Darstellung entwickelt der Verfasser seine Auffassung von der Aufgabe der wissenschaftlichen Psychologie, dem Wesen der Metaphysik und dem Verh\u00e4ltnis beider. Die wissenschaftliche Psychologie fallt ihm mit der experimentellen und physiologischen Psychologie zusammen. Erst durch Vermittelung der entsprechenden Gehirnvorg\u00e4nge sei es m\u00f6glich geworden, die seelischen Vorg\u00e4nge den Methoden der Beobachtung, des Experimentes und des Messens zu unterwerfen (S. 5 ff.). Die Psychologie m\u00fcsse, um sich zu einer positiven Wissenschaft zu erheben, so sehr als m\u00f6glich physiologisch werden (S. 15). Die Metaphysik sei in jeder Form ein f\u00fcr allemal aus der Psychologie auszuschliefsen (S. 51). Allenthalben tritt der Gedanke zu Tage: wollte die Psychologie sich auf metaphysische Betrachtungen einlassen, so w\u00fcrde sie gegen ihre Methode und ihre obersten Voraussetzungen verstofsen und so sich seihst aufgehen (S. 7, 11, 83). Der Verfasser fafst nicht die Frage ins Auge, oh nicht, wie u. a. auch Wundt annimmt, ein doppelter Betrieb der Psychologie unterschieden werden m\u00fcsse : erstlich der empirische, und zweitens der philosophische und letzten Endes metaphysische. Und es w\u00e4re f\u00fcr den Verfasser auch \u00fcberfl\u00fcssig, diese M\u00f6glichkeit in Erw\u00e4gung zu ziehen, da f\u00fcr ihn alle Fragen, die \u00fcber die Erscheinungswelt hinausf\u00fchren, ein Gebiet bedeuten, auf dem der wissenschaftliche Verstand schlechtweg versagt. Auf diesem Gebiet giebt es wohl ein rein privates Zustimmen oder Verwerfen, aber keine wissenschaftlichen Er\u00f6rterungen (S. 50, 61 und oft). Der Verfasser geht so weit, zu behaupten, dafs alle Arten der Metaphysik vom Standpunkt der wissenschaftlichen Erkenntnis aus gleich gut und gleich schlecht seien, dafs die Wissenschaft zu ihnen allen das gleiche Verh\u00e4ltnis der vollst\u00e4ndigen Gleichg\u00fcltigkeit habe (S. 60). Und man mufs ihm zugestehen, dafs er diesem metaphysischen Agnostizismus \u2014 was sich wohl nur von wenigen Vertretern desselben r\u00fchmen l\u00e4fst \u2014 durchweg treu bleibt.\nDas vorliegende Buch scheint mir ein Beispiel von jener in unserer Zeit viel verbreiteten Haltung gegen\u00fcber allen metaphysischen Fragen zu bieten, die ich als Denkschw\u00e4che aus Grundsatz bezeichnen m\u00f6chte.","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Li tieraturberich t.\n335\nInfolge von Mifsverst\u00e4ndnissen und Vorurteilen setzt sich bei vielen der Grundsatz, dafs es auf metaphysischem Felde keine wissenschaftlichen Untersuchungen geben k\u00f6nne, mit solcher Hartn\u00e4ckigkeit fest, dafs nun in der That die Logik ihres Denkens auch den dringendsten Aufforderungen gegen\u00fcber, sobald diese auf metaphysischem Gebiet an sie herantreten, stumpf bleibt. Sie \u00fcberlassen dieses Gebiet, auch wenn sie seine grofse Wichtigkeit f\u00fcr Gem\u00fctshaltung und Lebensf\u00fchrung zugestehen, lieber dem Zufall des individuellen F\u00fchlens und Glaubens (S. 82, 84), sie muten dem Verst\u00e4nde lieber zu, sich mit den unbegreiflichsten und unfertigsten Voraussetzungen zu begn\u00fcgen und angesichts des Soundnichtandersseins der Grundz\u00fcge der Erfahrungswelt das Fragebed\u00fcrfnis gewaltsam zu unterdr\u00fccken, als dafs sie auch nur ein bescheidenes Aufhellen des metaphysischen Gebietes durch Abw\u00e4gen von Gr\u00fcnden und Gegengr\u00fcnden zug\u00e4ben. Auch wird nicht bedacht, dafs dieser Ignorantismus sehr leicht \u2014 ich sage nicht, dafs dies bei dem Verfasser der Fall ist \u2014 zum Obskurantismus f\u00fchren kann. Die ganze supranaturalistische Dogmatik kann auf diesem Boden neu erbl\u00fchen. Zu den Vorurteilen aber, die zu einer so weitgehenden Verk\u00fcrzung der Anspr\u00fcche des Denkens f\u00fchren, geh\u00f6rt insbesondere die Meinung, dafs die Wissenschaftlichkeit notwendig an das zwingende Beweisen und vor allem an die erfahrungsm\u00e4fsige Best\u00e4tigung gebunden sei. Hiergegen stelle ich die Behauptung auf, dafs die Wissenschaftlichkeit so weit reicht, als sich prinzipielle Fragen durch Aufstellung von Gr\u00fcnden und Gegengr\u00fcnden \u2014 selbst wenn die Ergebnisse nur sehr hypothetisch bleiben sollten \u2014 er\u00f6rtern lassen. Ich habe mich hier\u00fcber zu wiederholten Malen ausgesprochen (\u00dcber die M\u00f6glichkeit der Metaphysik, 8. 17; Erfahrung und Denken, S. 435 ff. ; Vortr\u00e4ge zur Einf\u00fchrung in die Philosophie der Gegenwart, S. 77).\nIhr eigent\u00fcmliches Gepr\u00e4ge erh\u00e4lt die Stellung, in die der Verfasser Metaphysik und Psychologie r\u00fcckt, erst durch die Grundvoraussetzung, die er aller Psychologie unterlegt. Er bezeichnet diese als das Prinzip des psychophysischen Parallelismus und Dualismus. Jedem seelischen Vorgang entspricht ein k\u00f6rperlicher Vorgang; und dieses Entsprechen ist lediglich in dem Sinne des Begleitens zu nehmen. Zwischen dem seelischen und dem entsprechenden Gehirn-Vorgang findet kein Her\u00fcber-und Hin\u00fcberwirken, kein influxus statt, sie sind schlechtweg andersartig, auf keine Einheit zur\u00fcckf\u00fchrbar, ein un\u00fcberbr\u00fcckbarer Abgrund g\u00e4hnt zwischen ihnen (8. 5 ff., 17 ff., 86, 115). Dieser vollst\u00e4ndige Dualismus zwischen Seelischem und K\u00f6rperlichem ist das letzte Wort der Psychologie, sowie der Wissenschaft \u00fcberhaupt. Es wird damit der Psychologie allerdings etwas Unerkl\u00e4rbares als letzte Voraussetzung zu Grunde gelegt; allein nichtsdestoweniger hat sich die Psychologie, sowie die Wissenschaft \u00fcberhaupt dabei zu beruhigen (S. 20).\nHier finde ich den angreifbarsten Punkt in der Stellung des Verfassers. Zwar dafs er jedem Bewufstseinsvorgang einen Gehirnvorgang als parallellaufend annimmt, m\u00f6chte wohl nicht zu bestreiten sein. Dagegen wird der Widerspruch durch die beiden weiteren Annahmen herausgefordert, dafs dieser Parallelismus aufgefafst werden solle als","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"336\n\u25a0Li liera turbericht.\nkausalit\u00e4tslos dualistisches Verh\u00e4ltnis, als unerkl\u00e4rliche Simultaneit\u00e4t, und dafs ferner dieses schlechtweg gleichg\u00fcltige Nebeneinander nicht etwa nur als etwas vorl\u00e4ufiges Zugestandenes, sondern als endg\u00fcltige Entscheidung der Wissenschaft zu betrachten sei. Ich kann diesem Standpunkt gegen\u00fcber nicht mit dem Urteil zur\u00fcckhalten, dafs er der Psychologie zumutet, etwas Wunderbares und Widersinniges als letzte Grundlage aller ihrer Untersuchungen anzuerkennen.\nWir sollen uns einerseits ein ausnahmsloses Begleitetwerden der Glieder der seelischen Reihe von solchen der k\u00f6rperlichen vorstellen und andererseits doch jede Abh\u00e4ngigkeit zwischen beiden Reihen \u2014 sowohl jede unmittelbare, als auch jede durch das Medium eines Absoluten hindurch vermittelte \u2014 als ausgeschlossen ansehen. Einerseits also strengste Simultaneit\u00e4t beider Reihen und andererseits doch weder ein unmittelbares, noch mittelbares kausales Verh\u00e4ltnis zwischen ihnen! Nur ein hartn\u00e4ckiges Nichtdenkenwollen kann sich bei diesem Ungedanken beruhigen. Um nur ja nicht in die gef\u00fcrchtete Metaphysik hineinzugeraten, legt der Verfasser lieber dem vorw\u00e4rtsdr\u00e4ngenden Kausa-lit\u00e4tsbed\u00fcrfnis in der Gestalt eines aller Logik widerstreitenden Wunders ein unbedingtes Hindernis entgegen. Und dies ist um so auffallender, als er selbst eingesteht, dafs weder die Tliatsachen als solche, noch ein strenger Vernunftschlufs zur Aufstellung jenes psychologischen Grundprinzips n\u00f6tigen. Der Verfasser erblickt in diesem ein unentbehrliches H\u00fclfsprinzip, ein Prinzip, ohne das die Psychologie nicht fortschreiten kann, ein Prinzip, das in dem Erfolg des Forschens seine Rechtfertigung findet. Nichtsdestoweniger schreibt er diesem Prinzip den Rang eines fundamentalen, konstitutiven Axioms der Psychologie zu, das sogar h\u00f6her als die Thatsachen selber stehe (S. 9\u201411). Ich will an den hierin enthaltenen erkenntnistheoretischen Unklarheiten vor\u00fcbergehen, dagegen m\u00f6chte ich hervorheben, dafs, selbst wenn man dem Verfasser zugiebt, dafs der methodisch leitende Grundsatz einer Wissenschaft nicht streng bewiesen zu sein brauche, er doch keineswegs geradezu Widersinn enthalten d\u00fcrfe. Der Verfasser spricht \u00f6fters aus, dafs mit dem Preisgeben jenes parallelistischen und dualistischen Grundsatzes sich die Psychologie ihre Lebensbedingungen rauben, einen Selbstmord an sich vollziehen w\u00fcrde, und dafs darum an jenem Grundsatz nicht gezweifelt werden d\u00fcrfe (S. 11 und sonst). Hier erscheint die experimentelle Psychologie wie ein G\u00f6tze, der um jeden Preis angebetet werden m\u00fcsse. Sollte wirklich \u2014 was ich nicht glaube \u2014 das Dasein der experimentellen Psychologie an dem Grundsatz jenes un\u00fcberbr\u00fcckbaren Dualismus h\u00e4ngen, so m\u00fcfste eben, wenn es sich zeigt, dafs dieser Grundsatz einen v\u00f6lligen Widersinn einschliefst, die Forschungsweise der Psychologie ge\u00e4ndert werden. \u2014 W\u00e4re mir der Raum geg\u00f6nnt, so w\u00fcrde ich noch auf zwei Punkte einzugehen haben: erstlich darauf, dafs, da der Verfasser keine unbewufst seelischen Vorg\u00e4nge zugiebt (S. 87 ff.), und da er \u00fcberhaupt nicht geneigt ist, jedem k\u00f6rperlichen Vorgang einen seelischen entsprechen zu lassen (S. 13), die seelische Reihe eine allenthalben unterbrochene, zusammenhangslose, f\u00fcr den Kausalit\u00e4tsbegriff unzug\u00e4ngliche Succession darstellt; und zweitens darauf, dafs, da der Verfasser den","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberich t.\n337\nPh\u00e4nomenalismus zur\u00fcckweist (S. 44 ff.), ihm also die k\u00f6rperlichen Vorg\u00e4nge f\u00fcr transsubjektiv gelten, er im Grunde mit seinem psychologischen Grundprinzip auf metaphysischem Boden steht.\nNoch mufs ich eine wesentliche Erg\u00e4nzung zur Sprache bringen, die der Verfasser seinem wissenschaftlichen Standpunkte auf dem Felde der pers\u00f6nlichen \u00dcberzeugung giebt. Derselbe Mangel an Einheits- und Zusammenhangsbed\u00fcrfnis, der jenes psychologische Grundprinzip kennzeichnet, zeigt sich auch in dem Verh\u00e4ltnis, in das er Wissenschaft und pers\u00f6nlichen Glauben setzt. Es ist mit allem Nachdruck anzuerkennen, dafs er jenen \u00dcbereiltheiten nicht zustimmt, die aus der Einschr\u00e4nkung des exakt wissenschaftlichen Verfahrens auf das Erfahrungsgebiet sofort die Folgerung ziehen, dafs es \u00fcberhaupt kein Reich des \u00dcbersinnlichen geben k\u00f6nne (S. 35 ff., 52 ff., 72 ff., 124 ff.). Die Wissenschaft bietet nach des Verfassers \u00dcberzeugung weder irgendwelche Gr\u00fcnde f\u00fcr, noch gegen die Annahme der \u00fcbersinnlichen Gegenst\u00e4nde. Zu diesen rechnet er insbesondere die Willensfreiheit im streng indeterministischen Sinne und die Unsterblichkeit; und mit Nachdruck hebt er gerade mit R\u00fccksicht auf diese beiden Fragen die v\u00f6llige Ohnmacht der Wissenschaft im Bejahen, wie im Verneinen hervor (S. 53, 82). So kommt er schliefslich auf den KxNTSchen Dualismus von theoretischer und praktischer Vernunft, von wissenschaftlicher und moralischer \u00dcberzeugung hinaus (S. 72 ff.) ; nur dafs bei ihm all die \u00dcberschreitungen der prinzipiell gezogenen Schranken von seiten der theoretischen Vernunft, die sich bei Kant reichlich finden, g\u00e4nzlich vermieden sind und sonach die Kluft zwischen Erkennen und Glauben bei dem Verfasser als viel reiner und weiter erscheint. Und auch darin ist der Verfasser mit Kant derselben Meinung, dafs er sich gleich diesem entschieden auf die Seite des moralischen Glaubens stellt; nur dafs auch hier wieder die Versuche Kants, die moralische Gewifsheit zu einer objektiven, unbedingten Gewifsheit emporzusteigern, fehlen und das rein Private jener Entscheidung betont wird. So erscheint bei dem Verfasser noch mehr als bei Kant der menschliche Geist in zwei v\u00f6llig getrennte Teile auseinandergerissen. Wenn man das uns besch\u00e4ftigende Buch liest, so sollte man glauben, dafs Erkennen und moralisches Bewufstsein einander so fremd gegen\u00fcberstehen, wie etwa Farben- und Tonempfindungen. Und doch ist unbestreitbar, dafs wir alle \u00c4ufserungen unseres moralischen Bewufstseins, um nur \u00fcberhaupt von ihnen sprechen zu k\u00f6nnen, in die logischen Zusammenh\u00e4nge des Verstandes bringen m\u00fcssen. So wird wohl auch die Erkenntnis-th\u00e4tigkeit des Menschen nicht mit einem Male dort abschnappen, wo das moralische Bed\u00fcrfen und Glauben beginnt. Welche seltsame Zusammenkoppelung w\u00e4re auch der Mensch, wenn Erkennen und Wollen nichts, rein gar nichts miteinander zu thun h\u00e4tten!\nNoch eine Steigerung indessen erf\u00e4hrt die Unhaltbarkeit des vom Verfasser vertretenen Standpunktes. In der interessanten Betrachtung, die der Verfasser \u00fcber die Willensfreiheit anstellt, kommt zu Tage, dafs nach seiner individuellen \u00dcberzeugung das moralische Bewufstsein mit seiner Forderung der streng indeterministischen Willensfreiheit die volle Wahrheit besitzt, dagegen das wissenschaftliche Erkennen mit seiner\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie HI.\t22","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nLitter atiirberichi.\nBehauptung von der ausnahmslosen Notwendigkeit in T\u00e4uschung begriffen ist. Wenn die Wissenschaft alle Erscheinungen unerbittlich in ihr Kausalit\u00e4tsnetz zieht, so ist dies eine unvermeidliche, aber im Grunde unangemessene und falsche Betrachtungsweise des wahren Wesens der Dinge. Dieses kann nicht erkannt, sondern nur gef\u00fchlt, gewollt, erlebt werden (S. 74 ff.). Dieser Anschauungsweise gegen\u00fcber wird die Frage unabweisbar, warum denn noch \u00fcberhaupt Wissenschaft betrieben werden solle, wenn sie doch ein hlofses Zerrbild der Wirklichkeit liefere? W\u00e4re es nicht richtiger, den Erkenntnistrieb niederzuhalten, als ihn \u2014 wie der Verfasser thut \u2014 durch Auf bieten aller Mittel zu steigern und ihn sich immer tiefer in seine doch im Grunde auf Spinnweben gerichtete und verkehrte Eigenart verrennen zu lassen? Zuerst konstruiert sich der Verfasser vom Erkennen ein k\u00fcnstliches, der Natur des menschlichen Geistes Gewalt anthuendes Bild, und sodann erkl\u00e4rt er das Erkennen f\u00fcr eine in Schein und T\u00e4uschung befangene Art, sich der Dinge zu bem\u00e4chtigen. So wird es denn wohl auch nur das vom Verfasser dem Erkennen willk\u00fcrlich untergeschobene Gebilde sein, das sich durch das Endergebnis seiner Betrachtungen als gerichtet erweist.\nDer Beobachter der gegenw\u00e4rtigen philosophischen Bestrebungen macht oft die Wahrnehmung, dafs das Bem\u00fchen, alle Metaphysik fern zu halten, oder auch die allzu zaghafte Art, sie zu betreiben, die mannigfaltigsten Gezwungenheiten, Unklarheiten, Widerspr\u00fcche im Gefolge hat. Ein lehrreiches Beispiel hierf\u00fcr bietet der Verfasser dar. Sein metaphysischer Agnostizismus ist so folgerichtig und vorurteilsfrei, wie es wohl nur selten der Fall sein d\u00fcrfte, durchgef\u00fchrt; gerade darum aber tritt hei ihm besonders deutlich hervor, wie die gek\u00fcnstelte, dem Denken Gewalt anthuende Grundlegung der Psychologie, indem die gewaltsam verbannte Metaphysik gleichsam Bache nimmt, sich seihst f\u00fcr unhaltbar und nichtig erkl\u00e4rt.\tJ. Volkelt (W\u00fcrzburg).\nA. L. Kym (Z\u00fcrich). \u00dcber die menschliche Seele, ihre Selbstrealit\u00e4t und Fortdauer. Eine psychologisch-prinzipielle Untersuchung. Berlin, Kurt Brachvogel 1890. 46 S.\nDiese Abhandlung \u2014 ein Abschnitt aus einem in Aussicht gestellten gr\u00f6fseren Werke \u2014 geh\u00f6rt dem Teil der Psychologie an, den man am besten als Metaphysik der Psychologie bezeichnen kann. Wer, wie ich, es f\u00fcr wissenschaftlich geboten h\u00e4lt, dafs die Psychologie in metaphysischen Er\u00f6rterungen ihren Ahschlufs finde, wird das vorliegende Schriftchen nicht schon darum, weil seine Art zu dem gegenw\u00e4rtig vorherrschenden Betriebe der Psychologie in schroffem Gegens\u00e4tze steht, f\u00fcr unberechtigt und verfehlt ansehen.\nKym ist einer der wenigen, die sich gegenw\u00e4rtig der \u00e4lteren, spekulativen Art, Metaphysik zu treiben, eng anschliefsen. So h\u00e4ufig er hervorhebt, dafs er nur auf Grund von Thatsachen metaphysische S\u00e4tze erschliefsen wolle (S. 33, 35, 43), so ist doch bei ihm noch vielfach das Philosophieren aus dem \u201eBegriff\u201c der Sache heraus zu finden. Und auch, wo er aus Thatsachen Schl\u00fcsse zieht, l\u00e4fst er sich nicht gen\u00fcgend auf ihre Vielgestaltigkeit, Vielhez\u00fcglichkeit und Vieldeutigkeit ein. Seine meta-","page":338}],"identifier":"lit14878","issued":"1892","language":"de","pages":"334-338","startpages":"334","title":"Th. Flournoy: M\u00e9taphysique et Psychologie. Genf, H. Georg, 1890","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:57:33.271674+00:00"}