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{"created":"2022-01-31T17:02:01.864183+00:00","id":"lit14880","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Asher, Leon","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 339-340","fulltext":[{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n339\nphysischen Ergebnisse scheinen sich mir nicht genug in Anpassung an die Relativit\u00e4ten der Erfahrungswelt zu entwickeln, sie stehen in zu unbedingter, zu erhabener Haltung dem so erschreckend endlichen Erscheinungsdasein des Menschen gegen\u00fcber. Die Seele ist Selbstbewegung, Spontaneit\u00e4t, Freith\u00e4tigkeit; \u201esie ist von Anfang an Th\u00e4tigkeit im h\u00f6chsten Grade und in der Vollendung\u201c (S. 6); sie besitzt dem Leibe gegen\u00fcber ein \u201eF\u00fcrsichsein und eine selbst\u00e4ndige, auf sich selbst ruhende Realit\u00e4t\u201c (S. 8) u. s. w. Auch wenn man zugiebt, dafs dies alles nicht ohne guten Sinn ist, so wird man diese Behauptungen doch nicht so ohne weiteres, ohne alle n\u00e4heren Bestimmungen und Einschr\u00e4nkungen, hinstellen d\u00fcrfen. Auch, wo der Verfasser seine Gr\u00fcnde f\u00fcr die Unsterblichkeit der Seele entwickelt, l\u00e4fst er es nach meiner \u00dcberzeugung zu sehr an Wenn und Aber fehlen. Er gr\u00fcndet die Unsterblichkeit vor allem darauf, dafs die sittliche Anlage des Menschen, weil sie im irdischen Dasein nicht vollst\u00e4ndig entwickelt werden k\u00f6nne, \u00fcber dieses Dasein hinausweise (S. 41 ff.). Er giebt zwar zu, dafs hiermit die Unsterblichkeit nicht in ad\u00e4quater und vollendeter Weise bewiesen sei; doch hofft er, dafs wir es zu einer solchen Erkenntnis einst bringen werden (S. 44).\nIm besonderen nun scheinen mir die Er\u00f6rterungen Kyms an zwei M\u00e4ngeln zu leiden. Erstens f\u00fchren fast alle seine Schl\u00fcsse in Wahrheit nur bis zur Immaterialit\u00e4t der seelischen Vorg\u00e4nge, nicht aber bis zur Substantialit\u00e4t (\u201eSelbstrealit\u00e4t\u201c) der Seele. Die Thatsache der Empfindung, ebenso die des Selbstbewufstseins, des Denkens u. s. w. zwingen zun\u00e4chst nur zu der Annahme, dafs die seelischen Vorg\u00e4nge etwas von allem Materiellen Grundverschiedenes sind, w\u00e4hrend f\u00fcr den Verfasser diese Eigenexistenz der seelischen Erscheinungen sofort den metaphysischen Sinn eines besonderen einheitlichen Seelenwesens annimmt (S. 13, 15, 21, 25, 38). Und zweitens verlieren die Ergebnisse des Verfassers darum an \u00dcberzeugungskraft, weil er mit der Selbst\u00e4ndigkeit des Seelenwesens immer auch schon dies Weitere bewiesen zu haben glaubt, dafs die Seele den Leib organisiert, ihn \u201eaus den physikalisch-chemischen Stoffen aufbaut\u201c (S. 5, 15, 18, 20 u. s. w.).\nKym geh\u00f6rt zu den Philosophen, denen die Metaphysik die innerste Angelegenheit des Kopfes und eine der wichtigsten auch des Herzens ist. Im vollen Bewufstsein davon, dafs er wider den Strom schwimme, stellt er seine psychologische Grundauffassung in entschiedener und doch ruhig sachlicher Weise hin.\tJ. Volkelt (W\u00fcrzburg).\nA. Szana. Beitrag zur Lehre von der Unerm\u00fcdlichkeit der Nerven.\nDubois Arch. 1891. S. 315\u2014320.\nNachdem die motorischen Nervenendigungen des Kaninchenherzens durch Atropin gel\u00e4hmt waren, wurde der Vagus stundenlang gereizt, nach dem Auf h\u00f6r en der Giftwirkung trat die Vagusverlangsamung auf. Die Erscheinung, dafs die Verlangsamung des Herzschlages erst allm\u00e4hlich sich ausbildete, liefs sich auf die Thatsache zur\u00fcckf\u00fchren, dafs das Gift allm\u00e4hlig die Nervenendigungen verl\u00e4fst: denn verst\u00e4rkte man beim ersten Auftreten der Verlangsamung die Reizst\u00e4rke, so liefs sich sofort\n22*","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\nLitteraturbericht.\ndie maximale Wirkung ausl\u00f6sen. Diese Versuche erbringen somit auch f\u00fcr die Hemmungsnerven den Beweis der Unerm\u00fcdlichkeit.\nAsher (Heidelberg).\nH. H. Donaldon. Cerebral-Localisation Amer. Journ. of Psychology. IV. (1891) 113\u2014129.\nIn \u00fcbersichtlicher Weise werden die durch Golgi, K\u00f6lliker, Flechsig u. a. erlangten neueren Anschauungen \u00fcber den Aufbau des Centralnervensystems dargelegt; eingehend wird in teilweiser Zustimmung die Theorie Gaules von den festen Verh\u00e4ltnissen, in denen die Zellen auftreten sollen, besprochen. In Bezug auf die motorischen Centren schliefst sich D. im wesentlichen den Ergebnissen Horsleys an, w\u00e4hrend er in Bezug auf die vielumstrittenen sensorischen Centren mehr den Ansichten von Goltz zuneigt. Eine wertvolle St\u00fctze dieser letzteren sieht D. in der Ungleichwertigkeit anatomisch homologer Teile in den verschiedenen Tierklassen, das Grundprinzip sei die Einteilung in \u201esegmentais\u201c Bahnen (\u00fcber die hintere Wurzel nach der vordem) und \u201elange\u201c, den Umweg \u00fcber das Hirn nehmende Bahnen; die Ausbildung beider findet sich nun stets im umgekehrten Verh\u00e4ltnisse. Die Wiederherstellung von Funktionen, ein Hauptbestandteil der MuNxschen Theorien, wird von D. gleichfalls nicht anerkannt, namentlich auf Grund der Kritik Wundts \u00fcber die psychologische Seite dieser Frage und der Versuche von Goltz. Mit R\u00fccksicht auf Ds. mitgeteilte Anschauungen ist es interessant, dafs er die Ausbildung der Assoziationen nicht an ein morphologisches Substrat gekn\u00fcpft erachtet; ein nicht n\u00e4her mitgeteilter klinischer Fall wird als Beispiel angef\u00fchrt.\nAsher (Heidelberg).\nA. v. KorInyi und J. Lob. \u00dcber St\u00f6rungen der kompensatorischen und spontanen Bewegungen nach Verletzung des Grofshirns. Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 48. (1891.) S. 423\u2014430.\nDie kompensatorischen nystaktischen Augenbewegungen wurden beim Kaninchen durch Verletzung des linken Hinterhauptlappens derart ge\u00e4ndert, dafs nach rotierenden Linksdrehungen eine verminderte Anzahl von nystaktischen Nachschwingungen, nach Rechtsdrehungen eine bedeutend vermehrte Anzahl beobachtet wurden. Die Gr\u00f6fse der St\u00f6runng erwies sich nicht proportional der Gr\u00f6fse des exstirpierten St\u00fcckes. Die sonstigen Augenbewegungen waren nicht ver\u00e4ndert. \u2014 In den Muskeln derjenigen Tiere, welche eine Abschw\u00e4chung ihrer kompensatorischen Bewegungen zeigten, fand sich eine st\u00e4rkere Spannung der Antagonisten der Seite, welche sowohl kompensatorische als auch spontane Bewegungen schw\u00e4cher ausf\u00fchrte \u2014 eine Erscheinung, \u00e4hnlich der von Ewald nach Verletzung des inneren Ohres beobachteten. Es wird die Vermutung ausgesprochen, dafs die Verletzung der Grofshirnhemisph\u00e4re entweder Spannungsabnahme bezw. geringere Arbeitsleistung der Muskeln herbeif\u00fchre, oder die Erregbarkeit des inneren Ohres herabsetze, vielleicht auch beides. [Es k\u00f6nnte, nach dieser Auffassung, auch an die in den Hinterstr\u00e4ngen verlaufenden Gleichgewichtsfasern","page":340}],"identifier":"lit14880","issued":"1892","language":"de","pages":"339-340","startpages":"339","title":"A. Szana: Beitrag zur Lehre von der Unerm\u00fcdlichkeit der Nerven. Dubois Arch., 1891, S. 315-320","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:01.864189+00:00"}