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{"created":"2022-01-31T16:57:31.066007+00:00","id":"lit14889","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Gaupp","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 344-345","fulltext":[{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\nLitteraturbericht.\nden oberen hintern Teil betrifft, bewirkt dauern des Zittern desK opf e s und Halses; vollst\u00e4ndige Zerst\u00f6rung bewirkt dauernde Ataxie s\u00e4mtlicher Willk\u00fcrbewegungen, vor allem des Kopfes und Halses. \u2014 Die Intelligenz des Tieres bleibt unber\u00fchrt und erscheint wirksamer bei dem verletzten als bei dem normalen Tiere unter Beih\u00fclfe des Gesichtssinnes. Bei geschlossenen Augen r\u00fchrt sich das Tier nicht, sondern verharrt in der Lage der ihm aufgezwungenen Verdrehungen der Glieder.\nDie Kleinhirnl\u00e4sion verursacht Ern\u00e4hrungsst\u00f6rungen, aber damit weder Modifikati on der Musk elkraft, noch St\u00f6rung irgendwelcher Sinnesfunktion.\nDie Cerebellar ataxie tr\u00e4gt denselben Charakter, wie beim Menschen die Spinalataxie. \u2014 Bei jungen Tieren wird auch die Assoziation der automatischen Bewegungen beeintr\u00e4chtigt, obgleich die Bewegungsf\u00e4higkeit nicht leidet.\nIn diesen S\u00e4tzen findet Bef. zwar Ankl\u00e4nge an die Ergebnisse der weit zahlreicheren Experimente und tiefer durchdachten Beobachtungen Luciaxis (II Cervelletto, s. oben), aber auch den sehr gewagten Widerspruch gegen den Angelpunkt der LuciANischen Theorie vom Ausfall der Muskelkraft, des Muskeltonus.\tFrankel (Dessau).\nH. B. Marshall. The physical basis of pleasure and pain. Mind. XVI.\n(1891) Xr. 63, S. 327-355, Nr. 64, S. 470-498.\nMind Nr. 56 hatte Verf. nachzuweisen versucht, dafs Lust und Schmerz primitive Qualit\u00e4ten sind, die unter geeigneten Bedingungen mit jedem Bewufstseinszustand, was immer sein Inhalt sei, auftauchen k\u00f6nnen. Diese Theorie sucht er nun hier zu st\u00fctzen durch eine Untersuchung der physischen Basis der Lust- und Schmerzerscheinungen.\nZuerst giebt er eine eingehende Kritik aller bis jetzt erschienenen Theorien, die er in 4 grofse Gruppen einteilt. Sie beruhen zwar alle auf wirklicher Erfahrung, sind aber einseitig, weil jede nur eine bestimmte Art von Lust und Schmerz ausschliefslich betont und zur Grundlage nimmt. Verf. sucht daher eine Theorie, die alle jene Erfahrungs-thatsachen erkl\u00e4rt und in Beziehung zu einander bringt, und zugleich mit der allgemeinen \u00dcberzeugung, dafs alle Lust im Grunde ein und dasselbe sei, wie auch aller Schmerz, und dafs beide in eine enge Beziehung zu einander gebracht werden m\u00fcssen, \u00fcbereinstimmt.\nVerfasser nimmt seinen Ausgang von der alten aristotelischen Theorie, die er verbessert dahin ausdr\u00fcckt, die Aktivit\u00e4t des Organs irgend eines geistigen Inhalts ist, wenn wirksam, lustvoll, wenn unwirksam, schmerzhaft. Indem er nun nachweist, wie hierin auch die aus der Beschr\u00e4nkung einer Aktivit\u00e4t entstehenden Schmerzen und die mit der Buhe verbundenen Lustgef\u00fchle eingeschlossen sind, und indem er die Bedeutung des \u201ewirksam\u201c und \u201eunwirksam\u201c n\u00e4her festzustellen sucht, wird er dazu gef\u00fchrt, sein Hauptaugenmerk auf die Ern\u00e4hrungsbedingungen der Organe, auf die die nerv\u00f6sen Beize wirken, zu lenken, und kommt auf diesen Weg zu folgenden S\u00e4tzen:","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n345\n1.\tLust wird erfahren, wenn immer die physische Th\u00e4tigkeit, die den Bewufstseinsinhalt bestimmt, nur in dem Verbrauch aufgespeicherter Kraft besteht, in der Umsetzung von potentieller in aktuelle Energie, oder anders wenn immer die in der Reaktion auf den Reiz entwickelte Energie im Betrag gr\u00f6fser ist als die Energie des Reizes.\n2.\tSchmerz wird erfahren, wenn immer die physische Th\u00e4tigkeit die den Bewufstseinsinhalt bestimmt, in einem solchen Verh\u00e4ltnis zum Kahrungsvorrath steht, dafs die in der Reaktion auf den Reiz entwickelte Energie im Betrag geringer ist als die Energie des Reizes.\n3.\tGanz allgemein gilt also: Lust und Schmerz sind primitive Qualit\u00e4ten psychischer Zust\u00e4nde, die bestimmt werden durch die Be\u00bb Ziehungen zwischen Aktivit\u00e4t und Kapazit\u00e4t in den Organen, deren Th\u00e4tigkeiten den Bewufstseinszustand begleiten.\nDer zweite Aufsatz hat nun wesentlich den Zweck, im Detail nachzuweisen, wie diese Hypothese die verschiedenen Lust- und Schmerz-erscheinungen verdeutlicht. Er erkl\u00e4rt des n\u00e4hern, warum die Lust bei Fortdauer eines hypernormalen Reizes schnell zur Indifferenz und zum Schmerz wird, warum Ruhe, indem sie Accumulation von potentieller Energie erm\u00f6glicht, die Lustf\u00e4higkeit steigert, warum Schmerz bei Fortdauer des Reizes nicht jene Tendenz zum Indifferenzpunkt zu suchen hat, und viele andere Erscheinungen dieser Art. Den Schlufs bildet ein kurzer Hinweis auf die Bedeutung dieser Theorie f\u00fcr Ethik, P\u00e4dagogik und \u00c4sthetik.\tGa\u00fcpp (Cannstatt).\ntliroRc IIirth. Aufgaben der Kunstphysiologie. M\u00fcnchen und Leipzig.\nG. Hirths Kunstverlag, 1891. VIII und 611 S.\nDer Begriff der Kunstphysiologie ist in dem vorliegenden Werke viel enger gefafst, als es dem eigentlichen Wortsinn entspricht. Der Verfasser ber\u00fccksichtigt in seinen Darlegungen gar nicht die Tonkunst, deren Beziehung zu der Sinnesphysiologie bei dem gegenw\u00e4rtigen Standpunkt unserer Kenntnisse doch wohl noch weiter durchgef\u00fchrt ist, als dieses hinsichtlich der Malerei und Zeichenkunst der Fall. \u2014 Doch dieses ist nur etwas rein \u00c4ufserliches, welches sich durch eine blofse \u00c4nderung des Titels leicht beseitigen liefse. Andererseits geht das Buch weit \u00fcber den durch den Titel angezeigten Rahmen hinaus und hebt \u00fcberall die rein psychologischen Gesichtspunkte hervor; und gerade auf diesem Gebiete ist eine ungemeine F\u00fclle feiner Beobachtungen mitgeteilt. R\u00fchmend mag hervorgehoben sein, dafs der Verfasser sich stets als ein Gegner aller metaphysischen Spekulation bekennt. Die Gesetzlichkeit in dem k\u00fcnstlerischen Sehen und Schaffen zu erweisen, ist das allen Anschauungen und Bestrebungen des Verfassers zu Grunde liegende Ziel. Kunst und Wissenschaft sind Beth\u00e4tigungen desselben Menschengeistes, und so m\u00fcssen sie sich schliefslich denn auch unter dieselben Formen der Begriffe fassen lassen. Das ist freilich eine schwere Aufgabe, deren L\u00f6sung nur in Angriff genommen werden kann von solchen, welche die hier in Betracht kommenden naturwissenschaftlichen Kenntnisse mit reicher Erfahrung und feinem Verst\u00e4ndnis auf k\u00fcnstlerischem Gebiete vereinigen, v. Helmholtz, v. Br\u00fccke und v. Bezold haben diesen Weg betreten; der Verfasser","page":345}],"identifier":"lit14889","issued":"1892","language":"de","pages":"344-345","startpages":"344","title":"H. R. Marshall: The physical basis of pleasure and pain. Mind. XVI, 1891, Nr. 63, S. 327-355, Nr. 64, S. 470-498","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:57:31.066013+00:00"}