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{"created":"2022-01-31T16:57:11.865898+00:00","id":"lit14891","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"K\u00f6nig, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 345-346","fulltext":[{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n345\n1.\tLust wird erfahren, wenn immer die physische Th\u00e4tigkeit, die den Bewufstseinsinhalt bestimmt, nur in dem Verbrauch aufgespeicherter Kraft besteht, in der Umsetzung von potentieller in aktuelle Energie, oder anders wenn immer die in der Reaktion auf den Reiz entwickelte Energie im Betrag gr\u00f6fser ist als die Energie des Reizes.\n2.\tSchmerz wird erfahren, wenn immer die physische Th\u00e4tigkeit die den Bewufstseinsinhalt bestimmt, in einem solchen Verh\u00e4ltnis zum Kahrungsvorrath steht, dafs die in der Reaktion auf den Reiz entwickelte Energie im Betrag geringer ist als die Energie des Reizes.\n3.\tGanz allgemein gilt also: Lust und Schmerz sind primitive Qualit\u00e4ten psychischer Zust\u00e4nde, die bestimmt werden durch die Be\u00bb Ziehungen zwischen Aktivit\u00e4t und Kapazit\u00e4t in den Organen, deren Th\u00e4tigkeiten den Bewufstseinszustand begleiten.\nDer zweite Aufsatz hat nun wesentlich den Zweck, im Detail nachzuweisen, wie diese Hypothese die verschiedenen Lust- und Schmerz-erscheinungen verdeutlicht. Er erkl\u00e4rt des n\u00e4hern, warum die Lust bei Fortdauer eines hypernormalen Reizes schnell zur Indifferenz und zum Schmerz wird, warum Ruhe, indem sie Accumulation von potentieller Energie erm\u00f6glicht, die Lustf\u00e4higkeit steigert, warum Schmerz bei Fortdauer des Reizes nicht jene Tendenz zum Indifferenzpunkt zu suchen hat, und viele andere Erscheinungen dieser Art. Den Schlufs bildet ein kurzer Hinweis auf die Bedeutung dieser Theorie f\u00fcr Ethik, P\u00e4dagogik und \u00c4sthetik.\tGa\u00fcpp (Cannstatt).\ntliroRc IIirth. Aufgaben der Kunstphysiologie. M\u00fcnchen und Leipzig.\nG. Hirths Kunstverlag, 1891. VIII und 611 S.\nDer Begriff der Kunstphysiologie ist in dem vorliegenden Werke viel enger gefafst, als es dem eigentlichen Wortsinn entspricht. Der Verfasser ber\u00fccksichtigt in seinen Darlegungen gar nicht die Tonkunst, deren Beziehung zu der Sinnesphysiologie bei dem gegenw\u00e4rtigen Standpunkt unserer Kenntnisse doch wohl noch weiter durchgef\u00fchrt ist, als dieses hinsichtlich der Malerei und Zeichenkunst der Fall. \u2014 Doch dieses ist nur etwas rein \u00c4ufserliches, welches sich durch eine blofse \u00c4nderung des Titels leicht beseitigen liefse. Andererseits geht das Buch weit \u00fcber den durch den Titel angezeigten Rahmen hinaus und hebt \u00fcberall die rein psychologischen Gesichtspunkte hervor; und gerade auf diesem Gebiete ist eine ungemeine F\u00fclle feiner Beobachtungen mitgeteilt. R\u00fchmend mag hervorgehoben sein, dafs der Verfasser sich stets als ein Gegner aller metaphysischen Spekulation bekennt. Die Gesetzlichkeit in dem k\u00fcnstlerischen Sehen und Schaffen zu erweisen, ist das allen Anschauungen und Bestrebungen des Verfassers zu Grunde liegende Ziel. Kunst und Wissenschaft sind Beth\u00e4tigungen desselben Menschengeistes, und so m\u00fcssen sie sich schliefslich denn auch unter dieselben Formen der Begriffe fassen lassen. Das ist freilich eine schwere Aufgabe, deren L\u00f6sung nur in Angriff genommen werden kann von solchen, welche die hier in Betracht kommenden naturwissenschaftlichen Kenntnisse mit reicher Erfahrung und feinem Verst\u00e4ndnis auf k\u00fcnstlerischem Gebiete vereinigen, v. Helmholtz, v. Br\u00fccke und v. Bezold haben diesen Weg betreten; der Verfasser","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nLitteraturbericht.\ndes vorliegenden Werkes folgt ihnen in diesen Bestrebungen, und zwar in einer den Anschauungen und Bezeichnungsweisen der K\u00fcnstler von Beruf manchmal vielleicht noch besser sich anpassenden Torrn der Darstellung, als seine Vorg\u00e4nger.\nDie Stellung, welche er als Endergebnis seiner Untersuchungen gegen\u00fcber der Kunst und den Aufgaben der Kunstphysiologie einnimmt, charakterisiert der Verfasser selbst am besten dadurch, dafs er dem gesamten Werke den S\u00dfNECASchen Ausspruch: \u201eOmnis ars naturae imitatio est\u201c als Motto vorsetzt.\nIn Bezug auf manche Einzelheiten freilich kann der Referent mit dem Verfasser nicht \u00fcbereinstimmen; vor allem aber m\u00f6chte er w\u00fcnschen, dafs die Bezeichnungen sich an vielen Stellen mehr dem allgemeinen Sprachgebrauche anschl\u00f6ssen; so wird z. B. niemand wissen, was er unter den Kapitel\u00fcberschriften \u201eDas doppelte Lichtbad und die Lichtwage\u201c oder \u201eUnterstr\u00f6mungen im verborgenen Gemerk\u201c zu verstehen hat, bevor er nicht die betreffenden Abschnitte selbst gelesen. Das ist eine unn\u00f6tige Erschwerung f\u00fcr den Leser, welche bei den weniger tief Eindringenden leicht den Gesamteindruck des Werkes benachteiligen k\u00f6nnte.\nDie Ausstattung des Buches ist musterg\u00fcltig.\nAbth\u00fcr K\u00f6nig.\nCh. Henry. Harmonies de Formes et de Couleurs. D\u00e9monstrations pratiques avec le rapporteur esth\u00e9tique et le cercle chromatique. Paris, Librairie A. Hermann, 1891. 65 S.\nVerfasser ist ein Mann von mancherlei Kenntnissen und auch von mancherlei eigenen Gedanken, aber die beiden scheinen bei ihm nicht den richtigen Umgang miteinander zu pflegen, und so produziert er in zahlreichen Publikationen h\u00f6chst seltsame Dinge. Behufs kurzer Orientierung \u00fcber ihn greife ich das vorliegende Schriftchen, einen Vortrag, heraus. Darin werden neben vielem Allbekannten einige Erfindungen mitgeteilt, vermittelst deren die Auffindung wohlgef\u00e4lliger Paare von Farben oder von Lichthelligkeiten, sowie von wohlgef\u00e4lligen Formen \u201eauf streng mathematischer Basis\u201c erm\u00f6glicht werden soll. Das Verst\u00e4ndnis des Einzelnen ist ohne die Demonstrationen, auf die sich der Vortrag bezieht, nicht leicht; \u00fcber den Wert wird nach einem Beispiel niemandem ein Zweifel sein. Das Rezept f\u00fcr die Auffindung von angenehm wirkenden Helligkeitspaaren lautet so (falls ich es richtig verstehe, was nicht ganz sicher ist). Man erhebe (oder z/s) auf eine Potenz, deren Exponent entweder selbst eine Potenz von 2 ist, oder eine Primzahl gleich 1 plus einer Potenz von 2, oder endlich ein Produkt einer Potenz von 2 mit einer der vorbeschriebenen \u201erhythmischen\u201c Zahlen. Die gefundene Zahl dividiere man noch so oft durch 2 (oder multipliziere sie mit 2), bis das Resultat zwischen 1 und 2 f\u00e4llt, dann wird ein Licht von der Intensit\u00e4t der zuletzt gewonnenen Zahl neben einem Licht von der Intensit\u00e4t 1 einen angenehmen Eindruck machen. Vermittelst der \u201erhythmischen Zahlen\u201c kann man dann auch gleich alle m\u00f6glichen harmonischen Farbenpaare auffinden; man braucht dazu nur noch eine von Henky entsprechend konstruierte und auch bereits publizierte Farben-","page":346}],"identifier":"lit14891","issued":"1892","language":"de","pages":"345-346","startpages":"345","title":"Georg Hirth: Aufgaben der Kunstphysiologie. M\u00fcnchen und Leipzig, G. Hirths Kunstverlag, 1891","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:57:11.865904+00:00"}