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{"created":"2022-01-31T16:59:08.991812+00:00","id":"lit14893","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ebbinghaus, Hermann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 346-347","fulltext":[{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nLitteraturbericht.\ndes vorliegenden Werkes folgt ihnen in diesen Bestrebungen, und zwar in einer den Anschauungen und Bezeichnungsweisen der K\u00fcnstler von Beruf manchmal vielleicht noch besser sich anpassenden Torrn der Darstellung, als seine Vorg\u00e4nger.\nDie Stellung, welche er als Endergebnis seiner Untersuchungen gegen\u00fcber der Kunst und den Aufgaben der Kunstphysiologie einnimmt, charakterisiert der Verfasser selbst am besten dadurch, dafs er dem gesamten Werke den S\u00dfNECASchen Ausspruch: \u201eOmnis ars naturae imitatio est\u201c als Motto vorsetzt.\nIn Bezug auf manche Einzelheiten freilich kann der Referent mit dem Verfasser nicht \u00fcbereinstimmen; vor allem aber m\u00f6chte er w\u00fcnschen, dafs die Bezeichnungen sich an vielen Stellen mehr dem allgemeinen Sprachgebrauche anschl\u00f6ssen; so wird z. B. niemand wissen, was er unter den Kapitel\u00fcberschriften \u201eDas doppelte Lichtbad und die Lichtwage\u201c oder \u201eUnterstr\u00f6mungen im verborgenen Gemerk\u201c zu verstehen hat, bevor er nicht die betreffenden Abschnitte selbst gelesen. Das ist eine unn\u00f6tige Erschwerung f\u00fcr den Leser, welche bei den weniger tief Eindringenden leicht den Gesamteindruck des Werkes benachteiligen k\u00f6nnte.\nDie Ausstattung des Buches ist musterg\u00fcltig.\nAbth\u00fcr K\u00f6nig.\nCh. Henry. Harmonies de Formes et de Couleurs. D\u00e9monstrations pratiques avec le rapporteur esth\u00e9tique et le cercle chromatique. Paris, Librairie A. Hermann, 1891. 65 S.\nVerfasser ist ein Mann von mancherlei Kenntnissen und auch von mancherlei eigenen Gedanken, aber die beiden scheinen bei ihm nicht den richtigen Umgang miteinander zu pflegen, und so produziert er in zahlreichen Publikationen h\u00f6chst seltsame Dinge. Behufs kurzer Orientierung \u00fcber ihn greife ich das vorliegende Schriftchen, einen Vortrag, heraus. Darin werden neben vielem Allbekannten einige Erfindungen mitgeteilt, vermittelst deren die Auffindung wohlgef\u00e4lliger Paare von Farben oder von Lichthelligkeiten, sowie von wohlgef\u00e4lligen Formen \u201eauf streng mathematischer Basis\u201c erm\u00f6glicht werden soll. Das Verst\u00e4ndnis des Einzelnen ist ohne die Demonstrationen, auf die sich der Vortrag bezieht, nicht leicht; \u00fcber den Wert wird nach einem Beispiel niemandem ein Zweifel sein. Das Rezept f\u00fcr die Auffindung von angenehm wirkenden Helligkeitspaaren lautet so (falls ich es richtig verstehe, was nicht ganz sicher ist). Man erhebe (oder z/s) auf eine Potenz, deren Exponent entweder selbst eine Potenz von 2 ist, oder eine Primzahl gleich 1 plus einer Potenz von 2, oder endlich ein Produkt einer Potenz von 2 mit einer der vorbeschriebenen \u201erhythmischen\u201c Zahlen. Die gefundene Zahl dividiere man noch so oft durch 2 (oder multipliziere sie mit 2), bis das Resultat zwischen 1 und 2 f\u00e4llt, dann wird ein Licht von der Intensit\u00e4t der zuletzt gewonnenen Zahl neben einem Licht von der Intensit\u00e4t 1 einen angenehmen Eindruck machen. Vermittelst der \u201erhythmischen Zahlen\u201c kann man dann auch gleich alle m\u00f6glichen harmonischen Farbenpaare auffinden; man braucht dazu nur noch eine von Henky entsprechend konstruierte und auch bereits publizierte Farben-","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"Li tier a hirhericli t.\n347\ntafel, die ich nat\u00fcrlich durch eine Beschreibung nicht zu ersetzen vermag.\nSelbstverst\u00e4ndlich darf bei einer so exakten Methode der Annehm-lichkeits- oder Unannehmlichkeitsgrad der Farben- und Formenkombinationen nicht blofs nach dem ungenauen subjektiven Ermessen bestimmt werden, sondern auch hier ist numerische Pr\u00e4zision erforderlich. Henry liefert daher gleich noch die Grundlagen zu einer Wissenschaft der Messung der Gef\u00fchlszust\u00e4nde. Leider nur vermittelst einer h\u00f6chst fragw\u00fcrdigen Theorie. Jeder Lust korrespondiert eine Vermehrung, jeder Unlust eine Verminderung der motorischen Reaktionen des Organismus. Weiter aber stehen Motilit\u00e4t und Sensibilit\u00e4t in einem bekannten Antagonismus ; Hyper\u00e4sthesie bedingt im allgemeinen eine gewisse Bewegungslosigkeit und umgekehrt. Beides vereinigt ergiebt, dafs angenehme Empfindungen verbunden sein m\u00fcssen mit einer gewissen Abstumpfung, unangenehme mit einer gewissen Sch\u00e4rfung der Sensibilit\u00e4t, und dadurch wird die numerische Dosierung des Gef\u00fchls eine einfache Sache. Man bestimmt irgendwie die gr\u00f6fsere oder geringere Leichtigkeit, mit der man die in Betracht kommenden Eindr\u00fccke oder unter ihrem Einfl\u00fcsse andere Eindr\u00fccke voneinander zu unterscheiden vermag; je gr\u00f6fser diese Empfindlichkeit, desto geringer die Annehmlichkeit und umgekehrt.\nJeder Brauch hat seinen Mifsbrauch. Dafs das Experimentieren in der Psychologie keine Ausnahme macht, k\u00f6nnte man hier lernen, wenn man\u2019s sonst nicht schon w\u00fcfste.\tEbbinghaus.\nMarie Manac\u00e9ine. Le surmenage mental dans la civilisation moderne.\nEffets-causes-rem\u00e8des. Traduit du russe par E. Jaubert. Avec une pr\u00e9face par Charles Richet, Paris, 3. Massen-Ausg., 1890.\nDie Verfasserin hat eine aufgeh\u00e4ufte Gelehrsamkeit in ihr ebenso ernsthaftes als unterhaltendes B\u00fcchlein versenkt. Man wird daher finden, dafs sie nicht immer streng zu ihrem Thema redet, welches freilich seine Begrenzung nicht in sich selber hat. Aus der \u201egeistigen \u00dcberreizung\u201c so etwas wie eine besondere Krankheit zu konstruieren, mufs als eine irrt\u00fcmliche Unternehmung bezeichnet werden; w\u00e4hrend es von selbst einleuchtet, dafs heftige Anstrengung eines Organes sowohl f\u00fcr dieses als auch f\u00fcr andere Organe sch\u00e4dliche Wirkung haben, mithin die Ursache von Erkrankungen werden kann. Dafs nun durch das gesamte moderne Leben, zumal das grofsst\u00e4dtische, Gehirn und Sinnesorgane vieler Menschen \u00fcberm\u00e4fsig in Anspruch genommen werden; dafs die Allgemeinheit des Schulunterrichts, der h\u00f6here Unterricht insbesondere, die unreifen und oft erblich belasteten Nervensysteme der aus solchem Leben entspringenden Kinder unter ein Joch spannt, das zu schwer auf ihnen ruht . . . hier\u00fcber und \u00fcber vieles damit Verwandte herrscht ja wohl ziemlich verbreitetes Einverst\u00e4ndnis, das jedoch die hier gesammelten Beobachtungen und Citate nicht \u00fcberfl\u00fcssig macht. Die Verfasserin hat jedoch unrecht, wenn sie in diesen Thatsachen und Ursachen die haupts\u00e4chliche Gefahr f\u00fcr die Qualit\u00e4ten der Rasse erblickt. In Wahrheit treffen diese \u00dcbel doch nur eine beschr\u00e4nkte Schicht in ihrer ganzen Schwere, n\u00e4mlich besonders die am Handel, an der Politik, an der Wissen-","page":347}],"identifier":"lit14893","issued":"1892","language":"de","pages":"346-347","startpages":"346","title":"Ch. Henry: Harmonies de Formes et de Couleurs, D\u00e9monstrations pratiques avec le rapporteur esth\u00e9tiques et le cercle chromatique. Paris, Librairie A. Hermann, 1891","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:59:08.991817+00:00"}