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Ueber das Vorkommen von Kohle in menschlichen Gallensteinen, nebts einigen Bemerkungen über Verkohlung organischer Körper überhaupt

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{"created":"2022-01-31T16:59:08.578270+00:00","id":"lit14900","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"J\u00e4ger, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 485-495","fulltext":[{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"Deut Ich es Archiv\nf\u00fcr die\nPHYSIOLOGIE.\nSechster Band. Viertes Heft.\nI.\nUeber das Vorkommen von Kohle in menfchlichen Gallenfteinen, nebft eini-gen Bemerkungen \u00fcber Verkohlung or-ganifcher K\u00f6rper \u00fcberhaupt, von Dr. G. Jaeger.\nIn der Gallenblafe einer drei und f\u00fcnfzigj\u00e4hrigen Frau, die einige Jahre an einer, durch bedeutende organifche Ver\u00e4nderungen des Gehirns herbeigefiihrten, Abnahme der Geiiteskr\u00e4fte und der \u00dfewegf\u00e4higkeit geJitten hatte, und endlich apoplektifch geltorben war, fand mein Bruder viele kleine und zwei gr\u00f6fsere Gallenfteine, die er mir zur Unterfuchung \u00fcberliefs. Der gr\u00fcfsere derfel-ben ftellte einen l\u00e4nglichten W\u00fcrfel von einem Zoll L\u00e4nge mit abgeftumpften Ecken dar, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Gallenfteine die meift etwas unregelm\u00e4fsige Form ftumpfeckigter, plattgedr\u00fcckter drei oder vierteiliger Pyramiden hatten. Alle waren mit einer fchwarzgr\u00fc-n\u00e9n, metallifch- gl\u00e4nzenden i bisf Linien dicken Rinde \u00fcberzogen, die beim Trocknen riffig wurde, und lieh zum Theil in kleinen Splittern, zum Theil als, Pulver abl\u00f6fen liefs. Im Innern waren die Steine hellbraun mit weifs untermifcht und mit einzelnen dunkleren Stellen ;\nM. d. Archiv, VI. 4*\t^ 1","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"48 6\nbel'onders in der Mitte , die oft eine kleine H\u00f6hlung bildete, waren fie dunkler gef\u00e4rbt,' und von hieraus gingen auseinanderlaufende Slralden gegen die Peripherie. Das abfolute Gewicht des grofsen Gal-lenfteins war ~ 574Centigrammen, das eines der klein-ften ~ 22 Centigr. ; das fpecififche Gewicht beider beinahe gleich: ich fand das der gr\u00f6sseren \u2014 0,919, das der kleineren = 0,909 *). Der Gehalt an Fettwachs oder Gholefterine nach Chevreul betrug ohngef\u00e4hr aclit-?.ig Procent. Die dunkleren Stellen im Innern und zum Theil auch die Rinde des Steins fchienen gebildet A aus einer braunen einem trockenen pulverigten Pflanzen-extract \u00e4hnlichen und \u00df aus einer fohwarzbraunen har-zigen gl\u00e4nzenden Subftanz, letztere fo wie G ein metal-\u00dcfch gl\u00e4nzendes Pulver, das, wie fp\u00e4ter gezeigt werden wird, gr\u00f6fstentheils aus Kohle beftand , fchienen vorzugsweife die Rinde des S toi ns gebildet zu haben. A und R zufammen machten etwa zehn bis vierzehn Procent aus. Von \u00fc feinen lieh eine geringe Menge in kochendem Waller aufzulofen, das dadurch etwas j-relb gef\u00e4rbt wurde, wiewohl cliefe F\u00e4rbung auch von ider etwa noch anh\u00e4ngenden Galle herf\u00fchren konnte. A und R zufammen wurden durch Kochen des Steins mit Aufl\u00f6fung von cauftifchem Kali gleich anfangs entfernt, oder erft nach Entfernung der Choiefterine durch Kochen des Steins mit Alkohol, von dein Pulver C eben-\nl) Ein auf der Oberfl\u00e4che rothbraimer, in der Mitte hohler Gallenft ein ans einer andern weiblichen Leiche hatte bei einem abfolnten Gewicht von 156 Centigr. ein fpecififches Gewicht von beinahe 0,970; andere ein merklich geringe-res, z. \u00df. einer von zwei grofsen, heh gaDZ \u00e4hnlichen Gallenfteinen aus einer epilept\u00fcchen Frau, die auf 1000 Theile SJ7S Fettwachs enthielten, batte ein fpecififches Gewicht vono,5?3, bei einem absoluten Gewicht von 344 Centigr.","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"487\nfalls durch Kochen mit \u00e4tzender Ivaliaufl\u00f6fung gefchie-den. ln der dadurch erhaltenen gr\u00fcnlich hra ; it-n Fi\u00fcf-figkeit bildete lieh auf Zugufs von Salzf\u00e4ure eine Welke von piftaciengr\u00fcner Farbe, die das Fjltrum, durch das fie gefchieden wurde , vollkommen mit der nri'p.rng-lichen Farbe der Rinde des Steins f\u00e4rbte. Aus flem nach dem Kochen mit \u00e4tzender Kabau'lofung zui\u00fcck-bleibenden Pulver l\u00fcfte concentrirte Salzf\u00e4ure durch Kochen noch etwas auf. In der illtrirt n Flnffigkeit bildete fich eine piftaciengriine Wolke, die fich, fo wie die fp\u00e4ter bei gr\u00f6fserer K\u00e4lte in gr\u00f6sserer Menge nie !er-gefcblagenen piftaeiengriinen Flocken durch Selniitein wieder in der Fliiffigkeit aufl\u00f6fen iiefsen. Diefe gr\u00fcnen Flocken, fo wie die dem Filirum anh\u00e4ngende p.ftacien-griine Farbe l\u00fcfte lieh vollkommen in kaltem Weingeift auf, der nun diefelbe Farbe annahm, fich aber a\u00fcm\u00e4h-lich mehr aufhellte, indem er ziemlich viel wolkjgten Bodenfatz von gleicher F'arbe abfetzte.\nDas nun nach Auskochen des Steins mit Waffer, Alkohol, \u00e4tzender Lauge und concentrirter Salzf\u00e4ure \u00fcbriggebliebene Pulver G, das' ohngef\u00e4hr f\u00fcnf Hundert-theile ausmachte, hatte folgende Eigenfehaften : ein kleiner Theil deffelben mit rauchender Salpeterf\u00e4ure tibergoffen, zeigte durchaus keine Ver\u00e4nderung; ein Theil deffelben in einem Platinal\u00f6ffel \u00fcber die Flamme eines Wachslichtes gehalten, verbreitete anfangs einen Geruch nach (ihm noch anh\u00e4ngender) Salzf\u00e4ure, dann vor\u00fcbergehend den Geruch von thierifchem Dunit, bl\u00e4hte fich auf zu einer lockeren gleichf\u00f6rmig gl\u00e4nzenden Kohle, die, da die Flamme des Lichts zuf\u00e4llig dar\u00fcber wegfehlug, einige Augenblicke eine gelbliche Flamme auf der Oberfl\u00e4che zeigte, l\u2019onft aber nur wie gemeine Kohle gl\u00fchte. Es fetzte fich zugleich an der innem Wandung des L\u00f6ffelchens ein fchwarzbrauner Ueberzug ab, der bei fortgefetzter Erhitzung bis zum\n11 2","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"Gl\u00fchen des L\u00f6ffelchens wieder verfchwand. Das Pulver hatte dabei etwas an Gewicht verloren, fein An-fehen aber hatte fleh wenig ver\u00e4ndert, nur hatte fich ein Theil deffelben zu einem fefteren Kern vereinigt. Die-fes ver\u00e4nderte fich mit concentrirter Schwefelf\u00e4ure \u00fcber-goffen, auch nach mehreren Monaten nicht. Nach dem Auswafchen mit deftillirtem Waffer erfchienen nun wieder zwifchen der dunkelfchwarzen Maffe metallifch gl\u00e4nzende Punkte. Von dem jetzt noch \u00fcbrigen zwei Centigrammen betragenden Pulver blieben nach dem Gl\u00fchen in einem bedeckten Platinatiegel wenige gemeiner Afche \u00e4hnliche St\u00e4ubchen \u00fcbrig. In dem deftillir-ten Waffer, mit dem der Platinatiegel ausgefotten wurde, l\u00f6ften fich jene St\u00e4ubchen auf ; nach Zugufs von berliner-blaufaurem Kali zeigte fich keine Ver\u00e4nderung; eben fo wenig nach Zugufs einer Aufl\u00f6fung von bernfteinfaurer Soda. Die Gegenwart von Eilen ift alfo fehr unwahr-fcheinlich. Um fo beftimmter fcheint mir der Gehalt an freier Kohle in diefem Pulver und zwar in der \u00e4ufse-ren rilligen, metallifch gl\u00e4nzenden Rinde erwiefen zu feyn, da diefe f\u00fcr fich allein, den mit dem Pulver G an-geftellten Verfuchen unterworfen, fich v\u00f6llig auf gleiche Art wie diefes verhielt, nur mit dem Unterfchiede, dafses in einem filbernen L\u00f6ffel \u00fcber das Licht gehalten, viel ft\u00e4iker und anhaltenderden Geruch nach thierifchem Dunfte ausftiefs, was voraus zu erwarten war, da fchon die Farbe der Rinde es fehr wahrfcheinlich machte, dafs die harzige Subftanz B wohl vorzugsweife und ohne Zweifel auch ein gr\u00f6fserer Theil der braunen Subftanz A und zugleich auch noch etwas Fettwachs in die Mi-fchung der Rinde des Steins einging.\nEin einzelner Gallenftein aus einem andern weiblichen Leichnam, der ohngef\u00e4hr die Gr\u00f6fse einer Ha-felnufs hatte und acht und neunzig Centigrammen wog, beftand aus einem feften gl\u00e4nzenden Kerne, der fich","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"489\nmit dem Meffer nicht zerfchneiden, fondera nur zer-fprcngcn liefs, und einer lockeren braunfchwarzen Rinde, deren \u00e4ufsere Oberfl\u00e4che mehr puiverigt Avar, und viele einzelne Hervorragungen zeigte. Dem \u00e4ufseren An Geben nach war ich fehr geneigt, auch in cliefer Rinde die Gegenwart von gebildeter Kohle zu vermuthen; allein bei der Unterteilung ergab fleh, dafs der Stein \u00e4ufserft wenig in Alkohol aufl\u00f6sliche Reftandtheile, namentlich nur eine Spur von Cholefterine enthielt, dem gr\u00f6fsten Theil nach aber aus der von Th\u00e9nard (M\u00e9moires de la Soci\u00e9t\u00e9 d Arcueil Tom. I. p. 64O bemerkten braunen Materie beh\u00e4nd, deren dunklere Farbe er dem Vorwalten des Kohlenftoffs zufchreibt, in der er jedoch keine gebildete Kohle gefunden hat. Indefs gewinnt wohl die auch von Maffovius (Archiv f\u00fcr Phyfiologie XI. Bd. p. 240.) ge\u00e4ufserteMeinung, dafs die Kohle die \u00e4ufserfte Abweichung der extractartigen Subftanz fey, durch das Vorkommen folcherUebergangsformen der braunen Materie wenigftens dem \u00e4ufseren Anfehen nach zu dem der Kohle an Wahrfcheinlichkeit. Der Hergang diefer Verwandlung ift freilich damit noch nicht deutlich, in-zwifchen l\u00e4fst fleh aus der Beobacht ung Th\u00e9nards, dafs die Galleufteine des Ochfen mit fier Zeit eine \u00e4hnliche. Umwandlung erfahren und bei Alienation mehr Kohle, als im frifchen Zuftande geben, vermuthen, dals vielleicht noch im lebenden K\u00f6rper eine \u00e4hnliche Umwandlung zur Kohle bei den gebildeten Gallen keinen Statt *)\nG Die Gallenfteine, Aie ich von zwei Frauen nach fehr heftigen Zuf\u00e4llen, die ihr Durchgang durch den Gallengang veranlagte erhalten hatte (von einer Frau zwifchen f\u00fcnfzig und fechzig Jahren waren im Ganzen hundert Gallenfteine nach mehreren Anf\u00e4llen abgegangen, von denen die griifsten leclizehn bis achtzehn Centigramme\u00ab wogen; von einer andern zwanzigj\u00e4hrigen Frau nur ein Paar ganz kleine), hatten in\u00bb Innern eine ftrahlichte Structur und eine gelblichweifre","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\nfindet. Dafs fieh der Procefs ihrer Bildung felbft in einer Reihe von Jahren ver\u00e4ndere, ift nicht anzuneh-men, wegen der grofsen Uebereinl'timmung, die alle Gallenfteine deffelben Individuums in der Regel zeigen, deren grof.se Anzahl fchon es in einzelnen F\u00e4llen lehr unwahrfcheinlich macht, dafs fie alle zu gleicher Zeit entftau ien feyen. Viele Umft\u00e4nde fcheinen aber daf\u00fcr\nJ\nzu fpreohen , dafs ihre Bildung \u00fcberhaupt in einer entfernteren Beziehung zu den dynarnilchen als zu den chemifchen Verh\u00e4ltniflen des Lebensproceffes ftelie. Durch letztere fcheint zum Theil wenigftens die Bildung von Kohle in der f\u00e4rbenden Subftanz der Bron-chialdr\u00fcfen und der fchwarzen Flecken in den Lungen erwachfener Menfchen bedingt. Mit lolchen fchwarzen\nFarbe. Die Rinde war hellbraun\u00bb Ihr \u00e4ufseres Anfehen hatte heb nach drei Jahren nicht ver\u00e4ndert; indefs k\u00f6nnte eine Umwandlung der Gallenfteine und Vermehrung des Koblengehalts derfelben im lebenden K\u00f6rper dennoch Statt finden Es fpr\u00e4che daf\u00fcr wenigftens der Umftand, dafs die Gallenfteine, deren Kohlengehalt ich oben nachgewiefen habe, wahrfeheinlicla fchon lange gebildet waren. Die Frau, in deren Leiche lie gefunden wurden, hatte nie an Zuf\u00e4llen gelitten, die man den Gallenfteinen fonft zu-fchreibt, und fo auch nicht die liebzigj\u00e4hrige ledige Weibsperfon, bei der- der oben befchriebene Gallenftein einzeln gefunden wurde. Ein einzelner Gallenftein, der f\u00fcnf und zwanzig Centigrammen wog, von einer an Peripneu-monie verftorbenen Frau , die nie Belch werden von diefem Gallenfteine gehabt hatte, zeigte gleichfalls eine ichw\u00e4rze Ober fl ehe. Eben lb n\u00e4herte Geb das Anfehen von zwey und f\u00fcnfzig Galienfteinen , die wir bei einer an der eiternden Lurigenfchwindfucht geworbenen Frau fanden, viel mehr dem der kohlehaltigen Gallenfteine; auch diefe Frau hatte keine beftimmten Zuf\u00e4lle von Gallenfteinen gehabt, und es \u25a0w\u00e4re daher wohl m\u00f6glich, dafs das lange Verweilen der Gallenfteine in der Gallenblafe des lebenden Menfchen ihre Umwandlung zur Kohle beg\u00fcnftigte*","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"491\nFlecken fand ich nicht nur die Lungen , fondern auch dieLuftf\u00e4cke derBruft und des Unterleibs eines Kronenkranichs befprengt. Eine in einer d\u00fcnnen Haut (vielleicht eines Luftfacks) im Unterleibe eines L\u00f6fi\u2019elreihers enthaltene braunfchwarze, trockene, br\u00f6ckelichteMaffe gab nur noch durch ein leichtes Schillern ins Rothe lieh als ein wahrfcheinlich fchon lange entftandenes Extra-vafat von Blut zu erkennen. Durch die fortdauernde Ber\u00fchrung mit der Luft des angrenzenden Luftfacks war es verkohltem Blut ganz \u00e4hnlich geworden, fo dais es beim Zerreiben mit Waffer keine Spur von ll\u00f6the zeigte, und zwifchen dem Fingern zerrieben diele fchwarzbraun, wie Ambra f\u00e4rbte. In der Leiche einer fetten, epileptifch-gewefenen Frau von neun und vierzig Jahren, deren Gallenblafe zwei grofse gr\u00f6fstentheils aus Fettwachs beftehends Gallenfteine enthielt, (liehe oben) war die Farbe des Mefenterinms, das weniger Fett als das Mefocolon und feine Omente enthielt, und die Oberfl\u00e4che der Ged\u00e4rme fchwarzgrau mit untermifchten gr\u00fcfseren und kleineren kohlenlarbigen Punkten, ln der Leiche eines fehr letten phlegmatifchen Mannes von ein und vierzig Jahren, der an einer eigenen Form von Rheumatismus acutus arthriticus, die lieh durch l\u00e4ngere Dauer und wiederholte Friefeleruption auszeichnete, geftorben war, fand man die Lungen zum Theil entz\u00fcndet und mit Blut \u00fcberf\u00fcllt; an der Oberfl\u00e4che einzelne Klumpen von Fett in der Nahe des Netzes und an der zwifchen den Bl\u00e4ttern des Mefenterinms befindlichen Fettlage am untern Theile des d\u00fcnnen Darms viele zer-ftreute fchw\u00e4rzlichgraue Punkte und einige hin und wieder in. dem Mafenterialfette zerftreute etwa erbfen-grofse Flecke von beinahe ganz fchwarzer Farbe. Einer clerfelben fchien durch eine krankhaft ver\u00e4nderte Mefenteriaklr\u00fcfe gebildet, die nach Art der Bronchial-drtiien einen tinten\u00e4hnlichen Saft enthielt. Im Innern","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"493\neines andern folchen Flecks fand fich zwar auch eine kleine H\u00f6hlung, die eine geringe Menge fchw\u00e4rzlichter Fliiffigkeit enthielt, doch war hier die fchwarze Farbe hauotf\u00e4chlich mit den Bl\u00e4ttern desMefenteriums und des Zellgewebes felblt verfchmolzen. Wenn fo tier Abfatz von Kohle in den Lungen und vielleicht auch im Cnter-leibe mehr mit dem Chemismus des Lebens zufammen-h\u00e4ngt, fo ift vielleicht die Bildung derfelben in dem fchwarzen Pigmente des Auges, wie in dem fchwarzen Pigment des Malpighifchen Netzes beiMohren mehrvon den dynamifchen Verh\u00e4ltniffen des Lebens abh\u00e4ngig. In wie weit n\u00e4mlich das Licht zu ihrem Abfatze oder ihrer Bildung beitrage, ift deswegen noch nicht ganz zu beurtheilen, weil vergleichende chemifche Gnterfuchun-gen des Pigments im Auge des Menfchen in den verfchie-denen Lebensaltern, insbefonclere vor der Geburt fehlen, wenn gleich die weniger dunkle Farbe der Haut des neugebornen Mohren und die weniger dunkle Farbe und die geringere Menge des fchwarzen Pigments im Auge ties Kalbes als im Auge des Ochfen (Gmelin Dif-fert. dePigmento nigro p. 65.) es wahrfcheinlich macht, dafs das Licht einigen Einflufs auf die Hervorbringung diefer Farbe habe. Es ift indefs klar, dafs der Ahfatz deffelben wenigftens vorzugsweife durch dynamifche Verh\u00e4ltniife und namentlich durch die Gefetze der ur-fprtinglichen Bildung mitbedingt werde, da das fchwarze Pigment fich fchon bei ganz kleinen Embryonen findet, und da bei Kakerlacken der Mangel des fchwarzen Pigments als Folge einer urfpr\u00fcnglichen Mifsbiklung oder einer urfpr\u00fcnglichen Mifsentwicklung in Abficht auf Function erfcheint, und da die eigenth\u00fcrnliche Farbe der Ha ut des Mohren auch in andern Klimaten in gleichem Verh\u00e4ltniffe beinahe wie andere Eigenth\u00fcmlichkeiten der Organifation auf mehrere Generationen fich fortzu-p\u00dfanzen i'cheint. Ob einzelne Theile des K\u00f6rpers vor","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"andern in Folge von Krankheit desUeberganges in Kohle f\u00e4hig feyen, ift mir nicht bekannt, nur verdienten vielleicht des \u00e4ufseren Anfehens wegen die cari\u00f6fen Knochen und Z\u00e4hne in rliefer Hinficht eine Unterfuchung. Den Sphacelus fpontaneus der weichen Th ei le fcheint eine folche Verkohlung bisweilen zu begleiten; ich fand fo die Haut \u00fcber dem Trochanter eines an Atrophia neonatorum geftorbenen Kindes noch w\u00e4hrend des Lebens ganz fchwarz und auf ihrer Oberfl\u00e4che fogar in ein trockenes kohlenartiges Pulver verwandelt. An andern Stellen war die Haut braun und trocken, wie bei anfangender Verbrennung. Eben fo fand ich auch bei einem in der Geb\u00e4rmutter vertrockneten Kalbe, das. zwei und zwanzig Wochen \u00fcber die gew\u00f6hnliche Zeit getragen worden war, nur einzelne Knochen braun wie angebrannt und br\u00f6cklich, und bei Leichen fcheint eine folche imimienartige Vertrocknung unter gewiffen Urn-ft\u00e4nden nicht feiten vorzukommen. Eine Verkohluno\nG*\nohne Feuer fcheint auch hei den kleineren Bruckft\u00fccken von Knochen und Stofsz\u00e4hnen Statt gefunden zu haben (f. die AbhandJ. meines Bruders in Gilberts Annalen 1818. I. St.) di\u00a9 im Jahr 1816 in der Leimengrube bei Gantftadt ausgegraben worden, und zwar fcheint fie an Ort und Stelle vorgegangen zu feyn, was neben andern Gr\u00fcnden dadurch wahrfcheinlich wird, dafs die in der N\u00e4he befindlichen befier erhaltenen Knochen vom Mammuth, insbefondere die Backen-und Stofsz\u00e4hne vorz\u00fcglich an den durch anfangende Verwitterung ent-ftandenen Spaltungen eine fchw\u00e4rzlichblaue Farbe, zum Theil in dendritifchen Zeichnungen angenommen haben, die wohl als Zeichen der beginnenden Verkohlung angefehen werden konnte. W\u00e4re eine folche aus den chemiiehen Verh\u00e4ltniffen des Vorkommens diefer Knochen erkl\u00e4rlich, fo w\u00fcrde daf\u00fcr auch Theophra\u00dfs Zeug-nifs {P\u00fcn\u00fc hift. nat. Editio Starduini Tom, II, p. 748-),","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"dafs das foffile Elfenbein von weifser und fchwarzer oder blaufchwarzer Farbe gefunden werde, als weiterer Beleg vielleicht gelten\tIn geringer Entfer-\nnung von dem Fundorte diefer Knochen trifft man ein Lager von Tuffftein (Kalkfinter), der felbft mit Eifeu-ocker gef\u00e4rbt ift (der ganz in der Nahe in gr\u00fcfserer Menge fo rein ausgegraben wird, dafs er als Farbematerial benutzt wird) und zwilchen defl'en Platien lieh h\u00e4ufig rnehlichtes fchwarzes Braunfteinoxyd als d\u00fcnner Ueber-zug angefetzt hat. Einzelne H\u00f6hlungen dieies Tuff-fteins nun lind mit reiner Holzkohle angef\u00fcllt, an der lieh das Holzgef\u00fcge noch erkennen l\u00e4fst, die aber etwas befeuchtet, ganz zu feinem Staube zerrieben werden I<ann. Nimmt man nun hierzu die verfchiedenen Stufen der Verkohlung, welche die Theile der Pflanzen und namentlich das Holz unter verfchiedenen Bedingungen erleidet, und die die Natur z\u00fcrn Theil in grofsen Mafien in ihren unterirdifchen Werkst\u00e4tten darftellt, fo erfcheint die Verkohlung als ein im Einzelnen wie im Grofsen wiederkehrender Procefs des Ablebens und der Einwirkung chemifcher Kr\u00e4fte zugleich, durch die die Natur die ziifairirnengefetzten organifchen K\u00f6rper zu einem einfachen Elemente zur\u00fcckf\u00fchrt. Vielleicht liegt diefer Procefs zum Theil den fogenannten Selbftverbren-nungen mit zum Grunde. Es wird dabei die Kohle vielleicht im Momente ihrer Bildung durch die Ver-\ni) Auf alten Fall dient vielleicht die hier an den Z\u00e4hnen und Ivnochen des Mammuth gemachte Erfahrung zu beftimmte-rer Erkl\u00e4rung der Stelle des Theophrafis crc(ii\tp. \u00ee\u00e7/.\n2te Seite der Editio princeps. Venetiis 14^5, da die Annahme Schmicdcrs (Theophrafts Abhandl. von den Steinarten. Freyberg 1\u00dc07. p. 41, und p. sS ), dafs das \u00abLaue gegebene Elfenbein unfer occidentalifcher T\u00fcrkis fey, nicht ganz ervviefen \u00fccheint.","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"495\nbrennung felbft zerfr\u00f6rt, w\u00e4hrend in den meiften F\u00e4llen fonft die Umwandlung des organifchen Stoffs zur todten Mafre nur icheinbar ift, indem der gr\u00f6\u00dfere Theil dellelben zu neuem Leben nur unter andern Formen wieder erwacht.\nII.\nBeobachtungen \u00fcber H\u00fclfenw\u00fcrmer im Menfchen und einigen Saugthieren, vom Dr, G, J A E G E R,\n(Hierzu Tafel 4. Fig. I \u2014 7.)\nDie drei und drei\u00dfigj\u00e4hrige Frau eines Schufters litt fchon geraume Zeit, ehe he mich vor neun Jahren zu Rathe zog, au einem meift loofen, bisweilen von eite-rigtem Auswurfe begleiteten H\u00fcften. Er wurde ihr nur dann befchwerlich, wenn der Auswurf fehlte, oder wenn Stechen auf der rechten Seite in Folge eines neuen Entz\u00fcndungszuftandes eintrat, der lieh im Umfange der hier bemerkten Gefchwulft von Zeit zu Zeit wiederholte, Diele erftreckte lieh anfangs nur zwe'i bis drei Onerfmger unter den Rippenrand der rechten Seite, dehnte fich aber immer mehr nach unten aus, konnte aber immer weniger deutlich unterfchieden werden, indem am Ende der Unterleib \u00fcber dem Nabel faft gleichf\u00f6rmig gefpannt war. Anhaltendes Sitzen vermehrte die durchdiele Gefchwulft erregten Befch werden, die \u00fcbrigens aufser bei einer neuen Entz\u00fcndung im Umfange derfelben nicht bedeutend und w\u00e4hrend der drei Sch.wangerfchaften, die in dem Zeitraum von feehs Jahren fielen, fogar geringer waren. In ihrem vierten Wochenbett trat endlich wieder eine bedeutende Entz\u00fcndung im Umfange der indefs fehr vergr\u00f6fserten Ge-","page":495}],"identifier":"lit14900","issued":"1820","language":"de","pages":"485-495","startpages":"485","title":"Ueber das Vorkommen von Kohle in menschlichen Gallensteinen, nebts einigen Bemerkungen \u00fcber Verkohlung organischer K\u00f6rper \u00fcberhaupt","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:59:08.578276+00:00"}

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