Open Access
{"created":"2022-01-31T12:52:07.263647+00:00","id":"lit14902","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"J\u00e4ger, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 495-521","fulltext":[{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"brennung felbft zerft\u00f6rt, w\u00e4hrend in den meiften F\u00e4llen fonft die Umwandlung des organifchen Stoffs zur todten Maffe nur i'cheinbar ift, indem der gr\u00fcfsere Theil dellelben zu neuem Leben nur unter andern Formen wieder erwacht.\nII.\nBeobachtungen \u00fcber H\u00fclfenw\u00fcrmer im Menfchen und einigen Saugthieren, vom Dr, G. J A E G E R,\n(Hierzu Tafel 4\u00ab Fig. I \u2014 7-)\nDie drei und dreifsigj\u00e4hrige Frau eines Schulters litt fchon geraume Zeit, ehe fie mich vor neun Jahren zu Rathe zog, au einem meift loolen, bisweilen von eite-rigtein Auswurfe begleiteten H\u00fcften. Er wurde ihr nur dann. befchwerlich , wenn der Auswurf fehlte, oder wenn Stechen auf der rechten Seite in Folge eines neuen Entziiudungszuftandes eintrat, der ficli im Umfange der hier bemerkten Gefchwulft von Zeit zu Zeit wiederholte, Diefe erftreckte lieh anfangs nur zwei bis drei Ouerfinger unter den Rippenrand der rechten Seite, dehnte fich aber immer mehr nach unten aus, konnte aber immer weniger deutlich unterfchieden werden, Indem am Ende der Unterleib \u00fcber dem Nabel faft gleichf\u00f6rmig gefpannt war. Anhaltendes Sitzen vermehrte die durchdiele Gefchwulft erregten Befchwerden, die \u00fcbrigens aufser bei einer neuen Entz\u00fcndung im Umfange der (eiben nicht bedeutend und w\u00e4hrend der drei Schwangerfcharten, die in dem Zeitraum von feehs Jahren fielen, fogar geringer waren. In ihrem vierten Wochenbett trat endlich wieder eine bedeutende Entz\u00fcndung im Umfange der indels fehr vergr\u00f6lserten Ge-","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"496\nfehwulft ein, zu der fich fp\u00e4ter Zeichen von L\u00e4hmung des Darmkanals und aridere nerv\u00f6fe Zuf\u00e4lle gefeilten, die bis z\u00fcrn Tode anhielten, der am vier und zwanzig-ften Tage der Krankheit erfolgte. Bei der fechs und dreifsig Stunden nach dein Tode vorgenommenen Section fand ich die Bruft auffallend fchmaJ, die Lungen durchaus mit der innern Wandung der Brufthohle verwachsen, und am Rande der rechten Lunge mehrere kalkartige Concremente. Der grofse Sack, der die Hydatiden enthielt, reichte von dem Zwerchfell an bis zum Nabel herab, und f\u00fcllte beinahe das ganze rechte und einen grofsenTheil des linken Hypochondriums aus. Seine obere Wandung war mit dem Zwerchfell feft verwachten und diefes felbft entz\u00fcndet und von mehr nar-iienartiger Fettigkeit. An der vordem Bauchwandung hing der Sack mit dem Bauchfelle loofe zu-fammen, das ganz gefund erfchien; gegen das untere Ende der H\u00f6hlung des Sacks aber wurde die Wandung deffelben felbft dicker, und fchien zum Theil frifch ent?.iindet. Es fchien hier die Wandung des Sacks z\u00fcrn Theil noch durch Leberfubftanz gebildet, die aber mifsfarbig und weicher war. Der quere Theil deffelben lag beinahe auf der hintern Wandung der Bauchh\u00f6hle auf, indem die Leber in ihrem oberen Theil durch Subftanzverluft weniger dick und durch den Sack abw\u00e4rts und mehr rechts, gedr\u00fcckt war, fo dafs die Spitze des rechten Lappens bis zum oberen Beckenrande reichte und feine vordere und feitliche Fl\u00e4che mehr nach hinten gekehrt war. Ihre Malle war jedoch im Ganzen gr\u00f6fser, ihre Subftanz \u00fcbrigens nat\u00fcrlich nur mehr rothbraun und blutreicher. Die Gallenblafe war etwa um die H\u00e4lfte gr\u00f6fser als gew\u00f6hnlich und voll von einer d\u00fcnneren aber fonft nat\u00fcrlichen Galle. Sie lag mehr auf der rechten Seite, mit ihrem fundus nach unten und ihr Aus-","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"497\nf\u00fchrungsgang flieg mehr in einer fchiefen Richtung nach oben und links zu dem Zw\u00f6lffingerdarm, der zufammt dem Magen fo auf die linke Seite gefehoben war, dafs der Magengrund nach oben und feine grofse Kr\u00fcmmung an der linken Bauchwandung lag. Die nat\u00fcrlich be-fchaffene Milz war von ihrer gew\u00f6hnlichen Stella nur etwas mehr nach oben ger\u00fcckt. Die Ged\u00e4rme waren theils nach der linken Seite hm, theils in\u2019s Becken heruntergedr\u00e4ngt, namentlich lag der Blinddarm ganz auf der linken Seite mit dem Wurmfortfatze nach oben, und der d\u00fcnne Darm irat von der rechten Seite in jenen ein. Der d\u00fcnne Darm hatte zum Theil ein entz\u00fcndetes Anfehen und an fechs Stellen waren zwei bis drei Zoll lange St\u00fccke des oberen Theils des Darms in den unteren aufgenommen. Die Harnblafe war fehr zufammen-gezogen; die Geb\u00e4rmutter war in den unteren Theil des Beckens gedr\u00e4ngt, aber weder an ihr noch an den Eierft\u00f6cken eine Spur von widernat\u00fcrlicher Bildung zu erkennen. In die Unterleibsh\u00f6hle war kein Waffer er-goffen. Eine Verwachfung der Unterleibseingeweide untereinander oder mit dem Netze fand lieh nicht.\nDer die Hydatiden enthaltende Sack fchien zwilchen der \u00e4ufsern Haut und der Subftanz der Leber lieh gebildet zu haben. Seine Wandung beftand aus einer ein bis drei Linien dicken dichten Maffe von der Confiftenz einer narbigten Haut, und feine innere Oberfl\u00e4che war etwas uneben. Aus einer kleinen Oeffnung deffelben flofs gleich in einem Strahle eine Menge tr\u00fcber gelblichter Fl\u00fcffigkeit von h\u00e4fslichern Ger\u00fcche und dem Anfehen eines mit Waffer verd\u00fcnnten fchmutzigen Eitersaus. Die ganze Menge derfeiben betrug wohl drei Maafs; rechnet man aber dazu noch den Raum, den fechzig bis fiebenzig in ihr enthalten gewefene Hydatiden einnah-men, fo mochte die H\u00f6hlung des Sacks wohl fechs bis fieben Maafs Fl\u00fcffigkeit gefafst haben. Den Boden","page":497},{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"498\nder Holde bedeckte gr\u00f6fstentheiis die geborftene Haut einer Hydatis, die weit gr\u00f6fser und dicker als die H\u00e4ute der \u00fcbrigen Hydatiden war. Zwilchen den Fallen der-felben fo.wohl als fonft auf dem Boden der H\u00f6hle Jagen ziemlich viele gr\u00f6fsere und kleinere weilsgelblichte S\u00e4cke von der mehr erdigteil \u00fcbrigens weichen und klebrichten Befchaffeuheit der beiGelbi\u00fcchtigen h\u00e4ufig beobachtbaren Excremente, und fie hatten \u00fcberdies beinahe den gew\u00f6hnlichen Geruch desDarmunraths. Aul'ser den Hydatiden bemerkte ich in der Fliiffigkeit einzelne Flocken von orangegelber Farbe, wie fie auch im Innern men-rerer Hydatiden vorkamen, und nach einigen Tagen fand ich auf der Oberfl\u00e4che diefer Fliiffigkeit, die in-defs mit etwas Branntwein vermifcht worden war, neben den Bl\u00e4schen von fi\u00fcffigem Fett, andere kleine Bl\u00e4schen von der Gr\u00f6fse eines Stecknadelknopfs bis zu der einer Wicke, die gr\u00f6fstentheiis einenorangegelben pul-verigten Ueberzug hatten. Diefer feliien unter einem zufammengefetzten Mikrofkop aus unf\u00f6rmlichen K\u00f6rnern, die durchfiebtigen und ziemlich regelm\u00e4fsig kugelrunden Bl\u00e4schen felbft aber aus einer mehr trockenen Haut zu beftehen. Nachdem diele zerriffen war, kamen viele theils unregelrn\u00e4l'sige, theils v\u00f6llig regelm\u00e4-fsige kugelf\u00f6rmige durchfichtige Bl\u00e4schen zum Vor-fchein, die aber auch gr\u00f6fstentheiis blofs Oelblaschen zu feyn fchienen. Eine weitere Unterfuchung der in dem gemeinfc\u2019naftlichen Sacke enthalten gewefenen Fliiffigkeit habe ich unteriaflen. Nur etwa von vier oder f\u00fcnf der grolserea Hydatiden fand ich uie Flaute innerhalb des Sackes geborften, die \u00fcbrigen waren noch I vollkommen gefchloffen und fufpenclirt in der eiterartigen Fliiffigkeit. Sie drangen aus der Oeffnung gleich-iam mit einiger Schnellkraft hervor, zerplatzten aber gleich, wenn tie auf den Boden fielen. ihre Gr\u00f6fse war fehr verfchieden. Eine einzige nur hatte die \u00fcruise","page":498},{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"499\neiner Hafelnufs, flehen bis acht die einer Wallnufs oder eines Taubeneies, die meiften hatten die Gr\u00f6fse eines H\u00fchner-oder G\u00e4nfeeies und. etwas dar\u00fcber, fechs bis acht waren bedeutend gr\u00f6fser, bis zum Umfang von zwei Mannsf\u00e4uften. Sie beh\u00e4nden alle aus einer mehr oder weniger weifsgelben \u00e4uisern gelatin\u00fcfen Haut, die je nach der Gr\u00f6fse der Hydatis ^ bis Linie dick war, und fich in mehrere Lamellen trennen liefs, die man durch Einblafen von Luft durch einen kleinen Einfchnitt leicht darftellen konnte. Deutliche Fibern Jiefsen fich an ihnen nicht bemerken, wohl aber auf der \u00e4ufsern Oberfl\u00e4che einiger folcher H\u00e4ute kleine kaum etwas erhabene, \u00fcbrigens durch Farbe wenig unterfchieclene Punkte. Diele Haut ging leicht ab, ohne dafs fie an irgend einer Stelle fefter mit der innern oder zweiten Haut zufammenzuh\u00e4ngen fchien. Die letztere war glatt, auf ihrer inneren und \u00e4ufseren Oberfl\u00e4che beinahe farblos, ebenfalls von gelatin\u00f6fer, aber etwas weicherer Confiftenz, faft eben fo dick als die \u00e4ufsere Haut. Durch Kochen in verd\u00fcnnter Effigf\u00e4ure wurde die Verbindung ihrer Lamellen lockerer, und fie hatte fich nun deutlich in drei Lamellen getrennt, liefs fich aber wohl wie die \u00e4ufsere Haut mechanifch noch in mehrere d\u00fcnnere Lamellen fpalten. Die innere mit der in ihr \u00e8nthaltnen Fl\u00fclfigkeit in Ber\u00fchrung ftehende Fl\u00e4che chafer Haut fand ich in einigen der kleineren Hydatiden insbefondere ganz glatt, in den meiften aber ein oder mehrere H\u00e4ufchen von Bl\u00e4schen mit ihr mehr oder weniger feft vereinigt. Die Zahl und Gr\u00f6fse diefer H\u00e4uf-chen die ich hypothetifch Keimft\u00f6cke nennen will, hand nicht gerade im Verh\u00e4ltnifs mit der Gr\u00f6fse, der fie um-fchliefsenden Hydatis, auch war ihre Form etwas ver-fchieden. ln einigen, wie Fig. X. fafsen diele Keim-lt\u00f6cke a. b. in einer beinahe zirkelrunden Vertiefung der iunerften Lamellen der inneren Haut feft, die in der","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"500\nFig. i. abgebildeten Hydatis und in einigen andern durch mehr gelblichte F\u00e4rbung auffiel. Ihre Form hatte im Ganzen mehr Aehnlichkeit mit einer Himbeere, indem die kleinen Bl\u00e4schen auf der Oberfl\u00e4che mehr abgefon-dert, nach innen zu mehr aufeinander gedr\u00e4ngt und mehr traubenf\u00f6rmig vereinigt waren, oder auch eine etwas dichtere weifse aus mehreren unregelm\u00e4fsigen Ab* theilungen bei\u2019tehende Maffe bildeten. In mehreren Hy-datiden erfchien die innere kuglichte Oberfl\u00e4che derfel-ben blofs als die leicht abl\u00f6sbare Schale des Fig. 2. dar-geftellten Kerns a. An diefem konnte jedoch weder ich, noch Herr Dr. Steinbach, deifen Befuch mir gerade fehr erwiinfcht war , bei verfcbiedener Vergr\u00f6\u00dferung eine Spur von Saugwarzen oder Hakenkranz entdecken ; indefs fchien denn doch die Form des Kerns, die kleine Qeffnung, die fich in dem Mittelpunkte des gelben Flecks fand, und aus der fogar ein feiner Faden hervorragte, mehrere Aehnlichkeit mit der Einrichtung der T\u00e4nia hydatigena anzuzeigen, die dagegen bei den andern Hydatiden gr\u00f6fstentheils fehlte. ln andern n\u00e4mlich, wie Fig. 4. waren die Keimft\u00f6cke mehr flach, und auf ihrer der Haut derHydatis zugekehrten Fl\u00e4che vertieft, und an diele durch eine weiche gelatinofa zum Theil h\u00e4utige Maffe mehr blofs angeklebt: Die freye, mit der Fi\u00fcffigkeit der Hydatis in Ber\u00fchrung ftehende Fl\u00e4che war durch die auf einander gedr\u00e4ngten Keime mehr oder weniger h\u00fcgelicht, deren runde Form hier vollkommen deutlich war, w\u00e4hrend fie gegen die vertiefte Fl\u00e4che des Keiniftockes hin weniger von einander unterfchieden waren, und der Keimftock hier eine mehr dichte k\u00f6rnigte Maffe bildete. Seitlich waren diefe Keimlt\u00f6cke miteinander durch die gelatin\u00f6fe Subftauz, die fich in der Vertiefung auf ihrer \u00e4ufsern Fl\u00e4che feft-fetzte, mehr oder weniger nahe vereinigt, fo dafs fie wie in Fig. 4. c, d, e, f, blois als Abtheilung einer\ngrofsen","page":500},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"/","page":503},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"s","page":509},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"s","page":511},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"%","page":514},{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"s","page":515},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"517\ngen kugelrunden Hydatiden fand ich keine Spur eines Keims, in den \u00fcbrigen von mehr elliptifcher Form waren, wie dies fchon oben bemerkt wurde, die Keiime bald mehr einzeln oder nur wenige vereinigt-in kurzen Zwifchenr\u00e4umen nebeneinander, bald fowohl in kleinen H\u00e4ufchen zerftreut, als in grofseren Mallen \u25a0vereinigt. Die Form der letzteren oder ihres Kerns liefs in einigen das Vorhandenfcy o eines Kopfs verniii-then, das mir jedoch vorerft zweifelhaft bleibt. Die Hervorbringung von Keimen oder Eiern Icheint erft in einer gewiffen Periode zu beginnen, wenigl'tens fand ich deren keine in den kleineren innerhalb des allgemeinen Sacks enthaltenen Hydatiden, aber die Menge der Keime fcheint nicht gerade proportional der Grrtfse der Hydatis; doch fanden \u00dfch die grofseren Keimft\u00f6cke nicht in folchen Hydatiden, an denen eine Oeifmmg an ihrer innern Haut entdeckbar war; in letzteren landen fich h\u00e4ufig blofs die himbcei\u00e4hnlichen Hervorra-gungen allein ohne eine Spur anderer Keime, oder diele bildeten nur einzelne wenige Kerne oder Kn\u00f6tchen. Diefe zum Theil noch in der Subftanz der H\u00e4ute mehr verfteckten Kn\u00f6tchen fcheinen die erften Anf\u00e4nge der Keime und ihre Enthebung auf keinen einzelnen Punkt der innern Oberfl\u00e4che der Hydatis befchr\u00e4nkt zu feyn, mit ihrer weiteren Entwicklung hellen fie aber Iph\u00e4roidi-fche Bl\u00e4schen dar, an denen bei fernerem Wachsthum fchon zwei abgefonderte H\u00e4ute und hervorfproffende neue Keime fich entdecken Iahen, die irn Anf\u00e4nge noch unter der \u00e4ufsern Haut des Kn\u00f6tchens verborgen find, und nur zur H\u00e4lfte aus dem grofseren Bl\u00e4schen Fig. 5. hervorragen, fp\u00e4ter wohl aut der Oberfl\u00e4che als fph\u00e4-roidifche hellere Bl\u00e4schen erfcheinen. Diefes Sprof fen der Keime l\u00e4fst fich wohl der Vervielfachung der in Infufionen fich bildenden K\u00fcgelchen von Confsrven, oder der Vervielfachung der einfachen Infufionsthiere M. d. Archiv, VI. 4-\t^ ^","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"518\nz. B. auf v. Gleichens Tab. 28- Fig. r. und dem Sprofien der Polypen vergleichen. Diefes dauert bei den Polypen fort, bis die Sproffe von felbft oder durch Zufall von dem Stamme getrennt wird, und fo k\u00f6nnten auch die gr\u00f6\u00dferen Mallen von Keimen, wie in Fig. 4. als eine Polypenbehaufung ungetrennt innerhalb der ge-meinfchaftJichen H\u00fclle fortbeftehen, bis durch irgend einen Zufall oder mit dem Ableben der Hydatide felbft diefe H\u00fclle gel\u00f6ft. w\u00fcrde, und die Keime nun einen freieren Raum zu weiterer Entwicklung bek\u00e4men. Diele Fortpflanzungsart durch Keime fcheint mir die gew\u00f6hnliche, wenigftens bei diefen Hydatiden zu feyn, da diefe Keime doch ziemlich deutlich entwickelt waren ; w\u00e4hrend die Bl\u00e4schen, die in der Fl\u00fcffigkeit fchwammen alle fo unendlich klein aber von beinahe gleicher Gr\u00f6fse waren, dafs fie als Infuforien fich we-nigftens innerhalb der einzelnen Hydatiden nicht wei-ter entwickelt zu haben feheinen. Die Fortpflanzung der vonL\u00fcderfen befchriebenen Acephalocyftis humana, die ich an den Lungen und am Netze eines m\u00e4nnlichen Simia faunus ebenfalls fand, ift von der im vorliegenden Falle angenommenen verfchieden; die Entftehung der Jungen ift zwar feiner Beobachtung nach nicht auf einzelne Stellen der innern Fl\u00e4che der Hydatiden be-fchr\u00e4nkt, allein die kleineren Hydatiden wurden an ihrem Entftehungsorte blofs durch eine feine Flaut feft-gehalten, fie haben fchon die gew\u00f6hnliche Form der gr\u00f6lseren Hydatiden, fie find von einander gefondert, und Ichon mit Fl\u00fcffigkeit umgeben, fo dafs zu ihrer ferneren Entwicklung keine weitere Abfonderung mehr noting w\u00e4re, fondern blofs die Zerreifsung der feinen Haut, durch die fie an die Haut der m\u00fctterlichen Hy-datis angeheftet waren, und die Zerreifsung diefer felbft. Diefe Fortpflanzungsart n\u00e4herte fich gewiffer-mafsen mehr der Fortpflanzungsart mancher Farren-","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"519\nkr\u00e4uter, deren Saam\u00e8rt unter einer d\u00fcnnen H\u00fclle (In-dufium) auf der Fl\u00e4che des .Blattes lieh bilden, w\u00e4hrend die Fortpflanzungsart der Hydatiden in vorliegendem Falle mehr Aehnlichkeit mit der Fortpflanzung der Pflanzen durch Keime (Zwiebeln, Knollen u.f. w.) hatte, und es w\u00e4re wohl m\u00f6glich, dafs bei den tlyda-tiden, wie bei manchen Infulionsthieren und ohnehin bei vielen Pflanzen, ein Wechfelverh\u00e4ltnifs zwifchen den verfchiedeneti Arten der Erzeugung Statt f\u00e4nde. Auf der andern Seite fchliefsen fleh aber die Hydatiden in Abficht auf ihre urfpr\u00fcngliche Entftehung wieder an andere durch krankhafte Metamorphol'e entftamfene Afterorganifationen an, namentlich an die Knoten, die fleh in dr\u00fcfigten Organen Vorzugsweife bilden. Wie bei dein Schweine die Finnen als Folge eines ver\u00e4nderten Zuftandes angefehen werden muffen, fo ift auch die tuberculofe Entartung der driifigten Organe insbe-fondere eine der h\u00e4\u00fcfigften Folgen der Ver\u00e4nderung des Klima\u2019s Und der \u00fcbrigen Einfl\u00fcffe, die mit der Ge-fangenl\u2019chaft gegeben find, in der fremde Thiere bei uns gehalten werden. Hydatiden und Tuberkeln fcheinen bei folchen \u00fcberhaupt h\u00e4ufiger vorzukommen; beide trifft man h\u00e4ufig in einem und demlelben Thiere Und h\u00e4ufig zufammen irt derufelben Organe an. Ueber-dies fcheint es wirklich manche Uebergatigsformen zu geben, die man entweder f\u00fcr Tuberkeln mit anfangender Entwicklung von Hydatiden oder f\u00fcr abgeftorbene und zufammengefchrumpfte Hydatiden anfehen k\u00f6nnte. In vielen Knoten, die ich neben vollkommenen H\u00fclfen. W\u00fcrmern und auch Finnen in der Lunge und Leber eines Dromedars und eines zvveih\u00f6ckerigten Kameels und eines BiiffeJftiers fand, war diefer Uebergang be-fonders deutlich. Einzelne folcher Knoten enthielten innerhalb der feften fehnigten oder kn\u00f6chernen ICapfel theils eine kreideweifse Subftanz, die faft geronnenem\nLI 3","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"520\nEyweifse oder gew\u00f6hnlichem K\u00e4fe in Abficht auf Gon-fiftenz \u00e4hnlich war, durch Austrocknen an der Luft aber br\u00fccklicht und mehr erdig wurde, theils gr\u00fcfsere oder kleinere kalkartige St\u00fccke und dabei rneift an dem einen Ende des unf\u00f6rmlich - runden Knotens eine gefchloffene runzliche Haut, deren Anfehen ganz mit dem der H\u00e4ute der vollkommenen H\u00fclfenw\u00fcrmer aus demfelben Thiere \u00fcbereinkam. In der Lunge eines weiblichen Dromedars hatte die \u00e4ufsere theils knorp-ligte, theils kn\u00f6cherne Schale einiger diefer Knoten eine mehr r\u00fchrigte Form. Sie war an einer oder an mehreren Stellen auch blofs h\u00e4utig, fo dafs aus einer hier mit dem Meffer gemachten Oeffnung gleich die Haut des Hiilfenwurms hervortrat, die gefaltet in der H\u00f6hle der R\u00f6hre bisher verborgen war. Ein Paar kn\u00f6cherne R\u00f6hren Fig. 6 und 7. zeigten ziemlich viele folohe zum Theil flach trichterf\u00f6rmige \u00fceffnungen, die auf der Fl\u00e4che,derfelben oder au der Spitze kleiner Erh\u00f6hungen lieh befanden, und die rneift einen etwas gezahnten Rand halten. Aus der Oeffnung a. Fig. 6. ragte die Haut eines H\u00fclfemvurmes hervor, und aus mehreren andern konnte fie durch leichtes Zufam-mendi\u00fccken der R\u00f6hre hervorgetrieben werden. Eis war hier alfo eine einzelne Hydatis der Bewohner einer folchen R\u00f6hre, deren \u00e4ufseres Anfehen an die Bildung mancher Madreporen erinnert. In einer andern aus einer fait blofs fehnigten Haut gebildeten Ivaplel vorn Umfang einer Wallnufs, die unmittelbar mit der Sah-ftanz der Leber eines B\u00fcffels zufammenhing und deren innere Oberfl\u00e4che etwas aufgelockert und mit gr\u00f6fse-ren h\u00e4utigen und erdigen Flocken bedeckt war, liefs lieh eine zufammengerunzelte Mafle herausnehmen, die in Waffer gelegt, lieh zu einer Blafe von einem iechs bis fiebenfach gr\u00f6fseren Umfang ausdehnte. Die fie bildende Haut kam ganz mit der der Flydatiden","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":".ms clerfelben Leber \u00fcberein. In ihrer H\u00f6hle waren wohl kleine h\u00e4utige Flocken und lehr feine K\u00f6rner einer kreidenartigen Subftanz enthalten, aber nirgends konnte ich eine Spur einzelner Organe entdecken. War dies etwa eine gr\u00f6fsere Hydatis gewefrn, deren H\u00e4ute nach dem Abfterben fich in Falten legten, w\u00e4hrend die Subftanz der Leber fich wieder ausdehnte, und fo auch die \u00e4ufsere H\u00fclle der Hydatkle fich in einen engeren Raum zufammenzog; oder hatte fich auf der Innern Fl\u00e4che deri'elben jene Haut zuerft gebildet, und war {o als Haut, einer Tremelle \u00e4hnlich, f\u00fcr fich fortgewaeh-fen. Die Enthebung diefer einfachen Organismen mag \u00fcberhaupt wohl auf mehrfache Weife erfolgen, da die Natur innerhalb der Gr\u00e4nzen diefes Reichs noch die F\u00fclle ihrer fch\u00f6pferifchen Kraft zu zeigen fcheint. Ich erlaubte daher eine Erkl\u00e4rung der Enthebung diefer Organismen in einem beiondern Faire veriuchen zu d\u00fcrfen, ich w\u00fcrde mich indefs gefch\u00e4mt haben, fie jetzt noch fo mitzutheilen, wie ich fie fchon vor vier oder f\u00fcnf Jahren niedergef'chrieben hatte, wenn nicht die weniHtens theihveife Uebereinftimmung deifelben mit den von Brem/er geaufserten Anfichten und die- Uebereinftimmung in den zu Grunde gelegten Beobachtungen mich eine nachfiehtige Beurteilung auch von den M\u00e4nnern hoffen liefse, die uns den Spiegel f\u00fcr diefe noch ftets fich erneuernde Sch\u00f6pfung vorgehalten haben, und von deren fortgefetzten Bem\u00fchungen wir daher auch noch eine Geae\u00dfs derlelhen vielleicht erwarten d\u00fcrften,.","page":521}],"identifier":"lit14902","issued":"1820","language":"de","pages":"495-521","startpages":"495","title":"Beobachtungen \u00fcber H\u00fclsenw\u00fcrmer im Menschen und einigen S\u00e4ugthieren","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:52:07.263656+00:00"}