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Ueber einige im Herzogthum Niederrhein vorgekommene interessante Mißgeburten

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{"created":"2022-01-31T16:59:33.212371+00:00","id":"lit14905","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Ulrich","role":"author"},{"name":"Heyman","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 522-539","fulltext":[{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"III.\nK/7f>\nLieber einige im Herzogthum Niederrhein vorgekommene intereffante Mifs-geburten, mitgetheilt vom Medicinalrath Dr. Ulrich, und Medicinal - Afieffor Dr. He Y man zu Koblenz.\n(Hierzu Tafel 5* Fig. I\u20143.)\nVorwort.\nDa von den Aerzten des Grofsherzogthums Niederrhein nicht feiten pathologifche Merkw\u00fcrdigkeiten an das hiefige Medicinalcollegium eingefchickt werden, fo benutzen wir mit Zuftimmung der \u00fcbrigen Mitglieder des Collegiums die Gelegenheit, das Intereffantefte davon n\u00e4her zu unterfuchen. In der Regel werden dann die St\u00f6cke dem anatomifchen Kabinet der Rheini-fchen Univerfit\u00e4t \u00dcbermacht, damit lie dort einer gr\u00f6-fsern Anzahl von Wifsbegierigen zur Belehrung dienen k\u00f6nnen. Wir haben uns nun entfchloffen in die-fer Zeitfchrift, deren tlerausgeber fich fo grofse Ver-dienfie um die pathologifche Anatomie erworben hat, von Zeit zu Zeit die Befchreibung der von uns unter-fuchtert Gegenft\u00e4nde niitzutheilen; unfre hauptl'\u00e4chlich\u00f6 Aufmerklamkeit wird den eigentlichen Mifsgeburten oder angebornen Bildungsfehlern gewidmet werden, und namentlich den in unfrer Provinz fo h\u00e4ufig vorkommenden Bildungsfehlern des Gehirns un i feiner Umgebungen ; inzwifehen foil auch die praktifche pathologifche Anatomie nicht unber\u00fcckfichtigt bleiben. Da Wir alle vorkommenden Falle gemeinfchaftlirh un-terfuchen, theils weil wir uns beide f\u00fcr alle gleich interefliren, theils weil die (Jnteriuchung dadurch an Genauigkeit und Umlicht gewinnt; fo find auch alle","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"hier erfcheinenden Auff\u00e4tze als unfre gemeinschaftlichen Arbeiten zu betrachten, und der Unterzeichnete Name bezieht lieh nicht auf die darin enthaltenen Ansichten , Sondern allein auf die letzte Abfaffung.\nI. II \u00f6 c lift merkw\u00fcrdige an g eb or ne Gehirnwa ffe rfu c h t.\nNach allen bisher gemachten Erfahrungen pflegt die Ausbildung des Gehirns und feiner H\u00e4ute mit der Entwickelung der Sch\u00e4delknochen parallel zu gehen, und da wo das Gehirn fleh unvollkommen entwickelt, findet man auch die Bildung der Sch\u00e4delknochen mangelhaft. Es gen\u00fcgt hier, fich falofs auf die Thatfac'ne zu berufen, obgleich es nicht Schwer feyn w\u00fcrde, auch phyfiologifche Gr\u00fcnde f\u00fcr diefe Erfcheinung auf-zufinden. Um fo gr\u00f6fsere Aufmerkfamkeit muffen daher diejenigen F\u00e4lle erregen, welche mit diefer aus der Erfahrung gezognen Regel im Widerfpruche Stehen. Ein Fall, wo das grofse und kleine Gehirn eines F\u00f6tus fait gar nicht von dem regelm\u00e4fsigen Baue abweichen und die Sch\u00e4delknochen durchaus mangelten, findet fich aufgezeichnet in den Eph. Nat. Gur. Cent. VII., Obferv. 73. Der Fall aber, wo bei vollkommen regehn\u00fcfsiger Ausbildung der Sch\u00e4del-knochen das Gehirn, g\u00e4nzlich mangelte und nur durch eine mit IVafjer gef\u00fcllte Blafe erj'etzt wurde, ift un-feres Wiffens bisher noch von Niemand beobachtet, wenigstens nicht befchrieben worden l). Wir verdanken dielen gl\u00fccklichen Fund dem Herrn Dr, Le\u00dfls in Burt-fcheid bei Aachen.\nJ) Noch eben zur rechten Zeit f\u00e4llt uns Seilers Abhandlung \u00fcber angeborne menfchliche Mi\u00dfbildung, l.andshut IS-O. in die H\u00e4nde, wo pag. 5. in der Anmerkung ein ganz analoger Fall erw\u00e4hnt wird.","page":523},{"file":"p0524.txt","language":"de","ocr_de":"524\nEs war ein v\u00f6llig ausgetragnes, acht Pfund vier Loth fchweres, zwanzig Zoll langes, an feinem ganzen K\u00f6rper wohlgebildetes Kind weiblichen Gefchlechts, und man konnte auch namentlich am Kopfe \u00e4ufserlich durchaus nichts Regelwidriges wahrnehmen. Das die Nacht zuvor geborne Kind (ob es gelebt habe wiffen wir nicht gewifs: die Lungen fchwammen) wurde Gegen fl and einer gerichtlichen Unterfuchung : in der Bruft-und Bauchh\u00f6hle war alles wie gew\u00f6hnlich; als aber die Kopfbedeckungen durch einen Kreuzfchnitt \u25a0zur\u00fcckgelegt waren und nun von der grofsen Fontanelle aus die Sch\u00e4delh\u00f6hle er\u00f6ffnet wurde, fand lieh durchaus, kein Gehirn, fondent blofs eine mit einer Kellen, gelblichen, geruchlofen Fl\u00fcfligkeit gef\u00fcllte Blal'e. \u201eNur die H\u00e4ute des ehemaligen Gehirns, fagt Herr Dic.Le\u00dfls, fchwammen, an dem Knochen beteiligt, in der genannten Fl\u00fcfligkeit; das R\u00fcckenmark war im nat\u00fcrlichen Zuftande. \u201c \u2014 An dem hoch oben vom H\u00e4lfe getrennten uns \u00fcberfand ten Kopfe nahmen wir bei n\u00e4herer Unterfuchung noch Folgendes wahr.\nDer Kopf war ganz regelm\u00e4isig gebildet und ent-fpracla in den Dimensionen feiner einzelnen Theile ganz dem, was man bei einem mitteJm\u00e4lsjg grofsen neuge-hornen Kinde zu lehen gewohnt ilt. Auffallend war blofs die f\u00fchr Weit vorgefehrittene Verkn\u00f6cherung des Sch\u00e4dels und die damit gefetzte Kleinheit der Fontanellen. Stirn-, Scheitel- und Hinterhauptsbeine waren ungew\u00f6hnlich dick, jedoch unregelm\u00e4fsig. Die vorher mit Waffer gef\u00fcllt gewefene Rlafe (pin mater?) lagan mehrern Stellen zerriffen, in dem Grunde der Sch\u00e4delh\u00f6hle; jedoch gelang es uns durch Aufblafen, ihre fr\u00fchere Form m\u00f6glichst genau wieder herzu fl eilen. Nach dem auf dem Grunde der Sch\u00e4delh\u00f6hle und befonders in den, f\u00fcr das kleine Gehirn beftimtnren, Gruben befindlichen Theile diefer Rlafe zu unheilen,","page":524},{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"hatte fie \u00fcberall an der vollkommen ausgebildeten dura mater feit angelegen. Die dura mater bekleidete \u00fcberall die innere Flache des Sch\u00e4dels, ohne jedoch einen Sichelfortlatz zu bilden : Das tentorium cerebel\u00fc war dagegen regelm\u00e4fsig gebildet 1 2 ). So viel lieh noch an dem nicht mit der geh\u00f6rigen Verficht behandelten Theile des R\u00fcckenmarks bemerken liefs, feinen die medulla oblongata aber mit einem ftumpfen Ende aufzuh\u00f6ren: aber gewils ilt, dufs der umer dem Zehe gelegene Th,eh der Hirnblafe feft mit diefpin \u00dfnm-pfeu Ende zufammenhing. Von den Hirnnerven entdeckten wir in dem Grunde des Sch\u00e4dels nur die Anf\u00e4nge der beiden Sehnerven in \u00abden daf\u00fcr beftiannten Oeffnungen des Sch\u00e4dels; eine Verbindung zwilchen ihnen und dem linde des verl\u00e4ngerten R\u00fcckenmarks oder einem andern nahe gelegenen Theile fand durchaus nicht Statt, fie endigten fleh itiunpf unmittelbar hinter den forain, optic. Von den \u00fcbrigen Nerven und namentlich von dem Aceeffortns und Hypogloffus, deren Verhalten zu leben wir ganz befonders begierig waren, konnten wir Innerhalb der Seh\u00e4delh\u00f6hle nichts finden. Dagegen haben wir beide und den Vagus, aufserhalb der Sch\u00e4delh\u00f6hle mit leichter M\u00fche aufgefucht. Waren aber auch die Anf\u00e4nge tier \u00fcbrigen Hirnnerven an den Austritlsftellen innerhalb tier Sch\u00e4delh\u00f6hle aufzufinden gewei'an \u2019), fo hatten Ile doch gewifs keinen ge\u00ab\n1)\tEin nielit unwichtiger Um ft an \u00e0, da man bekanntlich in\nvielen i .'ieu, wo das grofse Gehirn entweder fehlt oder doch fehl- \u00bb\u00bbentwickelt ift, das cerebellum vollkommen anagebildci: findet, das ten ornim fteht aber offenbar in gr\u00f6iseter \u00dfezk-Imng zum kleinen als znm grnfseu Gehirn, wahrend die Sichel allein dem letztem angeh\u00f6rt.\n2)\tHerr Piof. Meyer zn ponn, der den Kopf feiner miter-\nfuchte , verliehene uns tiiuiu.n, f\u00fcmmtliche JNervenanfange in der Sch\u00e4del h\u00f6hle aufgefnndsn zu haben.\n\u00c9\u00c8","page":525},{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"meinfchaftlichen Vereinigungspunkt, fie entfprangen nicht aus dem \u00dfafilartheil des Gehirns, den man fonft als Wurzel der meiften Hirnnerven anzufehen pflegt, weil diefer g\u00e4nzlich fehlte. \u2014 Es l\u00e4fst lieh daraus alfo der f\u00fcr die Genefis des Nervenfyftems picht unwichtige Satz ableiten, dafs lieh auch diejenigen Organe, welche ihre Nerven vom Gehirn felbft erhalten, mit dielen Nerven, unabh\u00e4ngig vom Gehirn, vollkommen ausbilden k\u00f6nnen, dafs folglich das Letztere nicht als der Punkt anzufehen ift, von dem die Entwickelung des Nervenfyftems, wenigftens der Cerebralnerven aus* seht. Aus eben diefem \u00f6mftande glauben wir aber auch mit Gewifsheit folgern zu d\u00fcrfen, dafs der Mangel des Gehirns ein urfpr\u00fcnglicher war, oder dafs vielmehr das Gehirn hier in feiner Bildung auf der aller-niedrigften Stufe, unter der Form einer mit Waffer gef\u00fcllten \u00dflafe, ftehen geblieben ift, denn wie w\u00e4re wohl zu begreifen, dafs fleh durch eine in fp\u00e4tern Perioden entftehende Wafferfucht die bis dahin reeel-rn\u00e4fsig gebildete Gehirnfubftanz mit allen davon abgehenden Nerven ganz und gar aufl\u00f6fen und bis auf die letzte Spur verfchwinden follte ? \u2014 Wenn man diefes aber auch amiehmeu wollte, fo w\u00e4re doch damit die ungeft\u00f6rte, faft bis zur Ueberreife vollkommene Ausbildung der Sch\u00e4delknochen nicht erkl\u00e4rt, denn in jedem Falle h\u00e4tte fich eine folche Wafferfucht weit fr\u00fcher entwickeln m\u00fcffen, als die Sch\u00e4deiknochen bis zu diefer Vollendung kommen konnten, und es bleibt alfo diefe letztere immer ein noch zu l\u00f6fendes R\u00e4thfeJ.\nDr. Ulrich,","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"II, Vollkommener Monoculus (Cyclops).\n(Mit einer Zeichnung).\nWenn die bisher unter Monoculus au [gezeichneten Mifsbildungen an fich ichon zu den iellenften geh\u00f6ren, aber auch diefe, wenigftens bei Menfchen, nicht die geforderten Merkmale an fich tragen, welche zu diefer Benennung jm eigentlichen Sinne berechtigen, fo darf die gegenw\u00e4rtige Beobachtung, wo die-felben itn Vollkommenheit Grade vereinigt find, wohl darauf Anlpruch machen, in diefer Art als einzig zu beftehen Der Gegeriftand derfelben ift ein im November vorigen Jahres im Bezirke Koblenz, gebor-nes Kind weiblichen Gef\u00e7hlechts, Den Befitz def-felben verdanken wir einem unferer geaclitetften Aerzte, dein Herrn Kreisphyficus Dr. Jung zu Altenkirchen. Es ftarb eine Viertelftunde nach der Geburt, nachdem es nur nnvolikominen geathmet hatte. Es ift v\u00f6llig ausgetragen, nicht ftark aber \u00fcbrigens wohlgebildet.\nl) Bas Dictionnaire des Sciences medicales unter dem Artikel Monftre pag. 352, ftellt die M\u00f6glichkeit zur Bildung eines wahren Einauges in folgenden Z\u00fcgen feft : \u201eAinfi que l\u2019os ethmoide et le Vomer, les cornets du nez ne prennent pas leur acroiffement accoutum\u00e9, les yeux viendront \u00e0 fe rapprocher et quelquefois m\u00eame \u00e0 fe m\u00ealer tellement que les deux Criftallins fe trouvent r\u00e9unis fous la m\u00eame Corn\u00e9e , on aura un monftre Cyclope etc. \u201c\nIn eine - neuern Schrift: Ueber angeborne menfehliehe Mifsbildungen im Allgemeinen u. f. w. von Br. .To/:. Feiler u. f. w- Landshut bei Phi1. Kriill u.f, w. 1810. p. 9., in welcher das wahre Einauge den Wunderdingen beigez\u00fchit ift, find die Charaktere eines folehen alfo bezeichnet: \u201eEin- m wahren Einaug mufs fein einziges Ange fo recht Cyclopcnmafsig mitten auf der Stirne ftehen. Bie beiden Augenh\u00f6hlen muffen in Eine, die beiden Aug\u00e4pfel zu Einem zufammen verfchmolzen feyn.\u201c","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"Der Kopf hat die regelm\u00e4fsige Form, nur fcheint die Stirn mehr rundlich gew\u00f6lbt, das Hinterhaupt hacher wie gew\u00f6hnlich zu feyn, wie fich diefes dadurch beft\u00e4tigt, dafs der Diagonaldurchmeffer des Kopfs ^3. Zoll betr\u00e4gt, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen die normale Gr\u00f6fse haben. Die vordere Fontanelle hat die gew\u00f6hnliche Breite, die hintere aber eine St\u00e4rkere. Der Kopf \u00e4ft reichlich mit Haaren bedeckt. Die Ohren liegen dicht am Sch\u00e4del an.\nAm untern Rande und in der Mitte der Stirne unter der Glabella ragt ein fleifchigter K\u00f6rper von der L\u00e4nge eines Zolls hervor, \u00bbim Umfange und der form vollkommen dem Penis eines Kindes in den erften Jahren \u00e4hnlich; mittler breitem BaSis fitzt er feit auf den Knochen, fein freies mehr Stumpfes Ende ift nach vorn gebogen, und eine runde \u00d6ffnung f\u00fchrt in einen einfachen Gang, durch welchen wir eine gew\u00f6hnliche Sonde bis auf den kn\u00f6chernen Boden, aber bei unterer erften Unterfuchung nicht weiter f\u00fchren konnten. Ein der \u00e4ufsern Nafe entsprechendes Gebilde war nicht vorhanden; auch fehlen die Nafenbeine, und die Nafenfort-U.lze des Oberkieferbeins Scheinen nicht ausgebildet zu feyn. Offenbar ift der befchriehene fleiichigte K\u00f6rper die unvollkommen ausgebiidete \u00e4ufsere Nafe.\nUnter diefer fleifchigteu Nafe und oberhalb dein regelm\u00e4fsig gebildeten Munde, ragt genau in der Mitte ein einziges grofses /Inge betr\u00e4chtlich hervor. Es Sia\u00a3 eine queriiegende Eitorm; (he ftark gew\u00f6lbte Hornhaut befteht aus zwei ineinander gefchobenen Kreiien, la dafs in ihrer Mitte oben und unten eine leichte Aus-fchweifung Statt findet. Sie war kurz nach dem Kode v\u00f6llig durchsichtig, fo dais die Iris deutlich durch-fchimmerte; diefe enth\u00e4lt zwei Pupillen, welche damals fchwarz ausfahen; in der Mitte find fie durch ei-neu doppelt halbmondf\u00f6rmigen Strich von einander","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"529\ngetrennt und eine jede f\u00fcr lieh gsr.z rund geftaltet. Die Augenlider, obgleich diefes einzelne Auge nur umfchliefsencl, iind aile Vier deutlich vorhanden, jedoch in nicht verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsiger Gr\u00f6fse zu dem gro-fsen Bulbus; ein grofser Theil der Conjunctiva tieilel-l)en bleibt von ihnen unbedeckt. Da wo fich die Augenlider fowohl oben als unten vereinigen, find die kleinen Thr\u00e4neupunkte beiderfeits ganz fichtbar und in der Mitte der beiden unteren liegt eine rundliche, aus zweien zui\u00e4mmengefloffene Thr\u00e4nenkarunkel.\nDie Lage des Auges ift in Beziehung feiner H\u00f6he zum Geficbt etwas nach unten ger\u00fcckt, fo dais eine von dein beiden obern Jochbogenr\u00e4ndern gezogene Ouer-linie die Mitte des Bulbus trifft. Zu dem Stirnbeine aber, welches den grofsten Theil der einzigen flachen Orbita, wenigftens nach oben aliein zu bilden fcheint, ftehl die Lage del'felben in dem normalen Verh\u00e4ltniife und die Spuren der verluchten Bildung der Augenbrauenbogen find vom Stirnbeine lehr deutlich durch eine erhabene Leifte bemerkbar, an welchen Stellen auch, nachdem die Kopffchwarte aufgehoben war, zu beiden Seiten die foramina orbitalia mit dem durchgehenden Nerven und Gef\u00e4fsen fichtbar wurden.\nDie Unterfuchung der innern Pl\u00f6hle des Sch\u00e4dels wurde aus Furcht, die merkw\u00fcrdige \u00e4ufsere Form zu verletzen, beinahe ein Jahr verfchoben, doch via der innerliche Befund dem \u00e4ufserlichen entsprechende merkw\u00fcrdige Befultate verfprach, fo \u00fcberwog endlich tiyi gerechte Neugier jene R\u00fccklicht, und die Section des Sch\u00e4dels durchaus mit der gr\u00f6fsten Schonung bewerk-fteliigt, ergab Folgendes: Nach der Trennung und Zur\u00fcckbeugung der Sch\u00e4deldecken fall man die deutlich erkennbare harte Hirnhaut dicht dem Knochen anliegen, nach vorn deckte fie eine nat\u00fcrlich anstehende Gehirnl'ubftanz, nach hinten aber eine zufammen-","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\ngefallene h\u00e4utige Blafe, die Zwifchen fleh und der Sch\u00e4deldecke einen Raum \u00fcbrig liefs, der mit einer keilen w\u00e4fferigten Findigkeit angef\u00fcllt war. Die vordere Subftanz lag hingegen dicht an der Dura mater Und dem Knochen an. Heide Theile zufamrnen bildeten eine l\u00e4nglichte Kugelform. Weder eine Theilung des Gehirns in rechte und linke Hemifph\u00e4re noch eine diefer entfprechende falx waren bemerkbar, fondera es hatte eine einzige glatte Oberfl\u00e4che, an welcher alle Sulci und Gvri fehlten. Einen ganz kleinen Sinus longitudinale fah man an der gew\u00f6hnlichen Stelle. Die Blutgef\u00e4fse an der Oberfl\u00e4che des Gehirns waren hingegen fehr entwickelt,\nDie Gehirnfubftanz fchien nach dem Raum, den fle einnahm den vordem und mittleren Gehirnlappen darzuftellen, w\u00e4hrend deffen hinterer Lappen nur in der blafigten Ausdehnung beftand. Beide waren durch ziemlich fcharfe Gr\u00e4nzen gefchieden. Der blaligte Theil enthielt eine gelbliche w\u00e4flerige Fl\u00fcffigkeit und eine r\u00f6thliche, wie aufgel\u00f6fte Gehirnfubftanz ausfe-hende .Waffe, welche theils in der Fl\u00fcffigkeit fchwamm, theils auf dem Grunde der Sch\u00e4delh\u00f6hle anklebte. So wie die Blafe wurde auch die Gehirnfubftanz durch einen L\u00e4ngenfchnitt vorfichtig zertheilt, wobei man, indem keine Theilung in H\u00e4lften Statt fand, auch das Corpus callofum vermifste, jedoch zeichnete fich die Stelle, wo folches hingeh\u00f6rt, durch eine feilere und mehr faferigte Structur aus, fo dafs es nur nach oben verr\u00fcckt und mit der einfachen Gehirn-Jl\u00e4che zufammengefloffen zu feyn fchien. Die Seiten-ventrikelu waren fehr grofs, und die ganze etwa vier Linien dicke aus meift rindigter Subftanz begehende Gehirnmaffe bildete gleichfam nur eine d\u00fcnne Decke derfelben. Eine jede diefer H\u00f6hlen war zwar f\u00fcr fich gebildet, doch nicht durch eine Scheidewand getrennt.","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"531\nAdergeflechie und Fimbrien waren nicht vorhanden, von dem Gew\u00f6lbe nur der vordere abfteigende Theil zu erkennen. Die ganze innere Fl\u00e4che der H\u00f6hlen war glatt, die vorderen H\u00f6rner gingen ineinander \u00fcber, die mittleren aber konnte man nach den Seiten und hinten verfolgen, nicht aber die hinterften, vielmehr fcliien durch deren enorme Ausdehnung der befchriebene blafigte Theil des Gehirns entftanden zu feyn.\nZwilchen der Stelle des grofsen Gehirns und dem ganz regelm\u00e4fsig gebildeten kleinen war das Tentorium ausgefpannt.\nDie Balls des grofsen Gehirns war ziemlich deutlich gebildet. Nach vorn waren die geftreiften FI\u00fc-p-el ; etwas nach hinten und mehr in der iVJilte die beiden Sehh\u00fcgel, und noch weiter r\u00fcckw\u00e4rts die wenig ausgebildeten Vierh\u00fcgel, und das Markpl\u00e4ttchen welches die regelm\u00e4\u00dfig gebildete vierte Gehirnh\u00f6hle deckte, zu unterfcheiden.\nDie Unterfuchung \u00fcber den Urfprung der Ge-hirnnerven war, theils durch die h\u00e4ufig vorhergegangene Manipulationen, vorz\u00fcglich aber durch die zu weit verfchobene Section, lehr fchwierig geworden, dennoch ergab fie folgendes merkw\u00fcrdige Refultat:\nDie Geruchsnerven waren nicht aufzufinden, und ihr Mangel wurde durch die n\u00e4here Betrachtung des unvollkommenen kleinen Siebbeins, welches an der Steile der lamina cribrol\u00e4 ganz verfehl offen war, noch bef t\u00e4tigt 1 ).\nDie Sehnerven entfprangen regelm\u00e4fsig aus ihren H\u00fcgeln und verliefen in faft gerader Richtung\ni) Es trifft diefes auch mit der Bemerkung des Herausgebers der gegenw\u00e4rtigen Zeitfclirift, (man fehe deffen Handbuch d. p. A. I. Bd, pag. 409 ) richtig za.","page":531},{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"532\nohne fich nur in privas einander zu n\u00e4hern bis za den Sebl\u00f6chern, aller bei ihrem Hervortreten aus den leiben waren fie zu einem einfachen ftarkeu Stamme geworden, welcher in die Mitte des einfachen Bulbus eindrang ').\nDie Augenmuskelnemen entfprangen und vertheil-ton fich regelrn\u00e4fsig rechts und Jinks in the Augenmuskeln; doch war an ihnen auffallend, clafs fie mit den beiden Nalenzweigen des erfteri Aftes des f\u00fcnften Paares nur ein einziges Ganglion ophthaimicum bildeten.\nDie AugenroJImusk'dnerven konnten, ohne die \u00fcufsere Form zu fehr zu kr\u00e4nken, nicht bis zu ihrer Vertheilung in die Muskeln verfolgt werden, und fo muhten wir der L\u00f6fung des gewil's fehr merkw\u00fcrdigen Problems, wie die Rollmuskeln felul't befchaffen feyn, ent lagen.\nDie \u00fcbrigen Nervenanf\u00e4nge waren alle deutlich erkennbar ; fie ferner zu verfolgen,war, tlieils aus dem angegebenen Grunde fchwierig, theils auch nicht von befonderem Intereffe fiir den gegenw\u00e4rtigen Fall.\nMerkw\u00fcrdig war noch die Knochenbildung an der Ra fis des Sch\u00e4dels.\nNach vorn, wo die beiden Stirnbeine mit ihren beiden Winkeln zufammenftofsen und gerade der Rafis \u00bb.ier fleifchigten Nafe gegen\u00fcber, fafs ein unvollkommen gebildetes Siebbein, dem Anfchein nach knorpligt. Nachdem man den an der Stelle der Siebplatte befindlichen weichen Theil mitteilt horizontal gef\u00fchrter Schnitte weggenommen hatte, erfchienen zwei von vorn nach hinten gerichtete Kan\u00e4lchen, in der Mitte\ngetrennt\nO\nl) Von einer eigentlichen Kreuzung iler Sehnerven konnte hier gar nicht eile Rede feyn; wie fich aus der Bildung des kleinen Keilbeins fp\u00fcterhin ergab.","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"533\ngetrennt durch eine kn\u00f6cherne Scheidewand, nach Vorn ge\u00f6ffnet, fo dafs man mitteift einer Sonde aus einem jeden derfelben in die H\u00f6hle der fleiichigten Nafe gelangte. Bei n\u00e4herer Unterfucbung ergab fich, dafs die mittlere Knochenfeheidewand der lamina perpendi-cularis und die beiden fettigen G\u00e4nge den meatus na-rium entfprachen ; ein Unterlchied zivifchen tien obern und mittleren war nicht zu bemerken, dagegen zeigte fielt in der bl\u00e4tterigten Structur des Siebbeins deutlich der Verfuch zur Bildung der Zellen des Labyrinths. Nach vorne gingen die kn\u00f6chernen T'beiJe unmerklich in Knorpel \u00fcber, waren aber oberw\u00e4rts durch ein der Grifta galli genau entfprechendes Knochenftiick be-gr\u00e4nzt. Unterw\u00e4rts wurde die H\u00f6hle des Siebbeins durch eine fefte Knochenplatte gefchloffen, welche in der Mitte eine leife angedeutete Spur von Trennung zeigte. Vielleicht l\u00e4fst lieh diefes Blatt als ein Rudiment der oflium nah anfehen, die wegen der unvollkommenen Entwickelung des Siebheins nach unten und innen gerathen find. Wie lieh das Siebbein zu den Gaumenbeinen, den Oberkieferbeinen und dem Pfnigfchaar\u00f6 verhalte, liefs fich ohne gr\u00f6fsere Zerft\u00f6rung nicht er-forfchen.\nNoch unentwickelter wie das Siebbein war das Keilbein; namentlich deffen vorderer Th eil, oder das vordere Keilbein im engern Verfrande l). Es war daf-felbe, fo zu lagen, aus der Bafis des Sch\u00e4dels heraus-gerti\u00f6kt, und trug zu ihrer Bildung nichts bei. An die Stehe feines K\u00f6rpers waren die beiden grofsen Fl\u00fcgel des eigentlichen hintern Keilbeins getreten, indem diele mit ihren innern R\u00e4ndern vorne unmittelbar zu-\nj) Man m\u00f6chte hieraus wohl nicht mit Unrecht auf einen tiefem pbyRologifchen Znfaramenhang zwilchen den Geruclisorgauea\nund dem dritten oder vorderften Kopfwirbel fchliefsen.\nM. d. Archiv, VI. 4-\t^ tn","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"\nfammenftiefsen, oimgef\u00e4hr fo, wie auch die beiden Au-genfortl\u00e4tze der Stirnbeine lieh unmittelbar ber\u00fchrten, weil das Siebbein verk\u00fcmmert und ebenfalls aus der Balis des Sch\u00e4dels nach hinten und oben ger\u00fcckt war. Das vordere oder kleine Keilbein beh\u00e4nd n\u00e4mlich aus einem kleinen platten dreieckigten Knochen, deffen breiterer Theil nach vorne, deffen Scheitei nach hinten gerichtet war. Diefer fchmale etwas rundliche Theil Kiels nach hinten mit dem K\u00f6rper des grofsen Keilbeins zu-fammen, bildete aber wegen feiner Kleinheit keine Verbindung, wie man fie fonft zwilchen dielen Theilen, felbft beim F\u00fcLus, zu fehen gewohnt ift. Der K\u00f6rper des grofsen oder hintern Keilbeins hand wie ein abgerundeter Gelenkkopf da, welcher nur in der Mitte von dem K\u00f6rper des kleinen ber\u00fchrt wurde. Das Letztere ftiefs mit feiner fchuppen\u00e4hniifchen Balis (den zu-fammengefloffenen beiden kleinen Fi\u00fcgelchen) an die Orbital - Fort lut za der beiden Stirnbeine. Die beiden foramina optica waren in ein einziges Loch zufammen-gefloffen, und nur noch durch ein am vordem Rande gebliebenes hervorragendes Pl\u00e4ttchen getrennt, fo dafs das Ganze eine herzf\u00f6rmige Gehalt hatte. Da der kleine Keilbeink\u00f6rper fuft zu fehlen und die procef-l'us clinoidei auteriores zufammengeriiekt zu feyn fohia-nen, fo waren auch die beiden fonft feitw\u00e4rts f\u00fcr die Carotinen vorhandenen Ausfchnitte fo nahe an einander ger\u00fcckt, dafs fie nur ein einziges rings gefchlofienes Loch bildeten, aus welchem die beiden Caroliden hervortraten. Au diefer Stelle betrug die festliche Dirnen\u00bb fion des kleinen lueilneins kaum eine Linie, an der Stelle der Sehl\u00f6cher drei Linien ').\nl) Man fehe die beiliegenden Zeichnungen unter Fig. t. 5. und ?, Das Original wird einftweilen noch in dem Kabinet des hie\u00bb ligen Hebammen - lnftituts aufbewahrt.\nDr. Hey man.","page":534},{"file":"p0535.txt","language":"de","ocr_de":"HT, Zwei F\u00e4lle von vollliommner Har tibia Je ii fp alte ( inverfio veficae urhiariae vulgo dicta.')\ni) Das ICiud wurde von gefunden Eltern geboren , welche fchon neun gefunde Kinder zufarnmen gezeugt hatten, lebte f\u00fcnf Tage, trank dabei geh\u00f6rig an der Kruft und gab kein befonderes Zeichen des Uebel-bsSndens von fish. Der Urin tr\u00f6pfelte aus der, unter deni Nabel befindlichen Gefchwuilt fortw\u00e4hrend ab, und diele letztere iiefs fich durch Druck gr\u00f6fstentheils; in den Unterleib bringen, aber nicht ohne Schmerz fardas Kind, welches fo lange fchrie, bis die Gefchwuilt wieder in ihre vorige Lage zur\u00fcckgekehrt war. Das-Kind ftarb unter Convulfioneii. Bei n\u00e4lierer Unter-fuchung fanden wir folgendes:\nDer Nabel befindet fich betr\u00e4chtlich tief nach den Schambeinen zu, und kaum Zoll oberhalb derfcl\u00ab ben. Diefe find, wie man deutlich f\u00fchlt, durch keine Svmphvfis verbunden, fondera ftehen mehr als I Zoll von einander ab. In diefem Zwilchenraume, und von dem Nabel nur durch einen fchmaleo, kaum ein\u00ae Linie betragenden Hautl'treifen getrennt, liegt die fleh fchigte mit runden erbfengrofsen Erhabenheiten bs-fetzte Gefchwuilt, die in ihrer Textur ganz von der \u00fcbrigen Haut des Korners abweicht, und fich fehr einer Schleimhaut n\u00e4hert. Der untere, etwas ausgeh\u00f6hlte Theil diefer Geichwulft ift gl\u00e4tter, und in feiner Mitte lieht man eine ileifchigte Erh\u00f6hung mit zwei, punktf\u00f6rmigen M\u00fcnchingen, deren Anfehen foglelcb an den Schnepfenkopf und die Ausffthrnngsg\u00e4nge der Samenbl\u00e4schen erinnert (Caput gallinaginis et ormoia ductuum ejaculat.); in cfielb M\u00fcndungen konnten wir gleich anfangs eine ilaarfonde. 3 bis 4 Linien weit ein\u00ab bringen. Unmittelbar an die Gefchwuilt ichhcist liefe","page":535},{"file":"p0536.txt","language":"de","ocr_de":"536\nunterhalb ein dicker kurzer (J Zoll langer) eichel-f\u00f6rmiger Penis an, der aber keine Harnr\u00f6hre enth\u00e4lt, fondern bloi's auf feiner R\u00fcckenfl\u00e4che gefurcht und an feiner vordem Fl\u00e4che, mittelft eines B\u00e4ndchens, mit einer unvollkommenen Vorhaut verfehen ift. Der Hodenfack ift vollkommen ausgebildet und enth\u00e4lt zwei Hoden; auf der rechten Seite befand fich ein grofser Leiftenbruch. Die Harnleiler find regelm\u00e4fsig gebildet und m\u00fcnden an der hintern Seite der befchriebenen Ge-fchwulft (der hintern Wand der unvollkommen ausgebildeten BJafe) beiderleits ein; an beiden ift, fo wie an den Nierenbecken, die unverh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige elarm\u00e4hn-liche Weite auffallend. Die \u00e4ufsern M\u00fcnduncen der Harnleiter auf der Gefchvvulft find durch keine Warzen ausgezeichnet. Die vafa fpermatica und deferentia, fo wie die Samenbl\u00e4schen, befinden fich f\u00e4mmtlich in ihrer regelm\u00e4fsigen Lage, letztere an der hintern Fl\u00e4che der Gefchwulft. Die Nieren fcheinen etwas greiser als gew\u00f6hnlich, und die Nebennieren find, wie immer in cliefetn Alter, fehr betr\u00e4chtlich. Alle \u00fcbrigen Eingeweide, fo wie auch alle \u00e4ufsern Theile des Kindes, find gut gebildet; nur die Afterkerbe fcheint etwas h\u00f6her hinauf zu reichen, als gew\u00f6hnlich.\n2) Der zweite Fall wird dadurch merkw\u00fcrdiger, dafs zugleich Verfchliefsung des Afters und Einm\u00fcndung des Darms in die BJafe verbunden war, fedg-lich eine noch niedere Bildungsfuife vorhanden ift. Das Kind, ein etwas magerer, aber fonft vollkommen wohlgebiiJeter Knabe, verltarh drei Tage nach der Geburt. Die Stelle wo der After feyn folite. ift deutlich unterfcheidbar um! anders gef\u00e4rbt; dieNabelfchnur iitzt betr\u00e4chtlich tiefer als im regelm\u00e4fsigen Zuftande, kaum -J- Zoll oberhalb der Schambeine, welche gleichfalls durch keine Symphyfis verbunden, \u00fcber einen Zoll","page":536},{"file":"p0537.txt","language":"de","ocr_de":"537\nweit von einander abftehen. An diefem Abftande der Schambeine befindet [ich eine 4 bis 5 Linien tiefe, 1 Zoll breite und beinahe eben fo lange Grube mit unebenem warzigten Grunde, welche nach oben von der Nabelfchnur, und nach unten von einer warzenf\u00f6rmigen Erh\u00f6hung, dem Rudimente der Eichel, begr\u00e4nzt wird, und \u00fcbrigens unmerklich in die Haut des Bauchs \u00fcbergeht. In der Mitte diefer Grube findet lieh eine weite, fr\u00fcher mit Meconium gef\u00fcllte Oeffnung, in welche man eine dicke Sonde einfebieben kann. Zu beiden Seiten diefer von zwei H\u00e4lften eingefchloffenen Oeffnung bemerkt man zwei grofse \u00e4hnlich begrenzte Vertiefungen (Sinus), in denen lieh auf den erften Anblick keine weiterf\u00fchrenden Oeffnungen entdecken laffen. Der Hodenfack ift wohlgebildet und fchliefst lieh an jene warzenf\u00f6rmige Erhabenheit an (veru mon-tanum ?). Auf der rechten Seite f\u00fchlt man den Hoden, wiewohl etwas h\u00f6her als gew\u00f6hnlich; auf der linken Seite fehlt er.\nGleich bei Er\u00f6ffnung des Unterleibes fiel die fahr grofse Leber auf, an der lieh ftatt des lobus quadratus ein beinahe ganz freier, bis in die Beckenh\u00fchle hinabragender ~ Zoll langer Lappen befand, mit deffen untere und hintere Fl\u00e4che die Gallenblafe durch ein rae-fenteriolum verbunden war. Das grolseNetz hatte fich noch nicht entwickelt, das kleine aber vollkommen, und die hurla omentalis pofterior liefs fich durch das Winslow\u2019fche Loch aufblafen. Die untere Fl\u00e4che der Leber war nach ihrem vordem Theile ganz glatt und durch keine Vertiefungen unterfchieden , es fehlten die Gruben f\u00fcr die Gallenblafe und f\u00fcr die Nabelvene; dagegen befand fich an der Bans des oben bel\u2019chriebenen Lappens eine ringsum gelchloffene Oeffnung, in welch# die Nabelvene eintrat.","page":537},{"file":"p0538.txt","language":"de","ocr_de":"Dor Magen lag an feiner gew\u00f6hnlichen Stelle, zeichnete fich aber auf den erften Anblick durch feine aufserordentliche Gr\u00f6fse nach allen Dimenfionen aus; beim Aufblafen betrug der kleinfte Durchmeffer 2 Zoll. Koch mehr \u00dfberrafchto der Zw\u00f6lffingerdarm durch feine ungew\u00f6hnliche Gr\u00f6fse, und bewies fchon dadurch feine niedere Bilduugsftufe; er hatte wenigftens S Zoll im \u00efJuvchmefier ; Der Galiengang fovvohl als das Pancreas inferirten lieh in diefes magen\u00e4hnlicho Duodenum, lioiin Uebergang in den Leerdarm nahm der Durch* melfer des Kanals auf einmal um d ab, fo dafs er in dem letztem nicht mehr als 4 Linien betrug; zugleich waren die d\u00fcnnen Darme lehr kurz, zufammen unrein hr 8 Zoll .lang, da endeten in jene obenerw\u00e4hnte, \u00e4iilserlich ficht bare Grube zwilchen den Schambeinen, Nahe bei diefer Oefinung des d\u00fcnnen Darms in die gespaltene \u00dfiale hing mit ihm eine zweite Portion von Ge* dannen zusammen, welche durch einen wurmf\u00f6rmigen Fort falz und ihr nach dem Steiisbein hinlaufendes blindes Ende fich offenbar als die Diekmanns charakterifir-ten ; ihr Verlauf befdjr\u00e4nkte lieh beinahe auf die Aush\u00f6hlung des Hoiligcnbeins ; von einem Unterfchied des Colon adicendens und defeendens liefs fich nichts an-gebeu, fie konnten durch jene \u00e4ufsereOeffnung zugleich mit den d\u00fcnnen Ged\u00e4rmen aufgehlafen werden, und Itanden durch eine der Vaivula coli vergleichbare M\u00fcndung mit dielen in Gemeiafchaft, Das am Steifshai no gelegene Ende bildete eine verfchloffene Biafe. Ob \u00fcbrigens die Vaivula coli regelmafslg gebildet fey, wif-fen wir nicht, da wir diele intereli'ante Darmftelle nicht zerichneiden wollten.\nNieren und Nebennieren find geh\u00f6rig gebildet, letztere jedoch bedeutend grofs. Die Arterien find von geh\u00f6riger Weite (1 ftarke Linie), und \u00f6ffnen fich an der hintern Seite der Gefchwulft in die beiden vor*","page":538},{"file":"p0539.txt","language":"de","ocr_de":"539\nerw\u00e4hnten Vertiefungen. Der linke Kode ruht in der Jsk'ihe der Nieren und vom Bauchfell urnfchloffen ; von feinen; untern Ende fte'igt das fleifchiglfelmigte Ga* bernaeuhuu Hunteri zum Bauchringe, wo es lieh feft-fetzt. Die beiden Vafa deferentia bilden an der hin* lern Seite der gefpaltnen Biafe die Samenbl\u00e4schen und offnen licit dann beiderfeits I Linie breit von der angesehenen M\u00fcndung des D\u00fcnndarms unter einer Falte in die \u00e4ufsere Grube.\nDie Vena ca va ift regelm\u00e4fsig gebildet; dagegen zerfallt die Aorte an ihrer Theilungsftcdle in zwei fehr ungleiche St\u00e4mme, auf der rechten Seite giebt fie einen die hynogaftrica und cruralis bildenden d\u00fcnnen Stamm (Iiiaca dextra), und die umbilicalis diefer Seite ift fehr klein ; dagegen ift die linke Nabelarterie fehr grofs, bildet die eigentliche Fortfetzung der Aorte und giebt die hypogaftrica und cruralis in geh\u00f6riger Gr\u00fcfse und Lage.\tjv. UlricL)\nIV.\nBefclireibtmg und Abbildung einer fpiraV f\u00f6rmig gewundenen Klappe an der Cardia des Pferdes. Von Dr. Gurlt.\n(Hierzu Tafel 4\u00bb\tb,)\nEs ift eine hi nl\u00e4nglich bekannte Erfcheinung, dafs das Pferd nur in feltenern F\u00e4llen und fehr ich wer fich erbrechen kann, bei welchen Anftrengungcn jedoch nicht feiten der Magen zerrcifst. Man hat den Grund diefer Erfcheinung in dem Bau des Magens, und zwar in der fchiefen Einfenkung des Schlundes in denfeiben zu finden geglaubt ; ferner hat man als Grieche derl'elben die Dicke der SchluBwwaud in der N\u00e4he des Magens, und","page":539}],"identifier":"lit14905","issued":"1820","language":"de","pages":"522-539","startpages":"522","title":"Ueber einige im Herzogthum Niederrhein vorgekommene interessante Mi\u00dfgeburten","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:59:33.212377+00:00"}

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