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{"created":"2022-01-31T14:41:24.055951+00:00","id":"lit14906","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Barth. Paul","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 405-406","fulltext":[{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericlit.\nA. Hegler, (Repetent am ev.-theol. Seminar in T\u00fcbingen). Die Psychologie in Kants Ethik. Freiburg i./B., Mohr, 1891. XII und 332 S. M. 8.\u2014.\nDie Schrift enth\u00e4lt eine genaue Untersuchung der Psychologie Kants, soweit sie mit seiner Ethik zusammenh\u00e4ngt; auch die zur theoretischen Philosophie geh\u00f6rigen Schriften und die psychologischen Ansichten der englischen Moralisten und deutschen Popularphilosophen sind zur Vergleichung herangezogen; besonders aber wird das Verh\u00e4ltnis der KANTSchen Psychologie zur WoLFFSchen und BAUMGARTENSchen eingehend ber\u00fccksichtigt. Da die Abh\u00e4ngigkeit der ersteren von der letzteren eine sehr starke ist, zumal hinsichtlich der Terminologie, so h\u00e4tte sich vielleicht geradezu eine Richtung der Untersuchung empfohlen, die von Wolfe ausgegangeni w\u00e4re und die Modifikation der WoLFFSchen Begriffe durch Kant verfolgt h\u00e4tte. Indessen auch in der vorliegenden Fassung ist das Werk verdienstlich.\nDer Referent hat den Abschnitt \u201eDer Wille und die Willensbestimmung\u201c (S. 148\u2014209) genauer durchgesehen. Die Trennung von \u201eWille\u201c, \u201eWillk\u00fcr\u201c, \u201eBegehrungsverm\u00f6gen\u201c und die Differenzierung derselben ist der KANTschen entsprechend und so exakt, als es Kants Ausdrucksweise zul\u00e4fst. F\u00fcr das Schwanken derselben h\u00e4tte noch als besonders bezeichnend angef\u00fchrt werden k\u00f6nnen, aus der \u201eKr. d. pr. Vernunft\u201c (.Kehrb., S.44): \u201eWas nach dem Prinzip der Autonomie der Willk\u00fcr zu thun sei\u201c, w\u00e4hrend Kant sonst sehr bestimmt Autonomie des Willens und Heteronomie der Willk\u00fcr unterscheidet. \u2014 Auch ist in richtiger Weise der Widerspruch hervorgehoben, in den Kant ger\u00e4t, indem er zuerst jedes \u201emateriale Prinzip\u201c, jedes \u201eGef\u00fchl\u201c, von der Bestimmung des sittlichen Willens ausschliefst, dann aber dennoch ein \u201eInteresse\u201c an der Unterwerfung der Handlung unter das rein formale Sittengesetz und ein damit identisches \u201eGef\u00fchl der Achtung\u201c vor demselben auch beim sittlichen Handeln zul\u00e4fst, und dafs dieser Widerspruch zwischen Psychologie und Ethik bei ihm ein unaufl\u00f6slicher ist (S. 206), wie sehr er auch eine erkenntnistheoretische L\u00f6sung versucht, die eben keine psychologische ist, weil bei ihm \u201edie Klarheit \u00fcber das grunds\u00e4tzliche Verh\u00e4ltnis transcendentaler und psychologischer Bedingungen und dem-","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nLitteraturbericht.\ngem\u00e4fs kritischer und psychologischer Aufgaben nicht durchweg vorhanden ist\u201c (S. 327) und \u2014 h\u00e4tte H. hinzuf\u00fcgen k\u00f6nnen \u2014 die psychologische Beobachtung wenig entwickelt ist, so dafs er ein \u201eintellektuelles Gef\u00fchl\u201c f\u00fcr einen Widerspruch h\u00e4lt. (Kr. der pr. Yern. ed. Kehrb. S. 141).\nBesonders wichtig ist auch das Kapitel : \u201eZur Genesis der KANTSchen Ethik\u201c (S. 305\u201426). Es wird darin bewiesen, dafs Kant bis 1770 mit Hutcheson das Sittliche nicht in der Erkenntnis, sondern in einem Gef\u00fchlfindet, die \u201eInauguraldissertation\u201c aber von 1770 eine scharfe Wendung zur Gr\u00fcndung desselben auf \u201eintellectus purus\u201c macht, eine Wendung, die ihn zuletzt fast zur Ausschliefsung der Psychologie aus der Ethik f\u00fchrte (327/28).\nEin gutes Namen- und Sachregister erleichtert den Gebrauch des Werkes.\tP. Barth (Leipzig.)\nL. Edinger. Bericht \u00fcber die Leistungen auf dem Gebiete der Anatomie des Centralnervensystems im Laufe des Jahres 1890. Schmidts Jahrb\u00fccher. Bd. CCXXXII. (Selbstanzeige.)\nDas Jahr 1890 war f\u00fcr die Hirnanatomie ein ungew\u00f6hnlich fruchtbares. Der Jahresbericht verzeichnet nicht weniger als 144 Arbeiten. Die gr\u00f6fsten Fortschritte hat die Lehre vom feineren Aufbau der Elemente gemacht. Dank den Untersuchungen Golgis, Kamon y Cajals, K\u00f6llikers und anderer f\u00fcgt sich als neues Element in das Bekannte die Thatsache ein, dafs aus den Nervenfasern feine Kollateralzweige entspringen, dafs diese, an vielen Stellen um Zellen der grauen Substanz sich ver\u00e4stelnd, so durch Kontakt die Verbindung ihrer Ursprungszelle mit einem weiteren Centrum hersteilen. Mit immer gr\u00f6fserer Sicherheit stellt es sich heraus, dafs jede Zelle des Centralnervensystems eine grofse Anzahl verzweigter Ausl\u00e4ufer besitzt, von denen einer, der Stammfortsatz oder Axencylinder, in bald l\u00e4ngerem, bald k\u00fcrzerem Verlaufe sich nach der Endst\u00e4tte be-giebt, wo er wieder in eine feine, meist pinself\u00f6rmige Verzweigung sich aufsplittert. Aus diesem Stammfortsatz kommen seitlich hie und da die Kollateralen. Die Verzweigungen des Axencylinders oder der Kollateralen legen sich entweder an eine neue Zelle bezw. an die Ausl\u00e4ufer einer solchen an, oder sie enden auch in der Peripherie, wie z. B. die Axencylinder der Vorderhornzellen in den Muskelfasern. Es giebt keinen direkten Zusammenhang zweier Zellen, nur ein Aneinanderlegen der Ausl\u00e4ufer. Die centralen Nervenzellen mit ihren Ausl\u00e4ufern sind selbst\u00e4ndige Individuen, sie verbinden sich nirgendwo mit anderen Zellen fest.\nSehr wahrscheinlich wird es auch, dafs mindestens in vielen sensorischen Bahnen Z\u00fcge verlaufen, die entgegengesetztem Wachstum entspringen. Eine Faser stammt aus der peripher liegenden Endzeile (z. B. Eetinazelle, Kiechzelle) und splittert sich im Centralorgan um die Ausl\u00e4ufer von dort liegenden Zellen auf, eine andere stammt aus dem Centralorgan, zieht in die Peripherie und verzweigt sich dort.\nWir sind nahe daran, endlich zu wissen, was l\u00e4ngst ein Postulat ist, wie n\u00e4mlich die Einschaltung von grauen Massen zwischen die Leitungen geschieht, wie sich de facto der Ursprung der Nervenfaser","page":406}],"identifier":"lit14906","issued":"1892","language":"de","pages":"405-406","startpages":"405","title":"A. Hegler: Die Psychologie in Kants Ethik. Freiburg i./B., Mohr, 1891","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:41:24.055957+00:00"}