Open Access
{"created":"2022-01-31T14:22:10.938912+00:00","id":"lit14928","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Carson, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 6: 604-614","fulltext":[{"file":"p0604.txt","language":"de","ocr_de":"604\ndiefe Concretion, als ich an dem einen Ende etwas ah-nehmen wollte. In der Mitte lag ein por\u00f6fer. etwas dunkel gef\u00e4rbter Kern von derfelben Befchaffenheit.\nDas Verhalten diefer Concretion war ganz, wie dasjenige der eben befchriebenen.\nIch fand darin keine Spur fchwefel \u2022 oder falzfau* rer, fonder\u00bb blofs eine Verbindung von\nphosphorfaurem Kalk mit mucofem Bindemittel.\nxvr.\nJ. Carson \u00fcber die Urfachen der Leerheit der Pulsadern nach dem Tode. (Aus den med. chir. Transact. Vol. XI. 1820. p. 165 ff.)\nDie Harveyfche Lehre vom Blutlaufe zerf\u00e4llt, wo ich nicht irre, in zweiTheile, 1) den Weg des Blutes, und 2) die Erkl\u00e4rung der Uriachen, weshalb das Blut diefen Weg nimmt. Die von Harvey f\u00fcr den erften Theil angef\u00fchrten Gr\u00fcnde miiffen wohl jeden partheilo-fen Forfcher von der Wahrheit \u00fcberzeugen, dafs das Blut vom Herzen zu den Pulsadern und zu ihm durch die Blutadern geht. Weniger gl\u00fccklich aber war der ber\u00fchmte Entdecker im zweiten Theiie. Durch die Behauptung, dafs die Muskelkraft der Herzkammern das Blut durch die Puls- und Blutadern treibe, und nach* her durch das riiekkehrende Blut die Vorkammern \u00f6ffne, nimmt er Wirkungen in Anfpruch, welche nicht durch die angenommenen Urfachen verb\u00fcrgt find und mit hydroftatifehen Gefetzen, welche f\u00fcr das Blut, wie f\u00fcr jede andere Fl\u00fcffigkeit, gelten, im Widerfpruche find. N\u00e4hme man aber auch diefen Theil der Harvey'-fchen Lehre als philofophifch richtig an, fo w\u00e4re er doch jetzt nicht anwendbar, weil er die Erfcheinungen nicht gen\u00fcgend l\u00f6ft. Harveys Nachfolger, welche","page":604},{"file":"p0605.txt","language":"de","ocr_de":"6o;>\nfeine Lehre von einer Vis a tergo als die St\u00fctze ihrer Anficht anfallen, nahmen die Pulsadern zu H\u00fclfe und behaupteten, dafs das Blut durch die A ereinigung beider Kr\u00e4fte bewegt werde, allein diele Annahme heilt die Schwierigkeit nicht, hindern \u00fcbertr\u00e4gt fie nur einem an lern Theile des Syltems > ohne die Erfcheinungea heller zu erkl\u00e4ren.\nOft hat es Erftaunen erregt, dafs eins dem An-fchein nach fo einfache Lehre als die vorn Kreislauf, weiche \u00fcberdies, dem Anfcbein nach, durch allt\u00e4gliche Erfahrungen fo deutlich erwiefen ift, erft in neueren Zeiten entdeckt wurde. Eine merkw\u00fcrdige Erfchei-muig hat wohl die Kenntnifs davon verz\u00f6gert. Dia Pulsadern, von denen man jetzt weifs, dafs fie die H\u00e4lfte des Weges bilden, den das Blut nimmt, werden im Allgemeinen leer davon gefunden. Dafs Gef\u00e4fse, in welchen auch die genauefte Unterfuchung im Tode Keine Spur davon zeigt, es im Leben beft\u00e4ndig enthalten f\u00fcllten, war offenbar h\u00f6chft umvahrfcheinlich. Man hielt fie daher f\u00fcr die Beh\u00e4lter der zum Leben noth-wendigen Luft. Eine Thatfache zwar ftritt mit diefer Annahme und h\u00e4tte wohl, wenn nicht eine Hypothefe ihre Bedeutung entftellt h\u00e4tte, zur Wahrheit gef\u00fchrt, der Umftand, dafs Verletzung der Pulsadern immer einen Blutergufs nach aufsen bewirkt. Allein die alten Pbyfiologen, die vielleicht den Pulsadern nicht ihren wichtigeren Dienft entziehen wollten, und es f\u00fcr unm\u00f6glich hielten, dafs lie, wenn fie im Leben Blut enthielten, es nicht auch im Tode zeigen foliten, behaupteten , dafs die erw\u00e4hnte Erfcheinung kein Beweis f\u00fcr das Vorhandenfeyn von Blut in den Pulsadern vor der Verletzung fey, fondera daher r\u00fchre, dafs durch dieVer-wundung und den Schmerz das Blut von andern Thei-len aus in Gef\u00e4fse trete, welche vorher keines enthielten und leiteten die Heftigkeit und Ausdauer des","page":605},{"file":"p0606.txt","language":"de","ocr_de":"Blutflufles von dem Kampfe zwilchen dar fremden Einwirkung und tier eingcbornen Luft ai}. Diele Anficht erhielt durch die Verfehiedenheit der Farbe des arteriellen und vcu\u00f6fen Blutes noch h\u00f6here Wahrfcheinlich-keit, indem hiernach uns aus den Pulsadern fliefsende Blut nicht ein nat\u00fcrliches Product des- K\u00f6rpers, fontlern das kfinitliehe Relaltat diei'cs angenommenen Kampfes zu feyn feinen.\nDer Zuftand der Pulsadern nach dem Tode wurde von Harvey's Gegnern als ein un\u00fcberwindlicher Gegengrund feiner Theorie vorgetragen, und war in der That eine der gr\u00f6fsten Schwierigkeiten F\u00fcr den Entdecker, die durch die Erkl\u00e4rung ihrer Urfacben in der That nur ungen\u00fcgend gehoben wurde. Nach ihm fahrt die linke Kammer in dem letzten Todeskampfe fort, das Blut auszutreiben, nachdem keines weiter zuftr\u00f6mt, und hiedurch wird das jetzt in den Pulsadern befindliche Blut in die Blutadern getrieben. Diele Erkl\u00e4rung wird nach ihm durch den Umftand beft\u00e4iigt, dals die Pulsadern von Thieren, weiche in kaltem Waffer oder irre-fpirabler Luft erftickt worden find, fo gut als die Blutadern Blut enthalten. Allein offenbar kann das Herz durch diefen unvollkommnen Antrieb nur Blut durch die entferntem Theile des Pulsaderfyftems mittelft eines an-geftofsenen Mediums fchaffen, und cliefes Medium, das, nach Harvey, nur Blut feyn konnte, miifste immer in den Pulsadern bleiben. Aufserdem beruht diefe Erkl\u00e4rung noch auf der ganz unerwiefenen Annahme, dafs das Herz das Blut auszutreiben fortf\u00e4hrt, nachdem es aufgeh\u00f6rt hat, daflelbe aufzunehmen. Im Gegentheil ift das Herz im Allgemeinen nach dem Tode voll von Blut und es m\u00f6chte daher gerade die entgegengefetzte Annahme, dafs n\u00e4mlich das Herz noch Blut aufzunehmen vermag, nachdem es fchon die F\u00e4higkeit, daffelbe \u25a0zu verfenden, verloren hat, richtig zu feyn fcheinen.","page":606},{"file":"p0607.txt","language":"de","ocr_de":"607\nAuch die Erfcheinung, welche Harvey f\u00fcr feine Meinung anf\u00fchrte, ftimmt nicht mit der Erfahrunar \u00fcber-ein, fofern die Pulsadern der durch Erfaufen oder Er-fticken irgend einer Art get\u00fcdteten Thiere fo blutleer als in an langfamen Krankheiten verdorbenen find.\nHarvey\u2019s Nachfolger haben \u00fcber diefen Gegenftand kein neues Licht verbreitet, und \u00fcberhaupt hat die Lehre vom Kreisl\u00e4ufe nach zwei Jahrhunderten, wahrend derer taufend B\u00e4nde \u00fcber fie gefchrieben und Taufende von Thieren gefchlachtet wurden, ungef\u00e4hr diefelbe Gehalt in der lie aus den H\u00e4nden ihrer Urheber hervorging.\nHerr G. Ker, ein geiftreicher uncl unterrichteter Wundarzt zu Aberdeen hat, veranlagt durch die Un-vollft\u00e4ndigkeit und Unanwendbarkeit der von Harvey gegebenen Erkl\u00e4rung differ und anderer Erfcheinungen, geradezu die Lehre vom Kreislauf gel\u00e4ugnet und die alten Anfichten vom Zuftande des Blutes und dem Nutzen der Pulsadern im Leben vertrauensvoll verthek\u00fcgt.\nAlle von ihm gegen den Kreislauf angef\u00fchrten Gr\u00fcnde hatte ich feibft nicht gegen diefen, der meiner Ueberzeugung nach auf einem unerlch\u00fctterlichen Grunde ruht, fond er n gegen die angenommenen Urfachen def-felben angef\u00fchrt.\nDie Urfachen des Kreislaufes, welche ich wenig-ftens zwei Jahre vor dem Erfcheinen feines Werkes, aber unftreitig ohne fein Wiffen angef\u00fchrt habe, werden be-ftimmt mit der Zeit als in der Natur begr\u00fcndet erfcheinen, und es wird fich ergeben, dafs lie zweckm\u00e4fsig angewandt find, und die verfchiedenen Erfcheinungen gen\u00fcgend erkl\u00e4ren, Herrn Ker\u2019s Ein w\u00fcrfe v\u00f6llig widerlegen, mit einem Worte, eine Theorie, welche unferm Vaterlande fo viel Ehre macht, \u00fcber jeden k\u00fcnftigen Einwurf erheben. Dafs Herrn Ker\u2019s Haupteinwand, die Leerheit der Pulsadern im Tode, nicht unber\u00fcckfich-tigt bleibe, ergiebt fich aus meinem Auffatze \u00fcber die","page":607},{"file":"p0608.txt","language":"de","ocr_de":"Urfacben der llliitbewegung ; c!a ich aber damals keine Gelegenheit hatte, meine Meinungen durch Verfuche zu pr\u00fcfen, io trug ich fie nicht mit dem Vertrauen vor, welches ich ielbft damals in ihre Wahrheit fetzte. K\u00fcrzlich hatte ici) diele Gelegenheit, und liefere jetzt das Refultat der Verfuche.\nDie thierifchen Bewegungen fcheinen hauptfachlieh, wo nicht ganz, durch zwei, entweder gemein\u00bb fchaftlich oder abgefondert wirkende Kr\u00e4fte, Elafticit\u00e4t und Reizbarkeit, hervorgebracht zu werden. Die Ela-fticit\u00e4t ift in dem Baue der Tlieile begr\u00fcndet und vorn Leben unabh\u00e4ngig, Reizbarkeit dagegen, die Eigenfchaft der M us U elf a 1er, an das Leben gekn\u00fcpft. Die Bewegungen , welche die gew\u00f6hnlichen Refultate einer Verbindung diefer beiden Kr\u00e4fte find, h\u00f6ren mit dem Tode nicht ganz auf. Die Elaiticit\u00e4t wirkt fort, und das Refultat wird fowolil von dem ihres gemeinfchaftlichen Wirkens als dem ihrer gleichzeitigen Zerft\u00f6rung ver-fchieden feyn.\nDie Blutbewegung feneint aus den, in der Reizbarkeit des Herzens und der Pulsadern begr\u00fcndeten Zu-fammenziehungen und dem, von der Elafticit\u00e4t der Pulsadern und der Lungen herr\u00fchrenden Zur\u00fcck fprin-gen begr\u00fcndet zu feyn. Nur die erfte Kraft wird durch den Tod zerft\u00f6rt und das Zuruckfpringen der Pulsadern und der Lungen wirken dann ungeft\u00f6rt.\nDurch das Zuruckfpringen der Lungen wird ein Theil des Druckes der Atmofph\u00e4re von der innern Fl\u00e4che des Bruftkaftens und vielleicht der innern Oberfl\u00e4che ihrer Gef\u00e4fse entfernt. Um die im Bruftkaften enthaltenen Theile mit den aufserhalb demfelben befindlichen Theilen in Hinficht auf Druck ins Gleichgewicht zu fetzen, dr\u00e4ngen fich die benachbarten fl\u00fcffigen und weniger befestigten Theile des K\u00f6rpers durch jeden, in den Bruftkaften tretenden Kanal. Durch die Elafticit\u00e4t","page":608},{"file":"p0609.txt","language":"de","ocr_de":"609\nder Lunge entfteht wirklich ein leerer Raum in dem Bruft-kaften ; mithin von allen Seiten des K\u00f6rpers ein Drang gegen den Bruftkaften, ihn auszuf\u00fcllen. Da fo die Uriachen, welche das Blut zum Herzen zur\u00fcckfiibren, fortwirken, nachdem diefes aufgeh\u00f6rt hat, daffelbe zu verfenden, fo fammelt fich nat\u00fcrlich im Tode eine gr\u00f6\u00dfere Blutmenge in feinem Umfange an als vorher.\nAus mehreren Gr\u00fcnden k\u00f6nnen die Kan\u00e4le, worin das Blut nach dem Tode zum Herzen \u00fciefst, offen bleiben. Die Pulsadern find v\u00f6llig elaitifch und ziehen lieh zufnmmen, wenn die ausdehnende Kraft des Herzens auf fie zu wirken aufh\u00f6rt. Klappen an ihren M\u00fcndungen hindern den R\u00fcckfall des Blutes aus ihnen gegen den Bruftkaften. Nach Anf\u00fcliung des kleinen Theiles des Aortenfyftems zwifchen dem Herzen und den Gr\u00e4nzen des Bruftkaftens mit Blut, welche gew\u00f6hnlich Statt findet, wird der Druck auf das, in dem \u00fcbrigen Theile diefes Syftems enthaltene Blut gegen das Herz hin nicht weiter vermindert.\nAuf feinem Wege durch die Blutadern gegen den Bruftkaften findet das Blut kein Hincfernifs. An den Wurzeln der Blutadern finden fich keine Klappen, und der Lauf von der Wurzel des Ilohlvenenfyfterns in den rechten Vorhof, von hier in die rechte Kammer, durch die Lungen-, Puls-und Blutadern ift ungehemmt. Da das Herz, zumal die Vorh\u00f6fe, und die grofsen unelaftifchen und leicht ausdehnbaren Venenft\u00e4mme in dem luftleeren Raume des Bruftkaftens liegen, fo werden fie m\u00f6g-lichft ftark ausgedehnt werden. Das iiberfchiiffige, hiezu erforderliche Blut kann aus den Blutadern kommen. Das aus einem Theil diefes Syftems tretende wird durch das in einem andern enthaltene erfetzt werden, und die Folge hievon zuletzt die Entleerung der Pulsadern in die Blutadern feyn.","page":609},{"file":"p0610.txt","language":"de","ocr_de":"610\nIft diefe Darftellung richtig, fo folgt, dafs, wenn die elaftifehen Kr\u00e4fte, ehe die Muskelkr\u00e4fte zu wirken aufh\u00f6ren, oder zugleich mit dielem Augenblicke ruhten, nach dem 'Tode eine von der gew\u00f6hnlichen verl'chiedene Vertheiluiig des Blutes Statt finden werde. Das Blut w\u00fcrde lieh nicht fo bedeutend im rechten Vorhofe und den St\u00e4mmen des Hohladerfyftems in und um den Bruftkaften anh\u00e4ufen und die Pulsadern und Haar-gef\u00e4fse w\u00fcrden daffelbe in dem Verh\u00e4ltnis enthalten, als nach der Harve/fchen Annahme vor dem Tode. Ich konnte auf keine Weife vor dem Tode die Elaitici-t\u00e4t der Pulsadern vernichten, und man mnfs daher bei den fogleich anzur\u00fchreudeq Erfcheinurigen iie zum Theil beriickfichtigen. Dagegen entfernte ich durch die gew\u00e4hlte jToclesart den bei weitem wirkfamften Einfluls diefer Art, die Elafticitat der Lungen. Der Tod wurde n\u00e4mlich durch Herbeif\u00fchrung eines vorg\u00e4ngigen Zufam-menfallens der Lungen, namentlich fo herbeigef\u00fchrt,\u2019 dafs in die Brufth\u00f6hlo eines lebenden Thieres Oeffnungen gemacht, und dadurch die \u00e4uisere Oberfl\u00e4che der Lungen dem freien Zutritt der Luft ausgefetzt wurde.\nBeim erften Verfuche wurde eins, ungef\u00e4hr i\" lange Oeffnung auf jeder Seite zwilchen zwei Rippen gemacht. Ich erwartete, dafs hierauf ein pl\u00f6tzlicher Tod erfolgen w\u00fcrde, aber vergeblich. Vorz\u00fcgh'ch war dies der Fall hei einem grofsen Hunde. Diefer war, wie ich vermuthete, nach dem Zufarnmenfalien der Lungen, durch m\u00f6glichft hohes Hinaufdr\u00e4ngen des Zwerchfells vermittelft der Bauchmuskeln, dann durch fclinelle und kraftvolle Zufammenziehung der Zwifchenrippenmuskeln, welche von einer heftigen lind harken Zufammenziehung des; Zwerchfelles begleitet wurde, im Stande, die Luft zwilchen den Lungen und der innern Flache des \u00dfruitkaftens fo ftark","page":610},{"file":"p0611.txt","language":"de","ocr_de":"611\n7.u verd\u00fcnnen '), dafs eine' theilweife Ausdehnung der Lungen und des Herzens entftand. Das Leben dauerte quaalvoll etwa zwanzig Minuten. Der fo lange dau-renden Leiden wegen wurde der Verfuch nicht wieder ^ holt. Uebrigens war der Erfolg gen\u00fcgend. Der Tod erfolgte zwar langfam, aber durch Zufammenfallen der Lungen. Vorher war der Verfuch an einem Kaninchen und einer Katze angeftellt worden, wo der Tod zwar nicht fchnell, aber doch auch nicht fo langfam, und, dem An Ich ein nach, nicht unter fo fchweren Leiden als beim Hunde, erfolgte.\nAlle boten bei der Leichen\u00f6ffnung diefelben Er\u00ab fchcinunsmn dar. Die Muskeln waren fehr roth ; und\nO\nergoffen auf Einfchnitte Blut. Die H\u00e4ute zeigten Gef\u00e4fse als w\u00e4ren fie vollft\u00e4ndig und fauber eingefpritzt, indem fie zahlreiche Anaftomol'en bildeten. Vorz\u00fcglich fetzten mich die Darmh\u00e4ute in Erftaunen, die nicht, wie gew\u00f6hnlich, eine blaffe, glatte Oberfl\u00e4che faft ohne Spur eines Blutgef\u00e4fses zeigten, fondern aus einem rothen Netze zufainmengefetzt fcbienen, delfen Mafchen fowohl an Ausdehnung als Geftalt bedeutende Verfchie-denheiten darboten. Die Leber glich rothem Maroquin. Das faft weifse Fleifch des Kaninchens war r\u00f6th-lich und alle unterfuchten Theile wurden von ergoffe-nem Blute feucht. Das Herz enthielt wenig Blut. Bei Oeffnung des \u00dfruftkaftens und Durchfchneidung der gro-fsen Gef\u00e4fse ergofs fleh nur eine geringe Menge von Blut, nicht mehr als aus andern G heilen. Die Aorte und die grofsen Gef\u00e4fse waren in allen F\u00e4llen \u00e4ufserlich blafs, die begleitenden Blutadern blau. Ein Theil de.r abfteigemlen Aorte, oberhalb der Spaltung in die H\u00fcft-pulsadern, wurde unterbunden ausgefchnilten und nun beobachtet, dafs er einen kleinen Cylinder von geronn>2-\nM.\ni) Wohl richtiger auszutreiben.","page":611},{"file":"p0612.txt","language":"de","ocr_de":"wem Blut enthielt. Hiernach r\u00fchrte die weifse Farbe der Pulsadern nicht vom Blutmangel, fontlern von Undurch* iichtigkeit ihrer H\u00e4ute her. Wie weit die zahlreichen Gef\u00e4fse des Darmkanals und der H\u00e4ute Pulsadern waren, kann ich nicht beftimmen: angenommen aber, dais diefe Wege die im Leben Statt findende Vertheiiung des Blutes anzeigten, fo ift es einleuchtend, dafs das Blut nicht nur der gr\u00f6fscrn Pulsadern, fontlern auch der kleinen Gef\u00e4fse, gleich viel ob Puls - oder Blutadern, in Folge des auf die gew\u00f6hnliche Weife erfolgenden Todes lieh in die grofsen Blutadern h\u00e4tte ausleeren milffen, Doch glaube ich, dafs die \u00fcaargef\u00e4fse bei ciiefer Todesart mehr Blut als im Leben enthalten, weil durch die, wie bemerkt, nicht zu befestigende Eiafticit\u00e4t der Pulsadern, ein Theil des, in dielen im Augenblicke des Toiles ilieisenden Blutes in jene getrieben werden mufste, deren H\u00e4ute unelaftifch und ausdehnbar find.\nUm die Erfcheinungen zweier, auf verfclnedene Art get\u00f6dteten Tiiicre derfeiben Art zu vergleichen, wurden zwei Kaninchen am zwanzigiten Sept. igX9\u00bb das eine durch Zufammenfalien der Lungen, das andere auf .eine andere Art, get\u00f6dtet. Der Unterleib des er-ften wurde von der Herzgrube bis nahe am Becken ge\u00f6ffnet und die untere Zwerchfellswand freigelegt, dann auf beiden Seiten diefes Muskels eine, zwei Finger durchiaffer.de Oeffnung gemacht. Das Ger\u00e4ufch der eintretenden Luft k\u00fcndigte das Zufammenfalien der Lungen an. Da das Thier keine Kraft, die Oei'fnungen zu fchliefsen, befafs, durch leine heftigen Bewegungen vielmehr diefelben lieh vermuthlich erweitern mufsten, mithin die Lungen fich durchaus nicht ausdehnen konnten, fo ftarb es augenblicklich. Die Unterfuehuag zeigte genau die fehon eben erw\u00e4hnten Erfcheinungen.\nDas andere Kaninchen wurde durch einen Stich mittelft eines fcharfen inftruuicntes zwifchen den Halswirbeln","page":612},{"file":"p0613.txt","language":"de","ocr_de":"613\nwirbeln get\u00f6dtet. Es ftarb augenblicklich und wurde fogleich ge\u00f6ffnet. Auf der Oberfl\u00e4che des blaffen Magens und Darinkanals, eben fo der Membranen, fand fich kaum eine Spur eines \u00dflutgef\u00e4fses. Das- FJeifch war weifs, fchien beim Einfehneiden trocken, und er-o'ofs nur fteJleinveife etwas Blut. Die Leber war fchmutzigbraun , die Elutaderft\u00e4mme ausgedehnt und rund, im vorigen Kaninchen platt und enthielten eine d\u00fcnne Schiebt von Elut. im ge\u00f6ffneten Bruflkalten fand fich nach Durchfehneidung der grofsen Gef\u00e4fse eine betr\u00e4chtliche Blutmenge.\nNach wenigen Tagen wurde ein Schaf auf diefelbe Art als das erfte diefer beiden Kaninchen get\u00f6dtet. Der nach Durchbohrung des Zwerchfelles erfolgende, ge-raufchvolle Eindrang der Luft zeigte noch deutlicher das t\u00f6dtliche Zufammenfallen der Lungen und das letzte Ausathmen an. Das Thier ftarb, nachdem es nur einigemal die Bruft gehoben hatte. Da einige Schafe zugleich get\u00f6dtet worden waren, konnten die Leichname derfelben mit jenem verglichen werden. Dort waren kaum Spuren von kleinen Gef\u00e4fsen im Magen, Darm, Bauchfell und Gekr\u00f6fe vorhanden, w\u00e4hrend fia bier in grofser Menge und wie eingefpritzt erfchienen. D ies war fo auffallend, dafs die Schl\u00e4chter und andere erftaunten. Das Fett war dunkler als gew\u00f6hnlich. Da die Muskeln diefer Thiere immer ro h find, war die Verfchiedenheit weniger grofs, doch Hofs auf Einfchnitie Blut aus. Die gr\u00f6fsern Pulsadern enthielten einen kleinen Cylinder geronnenen Elutes. Auch hier waren die grofsen Blutadern platt und ftrangf\u00f6rmig.\nAus diefen Verfuchen il\u2019t man wohl zu fchliefsen berechtigt, dafs die Verfchiedenheit der Blutvertheilung jm Tode von der im Leben Statt findenden hauptf\u00e4ch-]ich von der Elafticit\u00e4t der Lungen hemihrt, und dal\u2019s die Leerheit der Pulsadern und kleinern Gef\u00e4fseim Tode M. d. Archit; FT. 4.\tL r","page":613},{"file":"p0614.txt","language":"de","ocr_de":"fi eil hieraus und der Elafticit\u00e4t der Pulsadern gen\u00fcgend erkl\u00e4rt.\nWo ich nicht irre, kann die Anatomie einigen Nutzen aus der Unterfuchung von Thieren, welche durch Zufammenfallen der Lungen herben, ziehen, und namentlich d\u00fcrfte fich das Gef\u00fcfsfyftem beffer zu feinen verfcliiedenen Endigungen verfolgen iahen. Nach der Harvey fchen Lehre mufs das Blut aus den kleinften Pulsaderzweigen in die Biutaderzweige fnet'sen ; die Art aber, wie die Verbindung beider Syfteme Statt fndet, ift immernoch nicht ausgemittelt, und, da bei allen gew\u00f6hnlichen Todesarten die feinen Gef\u00e4fse leer find, das MeIfer aber und das Mikrofkop, wenn gleich durch alle Farbmittel, welche die Einfpritzungen liefern, geleitet, nicht im Stande waren, diefe Verbindungen zu zeigen, fo fchien die Darftellung derfelben unm\u00f6glich; jetzt fcheint indeffen die Unterfuchung von Thieren, deren kleiufte Gef\u00e4fse wenigftens die Blutmenge enthalten, wodurch fie vor dem Tode angef\u00fcllt waren, Hoffnung der M\u00f6glichkeit einer gen\u00fcgenden Kenritnifs die-fes geheimnifsvollen und dunklen Theiles der Phyfiolo-gie zu gew\u00e4hren.","page":614}],"identifier":"lit14928","issued":"1820","language":"de","pages":"604-614","startpages":"604","title":"\u00dcber die Ursachen der Leerheit der Pulsadern nach dem Tode: Aus den med. chir. Transact., Vol. XI, 1820, p. 165 ff.","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:22:10.938917+00:00"}