Open Access
{"created":"2022-01-31T16:55:07.698802+00:00","id":"lit14958","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"K\u00f6nig, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 507-509","fulltext":[{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n507\nplatten ausgeht und durch das farbige Glas entsprechend gef\u00e4rbt ins Innere des K\u00e4stchens gelangt. Hier sind zwei Glasplatten von der halben Breite des K\u00e4stchens kreuzweise in den beiden diagonalen Richtungen (d. h. schr\u00e4g von oben nach unten) angebracht. Die nach vorne liegende tr\u00e4gt keinen Belag, wohl aber die hintere. Ist nun die untere \u00d6ffnung c z. B. mit rotem Glase verschlossen, so gelangt das von der Milchglasplatte kommende weifse Licht rot gef\u00e4rbt in das K\u00e4stchen und weiterhin durch das unbelegte Spiegelglas hindurch in ein senkrecht stehendes Rohr, durch dessen obere \u00d6ffnung der Beobachter in das K\u00e4stchen blickt. Diesem roten Lichte mischt sich ein Teil des von der Seite her durch die mit blauem Glase verschlossene \u00d6ffnung ci in das K\u00e4stchen tretenden Lichtes bei, weil dasselbe von den beiden Fl\u00e4chen der unbelegten Spiegelglasplatte zum Teil reflektiert wird. Deshalb erscheint dem Beobachter die entsprechende vordere H\u00e4lfte der unteren kreisf\u00f6rmigen \u00d6ffnung der R\u00f6hre in derjenigen Farbe, welche durch die Mischung des blauen mit dem roten Lichte entsteht. Die andere H\u00e4lfte der unteren R\u00f6hre erscheint aber in der Farbe des Lichtes, welches durch die mit einem gr\u00fcnen Glase belegte \u00d6ffnung b in das K\u00e4stchen dringt und von der belegten Spiegelglasplatte nach oben reflektiert wird. Der farbent\u00fcchtige Beobachter sieht nun eine kleine runde Fl\u00e4che (scheinbarer Durchmesser = 8\u00b0), deren vordere H\u00e4lfte bl\u00e4ulich rot, deren hintere gr\u00fcn erscheint. Es gilt nun, dieses Rot und Gr\u00fcn nach Farbe und Helligkeit so zu regulieren, dafs beide Farben dem untersuchten \u201eRotgr\u00fcnblinden\u201c ganz gleich erscheinen. Zu diesem Zwecke sind die Milchglasplatten derart drehbar, dafs man durch verschiedene Neigung zur Richtung des (vom Fenster) einfallenden Lichtes die Menge des in das K\u00e4stchen gelangenden Lichtes ver\u00e4ndern kann.\nDie Konstruktion des Apparates beruht also auf der Thatsache, dafs man bei jedem dichromatischen Systeme aus den Endfarben (Rot und Blau) des Spektrums der Nuance nach jede beliebige zwischenliegende Farbe des Spektrums (hier ist aus praktischen Gr\u00fcnden Gr\u00fcn gew\u00e4hlt) mischen kann und bei geeigneter Intensit\u00e4tsabstufung v\u00f6llige Gleichheit herzustellen vermag.\nAufserdem kann noch durch eine dritte, unbelegte Spiegelglasplatte beiden Gesichtsfeldh\u00e4lften gleichm\u00e4fsig weifses Licht zugemischt werden.\nDer Referent steht keinen Augenblick an, zu erkl\u00e4ren, dafs der Apparat dem von ihm zu gleichem Zwecke empfohlenen Ophthalmo-Leu-koskope so sehr \u00fcberlegen ist, dafs letzteres zur Diagnose der Farbenblindheit gar nicht mehr in Frage kommen kann.\nArthur K\u00f6nig.\nE. Hering. Die Untersuchung einseitiger St\u00f6rungen des Farbensinnes mittelst binokularer Farbengleichungen. Gr\u00e4fes Arch. Bd. XXXVI (3), S. 1\u201423. (1890.)\nF\u00fcr die Farbentheorie sind diejenigen F\u00e4lle von Farbensinn-St\u00f6rungen besonders lehrreich, bei denen auf einem Auge der normale Farbensinn vorhanden, w\u00e4hrend das andere Auge anomal ist. Solche Zust\u00e4nde","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\nLitteraturbericlit.\nkommen angeboren (von Becker, y. Hippel, Holmgren beobachtet) vor und entstehen auch infolge pathologischer Vorg\u00e4nge. H. ist nun ' \u2018 i ,)\u00fcck-lichen Lage gewesen, einen dieser seltenen B\u00e4lle erworbr\ttiger\nFarbenblindheit untersuchen zu k\u00f6nnen, und benutzte\tIgende\nvon ihm ersonnene Vorrichtung. \u2014 In einen schwarzen Ka* md zwei runde L\u00f6cher von 15 mm Durchmesser und 35 mm Abstand ihrer Mittelpunkte geschlagen. In einiger Entfernung k\u00f6nnen hinter diesem Karton weifse, graue oder farbige Papiere angebracht werden, so dafs einem Auge, welches aus ca. 30cm auf den Karton blickt, die beiden L\u00f6cher in der betreffenden Farbe des dahinter befindlichen Papieres erscheinen. Die Papiere k\u00f6nnen geneigt werden und erscheinen dadurch mehr odei weniger hell. Aufserdem sind zwischen jedem der beiden L\u00f6cher und dem betreffenden Papier je zwei unbelegte Spiegelglasplatten angebracht, durch welche andersfarbiges Licht (farbig, wenn das Papier weifs, und weifs, wenn das Papier farbig ist) zugemischt werden kann.\nFixiert man nun mit beiden Augen eine in der Mitte zwischen beiden \u00d6ffnungen auf dem Karton angebrachte Marke und schiebt zwischen Kopf und \u00d6ffnung eine Blende von geeigneter Form ein, so dafs das rechte Auge nur die linke und das linke Auge nur die rechte \u00d6ffnung sehen kann, so erscheinen im binokularen Gesichtsfelde beide \u00d6ffnungen, jede aber wird durch ein anderes Auge wahrgenommen. Indem man nun in der beschriebenen Weise geeignete Lichtmischungen ausf\u00fchrt, kann man zwischen beiden Augen Farbengleichungen hersteilen. Sind beide Augen mit demselben Farbensystem behaftet, so sind nat\u00fcrlich auch dieselben Mischungen f\u00fcr beide \u00d6ffnungen erforderlich; sind die Farbensysteme aber ungleich, so ist dieses nicht der Fall. L\u00e4fst man nun etwa rotes Licht durch die dem anomalen Auge sichtbare \u00d6ffnung durchtreten, so giebt die f\u00fcr das normale Auge in der anderen \u00d6ffnung erforderliche Mischung an, welche Empfindung (bezogen auf ein normales Auge) in dem anomalen Auge durch das rote Licht erzeugt wird.\nDie vom Verfasser angestellten Versuche ergaben folgende \u00dfe-sultate :\n1.\tAlle benutzten Farben erschienen dem kranken Auge minder ges\u00e4ttigt, d. h. viel weifslieher bezw. graulicher als dem gesunden.\n2.\tGelb und Blau erschienen gelb und blau, erlitten also keine merkliche \u00c4nderung ihres Tones, wurden aber viel weniger ges\u00e4ttigt gesehen.\n3.\tEin dem Urgr\u00fcn und Urrot nahestehendes, nicht allzuges\u00e4ttigtes Gr\u00fcn und Eot erschienen dem kranken Auge farblos.\n4.\tDie benutzten Zwischenfarben Spektralrot, Orange, Gelbgr\u00fcn und nicht zu sehr ges\u00e4ttigtes Violett verloren f\u00fcr das kranke Auge vollst\u00e4ndig ihre \u00df\u00f6te bezw. Gr\u00fcne, erschienen daher gelb bezw. blau und zwar sehr weifslich oder graulich.\n5.\tWeifs, Grau und Schwarz wurden vom kranken Auge ebenso gesehen wie vom gesunden, also auch v\u00f6llig farblos.\nEine Untersuchung am Spektralapparat ergab, dafs das kranke Auge gegen\u00fcber den homogenen Farben sich ganz analog verhielt wie gegen\u00fcber den Pigmentfarben.","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00c2tteraturbericht.\n509\nEs wurden schliefslich noch zwei Farbengleichungen mit homogenen L' V\u2014\u25a0 j678 uu -}- 549 uu = Spektralgelb + etwas Weifs und 569 \u00ab,\u00ab 4-43,:'eifs) f\u00fcr das gesunde Auge hergestellt, und es fand sich, dafs die: h f\u00fcr das kranke Auge g\u00fcltig blieben.\no.\te der Hk ring sehen Theorie der Gegenfarben mufs das kranke\nAuge als nahezu rotgr\u00fcnblind und mit einem sehr geschw\u00e4chten Blau-gelhsinne behaftet angesehen werden.\nDie YonifO-HELMHOLTZsche Farhentbeorie erkl\u00e4rt (wie der Referent hier hinzuf\u00fcgt) die Entstehung der Anomalie des kranken Auges in derselben Weise, wie sie bisher schon die angeborene Farbenblindheit und die partielle und totale Farbenblindheit in den peripheren Teilen der Netzhaut erkl\u00e4rt hat.\tArthub K\u00f6nig.\nC. Hess. Untersuchung eines Falles von halbseitiger Farbensinnst\u00f6rung am linken Auge. Gr\u00e4fes Arch. Bd. 36. (3), S. 24\u201436. (1890.)\nDas Ergebnis der an einem 31j\u00e4hrigen Patienten zahlreich und sorgf\u00e4ltig angestellten Versuche, \u00fcber welche der Verfasser hier berichtet, besteht darin, dafs die nasale Netzhauth\u00e4lfte des linken Auges sich in Bezug auf den Farbensinn ebenso verhielt wie eine ziemlich weit exzentrisch gelegene Stelle eines normalen Auges.\nHinsichtlich der theoretischen Folgerungen, welche sich aus diesen wertvollen Beobachtungen ziehen lassen, verweist der Referent daher auf das, was er hei der Besprechung einer fr\u00fcheren Arbeit desselben Verfassers (auf S. 211 des vorliegenden Bandes dieser Zeitschrift) \u00fcber den peripherischen Farbensinn gesagt hat.\tArthur K\u00f6nig.\nA. E. Fick und A. G\u00fcrber. \u00dcber Erholung der Netzhaut. Gr\u00e4fes Archiv. Bd. 36. (2.) S. 245\u2014301. (1890.)\nE. Hering. \u00dcber Erm\u00fcdung und Erholung des Sehorgans. Gr\u00e4fes Archiv. Bd. 37. (3.) S. 1\u201435. (1891.)\nIndem die Verfasser der ersten Abhandlung unter geeigneten Vor-sichtsmafsregeln die Sehsch\u00e4rfe, den Farbensinn und den Lichtsinn w\u00e4hrend des Verlaufs eines ganzen Tages, den sie in einem k\u00fcnstlich stets gleichm\u00e4fsig erleuchteten Raume verbringen, untersuchen, gelangen sie in Bezug auf die Frage, oh es eine Tageserm\u00fcdung des Auges gebe, zu folgender Antwort:\nUnmittelbar nach dem Erwachen ist die Empfindlichkeit des Auges gr\u00f6fser als zu irgend einem anderen Zeitpunkte des Tages. Mit dem Gebrauch des Auges ist also eine Abnahme der Empfindlichkeit verbunden. Die Gr\u00f6fse dieser Abnahme h\u00e4ngt wenigstens bez\u00fcglich des Lichtsinnes von der gerade herrschenden Beleuchtung ab und hat in kurzer Zeit, l\u00e4ngstens in 3/* Stunden, ihren gr\u00f6fsten Wert erreicht. Bleibt jetzt die Beleuchtung gleich, so erfolgt im Laufe des Tages keine weitere Abnahme der Empfindlichkeit. In diesem Sinne also darf man sagen, dafs es keine merkliche Tageserm\u00fcdung giebt.\nEs m\u00fcssen also Einrichtungen vorhanden sein, welche die Netzhaut erholen, ohne dafs diese ihre Th\u00e4tigkeit zu unterbrechen brauchte. Die Ursachen dieser Erholung finden die beiden Verfasser nun in den Augen-\nZeitsehrift T\u00fcr Psychologie III.\t33","page":509}],"identifier":"lit14958","issued":"1892","language":"de","pages":"507-509","startpages":"507","title":"E. Hering: Die Untersuchung einseitiger St\u00f6rungen des Farbensinnes mittelst binokularer Farbengleichungen. Gr\u00e4fes Arch. XXXVI, 3, S. 1-23, 1890","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:55:07.698807+00:00"}