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{"created":"2022-01-31T16:53:00.389535+00:00","id":"lit14962","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"K\u00f6nig, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 511-512","fulltext":[{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n511\nMit dem Verfasser ist der .Referent der Ansicht, dafs die beobachteten Ton\u00e4nd erringen in vollem Einklang mit der Hering sehen Farbentheorie stehen, kann ihm aber nicht beipflichten, wenn er glaubt, einen Widerspruch mit der YouNG-HELMHOLTzschen Farbentheorie zu finden. Die n\u00e4here Besprechung eines einzelnen Beispieles wird hoffentlich gen\u00fcgen, die Sache auch f\u00fcr alle anderen F\u00e4lle ins klare zu stellen. Wir wollen uns auf die Verh\u00e4ltnisse des vom Referenten gemeinsam mit C. Dieterici aufgestellten Farbendreiecks beziehen. Wenn das Auge f\u00fcr gelbes Licht von 575 fip erm\u00fcdet worden ist, so erscheint unmittelbar nachher rotes Licht von 700 uu \u201ebl\u00e4ulich rot\u201c. Hess argu. mentiert nun in folgender Weise: Da durch Licht von 575 fifi die Rot- und Gr\u00fcnfasern in gleicher Weise gereizt, also auch in gleicher Weise erm\u00fcdet werden, so mufs Licht von 700 /x/j,, welches nur die Rot- und Gr\u00fcnfasern reizt, seinen Ton unver\u00e4ndert beibehalten. Dieses w\u00e4re nach Ansicht des Referenten zwar m\u00f6glich, ist aber nicht notwendig, ja nicht einmal wahrscheinlich. Wenn n\u00e4mlich Rot- und Gr\u00fcnfasern gleich stark erm\u00fcdet, also schwerer reizbar als gew\u00f6hnlich sind, so wird der im Vergleich zum Gr\u00fcnwert starke Rotwert des Lichtes von 100 fifi viel mehr zur Geltung kommen als bei unerm\u00fcdetem Auge. Da nun aber die Grundempfindung Rot einen bl\u00e4ulicheren Ton hat als das Licht von 700 fifi unter normalen Verh\u00e4ltnissen, so ist damit das Hin\u00fcberr\u00fccken der Empfindung nach dieser Richtung erkl\u00e4rt. Der sich in der Netzhaut nach voraufgegangener Erm\u00fcdung vollziehende Vorgang ist demjenigen gleich, der im unerm\u00fcdeten Auge bei geringerer Intensit\u00e4t des einfallenden Lichtes sich abspielt. Nun erscheint aber Licht vom roten Spektrumende um so gelblicher je gr\u00f6fser, und um so bl\u00e4ulicher je kleiner seine Intensit\u00e4t ist.\nAufserdem hat der Verfasser f\u00fcnf, gewissermafsen quantitative, Bestimmungen \u00fcber den Einflufs der Erm\u00fcdung gemacht, d. h. er bestimmte die Wellenl\u00e4nge desjenigen Lichtes, dem ein gewisses betrachtetes spektrales Licht in der N\u00fcance gleich wird, nachdem das Auge unmittelbar vorher durch eine andere Spektralfarbe erm\u00fcdet war. Wenn die Ergebnisse nicht v\u00f6llig mit der Konfiguration der K\u00f6nig-DiETERioischen Farbentafel in Einklang zu bringen sind, so ist hierbei sowohl an individuelle Verschiedenheiten, als auch an (besonders im kurzwelligen Teile des Spektrums) bereitwilligst zugestandene Unsicherheit der genannten Farbentafel zu denken.\tArthur K\u00f6nig.\nH. Wilbrand. Die hemianopischen Gesichtsfeld-Formen und das optische Wahrnehmungszentrum. XII. und 157 S. mit 34 Text-Figuren und 22 Tafeln. Wiesbaden. J. F. Bergmann. 1890.\nDer Verfasser hat sich der dankenswerten M\u00fche unterzogen, s\u00e4mtliche bisher genauer untersuchten F\u00e4lle hemianopischer Gesichtsfeldformen zusammenzustellen und ihre Bedeutung f\u00fcr die Erkenntnis des Verlaufes und der Funktionen der optischen Bahnen von den Retinalzapfen an bis zu den Teilkomplexen des optischen Wahrnehmungszentrums in der Rinde zu pr\u00fcfen. Er geht von der berechtigten (freilich nicht \u00fcberall anerkannten) Ansicht aus, dafs sorgf\u00e4ltig aufgenommene Gesichtsfelder\n33*","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"512\nLitter aturiericht.\nhierf\u00fcr die Bedeutung physiologischer Experimente beanspruchen und mit den mikroskopisch-anatomischen Befunden gleichwertig sind, und gelangt schliefslich zu der Auffassung, \u201edafs unter Festhaltung der Partialkreuzung (im Chiasma) im allgemeinen die innere Ordnung des optischen Wahrnehmungszentrums, soweit sie aus dem Nebeneinanderliegen von Faszikelfeldern des gekreuzten und ungekreuzten B\u00fcndels besteht, zahlreichen individuellen Varianten unterworfen ist. \u2014 Der Versuch, mathematisch kongruente homonyme hemianopische Gesichtsfelddefekte neben hochgradig un\u00e4hnlichen Defekten von ein und demselben Schema ableiten zu wollen, ist bis jetzt von keinem Erfolge gekr\u00f6nt gewesen und wird auch wohl niemals dies Ziel erreichen. Wenn die mikroskopischen Befunde gewissenhafter Forscher teils \u00fcbereinstimmen , teils weit auseinandergehen, warum sollen wir da nicht unbefangen aus dem individuellen Variieren der anatomischen Anlage den Wechsel der pathologischen Untersuchungsresultate erkl\u00e4ren, zumal wenn uns die klinische Beobachtung nach eben derselben Richtung weist?\u201c\nM\u00f6chten noch viele andere ebenso strittige und dunkle Gebiete eine gleich umfassende und doch \u00fcbersichtliche Darstellung finden, wie es hier durch Wilbrand geschehen ist!\tArthur K\u00f6nig.\nH. Hoff ding. Psychische und physische Aktivit\u00e4t. Vierte/jahrschr. f. miss. Philos. XV. 3. S. 233\u2014250 (1891).\nH. verteidigt seine Hypothese, dafs K\u00f6rperliches und Seelisches aufser Wechselbeziehung stehende \u00c4ufserungen ein und desselben innersten Wesens seien, gegen Kroman (\u201eLogik und Psychologie\u201c) in n\u00e4herer Ausf\u00fchrung folgender S\u00e4tze.\nDie Naturwissenschaft fordert, alle Gehirnvorg\u00e4nge auf k\u00f6rperliche Ursachen zur\u00fcckzuf\u00fchren. Das Beharrungsgesetz Galileis und Newtons spricht ausdr\u00fccklich von \u00e4ufseren Ursachen und ist nicht, wie K. meint, als Corollar des Kausalgesetzes einfach dahin zu fassen, dafs jede Bewegungs\u00e4nderung \u201eeiner Kraft\u201c (also gleichg\u00fcltig, ob \u00e4ufserer oder innerer) zuzuschreiben sei. Um zu begreifen, wie auf einer gewissen Stufe des Materiellen Bewufstsein entsteht, mufs man annehmen, dafs schon den niederen Stufen ein Analogon des Bewufstseins beiwohnt. Ein \u00dfeiz a, der eine Gehirnth\u00e4tigkeit b erzeugt, mufs mit einem x zusammenbestehen, welches den mit b identischen Bewufstseinszustand \u00df hervorruft.\nDamit erledigt sich auch K.\u2019s Frage, wie denn ohne Wechselwirkung ein Wissen der Seele von der K\u00f6rperwelt entstehen k\u00f6nne. Wenn b dem Reiz a entspricht, \u201emufs das seinem innersten Wesen zufolge mit b identische oder zusammengeh\u00f6rende \u00df ebenfalls demselben entsprechen.\u201c \u00dcbrigens l\u00e4fst jene Frage die erkenntnistheoretische Einsicht vermissen, dafs wir die K\u00f6rperwelt nur aus unseren Empfindungen kennen und daher nicht wieder f\u00fcr deren Ursache erkl\u00e4ren k\u00f6nnen.\nDie Schwierigkeit, welche Kroman darin findet, dafs die innere","page":512}],"identifier":"lit14962","issued":"1892","language":"de","pages":"511-512","startpages":"511","title":"H. Wilbrand: Die hemianopischen Gesichtsfeld-Formen und das optische Wahrnehmungszentrum. Wiesaden, J. F. Bergmann, 1890","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:53:00.389541+00:00"}