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{"created":"2022-01-31T14:27:47.943872+00:00","id":"lit14963","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Liepmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 512-513","fulltext":[{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"512\nLitter aturiericht.\nhierf\u00fcr die Bedeutung physiologischer Experimente beanspruchen und mit den mikroskopisch-anatomischen Befunden gleichwertig sind, und gelangt schliefslich zu der Auffassung, \u201edafs unter Festhaltung der Partialkreuzung (im Chiasma) im allgemeinen die innere Ordnung des optischen Wahrnehmungszentrums, soweit sie aus dem Nebeneinanderliegen von Faszikelfeldern des gekreuzten und ungekreuzten B\u00fcndels besteht, zahlreichen individuellen Varianten unterworfen ist. \u2014 Der Versuch, mathematisch kongruente homonyme hemianopische Gesichtsfelddefekte neben hochgradig un\u00e4hnlichen Defekten von ein und demselben Schema ableiten zu wollen, ist bis jetzt von keinem Erfolge gekr\u00f6nt gewesen und wird auch wohl niemals dies Ziel erreichen. Wenn die mikroskopischen Befunde gewissenhafter Forscher teils \u00fcbereinstimmen , teils weit auseinandergehen, warum sollen wir da nicht unbefangen aus dem individuellen Variieren der anatomischen Anlage den Wechsel der pathologischen Untersuchungsresultate erkl\u00e4ren, zumal wenn uns die klinische Beobachtung nach eben derselben Richtung weist?\u201c\nM\u00f6chten noch viele andere ebenso strittige und dunkle Gebiete eine gleich umfassende und doch \u00fcbersichtliche Darstellung finden, wie es hier durch Wilbrand geschehen ist!\tArthur K\u00f6nig.\nH. Hoff ding. Psychische und physische Aktivit\u00e4t. Vierte/jahrschr. f. miss. Philos. XV. 3. S. 233\u2014250 (1891).\nH. verteidigt seine Hypothese, dafs K\u00f6rperliches und Seelisches aufser Wechselbeziehung stehende \u00c4ufserungen ein und desselben innersten Wesens seien, gegen Kroman (\u201eLogik und Psychologie\u201c) in n\u00e4herer Ausf\u00fchrung folgender S\u00e4tze.\nDie Naturwissenschaft fordert, alle Gehirnvorg\u00e4nge auf k\u00f6rperliche Ursachen zur\u00fcckzuf\u00fchren. Das Beharrungsgesetz Galileis und Newtons spricht ausdr\u00fccklich von \u00e4ufseren Ursachen und ist nicht, wie K. meint, als Corollar des Kausalgesetzes einfach dahin zu fassen, dafs jede Bewegungs\u00e4nderung \u201eeiner Kraft\u201c (also gleichg\u00fcltig, ob \u00e4ufserer oder innerer) zuzuschreiben sei. Um zu begreifen, wie auf einer gewissen Stufe des Materiellen Bewufstsein entsteht, mufs man annehmen, dafs schon den niederen Stufen ein Analogon des Bewufstseins beiwohnt. Ein \u00dfeiz a, der eine Gehirnth\u00e4tigkeit b erzeugt, mufs mit einem x zusammenbestehen, welches den mit b identischen Bewufstseinszustand \u00df hervorruft.\nDamit erledigt sich auch K.\u2019s Frage, wie denn ohne Wechselwirkung ein Wissen der Seele von der K\u00f6rperwelt entstehen k\u00f6nne. Wenn b dem Reiz a entspricht, \u201emufs das seinem innersten Wesen zufolge mit b identische oder zusammengeh\u00f6rende \u00df ebenfalls demselben entsprechen.\u201c \u00dcbrigens l\u00e4fst jene Frage die erkenntnistheoretische Einsicht vermissen, dafs wir die K\u00f6rperwelt nur aus unseren Empfindungen kennen und daher nicht wieder f\u00fcr deren Ursache erkl\u00e4ren k\u00f6nnen.\nDie Schwierigkeit, welche Kroman darin findet, dafs die innere","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n513\nEinheit mit der \u00e4ufseren Vielheit identisch sei, besteht allerdings. Aber sie besteht in einer oder der anderen Form f\u00fcr jede Theorie, auch f\u00fcr diejenige, welche zwischen beiden einen Kausalzusammenhang annimmt.\tLiepmann (Berlin).\n1.\tMax M\u00fclleb. On thought and language. The Monist. I. No 4 S 572\u2014589 (1891).\n2.\tG. J. Romanes. Thought and language. Ebenda. II. No. 1. S. 56\u201469.\n3.\tP. Carus. The continuity of evolution. Ebenda. S. 70\u201494.\nIn diesen drei Aufs\u00e4tzen wird ein interessanter Straufs gefochten zwischen Biologie und Sprachwissenschaft.\nUnser bekannter Landsmann M. M\u00fcller bestreitet die Lehre dais die \u00e4ltesten Worte das Besondere bezeichnet, und dafs erst im Laufe der Zeit sich die Ausdr\u00fccke f\u00fcr das Allgemeine gebildet h\u00e4tten. Dieser Generalisationsprozefs geh\u00f6re einer sp\u00e4teren Periode an. Ihm ging der umgekehrte Prozefs voraus. Die Wurzeln der arischen Sprachen bezeichnen durchweg Th\u00e4tigkeiten, haben also allgemeine begriffliche Bedeutung.\nZu dieser Thatsache passe trefflich Noir\u00e9es Hypothese, dafs die Wurzeln aus den Lauten hervorgegangen seien, welche die Urmenschen bei gemeinsamen Verrichtungen ausgestofsen h\u00e4tten. (Synergastik-Theorie.) Dagegen sei ihre Zur\u00fcckf\u00fchrung auf Nachahmung (\u201eBau-Bau-Theorie\u201c), sowie auf unwillk\u00fcrlichen Gef\u00fchlsausdruck (\u201ePuh-Puh-Theorie\u201c) durch die Forschung widerlegt. Die Sprache sei also anf\u00e4nglich \u201ekonzeptual\u201c, nicht \u201einterjektional\u201c gewesen. Diese Thatsache bilde aber einen Protest gegen die Annahme einer ununterbrochenen Entwickelung von Tier zu Mensch. Dies habe Romanes in seinem Buch: \u201eMental Evolution in Man\u201c einer blofsen Forderung zuliebe vernachl\u00e4ssigt. Desgleichen wirft ihm M. eine Reihe in diesem Buche begangener Irrt\u00fcmer vor.\nRomanes erwidert, unter Zur\u00fcckweisung der ihm gemachten Vorw\u00fcrfe, dafs dieselben in keinem Falle die wesentliche Frage nach der Herkunft des Menschen, sondern nur philologische Nebens\u00e4chlichkeiten betr\u00e4fen. Da M. von der Sprache der hochentwickelten Vorfahren der arischen Rasse, zugestandenermafsen gar nicht von der des Urmenschen rede, da M.s und Noir\u00e9es Ableitung der Wurzeln, die \u00fcbrigens nur eine Besonderung der Nachahmungstheorie sei, im Verein mit anderen Faktoren voll bestehen k\u00f6nnen, ohne eine un\u00fcberschreitbare Kluft zwischen Mensch und Tier zu setzen, so bilde alles von M. Angef\u00fchrte gar keine Widerlegung der Evolutionstheorie.\nEinen eingehenden Nachweis der Vereinbarkeit der M.\u2019sehen Ansicht mit der DARwiNSchen Lehre erspart sich R. leider an dieser Stelle, jedenfals mit R\u00fccksicht auf schon gegebene Auseinandersetzungen in seinem erw\u00e4hnten Buche.\nCarus schl\u00e4gt sich im ganzen auf R.\u2019s Seite, geht insofern noch weiter, als R., als er der Evolutionstheorie, als notwendigem Postulat, sogar apriorische Geltung vindiziert. Von seinen allgemeiner gehaltenen Betrachtungen sei hier nur noch die treffende Bemerkung erw\u00e4hnt, dafs","page":513}],"identifier":"lit14963","issued":"1892","language":"de","pages":"512-513","startpages":"512","title":"H. H\u00f6ffding: Psychische und physische Aktivit\u00e4t. Viertjahresschr. f. wiss. Philos. XV, 3, S. 233-250, 1891","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:27:47.943878+00:00"}