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{"created":"2022-01-31T16:57:12.613045+00:00","id":"lit14964","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Liepmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 513-514","fulltext":[{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n513\nEinheit mit der \u00e4ufseren Vielheit identisch sei, besteht allerdings. Aber sie besteht in einer oder der anderen Form f\u00fcr jede Theorie, auch f\u00fcr diejenige, welche zwischen beiden einen Kausalzusammenhang annimmt.\tLiepmann (Berlin).\n1.\tMax M\u00fclleb. On thought and language. The Monist. I. No 4 S 572\u2014589 (1891).\n2.\tG. J. Romanes. Thought and language. Ebenda. II. No. 1. S. 56\u201469.\n3.\tP. Carus. The continuity of evolution. Ebenda. S. 70\u201494.\nIn diesen drei Aufs\u00e4tzen wird ein interessanter Straufs gefochten zwischen Biologie und Sprachwissenschaft.\nUnser bekannter Landsmann M. M\u00fcller bestreitet die Lehre dais die \u00e4ltesten Worte das Besondere bezeichnet, und dafs erst im Laufe der Zeit sich die Ausdr\u00fccke f\u00fcr das Allgemeine gebildet h\u00e4tten. Dieser Generalisationsprozefs geh\u00f6re einer sp\u00e4teren Periode an. Ihm ging der umgekehrte Prozefs voraus. Die Wurzeln der arischen Sprachen bezeichnen durchweg Th\u00e4tigkeiten, haben also allgemeine begriffliche Bedeutung.\nZu dieser Thatsache passe trefflich Noir\u00e9es Hypothese, dafs die Wurzeln aus den Lauten hervorgegangen seien, welche die Urmenschen bei gemeinsamen Verrichtungen ausgestofsen h\u00e4tten. (Synergastik-Theorie.) Dagegen sei ihre Zur\u00fcckf\u00fchrung auf Nachahmung (\u201eBau-Bau-Theorie\u201c), sowie auf unwillk\u00fcrlichen Gef\u00fchlsausdruck (\u201ePuh-Puh-Theorie\u201c) durch die Forschung widerlegt. Die Sprache sei also anf\u00e4nglich \u201ekonzeptual\u201c, nicht \u201einterjektional\u201c gewesen. Diese Thatsache bilde aber einen Protest gegen die Annahme einer ununterbrochenen Entwickelung von Tier zu Mensch. Dies habe Romanes in seinem Buch: \u201eMental Evolution in Man\u201c einer blofsen Forderung zuliebe vernachl\u00e4ssigt. Desgleichen wirft ihm M. eine Reihe in diesem Buche begangener Irrt\u00fcmer vor.\nRomanes erwidert, unter Zur\u00fcckweisung der ihm gemachten Vorw\u00fcrfe, dafs dieselben in keinem Falle die wesentliche Frage nach der Herkunft des Menschen, sondern nur philologische Nebens\u00e4chlichkeiten betr\u00e4fen. Da M. von der Sprache der hochentwickelten Vorfahren der arischen Rasse, zugestandenermafsen gar nicht von der des Urmenschen rede, da M.s und Noir\u00e9es Ableitung der Wurzeln, die \u00fcbrigens nur eine Besonderung der Nachahmungstheorie sei, im Verein mit anderen Faktoren voll bestehen k\u00f6nnen, ohne eine un\u00fcberschreitbare Kluft zwischen Mensch und Tier zu setzen, so bilde alles von M. Angef\u00fchrte gar keine Widerlegung der Evolutionstheorie.\nEinen eingehenden Nachweis der Vereinbarkeit der M.\u2019sehen Ansicht mit der DARwiNSchen Lehre erspart sich R. leider an dieser Stelle, jedenfals mit R\u00fccksicht auf schon gegebene Auseinandersetzungen in seinem erw\u00e4hnten Buche.\nCarus schl\u00e4gt sich im ganzen auf R.\u2019s Seite, geht insofern noch weiter, als R., als er der Evolutionstheorie, als notwendigem Postulat, sogar apriorische Geltung vindiziert. Von seinen allgemeiner gehaltenen Betrachtungen sei hier nur noch die treffende Bemerkung erw\u00e4hnt, dafs","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"514\nLitteraturbericht.\ndie Sprache nicht als ein Alleinstehendes, sondern als eine Art unter mehreren m\u00f6glichen und wirklichen Zeichensystemen behandelt werden m\u00fcsse.\tLiepmann (Berlin).\nG.\tSorel. Contributions psychophysiques \u00e0 l\u2019\u00e9tude \u00e9sth\u00e9tique. Revue philosophique. 1890. No. 6 u. 7. 39 S.\nDie Arbeit ist keine Untersuchung, sondern eine Reihe von Einf\u00e4llen mit gelegentlich schwer verst\u00e4ndlicher Gedankenfolge. Einige der Einf\u00e4lle sind nicht unzutreffend oder haben einen wahren Kern. Insoweit aber geben sie nichts Neues.\nPsychophysisch heifsen die Beitr\u00e4ge vermutlich den einleitenden psychophysischen Bemerkungen zuliebe, die aber im Grunde mit dem Thema nichts zu thun haben. Die psychophysischen Formeln sind verschieden f\u00fcr die verschiedenen Sinne. Daraus soll folgen, dafs es eine science unique des sentiments permettant de rattacher l\u2019id\u00e9e du beau \u00e0 quelques th\u00e9ories g\u00e9n\u00e9rales nicht giebt. Vor allem ist die Musik ganz eigener Art. Ihre Wirkung beruht darauf, dafs sie den ganzen Raum des Bewufstseins ausf\u00fcllt und so die intellektuelle Th\u00e4tigkeit aufhebt. Sie ist gef\u00e4hrlich, weil die Unterdr\u00fcckung des Intellekts tend \u00e0 se traduire par une singuli\u00e8re surexcitation des instincts sexuelles. Diese Gefahr wird vermieden bei der OFFENBAGHSchen Musik. Aber auch sie hat keinen \u00e4sthetischen Wert. Denn die \u00c4sthetik \u2014 Verfasser will sagen das \u00e4sthetisch Sch\u00f6ne \u2014 hat immer einen moralischen Endzweck. Wagners Versuch, die Musik moralisch zu machen, ist als gescheitert zu betrachten.\nDie \u00e4sthetische Wirkung der Farben erkl\u00e4rt sich h\u00f6chst einfach aus der Bl\u00e4ue des Himmels, der gelben Farbe des absterbenden pflanzlichen Lebens und \u00e4hnlichen Assoziationen. Die Baukunst ist die vollkommenste Kunst; sie ist \u201echaste\u201c. Bestimmte einfache Zahlenverh\u00e4ltnisse, die \u00e9chelles, sind nicht Gr\u00fcnde der Sch\u00f6nheit, sondern \u00e4sthetisch gleichg\u00fcltige Gewohnheiten, Fingerzeige f\u00fcr den Handwerker. Die Wirkung der Baukunst beruht auf ihrer intelligibilit\u00e9 vitale. In den hierauf bez\u00fcglichen Bemerkungen Sorels liegt Richtiges. Kennte der Verfasser neben Viollet-le-Duc den genialeren Semper , so w\u00fcrde er die intelligibilit\u00e9 vitale etwas verst\u00e4ndlicher haben machen k\u00f6nnen.\tLipps (Breslau),\nH.\tK. Wolfe. On the Color Vocabulary of Children. University Studies (Nebraska). 1890. Vol. I. Nr. 3, p. 205\u2014234.\nMehr als zweitausend Kindern beiderlei Geschlechts im Alter von 5 bis \u00fcber 17 Jahren wurden farbige Tafeln von ungef\u00e4hr 5 cm im Quadrat mit der Aufforderung vorgelegt, die Farben derselben zu benennen. Die erste Antwort wurde ausschliefslich ber\u00fccksichtigt, so dafs also bei der Berechnung der Durchschnittswerte Unsicherheit in der Benennung v\u00f6lliger Unwissenheit gleichgesetzt ist. Andererseits wurden die Antworten derjenigen Kinder nicht weiter ber\u00fccksichtigt, von denen sich ergab, dafs sie wirklich farbenblind waren. Im ganzen wurden \u00fcber 23000 Fragen gestellt. Neben den Hauptfarben waren auch","page":514}],"identifier":"lit14964","issued":"1892","language":"de","pages":"513-514","startpages":"513","title":"1. Max M\u00fcller: On thought and language, 2. G. J. Romanes: Thought and language, 3. P. Carus: The continuity of evolution. The Monist I, No. 4, S. 572\u2013589, 1891, Ebd., II, No. 1, S. 56\u201369, Ebd., S. 70-94","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:57:12.613051+00:00"}