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{"created":"2022-01-31T16:54:39.714122+00:00","id":"lit14968","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Sperling","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 515-516","fulltext":[{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"IAtteraturbericht.\n515\neinzelne \u00dcbergangs- und Mischfarben vertreten, so dafs auch die feinere Entwickelung der Fertigkeit in der Farbenbezeichnung verfolgt werden konnte. Es zeigte sich, dafs bei M\u00e4dchen der Prozentsatz der richtigen Antworten vom elften Jahre an nicht mehr zunahm, w\u00e4hrend bei Knaben bis zur h\u00f6chsten der untersuchten Altersklassen ein steter, wenn auch geringer Fortschritt konstatiert wurde; trotzdem war in jeder Altersklasse der Prozentsatz der richtigen Antworten bei den M\u00e4dchen gr\u00f6fser als bei den Knaben. Auffallend war die Sicherheit, mit der Braun benannt wurde. Wegen sonstiger Einzelheiten mufs auf die interessante Abhandlung selbst verwiesen werden.\nArthur K\u00f6nig.\nA. Bertrand. Un pr\u00e9curseur de l\u2019hypnotisme. Revue philosoph. Bd. 32.\nS. 192\u2014206. (Aug. 1891).\nAls Vorl\u00e4ufer des Hypnotismus bezeichnet Verf. einen gewissen Dr. P\u00e9t\u00e9tin aus Lyon. Derselbe ver\u00f6ffentlichte 1787 ein Buch \u201eM\u00e9moire in dem gleich wie in einem zweiten \u201eV\u00c9lectricit\u00e9 animale\u201c Versuche \u00fcber hypnotische und verwandte Zust\u00e4nde niedergelegt sind. Zu demselben wurde er durch die zuf\u00e4llige Beobachtung einer Kranken angeregt, die im hysterischen Anfalle nur dann seine Stimme h\u00f6rte und ihm antwortete, wenn er gegen ihre H\u00e4nde sprach, oder die seinigen auf ihren Unterleib in die Magengegend legte. An diese erste Beobachtung schlossen sich weitere, mit wissenschaftlicher Strenge und vielem Scharfsinn angestellte, welche die negative Suggestion \u2014 durch welche den Patienten z. B. gewisse Gegenst\u00e4nde oder Personen unsichtbar gemacht werden \u2014, die eigenartige Erscheinung der \u201edoppelten Pers\u00f6nlichkeit\u201c, die willenlose F\u00fchrung Hypnotisierter mittelst der vom Hypnotiseur ihnen in einiger Entfernung vorgehaltenen Hand u. a. m. zum Gegenst\u00e4nde hatten. \u2014 Die Erkl\u00e4rungsversuche P\u00e9t\u00e9tins enthalten, obwohl verwebt mit den wissenschaftlichen Irrt\u00fcmern der damaligen Zeit, viel physiologisch Sichtiges; doch vermochte P. als Gegner Mesmers und seiner Sch\u00fcler gegen den \u00fcberlegenen Einflufs letzterer nicht aufzukommen, so dafs seine Entdeckungen in unverdiente Vergessenheit gerieten.\tSchaefer.\nW. Preyer. Der Hypnotismus. Vorlesungen, gehalten an der K. Fried.-Wilh.-Universit\u00e4t zu Berlin. Wien, 1890, Urban & Schwarzenberg. 217 S.\nDie Ver\u00f6ffentlichung der PREYERSchen Vorlesungen wird viel dazu beitragen, zu zeigen, wie sehr der von Vielen immer noch abf\u00e4llig beurteilte Gegenstand einer wissenschaftlichen Behandlung f\u00e4hig und w\u00fcrdig ist. Nat\u00fcrlich ist es hier, bei dem Physiologen, vorwiegend die Physiologie der Hypnose, die sorgf\u00e4ltige Bearbeitung gefunden hat.\nAusf\u00fchrlich besprochen wird die Beeinflussung der Eigenw\u00e4rme durch Suggestion, wie sie v. Krafft-Ebing bei einer hypnotisierten Hysterischen gelungen ist, sowie andere somatische Wirkungen, welche die enge Abh\u00e4ngigkeit der physischen Vorg\u00e4nge von den psychischen.","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"516\nLitteraturbericht.\nerweisen. Stoffwechsel, Motilit\u00e4t, Sensibilit\u00e4t w\u00e4hrend der Hypnose haben nach eigenen und fremden Untersuchungen eine genaue Schilderung erfahren.\nSehr interessant ist das Kapitel \u00fcber die der Hypnose verwandten Zust\u00e4nde, welches jedem, der\u2019s verstehen will, die Augen dar\u00fcber \u00f6ffnet, dafs der hypnotische Zustand kein so wunderbarer und r\u00e4tselhafter ist, und dafs er sich mit den Erscheinungen des Lebens sehr wohl in Einklang bringen l\u00e4fst, \u2014 wenn auch auf eine Erkl\u00e4rung desselben noch bis auf weiteres verzichtet werden mufs.\nDie Theorie der Hypnose wird naturgem\u00e4fs von einem doppelten Standpunkt betrachtet: dem physiologischen und dem psychologischen. Vom erster en aus gilt sie dem Verfasser als eine Ver\u00e4nderung der Ern\u00e4hrung einzelner Hirnbezirke wegen \u201eAnh\u00e4ufung von Erm\u00fcdungsstoffen\u201c ; vom letztem aus weist Verfasser jeden Versuch, die Hypnose als eine Teilung des Bewufstseins aufzufassen, bei welcher das aktive Bewufst-sein einem passiven Bewufstsein das Eeld r\u00e4umt, wie es u. a. Max Dessoir will, zur\u00fcck.\nEbenso wie die Analogie der Hypnose mit dem nat\u00fcrlichen Schlaf eine ausf\u00fchrliche Besprechung erf\u00e4hrt, so wird auch der Vergleich der Hypnose und der Hysterie eingehend durchgef\u00fchrt.\nUnzweifelhaft hat Pr\u00eater recht zu sagen, dafs die Symptome bei einer schweren Hysterika mit den mannigfachsten sensiblen Beschwerden, Sinnest\u00e4uschungen u. s. w. denjenigen Zust\u00e4nden auf ein Haar gleichen, welche man bei einer in tiefer Hypnose versetzten Person hervorrufen kann. Hypnotisierte Personen sind im allgemeinen inaktiv; sie \u00e4ufsern Beschwerden oder haben Hallucinationen nur dann, wenn man dieselben suggeriert; sie werden also nur durch den Willen des Arztes oder des Experimentators hypnotisch-hysterisch \u2014 von Hause aus sind sie es nicht. Deshalb mufs es bezweifelt werden, ob eine Person durch eine noch so grofse Anzahl sachgem\u00e4fser Hypnotisierungen, welche nur dem therapeutischen Zweck dienen, hysterisch werden kann \u2014 ich glaube es nicht; dagegen, experimentiert man an ihr viel, l\u00e4fst man suggerierte L\u00e4hmungen bestehen und hat nicht die Vorsicht, suggerierte Par\u00e4sthe-sieen oder Hallucinationen durch Suggestion vollkommen zu tilgen, so wird freilich eine Krankheit die Folge sein, die der Hysterie aufser-ordentlich \u00e4hnlich sieht. Betrachtet man die Sache von dieser Seite, \u2014 und so mufs sie betrachtet werden \u2014, dann schwindet die \u00fcbergrofse Furcht vor der Gefahr der Hypnose.\nNoch eins m\u00f6ge aus dem reichen Stoff des PREYERSchen Buches erw\u00e4hnt werden.\nVerfasser hat schon in fr\u00fcheren Schriften dem englischen Arzt Braid, dem Vater des Hypnotismus, ein wohlverdientes Denkmal gesetzt. In diesem Buche hat der Verfasser noch einmal Braids Verdienste um den Hypnotismus gew\u00fcrdigt und aus seinem Nachlafse eine Untersuchung \u201e\u00dcber die Unterschiede des nerv\u00f6sen und des gew\u00f6hnlichen Schlafes\u201c aus dem Jahre 1845 in deutscher \u00dcbersetzung beigef\u00fcgt.\nSperling (Berlin).","page":516}],"identifier":"lit14968","issued":"1892","language":"de","pages":"515-516","startpages":"515","title":"W. Preyer: Der Hypnotismus, Vorlesungen, gehalten an der K. Fried.- Wilh.- Universit\u00e4t zu Berlin. Wien, 1890, Urban & Schwarzenberg","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:54:39.714127+00:00"}