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{"created":"2022-01-31T16:58:07.437786+00:00","id":"lit14980","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 358-359","fulltext":[{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\nLitteraturbericht.\nDie sorgf\u00e4ltigen und zahlreichen Versuche erstreckten sich blofs auf 5 Distanzen (1; 2, 5; 5; 10; 20 cm), und die wichtigsten Thatsachen, der Gang des konstanten Fehlers und der U. E., sind unerkl\u00e4rt gehliehen.\nO. K\u00fclpe (Leipzig).\nH. H\u00f6ffding. \u00dcber Wiederkennen, Association und psychische Aktivit\u00e4t. Vierteljdhrsschr.f.wiss.Ph\u00fc.XIII.,4, S.420\u2014458; XIV., 1, S.27\u201454; XIV., 2, S. 167\u2014205.\nIn dieser noch nicht vollst\u00e4ndig erschienenen Abhandlung behandelt der Verfasser in f\u00fcnf Abschnitten 1. das unmittelbare Wiederkennen, 2. die Voraussetzungen der Ber\u00fchrungsassociation, 3. die \u00c4hnlichkeitsassociation, 4. das Verh\u00e4ltnis zwischen der Vorstellungsassociation und der vergleichenden Denkth\u00e4tigkeit,\t5. den Begriff der psychischen\nAktivit\u00e4t im allgemeinen. Vollst\u00e4ndig liegen bis jetzt nur die ersten drei Abschnitte vor.\nNach einer kurzen Einleitung, in welcher der Verfasser die innere Verbindung zwischen diesen verschiedenen Problemen auseinandersetzt, sucht derselbe im ersten Abschnitt die Theorie des unmittelbaren \"Wieder-kennens, welche er schon in seinem Lehrbuche der Psychologie dargestellt hat, ausf\u00fchrlicher zu begr\u00fcnden. In vielen F\u00e4llen, in welchen die Selbstbeobachtung nicht die geringste Spur von anderen durch die erkannte Erscheinung erweckten Vorstellungen zeige, sei die Auffassung des Unterschiedes zwischen etwas Bekanntem, Vertrautem und etwas Neuem, Fremdem eine unmittelbare. Der Unterschied sei so einfach und klar, dafs er sich ebenso wenig n\u00e4her beschreiben lasse, wie der Unterschied zwischen Lust und Unlust oder zwischen Gelb und Blau; er sei ein unmittelbarer Qualit\u00e4tsunterschied. Da nun diese Bekanntheitsqualit\u00e4t jedenfalls irgendwie mit dem fr\u00fcheren Vorhandensein der Empfindung im Bewufstsein Zusammenh\u00e4ngen m\u00fcsse, so sei sie offenbar durch eine Nachwirkung des fr\u00fcheren Zustandes hervorgerufen. Ferner sei die einfachste Annahme hinsichtlich dieser Nachwirkung, dafs dieselbe in der gr\u00f6fseren Leichtigkeit bestehe, mit welcher bei Wiederholung ein Zustand eintrete. Die von anderer Seite aufgestellte Erwartungstheorie, welche annimmt, dafs man von einem zusammengesetzten Empfindungskomplexe (A -f- B + C + . . ,) zun\u00e4chst nur einen Teil, z. B. A, wahrnimmt, dafs dieser die \u00fcbrigen Theile reproduziert und dafs dann durch die \u00dcbereinstimmung der reproduzirten Vorstellungen 6, c, d . . . mit den darauf eintretenden Empfindungen B, C, D . . . das Wiederkennen bedingt ist, erkennt der Verfasser als richtig an, sucht aber nachzuweisen, dafs diese Theorie nicht f\u00fcr alle F\u00e4lle pafst. Man k\u00f6nne z. B. glauben, ein Gesicht zu kennen, obgleich nur ein einzelner Zug, z. B. das Auge, dem eines bekannten Menschen \u00e4hnlich sei. W\u00fcrde nun in solchen F\u00e4llen das Auge Vorstellungen von der Stirn, dem Munde etc. des wirklich bekannten Menschen reproduzieren, so m\u00fcfsten diese Vorstellungen ja gleich in Streit mit den wirklichen Empfindungen geraten und ein Wiederkennen unm\u00f6glich machen. Ferner setzt sich der Verfasser noch mit den Einw\u00e4nden auseinander, welche von A. Lochen in einer Schrift (Sp\u00f6rgsmaal verkommende de afasiske Sygdomme, Christiania 1888) gegen die Annahme des unmittelbaren Wiederkennens erhoben","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n359\nsind, und mit A. Lehmann {\u00dcber das Wiederkennen, Phil. Stud. V.), welcher auf experimentalem Wege dieselbe Annahme widerlegen zu k\u00f6nnen geglaubt hat. Gegen den letzteren hebt Verfasser insbesondere hervor, dafs es unm\u00f6glich sei, durch Versuche, die doch stets unter gewissen bestimmten Verh\u00e4ltnissen stattfinden m\u00fcfsten, den Beweis zu f\u00fchren, dafs das Wiederkennen unter anderen Verh\u00e4ltnissen nicht auch auf andere Weise stattfinden k\u00f6nne.\nDer zweite Abschnitt sucht nachzuweisen, dafs die Ber\u00fchrungsassociation ein unmittelbares Wiederkennen voraussetzt. Wenn eine gewisse Anzahl von Malen die Empfindung bezw. der Empfindungskomplex B auf die Empfindung bezw. den Empfindungskomplex A im Bewufstsein gefolgt sei und es werde nun beim Eintreten von A wieder B reproduziert, so k\u00f6nne dies nur durch die Annahme erkl\u00e4rt werden, dafs bei h\u00e4ufiger Wiederholung im Bewufstsein und Hirn eine gewisse Disposition oder Tendenz zur\u00fcckbleibe, die sich ausl\u00f6sen lasse, ohne dafs die Erscheinung selbst gegeben zu sein brauche. Da nun aber A ebenso oft als B wiederholt sei, so m\u00fcsse dieselbe Disposition, die hinsichtlich B stattfinde, auch hinsichtlich A stattfinden, und diese Disposition m\u00fcsse nat\u00fcrlich beim Eintreten von A noch in weit h\u00f6herem Mafse erregt werden, als die auf B bez\u00fcgliche Disposition.\nDer dritte Abschnitt wendet sich gegen die Versuche, alle \u00c4hnlichkeitsassociation auf Ber\u00fchrungsassociation zur\u00fcckzuf\u00fchren. Die Annahme, dafs alle einander \u00e4hnlichen Erscheinungen wenigstens ein Element gemeinsam h\u00e4tten, und dafs dieses Element die Association vermittle, lasse sich nicht aufrecht halten, da z. B. die verschiedenen Nuancen des Rot kein gemeinsames Element haben k\u00f6nnten. Die andere Annahme, dafs das Wort, die gemeinschaftliche Bezeichnung, als Mittelglied zwischen zwei verwandten Vorstellungen diene, reiche auch nicht immer zur Erkl\u00e4rung aus. Denn wenn man z. B. auch annehmen wolle, dafs die Wortvorstellung Feldherr die Vorstellung von Napoleon und die Vorstellung von Alexander zusammenkn\u00fcpfe, so sei doch zu bedenken, dafs das Wort Feldherr gebildet sei, um solche Menschen wie Napoleon und Alexander zu bezeichnen, und dafs daher diese Ber\u00fchrungsassociation vorhergehende prim\u00e4re Bewufstseinsth\u00e4tigkeit voraussetze, durch welche Napoleon und Alexander (oder \u00e4hnliche M\u00e4nner) zum erstenmale zusammengestellt seien. Schliefslich sucht dann der Verfasser noch nachzuweisen, dafs die \u00c4hnlichkeitsassociation nicht unerkl\u00e4rlicher sei als die Ber\u00fchrungsassociation und entwickelt eine psychophysische Hypothese zur Erkl\u00e4rung derselben.\tSchumann (G\u00f6ttingen).\nBinet, A. Recherches sur les mouvements chez quelques jeunes enfants.\nRevue philos. 1890. No. 3. S. 297\u2014309.\nBinet macht zun\u00e4chst bez\u00fcglich des Beginns der Gehversuche darauf aufmerksam und erl\u00e4utert eingehend an einem Beispiel, wie sehr hier Erziehung, Charakterdifferenzen und die verschiedensten \u00e4ufseren Einfl\u00fcsse von Belang sind. Sicher aber sei, dafs \u2014 wof\u00fcr auch Preyer in seiner \u201eSeele des Kindes\u201c eintritt \u2014 der Instinkt die Quelle der ersten Gehversuche ist. Verfasser hatte mehrfach Gelegenheit, zu beo-","page":359}],"identifier":"lit14980","issued":"1890","language":"de","pages":"358-359","startpages":"358","title":"H. H\u00f6ffding: \u00dcber Wiedererkennen, Association und psychische Aktivit\u00e4t. Vierteljahresschr. f. wiss. Phil. XIII, 4, S.420-458, XIV, 1, S. 27-54, XIV, 2, S.167-205","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:58:07.437791+00:00"}