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{"created":"2022-01-31T16:54:41.207249+00:00","id":"lit15040","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Strong","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 78-79","fulltext":[{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nG. T. Ladd. Outlines of Physiological Psychologie : a textbook of Mental Science for Academies and Colleges. New York, Scribners, 1891. 505 S.\nWie des Verfassers gr\u00f6fseres Werk \u2014 \u201eElements of Physiological Psychology\u201c (1887) \u2014 bieten auch seine \u201eOutlines\u201c eine \u00dcbersicht \u00fcber das ganze Gebiet der physiologischen Psychologie. Kapitel I \u2014 IX sind anatomisch-physiologischer Natur und handeln in kurzer, gedr\u00e4ngter Form von den nerv\u00f6sen Elementen, dem Bau des R\u00fcckenmarks, des Gehirns und der Sinnesorgane, der Entwickelung des Nervensystems, der allgemeinen Nervenphysiologie, den Reflex- und automatischen Bewegungen und den Funktionen der Hemisph\u00e4ren. Kapitel X.\u2014XVIII. sind der Psychologie gewidmet, Kapitel XIX. bespricht das Verh\u00e4ltnis von Leib und Seele, Kapitel XX. die Natur der Seele.\nBei dem Wahrnehmen unterscheidet Verfasser zwei Stadien: erstens werden die an sich unr\u00e4umlichen Empfindungen lokalisiert, d. h. als bestimmten K\u00f6rperstellen angeh\u00f6rige Zust\u00e4nde betrachtet; hierzu sind Lokalzeichen erforderlich, welche nicht ausschliefslich Muskelgef\u00fchle sondern in erster Linie Qualit\u00e4tsnuancen der zu lokalisierenden Empfindungen selbst sind (300); zweitens werden die Empfindungskomplexe aus dem K\u00f6rper herausprojiziert und erlangen auf diese Weise den Dingcharakter (295). Das Lokalisieren und Projizieren geschieht durch einen psychischen Prozefs, der sich in der Zeit abspielt (295) und den man so gut wie das Violinspielen erst erlernen mufs; doch setzt die F\u00e4higkeit, die Dinge \u00fcberhaupt r\u00e4umlich anzuschauen, eine urspr\u00fcngliche seelische Anlage voraus (303).\nDas Gef\u00fchl stellt einen eigent\u00fcmlichen, nicht aus Empfindungen und Erinnerungshildern ableitbaren psychischen Inhalt dar (386), ebenso der Wille (442); aufser den Erinnerungsbildern fr\u00fcherer Bewegungen geh\u00f6rt noch ein bewufstes Fiat des Willens dazu, um eine Willk\u00fcrbewegung hervorzubringen (410). F\u00fcr die h\u00f6heren intellektuellen Prozesse wissen wir weder ein k\u00f6rperliches Organ anzugeben, noch was ein etwa entdecktes Organ zur L\u00f6sung des Problems beitragen k\u00f6nnte (443). Wenn irgendwo, haben wir Grund, zwischen Leib und Seele eine kausale Beziehung anzunehmen; die Erhaltung der Kraft ist nur eine brauchbare H\u00fclfshypothese, welche f\u00fcr gewisse Klassen physischer Erscheinungen Geltung hat (472). Die Entwickelung der Seele l\u00e4fst sich nur als fortschreitende Bewufstwerdung eines wirklichen einheitlichen Wesens erkl\u00e4ren, welches Kr\u00e4fte sui generis nach eigenen Gesetzen entfaltet","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n79\n(493). Wie aus obigem erhellt, steht Verfasser vorwiegend unter dem geistigen Einfl\u00fcsse Lotzes.\nStrong (Worcester. U. S.).\nE. W. Scripture. The problem of psychology. Mind, XVI (1891), S. 305 \u2014 326.\nZweck des Aufsatzes ist, eine klare Unterscheidung der Psychologie und der anderen Wissenschaften herzustellen und so die der Psychologie eigent\u00fcmliche Aufgabe zu bestimmen.\nNachdem in engem Anschlufs an Wundt (Philos. Stud. V, 1) eine allgemeine Einteilung der Wissenschaften gegeben ist, wird in drei Abschnitten das Verh\u00e4ltnis der Psychologie zu den physikalischen Wissenschaften, zu den Geisteswissenschaften und zur Philosophie der \u00dfeihe nach er\u00f6rtert.\nDer Verfasser, welcher, um sich von jeder metaphysischen Theorie frei zu machen, als \u201epsychologisches Axiom\u201c den Grundsatz aufstellt: \u201eDie geistigen Ph\u00e4nomene k\u00f6nnen die materiellen weder beeinflussen, noch von ihnen beeinflufst werden\u201c, gelangt zu den folgenden, von ihm selbst formulierten Ergebnissen :\n1.\tPsychologie ist die Wissenschaft der geistigen Prozesse und nicht der geistigen Inhalte.\n2.\tSie ist eine Geisteswissenschaft, nicht Physiologie des Gehirns.\n3.\tSie ist eine Spezialwissenschaft, nicht ein Teil der Philosophie.\n4.\tSie ist beschreibende und erkl\u00e4rende, nicht kritische Wissenschaft.\n5.\tSie ist eine unentbehrliche H\u00fclfswissenschaft f\u00fcr die physikalischen, die \u00fcbrigen Geisteswissenschaften, wie f\u00fcr die philosophischen und didaktischen Wissenschaften.\nG\u00f6tz Martius (Bonn).\nHugo M\u00fcnsterberg. \u00dcber Aufgaben und Methoden der Psychologie.\nLeipzig 1891. 182 S. 8\u00b0. Zweites Heft der \u201eSchriften der Gesellschaft f\u00fcr psychologische Forschung\u201c.\nDer Verfasser unterscheidet zun\u00e4chst mit anerkennenswerter Klarheit Psychologie und Psychophysiologie, d. h., Wissenschaft von den Bewufstseinsph\u00e4nomenen und Wissenschaft von den Beziehungen derselben zu physiologischen Ph\u00e4nomenen. Daran aber schliefst sich sofort eine Behauptung, die mir bis jetzt durch die H\u00e4ufigkeit ihrer Wiederholung nicht verst\u00e4ndlicher geworden ist. Die Psychologie soll eingeschr\u00e4nkt sein auf Beschreibung und Zerlegung der Bewufstseins-erscheinungen. Warum? \u2014 Weil der Versuch, weiter zu gehen und Bewufstseinserscheinungen zu erkl\u00e4ren, auf unbewufste Thatbest\u00e4nde f\u00fchrt und unbewufste psychische Thatbest\u00e4nde unbewufste Bewufstseinserscheinungen w\u00e4ren. Damit scheint f\u00fcr M. die Sache in allem Ernste abgethan. Dafs es einen weiteren und dennoch wohl abgegrenzten Begriff des Psychischen giebt, f\u00fcr den jene ganze Deduktion nicht gilt, ist M. sehr wohl bekannt. Warum verschweigt er es? So geschieht es, dafs M. bei Aufz\u00e4hlung der psychologischen Methoden die wichtigste \u00fcbersieht, n\u00e4mlich die psychologische.\nLassen wir den Streit \u00fcber das Wort \u201epsychisch\u201c. Die Frage, auf","page":79}],"identifier":"lit15040","issued":"1893","language":"de","pages":"78-79","startpages":"78","title":"G. T. Ladd: Outlines of Physiological Psychologie, A textbook of Mental Science for Academies and Colleges. New York, Scribners, 1891","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:54:41.207255+00:00"}