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{"created":"2022-01-31T16:55:10.484781+00:00","id":"lit15046","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00f6ring, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 85-86","fulltext":[{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n85\nnismen erforscht, so ist die Psychologie Wissenschaft der Organisation und der Entwickelung des Subjekts.\nWelches ist nun aber die Art der Aktivit\u00e4t dieses Subjekts? Das rein materielle Wesen, eine blofse Abstraktion, ist tr\u00e4ge. Eine rein materielle Welt w\u00e4re tot. Das universelle Geschehen ist durch das psychische Prinzip des Interesses bedingt. Was \u00e4ufserlich rein kausal bedingt erscheint, stellt sich innerlich zweckbedingt oder gewollt dar. \u201eDie Identit\u00e4t der Kausalit\u00e4t und Finalit\u00e4t ist der Wille\u201c (S. 235). Somit ist Psychologie Wissenschaft vom Willen, und das Wollen ist die eigent\u00fcmliche Form psychischer Aktivit\u00e4t. Jeder einzelne ist ein Teil der causalit\u00e9 unniverselle, enth\u00e4lt einen Teil der Bedingungen der Ver\u00e4nderungen der Dinge in sich. Der subjektive Kern des einzelnen kann darum auch nie in ein \u201eObjektives\u201c, Vorstellungsm\u00e4fsiges aufgel\u00f6st werden. Aufmerksamkeit, Lust und Unlust, Streben und Widerstreben sind zwar mit physiologischen Erregungen verbunden, sind seihst aber nicht Folgen jener Erregungen, sondern machen die eigent\u00fcmliche Eigenart des Willenssubjektes und seiner Aktivit\u00e4t aus und stellen sich in der Unmittelbarkeit der inneren Erfahrung so dar. Ein letzter Beweis f\u00fcr diese Aktivit\u00e4t ist die Intensit\u00e4t, welche den psychischen Zust\u00e4nden ihrer Natur nach eigent\u00fcmlich ist und in welchen sich ebenfalls die Willensnatur derselben verr\u00e4t.\nF. glaubt, dafs \u201edie Deutsche Psychologie\u201c jener von ihm bek\u00e4mpften Ansicht des Intellektualismus huldigt.\tG\u00f6tz Martius (Bonn.)\nHeinr. Kratz. \u00c4sthetik. Grundz\u00fcge einer Lehre von den Gef\u00fchlen.\nG\u00fctersloh, Bertelsmann, 1891, 68 S.\nHeinr. Kratz. Theletik. Grundz\u00fcge einer Lehre vom Willen. G\u00fctersloh,\nBertelsmann. 1891, 19 S.\nDiese beiden Schriftchen sind nur Teile eines vierteiligen Ganzen. Zu demselben geh\u00f6rt aufserdem als allgemeiner Teil eine Pneumato-logie (Grundz\u00fcge einer Lehre vom Geiste, Hanau 1889), die auf 24 Seiten das Allgemeinere \u00fcber die drei Lebensformen des Geistes, hewufstes Denken, F\u00fchlen und Wollen giebt, und eine Logik (Grundz\u00fcge einer Lehre vom Denken, G\u00fctersloh 1891, 68 S.). Logik, \u00c4sthetik (unter der der Verf., abweichend vom \u201eherk\u00f6mmlichen\u201c Sprachgebrauch, die Lehre von den Gef\u00fchlen versteht) und Theletik bilden die spezielleren Ausf\u00fchrungen oder, wie der Verf. sagt, \u201ebesondere Abzweigungen\u201c der Pneumatologie ; die \u00c4sthetik und Theletik unterscheiden sich von den f\u00fcr die entsprechenden Gebiete normativen Disziplinen der Lehre vom Sch\u00f6nen und der Ethik. Alle vier Schriften zusammen haben an die Stelle der bisherigen Psychologie zu treten.\nDer Verf., der u. a. auch Schulandachten und apologetische Schriften herausgegeben hat, ist strenger Spiritualist und Dualist; der Mensch zerf\u00e4llt in Leib, Seele und Geist; aufser dem Menschen, der \u201ezugleich\u201c geistiges Wesen ist, gieht es auch ausschliefslich geistige Wesen (\u00c4sth. S. 13, Thelet. S. 5). Diese dogmatische Voraussetzung heeinflufst jedoch den Tenor unserer beiden Schriftchen kaum, die sich im wesentlichen als Teile einer empirischen Psychologie, anscheinend","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\nLitteraturbericht.\nf\u00fcr Schulzwecke verfafst, darstellen. Letzteres mufs daraus geschlossen werden, dais der Verf. (abgesehen von zahlreichen Verweisungen auf seine eigenen Schriften) nur an einer einzigen Stelle auf die Litteratur der von ihm behandelten Fragen verweist. Er f\u00fchrt n\u00e4mlich am Schl\u00fcsse der \u201e\u00c4sthetik\u201c Darwins Ausdruck der Gem\u00fctsbewegungen an. und zwar ablehnend, obgleich er anscheinend in dem betreffenden Abschnitt manches dieser Schrift entlehnt hat. Da sich somit nicht beurteilen l\u00e4fst, inwieweit das Beigebrachte Eigentum des Verfassers ist, \u00fcberdies manches recht Fragw\u00fcrdige oder Unklare vorkommt, auch die Gesamthaltung bei aller Anerkennung lebhaften Interesses f\u00fcr die behandelten Gegenst\u00e4nde, eigenen Beobachtens und Nachdenkens doch vorwiegend dilettantisch ist, so liegt kein Grund vor, an dieser Stelle auf den Inhalt im einzelnen n\u00e4her einzugehen.\tA. D\u00f6ring.\nJ. Jastrow. A Study in Mental Statistics. The new Beview. Dez 1891 No. 31. S. 559\u2014568.\nEin Versuch, mittelst statistischer Methode auf das Wirken subjektiver und teilweise unbewufster geistiger Operationen ein Licht zu werfen. Verfasser bat 50 Studenten seiner Psychologieklasse, wovon die H\u00e4lfte Frauen, in ihrer freien Zeit 100 Worte so schnell als m\u00f6glich aufzuschreiben und die dazu verwandte Zeit zu notieren. Absichtlich wurden keine bestimmten Instruktionen gegeben, nur sollten die Worte nicht S\u00e4tze bilden. Verfasser teilt Ergebnisse mit, die interessante Einblicke in die Natur der gebr\u00e4uchlicheren Assoziationstypen und in die Zeitverh\u00e4ltnisse dieser Prozesse gew\u00e4hren und zugleich beweisen, eine wie enge Gemeinschaft und Verwandtschaft zwischen dem Vorstellen und Denken der einzelnen Menschen besteht. Auch charakteristische Differenzen zwischen den zwei Geschlechtern ergeben sich.\nGaupp (London).\nA. Mosso. Die Erm\u00fcdung. Aus dem Italienischen \u00fcbersetzt von J. Gunzer. Leipzig. 1892. S. Hirzel. XII und 333 S.\nDiese Schrift, deren Titel ein nur unvollst\u00e4ndiges Bild von ihrem Inhalt giebt, behandelt in popul\u00e4rer und interessanter Weise Punkte ziemlich verschiedener Art, Gegenst\u00e4nde aus der Geschichte der Physiologie (Ausf\u00fchrungen \u00fcber Borelli und Stenson) , die Erscheinungen der Muskelerm\u00fcdung, die Kontraktur und Muskelstarre, die soziale Frage u. dergl. m. Auch direkt auf das psychologische Gebiet greifen die Ausf\u00fchrungen des Verfassers vielfach \u00fcber, und zwar sind von den Ausf\u00fchrungen dieser Art haupts\u00e4chlich folgende zu nennen:\nKapitel 1: Von den Wanderungen der V\u00f6gel und den Brieftauben. Hier wird insbesondere auf Grund eigener Versuche der Einflufs der Erfahrung auf das Orientierungsverm\u00f6gen der V\u00f6gel hervorgehoben.\nKapitel 8: Die Aufmerksamkeit und ihre physischen Bedingungen. Hier sind zu beachten die Ausf\u00fchrungen auf S. 182 ff., welche davon handeln, dafs die Atmung im Zustande der Zerstreutheit und Tr\u00e4umerei sich nicht unwesentlich anders verhalte, n\u00e4mlich auf einer geringeren Inanspruchnahme des Zwerchfelles und st\u00e4rkeren Th\u00e4tigkeit des Brust-","page":86}],"identifier":"lit15046","issued":"1893","language":"de","pages":"85-86","startpages":"85","title":"Heinr. Kratz: \u00c4stehtik, Grundz\u00fcge einer Lehre von den Gef\u00fchlen. G\u00fctersloh, Bertelsmann, 1891, Heinr. Kratz: Theletik, Grundz\u00fcge einer Lehre vom Willen. Ebd.","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:55:10.484787+00:00"}