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{"created":"2022-01-31T16:57:35.111439+00:00","id":"lit15051","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Strong","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 92-93","fulltext":[{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nLitter a turbericht.\nneues Licht \u00fcber den Generationswechsel, unter welchen Gesichtspunkt der Verfasser auch Adventivbildungen phanerogamer Pflanzen bringt, wenn diese Bildungen in den normalen Entwickelungskreis eintreten.\nReferent ist der Ansicht, dafs die Plasomtheorie auch f\u00fcr die Auffassung sinnesphysiologischer Prozesse von grofser Bedeutung ist. Es geht nicht gut an, die Empfindungsinhalte den chemischen und physikalischen Prozessen direkt zugeordnet zu denken, so dafs auch jedem Prozesse an toter Materie Empfindung zugeordnet w\u00e4re. Es ist auch befremdend, die Empfindungen bestimmten chemischen Individuen bei deren Zersetzung zugeordnet sein zu lassen. Viel ungezwungener ist die Auffassung, dafs die molekularen Prozesse im Nervensysteme die Lebensvorg\u00e4nge in den Plasomen ver\u00e4ndern, und dafs gewissen Lebensvorg\u00e4ngen bestimmte Empfindungen zugeordnet seien. Es kann ja vorl\u00e4ufig dahingestellt bleiben, ob es sich in dieser Beziehung zun\u00e4chst um Teilung oder um Assimilation oder um Sekretion oder auch um Kontraktion handelt. Es soll dabei nicht die Zuordnung von Empfindungsinhalt an Lebensvorg\u00e4nge der Plasome oder eines sich selbst bauenden Plasomengeb\u00e4udes in toto als solche erkl\u00e4rt werden, sondern nur jene unbegriffen bleibende Zuordnung gew\u00e4hlt sein, welche den Thatsachen am besten gerecht wird, insoferne sie die Thatsachen am ungezwungensten ordnen hilft.\tSt\u00f6hr (Wien).\nH. H. Donaldson. Anatomical Observations on the Brain and Sense-organs of the blind deaf-mute, Laura Bridgman. (2. Mitteilung,) Amer. Journal of Psychology. Bd. IV, S. 248\u2014294. (Dezember 1891.)\nDie Ergebnisse, welche D. in seinem ersten Artikel \u00fcber das Gehirn Laura Bridgmans mitteilte (vgl. Zeitschr. f. Psych., I., Heft 6, S. 503), lassen sich kurz zusammenfassen, wie folgt: Der gyrus opercularis des linken Stirnlappens war unentwickelt und unter die Oberfl\u00e4che gesunken; die Insula war auf beiden Seiten blofsgelegt, doch links dreimal soviel als rechts; beide Schl\u00e4fenlappen waren klein; der rechte Hinterhauptslappen, und besonders der cuneus, war sehr verk\u00fcmmert.\nGegenw\u00e4rtige Mitteilung bezieht sich auf die Befunde bei Rinde und Sinnesorganen. Erstere untersuchte D., indem er ihre Tiefe an 14 verschiedenen Stellen bei L. B., sowie bei 9 Kontrollgehirnen (6 m\u00e4nnlichen, 3 weiblichen) bestimmte. Aus diesen Messungen zieht er folgende Schl\u00fcsse: a) Personen mit erworbenem Defekt des Centralnervensystems haben eine d\u00fcnnere Hirnrinde als normale Individuen; b) die weibliche Rinde ist ein wenig d\u00fcnner als die m\u00e4nnliche, doch betr\u00e4gt der Unterschied weniger als 1 % ; c) die Rinde der rechten Hemisph\u00e4re ist bis zu 7 \u00b0/o d\u00fcnner als die der linken.\nDie durchschnittliche Rindentiefe der Kontrollgehirne betrug 2,91 mm, die des B.\u2019sehen Gehirnes 2,59 mm, also nur 89 % des Normal-mafses. Doch f\u00e4llt diese Abweichung mehr den Gebieten der verlorenen Sinne als den motorischen Rindenfeldern zur Last. Im einzelnen war die Rinde der Insula links d\u00fcnn, rechts normal ; die des gyrus opercularis (motorisches Spracheentrum) auf beiden Seiten gut entwickelt; die des gyrus hippocampi (Geruch und Geschmack) auf beiden Seiten","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n93\nd\u00fcnn; die des gyrus cinguli (Hautempfindungen) fast normal; die des gyrus temporalis superior (H\u00f6rcentrum) auf beiden Seiten sehr d\u00fcnn. Endlich war die Rinde des gyrus lingualis, gyrus occipitalis m\u00e9dius und cuneus (alle zum Sehcentrum geh\u00f6rig) rechts sehr d\u00fcnn, viel d\u00fcnner als links. D. z\u00e4hlte ferner an Schnitten aus der Rinde von L. B. und zwei Kontrollgehirnen die grofsen Nervenzellen und fand ihre Zahl, sowie ihre Gr\u00f6fse unternormal. Sie waren in den sensorischen sp\u00e4rlicher als in den motorischen Gebieten verteilt, aber im motorischen Sprach-centrum, in beiden H\u00f6rcentren und im rechten Sehcentrum war ihre Zahl ganz besonders klein.\nVon den Ergebnissen betreffs der Sinnesorgane sei nur erw\u00e4hnt, dafs, obgleich L. B. zwischen 50 und 60 Jahre vollst\u00e4ndig blind und taub gewesen sein soll, der rechte, und besonders der kleinere linke Sehnerv zahlreiche gesunde Nervenfasern enthielt, w\u00e4hrend der H\u00f6rnerv sogar nur als \u201eetwas atrophisch\u201c bezeichnet wird.\nStrong (Worcester U.-S.).\nDe Sarlo und Bernhardini. Ricerche sulla circolazione cerebrale. Bivista di Freniatr. XVII. 4. (1891). S. 503-528.\nEine reichhaltige, von den Verfassern zitierte Litteratur hat den mechanischen Teil des Gegenstandes gewissermafsen ersch\u00f6pft und stehen damit folgende Dinge fest: 1. Die Hirnbewegung ist Folge der Pulsbewegung aller Hirngef\u00e4fse, folglich synchronisch mit dem Herzimpuls. \u2022\u2014 2. Das Hirnvolumen wechselt teils infolge der Verminderung des Blutdruckes in den Venen, teils infolge der Kommunikation zwischen Hirn- und R\u00fcckgratsfluidum. \u2014 3. Volum\u00e4nderungen der Pulswelle h\u00e4ngen vom Gef\u00e4fstonus, nicht aber vom Herzimpuls ab. Anakrotie, d. i. verringerter Tonus und Druck, Katakrotie, Verst\u00e4rkung beider, beruhen auf lokalen Puls\u00e4nderungen. \u2014 4. Respiratorischer Einflufs zeigt sich nur bei k\u00f6rperlichen Anstrengungen, Husten, Niesen u. s. w. Die Kurve steigt bei forcierter Exspiration (sinkt bei Inspiration) infolge erschwerter Entleerung der Venen. \u2014 5. Die Blutmenge einer Zeiteinheit entspricht auch im Gehirn dem Gef\u00e4fskaliber. \u2014 6. Die Hirnbewegung kann bei blofsliegender Dura nahezu fehlen (Braun), wenn die Spannung aufgehoben ist, andererseits nach auch nur leisem Druck, und das geschieht periodisch. Das gr\u00f6fsere Hirn volumen reguliert sich selbst durch die Piagef\u00e4fse, wenn der Druck eine gewisse Grenze erreicht hat (Coppies Self-strangulation).\nI. Die Hirnzirkulation w\u00e4hrend psychischer Th\u00e4tigkeit. \u2014 Mosso hat festgestellt, dafs das Hirnvolumen mehr zunimmt bei Gem\u00fctserregung als bei geistiger Arbeit. Richerand hat indes schon vor langen Jahren bedeutende Beschleunigung des Karotidenpulses bei rein geistiger Arbeit wahrgenommen. Gley (1881) schreibt die Pulsverst\u00e4rkung nicht dem Herzen, sondern der blofs vasomotorischen Th\u00e4tigkeit zu, die noch nach beendeter Arbeit anh\u00e4lt. Mats, der das blofsliegende Hirn an einem dreizehnj\u00e4hrigen M\u00e4dchen und einem dreizigj\u00e4hrigen Manne beobachtete, best\u00e4tigt Mossos Ansicht, irrt aber darin, dafs die Geistes-","page":93}],"identifier":"lit15051","issued":"1893","language":"de","pages":"92-93","startpages":"92","title":"H. H. Donaldson: Anatomical Observations on the Brain and Senseorgans of the blind deaf-mute, Laura Bridgman, 2. Mitteilung. Amer. Journal of Psychology, Bd. IV, S. 248\u2013294","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:57:35.111445+00:00"}