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{"created":"2022-01-31T12:50:59.195593+00:00","id":"lit15059","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Burckhardt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 100-102","fulltext":[{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nLitteraturbericht.\nTiere, in gewissem Sinne selbst der Mensch, unterliegen dem Geotropismus. \u201eNamentlich bei vielen Fischen ist es auffallend, dafs sie sich im Schwimmen wie im Liegen gegen den Schwerpunkt der Erde so orientieren, dafs sie nur die Bauchseite, nie aher den B\u00fccken nach unten richten.\u201c Auch \u201ebesteht eine zweite .... Beizwirkung der Schwerkraft auf die h\u00f6heren Tiere. Dieselbe betrifft die Augenaxen, welche ebenfalls eine bestimmte Orientierung gegen den Horizont einzuhalten gezwungen sind.\u201c Durch eine Beihe von Versuchen an Haifischen gelangt nun Verfasser zu dem Schl\u00fcsse, dafs die geotropischen Erscheinungen bei diesen Tieren im Innern des Ohres, und zwar im Otolithenapparate, ausgel\u00f6st werden.\tSchaefer.\nAnatomie des Auges. 1891.\nDie Untersuchungen auf dem Gebiet der Augenanatomie haben sich w\u00e4hrend des abgelaufenen Jahres um einige wichtige Fragen gruppiert und zeigen wenig Initiative zum Betreten unbekannter Wege, an denen es doch wahrlich nicht fehlt.\nWir stellen die beiden besten Arbeiten an die Spitze. Dogiel (\u00dcber die nerv\u00f6sen Elemente in der Betina des Menschen, Archiv' f\u00fcr mikr. Anat., 3. Heft, 1891), der durch zahlreiche Untersuchungen der Betina niederer Wirbeltiere r\u00fchmlichst bekannt ist, war in der gl\u00fccklichen Lage \u201eeine ziemlich grofse Zahl hinreichend frischer menschlicher Aug\u00e4pfel\u201c \u2014 D. ist Professor in Tomsk, Sibirien \u2014 zu erhalten, so dafs er auf dieselben die Methylenblaumethode anwenden konnte. Nach ihm enth\u00e4lt die Neuroepithelschicht aufser St\u00e4bchen und Zapfen noch besondere, subepitheliale Nervenzellen, die mit ihrer Aufsenfl\u00e4che an die retikul\u00e4re Schicht grenzen. In der inneren K\u00f6rnerschicht lassen sich unterscheiden: 1. grofse sternf\u00f6rmige Zellen, 2. kleine sternf\u00f6rmige Zellen, 3. bipolare Zellen. Die von W. M\u00fcller als Spongioblastenschicht be-zeichnete Schicht stellt sich als nerv\u00f6ser Natur heraus und wird von Dogiel als mittlere gangli\u00f6se Schicht beschrieben. Im Ganglion nervi optici findet D. drei Zelltypen, die sich durch die Verbreitung ihrer Dendritenforts\u00e4tze unterscheiden. F\u00fcr das histologische Detail der Betinaelemente m\u00fcssen wir auf das Original verweisen, dessen Tafeln zu besichtigen wir dringend empfehlen.\nDie vielbesprochene Frage der Pigmentwanderung im Auge hat eine Anzahl von Arbeiten veranlafst, unter denen die von Eugen Fick Untersuchungen \u00fcber die Pigmentwanderung in der Netzhaut des Frosches, Gracfes Archiv f\u00fcr Ophthalmologie, Juli 1891) die erste Stelle einnimmt. Verf. stellte sich die Aufgabe den ENGELMANNSchen Satz von der sympathischen Verkn\u00fcpfung der beiden Netzh\u00e4ute nachzupr\u00fcfen. Er fand zun\u00e4chst, dafs das beim ENGELMANNSchen Versuche dunkel gehaltene Auge auch bei Durchschneidung des Optikus dennoch reagiert. Sodann konnte er das Eintreten der Beaktion im Gegens\u00e4tze zu Engelmann auch bei enthirnten Fr\u00f6schen beobachten. Er wies nach, dafs auch","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n101\nein geringes Eindringen y on Licht bei der Veranstaltung des Versuches gen\u00fcgt, um bei l\u00e4ngerer Dauer des Versuchs die Lichtstellung des Pigments hervorzurufen. Wird der Versuch mit allen Kautelen veranstaltet, so bleibt die Reaktion thats\u00e4chlich aus. Auch ergab sich als eine namhafte Fehlerquelle der Umstand, dafs anhaltende Verdunkelung der Versuchstiere \u00fcberhaupt Innenstellung des Pigments bewirkt. Des weiteren, dafs nur eine Untersuchnung der ganzen Retina im st\u00e4nde ist, \u00fcber die Stellung des Pigmentes zu orientieren.\nSczawinska (Contribution \u00e0 l\u2019\u00e9tude des yeux de quelques crustac\u00e9, Arch, de Biologie, mars 1891) sah in \u00dcbereinstimmung mit den Engel-MANXschen Untersuchungen am Wirheltierauge und von Stefanowska am Insektenauge, dafs die Reaktion des Pigmentes auf Licht und Dunkelheit auch am Auge der Krustaceen eintritt. Dasselbe konstatierte Rawitz (\u201e\u00dcber Pigmentverschiebungen im Cephalopodenauge unter dem Einfl\u00fcsse der Dunkelheit\u201c, Zool. Am., Mai 1891) an dem Auge der Cephalopoden.\nMit dem Chorioideapigment besch\u00e4ftigte sich Riecke (\u00dcber Formen und Entwickelung der Pigmentzellen der Chorioidea, Graefes Archiv f\u00fcr Ophthalmologie, 1891). Nach ihm wird alles Pigment innerhalb der Chorioidea-zellen selbst gebildet. Die diffus verteilten K\u00f6rnchen verdanken ihre Beschaffenheit dem Zerfall ehemaliger Pigmentzellen. Das erste Auftreten von Pigment im menschlichen Auge f\u00e4llt in den siebenten F\u00f6talmonat, doch schwankt die Zeit des Auftretens erheblich. Das Pigment wird zun\u00e4chst um den Zellkern abgelagert.\nDas Auge der Krustaceen unsersuchten verschiedene Forscher. Parker (The compound eyes of Crustaceans, Bull. Mus. Comp. Zool, XXI, 2) unterscheidet drei Typen des Krustaceenauges : I. Bei Dekapoden, Schizo-poden, Stomatopoden, Isopoden, Leptostraken und Branchipodiden besteht die Retina aus verdicktem Ektoderm. II. Bei Apodiden, Estheriden und Kladoceren ist die Retina in die Tiefe geschoben und von einer Integumentfalte bedeckt. III. Bei Amphipoden und Kopepoden ist die Retina von der Hypodermis durch Delamination vollst\u00e4ndig getrennt.\n\u00dcber das Detail des Krustaceenauges handeln zwei Mitteilungen von Viallanes (Comptes rendus, Mai und Dez. 91). Claus (Das Medianauge der Krustaceen, Arbeiten aus dem zoolog. Institut, Wien, IX., 3. Heft) unterzog das Medianauge der Krustaceen erneuten Untersuchungen, deren wichtigstes Resultat ist, dafs das Medianauge von Cypris als inverses Becherauge beschrieben wird, an welches der Nerv von aufsen herantritt. \u201eBei den h\u00f6chst differenzierten Formen von Medianaugen, welche vor der Retina, wie die von Ctpris, der Pontelliden und Koryace\u00efden einen besonderen lichtbrechenden Apparat besitzen, welcher sogar aus mehrfachen hintereinander folgenden Linsen von bedeutender Gr\u00f6fse (Copilia) zusammengesetzt sein kann, erscheint die F\u00e4higkeit einer beschr\u00e4nkten Bildperzeption von vornherein \u00fcberaus wahrscheinlich.\u201c \u201eDie drei Augenbecher, welche das Medianauge der Krustaceen zusammensetzen und phylogenetisch vielleicht mit den Punktaugen an der Scheitelplatte der Anneliden in Beziehung zu bringen sind, haben im Gegensatz zu dem Stemma der Insekten die ektodermale Lage fr\u00fchzeitig aufgegeben und sind, mit der Entwickelung des Gehirns parallel, von der Hypodermis","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nLitteraturbericht.\ngetrennt mehr oder minder weit hinabgeriickt.\u201c \u201eWenn wir uns vorstellen, dafs die drei Augenbecher urspr\u00fcnglich ein Lageverh\u00e4ltnis zu einander und ihrer Elemente zu einander und zu der Hypodermis gehabt haben, ... so werden wir uns vorzustellen haben, dafs mit dem Herabr\u00fccken derselben in die Tiefe eine konvergent nach einem Punkte gerichtete Drehung verbunden war, um eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr das Zusammen-stofsen ihrer konvexen Fl\u00e4chen mit dem Eintreten des Nerven von der Aufsenseite in die Retina zu gewinnen\u201c.\nAndrews (\u201eCompound eyes of Annelids\u201c. Journal of Morphology, Sept.1891) beschreibt die Augen der Ringelw\u00fcrmer und zwar des Genus Pomilla, als zusammengesetzt und mit dem der Familien Serpuliden und Sabelliden \u00fcbereinstimmend. Dagegen besteht das Auge von Branchiomma aus \u00e4ufseren Korneazellen und innern Retinazellen. Hier stehen Borsten auf den Sinnesorganen und lassen also einen Zweifel \u00fcber ihre Spezifit\u00e4t bestehen.\nAuf den Optikus beziehen sich folgende drei Arbeiten : Darkschewitsch (\u00dcber die Kreuzung der Sehnervenfasern, Graefes Archiv f. Ophthalmologie), Die von Gudden erwiesene partielle Kreuzung der Sehnerven wurde 1887 von Michel bestritten und behauptet, es finde vollst\u00e4ndige Kreuzung statt. Verf. legt an Hand des Befundes von Michel dar, dafs dieser Autor sich durch falsche Interpretation seiner Pr\u00e4parate t\u00e4uschen liefs, und best\u00e4tigt an Hand von \u00fcberzeugenden Pr\u00e4paraten die Richtigkeit der GuDDENSchen Lehre von der partiellen Kreuzung des Sehnerven.\nUcke (Epithelreste am Optikus und auf der Retina, Arch, f\u00fcr mikr. Anatomie, Heft 1, 1891). Aus der auf mehrere Wirbeltiere ausgedehnten Untersuchung geht hervor: 1. dafs auf der Optikus-Oberfl\u00e4che lange Zeit sich eine Epithelauskleidung erh\u00e4lt (Geh\u00e4use Radwauers), 2. dafs der Trichter der Papille eine gleiche Epithelauskleidung l\u00e4ngere Zeit beh\u00e4lt, 3. dafs die H\u00f6hle des Augenblasenstiels dorsalw\u00e4rts verdr\u00e4ngt wird. Der Optikus entwickelt sich zentripetal.\nFroriep (\u00dcber die Entwickelung des Sehnerven, Anatom. Anz., No. 6). Es wird ein Entwickelungsstadium von Torpedo geschildert und im einzelnen beschrieben, das \u201ekeinen Zweifel dar\u00fcber l\u00e4fst, dafs die ersten Nervenfasern des Optikus in der Retina-Anlage entstehen und von hier dem Augenblasenstiel entlang zentralw\u00e4rts wachsen\u201c.\nO. Schultze (\u00dcber die Entwickelung der Netzhautgef\u00e4fse, Verhandlungen der Anatom. Gesellschaft, Mai 1891). Nach eingehenden Mitteilungen \u00fcber Kapillaren der Linse und des Glask\u00f6rpers, welch\u2019 letztere nach Schdltze alle \u00c4ste der Art. centralis sind, konstatiert Verf., dafs die R\u00fcckbildungserscheinungen keine Beziehungen zu der Entwickelung der Retinagef\u00e4fse erkennen lassen. Diese gehen aus einem sich \u00fcber die Retina ausbreitenden Zellnetze hervor, das aus den Ciliargefafsen tritt und erst sekund\u00e4r mit der Art. centralis retinae sich verbindet.\nBurckhardt (Berlin).\nH. Aubert. Die Genauigkeit der Ophthalmometer-Messungen. Pfl\u00fcgers Arch. XLIX. 8. 626-638 (1891).\nDer ber\u00fchmte, seiner Wissenschaft zu fr\u00fch entrissene Gelehrte hatte","page":102}],"identifier":"lit15059","issued":"1893","language":"de","pages":"100-102","startpages":"100","title":"Anatomie des Auges, 1891","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:50:59.195599+00:00"}