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{"created":"2022-01-31T16:55:15.294580+00:00","id":"lit15074","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 119-120","fulltext":[{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n119\nmann verbindend) f\u00fcr direkt mafsgebend ansieht. Die Schwingungsrhythmen sollen sich beim Zusammenklang in unserem Bewufstsein geltend machen. Wie dies geschehen kann, ist mir mit Helmholtz nicht verst\u00e4ndlich. Dafs \u00fcbrigens das Prinzip der geometrischen Mitte auch hierbei, in der Leiterkonstruktion, trotz seiner apriorischen Vortrefflichkeit nicht durchf\u00fchrbar ist, hebt Engel selbst hervor. F\u00e4llt ja schon die erste Abteilung innerhalb der Oktave, die Quinte, nicht in die geometrische Mitte (die zwischen fis und ges l\u00e4ge), sondern gerade in die arithmetische. Aber das heifst nun auch wieder nicht so viel, als dafs dieses Intervall durch ein Distanzurteil gefunden w\u00fcrde, worin gleiche Unterschiede der Schwingungszahlen als gleiche Tondistanzen gesch\u00e4tzt w\u00fcrden (sonst liefse sich ja das Intervall auch nicht auf die n\u00e4chst h\u00f6here oder tiefere Oktave \u00fcbertragen). Vielmehr hat das blofse Distanzurteil f\u00fcr die Feststellung der Grundintervalle offenbar gar keine Bedeutung, mag es \u00fcbrigens mit der arithmetischen oder geometrischen oder sonst irgend einer beliebigen Zahlenmitte zusammenfallen.\nF\u00fcr lehrreiche Einzelbemerkungen haben wir Engel, wie immer, auch hier zu danken; so namentlich f\u00fcr die Bemerkungen \u00fcber Intonation.\nC. Stumpf.\nA. Kreidl. Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Ohrlabyrinthes auf Grund von\nVersuchen an Taubstummen. Pfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiologie.\nBd. LI. S. 119\u2014150.\nNach einer viel vertretenen Ansicht sind die halbzirkelf\u00f6rmigen Kan\u00e4le ein sensibles Organ f\u00fcr die Wahrnehmung von Drehbewegungen und die reflektorische Ausl\u00f6sung der dabei typisch auftretenden kompensatorischen Augenbewegungen, w\u00e4hrend der Otolithenapparat nach Breuer ein Sinnesorgan zur Perzeption unserer Lage im Baum darstellt (vgl. d. Beferat: J. Breuer, \u00dcber die Funktion der Otolithenapparate. Bd. II. S. 232 dieser Zeitschrift). Sind diese Theorien richtig, so d\u00fcrfen Taubstumme, von denen erwiesenermafsen mehr als die H\u00e4lfte ein funktionsf\u00e4higes Ohrlabyrinth nicht besitzt, erstens keine oder keine normalen Augenablenkungen -w\u00e4hrend einer passiven Botation auf der Drehscheibe zeigen. K. wies in der That durch Selbstkontrollieren w\u00e4hrend des Versuches nach, dafs von 109 Untersuchten ca. 50 \u00b0/o keine Augenbewegungen machten. Zweitens d\u00fcrften Taubstumme bei passiven Dotationen sich keiner oder nur einer geringeren T\u00e4uschung \u00fcber die Bichtung der Schwerkraftlinie hingeben, als normale Versuchspersonen. Diese glauben n\u00e4mlich, w\u00e4hrend des Versuches gegen die Drehungsaxe mit dem Kopfe nach aufsen geneigt zu sein, glauben also die Vertikale um ebensoviel nach innen geneigt und markieren dies auch in den Vorversuchen K.\u2019s an einem Zeiger, welchen sie w\u00e4hrend der Drehung in die ihrer Ansicht nach vertikale Bichtung zu stellen angewiesen waren. Von 62 gedrehten Taubstummen stellten nun 13 den Zeiger wirklich so gut wie vertikal, die anderen wenigstens weniger falsch als die Gesunden. Jene 13 hatten auch keine Augenablenkungen gezeigt. Verfasser erblickt in diesen Ergebnissen eine St\u00fctze der genannten Theorien, worin er noch best\u00e4rkt wird durch den ungeschickten Gang der meisten seiner Taub-","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nLitteraturberichl.\nstummen und deren Unf\u00e4higkeit gewisse Balancierversuche mit geschlossenen Augen auszuf\u00fchren.\tSchaefer.\nMax Vbrworn, Gleichgewicht und Otolithenorgan. Pfl\u00fcgers Arch. f. tiges. Physiologie. Bd. L. S. 423\u2014472.\nNachdem schon fr\u00fcher, insbesondere von Yves Delage und Engelmann, auf die Beziehungen zwischen Gleichgewicht und Otolithenorgan niederer Tiere aufmerksam gemacht worden, stellte Verfasser analoge Versuche an verschiedenen Ktenophoren, namentlich an Bero\u00eb, an. Diese Tiere bieten morphologisch und physiologisch einfache Verh\u00e4ltnisse dar. Bero\u00eb hat einen etwa glockenf\u00f6rmigen K\u00f6rper, dessen offenes Ende Mundpol, dessen rundlich geschlossenes Ende Sinnespol ist. An letzterem liegt, in einer Otocyste auf vier gleichsam zu Pfeilern differenzierten Wimpern ruhend, der Otolith. Von den Pfeilern (\u201eFedern\u201c) laufen je zwei \u2014 im ganzen also acht \u2014 zuerst vereinte, dann sich gabelig trennende Flimmerrinnen am K\u00f6rper zum Mundpol herab, deren anfangs zarte Wimpern sich \u00fcbrigens schon ziemlich weit oben zu \u201eKuderpl\u00e4ttchen\u201c verbreitern. Mit H\u00fclfe dieser Ruderpl\u00e4ttchen beschreiben nun die Ktenophoren ihre verschlungenen Bahnen im Wasser, indem sie mit den Pl\u00e4ttchenreihen (deren einzelne Pl\u00e4ttchen stets einheitlich Zusammenwirken) genau so steuern, wie man ein Boot mit H\u00fclfe der Ruder zu steuern pflegt. \u2014 In der Ruhelage werden zwei vertikale Gleichgewichtseinstellungen bevorzugt, n\u00e4mlich ein H\u00e4ngen an der Oberfl\u00e4che mit abw\u00e4rts gerichtetem Sinnespol und ein Stehen auf dem Boden mit dem Mundpol nach unten. Werden die Tiere aus einer dieser Stellungen vorsichtig herausgebracht, so kehren sie in dieselbe alsbald mit grofser Pr\u00e4zision durch zweckm\u00e4fsige Ruderbewegungen wieder zur\u00fcck. Dafs hierbei nicht etwa ein richtender Einflufs des oft wechselnden spezifischen Gewichtes mafsgebend ist, l\u00e4fst sich evident nachweisen.\nSaugt oder brennt man den Otolithen aus, so wird nie mehr eine der beiden angef\u00fchrten Gleichgewichtslagen eingenommen ; die Ruhelage ist horizontal, und das Schlagen der Pl\u00e4ttchen verliert den Charakter der Gesetzm\u00e4fsigkeit, w\u00e4hrend im normalen Zustand die zusammengeh\u00f6rigen, d. h. von derselben Feder entspringenden, Reihen stets in demselben Rhythmus und synchron schlagen [Chun.]. Andere St\u00f6rungen als solche des Gleichgewichts zeigen sich nicht. Durchschneiden einer oder mehrerer der Pl\u00e4ttchenreihen (\u201eRippen\u201c) oder Zerst\u00fcckelung des Tieres hat f\u00fcr die dadurch vom Otolithenorgan getrennten Partien denselben Effekt, wie die Exstirpation des letzteren, w\u00e4hrend der mit diesem in Konnex gebliebene Teil sich ganz normal verh\u00e4lt. Operationen an anderen Stellen sind nicht von Gleichgewichtsst\u00f6rungen gefolgt. Der Otolith, besser Statolith zu nennen, hat also die Funktion der Gleichgewichtseinstellung, indem er durch Druck und Zug Bewegungen der Aufh\u00e4ngefedern ausl\u00f6st, welche ihrerseits hierdurch das Schlagen der Pl\u00e4ttchen regulieren.\tSchaefer.","page":120}],"identifier":"lit15074","issued":"1893","language":"de","pages":"119-120","startpages":"119","title":"A. Kreidl: Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Ohrlabyrinthes auf Grund von Versuchen an Taubstummen. Pfl\u00fcgers Archiv f. ges. Physiologie, Bd. LI, S. 119\u2013150","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:55:15.294585+00:00"}