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{"created":"2022-01-31T16:26:14.418987+00:00","id":"lit15076","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Goldscheider","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 121","fulltext":[{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n121\nL. Hermann. Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des elektrischen Geschmacks. Nach\nVersuchen yon S. Laserstein, cand. med. Pfl\u00fcgers Archiv. Bd. 49.\n(1891.) S. 519\u2014539.\nVerfasser hat durch Herrn Laserstein neue Untersuchungen \u00fcber den elektrischen Geschmack ausf\u00fchren lassen, welche zu sehr interessanten Ergebnissen gef\u00fchrt haben. Wir m\u00fcssen uns hier damit begn\u00fcgen, von denselben das Bemerkenswerteste herauszugreifen, k\u00f6nnen auch auf die elegante Versuchstechnik nicht n\u00e4her eingehen. Als \u201eGegengeschmack\u201c bezeichnet Verfasser ein bis jetzt noch nicht beschriebenes Ph\u00e4nomen: der aussteigende Strom (Kathode) erregte neben dem alkalischen Geschmack an der Elektrodenstelle einen deutlich sauren Geschmack an derjenigen Stelle, wo die Zunge dem Zahnfleisch und dem Gaumen anliegt. \u201eEr r\u00fchrt offenbar davon her, dafs an den genannten Stellen Stromf\u00e4den von der Umgehung in die Zunge eintreten.\u201c Verfasser best\u00e4tigt die zuerst von Lehot und Ritter gemachte Angabe, dafs der aussteigende Strom nach der \u00d6ffnung eine saure Empfindung hinterl\u00e4fst. Von besonderer Wichtigkeit sind die ausgef\u00fchrten Schwellenwerts-Bestimmungen. Derjenige f\u00fcr saure Geschmacksempfindung wurde als bei 0,0064 Milli-Amp\u00e8re liegend gefunden. Die Vergleichung mit anderen Sinnesorganen ergiebt, dafs die elektrische Erregbarkeit des Geschmacks-Organs f\u00fcr konstante Durchstr\u00f6mung ungemein viel h\u00f6her ist als diejenige aller anderen Sinnesorgane. Gleichsinnige Induktionsstr\u00f6me erzeugen dieselben Geschmacks-Ph\u00e4nomene wie der konstante Strom, w\u00e4hrend hei Wechselstr\u00f6men das Zustandekommen der Wirkung des einzelnen Induktionsstromes durch den nachfolgenden, entgegengesetzt gerichteten verhindert wird, und zwar um so mehr, je rascher derselbe succediert. Bemerkenswert ist das Ergebnis, dafs, wie es scheint, Stromesschwankungen keinen elektrischen Geschmack bewirken, sondern nur die Durchstr\u00f6mung selbst. Einpinselung von Kokain hebt den elektrischen Geschmack vollkommen oder nahezu vollkommen auf, wie bereits fr\u00fcher von J\u00fcrgens unter Leitung des Verfassers, sowie von Oehrwai.l festgestellt worden ist. Am resistentesten ist dabei die saure Geschmacksempfindung. Bei Herrn Laserstein konnte an der Innenfl\u00e4che der Epiglottis, welche nach Langendorff und Michelson Geschmacksbecher besitzt, elektrische Geschmacksempfindung erzeugt werden.\nVerfasser schliefst an den Bericht \u00fcber diese Versuche eine zum Teil polemisch gegen Rosenthal gehaltene Betrachtung \u00fcber die Theorie des elektrischen Geschmacks, in welcher er seinen alten Standpunkt, dafs die elektrische Geschmacksempfindung wahrscheinlich durch Elektrolyten erzeugt werde, vertritt. Er entnimmt den oben berichteten Untersuchungen als St\u00fctze f\u00fcr die elektrolytische Theorie das allgemeine Ergebnis, dafs der elektrische Geschmack ganz sicher \u201eausschliefslich auf der Durchstr\u00f6mung der Endorgane oder der letzten in die Schleimhaut einstrahlenden Nervenfaserendigungen\u201c beruhen mufs.\nGoldscheider (Berlin).","page":121}],"identifier":"lit15076","issued":"1893","language":"de","pages":"121","startpages":"121","title":"L. Hermann: Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des elektrischen Geschmacks, Nach Versuchen von S. Laserstein, cand. med. Pfl\u00fcgers Arch., Bd. 49, 1891, S. 519\u2013539","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:14.418993+00:00"}