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{"created":"2022-01-31T17:00:09.527886+00:00","id":"lit15081","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"M\u00fcller, G. E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 145-147","fulltext":[{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n145\nohne das andere eine verst\u00e4ndliche psychologische Kategorie w\u00e4re! Und sogar bei Noire eine Anleihe zu machen, ist St. neuestens in seiner H\u00fcll- und Ratlosigkeit geneigt, obwohl das Geborgte zu den wichtigsten Bestandst\u00fccken seines eigenen bisherigen Hausrates in schreiendem Kontrast steht.\nSo gut wie den Nativismus, haben wir auch die Erlindungstheorie des vorigen Jahrhunderts von jeher abgelehnt und \u2014 obschon uns St-als Ti e bemanne.s redivivus abzuthun sucht \u2014 die wirklichen Fehler der damaligen Sprachphilosophie stets offen bek\u00e4mpft. Da aber dieser Autor sich in allen seinen Schriften nicht genug darin thun kann, die sprach-philosophischen Anschauungen des vorigen Jahrhunderts schlechtweg und in allen Teilen als \u201eroh\u201c, \u201eoberfl\u00e4chlich\u201c undunbrauchbar herabzusetzen, um auf dieser Folie Humboldt und seine Erkl\u00e4rer ebenso mafslos zu erheben (letzteres so \u00fcberschwenglich, dafs die That-.Sachen ihn zwingen, sich selbst ein ums andere Mal zu widersprechen) so hielten wir f\u00fcr angezeigt, hier einmal Lob und Tadel den Thatsachen, entsprechend zu verteilen und das von St. h\u00fcben und dr\u00fcben gef\u00e4lschte historische Bild richtig zu stellen. Damit besch\u00e4ftigt sich der IX. Art.\nDer X. Artikel endlich handelt von P. Regnauds Origine et philosophie du langage, 1887 und 1889 (dem einzigen bemerkenswerten Buch, das seit Renan in Frankreich \u00fcber unser Problem erschienen ist) und dem darin enthaltenen eingehenden Versuch, nicht blofs die nativistischen Annahmen, sondern auch die Lehre von der Absichtlichkeit der Sprachbil dung (jegliche cause finale) g\u00e4nzlich zu umgehen. Zum letzteren ist R. gef\u00fchrt durch die irrige Meinung, gewollt (voulu) sei identisch mit vorbedacht (r\u00e9fl\u00e9chi, pr\u00e9m\u00e9dit\u00e9) und Absicht gleichbedeutend mit planm\u00e4fsigem Thun (propros d\u00e9lib\u00e9r\u00e9). Er sieht sich infolgedessen gen\u00f6tigt, die Onomatop\u00f6ie, \u00fcberhaupt jede Wahl besonderer Zeichen f\u00fcr besondere Bedeutungen zu leugnen und die Zufa Ils theo rie zu erneuern. Die Pr\u00fcfung ergiebt bei ihm analoge Unklarheiten, verwunderliche Inkonsequenzen und Unm\u00f6glichkeiten wie bei Geiger und dient nur dazu, es ins hellste Licht nzsetzen, dafs Nativismus und absichtliche S prac h bil dung ein aut \u2014 aut bilden, aus dem keinEntrinnen ist.\nWarren P. Lombard. Some of the influences which affect the power of voluntary muscular contractions. The Journal of physiology. Vol. XIII, February 1892, S. 1 ff.\nVerfasser stellte ausschliefslich an sich selbst Versuche an, die in der Weise ihrer Ausf\u00fchrung ganz den bekannten Versuchen Mossos mit den Ergographen glichen. Nur war die Schreibvorrichtung, deren sich Verfasser f\u00fcr die Aufzeichnung der Hubh\u00f6hen bediente, anderer Art als die von Mosso benutzte Vorrichtung. Auch brachte Verfasser eine zweckm\u00e4fsige Vorrrichtung an, welche den Gesamtwert der w\u00e4hrend einer Versuchsreihe geleisteten mechanischen Arbeit ohne weiteres ab-Zeitschrift f\u00fcr Psychologie IV.\t10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nLitteraturbericht.\nzi\u00fcesen verstattet und mithin die zeitraubende Berechnung dieses Wertes aus den einzelnen Hubh\u00f6hen \u00fcberfl\u00fcssig macht. Wie schon fr\u00fcher in dieser Zeitschrift (Bd. 1, S. 197) berichtet, hat Verfasser an sich selbst und einigen anderen Individuen beobachtet, dafs die willk\u00fcrliche Muskelkraft nach ihrem ersten Versagen noch eine unbestimmbar lange Zeit hindurch eine Keihe periodischer Auf- und Abschwankungen erf\u00e4hrt. Im Hinblick hierauf setzte Verfasser fest, dafs die Willenserm\u00fcdung in demjenigen Zeitpunkte als eingetreten zu betrachten sei, in welchem das erste Versagen der willk\u00fcrlichen Muskelkraft stattfinde, und er untersuchte nun, welchen Einflufs eine Reihe von Faktoren auf das in dieser Weise definierte Eintreten der Willenserm\u00fcdung aus\u00fcben, ob sie dasselbe (bei gleich bleibendem Gewichte, gleich bleibendem Intervalle zwischen den einzelnen Hebungen u. s. w.) beschleunigen oder hinausschieben. Es zeigte sich, dafs das Eintreten der Willenserm\u00fcdung durch allgemeine und lokale Erm\u00fcdung, sowie durch Hunger beschleunigt wird. Hohe Temperatur wirkte gleichfalls schw\u00e4chend auf das Leistungsverm\u00f6gen des Willens ein, namentlich dann, wenn zugleich der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ein hoher war. Doch mufste heifses Wetter zwei bis drei Tage andauern, wenn es diese nachtheilige Wirkung in vollem Mafse entwickeln sollte. Einen gleich langen Zeitraum mufste k\u00fchles Wetter bestehen, wenn sich der erholende Einflufs, den es auf das Leistungsverm\u00f6gen des Willens aus\u00fcbte, in vollem Mafse zeigen sollte.\nNahrungsaufnahme, Ruhe und insbesondere Schlaf bewirkten eine Erholung der Leistungsf\u00e4higkeit des Willens. Der Einflufs der Nahrungsaufnahme zeigte sich nach Verlauf von etwa .10 Minuten, erreichte nach 30\u201445 Minuten sein Maximum und war nach ungef\u00e4hr 60\u201465 Minuten ganz vor\u00fcber.\nAlkohol in geringer Dosis bewirkte eine deutliche Zunahme der Leistungsf\u00e4higkeit des Willens, w\u00e4hrend Tabak im gegenteiligen Sinne wirkte. Doch erstreckte sich der Einflufs beider Substanzen nur \u00fcber einen Zeitraum von 1 bis 2 Stunden. Wurden die Muskeln nicht durch den Willen, sondern durch elektrische Reize erregt, so zeigten sich beide Substanzen wirkungslos. Mithin mufs der Einflufs, den beide Substanzen auf die bei willk\u00fcrlicher Erregung eintretenden Leistungen der Muskeln aus\u00fcben, darauf beruhen, dafs diese Substanzen in irgendwelcher Weise auf die bei den willk\u00fcrlichen Gewichtshebungen beteiligten Teile des Gehirns oder R\u00fcckenmarkes einwirken.\nDurch die \u00dcbung wurde die Leistungsf\u00e4higkeit des Willens sehr gesteigert. \u00dcbung der einen Hand scheint indessen auf das Leistungsverm\u00f6gen des Willens mit der anderen Hand gar keinen oder nur sehr geringen Einflufs auszu\u00fcben.\nVerfasser fand, dafs das Leistungsverm\u00f6gen seines Willens unter sonst gleichen Umst\u00e4nden in der Zeit von 3 Uhr 30 Min. bis 4 Uhr 30 Min. nachmittags geringer ist als in der Zeit von 5 Uhr 30 Min. bis 6 Uhr 30 Min. nachmittags.1 Er vermutete, dafs dies im Zusammen-\n1 Wesentlich anders waren die Resultate, welche nach einer Mitteilung von Mosso {Die Erm\u00fcdung, S. 299) Patrizi bei entsprechenden","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n147\nhange zu dem Verhalten des Barometerstandes stehe, und kam durch eingehende Untersuchungen zu dem Resultate, dafs der absolute Stand des Barometers ohne Einflurs auf die Leistungsf\u00e4higkeit seines Willens sei, hingegen eine Zunahme des Luftdruckes f\u00f6rderlich und eine Abnahme desselben schw\u00e4chend auf diese Leistungsf\u00e4higkeit wirke, wobei es gleichg\u00fcltig sei, ob die Schwankung des Luftdruckes den t\u00e4glich wiederkehrenden regelm\u00e4fsigen oder den unregelm\u00e4fsigen Schwankungen des atmosph\u00e4rischen Druckes angeh\u00f6re.\nEndlich weist Verfasser noch darauf hin, dafs das Versagen der willk\u00fcrlichen Muskelkraft in dem Falle, wo das zu erhebende Gewicht nur gering ist, ganz ausbleibt oder wenigstens bei weitem sp\u00e4ter ein-tritt als in dem Falle, wo das Gewicht grofs ist, auch wenn in beiden F\u00e4llen bei jeder Gewichtshebung eine maximale Willensanstrengung stattfindet. Wie Verfasser bemerkt, deutet dieses Verhalten darauf hin, dafs die St\u00e4rke der Erregungen, welche bei einer willk\u00fcrlichen Gewichtshebung in den beteiligten Zentren des R\u00fcckenmarkes (und Gehirns) sich abspielen, nicht blofs von der Intensit\u00e4t der Willensanstrengung abh\u00e4ngt, sondern sich zugleich auch nach gewissen Einwirkungen bestimmt, welche jene Zentren entsprechend der vorhandenen Belastung der Muskeln von der Peripherie her erfahren.\tG. E. M\u00fcller (G\u00f6ttingen).\nH. Senator. \u00dcber Mitbewegungen und Ersatzbewegungen bei Gel\u00e4hmten. Berliner Min. Wochenschrift. 1892, S. 1 ff.\n\\ erfasser schickt einige einleitende Bemerkungen \u00fcber die Definition und die verschiedenen Arten der Mitbewegungen voraus. Er macht geltend, dafs man auch in solchen F\u00e4llen von Mitbewegungen zu reden habe, wo bei Gelegenheit unwillk\u00fcrlich er, insbesondere reflektorischer, Bewegungen noch andere \u00fcberfl\u00fcssige Bewegungen unwillk\u00fcrlich ausgef\u00fchrt. z. B. beim Niesen, G\u00e4hnen u. dergl. noch Bewegungen mit den Armen gemacht werden. Von Ersatz bewegungen spricht Verfasser in solchen F\u00e4llen, wo an Stelle einer gewollten oder reflektorischen Bewegung eine andere Bewegung auftritt, z. B. an Stelle einer beabsichtigten Bewegung der gel\u00e4hmten Hand eine Bewegung der anderen, nicht gel\u00e4hmten Hand auftritt oder bei elektrischer Reizung des gel\u00e4hmten Beines das nicht gel\u00e4hmte Bein reflektorisch zuckt.\nVerfasser erkl\u00e4rt die von C. Westphal gegebene, von 0. Damsch neuerdings gleichfalls acceptierte (vergl. diese Zeitschrift, 3, S. 236 ff.) Erkl\u00e4rung der Mitbewegungen f\u00fcr unzul\u00e4nglich, vor allem deshalb, weil sie den gar nicht seltenen F\u00e4llen nicht gerecht werde, in denen die urspr\u00fcngliche, prim\u00e4re Bewegung gar nicht durch den Willen intendiert, sondern durch \u00e4ufsere Reizung reflektorisch hervorgerufen wird.\nDie meisten Mitbewegungen lassen sich, wie Verfasser meint, im\nVersuchen unter allerdings ganz anderen klimatischen Verh\u00e4ltnissen er-ie . Er erhielt f\u00fcr die Zeit von 3 bis 4 Uhr nachmittags das Maxi-um der Leistungsf\u00e4higkeit des Willens und kam zu dem Ergebnisse, kehS *}lese Leistungsf\u00e4higkeit entsprechend den t\u00e4glich wieder-abnr<hn<*en\tunc^ Abschwankungen der K\u00f6rpertemperatur zu- und\n10:","page":147}],"identifier":"lit15081","issued":"1893","language":"de","pages":"145-147","startpages":"145","title":"Warren P. Lombard: Some of the influences which affect the power of voluntary muscular contractions. The Journal of physiology., Vol. XIII, Febr. 1892, S. 1 ff.","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:09.527892+00:00"}