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{"created":"2022-01-31T17:02:05.537487+00:00","id":"lit15087","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Peretti","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 149-150","fulltext":[{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"J itter aturb -rieht.\n149\nG. Bundt. \u00dcber \u00c4quivalente der gew\u00f6hnlichen \u00c4ufserungen psychischer St\u00f6rungen. Inaug.-Diss. Greifswald 1891.\t26 S.\nB. teilt vier F\u00e4lle mit, in welchen die gew\u00f6hnlichen \u00c4ufserungen einer psychischen St\u00f6rung durch eine somatische Funktion ersetzt wurden. Die Arbeit bewegt sich ganz auf dem Boden der ARNDTSchen Theorien und Nomenklatur der Geistesst\u00f6rungen und ist nicht zu referieren, ohne dafs auf letztere des genaueren eingegangen w\u00fcrde.\nSchui.tze (Bonn).\nW. Ireland. On the arithmetical faculty and its impairment in imbecility and insanity. Journ. of Ment. Science. Bd. 37. No. 158. S. 373\u2014386. (July 1891).\nJ. stellt zun\u00e4chst aus der Litteratur eine Menge von Beispielen zusammen zur Illustration der bekannten Thatsache, dafs V\u00f6lker, die auf niedriger Kulturstufe stehen, in der Hegel nur sehr wenig Zahlworte und Zahlbegriffe haben. Die Ursache hierf\u00fcr liegt in den primitiven Verh\u00e4ltnissen, die keine h\u00f6heren Zahlbegriffe erforderlich machen, nicht etwa in dem Mangel an arithmetischen F\u00e4higkeiten. Denn es gelingt sehr oft, durch Unterricht aus Angeh\u00f6rigen jener St\u00e4mme gute Rechner zu machen, und es l\u00e4fst sich daher nicht behaupten, dafs die Wilden in dieser Hinsicht dem Tiere n\u00e4her st\u00e4nden als wir.\nDas normale Kind lernt ziemlich sp\u00e4t z\u00e4hlen, etwa zwei Jahre sp\u00e4ter als sprechen, und die arithmetische F\u00e4higkeit entwickelt sich sehr langsam. Gew\u00f6hnlich entspricht dieselbe der Intelligenz im allgemeinen jedoch giebt es h\u00e4ufige Ausnahmen. So hat man Imbecille Erstaunliches im Rechnen leisten sehen. Meistens aber ist bei Imbecillen und Idioten jeden Grades die F\u00e4higkeit zu z\u00e4hlen und zu rechnen sehr beschr\u00e4nkt, und erzieherische Versuche haben bei ihnen gerade auf diesem Gebiete wenig Aussicht auf erheblichen Ei-folg. J. beschreibt einen 10j\u00e4hrigen Knaben, der gut sprach, die Farben kannte und lesen lernte, aber keine Zahlbegriffe hatte. Er sagte z. B., er habe drei K\u00f6pfe. Sp\u00e4ter gelang es, mit M\u00fche ihm den Begriff \u201ezwei\u201c beizubringen, dar\u00fcber hinaus hat er bis jetzt nicht z\u00e4hlen gelernt, wenn er auch die Zahlworte bis zw\u00f6lf mechanisch hersagen konnte.\nNach dem sonst wohl aufgestellten Grundsatz, dafs bei dem progressiven Verfall der geistigen Kr\u00e4fte die zuletzt erworbenen F\u00e4higkeiten zuerst verschwinden, sollte man glauben, dafs bei Geistesst\u00f6rungen die mit Demenz einhergehen, die F\u00e4higkeit, zu rechnen, mit an erster Stelle gesch\u00e4digt werden w\u00fcrden. Das scheint nicht der Fall zu sein. Selbst Paralytiker, die in den ungemessensten, unsinnigsten Gr\u00f6fsenideen schwelgen und im Gespr\u00e4che mit Billionen um sich werfen, k\u00f6nnen noch ertr\u00e4gliche Rechner sein.\tLiebmann (Bonn).\nTigues. Zur Theorie der Halluzinationen. Ally. Zeitschr. f\u00fcr Psychiatrie. Bd. 48. 1892. S. 309 u. 386.\n1. Halluzinationen im Sinnesgebiet. Gegen\u00fcber Meynert, der die Sinneszentren in die subkortikalen Zentren lokalisiert, verteidigt T. auf Grund der bekannten MuNKSchen Versuche und verschiedener","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nLitteraturbericht.\nklinischen Beobachtungen die Anschauung, dafs man den Sitz der elementaren Sinnesempfindung, sowie der vollkommenen Wahrnehmung und daher auch der Halluzinationen in den betreffenden Zentren der Grofs-hirnrinde zu suchen hat. \u2014 Grob anatomische Rindenherde schliefsen zwar Halluzinationen nicht aus, aber sie scheinen doch eher den Organismus der Wahrnehmung zu zerst\u00f6ren, als die molekularen Ver\u00e4nderungen zu beeinflussen, an die normale Sinneswahrnehmungen und Halluzinationen gebunden sind.\nGanz wie eine normale Sinnesempfindung geht die Halluzination, die durch \u00f6rtliche Reizung des Sinneszentrums entsteht, zahlreiche Assoziationen mit Erinnerungsbildern gleicher oder \u00e4hnlicher Wahrnehmung etc. ein und erg\u00e4nzt sich so aus dem Bewufstseinsinhalte ; andererseits tritt sie, wie auch eine Vorstellung das Endresultat einer Kette von Gedankeng\u00e4ngen ist, als Resultat innerlich bedingter Gedankeng\u00e4nge auf, indem sie die sinnliche Qualit\u00e4t als Halluzination durch die gesteigerte Erregbarkeit des Sinneszentrums erh\u00e4lt.\nNeben der gesteigerten Erregbarkeit des Sinneszentrums kann bei der Halluzination auch eine solche der peripheren Sinnesbahn vorhanden sein, und es scheint, dafs bei rein zentral bedingten Halluzinationen ein zentrifugales Mitschwingen in der peripheren Bahn bis zum Sinnesorgan stattfinden kann.\n2. Halluzinationen im Bewegungsgebiet. Eine normale Bewegung \u201ewird immer nur hervorgerufen durch einen sensiblen Faktor, der ein Bed\u00fcrfnis ausdr\u00fcckt, das Streben erzeugt, ein Lustgef\u00fchl herbeizuf\u00fchren, ein Unlustgef\u00fchl abzuhalten. Erreicht dies Gef\u00fchl eine gen\u00fcgende Intensit\u00e4t, so findet von den sensiblen Rindenzellen aus, als der Grundlage desselben, eine \u00dcberarbeitung statt zu den motorischen Ganglienzellen und von hier aus Ausl\u00f6sung der Bewegung, welche Ausl\u00f6sung als motorische Innervation, Willensimpuls empfunden wird.....\nEine gesteigerte Erregbarkeit und wirkliche Erregung des motorischen Rindenzentrums \u2014 dessen Funktion die Innervation ist \u2014 und krankhafte Reizung f\u00fchrt zu spontan ausgel\u00f6sten Bewegungsimpulsen, welche analog wie bei den sensoriellen Halluzinationen ihren Inhalt r\u00fcckw\u00e4rts aus bewufsten und unbewufsten Vorstellungen erhalten oder ihrer Art und Richtung nach erg\u00e4nzen. Diese sind also die Halluzinationen der psychomotorischen Centra.\u201c Als der Sitz der Innervationen, der Willensimpulse haben wir die Grofshirnrinde anzusehen.\nPeretti (Merzig).\nL\u00f6weneeld. \u00dcber zwei F\u00e4lle von amnestischer Aphasie nebst Bemerkungen \u00fcber die centralen Vorg\u00e4nge beim Lesen und Schreiben.\nDeutsche Zeitschrift f\u00fcr Nervenheilkunde. II, 1. S. 1\u201442. (Dezbr. 1891).\nBei Besprechung eines eigent\u00fcmlichen Falles amnestischer Aphasie hatte Grashey sich zu der Anschauung bekannt, dafs sowohl das Sprechen, als auch das Lesen und Schreiben nur buchstabierend vor sich gehe. Danach w\u00fcrde das gelesene Wort nicht als Gesamtbild perzipiert und von demselben nicht sogleich das ganze zugeh\u00f6rige Klangbild angeregt, sondern die Auffassung erfolgte Buchstabe f\u00fcr Buchstabe, und erst","page":150}],"identifier":"lit15087","issued":"1893","language":"de","pages":"149-150","startpages":"149","title":"Tigges: Zur Theorie der Halluzinationen. Allg. Zeitschr. f\u00fcr Psychiatrie, Bd. 48, 1892, S. 309 u. 386","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:05.537492+00:00"}