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{"created":"2022-01-31T17:00:44.548897+00:00","id":"lit15111","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Merkel, Julius","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 96-102","fulltext":[{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nLitteraturbericht.\nedle Gem\u00fct den grofsen Meistern entgegenbringt, zerst\u00f6rt, sondern diese vielmehr als Menschen dem Herzen menschlich n\u00e4her gebracht zu haben.\nF. Hitschmann (Wien).\nL. Arb\u00e9at. Psychologie du peintre. Paris, Alcan, 1892. 264 S.\nVerfasser zieht, den modernen Prinzipien folgend, auch die Physiologie und Pathologie in den Kreis seiner vergleichenden psychologischen Untersuchung der K\u00fcnstlernatur. So ist das erste Kapitel vergleichenden Bemerkungen \u00fcber den Sch\u00e4delbau, die Pysiognomie, die sinnliche Wahrnehmung gewidmet. Das zweite Kapitel, von der Vererbung handelnd, ergiebt, dafs eine grofse Anzahl bedeutender Maler aus wirklichen Malerfamilien hervorgegangen ist, in denen sich alle die wichtigsten Eigenschaften, welche zur k\u00fcnstlerischen Aus\u00fcbung der Malerei n\u00f6tig sind, von Generation zu Generation fortpflanzten. Andere Maler haben in ihrer Ascendenz wenigstens geschickte Handarbeiter , Goldarbeiter, Bildhauer, Verfertigerinnen formvollendeter Stickereien aufzuweisen, denen sie auf dem Wege der Vererbung Farben- und Formsinn zu verdanken haben d\u00fcrften. Zum psychologischen Teil \u00fcbergehend, er\u00f6rtert Verfasser zun\u00e4chst eingehend diejenigen k\u00f6rperlichen und seelischen Eigent\u00fcmlichkeiten, welche der Maler als notwendig zu seinem Beruf geh\u00f6rig vor anderen Menschen voraus haben mufs. Es geh\u00f6rt hierher vor allem eine eigene Art, die Dinge zu sehen und das Gesehene im Ged\u00e4chtnis zu fixieren. Im weiteren werden dann die mehr allgemeinen psychischen Eigenschaften der Maler mit denen von Nichtk\u00fcnstlern in Parallele gestellt. Das aus historischen Quellen hier beigebrachte und, wie schon gesagt, sich auch auf das Gebiet der Psychopathie erstreckende Material ist \u00e4ufserst reichhaltig. Es werden hier die verschiedensten geistigen F\u00e4higkeiten : der Sinn f\u00fcr andere K\u00fcnste und Wissenschaften, Ehrgeiz und Thatkraft, Neigungen und Triebe, moralische, religi\u00f6se und politische Richtungen u. s. w. in Betracht gezogen. \u2014 Aus dem Ganzen d\u00fcrfte sich in der That ergehen, dafs der Maler seine K\u00fcnstlerschaft nicht einer exceptionellen, spezifischen Begabung verdankt, sondern vielmehr der hervorragenden Ausbildung einer Reihe von Eigenschaften, die an und f\u00fcr sich jeder besitzt. Ausgepr\u00e4gter Form- und Farbensinn, eine reiche Gestaltungskraft, ein gesch\u00e4rftes Ged\u00e4chtnis und eine geschickte Hand sind in erster Reihe zu nennen. Nicht immer gebietet der Maler \u00fcber alle ihm n\u00f6tigen F\u00e4higkeiten und nicht immer vereinigt das Genie dieselben zu sch\u00f6pferischer Harmonie, daher die mannigfache Abweichung im Werte der k\u00fcnstlerischen Leistungen.\tSch\u00e4fer.\nJulius Mereel. Theoretische und experimentelle Begr\u00fcndung der Fehlermethoden. Wundts Philos. Studien, VII, S. 558\u2014629, VEH, S. 97 \u2014137 (1892). (Selbstanzeige.)\nIn der Einleitung wird auf eine strengere Einteilung der psychophysischen Methoden aufmerksam gemacht. Fafst man das Ziel, welches die Methoden verfolgen, ins Auge, so kann man die Verh\u00e4ltnis- und Unterschiedsmethoden voneinander trennen. Die erste Gruppe w\u00fcrde zerfallen in die Methoden der unmerklichen Verh\u00e4ltnisse (Herstellung","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n97\ngleicher Beize), der eben merklichen Verh\u00e4ltnisse (Methode der kleinsten, der eben merklichen und minimalen Unterschiede) und der \u00fcbermerklich en Verh\u00e4ltnisse (Methode der Herstellung des p-fachen Beizes oder des _pten Teiles von einem Beize, Methode gleicher Verh\u00e4ltnisse). Ferner w\u00fcrden hierher die Methoden geh\u00f6ren, welche ein Verh\u00e4ltnis ermitteln, bei dem die Verschiedenheit der Beize unter 100 Malen eine bestimmte Anzahl Male erkannt wird. Zur zweiten Gruppe w\u00fcrde nur die Methode der mittleren Abstufungen geh\u00f6ren.\t*\nDie genannten Verh\u00e4ltnisse, bezw. Unterschiede lassen sich auf folgenden Wegen ermitteln: 1. durch Probieren, 2. durch Anwendung minimaler \u00c4nderungen, 3. durch Ausf\u00fchrung zahlreicher Versuche und Benutzung des Mittelwertes, sowie der Abweichungen vom Mittelwerte, 4. durch Berechnung eines bestimmten Beizverh\u00e4ltnisses aug Versuchen bei einem beliebigen Beizverh\u00e4ltnis (Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle), 5. durch Berechnung eines bestimmten Beizverh\u00e4ltnisses aus Versuchen bei zwei beliebigen Beizverh\u00e4ltnissen (Methode der Gleich-heits- und Ungleichheitsf\u00e4lle). Die beiden ersten Methoden k\u00f6nnte man als Abstufungsmethoden, die drei letzten als Fehlermethoden bezeichnen.\nDie Arbeit selbst befafst sich eingehender mit den unter 4 und 5 genannten Methoden. Vorausgesetzt, dafs die bei der Beobachtung begangenen Fehler verh\u00e4ltnism\u00e4fsig klein sind, dafs die kleineren h\u00e4ufiger auftreten als die gr\u00f6fseren, und dafs sich positive Fehler ebensoleicht ereignen k\u00f6nnen als negative von demselben absoluten Betrage, dr\u00fcckt sich die Zahl Z der zwischen 0 und d gelegenen Fehler aus durch die\nSmb -t*\ne dt.N \u2014 4>(md).N, in welcher m das\no\nPr\u00e4zisionsmafs und N die Anzahl aller m\u00f6glichen Fehler bezeichnet. F\u00fcr das Integral <f* findet sich eine Tabelle im Berliner astron. Jahrbuch 1834, ferner in Meyer, Vorlesungen \u00fcber Wahrscheinlichkeitsrechnung, S. 545 bis 549. Es erreicht den Weit Va f\u00fcr md = 0.476936 \u2014 r>. Ferner ist der wahrscheinliche Fehler, d. h. die Fehlergrenze F, welche gleich h\u00e4ufig\nnicht erreicht, als \u00fcberschritten wird: F=\u2014 und der mittlere Fehler:\nm\nFm = 1,4826 F.\nF\u00fcr die bei der Beurteilung eines Beizes begangenen Fehler ist das GAtrsssche Gesetz, streng genommen, nicht g\u00fcltig, da bei G\u00fcltigkeit des WEBE\u00dfschen Gesetzes die positiven Fehler gr\u00f6fser ausfallen als die negativen. Handelt es Sich jedoch um die Unterscheidung zweier \u00fcbereinstimmender Beize B und Bi, von denen jeder zuf\u00e4lligen Fehlern unterworfen ist, so sind die Bedingungen des GAUSsschen Integrals voll und ganz erf\u00fcllt. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dafs B um x \u00fcbersch\u00e4tzt und gleichzeitig Bi um x. untersch\u00e4tzt wird, eben so grofs, als die Wahrscheinlichkeit, dafs B um x untersch\u00e4tzt und Bi um x \u00fcbersch\u00e4tzt wird u. s. w. Es treten dann aber Gleichheitsf\u00e4lle auf, wenn beide Beize in verschiedenem Grade \u00fcbersch\u00e4tzt oder untersch\u00e4tzt werden, oder wenn der eine \u00fcbersch\u00e4tzt, der andere untersch\u00e4tzt wird. Die hierzu geh\u00f6rigen Schwellenwerte sind aber verschieden. Kennt man\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie V.\t7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nLitteraturberichl.\ndie obere und untere Scliwelle So und S\u201e aus Versuchen nach der Methode der Minimal\u00e4nderungen, so erh\u00e4lt man die durch die obigen Versuche gekennzeichnete mittlere Schwelle aus: S\u2014 y&s\u00fc oder n\u00e4he-\nrungsweise aus S\nSo + Sn 2\nBerechnet man weiter aus 100 \u2018t\u2018=g f\u00fcr\ndie Zahl g der erhaltenen Gleichheitsf\u00e4lle den Wert d\u00bb, und entnimmt man der Tabelle f\u00fcr das GAusssche Integral f\u00fcr m S = y der Wert y, so kann man aus der vorstehenden Gleichung den Wert m berechnen. Der wahrscheinliche und mittlere Fehler berechnen sich aus den obigen Gleichungen. Die \u00e4ufsere Fehlergrenze ist etwa A = 4 F. Kennt man\n2 S\nm oder S, so berechnen sich S0 und Sa mit grofser Ann\u00e4herung aus: S0=\u2014\u2014\u2014\n2 H\u2014o\n2 S\nSn=\t\u2014-\u2022 Versuche mit zwei gleichen Reizen von verschiedenen\n<3 \u201cT O\nSt\u00e4rken gestatten bereits die Pr\u00fcfung des WEBERSchen Gesetzes. Sie m\u00fcssen bei Anwendung derselben Versuchszahl immer dieselbe Zahl von Gleichheitsurteilen ergeben.\nBei Versuchen mit verschiedenen Reizen (i\u00df, Bi = R -j- D) empfiehlt sich die Zulassung der Gleichheitsurteile, weil man sonst geneigt ist, die F\u00e4lle, die den Gleichheitsurteilen zugez\u00e4hlt werden m\u00fcfsten,. vorzugsweise nur der einen Gruppe zuzuweisen, und weil man versucht wird, bei kleinen Unterschieden, wo die Zahl der Gleichheitsf\u00e4lle bedeutender ist, mit verst\u00e4rkter Aufmerksamkeit zu beobachten. Bei derartigen Versuchen hat man, um die G\u00fcltigkeit des WEB\u00c8RSchen Gesetzes zu untersuchen, nach M\u00fcller die Schwelle\nS=hZ\u00b1D zu pr\u00fcfen, worin h und t \u2022 die Werte der FECHNERSchen C2 \u2014J- tl\nTabelle (Bev. der Hauptp. der Psychophysik, Seite 66 und 67) f\u00fcr die richtigen und richtigen vermehrt um die gleichen F\u00e4lle (r und r g) bezeichnen.\ns\n\u2014 soll konstant sein. Nach Fechser soll m konstant sein. Beide Krite-\nJX\nrien sind nicht ausreichend.. Die M\u00fcLLERSche Formel liefert die mittlere Schwelle, welche von der Zulage D abh\u00e4ngt. Aus ihr mufs die obere Schwelle auf Grund der Formeln:\n)0\tT)\t1\nB \u2014 c\nc - !+*-]/(4)*+BBi\noder der N\u00e4berungsformel:\nSo\n2BS\n2B+D-S\nberechnet werden.\nAlsdann\n\u00a3I\nmufs sich der Ausdruck \u2014 konstant erweisen, K\nAn Stelle des Fec.hner-\nschen Kriteriums mufs die Konstanz des Ausdruckes m V 2RRi + J>\u2018a \u2014 c oder n\u00e4herungsweise des Ausdruckes 0,707 m (B + J\u00eei) = c treten. Die mittlere Schwelle n\u00e4hert sich \u00fcberhaupt bei zunehmendem positiven D mehr und mehr der oberen Schwelle, die sie bei P\u2014So erreicht, um dann weiter zuzunehmen. Da es nicht gleichg\u00fcltig ist, ob bei einer Zulage 10 oder 20 Gleichheitsf\u00e4lle auftreten, so mufs man, um die","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n99\nGenauigkeit der Beobachtungen kennen zu lernen, m und So beachten. m wird um so gr\u00f6fser ausfallen, je kleiner der Spielraum der zuf\u00e4lligen Fehler ist, S\u201eum so kleiner sein, je feiner die Beurteilung der Reizunterschiede ist. Man kann sonach das wirkliche Mafs f\u00fcr die Genauigkeit der Auffassung etwa durch M=^-B darstellen. Die von Feciiner\nWo\nins Feld gef\u00fchrten mathematischen Gr\u00fcnde gegen die M\u00fcLLERSche Schwellenformel erweisen sich als haltlos, m bezeichnet im vorstehenden das Pr\u00e4zisionsmafs f\u00fcr die Auffassung des Unterschiedes der beiden Beize ; die Pr\u00e4zisionsmafse der einzelnen Reize und ihre wahrscheinlichen\nFehler berechnen sich aus den Formeln: mi =\t\u00bbi = wi Fi == \u2014,\nB\tBi \u2022 c\nIst die Zahl der Gleichheitsf\u00e4lle gering, so kann man sich\nc\nauch der FECHNERSchen oder M\u00fcLLERSchen Formeln allein bedienen.\nDie Halbierung der Gleichheitsf\u00e4lle ist ebenfalls nur bei geringer Zahl zul\u00e4ssig, sie ist dann sogar von praktischem Vorteil, indem sie die Benutzung gr\u00f6fserer Zulagen gestattet. Die richtige Verteilung gew\u00e4hr-\nti -f- ti\nleistet die Benutzung der Formel : m -\n2D\n-an Stelle der FECHNERSchen\nFormel m = Dabei bezieht sich t\u201e auf die richtigen F\u00e4lle, vermehrt\num die H\u00e4lfte der gleichen. Die Begr\u00fcndung dieser Verteilungsweise findet sich in meiner Abhandlung unter IG. Sind konstante Fehler (C) vorhanden, so benutzt man am besten gleich grofse positive und negative Zulagen (<i und ta). Meist reichen zur Bestimmung bezw. Elimination\ndes konstanten Fehlers die N\u00e4herungsformeln: C=^, ty, m=\ntu \u2014ti\t2 JJ\naus. Die Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle gestattet auch die Bestimmung der Reizst\u00e4rke, bei welcher zwei Reize einander gleich werden. Man hat dann Versuche bei zwei verschiedenen D auszuf\u00fchren (Ri = R + Di, B = B + Di) und B zu bestimmen aus:\np A ti Ri \u2014 \u00a3s Bi , ______wn ___1/ Bi\nK = A h - ti \u2019 m ~ y Bi\nDiese Formeln f\u00fchren noch zu der Forderung, bei der Methode der Minimal\u00e4nderungen aus den Grenzwerten das geometrische Mittel statt des arithmetischen zu benutzen.\nDie Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle f\u00fchrt bereits bei verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kleinen D-Werten zu Fehlschl\u00e4gen, bei denen entweder die falschen oder richtigen F\u00e4lle ganz fehlen. Sucht man diese Fehlschl\u00e4ge durch Verminderung der Gleichheitsf\u00e4lle oder durch Aufwendung gesteigerter Aufmerksamkeit zu umgehen, so erleidet die Schwelle eine \u00c4nderung. Diese Erw\u00e4gungen waren bei Aufstellung der Methode der Gleichheits- und Ungleichheitsf\u00e4lle mafsgebend. Dieselbe gestattet, die Versuche bei normaler Aufmerksamkeit auszuf\u00fchren, und giebt die einwurffreieste und einfachste Methode zur Bestimmung der Schwelle. Man hat hier zu entscheiden, ob der Reiz B + D st\u00e4rker ist, als der\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nLitteraturberich t.\nBeiz B oder nicht. Im ersten Falle heilst das Urteil ungleich (U), im letzten gleich {Gr). Zweifelhafte F\u00e4lle zwischen II und G sind so zu behandeln, wie hei der Methode der richtigen und falschen F\u00e4lle die Gleichheitsurteile. Zur Pr\u00fcfung des WEBERSchen Gesetzes ist wieder die Konstanz der Ausdr\u00fccke: mV'2BB1 -+- D\u201c- = 0,707(E + B,) = e erforderlich, in denen m =\tist, worin t, der Zahl der Ungleichheits-\nD\u2014&\nf\u00e4lle entspricht. F\u00fcr die Berechnung der wahrscheinlichen Fehler und der Pr\u00e4zisionsmafse der einzelnen Beize sind wieder die fr\u00fcheren Formeln anzuwenden. Hat man bei einer Beihe von D-Werten Versuche ausgef\u00fchrt, so bestimmt man am einfachsten durch Interpolation unter Benutzung einer graphischen Darstellung den Wert D = S, indem man den\nPunkt \u2014 = 5 aufsucht. Daraus bestimmen sich die Differenzen IJ \u2014 S n\nund auf Grund obiger Formel die Werte m. F\u00fchrt man Versuche bei zwei verschiedenen Z>-Werten (Bt = B-f Dt, B2 = B -f Z>2) aus, so kann\nman unter Anwendung des N\u00e4herungswertes Unterschiedsschwelle berechnen aus: S =\t'\nB -(- B.2\ndie\nI\nB + Bx\n. (x). Die Be-\nAu \u2014 tl\nStimmung der Schwelle, welche als Hauptaufgabe dieser Methode zu betrachten ist und welche sich mit grofser Genauigkeit ausf\u00fchren l\u00e4fst, entspricht der Ermittelung des Gleichheitspunktes bei der Methode der richtigen oder falschen F\u00e4lle.\nBei der Methode der mittleren Abstufungen sind zwei Beize B1 und B.t fest gegeben. Man hat zu entscheiden, ob ein dazwischenliegender Beiz Bl -f- D n\u00e4her an B1 oder B., liegt. Mittensch\u00e4tzungen sind wie die Gleichheitsf\u00e4lle zu behandeln. Setzt man B.2^=nBu und f\u00fchrt man die Versuche hei Dl=pB1 und I)., = qB^ durch, so berechnet sich die Zulage M f\u00fcr den mittleren Beiz (E + D = E + Jf) aus der Formel x, in\nwelcher \u00c0 = \u201cI = V1 + ^ + (1 + if\n\u00abh I 1 + \u00bb2 + (1 + p)s\nist und h und t.2 den Oben-\nsch\u00e4tzungen (Ej -f- D > Bl + M) hei den Zulagen I)l und 1)2 entsprechen.\nBei der Methode der doppelten Beize treten an Stelle der Gleich-heits- und Ungleichheitsf\u00e4lle die Urteile kleiner oder _gr\u00f6fser als 2E, Wenn E den unver\u00e4nderlichen Beiz darstellt. Der doppelte Beiz be-\nstimmt sich aus den Formeln x und A\n-n\n+ B2\n+ BS\nBei der Methode\ngleicher Beizverh\u00e4ltnisse endlich hat man zu entscheiden, ob r\u2018 \u2014 \u2014 >\u25a0\tist oder nicht. F\u00fcr die Berechnung des gleichen Ver-\n*i\tEj\nh\u00e4ltnisses gilt, wenn: E, =nr1, Blz = Nr,, D1 = rIp, D2 =nq genommen\nwird, die Formel x, in welcher : A = 1/ * ~!~\t^ ist. Sind\nr 1 + n2 + N1 -f (1 -f-p)8 '\ndie Werte I)l und I)i nur wenig verschieden, so wird man sich bei allen Methoden des Wertes A \u2014 1 bedienen k\u00f6nnen. Auch kann man mit allen die'sen Methoden die Bestimmung des wahrscheinlichen und mittleren Fehlers verbinden.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n101\nBei normaler Aufmerksamkeit und unbeschr\u00e4nkter Zulassung der Gleichheitsurteile ist die Schwellenbestimmung nur f\u00fcr verh\u00e4ltnism\u00e4fsig kleine Zulagen m\u00f6glich. Es macht sich jedoch die Schwelle auch bei Versuchen geltend, bei denen die Gleichheitsurteile ausgeschlossen werden. (Verfahren Jastrows). In Beizgebieten mit grofser Schwelle wird\nman gr\u00f6fsere Zulagen B n\u00f6tig haben, um dasselbe \u2014 oder t zu erhalten,\nwie in Beizgebieten mit kleiner Schwelle. Da aber m = A ist, wird f\u00fcr\nkleine B bei unver\u00e4ndertem i auch ein gr\u00f6fseres m sich ergeben. Mithin ist das Pr\u00e4zisionsmafs umgekehrt proportional der Unterschiedsschwelle.\n________ s\nDa einerseits m V\u20182BB1 + _D2 = c und andererseits ~ = c, sein mufs, so\nM\nmufs auch cc, = C, d. h. gleich einer Konstanten sein. Kennt man C f\u00fcr ein Sinnesgebiet, so kann man f\u00fcr ein anderes c oder c, berechnen, wenn man einen dieser Werte kennt, oder man kann f\u00fcr das n\u00e4mliche Sinnesgebiet die Schwankungen, welche etwa die c zeigen, ausdr\u00fccken durch die entsprechenden Schwankungen von c,.\nAus dem Wert A = 4K berechnet sich die Schwelle der Methode\nder Minimal\u00e4nderungen nach den Formeln S = A (oder genauer:\ng__2KA \\ UI1C[ So= ^*~\u20191 . Allein nur dann, wenn die bei der Be-4B -f-\t2B \u2014 &\nurteilung des Unterschiedes der beiden Beize begangenen Fehler innerhalb der Schwelle liegen, ergeben beide Methoden denselben Schwellenwert. Die Methode der Gleichheits- und Ungleichheitsf\u00e4lle liefert unabh\u00e4ngig von dem Spielraum der \u00e4ufseren Fehler dieselbe durch die Bedingung r = 50 gekennzeichnete Schwelle. Die Gr\u00f6fse der zuf\u00e4lligen Fehler spiegelt sich in den Werten F wieder. Sind die Grenzwerte der Methode der Minimal\u00e4nderungen wesentlich verschieden, so geben die arithmetischen Mittel ungenaue Werte. Diese Grenzwerte entsprechen n\u00e4mlich solchen Werten B, und D, der Methode der Gleichheits- und Ungleichheitsf\u00e4lle, f\u00fcr welche die Zahl der F\u00e4lle U etwa 30 und 70, 20 und 80 u. s. w. ist. F\u00fcr solche Werte ist aber ti = \u2014 tlt und die Formel\nx giebt: S\u2014\tworin A = ^\tist. Um diese Nachteile , der\nMethode der Minimal\u00e4nderungen zu vermeiden, mufs man statt der\nFormel: S= \u2014\tdie vorstehenden Formeln (oder n\u00e4herungsweise\n2\ndas geometrische Mittel: B + S\u2014 V\"(B-j-D^)(R + B^] anwenden und die Punkte aufsuchen, bei denen der Vergleichsreiz etwa unter lOVersuchen 10 mal gr\u00f6fser erscheint und dann 10 mal gleich oder kleiner. Immerhin mufs man bei dieser Methode zwei bestimmte Werte B aufsuchen, w\u00e4hrend die Methode der Gleichheits- und Ungleichheitsf\u00e4lle zwei beliebige B zu verwenden gestattet.\nErreichen die Fehler bei Beurteilung des Unterschiedes der beiden Beize nicht den Betrag der Unterschiedsschwelle, so erh\u00e4lt man bei dem Verfahren Jastrows f\u00fcr die Schwelle {B = S) 100 richtige Urteile;","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nLitteraturbericht.\nerreichen die Fehler den Betrag 2<S, so ergehen sich 91 richtige Urteile ; erreichen sie den Wert 5S, so ergehen sich 70 richtige Urteile. Jastrow giebt als Grenzwerte die Zahlen 75 und 50% an, da er das GAUsssche Fehlergesetz nicht beachtet. Dem Wert 75 entspricht der wahrscheinliche Fehler f; die Schwelle S hat angen\u00e4hert den Wert 2F.\nDer zweite Teil meiner Abhandlung enth\u00e4lt eine experimentelle Begr\u00fcndung der theoretischen Entwickelungen auf Grund meiner Schallversuche (Philos. Studien, IV, S. 117\u2014160; 251\u2014291), der Versuche von Higier \u00fcber den Baumsinn der Netzhaut (Ebenda, VII, S. 232\u2014297) und der Versuche von C. Lorenz \u00fcber die Auffassung der Tondistanzen (Ebenda, VI, S. 26\u2014104). Diese s\u00e4mtlichen Versuche sprechen entschieden f\u00fcr die Brauchbarkeit der entwickelten Formeln. Die Ergebnisse von Higier insonderheit werden durch diese Behandlungsweise erst verst\u00e4ndlich. Eine grofse Eeihe von Aufgaben, welche die vorliegende Arbeit ber\u00fchrt, hat noch keine experimentelle L\u00f6sung gefunden.\nBaphael Dubois. \u201eAnatomie et physiologie compar\u00e9es de la pholade dactyle. Structure, locomotion, tact, olfaction etc., avec une th\u00e9orie g\u00e9n\u00e9rale des sensations.\u201c Paris, G. Masson. 1892. 167 Seiten und 15 Tafeln.\nDas mit Becht in der neuesten Zeit immer dringender empfundene Bed\u00fcrfnis, die Physiologie von allgemeineren und philosophischen Gesichtspunkten aus zu behandeln, betont auch der Verfasser sehr energisch. Von dem wichtigen, schon von Johannes M\u00fcller vertretenen, zum Nachteil der Physiologie aber seit einigen Jahrzehnten fast v\u00f6llig vergessenen Standpunkt ausgehend, dafs die Physiologie ebenso wie die Anatomie notwendig eine vergleichende sein m\u00fcsse, unternimmt er es, an einer nach seinen Erfahrungen besonders geeigneten Molluskenform den Mechanismus der verschiedenen sensiblen Elemente in Bezug auf seinen anatomischen Bau und seine physiologische Funktionen zu untersuchen, was ihn zu einer neuen Theorie f\u00fchrt \u00fcber die Art und Weise, wie der \u00e4ufsere Sinnesreiz den zentripetalen Sinnesnerven mitgeteilt wird.\nDas Versuchsobjekt (Pholas dactylus) ist eine zweiklappige Muschel und das f\u00fcr die Zwecke des Verfassers wichtigste Organ der Siphon, eine lange aus Verwachsung der beiderseitigen Mantelr\u00e4nder des Tieres entstandene B\u00f6hre, die als nacktes, kontraktiles Organ frei zwischen den hinteren Enden der beiden Schalenklappen hervorragt und an ihrem Ende kurze Tentakel tr\u00e4gt. Der Siphon ist an seiner ganzen Oberfl\u00e4che besetzt mit feinen Papillen, die unter einer Cuticula eine ununterbrochene Schicht pigmentierter Epithelzellen enthalten, welche nach innen zu durch wurzelf\u00f6rmige Ausl\u00e4ufer direkt mit einer Schicht kontraktiler Fasern in Verbindung stehen. Diese Epithelzellenschicht mit den daran h\u00e4ngenden Muskelfasern nennt Verfasser die \u201emyoepithe-","page":102}],"identifier":"lit15111","issued":"1893","language":"de","pages":"96-102","startpages":"96","title":"Theoretische und experimentelle Begr\u00fcndung der Fehlermethoden, Selbstanzeige. Wundts Philos. Studien, VII, S. 558\u2013629, VIII, S. 97\u2013137, 1892","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:44.548902+00:00"}