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{"created":"2022-01-31T16:59:50.869287+00:00","id":"lit15113","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Monakow, Constantin von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 105-110","fulltext":[{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n105\nD. Fermer. Vorlesungen \u00fcber-Hirnlokalisation. Deutsche autorisierte\nAusgabe von Max Weiss. Leipzig und Wien. Franz Deuticke. 1892.\n168 8.\nDie Litteratur \u00fcber die Lokalisationsfrage hat in den letzten Jahren derart an Umfang zu'genommen, dafs eine Orientierung f\u00fcr den Fernerstehenden kaum mehr m\u00f6glich ist. Eine gedr\u00e4ngte, aber sorgf\u00e4ltige Zusammenfassung des Stoffes ist l\u00e4ngst erw\u00fcnscht, und es war recht dankenswert von dem bekannten englischen Autor, dafs er sich einer solchen m\u00fchevollen Arbeit unterzogen hat. Verfasser gieht uns in sechs Vorlesungen, die er im \u00c4rztekollegium in London gehalten hatte, eine kurze Skizze \u00fcber die Entwickelung der Lokalisationslehre ; er w\u00e4gt auf Grund eigener und fremder Untersuchungen die Argumente f\u00fcr und wider die Existenz spezifischer Zentren ah und bekennt sich schliefslich im Prinzip als warmer Anh\u00e4nger solcher. Die Bearbeitung des bisher Bekannten l\u00e4fst hie und da an der n\u00f6tigen Sorgfalt und an einer richtigen kritischen W\u00fcrdigung der Beobachtungsresultate anderer, namentlich deutscher Forscher, zu w\u00fcnschen \u00fcbrig. Referent vermifst darin vor allem eine eingehende Ber\u00fccksichtigung der neueren anatomisch-histologischen Arbeiten (Golgi, Forel, His etc.) und in den eigenen Versuchsergebnissen des Verfassers neue Gesichtspunkte und eine gr\u00fcndliche allgemein anatomische Vertiefung. Nichtsdestoweniger wird das kleine Werk, das zweifellos eine gewisse L\u00fccke in der Litteratur ausf\u00fcllt, vielen willkommen sein,-und dies um so mehr, als Verfasser darin \u00fcber eine Reihe ganz neuer eigener Versuchsresultate (meist an Affen) berichtet.\nVerfasser geht zun\u00e4chst von vergleichend-anatomischen Gesichtspunkten, von der Betrachtung der allgemeinen Bedeutung des Grofshirns in der Wirbeltierreihe aus. Er konstatiert unter Wiedergabe der bekannten Arbeiten von Goltz, Steiner, Schrader u. a. die wachsende Bedeutung dieses Hirnteils in ' der Tierreihe aufw\u00e4rts, namentlich mit R\u00fccksicht auf die Sinnesth\u00e4tigkeit und Lokomotion. Die Ergebnisse nach Abtragung der Grofshirnhemisph\u00e4ren beweisen aber nichts, weder f\u00fcr noch gegen die Lehre von der Funktionslokalisation. Die Reizversuche an h\u00f6heren S\u00e4ugern, die von Hitzig und Fmtsch begonnen und namentlich in letzter Zeit und durch englische Forscher (Horsley, Sch\u00e4fer, Beevor etc.) fortgesetzt wurden, haben zu fruchtbaren und sch\u00f6n \u00fcbereinstimmenden Resultaten gef\u00fchrt; sie weisen mit Bestimmtheit auf eine scharfe Differentiation der Funktionen in der! Rinde hin. Bei den Reizerfolgen unterscheidet F. Bewegungs\u00e4ufserungen, die bedingt sind durch direkte Erregung der motorischen Rindenfelder und solche, die als eine infolge subjektiver Sensation auftretende Begleiterscheinung aufzufassen sind. Letztere treten nach Reizung sensorischer Felder auf. Die Methode der Abtragung habe wichtige und teilweise \u00fcbereinstimmende Erg\u00e4nzungen bez\u00fcglich der Lage der verschiedenen Felder gebracht, und ist Verfasser der Meinung, dafs in den kortikalen Regionen die Differentiation bei weitem ausgesprochener ist, als in den zugeh\u00f6rigen Segmenten z. B. der Zervikalanschwellung des R\u00fcckenmarks.\nBez\u00fcglich der Lokalisation der Sehz entren vertrat Verfasser vor","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nLitteraturbericht.\nJahren bekanntlich die Anschauung, dafs nur die Gyri angulares \u2022 die Sehsph\u00e4re repr\u00e4sentierten; jetzt h\u00e4lt er auf Grund neuer eigener Versuche und in \u00dcbereinstimmung mit Luciani und Sepilii und gegen M\u00fcnk die ganze Eegio occipito-angularis f\u00fcr das Sehzentrum in der Hirnrinde. Der Gyr. angular, entspreche aber der Stelle f\u00fcr das deutlichste Sehen und trete nur mit der entgegengesetzten Makula in Beziehung. Die von Sch\u00e4fer und Munk eingehender gew\u00fcrdigten Kopf- und Augenbewegungen nach Reizung der Occipitalrinde fafst Verfasser nur als Kennzeichen subjektiv erregter Gesichtsempfindungen beim Versuchstier auf, doch schliefst er sich der M\u00fcNKschen Annahme, dafs zwischen Hinterhauptswindungen und Oculomotoriuszentren radi\u00e4re und zentrifugale Fasern ausgebreitet seien, die diese Reizeffekte vermitteln, an. Die Rindenblindheit nach Entfernung beider FERRiEBSchen Sehsph\u00e4ren sei dauernd und der einzige zu beobachtende Defekt.\u2014Zu der von M\u00fcnk undSch\u00e4feb vertretenen Lehre von den Beziehungen der verschiedenen Netzhautsegmente zu besonderen Occipitalwindungen verh\u00e4lt sich Verfasser skeptisch, da nach seiner Erfahrung seihst nach ausgedehnter Zerst\u00f6rung der Hinterhauptslappen nicht eine Retinastelle absolut blind erscheint. Auch die Pathologie der sektorenf\u00f6rmigen Netzhautdefekte heim Menschen h\u00e4lt F. f\u00fcr eine Sache fraglicher Natur. Die experimentellanatomischen Resultate in dieser ganzen Frage werden nicht in Ber\u00fccksichtigung gezogen.\nDie Besprechung der H\u00f6rsph\u00e4re leitet Verfasser mit der Wiedergabe seiner fr\u00fcheren auch von anderen Autoren (Baginsky) teilweise best\u00e4tigten Reizversuche an der oberen Schl\u00e4fenwindung (dritte \u00e4ufsere Windung) ein. Nach einseitiger Reizung dieser Gegend richtet das Tier beide Ohren, als w\u00fcrde es erschrecke, auf. Neue Abtragungsversuche, an Affen unternommen (Verfasser und Yeo) zeigten, dafs wenn mit Ausnahme der oberen Schl\u00e4fenwindung der \u00fcbrige Teil des Schl\u00e4felappens abgetragen wurde, keine St\u00f6rung des H\u00f6rens auftrat; beiderseitige Abtragung der oberen Schl\u00e4fewindung schien aber Taubheit zu erzeugen. Ein in j\u00fcngster Zeit vom Verfasser operierter Affe, dem beiderseits die ganze Oberfl\u00e4che des Schl\u00e4felappens entfernt wurde und der f\u00fcnf Tage am Leben blieb, zeigte grofse Apathie und reagierte auf die lautesten Ger\u00e4usche nicht.\nEin zweiter in \u00e4hnlicherWeise operierter Affe, der f\u00fcnf Monate am Leben blieb, zeigte l\u00e4ngere Zeit das Bild totaler Taubheit, nach einigen Monaten konnte er etwas h\u00f6ren, wenigstens wurde seine Aufmerksamkeit in der Richtung der Laboratoriumst\u00fcre durch Ger\u00e4usche gefesselt, auch fehlten hei demselben die Ohrbewegungen nicht. Unter Ber\u00fccksichtigung auch der ScH\u00c4PERSchen negativen Resultate schliefst Verfasser aus diesen Versuchen, dafs selbst heim Affen eine rohe und einfache Form von H\u00f6rempfindungen durch Aktion untergeordneter Zentren m\u00f6glich sei.\nNach beiderseitiger Abtragung der Zone G v. Munk konnte Verfasser Sensihilit\u00e4tsst\u00f6rungen am Ohr ebenso wenig nachweisen wie am Auge nach Abtragung der Zone F v. M\u00fcnk. Die M\u00fcNKschen Versuche an der Zone B h\u00e4lt Verfasser f\u00fcr nicht beweisend, da die Tiere nur wenige Tage am Lehen geblieben waren. \u2014 Jede H\u00f6rsph\u00e4re trete mit","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n107\nbeiden Ohren in Beziehung. Die Lage jener beim Hunde sei derart, dafs sie von der sylvischen Furche durch die sylvische Windung getrennt sei. \u2014 Beim Menschen m\u00fcsse nach einer Zusammenstellung von Dr. Ewens, der unter 25 F\u00e4llen von Worttaubheit mit Ausnahme, eines Falles stets eine L\u00e4sion der oberen Schl\u00e4fenwindung nachweisen konnte, diese letztere Windung als H\u00f6rzentrum aufgefafst werden. (Seppilli.)\nDie durch die anatomischen Methoden gewonnenen Resultate hinsichtlich der Akustikusbahn und ihrer kortikalen Verkn\u00fcpfung werden nur fl\u00fcchtig und unter willk\u00fcrlicher Verwertung der Litteraturangaben gestreift und ziemlich kritiklos wiedergegeben; sie h\u00e4tten ebensogut weggelassen werden k\u00f6nnen.\nDie Zentren der taktilen Sensibilit\u00e4t und des Gemeingef\u00fchls werden leider ebenfalls ohne Ber\u00fccksichtigung der neueren histologischen TJntersuchungsergebnisse am R\u00fcckenmark (Mayser, Forel, His, Ramon, Lenhossek etc.) behandelt; der Operationserfolg seiner eigenen neuen Versuche wird deshalb vom Verfasser nicht richtig verstanden. Verfasser fand n\u00e4mlich, dafs Hemisektion des R\u00fcckenmarks unter Schonung des vorderen und hinteren Medianstrangs gekreuzte An\u00e4sthesie und Analgesie erzeuge, w\u00e4hrend quere Durchtrennung beider medialen Hinterstr\u00e4nge die taktile Empfindlichkeit und den Muskelsinn intakt lasse. Es schliefst hieraus, dafs die gesamte sensorische Leitungsbahn auf die andere Seite des R\u00fcckenmarks sich begebe, dafs sie weder im hinteren medialen, noch in der Kleinhirnseitenstrangbahn, noch im vorderen Seitenstrang verliefe, \u201esondern in unmittelbarer Verbindung mit der zentralen grauen Substanz\u201c aufsteige (wie? Ref.). Letztere anatomisch schwer verst\u00e4ndliche Annahme ist nach Meinung des Referenten zur Erkl\u00e4rung des negativen Erfolges nach Durchtrennung der Hinterstr\u00e4nge gar nicht notwendig, wenn man ber\u00fccksichtigt, dafs die hinteren Wurzeln in der mannigfaltigsten Weise in die graue Substanz (auch der gekreuzten Seite einstrahlen) derart, dafs jede Faser durch Kollaterale mit mehreren Etagen des R\u00fcckenmarks nach oben und unten in Verbindung gelangt. Da nun s\u00e4mtliche hintere Wurzeln im Grau des R\u00fcckenmarks blind endigen, kann die Verkn\u00fcpfung des R\u00fcckenmarks in kortikaler Richtung doch nur durch neue Fasermassen erfolgen. Der Anschlufs dieser sekund\u00e4r sensorischen Fasern wird aber mit R\u00fccksicht auf die soeben hervorgehobenen Momente an sehr verschiedenen und weit auseinander gelegenen Elementen des R\u00fcckenmarks erfolgen m\u00fcssen, und die M\u00f6glichkeit ist nicht von der Hand zu weisen, dafs in den verschiedensten Mantelfeldern des R\u00fcckenmarks zerstreut (d. h. nicht in geschlossenen B\u00fcndeln) sekund\u00e4re sensorische Fasern (Proj. syst. H. Ordnung) sich vorfinden. Nach Durchtrennung der hinteren medianen Str\u00e4nge bleiben f\u00fcr die reich verzweigten hinteren Wurzelfasern noch genug Wege \u00fcbrig, um das R\u00fcckenmarkgrau zu erreichen, daher der negative Operationserfolg des Verfassers. (Ref.)\nDer Anschlufs der sensorischen Bahn an das Grofshirn geschieht nach F, im verl\u00e4ngerten Mark durch die Schleife oder doch durch die Formatio reticularis. Der weitere Verlauf bis zum hinteren Teil der inneren Kapsel, die auch nach Verfasser sensibel ist, bleibt unklar;","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nLitteraturbericht.\njedenfalls enthalte das \u00e4ufsere Drittel des Pedunculus jene Fasern nicht; denn Durchschneidung dieses Abschnittes bei Affen beeintr\u00e4chtige die Sensibilit\u00e4t keineswegs. \u2014 Was die kortikale Ausbreitung der sensiblen Fasern anbetrifft, so sucht sie Verfasser auch jetzt noch, und ohne die widersprechenden Resultate von Luciani, Fusola und Seppilli zu ber\u00fccksichtigen, in der Gegend des Ammonshorns. Er st\u00fctzt sich dabei auf seine alten und jene im Jahre 1884 in Gemeinschaft mit Yeo unternommenen Versuche (Zerst\u00f6rung des \u00f6ccipitallappens und Ammonshorns durch Gl\u00fchdr\u00e4hte!). Nach Meinung des Verfassers treten Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen nach Zerst\u00f6rung der Rindenkonvexit\u00e4t nur dann ein, wenn der Hippocampus mitl\u00e4diert werde und im richtigen Verh\u00e4ltnis zum Umfang der L\u00e4sion der letzteren. Meist sei dabei die Sensibilit\u00e4t nur abgeschw\u00e4cht ; permanente An\u00e4sthesie trete nie ein.\nDie unter Mitwirkung von Hoesley und Sch\u00e4fer sp\u00e4ter fortgesetzten Versuche ergaben allerdings, dafs auch L\u00e4sion des Gyr. fornicatus Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen erzeuge. Nach einseitiger Abtragung dieser Windung trete absolute Analgesie und Unempfindlichkeit f\u00fcr taktile Reize, die aber nach sechs Wochen sich vermindere, ein. Hoesley und Sch\u00e4fer fanden, dafs jede ausgebreitete L\u00e4sion des Gyr. forn. eine ziemlich persistente Hemian\u00e4sthesie nach sich ziehe ; dieselbe treffe bald die ganze K\u00f6rper h\u00e4lfte, bald nur die obere oder die untere Extremit\u00e4t oder den Rumpf. Engere Beziehungen zwischen spezieller K\u00f6rpergegend und jenem Teile der Windung liefsen sich indessen nicht nachweisen. Mit R\u00fccksicht auf vorstehende Versuchsresultate schliefst nun Feeeier, der sich den Resultaten deutscher Autoren (Mdnck, Schiff etc.) gegen\u00fcber auffallend skeptisch verh\u00e4lt, dafs kein Schema der kortikalen Ausbreitung der sensorischen Bahn als zuverl\u00e4ssig betrachtet werden kann, wofern demselben nicht Beziehungen jener Bahn zur Rinde der Balkenwindung und des Ammonshorns (wir h\u00e4tten somit zwei sensorische Rindenzonen, deren gegenseitige Beziehungen unaufgekl\u00e4rt bleiben. Ref.) zu Grunde gelegt wird! Verfasser stellt diesen Satz auf, ohne ihn anatomisch n\u00e4her zu begr\u00fcnden und unbek\u00fcmmert um die vom Referenten festgestellte Thatsache, dafs nur Abtragung des Parietallappens Atrophie jener Rindenschleife, die Verfasser ja selbst f\u00fcr sensibel h\u00e4lt, sowie der Kerne der gekreuzten Hinterstr\u00e4nge zur Folge habe.\nHinsichtlich der Riech- und Geschmackzentren kommt Verfasser zu folgenden Ansichten. Da elektrische Reizung des Lobus hippocampi eigent\u00fcmliche Verdrehung der gleichseitigen Lippen und des Nasenfl\u00fcgels zur Folge habe, m\u00fcsse man die subjektiven Geruchsempfindungen dorthin verlegen. Von drei Affen, deren vordere Partien der beiden Temporallappen (unter Mitl\u00e4sionen) abgetragen wurden, \u00fcberlebte einer l\u00e4nger als drei Monate die Operation. Nach der zweiten Operation verriet das Tier Stumpfsinn, es nahm ungern spontan Nahrung zu sich, frafs aber ohne Widerwillen Aloe, S\u00e4gesp\u00e4ne, Chinin etc. und zeigte sich auch Ger\u00fcchen gegen\u00fcber indifferent. Nach drei Monaten liefs es aber wieder Spuren von Geschmacksempfindung erkennen. In den vorderen Partien des Lobus hippocampi m\u00fcsse daher die Riech-und Geschmacksph\u00e4re gesucht werden. Ueber den Sektionsbefund","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n109\nseiner Versuchstiere berichtet aber Verfasser leider nur ganz kurz und ungen\u00fcgend.\nDie letzte Vorlesung ist der Betrachtung der physiologischen Bedeutung der Umgehung der EoLAKDSchen Furche gewidmet. Verfasser beobachtete hei Affen mit Entfernung der sogen, motorischen Zone gekreuzte Hemiplegie und Facialisl\u00e4hmung mit Kontraktur, auch konjugierte Deviation, aber nie die leisesten Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen (entgegen M\u00fcnks Angaben). Bei Abtragung des oberen Abschnittes der Zentralwindungen zeigt sich L\u00e4hmung des gekreuzten Beins, w\u00e4hrend Entfernung der Mitte der aufsteigenden Parietalwindung L\u00e4hmung der Hand und Parese des Vorderarms bei ungeschw\u00e4chter Schulter produziert (\u00e4hnliche Beziehungen wurden schon l\u00e4ngst von Hitzig nachgewiesen). Als Zone f\u00fcr den Rumpf m\u00fcsse nach den Versuchen von Horsley und Sch\u00e4fer der Gyr. marginalis angesehen werden; nach beiderseitiger Entfernung desselben liegt das Tier mit dem Gesicht zur Erde und vermag sich nicht aufzurichten. Der Rumpf sei wie der obere Fazialis, die Kehlkopfmuskeln etc. bilateral vertreten. Letzteres komme u. a. auch durch die sekund\u00e4re Degeneration zum Ausdruck : denn, w\u00e4hrend im Gefolge der L\u00e4sion der \u00fcbrigen motorischen Zone nur auf der gekreuzten Seite Pyramidendegeneration sich beobachten lasse, ziehe L\u00e4sion der Marginalwindung doppelseitige Degeneration im R\u00fcckenmark nach sich (Sherrington).\n: Au\u00e7h die klinische Beobachtung vermag nicht gen\u00fcgende Beweise zu erbringen, dafs die motorischen Zentren und die Zentren der taktilen und allgemeinen Sensibilit\u00e4t irgendwie genau zusammenfallen, wie es Flechsig annimmt. Von 284 F\u00e4llen von L\u00e4sionen der RoLANDschen Zone, die Verfasser zusammenstellen liefs, wurde in 100 F\u00e4llen das Verhalten der Sensibilit\u00e4t verschwiegen und in 121 F\u00e4llen war die Sensibilit\u00e4t int\u00fckt. Der Lob. par. infer, d\u00fcrfe nach Erfahrungen des Verfassers nicht 3,1s kortikales Zentrum f\u00fcr den Muskelsinn (Nothnagel) aufgefafst werden; bei L\u00e4sion jenes Lobus w\u00fcrden h\u00e4ufig die sensorischen B\u00fcndel der inneren Kapsel, mitergriffen, und in dieser Mitl\u00e4sion sei die St\u00f6rung des Muskelsinnes zu suchen. Nach F.s Meinung m\u00fcssen die Zentren der Empfindungen, welche Muskelaktion begleiten, von den Rindenzentren, mittelst welcher Bewegungsakte vollf\u00fchrt werden, gesondert werden. Motorische Rindenzentren sind nicht Zentralst\u00e4tten der allgemeinen Sensibilit\u00e4t, auch nicht des Muskelgef\u00fchls, sie sind rein motorischer Natur, obwohl funktionell und organisch mit den sensorischen Zentren verkn\u00fcpft (alte Ansicht von F., deren Schw\u00e4che bereits in dem ausf\u00fchrlichen Werke von Fran\u00e7ois Franck1 richtig hervorgehoben wurde. Ref.). \u00dcber den anatomischen Zusammenhang der motorischen Zone und der Marginal- und Hippocampuswindung weifs Verfasser wenig zu berichten, auch vermag er seine Auffassung bez\u00fcglich der funktionellen Bedeutung dsr letztgenannten Windungen durch pathologische Beobachtungen am Menschen nicht zu st\u00fctzen. , Referent konnte dagegen in zwei F\u00e4llen von alter L\u00e4sion des Ammonshorns und des Gyr, hippocampi keine Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen beobachten. .\n1 Le\u00e7ons sur les fonctions motrices du cerveau. Paris 1887.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nL i t fera turberich t.\nDie Abtragung der postfrontalen Gegend bei Affen weist darauf bin, dafs dieser Rindenteil mit seitlichen Kopf- und Augenbewegungen in Beziehung stehe, und Reizung dieser Partie habe \u00d6ffnen der Augen, konjugierte Deviation und seitliche Drehung des Kopfes zur Folge, Die pr\u00e4frontalen Gegenden haben die gleichen funktionellen Beziehungen wie die postfrontalen. Andere Symptome nach Abtragung des Frontallappens, wie z. B. Gesichtsst\u00f6rungen (Hitzig) konnte Verfasser nie beobachten; den Anschauungen von M\u00fcnk, dafs die Frontalgegend die sensorische Sph\u00e4re des Rumpfes sei, widersprechen \u00fcbrigens nicht nur des Verfassers Versuche, sondern auch diejenigen von Horsley, Sch\u00e4fer, Hitzig u. a. Was den psychischen Defekt nach Abtragung der Frontallappen anbetrifft (Goltz, Hitzig), so ist Verfasser der Meinung, dafs er diesen zuerst herausgefunden habe; die in dieser Weise operierten Tiere zeigten ein Unverm\u00f6gen, Objekte zu sehen, welche nicht zuf\u00e4llig in ihr Gesichtsfeld fielen; dies deute auf den Verlust psychischer Konzentration, die ja in engster Beziehung zu den willk\u00fcrlichen Bewegungen der Augen stehe.\tC. v. Monakow (Z\u00fcrich).\nA. L. Smith. Der Linsenmesser der \u201eGenfer optischen Gesellschaft\u201c.\nKnapp und Schweiggers Archiv f. Augenheilkunde. Bd. XXV., S. 131 bis 135 (1892).\nEs wird ein offenbar sehr handliches, einfaches und praktisches Instrument beschrieben, welches dazu bestimmt ist, rasch und genau die St\u00e4rke jeder Art von Linsen, sowie die Axenlage von Zylindergl\u00e4sern anzugeben. Die Oberfl\u00e4che einer Linse wird gegen drei Stahlspitzen angedr\u00fcckt, von denen die mittlere beweglich ist. Wird diese Stahlspitze herabgedr\u00fcckt, so zeigt ein Zeiger auf einem Zifferblatt die Dioptrien an.\nKnapp betrachtet in \u201eErg\u00e4nzenden Bemerkungen\u201c zu obigem das Instrument als unentbehrliche Erg\u00e4nzung des Brillenkastens. Es ergab die Pr\u00fcfung sehr genaue Resultate.\tR. Greeff.\nF. P\u00f6ller. Experimental-Beitr\u00e4ge zur Myopie-Hygiene. Arch. f. Hygiene. XIII. S. 335-343. (1892.)\nEine Versuchsperson las, auf einem hochlehnigen Stuhl vor einem Lesepult sitzend, 5 mm hohe, dreistellige Ziffern, die immer an derselben Stelle in einem Ausschnitt sichtbar wurden. Ein Metallring, am Kopfe befestigt, verband leitend zwei im Bogen vom Pult zur Lehne laufende Neusilberdr\u00e4hte. Eine stromliefernde Batterie und ein Galvanometer mit umgerechneter Skala waren in solcher Weise damit verbunden, dafs der Beobachter im Fernrohr gleich die Sehweiten ablesen konnte, indem die Widerstands\u00e4nderung in der Leitung beim Ann\u00e4hern des Kopfes an das Pult allein auf die Magnetnadel wirkte. (Apparat von Sch\u00fctz, ver\u00f6ffentlicht in Wiedemanns Annalen). Verfasser liefs die Versuchsperson drei Stunden hindurch lesen, wobei alle sechs Sekunden die Sehweite festgestellt wurde. Von zwanzig dieser ersten Ablesungen wurde","page":110}],"identifier":"lit15113","issued":"1893","language":"de","pages":"105-110","startpages":"105","title":"D. Ferrier: Vorlesungen \u00fcber Hirnlokalisation. Deutsche autorisierte Ausgabe von Max Weiss. Leipzig und Wien, Franz Deuticke, 1892","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:59:50.869293+00:00"}